von Fürstin
Ihr Lieben, ich wollte euch nicht völlig verwirrt bis nächsten Freitag warten lassen. Meine liebste Lektorin (meine Schwiegertochter) meinte, der Wandel von Snape zu Severus müsste besser erleuchtet werden *lächel* Severus muss also nochmal ran...
Lange geschlafen hatte Severus noch nicht, als er wieder wach wurde. Gähnend streckte er sich. Er kannte das. Jetzt würde es Stunden dauern, ehe er wieder einschlafen könnte. Er erhob sich, warf sich seinen Umhang um und stieg leise die Treppe hinunter. Linker Hand lag die Bibliothek und er öffnete die Tür. Vielleicht könnte er ein Buch lesen...
Die Tür knarrte leise, als er sie wieder schloss. Er schwang seinen Zauberstab und ein Feuer flammte im Kamin auf. Es erhellte die dürstere Bibliothek nur wenig. Severus ging zu dem Sessel, der vor dem Feuer stand und setzte sich. Er stützte den Kopf an die hohe Lehne und schloss die Augen. So konnte er sich besser konzentrieren. Lust zum Lesen hatte er sowieso nicht. Vielleicht war es ganz gut, dass er hier alleine saß. So konnte er wenigstens versuchen etwas Ordnung in die Ereignisse der letzten Tage zu bringen.
Wenn ihm vor einer Woche jemand gesagt hätte, er würde auch nur einem einzigen seiner Schüler erlauben ihn beim Vornamen zu nennen, er hätte denjenigen wahrscheinlich ins St. Mungos gehext, in die geschlossene Abteilung... Genauso hätte er reagiert, wenn ihm jemand prophezeit hätte, er würde die Gesellschaft von anderen Menschen den ganzen Tag lang genießen. Ja, er gestand sich in dieser dunklen Bibliothek ein, er hatte diese Gesellschaft sogar gebraucht.
In all den Jahren, die er für Albus Dumbledore spioniert hatte, konnte er es sich nicht leisten andere Menschen näher an sein Leben heranzulassen. Nicht, dass ihm das sonderlich schwergefallen wäre. Nach Lilys Tod hatte er sich von allen anderen abgeschottet. Selbst Albus hatte lange gebraucht, bis er zu ihm durchdringen konnte. Und sogar ihm hatte er nicht völligen Zugang gewährt. Immer war da eine unsichtbare Distanz, die Albus anfangs noch versuchte zu überbrücken. Später hatte er sie wenn auch widerwillig respektiert. Der einzige andere Mensch, dem er in gewisser Weise Zutritt zu seinem Leben gewährt hatte, war Narzissa Malfoy. Doch selbst ihr waren viele Bereiche verwehrt, zu ihrem, vor allem aber zu seinem Schutz.
Die Gedanken an Narzissa verdrängte er rasch wieder. Sie würden ihn ablenken und in Regionen führen, in denen er sich nicht auskannte und die ihn verwirrten...
Entschlossen richtete er seinen Geist wieder auf die letzten Tage. Das Erwachen und die Begegnungen in der surrealen Welt des weißen King's Cross hatten alle seine Ansichten, seine Grundsätze, seine Regeln in Frage gestellt, einfach überrannt. Besonders Sirius hatte ihn überrascht. Severus erkannte, dass er weder Sirius noch James weiter hassen konnte. Und wenn er ehrlich mit sich selbst war, dann wollte er das auch schon lange nicht mehr. Hass vergiftete ebenso wie Naginis Biss...
Und Lily...er hatte sie idealisiert. Er hatte wenigstens einen Lichtblick in der Zeit des Dunklen Lords gebraucht. In seinen eigenen dunkelsten Stunden waren die Gedanken an sie sein Leuchtfeuer zurück aus der Finsternis. Doch diese Zeiten waren vorbei. Sie selbst hatte das Leuchtfeuer abgeschaltet und er brauchte es auch nicht mehr. Es war nicht sonderlich befriedigend, an einem Idealbild festzuhalten...
Überhaupt hatten die Begegnungen in dieser Zwischenwelt, einen anderen Ausdruck dafür fand er nicht, sein festgefügtes Weltbild in tausend Stücke geschlagen. Eigentlich müsste er sich jetzt entwurzelt und verloren fühlen. Aber so war es nicht. Erstaunt stellte er fest, dass ihn jetzt viel festere Knoten an dieses Leben banden. Und sie waren keine Last mehr. Er freute sich auf dieses neue, sein zweites Leben, auch wenn ihm klar war, dass es noch viele Kämpfe geben würde. Er lächelte in sich hinein und dachte daran, dass noch nie jemand versprochen hatte, dass das Leben leicht sein würde...
Er hob den Kopf und reckte sich mit noch geschlossenen Augen ausgiebig. Dabei stellte er fest, dass er sich endlich frei fühlte. Das war Magie, aber keine, die man mit dem Schwenken eines Zauberstabes hervorbringen konnte. Lächelnd stand er auf, löschte das Feuer und stieg die Treppe zu seinem Schlafzimmer wieder hinauf. Dann legte er sich immer noch lächelnd wieder hin und war innerhalb von Sekunden tief und fest eingeschlafen.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel