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Fanfiction

Neumondnacht - Neumondnacht

von Zuckerdrache

Gespenstische Stille lag über Hogwarts. Kein Laut war zu hören. Selbst die Tiere der Nacht blieben stumm. Es war stockfinster, denn der Kalender zeigte Neumond. Das Schloss, nur an wenigen Stellen spärlich beleuchtet, verlor sich fast als großer Schatten im blauschwarzen Dunkel, ebenso wie der tiefschwarze See, Hagrids Hütte oder der Verbotene Wald, der in einiger Entfernung wie der Schlund in ein dunkles Nichts anmutete.

Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Nur durch den Lumos, der Licht aus den Spitzen ihrer Zauberstäbe schickte, wurden die beiden jungen Männer, die gerade über die Ländereien wanderten von Helligkeit umgeben, die sich wie eine Glocke über sie stülpte. Sie kamen recht langsam voran, denn der Lumos erhellte nur wenige Schritte ihres Weges. Konzentriert starrten die beiden auf den Boden, um nicht versehentlich über eine Wurzel oder einen großen Stein zu stolpern. Und vielleicht auch, um nicht miteinander reden zu müssen. Zumindest machte keiner ernsthaft Anstalten, etwas sagen zu wollen. Denn dass die beiden Schulter an Schulter gingen suggerierte nur auf den ersten Blick, dass hier zwei Freunde durch die Nacht streiften. Es war wohl eher der absoluten Dunkelheit geschuldet, so nahe beieinander zu laufen. Nur, um sich nicht aus den Augen zu verlieren. Denn sie hatten eine Aufgabe vor sich, die sie gemeinsam zu erledigen hatten. Ein Umstand, der wohl beiden einen Klumpen im Magen bescherte, denn sie waren wahrlich keine Freunde.

Plötzlich erklang das dunkle Dröhnen der Hogwarts-Uhr, die auf dem Astronomieturm zu jeder vollen Stunde schlug. Dreimal wehte der Glockenschlag zu ihnen herüber und machte die Atmosphäre noch geheimnisvoller, als sie sowieso schon war. Der größere, schlankere der beiden nächtlichen Wanderer zuckte schon beim ersten Ton, der so unvermittelt die Stille durchbrach heftig zusammen und blieb stehen. Der andere stoppte zwei Schritte später, drehte sich sofort um und musterte seinen Begleiter mit einem amüsierten Lächeln, ehe seine Stimme den Nachhall der Turmuhr übertönte.

"Erschrocken, Malfoy?"

"Träum weiter, Potter", antwortete der Slytherin mit verkniffener Miene.

Harrys Lächeln erstarb, wich der Erkenntnis, dass er mit seinem ehemaligen Erzfeind wohl nie ein freundliches Gespräch würde führen können. Sein Blick löste sich von dem blassen Gesicht Malfoys und erfasste die Silhouette des Schlosses, die sich weit hinter dessen Rücken vom finsteren Nachthimmel abhob. Eine dichte Wolkendecke schien dafür zu sorgen, dass kein Stern am Himmel zu sehen war und auf Grund des Neumondes fehlte auch der fahle, weißliche Schimmer, den Harry an Vollmondnächten so liebte.

"Was ist? Willst du hier festwachsen, oder gehen wir weiter? Es ist schon drei Uhr. Wir haben nicht mehr allzu viel Zeit", ranzte Malfoy und schickte sich an, an Harry vorbeizugehen. Da dieser sich nun ebenfalls umdrehte und dabei etwas in Malfoys Richtung geriet, stießen die beiden mit der Schulter zusammen. Harrys Kopf schoss nach rechts, sein Blick hob sich etwas und landete ungebremst in Malfoys grauen Augen, die, durch den Lumos erhellt, silbern schimmerten. Obwohl Malfoy ihren Schulterkontakt mit einem winzigen Schritt nach rechts sofort wieder unterbrach, tauchte sein stechender Blick weiterhin in Harrys Augen, der sich plötzlich irgendwie ertappt und durchleuchtet fühlte. Erst als Harry gegen eine Wurzel stieß und stolperte, wurde zwangsläufig unterbrochen, was Harry so intensiv noch nie mit Malfoy ausgetauscht hatte. Und dieses überwältigende Gefühl der Anziehung war das am meisten Verstörende an diesem Moment gewesen. Warum um alles in der Welt hatte er plötzlich den dringenden Wunsch, Malfoy näher zu kommen?

