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Fanfiction

Kinder des Zorns - Der Prozess

von CyberneticNemesis

Severus saß in einem der Besucherräume in dem er schon mit Dumbledore gesprochen hatte. Vor ihm saß ein schlanker, adretter Mann mit kurzem, blonden Haar in Anzug und Krawatte; Jason Murlahey.

Severus beobachtete seinen früheren Freund dabei wie er dutzende Aktenordner auf den Tisch stapelte. Er hätte nicht gedacht, dass man so viel über ihn Buch geführt hatte.

„Da kommt einiges zusammen, was?“, sagte Severus, um die Stille, die sich seit seinem Eintreffen hier zwischen ihnen wie eine Mauer aufgebaut hatte, zu durchbrechen.

„Bevor wir anfangen habe ich die Pflicht dich darüber zu informieren, dass der Raum abgehört wird. Magische Schutzmaßnahmen sind nicht erlaubt. Das wurde für alle Todesser-Fälle festgelegt nach Gerichtsbeschluss 55.127.09. Nur, falls Sie es nachschlagen möchten.“

„Siezen wir uns?“, fragte Severus.

„Ja, weil Sie, Mr Snape, offiziell mein Mandant sind und in vier Jahren eine Menge passieren kann.“

„Unsere letzte Begegnung ist aber erst knapp zwei Jahre her.“, berichtigte Severus.

„Du bist nicht mehr der Selbe und ich auch nicht.“ Jason vergaß glatt das Sie. „Ich habe diesen Fall auch nur angenommen, weil Dumbledore sich weigerte es zu machen. Er hätte gekonnt, wenn er gewollt hätte.“

Na wenigstens war Murlahey genauso skeptisch ihrer Zusammenarbeit gegenüber wie Severus.

„Wie sieht der Plan aus?“, fragte er.

„Die Gerichtsakten sprechen nicht gerade für dich. Allerdings hast du uns viele wichtige Informationen aus Riddels Büro zukommen lassen, was das Urteil abmildern könnte.“

„Ich habe Dumbledores Leben gerettet und ihm Tom Riddle auf dem Silbertablett serviert und so dankt er es mir?“

„Das ist Politik, Severus. Du bist entbehrlich, falls du das noch nicht begriffen hast, aber ich werde mein Bestes tun dich Lebend hier raus zu bekommen, auch wenn du es eigentlich nicht verdient hast.“

Der naive Junge in Severus hatte geglaubt, dass er Jason Murlahey noch kennen würde, doch die eisige Kälte, die sich zwischen ihnen ausbreitete beschrieb das Gegenteil.

„Du hasst mich.“

„Ich hasse das was aus dir geworden ist, weil du ein elender Feigling bist, Severus. Du bist immer nur davongelaufen. Am Ende in die falsche Richtung.“

Severus schwieg und schluckte den Kloß in seinen Hals hinunter. Die Worte trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht. So offen und ehrlich wie sie nur von einem wahren Freund kommen konnten.

„Ich bin nicht hier, um mich mit dir zu streiten. Wir haben Arbeit vor uns.“

Severus nickte und so begann die erste von vielen Stunden, die er hier sitzen und mit Murlahey die Akten über ihn sichten würde. Sie besprachen Stategien wie sie bestimmte Ereignisse vor Gericht darstellen konnten damit das Gericht überzeugt werden konnte ihn laufen zu lassen. Viel trockener Papierkram, der Severus in die Vergangenheit zurückversetzte. An vieles wollte er sich nicht mehr erinnern. Er hatte den Zweck seiner Arbeit immer verdrängt. Tat so als sei das alles nicht für den Einsatz an Menschen bestimmt. Wofür die Mittel waren, die er im Labor zusammenstellte wusste er jedoch ganz genau: Der Großteil bestand aus Versuchen mit verschiedenen Nervengiften - einige davon gewannen sie aus der Schlange ihres Chefs -, psychodelische Drogen für Verhöre und natürlich den Medikamenten für Tom Riddle.

