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Come fly with me, loving bat! - Kapitel 10: Nachhilfe bei der Fledermaus

von Dilli

Das erste, was ich tat, nachdem ich in meinem Zimmer angekommen war, war, unter die heiße Dusche zu gehen. Also, ich würde ja vieles tun, um diesem Ekelpaket eines auszuwischen, aber zu einem Treffen – auch wenn das wirklich nicht freiwillig war – würde ich definitiv nicht stinkend gehen. So weit kommt's noch, dass ich der blöden Fledermaus auch noch einen Grund gebe, über mich her zu ziehen oder mich zu verarschen. Nee, nee, das konnte er sich gleich mal in seinen Hintern schieben. Hmmm, meine Beine hätten wieder einmal eine Rasur nötig. Aber war das nicht zu übertrieben? Herrgott, Mimi, Du gehst zu einer Nachhilfestunde bei dem wohl fiesesten Kerl, der Dir in den letzten Jahren untergekommen ist (und das will bei der Menge an Franzosen schon etwas heißen), also entspann Dich jetzt endlich mal und mache Dir keine Gedanken über Dein Aussehen. Du könntest als Bettler verkleidet gehen und ihn würde es NULL interessieren und Dich doch auch nicht.
Trotzdem entschied ich mich dafür. Ich musste ja nicht wie ein haariges Knuddelmonster auftauchen. Nein, das ging gar nicht. Außerdem fühle ich mich ansonsten nicht wohl. Das war einfach nicht ich. Ich achtete nun einmal sehr auf mein Aussehen. Was war so schlimm daran? Absolut gar nichts. Also bitte, verklagt mich doch.
Ich wusch mir meine langen, blonden Haare und knetete noch extra meine Intensivspülung hinein, damit ich sie mir später schön glatt föhnen beziehungsweise trocken zaubern konnte. Dann würden sie mir als eine Art natürlicher Schutzvorhang über die Schultern fallen und ich konnte damit zur Not mein Gesicht verstecken.
„Mimi, bist Du schon ertrunken“, rief Lilly vor der Tür.
Oh Mist, ich hatte komplett vergessen, dass sie in meinem Schlafraum auf mich wartete. Wo war ich denn bloß mit meinen Gedanken? Wenigstens diese eine Frage konnte ich ganz eindeutig beantworten: Ich war bei meinem persönlichen Albtraum. Severus Snape und Zaubertränke in einem dunklen Kerker. Na, wenn da keine Freude aufkommt. Und das auch noch an einem Samstag. Das sollte ein super Wochenende werden und jetzt das. Da hatte mir Slughorn ein riesiges Überraschungei gelegt.
„Mimi?“
„Ja, ich komme ja schon“, gab ich zurück und stellte das Wasser ab. „Nur keinen Stress, ja? Den bekomme ich schon noch früh genug.“
Ich trat aus der Dusche, schnappte mir ein Handtuch und rubbelte mich trocken. Dann wickelte ich mich darin ein und ein zweites um meinen Kopf. So ging ich zurück in mein Schlafzimmer.
„Tadaaa, ich bin fertig“, sagte ich und streckte meine Arme seitlich weg, um mich zu präsentieren.
„Uh lala“, meinte Lilly und fächelte sich mit der Hand spielerisch Luft zu. „Ziemlich heiß würde ich sagen. Das würde Severus mit Sicherheit gefallen.“
„Ich will ihm ja gar nicht gefallen! Hör zu, er ist Dein Ex und damit schon mal absolut tabu für mich. Also könntest Du mir bitte einen Müllsack oder so besorgen?“
„Na, so weit kommt's noch, dass Du in einem Müllsack herum läufst. Wenn Du Severus ärgern willst, dann musst Du in knalligen Farben herum laufen. Das mag er nämlich gar nicht.“
„Ich hab überhaupt nichts knalliges. Was soll ich denn jetzt anziehen?“
Ich stand mittlerweile vor meinem Kleiderschrank und hatte wie immer „viel zu wenige Klamotten“. Oh Mann, war das bescheuert. Wieso geht es uns Frauen immer nur so? Männer kümmern sich doch auch einen Scheißdreck darum, wie sie aussehen. Gut, die meisten jedenfalls. Wieso wird dann von uns erwartet, dass wir immer top gestylt durch die Gegend rennen? Ich versteh einfach nicht, warum die Welt so ungerecht ist. Und wieso bitte, stehe ich jetzt hier und frage mich, was ich zu meiner Nachhilfestunde mit diesem miesen Typen anziehen soll? War ich denn komplett verrückt geworden? Ich glaube, demnächst würde ich noch eine Hab-mich-lieb-Jacke brauchen. Tja, dann hätte ich wenigstens etwas, was ich tragen konnte. MIMI! REIß DICH JETZT ENDLICH MAL ZUSAMMEN!
„Keine Ahnung“, riss mich Lilly aus meinen Überlegungen. „Ich würde Jeans und T-Shirt vorschlagen. Ganz normal einfach. Sag mal, was machst Du Dir eigentlich so große Gedanken um das, was Du anziehen sollst?“
„Glaub mir, das frage ich mich gerade selbst. Ich bin einfach nicht ich selbst im Moment. Ich hasse Zaubertränke und das dann auch noch mit Snape zusammen... Das ist meine ganz persönliche Hölle. Was habe ich in meinem Leben nur falsch gemacht, dass ich das verdiene?“
„Du hast überhaupt nichts falsch gemacht. Du bist nur etwas nervös, das ist alles. Das wäre ich auch. So, dann wollen wir mal sehen, was Du so in Deinem Schrank hast. Da wird sich schon etwas finden.“
Sie trat an mir vorbei und schaute zuerst meine Hosen durch, während ich eine schwarze Spitzenunterwäsche aus meiner Schublade kramte und schnell hinein schlüpfte. Dann reichte mir Lilly meine hellblaue Lieblingsjeans. Ich liebte dieses Teil, da sie ziemlich sexy den Hintern betonte. Als nächstes schmiss sie mir ein schwarzes Shirt mit Neckholder ins Gesicht, während ich noch mit meiner Hose beschäftigt war.
„So Problem gelöst“, sagte sie lächelnd.
