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Ein unmöglicher Mord - Der Mord

von jörg ratgeb

Da ich die Wohnung schon einmal betreten hatte (vorgestern beziehungsweise morgen), konnte ich mich noch gut an einige Details erinnern. Dass der Eingangsbereich allerdings so klein gewesen war, hatte ich wohl verdrängt. Ich stand an den hässlichen, schwarzen Kleiderständer gedrängt in einer Ecke und versuchte krampfhaft, mich keinen Millimeter zu bewegen. Hatchworthy stand direkt neben mir und schloss die Wohnungstür. Er war mir so nah, dass ich seine Bewegungen spüren konnte. Es schien mir völlig absurd, dass er keinerlei Notiz von mir nahm, dass er mich nicht sehen konnte. Hatchworthy zog seinen Mantel aus und warf ihn teils über den Kleiderständer, teils über mich. Glücklicherweise hatte er sich dabei schon umgedreht und war in das Wohnzimmer verschwunden, denn sonst hätte er gesehen, dass sein Mantel seltsam ausgebeult über dem Kleiderständer hing. Ich kroch unter dem Mantel hervor und trat ebenfalls durch die Zwischentür. Irgendetwas kam mir anders vor als bei meinem ersten Besuch, doch ich wusste nicht was. Ich ließ meinen Blick über das Sofa und den alten Röhrenfernseher, den Essbereich und die kleine Küchenzeile schweifen. Nein, da war alles genauso wie ich es in Erinnerung hatte. Nur saß Hatchworthy diesmal nicht tot auf dem Sofa. Er stand vor einem kleinen Kühlschrank und hatte eine Flasche in der Hand. Ich drehte mich um und sah zum Eingangsbereich zurück - und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. In die Zwischentür, die den Eingangsbereich von der restlichen Wohnung trennte, war eine Glasscheibe eingelassen. Als ich mich mit Burt getroffen hatte, um den Tatort zu untersuchen, war die Scheibe gesprungen gewesen. Jetzt aber war sie völlig makellos und ohne einen einzigen Kratzer. Und das hieß, so schloss ich im Bruchteil einer Sekunde, dass die Glasscheibe in den kommenden vierundzwanzig Stunden zu Bruch gehen würde. Wer auch immer kommen würde, um Hatchworthy zu ermorden, er hatte doch eine Spur hinterlassen. Ich nahm mir vor, mich nicht vor der Zwischentür zu verstecken.
Hatchworthy nahm mehrere große Schlucke aus der Flasche, stellte sie dann auf den mickrigen Esstisch und warf sich anschließend auf das Sofa. Ich schlich auf Zehenspitzen an ihm vorbei und begutachtete die Flasche. Da ich Polizist war, beschlich mich einfach in jeder Situation eine furchtbare Neugier. Ich wollte wissen, was Hatchworthy getrunken hatte. Vielleicht war ja Alkohol im Spiel. Das Etikett der Flasche war mir unbekannt. In dem recht dunklen Raum konnte ich schlecht lesen, was darauf geschrieben stand, doch ich konnte zumindest das Wort Kürbissaft entziffern. Ich hatte ja schon von so einigen Säften gehört - Orangensaft, Apfelsaft, Bananensaft, Tomatensaft - aber dass es Menschen gibt, die Kürbissaft trinken, war mir bis zu diesem Tag nicht bekannt gewesen. Ich ging so vorsichtig wie möglich zum Fenster und setzte mich mit dem Rücken zur Wand auf den Boden. An dieser Stelle war ich recht sicher. Wenn Hatchworthy wieder vom Sofa aufstehen würde, würde er auf jeden Fall auf der anderen Seite des Sofas vorbeigehen - egal ob er zur Küchenzeile, ins Schlafzimmer oder auf die Toilette ginge. Mittlerweile hatte Hatchworthy den Röhrenfernseher eingeschaltet. Das Bild flimmerte grauenvoll. Burt hätte pausenlos geflucht, wenn er auf dieser Kiste Fußball hätte schauen müssen. Und ich wahrscheinlich auch. Hatchworthy ließ sich jedoch von der miesen Bildqualität nicht stören und starrte konzentriert auf den Bildschirm. Meine Sicht war durch die linke Lehne des Sofas ein wenig verdeckt, doch ich erkannte genug, um feststellen zu können, dass sich Hatchworthy doch tatsächlich Coronation Street ansah. Trotz meiner bedrohlichen Lage konnte ich mir unter dem Tarnumhang ein Grinsen nicht verkneifen. Coronation Street ist eine britische Seifenoper, die seit über fünfzig Jahren auf dem Fernsehsender ITV ausgestrahlt wird. Ich musste sie also bereits mein ganzes Leben lang ertragen. Einem Zauberer wie Hatchworthy hätte ich da schon etwas mehr Geschmack zugetraut. Da sich mein Interesse an den Geschehnissen in Weatherfield in Grenzen hielt, reckte ich meinen Kopf leicht in die Höhe und sah aus dem Fenster.
