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Kinder des Zorns - Im Namen der Gerechtigkeit

von CyberneticNemesis

Es gab viele Geschichten und Legenden über das Gefängnis von Askaban. Eine monströse Festung auf einer Insel mitten im Atlantik. Seit Jahrhunderten benutzten es die Magier um all diejenigen dort einzukerkern, die ihrer Meinung nach nicht in die Gesellschaft passten; Mörder, Diebe, Vergewaltiger, Betrüger. Politische Gegner verbannte man seit jeher hierher. Es kam nur immer ganz auf die aktuelle Regierung im Ministerium an, wer als unerwünscht galt und wer nicht. Unter der Herrschaft Voldemort war das vor allem die Oppossition. Journalisten, Künstler, streikende Arbeiter, Gewerkschaftler und schließlich jeder, der seinem Regierungsapperat auch nur geringsten Widerstand leistete.

Severus hatte gehört, dass die Übergangsregierung eine Generalamnestie für die Oppossition erlassen hatte. An ihre Stelle trat eine andere Art politischer Gefangener; die Todesser.

Er machte sich keine Illussion darüber wie die anderen Gefangen ihre neuen Mitbewohner aufnehmen würden. Als Todesser war man auf der untersten Stufe in der Hirachie angekommen. Jeder Kneipenschläger würde sich darum reisen ihnen eine Lektion zu erteilen. Sie hatten Freunde und Verwandte verschleppt, gefoltert, getötet.

Als Severus in Askaban ankam durchlief er zunächst das übliche Verfahren. Er musste sich vor den Wachen entkleiden, die jedes seiner Kleidungsstücke protokollierten. Dann nahm man ihm Fingerabdrücke und eine magische Spur zur Identifizierung und schließlich rasierte man ihm den Kopf. Anschließend bekam er Gefängniskleidung. Einen blauen Overall mit einer Nummer auf der Brust. Er war die Nummer 66. Auf der Rückseite pragte das Logo von Askaban; ein in einen Kreis eingefasste Insel mit einem Turm. In der Tat gab es hier so ein Gebäude. Man brachte sie mit einem Schiff hierher, da der Ort magisch abgeschirmt wurde. Schon von weiten sah man einen großen, alten Leuchtturm, der über die Mauern der Festung hinausragte.

Severus kam zunächst in eine Sammelzelle. Es war im Grunde ein vergittertes Gehege in denen Dutzende von Leuten in den gleichen Overalls warteten. Auch die Decke bestand aus Gittersstäben auf denen die Wachen standen. Sie trugen schwarze Schutzmonturen und Uniformen auf denen groß, in gelben Lettern „JUSTIZ“ stand. An ihrer Seite trugen sie Schlagstöcke. Severus hätte jedoch darauf gewettet, dass man sie nicht magisch blockiert hatte und sie noch verdeckt irgendwo einen Zauberstab trugen.
Die Gefangenen, auf die sie emotionslos herunter blickten waren allesamt kahl geschoren. Ihre Identität, die sie vor Askaban hatten existierte hier nicht mehr. Hier war man nur noch ein kahler Affe in einem blauen Anzug und einer Nummer. Das wurde ihm sofort klar. Es erinnerte ihn einwenig an seine Zeit bei der Armee. Füge dich in deine Rolle, dann passiert dir nichts.

Severus’ Augen huschten von einem zum anderen, auf der Suche nach bekannten Gesichtern. Die Rasur erschwerte es ihm jedoch, ehemalige Kollegen eindeutig zu identifizieren. Sicher konnte er sich nur sein, dass sie alle das Mal hatten. Er hörte wie sie sich darüber unterhielten; über ihren plötzlichen Machtverlust und das Verschwinden des Dunklen Lords.

„An die gelbe Linie antreten! Los, los, ihr Versager, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“, rief einer der Männer auf dem Käfig.