Ich zog mir das T-Shirt über den Kopf und entfernte schnell die Träger von meinem BH, die zum Aushaken waren. Dann betrachtete ich mich im Spiegel. Lilly hatte wirklich einen guten Geschmack. Aber war das Oberteil nicht zu tief ausgeschnitten? Na ja, das würden wir ja sehen, wenn ich komplett fertig war. Mit Turban auf dem Kopf konnte ich das noch nicht so genau sagen.
Als nächstes setzte ich mich an meinen Frisiertisch und legte ein schlichtes Make-up auf. Das hieß für mich Puder, Kajal und Wimperntusche. Das musste genügen. Und nun zu den Haaren. Mit einem Schlenker meines Zauberstabs föhnte ich sie nur schnell trocken, sodass sie in einem goldenen Schleier bis auf mein Steißbein fielen. Ja, das passte, aber ich würde zur Sicherheit noch einen Haargummi mitnehmen, nicht dass ich sie mir noch abfackelte. Das wäre ja was.
Fehlten nur noch die Schuhe. Ich entschied mich für meine schwarzen Sneakers. Sicher hätten Pumps besser dazu ausgesehen, aber immerhin würde ein Severus Snape mit mir im gleichen Raum sein und ich wusste nicht, was passieren würde. Vielleicht musste ich auf einmal ganz schnell laufen, dann waren Absätze wirklich das letzte, was ich gebrauchen konnte. Ich war vielleicht vieles, aber lebensmüde definitiv noch nicht!
„Du siehst wirklich gut aus“, sagte meine Freundin zu mir, als sie mich vor den Spiegel zog und ich musste zugeben, dass sie recht hatte. Das Shirt brachte meine Titten super zur Geltung.
„Aber ist das nicht zu aufgedonnert“, wollte ich wissen und zupfte an meinem Dekolleté herum.
„Nein gar nicht. Ich finde, das steht Dir super. Und was ist schon schlimm daran, wenn man sich ein klein wenig zurecht macht? Auch für eine Nachhilfestunde mit Snape ist das okay.“
„Ich glaube, in einem Müllsack würde ich mich wirklich wohler fühlen.“
„Ach, hab Dich nicht so. Das ist nur die Aufregung. Du wirst sehen, so schlimm wird es schon nicht werden.“
„Aber es geht um Zaubertränke UND Snape. Das ist...“
„Jetzt stell Dich nicht so an. Severus ist wirklich nicht so übel, wie er immer tut. Glaub mir, ich kenne ihn am besten. Und Du willst doch nicht in Zaubertränke durchfallen oder? (Ich schüttelte den Kopf.) Na siehst Du. Severus ist wirklich gut darin. Er erklärt das in relativ einfachen Worten, die echt JEDER kapiert, der auch nur ein kleines bisschen was von Magie versteht. Also sei kein Frosch, kneif die Arschbacken zusammen und sei eine Frau!“
„Ja, ja, ist ja schon gut. Bist Du Dir sicher, dass Du nichts mehr von ihm willst, so wie Du ihn in Schutz nimmst?“
„Ja, absolut sicher.“
„Hast Du vielleicht noch ein paar letzte Tipps für mich, bevor ich mich in die Höhle des Löwen, oder besser gesagt der Schlange, begebe?“
„Ja, habe ich. Also, was Severus gar nicht leiden kann, ist, wenn man ihm nicht zuhört. Da wird er immer fuchsteufelswild. Und Du solltest ihm ein klein wenig Respekt zeigen, denn immerhin macht er das nicht für sich. Er ist nicht darauf angewiesen, verstehst Du? Und Gesprächsthemen, die Du meiden solltest sind seine Familienverhältnisse und natürlich ich. Es sei denn, er spricht sie von selbst an. Trotzdem solltest Du die Themen dann immer recht schnell beenden, nicht dass er noch schlechte Laune bekommt. Das möchtest Du nicht erleben. Wobei, das hast Du ja schon, also hast Du gesehen, wie er werden kann. Dann mutiert er nämlich wirklich zum Arschloch. Okay, und was Du noch beachten solltest, ist, dass Du ihn niemals – und ich meine wirklich NIEMALS, NIE IM LEBEN – unterbrechen oder widersprechen solltest. Das hasst er.“
„Aber was wenn...“
„Beherzige einfach meine Ratschläge, Mimi, dann wird schon alles gut werden.Und wenn Du wirklich sauer wirst, dann ignoriere ihn und mach Deine Arbeit. Konzentriere Dich darauf. Und lass Dich nicht von ihm provozieren, denn ich kann nicht versprechen, dass er es nicht versuchen wird. Wenn es wirklich ausarten sollte, dann sag ihm einfach, dass Du ein paar Minuten Pause brauchst und gehe raus um kurz durchzuatmen. Hau ihm nicht einfach eine in die Fresse, auch wenn Dir noch so sehr danach ist.“
„Okay, das habe ich soweit verstanden. Aber was ist, wenn er mich auslacht, weil ich so schlecht bin? Dann kann ich wirklich für nichts garantieren. Da raste ich aus!“
„Er wird das nicht tun. Severus weiß genau, dass Zaubertränke ein sehr schwieriges Fach ist und dass nicht jeder super darin sein kann.“
„Na, Dein Wort in Gottes Ohr.“
„Zieh es einfach durch, Mimi. Ich weiß, dass Du das kannst. Du bist stark und Du hast Köpfchen. Aber trotzdem solltest Du jetzt langsam los. In zehn Minuten solltest Du unten in den Kerkern sein. Das wird eh schon relativ knapp.“
Wie, was, wo? Schon so spät? Wo war die Zeit nur hin? Oh Gott, ich will nicht, ich mag nicht! Kann mich nicht doch noch jemand schnell umbringen? Das wäre wirklich überaus freundlich. So eine kleine Kopfverletzungen würde aber auch schon reichen. Okay, drücken wir es anders aus: Kann mich nicht einfach irgendwer kurz in so einen Zustand versetzen, dass es mir leider nicht möglich ist, zu der Nachhilfestunde zu gehen?
„Hör jetzt endlich auf, Dich wie ein Feigling zu benehmen, Mimi“, maulte mich Lilly kurzerhand an. „Das bist Du nicht! Hast Du alles, was Du brauchst?“
Ich warf noch einen schnellen in Blick in meine Tasche mit den Trankzutaten und -utensilien, die auf meinem Schreibtisch stand.