Die Sonne schien immer noch, doch am Horizont, hinter den vielen Sozialwohnblocks von Elephant and Castle, zeichneten sich einige dunkle Wolken am Himmel ab. Auf der Falmouth Road, die ich von hier aus sehen konnte, stritten zwei Jugendliche miteinander. Beide hatten ziemlich lange T-Shirts an und ihre Hosen schienen besonders stark auf die Erdanziehungskraft zu reagieren. Solche Typen konnte ich leiden. Meistens taten sie nur so, als wären sie die Allergrößten. In Wirklichkeit machten sie sofort die Fliege, wenn ein Polizist auch nur in ihre Nähe kam. Einmal war ich in Greenwich spazieren gegangen und hatte im Park drei Exemplare dieser Spezies gesehen, wie sie Drogen an vierzehnjährige Jungs vertickten. Ich war nicht im Dienst gewesen und hatte ihnen deshalb zu Beginn lediglich gesagt, sie sollten das doch bitte sein lassen.
"Scher' dich um dein' eignen Dreck!", hatte einer gesagt und währenddessen einem kleinen Jungen einen Zwanzig-Pfund-Schein abgenommen.
"Ihr wisst, dass der Konsum sowie der Verkauf von Drogen verboten ist?", hatte ich gefragt.
"Is' uns doch egal!", hatte der zweite Volldepp gefragt. "Is' doch kein Bulle unterwegs..."
Da hatte ich grinsen müssen und anschließend voller Vergnügen meine Dienstmarke vorgezeigt. Plötzlich waren die drei Halbstarken gar nicht mehr so vorlaut gewesen. Vielmehr hatten sie ihre Beine in die Hände genommen und waren auf und davon gerannt. Ich hatte sie wenig später wiedergefunden - bei der Mama von Volldepp Nummer drei. Wie gesagt: Solche Typen kann ich leiden.
Die zwei in der Falmouth Road schienen sich wegen eines Mädchens zu streiten, denn beide sahen immer wieder zu einem Fenster des gegenüberliegenden Hauses hinauf, aus dem eine hübsche Blondine herausschaute. Sobald einer der beiden etwas gesagt hatte, blickte er siegessicher zu der Angebeteten hinauf und spielte mit den Muskeln. Dann war der andere dran. Der Hahnenkampf um die Henne war eigentlich ganz lustig anzusehen, bis die beiden handgreiflich wurden und sich gegenseitig blutige Lippen verpassten. Das Mädchen schrie etwas, riss das Fenster schwungvoll zu und war nicht mehr zu sehen. Da es nun keinen Grund mehr für die Angeberei gab, ließen die beiden Typen voneinander ab und gingen davon. Während ich noch darüber nachdachte, was Männer (oder pubertäre Jungs, die sich für Männer hielten) machten, um Frauen zu beeindrucken, stand Hatchworthy auf und schlurfte zur Badezimmertür. Ich schrak gewaltig zusammen, da ich schon fast vergessen hatte, dass ich mich in der Wohnung eines Zauberers versteckte. Hatchworthy ließ die Badezimmertür einen Spalt breit offen. Er dachte, er sei alleine in der Wohnung, deshalb fürchtete er offensichtlich nicht, dass er beim Pinkeln beobachtet werden könnte. Ehrlich gesagt war ich auch überhaupt nicht erpicht darauf, den Toilettengang von Hatchworthy zu begutachten. Ich nutzte allerdings die Gelegenheit und schlich zu dem kleinen Kühlschrank. Leise öffnete ich ihn. Er war fast komplett leer, nur ein einzelner Schokoladen-Donut lag im obersten Fach. Ich schnappte mir das Gebäck, da ich fürchtete, dass mein Magen demnächst knurren und so meine Anwesenheit verraten könnte, schloss den Kühlschrank wieder und setzte mich erneut unter das Fenster.