„Ich sehe das größte Potential darin, den Richtern deine Rolle als Leibarzt Voldemorts darzulegen. Sie sollen sich nicht zu sehr auf die unschönen Details deiner Arbeiten vertiefen. Stattdessen erläutern wir die Wichtigkeit deiner Nähe und deiner Stellung zum Dunklen Lord. Auch wenn es nicht ganz korrekt ist können wir sie vielleicht davon überzeugen, dass du die ganze Zeit als Doppelagent für Dumbledore gearbeitet hast.“, erläuterte Murlahey auf einem ihrer Treffen.

„Du schlägst also vor die Geschworenen anzulügen?“

„Nein, ich schlage vor den gesetzlichen Rahmen zu nutzen, der sich uns bietet.“

So konnte man es natürlich auch nennen.

„Du solltest doch wissen wie dehnbar die Auslegung der Justiz ist.“, sagte Murlahey auf den skeptischen Blick von Severus.

„Ich wusste nicht, dass das neue Ministerium diese Tradition fortführt.“

„Das neue Ministerium ist genauso bürokratisch wie das alte. Ohne individuelle Rechtsauslegungen würde diese Regierung genauso zusammenbrechen. Wenn sich jeder ans Gesetz halten würde wären wir gar nicht arbeitsfähig.“

„Mit anderen Worten das neue Ministerium ist genauso korrupt wie das alte.“, schloss Severus.

„Das würde ich an deiner Stelle nicht zu laut sagen.“, sagte Murlahey warnend.

Severus zuckte mit den Schultern. Was sollte man von Politikern schon erwarten? In den letzten 50 Jahren hatten die Magier in Europa drei Regime kommen und gehen sehen. Grindelwald, die paar Jahre unter der Republik-Regierung, die es nicht schaffte demokratische Verhältnisse zu etablieren und Voldemort. Das neue Ministerium konnte kaum schlimmer sein als das.

„Was interessiert es mich? Am Ende sitzen dort die gleichen Geier unter anderem Namen. Bringen wir einfach nur diesen Prozess hinter uns.“, antwortete Severus.

Sie widmeten sich wieder ihren Vorbereitungen.

--------------------

Die Zeit bis zum Prozess verging verdächtig schnell. Die Gespräche mit Murlahey waren die einzige Ablenkung in Severus’ tristen Gefängnisalltag. Sein Ausflug in die Grube hatte sich bisher nicht wiederholt, auch wenn er andere daran zerbrechen sah. Er konnte Kriegsveteranen und hoch dotierte, ehemalige Ministeriumsmitarbeiter dabei zusehen wie sie die Wachen anflehte sie zu töten, zu foltern mit herkömmlichen Mitteln, hauptsache sie mussten nicht zu den Demonetoren. Ihren Wünschen wurde nicht entsprochen.

Das Ministerium hatte mindestens 300 Prozesstage angesetzt. Severus hoffte inständig, dass er die nicht alle in Askaban aussitzen musste. Immerhin hatten Dumbledore und Murlahey ihm versprochen ihn hier rauszuholen. Er hoffte sie würden sich daran erinnern.

An seinem ersten Verhandlungstag holten die Wachen ihn kurz nach dem Frühstück aus seiner Zelle. Sie legten ihm Handschellen und Fußfesseln an und führten ihn durch das endlose Labyrinth der Gänge von Askaban. Schließlich brachten sie ihn nach draußen zum Fährendock. Der gleiche Weg, den er hineingekommen war. Askaban war komplett magisch abgeschirmt. Man wollte es nicht riskieren, dass mordlüsterne Magier plötzlich wieder ihre Kräfte fokusieren konnten. Auch ohne Zauberstab wären die meisten Insassen noch gefährlich genug gewesen.

Die Fahrt zum Festland dauerte eine knappe Stunde. Dort wartete eine Gruppe in Rüstungen gekleideter Auroren auf sie. Die neue Schutztruppe des neuen Ministeriums. Die Embleme des Commonwealths an den Rüstungen waren mit den neuen Logos provisorisch überklebt worden. Ein M mit einem Zauberstab in der Mitte zierte nun die Schulterteile, doch das geübte Auge erkannte, dass man die alten Rüstungen einfach übernommen hatte.