„Ja, ich glaube schon.“
„Na, dann ab mit Dir.“
„Sicher, dass ich nicht doch einen Müllbeutel drüber ziehen soll?“
„MIMI!“
„Ja, ja, ist ja schon gut. Keinen Grund, sich gleich aufzuregen. Danke noch einmal für die Tipps. Ach, und dass Du auf Filou aufpasst.“
Den würde ich nämlich nicht mitnehmen, auch wenn ich es liebend gern getan hätte. Aber die Gefahr, dass er mich irgendwie ablenkte oder sogar eingriff, wenn Snape mich ärgerte, war zu groß. Außerdem haarte er im Moment ziemlich heftig. Und wenn allein schon ein Fussel einen Zaubertrank verändern konnte...
„Kein Thema, Mimi“, meinte Lilly und umarmte mich schnell. „Und jetzt schau, dass Du Land gewinnst.“
„Zu Befehl, Kapitän. Bis später dann. Wünsch mir Glück.“
„Mach ich.“
Ich drehte mich um und lief aus meinem Zimmer. Jetzt aber schnell, Mimi.


Ich rannte durch die Gänge und betete darum, dass ich mich jetzt nicht verlaufen würde. Das konnte ich absolut nicht gebrauchen. Wer wusste schon, wie die blöde Fledermaus sonst noch reagieren würde. Vielleicht würde er gleich um eine Minute nach vier zu Slughorn rennen und ihm sagen, dass ich nicht gekommen war und dann konnte ich Zaubertränke vergessen. Gut, das wäre für mich persönlich nicht allzu schlimm, aber ich hatte keine Lust auf Ärger mit McGonagall oder meinem alten Herren. Der würde mir wirklich glatt den Kpf abreißen. Nein, vielen Dank auch, aber ich verzichte.
Um 15.58 Uhr rannte ich durch die Tür, die in die Kerker führte. Jetzt nur noch die Treppe nach unten, dann links, den Gang entlang, noch einmal rechts, dann wieder links und schon würde ich da sein. Ich steigerte wenn möglich noch das Tempo. Gott, ich glaube, ich hätte mich vielleicht doch lieber von Lilly nach unten bringen lassen sollen. Hier sah alles so gleich aus. Aber halt, ich glaube, da vorne ist sie, die Tür, die in das Klassenzimmer für Zaubertränke führt. Ja, ich war mir ziemlich sicher. Ich rannte darauf zu schmiss mich dagegen und... fand mich mitten in einer Jungentoilette wieder. Und da, am Urinal, stand Severus Snape mit geöffneter Hose und verrichtete sein kleines Geschäft.
„Oh“, sagte ich schnell und drehte mich um.
Heilige Scheiße! Wie hatte ich es denn jetzt schon wieder geschafft, mich in so eine Situation zu befördern? Super, Mimi, klasse, wirklich ganz toll. Dafür hast Du wirklich einen Sonderapplaus verdient. Du und Dein Orientierungssinn gehört wirklich verboten. Und dann fiel mir auch noch nichts besseres ein, als ein „OH!“
Ich rannte aus dem Bad und schmiss die Tür hinter mir zu. Das fing ja schon mal gut an. Die Röte schoss mir in die Wangen. Ich könnte heulen, so zornig war ich auf mich selbst. Wieso schaffte ich es denn nicht, wenigstens einmal, halbwegs normal zu sein? Was bitte war so schwer daran, den richtigen Ort zu finden? Und wo zur Hölle war das Klassenzimmer? Ich war felsenfest davon überzeugt gewesen, dass diese Tür in den Zaubertrankraum führte. Aber nööö, Mimi musste wieder mal einen auf Tollpatsch machen und in ein Jungenklo stürmen, in dem ausgerechnet die blöde Fledermaus gerade seinen Schwanz ausgepackt hatte. Gott sei Dank hatte ich wenigstens den nicht gesehen. Wobei... MIMI! Welche Richtung nehmen Deine Gedanken da bitte? Ich bin schockiert!!!
„Hey, hast Du Dich verlaufen“, riss mich Snapes Stimme aus meiner Scham.
Ich drehte mich um und da stand er mit verschränkten Armen. Er trug eine hellblaue Jeans und ein enganliegendes graues T-Shirt. Hmm, das sah irgendwie gar nicht schlecht mal so aus. Wow, der hatte ja einen ganz schönen Bizeps. Trainierte der etwa auch noch? Außerdem schien er sich die Haare gewaschen zu haben und sie schienen auch einen Tick kürzer zu sein. Und war das etwa Haargel? Das gefiel mir irgendwie. Okay, ich gebe es hiermit offiziell zu: Severus Snape sah wirklich gut aus und das Lächeln in seinem Gesicht stand ihm außerordentlich gut.
„Jaaah“, stöhnte ich auf. „Tut mir leid... ich wollte nicht... also... ich habe nicht...“
Oh Gott, was sagte man am besten, wenn man gerade eine Person, die man überhaupt nicht leiden konnte, beim Pinkeln erwischt hatte?
„Ist schon okay“, sagte er. „Kann ja schließlich jedem mal passieren, dass er zu blöd ist, die richtige Tür zu finden.“
Bitte? Wirklich sehr charmant, Du blöder Troll! Grrr, ich könnte Dich... Nein, Mimi, ganz ruhig. Es ist alles cool, Du hast alles im Griff! Aber trotzdem brodelte es in mir.
„Ach ja“, rief ich deshalb schrill. „Entschuldige, großer Meister, aber zufällig bin ich neu hier und dieses dämliche Schloss ist einfach zu groß und zu verwinkelt. Und leider gibt es keinen Lageplan, wo genau sich welches Zimmer befindet.“
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Was er konnte, konnte ich auch.
„Ich sagte doch, dass das jedem passieren kann.“
„Das schon, aber Du hast mich auch als blöd bezeichnet.“
„Tut mir leid, das war eine alte Gewohnheit. Ich hatte mir fest vorgenommen, Dich heute nicht zu beleidigen oder zu provozieren.“
„Spar Dir das Gerede, ich glaube Dir kein Wort. Lass uns endlich ins Klassenzimmer gehen und tun, wozu wir hergekommen sind.“
Ich packte meine Tasche fester und stapfte an ihm vorbei den Gang entlang. Der Kerl hatte wirklich nicht alle Tassen im Schrank. Und Lilly hatte gemeint, er sei nett. Von wegen. Er ist noch immer das gleiche Arschloch, das ich kennen gelernt habe.