Der Donut schmeckte gut und mein Magen schien ihn - Gott sei Dank - auch behalten zu wollen. Deshalb machte ich mir es im Schutz des Tarnumhangs so gemütlich wie es unter dem Fenster eben nur möglich war und war gleich etwas besser gelaunt. Aus dem Badezimmer ertönte das Geräusch einer Toilettenspülung und wenige Augenblicke später kam Hatchworthy ins Wohnzimmer zurück und warf sich wieder auf das Sofa.
Es war nicht wirklich spannend. Ich saß zusammengekauert und unsichtbar unter dem Fenster, Hatchworthy schaute sich eine Seifenoper nach der anderen an. Ich hatte nicht erwartet, dass ich übermäßig viel Action zu sehen bekäme, bevor der Mörder auftauchen würde. Doch ein klein wenig Zauberei (oder so etwas in der Art) wäre ganz unterhaltsam gewesen. So aber war es doch ziemlich öde. Als es draußen vor dem Fenster schon langsam dunkel wurde, stand Hatchworthy auf, schaltete den Fernseher aus und ging ins Schlafzimmer. Obwohl es noch nicht sehr spät sein konnte, musste auch ich kämpfen, um nicht einzuschlafen. Zudem war mein Mund ziemlich trocken, da ich seit meinem Frühstück, das ich ja zur Hälfte ins Spülbecken gekotzt hatte, nichts mehr getrunken hatte. Ich stand auf und griff nach der Flasche mit Kürbissaft, die noch angebrochen auf dem Esstisch stand. Ich nahm einen Schluck. Das Getränk schmeckte erstaunlich gut. Ich nahm mir vor, Kingsley zu sagen, er solle mir mal ein paar Flaschen vorbeibringen. Ich wollte gerade noch einen Schluck nehmen, als Hatchworthy in der Schlafzimmertür auftauchte. Schnell zog ich mich zum Fenster zurück, die Kürbissaft-Flasche immer noch in der Hand unter dem Tarnumhang. Ich hoffte inständig, dass Hatchworthy nicht plötzlich Durst bekommen hatte und nach seinem Kürbissaft schauen würde. Was würde er tun, wenn er bemerken würde, dass auf dem Tisch gar keine Flasche mehr stand? Hatchworthy verschwand im Eingangsbereich, tauchte nach wenigen Augenblicken wieder auf und warf einen Blick in Richtung Küchenzeile und Esstisch. Mein Herz rutschte in die Hose. Einen Moment lang stand Hatchworthy regungslos da, dann ging er erneut ins Schlafzimmer und schloss die Tür. Ich atmete tief durch, nahm einen letzten Schluck Kürbissaft und stellte die Flasche anschließend wieder auf den Esstisch. Dann nahm ich zum vierten Mal meinen Platz unter dem Fenster ein.