"Pass doch auf, Potter", riss Malfoy ihn genervt aus seinen Gedanken, wobei er instinktiv nach Harrys Arm gegriffen hatte, um ihn vom Fallen abzuhalten. "Wäre doch unpassend, wenn sich der Bezwinger Voldemorts ausgerechnet bei einem einfachen, nächtlichen Spaziergang das Genick bricht."

"Sehr witzig", murmelte Harry, noch immer irritiert über diesen plötzlichen Drang, gepaart mit feuriger Hitze, die sich von seinem Bauch aus in den ganzen Körper ausgebreitet hatte. Erst das Unterbrechen des Blickkontaktes hatte diese Empfindungen weggewischt, als hätte man einen Faden durchgeschnitten.

Malfoy blieb stumm, aber Harrys verstohlener Seitenblick in dessen Richtung offenbarte, dass er verhalten lächelte. Das war wieder etwas, was ihm bezüglich Malfoy ziemlich neu war. Seit Harry ihn durch seine entlastende Aussage vor Askaban bewahrt hatte herrschte zwar Waffenstillstand zwischen den beiden Kontrahenten, aber Malfoy hatte sich bisher weder für die Lebensrettung im Raum der Wünsche noch für die Fürsprache beim Prozess bedankt. Malfoys Verhalten zu Beginn ihres nachgeholten 7., nun 8. Schuljahres blieb eher neutral. Er hielt sich zurück, war oft richtiggehend ignorant und beachtete den Gryffindor und seine Freunde einfach nicht. Lediglich im Beisein seiner Schulkameraden Zabini und Goyle huschte manchmal ein Lächeln über Malfoys sonst so verschlossene Gesichtszüge, die sich gegenüber Nott und Parkinson dagegen eher verfinsterten. Daher konnte sich Harry eigentlich glücklich schätzen, dass er, Hermine, Ron und Neville dem Slytherin wohl gleichgültig waren, denn ihnen gegenüber zeigte Draco weder eine freundliche noch eine finstere Miene, sondern eher überhaupt keine. Bis auf den Moment, als er von Professor Snape, der nach seiner wundersamen Rettung nach Naginis Biss erneut in Hogwarts unterrichtete, beauftragt wurde, für den Tränke-Unterricht neue Schlafbohnen im Verbotenen Wald zu sammeln. Zusammen mit Harry.

Snape hatte es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht, die Schüler der einzelnen Häuser einander näher zu bringen. Ständig steckte er sie in Teams zusammen, die miteinander brauen mussten oder irgendwelche Zutaten für ihn zu besorgen hatten. Und diesmal hatte es Harry erwischt. Harry ... und Malfoy.

Harry grinste zerknirscht, als er an diesen Moment zurückdachte, der Snapes Auftragserteilung folgte. Malfoys Miene verzog sich, als hätte er in eine Zitrone gebissen, während Harry innerlich nur aufseufzen konnte. Aber Widerstand war zwecklos. Snape kannte diesbezüglich kein Erbarmen. Den Rest der Stunde verbrachten sie daher schweigend, brauten in angespannter Ruhe ihren Trank fertig und machten sich danach wortlos von dannen, denn keiner hatte das Bedürfnis darüber zu streiten, dass sie ein weiteres Mal gemeinsam den Verbotenen Wald aufzusuchen hatten.

Die restlichen Tage bis zum Neumond verliefen daher wie immer. Malfoy ging ihm aus dem Weg und Harry mühte sich redlich, den Slytherin aus seinem Kopf zu verbannen. Mit mäßigem Erfolg. Fast freute er sich auf die Nacht im Wald, denn er wollte einige Dinge mit seinem Mitschüler klären, um das Kapitel Malfoy endlich abhaken zu können.

Harry schreckte aus seinen Gedanken, als sie unvermittelt ihr erstes Ziel erreichten. Vor ihnen breitete sich der Verbotene Wald aus.

Da es bislang zu keinem Gespräch gekommen war, rechnete Harry jetzt erst recht nicht damit, denn im Wald mussten sie sich wirklich konzentrieren und achtsam sein. Eine rege Unterhaltung würde sie da nur unnötig ablenken, denn die Zeit drängte. Die Schlafbohnen mussten bei völliger Dunkelheit gepflückt und abtransportiert werden.

Harry seufzte. Es ärgerte ihn, dass sich keine Normalität zwischen ihm und Malfoy einstellen wollte. Oder war das die Normalität? Würde er nie ein freundliches Gespräch mit Malfoy führen, sich nie mit dem Slytherin verstehen?

Erst als er dessen Stimme hörte wurde ihm bewusst, dass er stehengeblieben war und abwesend in die Finsternis des Waldes starrte.