„Marie!“
Ich drehte mich wütend zu ihm um und funkelte ihn böse an. Er stand genau noch so da wie vorhin und wirkte einfach nur cool und gelassen.
„Was ist denn jetzt schon wieder“, giftete ich ihn an. „Willst Du hier vielleicht übernachten? Oder bin ich jetzt auch noch so hässlich, dass Du mir ins Gesicht kotzen könntest und deswegen Sicherheitsabstand hältst? Danke! Wirklich sehr zuvorkommend.“
„Nein, das ist es nicht, aber Du läufst in die falsche Richtung. Das Klassenzimmer ist da vorne rechts.“
Oh. Verdammter Mist. Das war ja wieder einmal ein gewaltiges Fettnäpfchen. Ich glaube, heute war wirklich nicht mein Tag. Ich hätte im Bett bleiben sollen. Zuerst bekam ich keinen Kaffee, dann erwischte ich Severus Snape mit ausgepacktem Schwanz und dann blamierte ich mich selbst auch noch bis auf die Knochen. Und jetzt stand auch noch Zaubertränke an.
„Komm schon, Marie“, meinte er und streckte plötzlich die Hand nach mir aus. „Ich werde Dich schon nicht beißen. Ich glaube, es ist besser, wenn wir noch einmal ganz von vorne anfangen. Wir hatten wirklich nicht den besten Start und das tut mir leid. Ich war jedes Mal nur so... aufgewühlt. Verzeih mir das bitte.“
Hä, was war denn das jetzt? Ein plötzlicher Anflug von gutem Benehmen und in drei Minuten würde er wieder zum Arschloch mutieren? Oder meinte er das etwa ernst?
Ich konnte einfach nur auf seine Hand starren, die immer noch zwischen uns schwebte. Wir standen etwa zehn Meter voneinander entfernt.
„Sei doch nicht so stur“, bat er mich und schenkte mir ein kleines Lächeln.
„Ich bin nicht...“, setzte ich an, doch er unterbrach mich sofort. Ach, er durfte das, ja???
„Tut mir leid, das war wirklich nicht so gemeint. Es ist nur so, dass wir ein gutes, vertrauenswürdiges Verhältnis haben müssen, wenn wir zusammen arbeiten wollen. Und das müssen wir, wenn ich Dir helfen soll.“
„Dann hör endlich auf, mich zu beleidigen!“
„Ich habe mich doch schon entschuldigt. Aber bitte, noch einmal und nur für Dich. ES TUT MIR LEID! Ich werde versuchen, mich zu bessern, okay? Ich habe im Moment nur wirklich eine schwere Zeit hinter mir und da kann ich nicht immer gut aufgelegt sein.“
Ich wusste, was er meinte. Die Trennung von Lilly. Sie schien ihm doch sehr zu schaffen zu machen.
„Das... verstehe ich“, sagte ich deshalb. „Man kann nicht immer einen auf Friede, Freude, Eierkuchen machen. Und ich habe mich auch nicht gerade rühmlich verhalten. Ich habe Dich provoziert. Also schön, ich verzeihe Dir, vorerst. Aber nur, wenn Du Dich nicht mehr so blöd aufführst.“
„Ich werde es versuchen. Also schön. Dann noch einmal von vorn. Mein Name ist Severus Snape, ich bin 16 Jahre alt und ich bin im Haus Slytherin in der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei.“
Ich überwand die paar Meter zwischen uns und reichte ihm meine Hand. Hmmm, er hatte einen festen Händedruck und seine Haut fühlte sich weich an. Ich mochte das. Doch trotzdem ließ ich ihn schnell wieder los.
„Marie Lucie Duchesse, aber alle nennen mich Mimi. Ich bin auch 16 und bin aus dem Haus Gryffindor. Und ich habe ein riesiges Problem mit Zaubertränken.“
„Und ich bin hier, um dieses Problem zu lösen. Wollen wir dann?“
Ich nickte und folgte ihm den Gang entlang.


„Also“, meinte Severus, nachdem wir uns nebeneinander in eine Bank gesetzt hatten. Ich holte Pergament und Feder aus meiner Tasche, um eventuell irgendetwas mitschreiben zu können. „Professor Slughorn meinte zu mir, dass Du die Grundlagen der Zaubertrankkunde schon einigermaßen beherrscht, aber dass Du durch deine Schludrigkeit leider Fehler machst. Ich aber bin der Meinung, dass Du einfach Angst vor diesem Fach – und ich bin mir sicher, dass Du die hast (Woher wusste er das?) - und nur zu wenig Selbstvertrauen hast. Du hast schon so viele Tränke ruiniert, dass Du sofort mit dem Gedanken, wieder zu versagen, an die Sache ran gehst. Und genau das ist falsch. Du musst Dir denken, dass Du das kannst, ansonsten wird es Dir immer wieder misslingen.“
Ich dachte kurz darüber nach und wusste, dass er recht hatte. Mir war immer schon ganz schlecht vor Panik, wenn ich wusste, dass ich gleich Zaubertränke hatte, weil ich wusste, dass ich es eh nicht hin bekam. Sollte das ganze etwa so einfach sein?
„Deswegen möchte ich gerne von Null mit Dir anfangen“, fuhr er fort. „Einfach um Dir ein wenig Selbstbewusstsein zu geben. Das ist das, was Du brauchst. Ich weiß, das Du das hinkriegen wirst. Also schön, fangen wir an.
Das erste, was Du über die Zaubertrankkunde wissen musst, ist, dass sie zu den ältesten magischen Handwerken überhaupt gehört. Sie wurde sogar schon vor den Zauberstäben entwickelt und zur Perfektion gebracht. Unsere Vorfahren haben einfach magische Zutaten kombiniert und ihre Wirkungen studiert. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden so Rezepturen, die bis heute noch bestand haben. Der Vergesslichkeitstrank zum Beispiel, den wir heute brauen wollen. Aber auf ihn komme ich später noch zurück.“
Das klang wirklich sehr interessant. Geschichte mochte ich ja irgendwie und ich hatte nicht gedacht, dass sogar Zaubertränke damit zu tun hatte.
„Trotz all der Kreativität und dem Ehrgeiz, Neues entstehen zu lassen, muss man sich im Bereich der Braukunst an feste Regeln halten, sonst kann es zu schlimmen Auswirkungen kommen, die einen sogar töten können, wenn man nicht aufpasst.