Die Stunden vergingen und nichts passierte. Hatchworthy schnarchte im Schlafzimmer, ich saß an der Wand und hatte unerträgliche Rückenschmerzen. Ich schaute aus dem Fenster, doch mittlerweile war es so dunkel geworden, dass ich trotz der Straßenbeleuchtung wenig erkennen konnte. Jedoch war seit dem Streit der beiden Jugendlichen um die hübsche Blondine auf der Falmouth Road auch nichts mehr passiert. Über dem Röhrenfernseher hing eine billig aussehende Uhr an der Wand. Der Sekundenzeiger war kaputt und bewegte sich nicht mehr. Allerdings hatte ich beobachtet, dass der Minuten- und der Stundenzeiger dennoch einwandfrei funktionierten. Die Uhr zeigte kurz vor fünf Uhr morgens an. Ich versteckte mich also bereits mehr als sechzehn Stunden in Hatchworthys Wohnung. Obwohl ich kaum etwas getrunken hatte, verspürte ich den Drang, pinkeln zu müssen. Ich biss mir auf die Lippen. Noch nie in meinem Leben war mir der Harndrang so unrecht gewesen. Mir war klar, dass ich nicht auf die Toilette gehen konnte. Hatchworthy würde die Toilettenspülung hören oder aber mein Geschäft in der Toilettenschüssel sehen. Ich musste also durchhalten bis der Mörder Hatchworthy umgebracht hatte und wieder verschwunden war. Als hätten meine Gedanken das Stichwort für das weitere Drehbuch gegeben, klopfte es genau in diesem Moment an der Wohnungstür. Ich erstarrte. Meine Nackenhaare stellten sich auf und mir liefen kalte Schauer über den Rücken. Wie aus dem Nichts hatte ich wahnsinnige Angst. In genau diesem Augenblick stand ein Kerl vor der Wohnungstür, der in den nächsten zwei Stunden einen Mord begehen würde. Oder zwei Morde, falls er mich entdecken sollte. Es klopfte erneut an der Tür. Das Schnarchen im Schlafzimmer erstarb. Hatchworthy war aufgewacht. Wieder klopfte es. Hatchworthy kam aus dem Schlafzimmer, streckte sich, gähnte ausgiebig und ging dann in den Eingangsbereich.
"Wer ist da?", fragte Hatchworthy mit seiner dünnen, krächzenden Stimme.
"Ich bin's, Jugson. Mach auf, Adam. Hier draußen is' es verdammt kalt!", hörte ich eine tiefe, knurrende Stimme.
Hatchworthy entriegelte die Wohnungstür und öffnete sie. Ich spürte sofort einen kalten Luftzug. Ein paar Sekunden später war die Tür wieder verriegelt und Hatchworthy war in Begleitung eines anderen Mannes in das Wohnzimmer zurückgekehrt. Er trug einen langen, schwarzen Reiseumhang, hatte eine kurze Militärfrisur und ein grobschlächtiges Gesicht. Er war noch etwas größer als Hatchworthy, der mich schon fast um einen Kopf überragte, und deutlich stämmiger. Die beiden setzten sich auf das Sofa und sahen sich an.
"Willst du deinen Umhang nicht ablegen, Jugson?", fragte Hatchworthy.
"Später vielleicht, muss mich erst aufwärmen", grunzte Jugson.
"Wie komme ich zu so spätem Besuch? Weißt du, wie spät es ist?", wollte Hatchworthy wissen.
Jugson schnaubte. "Bist doch sowieso den ganzen Tag am Pennen, hab ich nich' recht, Adam? Verkriechst dich doch hier drin!"
"Ich habe meine Gründe, weshalb ich die Wohnung kaum verlasse."
"Du versteckst dich hier, weil du Angst hast. So einfach isses!", murrte Jugson. Er zog eine kleine Pfeife und ein dünnes Stück Holz, das ich als Zauberstab wiedererkannte, aus seinem Umhang. Er tippte mit dem Zauberstab auf die Pfeife, aus der umgehend weiße Rauchwölkchen pafften.