"Angst, Potter?", schnarrte Malfoy und Harry meinte herauszuhören, dass er dabei fies grinste.

"Träum weiter, Malfoy", konterte Harry ganz automatisch, während er mit funkelndem Blick seinen Begleiter in Augenschein nahm ... und erstaunt feststellen musste, dass eher Amüsement in dessen Augen lag, während die gerade noch leicht nach oben verzogenen Mundwinkel wieder nach unten rutschten, als wollte er das Lächeln verschleiern, das er anscheinend gerade auf den Lippen gehabt hatte. Harrys Fokus wanderte wieder zu den nebelgrauen Augen, die plötzlich den amüsierten Ausdruck verloren und wieder begannen, die Wirkung eines Schwarzen Lochs anzunehmen, das Harry zu verschlingen drohte. Noch bevor die für Harry so absurd wirkende Anziehungskraft und die Hitze in seinem Innern sich manifestieren konnten, unterbrach er den Blickkontakt.

Er versuchte, sich zusammenzureißen, wischte nun endgültig sämtliche verqueren Empfindungen und Gedanken beiseite, die sich seiner gerade wieder bemächtigen wollten und umklammerte fest seinen Zauberstab.

"Dann mal los. Wir müssen bis zur großen Lichtung, wo sich die Einhörner immer aufhalten. Das sollten wir in zwanzig Minuten geschafft haben.

Harry tat einen besonders beherzten Schritt nach vorne und wurde, Malfoy direkt neben sich, vom schwarzen Schlund des Waldes verschluckt.

Harry hatte plötzlich Mühe, dem jetzt sehr zügig gehenden Malfoy zu folgen, da er angestrengt den Waldboden betrachtete, um ja nicht zu stolpern. Ein schneller Blick nach rechts zeigte ihm, dass Malfoy mit traumwandlerischer Sicherheit über den unebenen Untergrund lief und zudem den Blick ins Dunkel des Waldes gerichtet hatte anstatt auf den Boden.

Harry schüttelte irritiert den Kopf.

„Sag mal Malfoy, was starrst du so nach vorne, was siehst du da, außer schwarz?“

Malfoy senkte automatisch wieder den Blick, wandte sich Harry aber nicht zu.

„Kann ja nicht jeder so blind sein wie du, Potter.“

Entgegen dem, was Harry sonst von ihm gewöhnt war, hörte er schon wieder Amüsement in Malfoys Stimme. Nicht Sarkasmus oder Ironie, nein, es schien ihn tatsächlich zu erheitern.

Harry wandte sich wieder dem Weg zu und versuchte, sich erneut auf ihre Aufgabe zu konzentrieren, was ihm aber nur schwer gelang. Irgendetwas an Malfoy war plötzlich unheimlich faszinierend. Er wusste bloß nicht genau was es war.

Die Geräusche des Waldes lenkten Harry etwas ab, so dass die beiden etwa zehn Minuten schweigsam ihren Weg zwischen den Bäumen hindurch suchten. Erst als Harry nicht aufpasste und beinahe erneut stolperte, passierte es.

Malfoy hatte blitzschnell erneut seinen Arm gepackt, so dass Harry sich wieder fing. Er suchte Malfoys Blick. Der sagte nichts dazu, schenkte ihm aber ein leichtes Schmunzeln und musterte ihn intensiv.

Sofort war es wieder da. Das dringende Gefühl, Malfoy nah sein zu wollen, ihn zu berühren und die Hitze, die durch Harrys Eingeweide fegte war ebenfalls wenig hilfreich. Was passierte hier? Harry lief nicht weiter. Zu überwältigend waren diese Empfindungen.

„Malfoy, du Bastard, was hast du gemacht? Hast du einen Fluch über mich gesprochen?“

Malfoy blinzelte leicht, ließ sich aber nicht von Harrys Ausbruch beirren. Er ließ Harrys Arm los und ging weiter.

„Wieso sollte ich das tun?“, stellte er unbeeindruckt klar.

„Ich hab keine Ahnung, warum. Um mich zu ärgern vielleicht? Hier passiert doch irgend etwas. Ich fühle mich anders als sonst. Mach, dass das aufhört.“

Wie ein trotziger Junge stand Harry da und sah Malfoy hinterher. Dabei beobachtete er ihn genau und war einmal mehr verwirrt. Malfoy schwebte geradezu über den Boden, so elegant und geschmeidig, ohne auch nur ein einziges Mal über einen der Äste zu stolpern, die den Waldboden bedeckten. Harry hatte das Gefühl, ihm folgen zu müssen, und das so intensiv, als würde sein Leben davon abhängen. Hier lief etwas ganz gehörig nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. Auch Malfoys äußere Erscheinung kam ihm heute Nacht so anders vor. Er wurde von einer Aura umgeben, die Harry nur als faszinierend bezeichnen konnte. Er war verwirrt und doch schlich sich ein bestimmter Verdacht unaufhaltsam in seine Gedanken und er sprach es aus, ohne, dass er etwas dagegen tun konnte, geschweige denn sich etwas dabei dachte.