Okay, Deine Grundausrüstung hast Du ja beisammen, aber gehen wir sie trotzdem noch einmal durch. Einen Zinnkessel in der Normgröße 2, eine Waage mit kleiner Skalierung, ein Thermometer mit einer Anzeige bis 250 Grad, eine Stoppuhr um die Zeit zu messen, ein Schneidebrett, zwei Messer – oh gut, Du hast sogar vier, hervorragend -, einen Holzlöffel, einen Mörser, einen Stößel und ein paar Phiolen. Sehr gut. Die wichtigsten Trankzutaten hast Du auch, wie ich sehe. Wenn uns aber etwas fehlen sollten, können wir uns an Slughorns Vorratsschrank bedienen. In Deiner Prüfung werden Dir die Zutaten, die brauchst, zur Verfügung gestellt, also brauchst Du Dir darum keine Sorgen zu machen. Ich gehe davon aus, dass Du den Inflamarezauber beherrscht?“
„Ja, das tue ich“, antwortete ich ihm. Wofür hielt der mich? Der Zauber war babyeinfach.
„Gut, der ist nämlich nicht nur wichtig, um ein Feuer unter dem Kessel zu entfachen, sondern auch, um es zu regulieren, damit Du die richtige Temperatur einstellen kannst. Ach und was auch noch wichtig ist, ist, dass Deine Gerätschaften immer sauber sind, sonst kann der Zaubertank ganz schnell verderben.
So, wie ich vorhin schon erwähnt habe, gibt es in der Zaubertrankbrauerei ein paar Grundregeln, die Du beachten und auch verinnerlichen musst. Ich habe sie Dir hier aufgeschrieben, aber ich möchte sie trotzdem gerne mit Dir durchgehen und sie Dir erklären.“
Er reichte mir ein Blatt Pergament, auf der er mit krakeliger Schrift zehn Indikatoren geschrieben hatte. Oh Gott, der musste genauso dringend einen Kurs für Schönschreiben belegen, wie ich Zaubertränke lernen musste.
„Ein kurzer Hinweis noch. Sichere Zaubertrankbrauer wie ich (Arroganter Schnösel) können von einzelnen Punkten abweichen, aber das ist auch immer mit einem gewissem Risiko behaftet. Also solltest Du das lieber noch nicht tun.
Also, gehen wir die einzelnen Punkte durch:
Erstens: Die Beschaffenheit oder Konsistenz des Trankes. Das ist ziemlich wichtig, denn nur so kannst Du auch sehen, ob Du richtig gearbeitet hast. In den meisten Fällen muss der Zustand des Tranks flüssig sein, aber manchmal auch dickflüssig, breiig, ölig und so weiter. Hinzu kommen gewisse Charaktereigenschaften wie rauchend, blubbernd, dampfend et cetera. Also lies immer schön das Rezept, denn dort werden immer die Zwischen- oder Endergebnisse angegeben, das heißt, wie der Trank zu sein hat.
Hast Du das soweit verstanden?“
„Ja, ich glaube schon“, gab ich zurück. Es überraschte mich selbst. Ich hatte das gecheckt. Er hatte es nämlich schön einfach erklärt, nicht in so kompliziertem Fachchinesisch wie mein alter Zaubertranklehrer.
„Gut, kommen wir dann zu zweitens. Die Erntezeit der Zutaten. Viele Zaubertrankzutaten gewinnen oder verlieren an Wirksamkeit, abhängig von ihrem Ernte- oder Verarbeitungszeitpunkt. Das heißt Blütezeit, Jahreszeiten und so weiter sind entscheidend.
Drittens: Die Farbe des Trankes. Auch dabei kannst Du Dich wieder selbst kontrollieren, ob Du richtig gearbeitet hast. Hat Dein Trank also die falsche Farbe, musst Du überprüfen, ob Du beim Brauvorgang nicht nach Rezept gearbeitet hast. Das kann gravierende Auswirkungen haben.
Viertens: Der Geruch des Trankes. Manchmal ist in den Rezepturen angegeben, wie Dein Trank riechen soll. Aber da wäre ich vorsichtig. Du solltest die Dämpfe nicht zu stark einatmen, da es zu Nebenwirkungen kommen kann.
Fünftens: Die Mondphasen. Die spielen oftmals eine entscheidende Rolle, nicht nur was die Ernte der Zutaten angeht, sondern auch für die Trankzubereitung selbst. Deswegen sollte man eigentlich immer einen Mondkalender bei sich haben. Hast Du einen?“
„Japp“, sagte ich und hielt ihn in die Höhe.
„Sehr gut. Kommen wir zu Punkt 6: Die Reifungs- und Gärungszeit. Die ist unbedingt einzuhalten. Schon eine Minute zu kurz kann dazu führen, dass Du Deinen Trank ruinierst. Also stell Dir am besten einen Wecker oder so, wenn Du mal so etwas machen musst. (Im Leben nicht!)
Siebtens: Die Reihenfolge des Brauens. Von der darfst Du auch auf keinen Fall abweichen, weil es sonst wieder zu Nebenwirkungen oder ähnlichem kommen kann.
Achtens: Die Richtung und die Anzahl des Rührens. Auch wichtig. Nur eine halbe Umdrehung zu viel oder zu wenig und PUFF. Explosion. Hast Du eine Markierung an Deinem Kessel, wo Du immer anfängst mit dem Rühren?“
„Ähm, nein, habe ich nicht. Muss man das denn haben?“ Hatte ich ja noch nie gehört.
„Es ist sinnvoll. Zumindest für Anfänger. Die machen wir Dir nachher gleich hin, okay? So tust Du Dir leichter.
Neuntens: Die Temperatur. Das ist eine der häufigsten Fehlerquellen. Deswegen gebe ich Dir als Tipp, dass Du einfach immer Dein Thermometer in den Trank hängst und es somit kontrollierst. Viele Zaubertranklehrer sagen das nicht, aber ich finde es recht nützlich, vor allem, wenn man ein Problem mit der richtigen Einschätzung hat.