Hatchworthy rutschte etwas unruhig auf dem Sofa herum und sah immer wieder zur Wohnungstür. Ahnte er bereits, dass er in Gefahr schwebte?
"Hast du was zu essen da?", fragte Jugson. "Hab verdammt nochmal 'nen verdammten Hunger!"
"Im Kühlschrank ist noch ein Schokoladen-Donut", sagte Hatchworthy und zeigte mit der rechten Hand auf den kleinen Kühlschrank, der nicht weit von mir stand.
Ich schluckte. Ich hatte den Donut gegessen. Würden die beiden Zauberer mich jetzt entdecken? Ich versicherte mich zum ungefähr fünfzigsten Mal an diesem Tag, dass der Tarnumhang auch wirklich jeden Millimeter meines Körpers bedeckte und hielt den Atem an. Jugson war aufgestanden und zum Kühlschrank gegangen. Ich nahm aus seiner Richtung den Geruch von Rauch und Alkohol wahr.
"Da is' kein Donut drin!", knurrte er.
Hatchworthy runzelte die Stirn. "Hm, komisch. Ich dachte, dass ich noch einen übrig gelassen hätte."
"Hast noch was anderes da?"
"Ich wollte morgen einkaufen gehen", sagte Hatchworthy.
"Lungerst den ganzen Tag hier rum und hast nichts zu essen da, unglaublich", meinte Jugson und schlurfte zurück zum Sofa.
"Also, warum bist du hier, Jugson?", fragte Hatchworthy. "Du weißt ganz genau, dass ich euch nicht sehen will."
"Die Frage ist doch, warum du uns nich' mehr sehen willst", sagte Jugson und paffte mehrere Rauchwölkchen in den Raum. "Du musst doch einsehen, dass wir es nich' mehr machen können!"
Hatchworthy schüttelte den Kopf. "Ach hör doch auf. Natürlich könnt ihr es noch machen!"
"Es is' zu gefährlich. Wir würden riskieren, dass die Rote Spur auffliegt und alle Mitglieder festgenommen werden", knurrte Jugson, der allmählich zorniger zu werden schien.
Ich hatte die Bezeichnung Rote Spur schon einmal gehört. Kingsley hatte sie mir gegenüber erwähnt, als er mich in dem Raum mit der Glühbirne über die magische Welt aufgeklärt hatte. Eine Bewegung, die mit brutalen Methoden versuchte, das Zaubereiministerium zu stürzen. Laut Kingsley hatte Hatchworthy ihr bis vor einem Monat angehört.
"Der Plan ist absolut perfekt. Die würden rein gar nichts mitkriegen bis er ausgeführt ist", sagte Hatchworthy, der mindestens genauso wütend wie Jugson war.
"Pyrites is' da anderer Meinung", meinte Jugson.
"Komm mir nicht mit Pyrites", fauchte Hatchworthy. "Was glaubst du, warum ich vor einem Monat abgehauen bin? Der hat doch einfach nur Angst!"
"Er hat einfach nur recht, Adam!"
Hatchworthy stand auf. "Warum bist du hier, Jugson? Willst du mir nur sagen, dass ihr es nicht mehr machen könnt?"
Auch Jugson erhob sich. "Ich bin hier, weil Pyrites sichergehen will, dass du es nicht machst!"
Hatchworthy lachte. Es war ein schauriges, krächzendes Lachen, bei dem sich meine Nackenhaare erneut aufstellten.
"Und da schickt er ausgerechnet dich?", lachte Hatchworthy.
"Er schickt mich, weil er weiß, dass ich dich gut kenn, Adam!", entgegnete Jugson.
"Wenn du mich so gut kennst, wie du meinst, was denkst du dann? Werde ich es machen?"
"Nicht, wenn ich es verhindere!", sagte Jugson ruhig.
Hatchworthy zog die Augenbrauen hoch. Seine Stimme klang spöttisch. "Oho. Willst du mich umbringen? Einfach so umlegen?"