„Malfoy, hörst du nicht? Was zur Hölle ist mit dir los? Du kommst mir vor wie … ein verdammter Vampir!“

Ein Ruck ging durch Malfoys Körper und er dreht sich zu Harry, richtete den Zauberstab auf ihn.

„Da haben deine grauen Zellen ja zur Abwechslung mal richtig gute Arbeit geleistet. Was sollte mich jetzt also daran hindern, dich zu obliviaten, um mein kleines Geheimnis zu wahren?“

Harry schluckte. Er hatte kein Interesse daran, dass Malfoy ihm in seinem Kopf herumpfuschte, um diese Erinnerung zu entfernen.

„Dein Zauberstab wird mir schon nichts tun. Er wird mir keinen Schaden zufügen. Du vergisst, dass er mal eine Zeit lang mir gehört und mir gehorcht hat.“

Obwohl Harry wusste, dass das nicht zwingend so passieren musste, hoffte er schwer, dass Malfoy auf diesen Einwurf einstieg.

„Außerdem bin ich neugierig“, gab er unumwunden zu. „Erzähl mir, was mit dir los ist. Was ist dir passiert?“

Stoische Ruhe machte sich in Harry breit, als er einen Fuß vor den anderen setzte und auf Malfoy zuging, der langsam den Zauberstab sinken ließ und sich Harry anschloss, als dieser langsam an ihm vorbei ging.

„Erzähl, ich höre“, meinte Harry nur und ging weiter in Richtung ihres Ziels, das er keineswegs aus den Augen verloren hatte. Irrsinnigerweise hatte er keine Angst. Er spürte instinktiv, dass Malfoy ihm nichts tun würde. Warum das so war, das wusste er nicht, aber er wusste, dass er sich auf sein Gefühl verlassen konnte.

Malfoy neben ihm räusperte sich.

„Okay, Potter. Dann also das große Outing. Es ist mir nichts passiert. Ich bin ganz einfach ein geborener Vampir. Die wenigsten sind sich darüber im Klaren, dass es zweierlei Arten von Vampiren gibt. Die geborenen, die es nur in der magischen Welt gibt, und die verwandelten, die in erster Linie in der Muggelwelt vorkommen, aber auch bei uns Zauberern zu finden sind.

„Was?“, fragte Harry entgeistert und blieb stehen.

„Hör mir zu, Potter und geh' weiter. Wir haben eine Aufgabe zu erledigen. Und ein wütender Snape ist weitaus gefährlicher als ich es für dich je sein könnte.“

Harry fügte sich und folgte weiter dem kleinen Trampelpfad, den sie inzwischen erreicht hatten. Angespannt lauschte er Malfoy, der wieder zu erzählen begann.

„Ich bin von Geburt an ein Vampir, aber erst mit meiner Volljährigkeit wurde das auch sichtbar. Seitdem trage ich einen permanenten Zauber, der mein Äußeres so belässt, wie mich alle kennen. Er reguliert nach außen hin meine Temperatur, die jetzt niedriger ist als normal, beschleunigt wenn nötig meinen Herzschlag, der extrem verlangsamt ist und er hilft mir, meine Bewegungen zum Menschlichen hin zu normalisieren. Ich kann recht schnell sein wenn ich will. Und er unterdrückt vor allem meine vampirische Anziehungskraft, die ich auf andere Menschen ausübe, egal ob magisch oder nicht. Gegen die Sonnenstrahlen, die im übrigen nur einen sehr starken, aber schmerzhaften Sonnenbrand verursachen würden, schützt mich ein Mondstein, der jedem Vampirsäugling nach der Geburt um den Hals gelegt wird. Mein Blutdurst wird durch Tierblut gestillt. Und Menschen beißen wir Geborenen nur beim Sex.“

Schlagartig überzog heiße Röte Harrys Wangen, was Malfoy sicherlich auffiel. Aber er ignorierte es, erzählte einfach weiter.