Und last but not least, Zehntens: Die Zutatenauswahl. Du solltest wirklich immer darauf achten, die richtige Mengen in den Trank zu geben. Nur ein Gramm zu viel oder zu wenig und... Na ja, das hatten wir ja schon. Okay, Mimi, hast Du das soweit alles verstanden?“
„Ja, hab ich. Zum ersten Mal übrigens. Mein alter Lehrer, der hat uns gar nichts erklärt, sondern einfach nur gesagt: 'Machen Sie mal und viel Spaß!' Jetzt erkenne ich endlich mal den Sinn von diesen ganzen Angaben. Danke schon einmal.“
„Kein Thema. Wichtig ist nur, dass Du Dir das verinnerlichst, ja? Dann dürfte es kein Problem geben. Ach und noch ein paar kleine Tipps. Kontrolle ist oberstes Gebot! Lies Dir eine Zeile lieber zehnmal durch bevor Du einen Fehler machst. Und lese GENAU! Bereite gegebenenfalls alles vor und erstelle Dir einen Zeitplan. Die wichtigsten Zauber, die Du gebrauchen könntest sind die Reinigungs- und Verschwindezauber, Löschzauber und eventuell Erste-Hilfe-Zauber, aber so wie ich Dich kenne, hast Du die alle drauf. Ach und Du solltest die Türen und Fenster geschlossen halten, dass kein Staub, Pollen et cetera Deinen Trank verunreinigen. Sonst alles klar soweit?“
„Mehr oder weniger. Eine Frage hätte ich da noch. Könntest Du mir mal den Unterschied zwischen Kochen, Köcheln, Sieden und Simmern erklären. Ich kapiere das nie!“
„Klar, kein Problem. Also, beim Kochen ist die Temperatur des Trankes über 100 Grad. Simmern bedeutet, dass die Temperatur knapp unter dem Siedepunkt, also bei etwa 95 Grad, liegt. Köcheln und Sieden bedeuten das gleiche. Der Trank darf dabei nur ganz leicht brodeln. Nicht so wie beim kochen. Aber wie schon gesagt, nimm Dein Thermometer zur Hilfe, dann müsste es klappen.“
„So einfach ist das?“
„Ja. Zaubertränke ist wirklich nicht so schwer wie es den Anschein hat. Gut, wollen wir jetzt mal mit dem Vergesslichkeitstrank anfangen? Der ist ziemlich leicht.“
„Ja klar, wieso nicht?“
Sofort stieg wieder die Nervosität in mir auf. Ich würde es ohnehin versauen, das wusste ich jetzt schon. Ich hatte bisher noch keinen einzigen Trank hinbekommen, wieso sollte es also diesmal klappen? Ich war einfach eine Niete.
„Denk gar nicht erst daran, dass Du es nicht schaffst“, schimpfte mich Severus. „Professor Slughorn hat mir gesagt, dass Dein Trank, der Dir im Unterricht explodiert ist, einwandfrei war, bis Du die Baldrianwurzel zu früh hinzu gegeben hast. Du musst einfach nur genauestens auf die Rezeptur und die Temperatur achten. So schwer ist das nicht. Und was sollte Dir hier schon passieren? Ich bin ja bei Dir und Du hast die Regeln verstanden. Also los, zusammen kriegen wir das schon hin. Jetzt schlag Dein Buch auf Seite zehn auf und schau Dir den Trank einmal an.“
Ich tat, was er gesagt hatte, auch wenn es mir noch nicht wirklich passte, dass ich seinen Anforderungen Folge leisten musste. Wer hörte schon freiwillig auf eine biestige Fledermaus? Halt, Mimi, Stop! Ihr wolltet noch mal von vorne anfangen. Schon vergessen? Also, nun mach schon. Schau Dir das Rezept einfach mal an.

Vergesslichkeitstrank

Verursacht Verwirrung und Gedächtnislücken für circa 24 Stunden. (Hmm, das konnte man sicher mal gebrauchen. Für einen Lehrer oder so.):

100 g Löffelkraut
20 g Nieskraut
30 g Liebstöckel
1 Lenkpflaume
500 ml Wasser

Das Wasser in den Kessel füllen und auf 120 °C erhitzen.
Nies- und Löffelkraut fein gehackt dazu geben.
7 Minuten köcheln lassen.
Liebstöckel und Lenkpflaume mit dem Stößel zerdrücken, den gewonnenen Saft über eine Phiole nach den 7 Minuten in die köchelnde Lösung tropfen lassen.

Zwischenergebnis: wässrig, hellgrün, klar schimmernd, heftig zischend

Nach dem ersten Zischen folgendermaßen Rühren:
3 x gegen den Uhrzeigersinn, 1 x mit dem Uhrzeigersinn

Endergebnis: weiterhin wässrig, dunkelgrün, schimmernd


„Alles klar soweit“, wollte Severus schließlich wissen.
„Ja, ich glaube schon“, gab ich zurück. „Klingt gar nicht so schwer.“
„Ist es auch nicht. Im Gegenteil, das ist einer der einfachsten Tränke. Aber wir fangen erst einmal langsam an, damit Du ein wenig Selbstvertrauen aufbaust. Aber bevor wir beginnen, markiere ich erst einmal einen Punkt an Deinem Kessel, damit Du weißt, wo Du zu Rühren anfangen musst.“
Und eh ich's mich versah, hatte er sich eines meiner Messer geschnappt und ritzte damit in meinen Kessel. Es war ein Geräusch, als würde man mit Fingernägeln über eine Tafel kratzen. Aaaah, mir stellte es sämtliche Härchen am Körper auf. Doch dann fiel mir etwas anderes ein. Ich packte Severus am Handgelenk und versuchte, ihn aufzuhalten.
„Hey, was macht Du da“, schrie ich ihn an. „Du machst meinen Kessel kaputt.“
„Mimi, das muss ich machen, sonst rührst Du vielleicht zu weit.“
„Aber kannst Du das nicht auch anders machen? Mit Klebeband oder so? Toll, jetzt habe ich eine riesige Schramme darin. Den Kessel kann ich weg schmeißen und mir einen neuen kaufen. Toll, vielen Dank auch.“
„Ein Klebeband oder eine andere künstliche Kennzeichnung hätte sich innerhalb von Sekunden aufgelöst und die Wirkung des Trankes verfälscht. Glaub mir, es geht nur so. Und außerdem ist der Kessel nicht kaputt, er ist ja nicht gesprungen oder so. Das ist wie wenn Du ihn zu fest irgendwo hin haust, dann kommen auch Macken oder Dellen rein. Schau, da hat er doch schon einige.“
Er zeigte mir ein paar Kratzer an der Außenseite meines Kessels. Die waren mir noch nie aufgefallen. Aber jetzt, wo er es sagte... Oh, na toll, da war wohl eine Entschuldigung fällig. Grrrr... Das passte mir gar nicht.