"Ich werd dein Gedächtnis verändern, wenn es sein muss", sagte Jugson und paffte erneut mit der Pfeife.
"Setzen wir uns wieder hin, Jugson. Reden wir nochmal drüber", schlug Hatchworthy vor und deutete auf das Sofa. Die beiden Zauberer setzten sich gleichzeitig, ließen sich aber zu keiner Zeit aus den Augen.
Mein Herz trommelte gegen meinen Brustkorb. Ich hoffte, dass die beiden die hektischen Schläge nicht hören konnten. Ich war unheimlich nervös. Jeden Augenblick konnte es soweit sein. Jeden Augenblick konnte Jugson Hatchworthy töten.
Jugson räusperte sich. "Adam, sieh doch ein, dass jetzt nich' der richtige Zeitpunkt is', um es zu machen. Wir müssen noch warten."
"Wie lange wollt ihr denn noch warten?", stöhnte Hatchworthy. "Wir warten schon seit drei Jahren!"
"Wenn es nötig is', dann warten wir nochmal drei Jahre..."
"Es ist nicht nötig!", fauchte Hatchworthy.
"Du kannst doch nich' ernsthaft glauben, dass du es in nächster Zeit machen kannst. Der Plan is' nich' ausgereift genug!"
"Ich habe den Plan angepasst."
"Nehmen wir mal an, dass der Plan nun tatsächlich ausführbar wär': Wann willst du es machen?"
"In einer Woche", sagte Hatchworthy. "Ich werde in einer Woche den Zaubereiminister töten!"
Ich saß da wie vom Blitz getroffen. Kingsley hatte völlig falsch gelegen. Hatchworthy war bei der Roten Spur nicht ausgetreten, weil ihm deren Aktionen zu brutal gewesen waren oder weil ihm der Plan missfiel, den Zaubereiminister zu töten. Nein, er war ausgestiegen, weil er der Einzige gewesen war, der diesen Plan weiterhin verfolgen wollte. Hatchworthy wollte den Zaubereiminister umbringen. In einer Woche. Ich wusste nicht so recht, was ich denken sollte. Doch dann fiel mir ein, dass Hatchworthy ja selbst getötet worden war. Er würde seinen Plan also nie in die Tat umsetzen können. Und wir hätten den Fall gelöst. Kingsley könnte sich auf die Suche nach Jugson und den restlichen Mitgliedern der Roten Spur machen, und ich könnte mit Burt wieder stinklangweilige und völlig gewöhnliche Einbrüche aufklären.
"Ich rate dir davon ab, es zu machen", sagte Jugson und steckte seine Pfeife wieder in den Mantel.
"Ich danke dir für deinen hilfreichen Ratschlag", meinte Hatchworthy sarkastisch, "aber ich entscheide selbst, was ich machen werde."
"Kann ich deine Toilette benutzen?", fragte Jugson plötzlich.
"Ja, klar", antwortete Hatchworthy, der etwas verwundert schien aufgrund des unerwarteten Themenwechsels.
Jugson stand auf und verschwand im Badezimmer. Ich betrachtete Hatchworthy genauer. Er wirkte selbstbewusst und überzeugt von seinem Plan. Nun verstand ich auch, warum er mir in der U-Bahn so ruhig und gelassen vorgekommen war. Er hatte sich nie vor seinen ehemaligen Mitstreitern gefürchtet. Er hatte nie Angst gehabt, dass sie ihn aufsuchen würden, um mit ihm eine Informationsquelle aus dem Weg zu räumen. Ich hörte, wie sich Jugson im Badezimmer die Hände wusch und bereitete mich auf das vor, von dem ich vermutete, dass es nun passieren würde. Ich glaubte, dass Jugson nur deshalb ins Badezimmer gegangen war, weil er Hatchworthy aus dem Hinterhalt ermorden wollte. Als sich die Badezimmertür öffnete, hielt ich den Atem an.