„Es ist ein Teil unseres Liebesspiels und nur auf unseren jeweiligen Partner beschränkt, der, sofern er magisch ist, dadurch keinerlei Schaden nimmt, sondern vielmehr höchste Wonnen erlebt. Ein anderer Vampir wäre natürlich der idealste Partner. Aber es gibt nicht so viele Geborenen, daher vermischen wir uns oft mit magischen Menschen. Das garantiert einen gesunden Fortbestand und ist die Regel, die aber von manchen von uns leider nicht befolgt wird. Sie gehen Beziehungen mit Muggeln ein, die dann erkranken und sich verwandeln, in diese untoten Wesen, die man in der Muggelwelt kennt und unsere Rasse in ein ziemlich schlechtes Licht rücken. Diese verwandelten Vampire sind das eigentliche Problem, denn sie wüten in beiden Welten und verbreiten die krankhafte Verwandlung immer weiter in der Muggelwelt."

Harry hatte Malfoys Erzählung zwar interessiert zugehört, war aber über diese plötzliche Redseligkeit mehr als irritiert. Der sonst so wortkarge Slytherin, der ihm meist aus dem Weg ging und ihn nicht beachtete, redete plötzlich wie ein Buch und offenbarte ihm intime Dinge aus seinem Leben, die Harry im Grunde gar nichts angingen.

„Wieso erzählst du mir das alles? Ich meine, ich habe gefragt, weil ich neugierig bin. Aber du erzählst mir da Sachen, die eigentlich sehr privat sind. Das entspricht dir nicht. Zumindest nicht, wenn ich der Gesprächspartner bin. Warum tust du das?“

Harry und Malfoy hatten inzwischen die Lichtung erreicht, wo sie die Schlafbohnensträucher finden würden. Einhörner waren keine zu sehen. Dafür waren sie viel zu laut und unbedacht auf die Lichtung zugegangen. Die Herde war sicherlich schon vor Minuten im sicheren und verbergenden Dickicht verschwunden.

Malfoy steuerte zielstrebig einen der Sträucher an, die rund um die Lichtung verstreut zwischen den Bäumen standen. Die Blätter waren von dunklem Grün und mit einer silbrigen Haut überzogen, die im Licht des Lumos schimmerte. Die Bohnen selbst waren jetzt nur als schwarze Punkte im Dunkel des Strauches auszumachen, aber bei Tag leuchteten sie in einem kräftigen Violett.

Malfoy zückte den schwarzen Stoffbeutel, den er dabei hatte und pflückte die ersten Bohnen. Auch Harry begann mit seiner Arbeit und beförderte eine Bohne nach der anderen in den zweiten Beutel, den er aus seiner Robe gezogen hatte. Trotzdem vergaß er seine gestellten Fragen nicht.

„Krieg ich nun eine Antwort, oder nicht? Ich meine, … du erzählst mir hier was von geboren und verwandelt, von Blutdurst, Tierblut und von Beißen beim Sex ...“

Harry wurde schon wieder rot, ohne, dass er es verhindern konnte. Aber nicht etwa, weil er generell die Vorstellung eigenartig fand, dass Malfoy über Sex mit ihm sprach, sondern vielmehr deswegen, weil er sich vorstellte, wie Malfoy ihm ganz nahe kam. Es war zum Verrücktwerden. Was bei Merlins karierten Unterhosen hatte Malfoy mit ihm angestellt, dass er solche Gedanken hatte?

Malfoy unterbrach das Pflücken und hob den Kopf.

„Ach, dich interessiert der Sex mit einem Vampir?“

Malfoy grinste anzüglich und leckte sich lasziv über die Lippen.

Harry schluckte, da er noch nie solche Gefühle in Bezug auf einen anderen Mann hatte. Malfoy war ein Kerl, verdammt! So wie er selbst. Wieso fühlte er sich noch schlimmer als in den geilsten Ginny-Zeiten, als er die Finger nicht von ihr lassen konnte? Leider war das nach dem Krieg nie mehr in dieser Intensität zurückgekehrt und Ginny hatte ihm recht schnell klar gemacht, dass sie sich erst mal selbst verwirklichen wollte. Außerdem begann sie, mit Zabini zu flirten, was Ron regelmäßig in Rage versetzte. Schließlich war Zabini ein Slytherin. Harry hingegen fand, dass die beiden ganz gut zusammenpassten. Und jetzt war er auf dem besten Wege, mit Malfoy in eine prekäre Situation zu kommen. Oder bildete er sich das alles nur ein? Harry schluckte erneut.

„Vampirsex? Ja, wieso sollte mich das interessieren? Sag du es mir … verdammt, sag du mir, warum mich das interessieren sollte ...“

Malfoy hatte in der Zwischenzeit wieder etliche Schlafbohnen in den Beutel befördert und begann jetzt zu reden, ohne mit dem Pflücken aufzuhören.