„Hör zu, Severus, tut mir leid“, meinte ich daher zähneknirschend. „Ich hätte wiessen müssen, dass Du weißt, was Du tust. Sorry!“
„Schon in Ordnung. Ich bin auch so ausgerastet, als meine Mum das damals bei meinem gemacht hat. Und da war er brandneu.“
„Du hast also auch so eine Schramme?“
„Ja, schau her.“
Er zeigte mir seinen Kessel und da sah ich den tiefen Kratzer am Rand.
„Am besten funktioniert es, wenn Du die Markierung genau Dir gegenüber aufstellst, sodass Du sie immer im Blick hast. Können wir jetzt endlich loslegen?“
„Jawoll, Sir.“
Zum Spaß salutierte ich einmal vor ihm und schwor mir selbst, ihm von nun an mehr Respekt entgegen zu bringen. Er meinte es immerhin nur gut. Lilly hatte Recht, er müsste mir keine Nachhilfe geben, aber er tat es trotzdem. Das war schon sehr nett von ihm, das musste ich leider zugeben.
Ich begann damit, den Kessel mit exakt einem halben Liter Wasser zu füllen und das Thermometer hinein zu hängen. Während ich es auf höchster Flamme auf 120 Grad erhitzte, hackte ich mit meinem Hackmesser das Löffel- und das Nieskraut klein.
„Ist das fein genug“, fragte ich Severus, als ich meinte, dass es gut war.
„Ja, das passt so. Wie hoch ist die Temparatur des Wassers?“
„119,5. Also warte ich noch ganz kurz.“
„Genau. Sehr gut, Mimi.“
Als es schließlich so weit war, gab ich das feine Kraut hinein.
„So und jetzt stell deine Stoppuhr auf genau sieben Minuten ein“, wies Severus mich an. „Und jetzt können wir den Liebstöckel und die Lenkpflaume zerdrücken.“
Ich gab die Zutaten in meinen Mörser, griff nach dem Stößel und versuchte, die beiden Sachen zu zerdrücken. Aber es wollte mir nur mäßig gelingen. Es trat zwar ein klein wenig Saft aus, aber meiner Meinung nach zu wenig.
„Das klappt irgendwie nicht“, jammerte ich.
„Du bist zu zaghaft“, erklärte mir Severus und trat plötzlich hinter mich. „Du musst richtig zupacken und drücken. Komm, ich zeig es Dir.“
Da nahm er auf einmal meine Hand, die den Stößel hielt und drückte sie fest nach unten. Severus' Hand auf meiner. Oh Gott, das war... das... das fühlte sich gar nicht mal so schlecht an. Kein Junge hatte je meine Hand in seiner gehalten und jetzt tat es auf einmal einer, den ich eigentlich gar nicht leiden konnte. Oh je, was sollte ich denn jetzt machen? In meinem Kopf herrschte auf einmal ein totales Gefühlschaos. Einserseits hätte ich ihn gern weg gestoßen... aber andererseits wollte ich gar nicht, dass er mich los ließ. Hä, was ging denn jetzt auf einmal ab?
„Du musst viel Kraft aufwenden, Mimi“, flüsterte er mir ins Ohr. „So eine Pflaume kann ziemlich hartnäckig sein (Irgendwie eindeutig zweideutig). Wenn es Dir leichter fällt, dann stell Dir einfach vor, dass es jemand ist, den Du überhaupt nicht leiden kannst und dass Du ihn zerquetschen willst. Meinetwegen kann das auch ich sein.“
„Ich will Dir aber gar nicht weh tun“, gab ich zurück. Aaah, auch wieder zweideutig. Irgendwie musste ich das wieder gerade biegen. „Ich meine, dazu kenne ich Dich doch gar nicht gut genug. Oder?“
„Da hast Du auch wieder recht.“
Ich spürte einfach, dass er lächelte, doch ich wagte es nicht, mich umzudrehen. Plötzlich ließ er meine Hand los und die Enttäuschung machte sich in mir breit. Wieso hatte er das getan? Und wieso fühlte ich so? Es war immerhin Severus Snape, Arschloch, Widerling und Fledermaus aus Slytherin. Ich war mehr als nur verwirrt.
„Drück zu, Mimi“, sagte er und ich tat es.
Und man mag es glauben oder nicht, auf einmal klappte es. Holla die Waldfee. Hatte ich das gerade getan? Wow, ich bin ein Genie.
„So und jetzt“, erklärte er weiter, „musst Du den Saft in eine Phiole schütten. Schnell, in einer Minute ist der Trank soweit, dass wir weiter machen können. Aber nichts verschütten.“
Ha, der hatte gut reden. Ich zitterte gerade wie Espenlaub. Aber warum? Ich verstand die Welt nicht mehr.
„Schön vorsichtig“, ermahnte er mich noch einmal.
Da piepste die Stoppuhr und erschreckte mich fast zu Tode. Beinahe hätte ich das Fläschchen fallen lassen. Herrgott, Mimi, pass doch auf.
„So und jetzt ganz langsam rein tropfen lassen. Nicht alles auf einmal.“
Ich tat wie mir befohlen, doch auf einmal fing der Trank heftig an zu zischen. Scheiße, gleich würde er hoch gehen.
„Achtung“, schrie ich auf und bereitete mich innerlich schon auf den Knall vor.
„Nur ruhig, Mimi“, meinte Severus lächelnd. „Das ist bei diesem Trank normal. Lese noch mal die Rezeptur durch, da steht es.“
Ich warf einen skeptischen Blick auf mein Gebräu und tatsächlich. Es sah genau so aus, wie es im Buch beschrieben stand. Wässrig, hellgrün, klar schimmernd und es zischte auch wie verrückt. Jippieh. Das war doch schon einmal ein Anfang.
Übermütig wie ich nun einmal bin, griff ich nach meinem Holzlöffel um sofort zum nächsten Schritt über zu gehen, dem Umrühren. Ich wollte ihn schon in den Kessel stecken, doch Severus hielt mich zurück indem er erneut meine Hand packte.
„Nicht so voreilig, Mimi“, ermahnte er mich. „Noch zischt der Trank. Und wie steht es in dem Rezept?“
„Ähm...“
Ich war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Ich spürte nur noch seine Haut auf meiner. Was war bloß mit mir los? Hatte ich irgendwelche Drogen genommen, die mein Gehirn vernebelten? Oder lag es an den Dämpfen des Verwirrungstranks? Ja, das musste es sein.
„Jaah“, riss mich Severus aus meinen Gedanken.
„Ähm... man darf... erst umrühren, wenn... ähm... nach dem ersten Zischen?“
Es klang mehr wie eine Frage, denn ich war mir absolut nicht sicher.
„Ganz genau“, meinte Severus.
Und da sah er mir das erste Mal richtig in die Augen. Wahnsinn, waren die ausdrucksvoll. Sie waren dunkelbraun, fast schwarz, aber da waren auch einige goldene Einsprengsel darin. Er hielt auch immer noch meine Hand umklammert und ließ auch meinen Blick nicht mehr los. Plötzlich spürte ich ein ganz komisches Gefühl in meinem Magen. Was zur Hölle war das? Es fühlte sich an, als würde ich Achterbahn fahren.
Noch ein Blick, dann sog Severus zischend die Luft ein und ließ mich los.
„Der Trank hat aufgehört zu zischen“, meinte er schnell. „Du kannst jetzt umrühren.“
Und was zur Hölle war denn das schon wieder? Zuerst war er ein Arschloch, dann entpuppte er sich auf einmal als netter Kerl und guter Lehrer, dann fasst er mich auf einmal an, nur um sich dann rasend schnell von mir los zu reißen. Wie sollte man denn mit diesen Stimmungsschwankungen klar kommen? Der Typ bestand aus unzähligen Facetten. Wer sollte da noch mitkommen?
Mit zittrigen Händen fasste ich den Löffel fester und stellte ihn in meinen Kessel, genau an die Markierung. Dann rührte ich dreimal gegen und einmal mit dem Uhrzeigersinn. Et voilá, der Trank verfärbte sich dunkelgrün und war genau so wie beschrieben. Ich hatte es geschafft, meinen ersten Zaubertrank richtig herzustellen. Ein Weltwunder war geschehen. Doch ich konnte mich nicht so recht darüber freuen, denn ich war immer noch ein zitterndes Häufchen Elend.
„Das war wirklich sehr gut heute, Mimi“, riss mich Severus aus meinen Gedanken. „Das nächste Mal können wir schon eine Stufe weiter gehen und etwas schwieriges versuchen. Wann hast Du denn das nächste Mal Zaubertränke?“
„Am... ähm... Dienstag... glaube ich.“
Meine Stimme brach weg. Marie Lucie Duchesse. Reiß Dich jetzt endlich mal zusammen! Du bist überhaupt nicht mehr Du selbst. Das gefällt mir ganz und gar nicht. Gib Dir jetzt endlich einen Tritt in den Hintern und mach, dass Du aufwachst! Und zwar schnell. Der Kerl, der da vor Dir steht, ist ein Vollidiot. Nein, das war er eben nicht, das hatte er heute eindeutig bewiesen. Und er sah gut aus und diese Augen... MIMI! Er ist Lillys Exfreund. Deswegen hör jetzt endlich auf mit dieser Scheiße. Er ist für Dich TABU! Und ein Arschloch obendrein.
Doch so richtig überzeugt war ich selbst nicht davon. Mein Gewissen hatte auch schon einmal mehr Einfluss auf mich gehabt. Verdammt!
„Am Dienstag, okay“, sagte Severus und holte mich damit ins Hier und Jetzt zurück. „Dann würde ich vorschlagen, dass wir uns am Montag noch einmal treffen, wenn Dir das recht ist. Dann bist Du für die Stunde am Tag darauf gut gewappnet.“
„K... K... Klar, warum nicht? Ähm... Wann am Montag?“
„Nach dem Abendessen?“
„Ja... Okay.“
„Apropos Abendessen, wir sollten uns langsam aber sicher beeilen, wenn wir noch was ab bekommen wollen. Soll ich Dich noch nach oben begleiten? Nicht, dass Du Dich noch einmal verläufst und stattdessen in irgendeinem Schlafzimmer landest. Oder in einem Bad, dann würdest Du dieses Mal vielleicht noch mehr zu sehen bekommen als vorhin.“
Ha ha, sehr witzig. Wobei, wenn ich recht darüber nachdachte, dann war es das schon... so irgendwie... Oh Gott, das würde mir jetzt ewig nachhängen und er würde mich damit aufziehen. Das sah ich jetzt schon kommen. Na ja, sollte mir recht sein. Wobei, was er konnte, konnte ich bekanntlich ja schon lange.
„Weißt Du, vielleicht habe ich ja nur nichts gesehen, weil Du oder besser gesagt ER so klein ist“, schoss ich deshalb zurück.
„Der war böse, aber ich weiß wie Du es meinst. Und irgendwie habe ich das auch verdient.“
Ja, hatte er. Er war immerhin ein Widerling. Oder auch nicht. Ach, was weiß ich?!
Wir räumten noch schnell zusammen meine Sachen in die Tasche und stellten meinen Kessel wieder in den Schrank für die Fünftklässler. Gott sei Dank hatte ich zwei Kessel mitgenommen, sonst hätte diese Nachhilfestunde wahrscheinlich nicht statt gefunden, denn der erste war ja gestern glorreich explodiert. Das fiel mir erst jetzt wieder ein.
„Kommst Du, Mimi“, fragte Severus und hielt mir freundlich die Tür auf.
„Vielen Dank, Monsieur.“
„De rien, Mademoiselle.“
„Du sprichst Französisch?“
„Von Sprechen kann gar keine Rede sein.“
Daraufhin musste ich lächeln. Wieder einmal eine eindeutig zweideutige Aussage. Auch Severus grinste und gemeinsam gingen wir nach oben in die Große Halle.


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Am schwierigsten fand ich, das Tauchen technisch zu bewältigen und dabei auch noch zu spielen. Ich durfte nie vergessen, dass Harry Kiemen hat, also gar nicht atmet. Also hatte ich sorgsam darauf zu achten, dass ich keine Luftblasen ausatmete. Um mich herum konnte ich überhaupt nichts erkennen, ich hörte nur Jamies völlig unwirkliche Stimme. Ein absolut bizarres Erlebnis, aber ich fand es echt toll.
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