Erst jetzt fiel Severus die gelbe Linie auf, die jeweils links und rechts im Gehege verlief. Mit leisem Gemurmel traten sie zügig an. Jetzt öffnete sich die Tür aus der sie gekommen waren. Wachen betraten den Käfig, gefolgt von einem Offizier. Anders als seine Kollegen trug er ein schwarzes Barett und Rangabzeichen an den Schultern.

Die Wachen verteilten sich im Raum, legten ihre Hände an ihre Schlagstöcke.

„Mein Name ist Major Parker. Ich bin der Leiter dieses Abschnitts des Justizvollzugs. Ich werde Sie mit den Regeln bekannt machen ehe Sie auf Ihre Zellen gebracht werden. Erstens: Wer immer Sie vor dem Haftantritt waren spielt hier keine Rolle. Sie werden sich, wenn sie sich gegenseitig ansprechen nur mit Ihren Nummern anreden. Zweitens: Wenn Sie gemeinsam in einem Raum sind, dann ist Kontakt jeder Art untersagt. Drittens: Anweisungen der Beamten des Justizvollzugs ist immer Folge zu leisten. Widerstand wird nicht gedeuldet. Lassen Sie mich noch ein Wort der Warnung anbringen. Ich und die gesamte Welt wissen wer Sie sind und weshalb Sie hier sind. Erwarten Sie also nicht, dass man Ihnen vergibt.“

Der Major nickte der Wache neben ihm zu.

„Achtung! Rechts um und Folgen!“, brüllte der Wächter.

Es waren die alten Reflexe aus der Armee. Sie alle nahmen Haltung an als ob sie beim Exerzieren wären.

Sie stellten sich in einer Zweierreihe auf verließen von den Wachen flankiert den Käfig. Der Innenbereich Askabans erinnerte entfernt an eine mittelalterliche Festungsanlage. Die Wände bestanden aus dicken Backsteinen. Nicht undurchdringlich, doch das brauchten sie auch gar nicht sein, denn die Insel lag so weit vom Festland weg und die Strömung war hier so mörderisch, dass jeder Versuch zu entkommen sinnlos war. Das alte Gemäuer verbarg jedoch nicht, was es war; ein Hochsicherheitslager für die Schlimmsten der Schlimmen.

Die Gänge waren schmucklos. Das magische Licht kalt und grell wie von einer Neonlampe. Große Metallschilder wiesen die einzelnen Abteilungen und Wege aus. Jede Kreuzung war zu einer Sicherheitsschleuse umfunktioniert worden. Die Beamten außerhalb mussten das okay geben, bevor sich die Türen zum nächsten Trakt öffneten.

Sie durchquerten einige Trakte anderer Strafabteilungen. Die Gefängnissabteilungen waren zwei oder dreistöckig. Die Gänge oberhalb mit Schutzgittern versehen. Dort standen Häftlinge und Wachen gemeinsam, um sie in Empfang zu nehmen. Sobald sie den Trakt betraten ertönte das Johlen hunderter Kehlen. Sie brüllten ihnen Flüche wild durcheinander entgegen.

„Scheiß Todesser!“

„Schweine!“

„Umlegen sollte man euch!“

Schließlich gingen die Rufe in einen einzigen Chor über, der nur eins forderte:

„Tod! Tod! Tod! Tod! Tod!“

Die Stimmung war aufgeheizt. Einige der Männer neben und hinter ihm war die Angst ins Gesicht geschrieben. Severus jedoch fühlte bei den Rufen nichts. Vielleicht, weil er wusste, dass sie recht hatten.

Als sie den Trakt hinter sich ließen konnten sie das Brüllen der Menge noch durch die Schutztüren hindurch hören. Die Gruppe passierte weitere Schleußen und sie kamen schließlich bei einem Trakt an namens DE-1, gekennzeichnet mit einem aufgemalten Todesschädel. Offenbar hatte man ihnen zu Ehren die Optik noch etwas angepasst.