„Ab hier übernehmen wir den Gefangenen.“, sagte einer der Auroren.

Die Gefängniswachen unterzeichneten einen Wisch, den man ihnen hinhielt und kehrten unverzüglich zur Fähre zurück.

„Nummer 66, wir apparieren mit Ihnen ins Gericht. Vor den Richtern werden Sie nur sprechen, wenn sie aufgefordert werden.“, sagte der Auror.

„Ja, Sir.“, antwortete Severus koorperativ.

Zwei Auroren packten ihn am Arm und noch bevor er Luft holen konnte riss ihn der Strom der Magie hunderte Kilometer von seinem Standort fort. Kaum eine Sekunde später standen sie in einem Flur aus schwarzem Mamor, erhellt von magischen, blauen Licht. Sie waren im Ministerium. Höchstwahrscheinlich die unteren Ebenen bei den früheren Verhandlungsräumen. Natürlich, sie hatten die Infrastruktur einfach bloß übernehmen brauchen. Das Ministerium arbeitete unter Voldemort schließlich schon höchst effizient.

Im Flur wartete Jason Murlahey. Er nickte den Auroren zu.

„Ab jetzt werde ich mich um meinen Mandanten kümmern.“

„Wir wurden angewiesen den Gefangenen weiterhin zu begleiten.“, widersprach einer der Auroren.

„Wir sind hier im Ministerium. Außerdem hat mein Mandant nicht die Absicht eine spektakuläre Flucht aus einem schwer bewachten Gerichtsaal voller Auroren und Presse zu veranstalten.“

„Die Befehle sind eindeutig, Sir. Außerdem ist er DER Hauptangeklagte. Für ihn gilt Sicherheitsstufe Eins.“

Murlahey holte tief Luft, schluckte seine Antwort jedoch hinunter und nickte schließlich.

„Na schön, aber behindern Sie uns nicht.“

„Was soll das heißen ich bin DER Hauptangeklagte?“, fragte Severus.

„Du bist der Stellvertreter des Dunklen Lords. Man wird dich da drinnen regelrecht bombardieren. Es sind Richter, Angehörige und die internationale, magische Presse anwesend. Das wird wie Krieg.“

„Ich war im Krieg.“, antwortete Severus lapidar.

„Nicht jeder Krieg wird mit Gewehren und Flüchen geführt. Man wird dir alle Fragen stellen, die sie am Liebsten Voldemort gestellt hätten. Also wappne dich, Severus. Halte dich an unsere Strategie und lass dich nicht zum Sarkasmus hinreisen, dann sollten wir da durchkommen.“

„Wer führt die Hauptverhandlung?“, wollte Severus wissen.

„Tja, das ist noch so ein Problem. Vielleicht sagt dir der Barthy Crouch etwas?“

Natürlich sagte er ihm etwas. Barthemius Crouch war einer von den wenigen Exilanten, die man auch zu Voldemorts Zeiten gut kannte. Ein knallharter Todesserjäger. Zu Zeiten des Commonwealths war ein enormes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt.

„Ich vermute das verringert die Chancen, wenn der Richter parteiisch ist.“

„Die Öffentlichkeit wollte jemanden der durchgreift.“, antwortete Murlahey.

„Die Öffentlichkeit oder das neue Ministerium?“, fragte Severus.

„Nenn es wie du willst.“

Sie gingen in den Gerichtssaal. Severus hatte die Verhandlungsräume noch nie von innen gesehen. Sie waren aus dem gleichen, schwarzen Marmor wie der Rest der Ministeriums. Gebaut im alten Stil eines Theaters mit dem Publikum auf einer halbrunden, steinernen Tribühne; Angeklagte, Anwälte und Richter den Zuschauern ausgeliefert. Es hatte mehr den Flair eines Ortes zur Zurschaustellung als den eines Ortes, wo Justizurteile gefällt werden sollten. In der Mitte stand das erhobene Podest des Richters. Links und rechts neben ihm saßen die Staatsanwälte. Mitarbeiter des neues Ministeriums, die er nicht kannte.

Barthemius Crouch war ein Mann in den besten Jahren, drahtig, mit akkurat gekämmten Scheitel und Hornbrille. Er trug eine schwarze Robe, ließ sie jedoch offen. Darunter kam Tweetjackett und Krawatte zum Vorschein.

Den obersten Todesserjäger des Widerstandes hatte er sich irgendwie weniger wie einen Bürokraten vorgestellt.

Als Severus den Saal betrat prasselte den Blitzlicht der anwesenden Presse und Rufe aus den oberen Rängen auf ihn ein. Murlahey hatte Recht. Das hier würde der reinste Krieg.

Sie nahmen auf der Anklagebank platz.

„Bitte erheben Sie sich!“, sagte einer der Staatsanwälte.

Alle Menschen im Saal erhoben sich.

„Wir sind heute hier um über den folgenden Fall zu verhandeln: Dem Angeklagte, Severus Tobias Snape, wird Beihilfe zum Mord in mindestens 50 Fällen vorgeworfen. Desweiteren war er direkter Vertreter des Dunklen Lord Voldemort, bürgerlicher Name Thomas Marvolo Riddle und hatte Einsicht in nahezu alle Prozesse des Commonwealths der Todesser. Die Anklage pladiert auf die Todesstrafe. Das Wort hat der oberste Richter Barthemius Crouch. Bitte setzen Sie sich.“

Severus setzte sich. Er war nervös. Für ihn klang das als sei schon alles entschieden.

„Mr Snape, Sie sind von Askaban hierher gebracht worden, um sich zu den Vorwürfen äußern zu können. Wie lautet ihre Verteidigung?“, eröffnete Crouch die Verhandlung.

„Ich berufe mich auf meinen Zeugen Albus Dumbledore“, antwortete Severus. „Dem Gericht sollten Akten vorliegen, die bestätigen, dass ich bereits vor dem Verschwinden meines Arbeitgebers empfindliche Informationen an den Widerstand im Orden des Phönix weitergeleitet und mit dessen Führung koorperiert habe.“

„Meinen Informationen nach ließ ihre Koorperation länger auf sich warten.“, konterte Crouch. „Was veranlasste Sie dazu mit Dumbledore Kontakt aufzunehmen?“

„Ich habe für mich erkannt, dass ich nicht weiter mit jemanden wie Lord Voldemort zusammenarbeiten konnte.“

„Bevor oder nachdem Sie anwiesen experimentelle Psychodelika an Gefangenen testen zu lassen?“

„Ich hatte keine Kenntniss über die Anwendung der Mittel, die ich für den Dunklen Lord herstellte. Ich war als sein Leibarzt angestellt. Er hatte mich angeworben damit ich seine Krankheit untersuchte.“

Es wurde seltsam Still im Saal. Eine angespannte Stille.

„Welche Krankheit?“, fragte Barthy Crouch und blätterte in seinen Unterlagen.

„Ich weiß es nicht. Er wusste es selbst nicht. Ich und andere Experten konnten nur extreme Veränderungen in seinem Gehirn nachweisen, die offenbar auch sein Denken stark beeinflussten. Ich war lediglich damit beauftragt Medikamente herzustellen und seinen Gesundheitszustand zu überwachen.“

„Und trotzdem waren Sie sein Vize.“

„Eines kann ich Ihnen und allen Menschen in diesem Saal versichern, der Vertreter von Lord Voldemort zu sein heißt nicht über seine Pläne bescheid zu wissen. Ich wurde nur sehr bruchstückhaft informiert.“

„Dennoch steht unter den Anweisungen für die von Ihnen gefertigten Mittel ihre Unterschrift.“

„Ich habe die Qualität der Mittel gewährleistet nicht ihren Einsatzort.“

„Was wollen Sie damit sagen?“

„Ich war lediglich die Waffe. Ich konnte nicht beeinflussen, ob oder wo oder wann sie abgefeuert wird.“

Ein Gerichtsdiener brachte einige weitere Aktenordner zu Crouch, der sie sogleich in Augenschein nahm.

„Also sprechen Sie sich jede Verantwortung ab?“, fragte Crouch.

„Nein, ich ahnte wozu sie gebraucht wurden, aber ich wusste es nicht. Werfen Sie einem Zauberstabbauer auch vor seine Zauberstäbe wären für hunderte Morde verwendet worden?“ Severus ignorierte Murlaheys Tip nicht sarkastisch zu werden. Er wusste in welche Ecke Crouch ihn drängen wollte, aber so würde er das Spiel nicht mitspielen.

Crouch sah ihm fest in die Augen und Severus hielt dem Blick stand. Es war keine Legilimentik im Spiel, nur eine altmodische Willensprüfung.

„Ich werde darauf zurück kommen.“, fuhr Crouch fort. „Ich habe soeben Überwachungsdaten erhalten. Wussten Sie, dass sie von Tom Riddle überwacht wurden?“

„Er hat sämtliche Mitarbeiter überwacht. Manche mehr, andere weniger.“

„Hat er Ihnen vertraut?“, wollte Crouch wissen.

„Das entzieht sich meiner Kenntnis.“

„Warum?“

„Weil es absolut unmöglich war heruaszufinden, was Tom Riddle oder Lord Voldemort oder wie auch immer Sie ihn nennen möchten, von einem dachte. Sein körperlicher Zustand wirkte sich rapide auf seinen Geist aus. Mir gegenüber erwähnte er lediglich sich mir wie einem Bruder nahe zu fühlen.“

„Also hat er Ihnen vertraut?“

„Vielleicht. Ich kann das unmöglich sagen. Schon gar nicht unter Eid.“

Crouch blätterte wieder in seiner Akte. Severus hätte ja zu gern gewusst, was ihm da auf den Tisch gelegt worden war.

„Es gab eine weitere Mitarbeiterin in ihrem Labor. Kathrine O’Connor. Welche Beziehung pflegten Sie zu ihr?“

Severus starrte Crouch an. Er brachte kein Wort heraus. Also hatte Voldemort von ihnen gewusst? Hatte er sie nur am Arbeitsplatz überwacht oder auch darüber hinaus? Er wollte sich das gar nicht ausmalen ...

„Mr Snape?“

„Ich kann auf diese Frage nicht antworten.“, sagte Severus.

„Nun Riddle konnte. Er hat sehr genau Buch geführt, was sie beide betraf. Soll ich es erst vorlesem oder sagen Sie es freiwillig?“

„Einspruch!“, ging Murlahey dazwischen. „Die persönlichen Beziehung meines Mandanten sind nicht Gegenstand dieser Verhandlung!“

„Abgelehnt! Nicht wenn diese Person weitere Informationen besitzt, die für das Ministerium von Interesse sind.“, antwortete Crouch schnippisch.

„Sie können Sie nicht mehr befragen!“, sagte Severus und versuchte sich nicht von seinen Gefühlen überwältigen zu lassen. „Er hat sie umgebracht, Euer Ehren, vor meinen Augen! Und bevor Sie fragen, ja, ich habe ab diesem Augenblick den Tod von diesem Bastard herbeigesehnt!“

„Sie haben die Seiten gewechselt, aber erst nachdem er Ihre ... ja, was eigentlich ... Freundin, Partnerin ... umgebracht hatte?“ Crouch schlug die Akte zu.

„Meine Beweggründe für den Dunklen Lord zu arbeiten waren nie ideologischer Natur. Ich war Student und wurde von meinem damaligen Professor an der Uni in Prag für die Betreuung eines speziellen Falls angeworben. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, um wen es ging. Als ich es erfuhr konnte ich nicht mehr Nein sagen. Denken Sie, was Sie wollen von mir und meinen Beweggründen. Lord Voldemort hat einen einzigen Fehler gemacht. Er hat jemanden getötet, den ich geliebt habe. Noch in der selben Nacht habe ich beschlossen ihn umzubringen und das alles zu beenden. Wenn Sie wollen nennen Sie mich einen naiven Idioten, aber ich lasse mich von Ihnen nicht zum Mörder machen, Mr Crouch! Glauben Sie mir, einen Todesser wie mich finden Sie kein zweites Mal!“

Severus taxierte sich erneut mit Crouch. Sein Gegenüber wandte den Blick ab. Womöglich hatte er mit weit weniger, emotionalen Gründen gerechnet. Geld und Prestige spielten bei Überläufern und Spionen oft eine große Rolle, persönliche Rachegefühle jedoch weniger.

„Ich unterbreche die Verhandlung für zwanzig Minuten.“, sagte Crouch.

Unruhe machte sich sogleich in den Rängen breit.

Severus lehnte sich nach hinten und rieb sich die Stirn.

„Das war alles sehr unerwartet.“, sagte Murlahey zu ihm.

„Wie ist er an die Aufzeichnungen gekommen?“, fragte Severus. „Die hätten mit in Flammen aufgehen müssen.“

„Das wüsste ich auch gern.“, gab Murlahey zu.

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Barthemius Crouch hatte sich mit den Staatsanwälten hinter die Kulissen zurückgezogen und beobachtete die heißen Wölkchen, die aus seinem Kaffee aufstiegen.

„Glauben Sie, er sagt die Wahrheit?“, fragte der Staatsanwalt. Ein untersetzer Typ mit schwarzen Haar, das langsam graue Strähnen ansetzte. Er rückte seine Drahtbrille zurecht und blätterte in seinem Gesetzbuch.

„Sparen Sie es sich, Cornelius. Für so einen Fall gibt es keine Gesetzesvorlage.“, sagte Crouch.

„Verbrechen aus Leidenschaft? Na ja, mehr oder weniger.“, fragte Cornelius. „Ich kann nicht glauben, dass es so simpel sein soll. Wir haben zwar Dumbledores Aussagen, aber wer weiß, was er uns alles auftischt.“

„Da wird nichts aufgetischt, Fudge!“, ertönte es ungehalten vom anderen Ende des Tischs. Dumbledore war gerade im Geschworenenzimmer erschienen.

„Wenn ich den Stellvertreter von Voldemort einfach so davonkommen lasse zerreist mich die Presse bei lebendigem Leib.“, antwortete Crouch.

„Laden Sie mich als Zeugen. Handeln Sie einen Deal mit ihm aus. Tun Sie alles damit er überlebt und freikommt.“, sagte Dumbledore.

„Das ist jetzt aber Beeinflussung des Gerichts ...“, setzte der untersetzte Magier namens Cornelius Fudge an.

„Haben Sie nicht noch ein paar Akten zu sortieren? Ohne mich gäbe es dieses Tribunal gar nicht. Vergessen Sie also nicht wer ihre Checks zahlt.“, brummte Dumbledore. Fudge legte sein Buch beiseite und setzte sich schweigend hin.

„Und was soll das bringen?“, fragte Crouch.

„Ich kann ihn öffentlich entlasten. Severus Snape ist eher eine Gefahr für sich selbst als für andere und so ein Platz in Askaban frisst auch so genug Steuergelder.“

„Die Öffentlichkeit ...“, setzte Crouch an.

„Die Öffentlichkeit wird sich ein paar Wochen erregen und dann werden sie es vergessen, weil anderes in den Fokus rückt.“, beendete Dumbledore den Satz.

„Sie verlangen viel.“, sagte Crouch.

„Keine Sorge, ich lasse ihn dann nicht unbeaufsichtigt da draußen herumlaufen. Immerhin schuldet er mir jetzt was.“

------------------------

Die Pause war vorbei und sie saßen wieder alle an ihren Plätzen.

„Ich rufe Albus Purvical Wulfric Brain Dumbledore in den Zeugenstand.“, sagte Crouch.

Severus hob die Augenbrauen. Mit einem Schlag wurde ihm klar warum kein Mensch den alten Magier mit vollem Namen ansprach.

Dumbledore trat vor den Richter. Er trug erneut Anzug und Krawatte und stützte sich auf einen reich verzierten Stock mit dem Knauf in Form eines Löwenkopfes.

„Schwören Sie die Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit?“, fragte der untersetzte Staatsanwalt an Crouchs Rechten.

„Ich schwöre.“, antwortete Dumbledore.

„Mr Dumbledore, in welcher Beziehung stehen Sie zu dem Angeklagten?“, fragte Crouch.

„Ich war sechs Jahre lang der Direktor der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei. Überdies war ich auch sein Lehrer, wie für so ziemlich jeden in seinem Jahrgang. Nach meiner ... chrm ... Entfernung .... als Schulleiter habe ich ihn nicht mehr gesehen. Erst als es zum erneuten Kontakt während meiner Festname durch die Todesser kam sind wir uns erneut begegnet.“

„Wie sah diese Begegnung aus?“, wollte Crouch wissen.

„Ich sollte gefoltert und hingerichtet werden. Mr Snape verabreichte mir jedoch ein starkes Sedativum anstelle einer Giftspritze, wofür ich ihm im übrigen äußerst verbunden bin, und brachte mich in Sicherheit. Er rettete durch seine Tat mein Leben und das vieler Unschuldiger.“

„Wie würden Sie den Angeklagten beschreiben?“, fragte Crouch.

„Er ist ein äußerst scharfsinniger, junger Mann, der hin und wieder zu einem hitzigen Temperament neigt, wenn man ihn nur genug reizt.“

„Halten Sie seine Geschichte für glaubwürdig?“, fragte Crouch abschließend.

„Absolut. Ich bitte das Gericht inständig darum Nachsicht zu zeigen. Nicht, weil ich ihm mein Leben verdanke, sondern weil Severus Snape, trotz seiner Verfehlungen, so handelte wie er es tat.“

„Danke. Das wäre alles. Sie können den Zeugenstand verlassen.“, sagte Crouch. „Wie plädiert die Anklage?“

Der untersetzte Magier erhob sich.

„Cornelius Fudge, erster Staatsanwalt. Wir sind uns darüber einig, dass die Anklage wegen Beihilfe nicht aufrechterhalten werden kann. Aufgrund mangelnder Beweise für oder gegen den Angeklagten plädieren wir für eine Einstellung des Verfahrens.“

„Buuuh!“-Rufe aus den oberen Rängen.

„Ruhe!“, rief Crouch. „Das ist immer noch eine amtliche Anhörung! Mr Snape, erheben Sie sich!“

Severus und Murlahey erhoben sich.

„Aufgrund mangelnder Beweise erkläre ich das Verfahren gegen Sie als eingestellt!“

„Lügner!“, riefen wieder einige aufgebrachte Angehörige. „Was soll das?“

„Verdammt, Ruhe, oder ich werte das als Missachtung des Gerichts!“, rief Crouch und wurde lauter. „Hiermit erkläre ich die Verhandlung für beendet!“

Jetzt kamen die Störer im Publikum erst richtig in Fahrt. Sie beschimpften Severus und auch Crouch mit einer kreativen Auswahl an Schimpfwörtern, was dazu führte das der Sicherheitsdienst eingriff, was wiederum zu einer ausgedehnten Prügellei im Publikum führte. Severus blieb jedoch nicht lange genug, um den Ausgang zu beobachten.

Vor der Tür nahmen die Auroren ihm Handschellen und Fußfesseln ab.

„Sie können ihre Sachen beim Asavatendienst im Erdgeschoss abholen. Damit wären Sie entlassen.“, sagte einer der Auroren zu ihm.

„Nun, Snape, Sie scheinen das Gericht überzeugt zu haben, mich aber nicht!“ Severus erkannte die kratzige, dunkle Stimme hinter ihm. Es war der Auror, der ihn gefangengenommen hatte.

Severus wandte sich um und sah in das Gesicht des vernarbten Mannes mit dem Glasauge und dem langen Ledermantel. Es schien als habe er jetzt noch ein paar Blessuren mehr als noch vor ein paar Monaten.

Severus schüttelte den Kopf.

„Nicht ich habe das Gericht überzeugt, sondern jemand mit wesentlich mehr Prestige und Geld.“, sagte Severus.

„Dumbledores Spielchen. Ich vertrauen Ihnen nicht, aber ich vertraue Dumbledore und ich respektiere seine Entscheidung, auch wenn ich sie nicht gut finde. Wir wurden uns allerdings noch nicht vorgestellt, Junge.“ Der Auror streckte ihm seine Hand entgegen. „Alastor Moody.“

Zörgernd gab Severus ihm die Hand.

„Mad-Eye?“, sagte Murlahey erstaunt. „DER Mad-Eye Moody?“

„Mad-Eye ist für Freunde und Todfeinde reserviert.“, gab der Auror zu bedenken. „Aber ja, genau der bin ich und egal, was Sie von mir gehört haben, nicht einmal die Hälfte davon ist wahr.“

„Was wollen Sie von mir?“, fragte Severus.

„Ich soll Ihnen nur von Dumbledore einen schönen Gruß ausrichten und Ihnen sagen, dass Sie sich die nächsten Wochen bedeckt halten sollen. Jetzt da der Prozess für die Öffentlichkeit eher unerwartet ausgegangen ist wird man ein Auge auf Sie haben. Stellen Sie also nichts an.“

Der Auror Moody ging ohne weitere Worte zu verschwenden weiter.

„Woher kennst du ihn? Der Name sagt mir nichts.“, sagte Severus an Murlahey gewandt.

„Alastor Mad-Eye Moody ist eine lebende Legende. Er führte sämtliche Fahndungslisten gleich nach Dumbledore an.“

„Ich hab die Liste nie gelesen. Hat mich nicht interessiert.“, gab Severus zu.

„Komm, erledigen wir den Papierkram, dann können wir beide von hier weg.“

-------------------

Der Asavatendienst beherbergte sämtliche, privaten Besitztümer der Gefangenen von Askaban. Sie wurden bei Entlassung oder Tod ausgehändigt. Bei Letzteren nur den Angehörigen, soweit vorhanden und erwünscht.

Severus hatte bei seiner Verhaftung nicht viel dabei, weshalb sein Paket auch entsprechend klein war. In einem Umkleidezimmer legte er den Overall ab und zog sich seine Sachen an. Interessanter Weise hatte man sie sogar gewaschen.

Er unterschrieb den Aushändigungsschein. Damit war alles erledigt.

„Weißt du, wo du hinkannst?“, fragte Murlahey.

Daran hatte er noch keinen Gedanken verschwendet.

„Ich werde schon klarkommen. Irgendwie.“

Jason Murlahey klopfte ihm auf die Schulter. Völlig unerwartet.

„Als ich davon hörte, was du getan hast, wollte ich es nicht glauben. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass du zu so einem echten Nazi mutiert bist. Zum Glück hast du mich nicht enttäuscht. Das hätte ich nicht ertragen.“, platze es plötzlich aus Murlahey heraus.

„Ich auch nicht.“, gab Severus zu.

„Mach das Beste aus deiner Freiheit.“

Sie verabschiedeten sich. Distanziert, aber dennoch freundschaftlich.

Jason Murlahey ging wieder seiner Wege, ebenso wie Severus. Ihre Freundschaft war immer etwas Besonderes gewesen. Schon damals in Hogwarts. Nun endete Sie wider erwarten nicht, sondern sie lebten einfach weiter ihre verschiedenen Leben. Wer weiß, vielleicht würden Sie sich eines Tages ja doch noch einmal wiedersehen.

Für Severus Snape begann ein neuer Abschnitt in seinem Leben. Einer in dem er viel aufzuarbeiten hatte.


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