"Sag mal, Adam, in dem Tagespropheten, der in deinem Badezimmer liegt, heißt es, dass sich der Minister jeden Tag 'ne Muggel-Zeitung besorgt. Is' das dein angepasster Plan? Willst du ihn töten, wenn er sich 'ne Zeitung kauft?"
"Das habe ich versucht", sagte Hatchworthy. "Aber leider schluckt der Mistkerl jeden Tag Vielsafttrank. Ich habe ihn also nie erkannt."
Jugson setzte sich erneut neben Hatchworthy auf das Sofa. Ich hatte mich geirrt. Ich war fest davon ausgegangen, dass er Hatchworthy in diesem Moment ermorden würde.
"Was sagt Pyrites sonst so? Außer dass ich es nicht machen soll?", fragte Hatchworthy und sah Jugson interessiert an.
"Er sagt, dass er dir die Hölle heiß machen wird, wenn wir wegen dir auffliegen", antwortete Jugson.
Hatchworthy lachte. "Ob er das dann noch schafft?"
Auch Jugson begann zu lachen. Ich traute meinen Augen kaum. Ganz plötzlich verstanden sich die beiden Zauberer wieder bestens. Ich fragte mich, wodurch Jugson einen erneuten Stimmungswandel erfahren würde, sodass er Hatchworthy umbringen würde. Oder hatte ich die Vergangenheit etwa schon beeinflusst? Würde Jugson Hatchworthy gar nicht mehr umbringen? Lag es daran, dass ich den Schokoladen-Donut gegessen hatte? Oder war mein Zusammenstoß mit der attraktiven Frau in der U-Bahn schuld? Was hatte ich getan?
"Trägt Pyrites immer noch diese dämlichen, weißen Seidenhandschuhe?", wollte Hatchworthy wissen.
"Was denkst du denn? Is' doch erst ein Monat her, seit du weg bist. Da wird er die Dinger nich' abgelegt haben", sagte Jugson.
Hatchworthy grinste und schüttelte den Kopf. "Ich habe noch nie verstanden, warum er die Handschuhe trägt."
"Is' halt so 'ne Macke von ihm. Hat jeder, so 'ne Macke", meinte Jugson. "Ich zum Beispiel, ich steh' jeden Morgen gleich zweimal unter die Dusche."
"Riechst aber nicht so!", sagte Hatchworthy und prustete vor Lachen.
"War ja auch ein Scherz", sagte Jugson und stimmte in Hatchworthys Lachen ein.
Die Wanduhr über dem Röhrenfernseher zeigte mittlerweile halb sieben an. Hatte Mrs Cotteridge, die alte Nachbarin, nicht gesagt, dass sie noch vor sieben Uhr einen Schrei gehört hatte? Sobald die Uhr Punkt sieben verkündete, würde ich also wissen, dass ich alles vermasselt hatte...
"Ich werd dann mal gehen", sagte Jugson und stand auf. "Dann kannst du nochmal 'ne Runde pennen."
"Passt schon. Ich bin früh ins Bett gegangen. Du kannst also noch bleiben, wenn du willst."
Jugson schüttelte den Kopf. "Nein, nein. Mach mich auf den Heimweg."
"Sag Pyrites 'nen Gruß von mir!", sagte Hatchworthy und grinste.
"Mach ich", sagte Jugson und wandte sich zum Gehen. Kurz vor der Zwischentür, die in den kleinen Eingangsbereich führte, blieb er stehen.
"Hast du etwas vergessen?", fragte Hatchworthy.
Jugson drehte sich um und sah Hatchworthy direkt ins Gesicht.
"Ich kann dich das nich' machen lassen!", sagte er.
"Du kannst mich was nicht machen lassen?"
"Ich kann es nich' zulassen, dass du den Zaubereiminister tötest. Das würde das Ende für die Rote Spur bedeuten."
"Fang doch nicht wieder damit an", fauchte Hatchworthy zornig. "Ich habe dir doch gesagt, dass ich einen guten Plan habe."