Dieser Abschnitt sah so aus wie der Gefangenetrakt, den sie durchquert hatten.

„Halt! An der Linie aufstellen!“, rief eine der Wachen.

Wie schon im Käfig gab es hier auf dem Boden jeder Zellenreihe eine aufgemalte, gelbe Linie.

Nach und nach wurden ihre Nummern aufgerufen und ihnen ihre Zellen zugewiesen. Severus bekam eine Zelle im zweiten Stock. Sie waren klein. Vielleicht zehn Quadratmeter, wenn überhaupt. Der Raum war komplett ausgekleidet mit weißen Fliesen. Es gab ein Bett, ein Klo, ein Ablauf für alles mögliche - Urin, Erbrochenes, Blut. Das war es. Kein Fenster. Das Licht kam vom Flur des Traktes.

Als Severus die Gittertür hinter sich schließen hörte brach es mit furchtbarer Gewissheit über ihn herein; er war in Askaban. Er wolte sich nach alter Gewohnheit die Haare raufen, doch er fasste nur auf nackte Haut. Severus setzte sich auf das Bett und lehnte sich an die Wand. So war es also im Gefängnis zu sitzen. Kein schönes Gefühl.


------------------------


Die Tage in Askaban vergingen nur extrem langsam. Die erste Woche war für Severus am Schlimmsten. Man ließ sie bewusst in ihren Zellen dahinvegetieren. Das Essen schob man ihnen durch einen Einlass am Gitter hindurch. Raus durften sie nicht. Nicht einmal, um sich die Füße zu vertreten. Einige drehten bereits jetzt durch. Sie schrieen, dass man sie rauslassen solle, doch die Wachen reagierten höchstens mit Knüppelschlägen durch das Gitter hindurch.

Severus saß die ganze Zeit auf seinem Bett und starrte die Wand an. Um überhaupt etwas zu tun zählte er jeden Tag die Sekunden runter. Eine stupide Beschäftigung ohne jeden Anspruch oder Inhalt. Es war einfach nur damit sein Gehirn etwas zutun hatte und nicht ins Nachdenken verfiel.

„66!“ Die Wache sprach ihn an.

Severus drehte sich träge um und erhob sich vom Bett.

„Mitkommen.“ Die Wache schloss die Zelle auf und legte ihm Handschellen und Fußfesseln an. Ganz altmodische Ketten. Er führte ihn hinaus. Sie verließen den Trakt und gingen in einen Raum unweit der Schleuße. Es war ein karges Zimmer mit einem Tisch und zwei Stühlen.

„Na, Severus, ich hoffe der Aufenthalt hat sie noch nicht ramponiert.“

Es war Dumbledore. Der alte Hexer saß in Anzug und Krawatte vor ihm. Ein schwarzer Herrenhut lag auf dem Tisch. So kannte man ihn ja gar nicht.

Severus setzte sich. Die Wache blieb etwas Abseits stehen, jedoch bereits sofort einzugreifen sollte es notwendig werden. Er antwortete nicht, sondern blickte Dumbledore nur erwartend an.

„Sie fragen sich vielleicht, was in der Woche geschehen seit uns Tom Riddle verlassen hat.“

„Ich nehme an sie haben eine Übergangsregierung gebildet.“

„Ich? Gott bewahre! Ich habe wirklich Wichtigeres zutun als mich mit Politik zu beschäftigen.“

Severus zog erstaunt die Augenbrauen hoch.

„Nein, nein, einige ehemalige Exilanten haben die provisorische Regierung übernommen. Allerdings wurden Wahlen angesetzt. Nach fast 30 Jahren, das erste Mal wieder eine Wahl eines Zaubereiministers und des Magierrates im Ministerium. Das wird aufregend werden. Bevor sie fragen, ich trete nicht an.“

„So bescheiden?“ Severus konne sich das nicht verkneifen. Er hatte eine Woche lang Sekunden gezählt und eine geflieste Wand angestarrt. Da konnte er auch mal sarkastisch werden.

„Ob Sie es mir glauben oder nicht, aber das Rampenlicht steht mir nicht. Ich habe einen jungen Anwalt für sie gefunden. Ich glaube, Sie kannten ihn als er noch etwas unsteter war.“

„Wer?“, fragte Severus und wurde das Gefühl nicht los, dass er sich über seinen Anwalt nicht freuen würde.

„Jason Murlahey.“

Das war nun der letzte Name, den Severus erwartet hatte. Sein alter Schulfreund. Ihre Wege hatten sich getrennt als Greed Hogwarts übernommen hatte und er nicht genug Mut hatte dem Wahnsinn der Todesser den Rücken zu kehren. Er wusste allerdings nicht, dass er Anwalt geworden war. Das letzte Mal hatte Severus ihn in einem etwas zwielichtigen Etablissement im Londoner East End gesehen.

„Warum ausgerechnet er?“, fragte gerade Severus heraus.

„Seien wir ehrlich; Sie erwartet ein langer Prozess, der ohne die Richtige Unterstützung zweiffellos mit der Höchststrafe enden wird.“

„Sie haben mir ihr Wort gegeben.“, erinnerte Severus sein Gegenüber.

„Mein Wort hat ohne Zweifel Gewicht, aber für ein Urteil, dass nicht Todesstrafe oder Lebenslänglich lautet braucht es schon mehr als mich. Murlahey ist im Widerstand geachtet gewesen. Hat Leuten geholfen unterzutauchen, Pässe gefälscht und Menschen nach Amerika geschleust. Während Sie für etwas in den Krieg zogen an das Sie nicht glaubten und Schaden anrichteten wo sie nur konnten war ihr alter Freund in Kanada und hat sich mit den Gesetzen des neuen Ministeriums in der Exilregierung vertraut gemacht.“

Ah ja, die britische Exilregierung in Kanada. Die hatte kaum einer auf dem Schirm gehabt, während all der Jahre. Selbst Voldemort hatte sich immer auf Dumbledore fixiert, dabei kamen Geld und Ressourcen von den Exilanten.

„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“, gab Severus zähneknirschend zu bedenken.

„Sie haben keine andere Wahl. Ich werde sehen, was ich tun kann damit Sie für die Prozessvorbereitung hier raus können.“

„Ich glaube kaum, dass das neue Ministerium in London bereits für Ordnung gesorgt hat.“

„Da haben Sie recht. Es gibt noch keinen Prozesstermin in absehbarer Zeit. Im Ministerium ist es im Augenblick sehr chaotisch. Ihre Freunde dort haben bei der Aktenvernichtung gute Arbeit geleistet.“

„Was glauben Sie wie lange ich hier bleiben muss?“ Severus fragte das eigentlich nicht, weil er Hoffnung hatte, dass das hier bald vorbei wäre, sondern eher um seine Befürchtungen zu bestätigen.

„Das wird ein großer Prozess. Vielleicht der größte seit Grindelwald. Es könnte Jahre dauern bis ein Urteil erwirkt wurde.“ Dumbledore nahms einen Hut und setzte ihn auf. „Sie werden von mir hören und von ihrem Anwalt. Sie müssen uns nur den Gefallen tun und hier drinnen nicht den Verstand verlieren.“

Severus lächelte ihn nur grimmig an. Der hatte gut reden!

„Ich denke, wir sind fertig.“, sagte Dumbledore an die Wache gewandt und erhob sich.

Der Wachmann geleitete Severus wieder in seine Zelle zurück.


---------------------


Etwa einen Monat hörte Severus gar nichts von Dumbledore oder gar seinen Anwalt. Die Wochen in seiner Zelle vergingen scheinbar in Zeitlupe und so langsam kam Severus beim Zählen in einen Bereich, wo man langsam den Überblick über die Ziffern verlor. Eines Morgens trat eine Wache an das Zellengitter.

„Glückwunsch, Sie haben sich benommen und bekomme eine Erleichterung ihrer Verhältnisse.“ Der Wächter schloss die Zelle auf. „Sie dürfen sich im Trakt bewegen, bleiben Sie jedoch von den Zellen der anderen auf Abstand. Kontaktaufnahme ist verboten.“

Verwundert trat Severus aus der Zelle. Nach vier Wochen im Käfig kam ihm der Zellentrakt plötzlich unglaublich groß vor. Er ging an den Zellen der anderen vorbei. Vielleicht würde er nun ja ihre Gesichter erkennen? Nach vier Wochen waren vielen bereits wieder kurze Haare gewachsen. Sicher würde man ihnen demnächst eine Nachrasur verpassen.

Viele der Gesichter waren ihm nach wie vor Fremd. Er wusste nicht woher sie stammten. Vielleicht waren sie Wachen gewesen. Viele aus der Elitetruppe trugen ebenfalls das Mal, obwohl sie vom Prinzip her zum Militär und nicht zum Inneren Zirkel gehörten.

„Psst, Severus!“, zichte ihm jemand von der Seite zu.

Obwohl er wusste, was die Wache gesagt hatte drehte er sich um. Es war Lucius. Sie hatten ihn ganz schön zugerichtet. Ob während seiner Verhaftung oder in dem Monat hier konnte er nicht sagen.

Lucius hatte ein blaues Auge, die Nase war gebrochen, die Hände übersät von Wundmalen. Er saß auf seinem Bett und starrte an die Wand. Nur ab und an richtete er den Kopf kaum merklich in seine Richtung.

„Gut, dich zu sehen.“, sagte er leise.

„Ebenfalls.“, antwortete Severus. Er blickte sich um. Die Wachen waren anderweitig beschäftigt.

„Weißt du, was passiert ist?“, fragte Lucius.

„Keine Ahnung.“, log Severus. Er konnte ihm ja schlecht erzählen, dass er das Ganze mit ins Rollen gebracht hatte. Vielleicht würde er es eines Tages, aber jetzt ganz sicher nicht.

„Wie haben Sie dich gekriegt?“, fragte Severus seinen Freund.

„Beim Angriff auf das Ministerium.“ Lucius wandte sich ihm erstmals direkt zu. „Wo warst du eigentlich?“

„Dort wo ich immer bin. Ich weiß nicht, ob Riddle tot ist.“, kam er der Frage Lucius’ zuvor. „Er war an dem Abend nicht da.“

„Glaubst du es?“

„Ich weiß nicht. Auf jeden Fall ist er weg und wir hier. Ich kümmer mich lieber erstmal um meinen eigenen Hintern als mir Sorgen darum zu machen, ob unser Chef sich in Luft aufgelöst hat.“ Das war nicht einmal gelogen. Er hoffte zwar, dass Thomas Riddle sich die Radieschen von unten ansah, aber im Augenblick hatte Severus ganz andere Probleme.

„66!“, ertönte es von hinten.

Verdammter Mist!

„An die Wand!“ Eine Hand packte ihn im Genick und drückte ihn an die Wand neben Lucius Zelle. Ohne Vorwarnung stieß ihm der Wächter das Heft des Schlagstockes in die Teilie. Severus ging stöhnend in die Knie.

„Ihr Wichser werdet schon noch lernen euch an Regeln zu halten!“

Er zog Severus am Kragen auf die Beine, stieß ihn gegen die Wand.

„Hände hoch, Beine auseinander.“

„Lass ihn in Ruhe!“, ging es mit Lucius durch.

„Ach, willst du auch was haben?“, sagte der Wächter und schlug mit voller Wucht auf das Gitter ein an dem Lucius stand. Dieser machte einen Satz nach hinten.

„Ihr Mistpack werdet bald bekommen, was ihr verdient!“ Die Wache zog den Finger quer über seine Kehle und grinste.

„66, mitkommen!“

Severus ahnte, dass die Tortur noch nicht vorbei war. Die Wache führte ihn in die untere Ebene des Traktes. Dort standen bereits mehrere Häftlinge an der gelben Linie. Er wurde ebenfalls eingereiht.

„105, 24, 78, 19 und 66 haben sich soeben für den Strafdienst in der Grube beworben!“, sagte der Wachhabende vor dem sie nun standen.

Die Grube. Das klang schon mal gar nicht gut und wie sich herausstellte war es das auch nicht. Sie wurden von den Wachen gefesselt und in eine der unteren Ebenen von Askaban gebracht. Hier herrschte eine unnatürliche Kälte. Es hatte sich sogar ein leichter Fronstreif an den Wänden gebildet, was theoretisch gesehen unmöglich war - sie hatten Hochsommer! Sie stoppten vor einer vielfach durch Riegel gesichterten Stahltür mit zwei Wachen davor.

„Kandidaten für die Grube?“, fragte einer von ihnen.

„Die wollten es so.“, antworteten einer der Wächter, die sie hergebracht hatten.

„Das sind doch die Todesser, oder?“, fragte der andere Türwächter. „Da drinnen wird euch das Lachen vergehen, ihr Schweine!“

„Mach schon auf, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit mich mit dem Gesocks zu beschäftigen.“

Die Wachen entriegelten die Tür und schoben sie auf. Der Raum dahinter war nicht zu erkennen. Es war stockfinster.

„Rein da!“

Die Gefangenen zögerten. Auch Severus beschlich ein ganz mieses Gefühl.

„Habt ihr nicht gehört?!“

Die Wachen zückten ihre Schlagstöcke und trieben sie mit Hieben durch die Tür. Kaum, dass sie drin waren schloss sich die Tür hinter ihnen. Sie hatten keine Ahnung für wie lange.

Severus tastete sich durch die Dunkelheit. Er stieß gegen sein Gitter, ähnlich dem im Käfig bei seiner Ankunft. Er hätte ja einfach nur einen dunklen Raum erwartet. Gefliest oder gleich aus purem Stein. Wofür die Gitter?

Er hörte die einige der anderen in der Nähe hastig atmen. Dunkelheit war nicht für jeden etwas.

„Ihr müsst ruhig bleiben.“, sagte Severus. „Versucht ruhig zu atmen. Es ist nur Dunkelheit.“

„Scheiße, habt ihr das gehört?“, rief jemand entsetzt.

In der Tat, eine Art rasselndes Röcheln, dass sich ihnen nährte.

„Die haben hier irgendwas mit uns eingesperrt!“

Panik stieg auf. Severus versuchte ruhig zu bleiben und sich nicht von der anbahnenden Hysterie der anderen anstecken zu lassen. Dennoch das Geräusch war nicht nur einmal da. Es waren viele. Die Frage war nur viele wovon?

„Wo ist es?“, rief jemand.

Plötzlich krachte etwas mit Wucht gegen den Käfig und kreichte in einer Art wie es niemand von ihnen je zuvor gehört hatte. Etwas griff nach Severus. Er versuchte es abzuwehren, doch vergebens. Er sah nicht, was ihn angriff, nur das Arme - oder etwas in der Art - ihn an den Käfig zogen. Es roch nach verwesendem Fleisch und die Arme, die durch das Gitter griffen glitschig und nass. Severus kam bei dem Geruch sein Mageninhalt hoch. Er spuckte die Übelkeit aus und ein finsteres Gefühl überkam ihn. Es war als würde er weggezogen, hinab in einen tiefen Schlund voller Angst und Hass. Vor seinem inneren Auge flammten Bilder auf. All die Leichen aus dem Krieg, das Töten, die Schlachtfelder. Er sah es als sei es real und nicht nur in seinem Kopf. Der Strudel zog ihn immer tiefer. Er sah Kathrin vor sich und wie Voldemort sie tötete. Immer und immer wieder. Er hielt es nicht aus. Wollte Schreien vor Schmerz, doch seine Stimme versagte völlig. Kathrins Leiche verschwand und er sah Lily, seine Mutter und schließlich Jennifer. Nein, nicht sie! Das durfte nicht sein! Nicht sie! Bitte nicht! Tief in seinem Inneren hatte er sie verborgen, sie geschützt, doch das Monster legte sie offen. Er sah wie er sie verließ. Bei Nacht und Nebel, ihr nur einen kryptischen Brief hinterließ und wie sie ihn hasste.