„Tatsache ist, Potter, dass ich auf dich wirke. Das wirst du sicherlich schon gemerkt haben. Der Verhüllungszauber wirkt in der Gegenwart eines potentiellen Partners nicht mehr hundertprozentig, weil ich zu nervös und angespannt bin. Also wirke ich auf dich aphrodisierend.“

Obwohl Harry das Gefühl hatte, von dieser Offenbarung schon zu wissen, es geahnt zu haben, klappte ihm unweigerlich die Kinnlade herunter.

„Potentieller Partner? … ICH? Ich bin nicht schwul!“, beeilte Harry sich, die Tatsache klarzustellen, dass er eigentlich nicht auf Männer stand. Außer … bei Malfoy schickte sich sein innerer Schweinehund gerade an, eine Ausnahme zu machen.

„Aber vielleicht bi? Ich bin auch nicht stockschwul. Geborene Vampire neigen dazu, nicht so sehr auf das Geschlecht zu achten, sondern sich der Magie zu ergeben, die automatisch bei der Person zu wirken beginnt, die am besten mit dem Vampir harmoniert. Wie es scheint, bist du das für mich.“

Malfoy sprach sehr leise, aber Harry verstand jedes einzelne Wort. Und jedes Wort brannte sich wie Feuer in sein Hirn, floss wie dickflüssige Lava durch seine Gehirnwindungen, ohne dass er den eigentlichen Sinn des Gesagten wirklich erfassen konnte. Was wollte ihm Malfoy damit sagen? Sie hassten sich zwar nicht mehr, aber sie mochten sich auch nicht … nicht wirklich. Oder doch?

Um einer Antwort zu entgehen pflückte Harry eifrig Schlafbohnen. Überaus konzentriert ließ er eine Bohne nach der anderen in den Beutel fallen, der aber dadurch leider ziemlich schnell ziemlich voll war.

„Bin fertig, Potter“, kam Malfoy jetzt auf ihn zu. „Du auch, wie ich sehe. Und? Hat es dir jetzt die Sprache verschlagen? Was sagst du dazu, ich meine … zu uns?“

Harry zog bedächtig die Kordel am oberen Rand zu.

„Uns?“, fragte er mehr als entgeistert. „Du bist doch irre. Macht es dir Spaß, mich so zu verzaubern, dass ich auf dich abfahre? Willst du mich zum Schulabschluss noch ein bisschen mehr ärgern? Hat dir alles, was bisher war noch nicht gelangt?“

Malfoy schüttelte langsam und bedächtig den Kopf.

„Du hast es noch nicht verstanden … ich kann das nicht beeinflussen. Die Magie wirkt ganz automatisch. Und ich kann dann lediglich entscheiden, ob ich dem nachgebe oder nicht.“

Jetzt musste Harry doch lachen. Das war unglaublich lächerlich.

„Und du musstest ausgerechnet bei mir der Magie nachgeben? Wie schräg ist das denn? Und was ist mir mir? Sind diese Gefühle, die ich da habe auch von deiner Magie verursacht, oder kann ich mir das auch aussuchen? … Du hast sie doch nicht mehr alle, wenn du glaubst, dass ich … und du ...“

Harry schnaubte.

Ein trauriges Lächeln zeigte sich jetzt auf Malfoys Miene und seine Augen schimmerten verdächtig.

„Potter, niemand nötigt dich. Geht das in dein Erbsenhirn, dass du nur auf mich reagierst, weil du es selbst so willst? Weil es ganz einfach passt und du deswegen das Gefühl hast, dem nachgeben zu müssen?“

Die Worte bohrten sich wie Nadelstiche in Harrys Herz. Er war nicht mal überrascht über das, was Malfoy da sagte. Es fühlte sich an, als würde er die Wahrheit sagen. Es fühlte sich aufregend an, voller Wärme, Energie und auch heißer Lust. Ihm wurde immer mehr bewusst, dass Malfoy ihn total in seinen Fängen hatte. Seit wann war das so? Und wieso machte es ihm nicht so viel aus wie es eigentlich sollte?

„Wieso merke ich das erst jetzt, erst heute, in diesem Moment?“

„Wir sind das erste Mal allein miteinander“, kam es von Malfoy. Gerade hatte er Harry noch eindringlich angesehen, um seine Worte zu unterstreichen, doch jetzt senkte er den Kopf, so als wolle er etwas vor ihm verbergen.