"Es is' mir egal, wie gut dein Plan is'", knurrte Jugson und zog seinen Zauberstab. "Pyrites hat ausdrücklich gesagt, dass wir es nich' mehr machen können."
"Pyrites geht mir am Allerwertesten vorbei!", zischte Hatchworthy und zog ebenfalls seinen Zauberstab.
Ich saß unter dem Fenster und sah den beiden fasziniert zu. Es passierte doch. Ich hatte doch keinen Einfluss auf die Vergangenheit genommen. Jugson würde Hatchworthy ermorden.
"Es tut mir leid, Adam", sagte Jugson und seine Stimme klang tatsächlich so, als täte ihm das, was er gleich tun würde, leid.
Die beiden Zauberer standen etwa zwei Meter voneinander entfernt - Jugson vor der Zwischentür und Hatchworthy vor dem Sofa. Die Zauberstäbe aufeinandergerichtet, funkelten sie sich wutentbrannt an. Dann machte Jugson eine ruckartige Bewegung mit der Zauberstabhand.
"Oblivia-"
"Avada Kedavra!"
Noch bevor Jugson seinen Zauberspruch beendet hatte, war Hatchworthy zum Angriff übergegangen. Sein Fluch traf Jugson mit einem sirrenden, grünen Lichtstrahl mitten in die Brust. Jugson wurde nach hinten und an die Zwischentür geschleudert. Die in die Tür eingelassene Glasscheibe sprang und Jugson rutschte leblos zu Boden. Ich konnte es nicht fassen. Ich war völlig verwirrt. Das konnte doch nicht sein. Ich hatte Hatchworthys Leiche gesehen, wie sie auf dem Sofa saß. Nun aber war Hatchworthy nicht getötet worden. Er hatte selbst getötet.
Hatchworthys Gesicht zeigte keinerlei Spur von Reue. Er blickte voller Hass auf Jugson hinab. Hatchworthy packte Jugson unter den Achseln und wuchtete ihn auf das Sofa. Dann sah er ihn nochmal an. Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen.
"Ich sagte doch, dass Pyrites jemand anderes hätte schicken sollen."
Dann eilte Hatchworthy in sein Schlafzimmer. Sollte ich die Gelegenheit nutzen, um mich in Sicherheit zu bringen? Oder sollte ich bleiben, um herauszufinden, was Hatchworthy nun anstellen würde? Ich hatte keine Zeit, um eine Entscheidung zu treffen, denn der Zauberer erschien wieder im Wohnzimmer. Er hatte ein winziges Fläschchen in der Hand, das mit einem Korken verschlossen war. Der Inhalt des Fläschchens sah aus wie dunkler, brauner Schleim. Hatchworthy zog den Korken aus dem Fläschchen. Dann riss er sich ein Haar vom Kopf und ließ es in das Fläschchen fallen. Wie von Zauberhand veränderte sich der schleimige Inhalt sofort in eine tiefschwarze, glitzernde Flüssigkeit. Ich hatte keine Ahnung, was da vor sich ging. Hatchworthy beugte sich über den leblosen Körper Jugsons und öffnete mit der rechten Hand ziemlich grob dessen Mund. Anschließend träufelte er ein paar Tropfen der schwarzen Flüssigkeit hinein.
Es vergingen ein paar Sekunden, ohne dass irgendetwas passierte. Doch dann begann sich die Haut an Jugsons Körper aufzublähen wie heißes Wachs. Der Körper verformte sich, er wurde ein kleines bisschen kleiner und um einiges dünner. Seine kurz geschorenen Haare wuchsen leicht und verfärbten sich rabenschwarz. So schnell es begonnen hatte, hörte es auch wieder auf. Und da, auf dem Sofa, vor Adam Hatchworthy, der auf ihn hinabsah, saß nun nicht mehr Jugson. Dort saß jetzt ein zweiter, ein toter Adam Hatchworthy. Vor Schreck schrie ich laut auf.


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