Plötzlich erhellte ein greller Blitz den Käfig. Eine Woge aus strahlendem, silbernen Licht breitete sich aus und für einen Augenblick konnte Severus seine Umgebung erkennen. Der Käfig hing beinahe schwerelos in einer Höhle. Alle Seiten waren mit Gittern versehen. An der Decke baumelten zwei Insassen im Griff der monströsen Wesen, die ihn zwangen ihren Schmerz immer und immer wieder zu erleben. Am Boden und an den Käfigseiten waren ebenfalls Männer gefesselt. Das gleisende Licht verscheuchte die Kreaturen, die Severus nur als gespenstige Schemen wahrnahm. Sie ließen ihre Opfer augenblicklich los. Die Leute an der Decke knallten auf den vergitterten Boden. Severus rutschte an den Stäben entkräftet hinab und rang nach Luft.

„Rauskommen!“, sagten die Wärter, die die Tür wieder geöffnet hatten.

„Wow, nach nur einer halben Stunde sind die so fertig? Da hätte ich ja mehr erwartet.“, sagte ein anderer Wächter. „Unsere Todesser sind wohl schwach auf der Brust?“

Severus und die anderen konnten sich kaum bewegen. Ihre Glieder zitterten, sie rangen mit ihrem Bewusstsein. An Aufstehen und raus kommen war nicht zu denken.

„Barron, Moul, holt sie raus, sonst muss ich noch einen Patronus abfeuern.“

Zwei Wachen kamen und zerrten die Gefangenen an den Gliedern über die Gitter nach draußen. Severus spürte es kaum, wie er sich am Metall die Haut aufriss. Sein Bewusstsein war noch nicht in der Lage den realen vom irrealen Schmerz zu trennen.

Auf dem Flur krochen sie auf allen Vieren vor sich hin. Die Wachen zerrten sie auf die Beine und brachten jeden der schlotternden Todesser einzeln zurück in ihre Zellen. Als sich die Gittertür hinter ihm schloss brach Severus auf dem Boden zusammen und übergab sich ein weiteres Mal. Die Bilder aus der Grube immer noch im Kopf. Sie hatten sich eingebrannt und nun wurde er die schrecklichen Bilder nicht mehr los. Der Schrecken, den er selbst verursacht und erlitten hatte.

Severus brauchte Tage um wieder klar im Kopf zu werden. Die Bilder verfolgten ihn im Schlaf, doch tagsüber konnte er wieder halbwegs denken. Er begriff nun auch wem er dort ausgesetzt war. Dementoren. Die Geschichten stimmten also. In Askaban gab es Dementoren und die Wachen setzten sie als Folter ein. Eines wusste Severus nun genau, in die Grube wollte er auf keinen Fall zurück.


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Dan ist wirklich gut. Mit ihm zu arbeiten war wunderbar. Armer Junge, er musste so geduldig sein. Ich musste schwafeln und darüber sprechen, dass ich der Meister des Universums bin, dass ich böse bin und dass ich ihn umbringen werde und er musste verschnürt dastehen, sich krümmen und vor Schmerzen stöhnen, während ich einen Monolog führte. Der Monolog des bösen Genies - kein Film ist komplett, wenn er fehlt. Ich liebe es, böse Figuren zu spielen!
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