„Das erste Mal allein ...“, flüsterte Harry leise vor sich hin, im Stillen zweifelnd und überlegend, ob sie nicht doch schon ohne jegliche Begleitung aufeinandergetroffen waren. Obwohl das Gespräch so angefangen hatte, wie Harry es von Malfoy gewohnt war, schwang doch etwas latent friedliches zwischen ihnen, was ihn unterschwellig davon überzeugte, dass sich wirklich etwas geändert hatte.

„Du denkst also, dass ich … auf dich stehe, weil es … zwischen uns … passt, sozusagen die Chemie stimmt? Ausgerechnet zwischen uns?“

Jetzt wandte ihm Malfoy doch wieder das Gesicht zu. Seine Augen hatten einen undefinierbaren Ausdruck, aber was Harry erkannte war, dass Malfoy ihn freundlich anschaute.

„Vampirmagie schert sich nicht um diese zwischenmenschlichen Dinge. Sie sieht nur, dass zwei Seelen zusammenpassen, zwei Körper harmonieren, zwei Persönlichkeiten zusammengehören. Selbst wenn da mal, durch äußere Einflüsse bedingt, oberflächliche Feindschaft bestand, das ist Vergangenheit, nebensächlich.“

„Du glaubst also, dass wir uns nicht die Köpfe einschlagen, wenn wir mehr Zeit miteinander verbringen würden?“

Harry war trotz allem noch skeptisch. Er hatte schließlich Malfoy vor sich. Vielleicht verarschte der ihn ja und würde Harry demnächst vor aller Augen blamieren bis auf die Knochen. Aber etwas tief in ihm drin flüsterte ihm zu, dieses Risiko eingehen zu können.

„Wir müssen zurück, Potter. Die Schlafbohnen müssen in Hogwarts sein, bevor die Sonne aufgeht.“

Der Themenwechsel kam so plötzlich, dass Harry kurz erschrak. Aber er fasste sich schnell, griff fest seinen Beutel und folgte Malfoy, der sich bereits auf den Rückweg machte.

„Und denk nicht so negativ, Potter. Wir daten wie jedes normale Paar, das sich kennenlernt. Das kriegen wir schon hin.“

Harry lief jetzt direkt neben Malfoy, schaute ihn wieder von der Seite an, als ihm plötzlich ein Einfall kam.

„Ich will es sehen. Nimm den Zauber von dir, ich will sehen, wie du wirklich aussiehst.“

Malfoy rollte mit den Augen und schnaufte.

„Elender Gryffindor, immer mit dem Kopf durch die Wand. Du hast ja keine Ahnung, wie das auf dich wirkt, wenn ich den Zauber löse.“

Ein Blick in Harrys Augen schien Malfoy davon zu überzeugen, dass Harry es sehr ernst meinte und er sich nicht davon abbringen lassen würde. Malfoy schloss seufzend die Augen, murmelte ein paar Worte, während er die rechte Hand bewegte.

„Stablose Magie? Respekt!“, meinte Harry, doch dann blieb ihm jedes weitere Wort im Hals stecken.

Harry meinte plötzlich, ein bisher unsichtbarer Schleier würde von Malfoy genommen, um die Sicht frei zu geben, auf etwas, das Harry so bisher noch nie gesehen hatte.

Malfoy war schön, ein Bild von einem Mann. Die Haare lang, seidig und silbern glänzend, die weiße Haut edel wie Alabaster, das Gesicht von einer Ebenmäßigkeit, die ihresgleichen suchte, die Statur schlank und doch strahlte Malfoy eine Kraft aus, die Harry schaudern ließ. Doch am meisten zogen Harry die Augen in ihren Bann. Die Iris spiegelte, als würde sich Quecksilber in einem Strudel um die Pupille drehen, umrandet von einem grauen Ring. Und wieder fühlte sich Harry einem Schwarzen Loch mehr als nahe, er meinte, gleich abzuheben und in diese Augen einzutauchen, als würde er in ein Denkarium fallen. Gewaltsam löste er sich von Malfoys Blick, rutschte etwas tiefer über die aristokratisch, schmale Nase zu seinem Mund, der so einladend prall auf ihn zu warten schien. Als wäre er eine Marionette, deren Fäden von Malfoy gezogen wurden, bewegte er sich die wenigen Schritte auf ihn zu. Sein Duft war betörend und hüllte ihn sofort ein, ließ sein Innerstes brodeln. Das Feuer, das plötzlich in ihm brannte war unbeschreiblich und der Drang, der ihn überkam nicht zu bändigen.


Der Drang, Malfoy zu küssen wurde übermächtig und ehe er etwas dagegen tun konnte, lagen seine Lippen auf Malfoys Mund. Erst als dieser, den Kuss nur wenige Sekunden erwidernd, Harry sanft von sich drückte und murmelnd die Augen schloss, kam Harry wieder etwas zu sich. Wenig später stand wieder der Malfoy vor ihm, den er kannte, der zwar inzwischen auch attraktiv auf ihn wirkte, aber nicht die verzehrende Wirkung des Vampirs hatte.

„Nun zufrieden, Harry? Du bist noch nicht bereit, mich so für längere Zeit zu sehen. Das muss für den Anfang reichen.“

Harry senkte beschämt den Blick. Er hatte Malfoy geküsst und überhaupt … war das alles normal? Er fühlte sich gerade ziemlich überfordert.

„Komm weiter, die Zeit läuft“, ermahnte Malfoy ihn wieder und er trottete dem Slytherin einfach hinterher.

„Das war … beeindruckend. Du bist viel zu schön für einen Kerl. Gut, dass du das verhüllst, Malfoy. Das hält man ja im Kopf nicht aus. Und man will dich ständig küssen.“

„Nicht 'man', nur du, Harry. Und du scheinst es tatsächlich zu sein, ich habe es geschmeckt. Du schmeckst köstlich.“

Harry fiel nur nebenbei auf, dass Malfoy ihn beim Vornamen nannte und er fand es nicht schlimm. Ungewohnt, aber nicht schlimm. Daher ließ er sich in Gedanken Malfoys Vorname auf der Zunge zergehen. Draco … was für ein schöner Name.

„Was sagtest du, Draco? Ich schmecke köstlich? Wie meinst du das?“

Draco registrierte mit wohlwollender Miene, dass Harry nun ebenfalls die persönlichere Anrede nutzte..

„Ich kann dein Blut riechen und irgendwann werde ich es auch schmecken … und trinken. Aber keine Angst, es wird dir nicht schaden, Harry.“

Harry wurde es schwindelig, aber komischerweise hatte er keine Angst. Jetzt nicht mehr. Hatte er jemals Angst? Und wann sollte das gewesen sein? Diese eigenartige Ruhe war irgendwann da gewesen und ließ ihn auch jetzt lächeln.

Als hätten sie sich abgesprochen liefen sie nun still nebeneinander her. Draco hatte Harrys Hand gegriffen und wie von Geisterhand passte sich Harrys Schritt dem des Vampirs an und so meinte Harry förmlich zu schweben, als er neben Draco in recht zügigem Tempo zum Rand des Verbotenen Waldes lief.

Als die beiden über die Ländereien spazierten, ihr nächstes Umfeld nach wie vor von einem Lumos erhellt, begann Draco über seine Familie zu erzählen und Harry hörte fasziniert zu. Auch Harry erzählte von sich und so so wussten beide etwas mehr voneinander, als sie endlich das große Tor zur Eingangshalle erreichten.

„Gib mir deine Schlafbohnen, ich bringe sie zu Professor Snape“, meinte Draco zu ihm, als sie vor der Freitreppe standen, wo sich ihre Wege vorerst trennen würden.

Harry drückte Draco den Beutel in die Hand.

„Gute Nacht, Draco … sehen wir uns morgen zum Frühstück?“

„Gerne, wenn du magst. Ich brauche normales Essen zwar nicht mehr wirklich und esse eigentlich nur, damit ich nicht auffalle und der Gesellschaft wegen. Man gewöhnt sich daran, aber eigentlich bin ich immer schon satt, wenn ich in die Große Halle komme. Also, … gute Nacht, Harry.“

Dracos Augen streichelten über Harrys Gesicht, so als wolle er damit die Hände ersetzen, die jetzt beide jeweils einen Beutel mit Schlafbohnen hielten. Harry musste sich ziemlich konzentrieren, um nicht einfach hier stehenzubleiben und Draco weiter anzustarren.

„Wirst du damit klarkommen?“, fragte Draco ihn noch, als er schon dabei war, sich abzuwenden und die Tür zu den Kerkern anzusteuern.

„Ich denke, ja“, antwortete Harry ehrlich. „Es fühlt sich irgendwie so an, als wäre das nicht neu für mich, als würde ich in etwas eintauchen, was ich schon kenne. Komisch. Aber ich werde schon damit zurechtkommen.“

Als Harry langsam die Freitreppe hochstieg, war er in einer aufgeregten Anspannung gefangen.

Dass Draco in diesem Moment aufatmete und endgültig beschloss, den Obliviate diesmal nicht erneut anzuwenden, das sollte Harry erst viele Monate später erfahren ...


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