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Fanfiction

Kinder des Zorns - Trauzeuge

von CyberneticNemesis

Am nächsten Morgen wurde Severus von einem Klopfen am Fenster geweckt. Ein großer Uhu saß auf dem Fenstersims mit einem Brief im Schnabel und klopfte mit diesem energisch gegen die Scheibe.

Severus quälte sich aus dem Bett, öffnete das Fenster und nahm den Brief entgegen. Der Uhu flatterte wie selbstverständlich ins Zimmer.

„Fuck!“, zichte Severus als er ihn öffnete. Das hatte er völlig vergessen! Lucius Hochzeit. Das Hochzeitdatum war der 25. März, also genau in einem Monat. Severus wurde panisch und biss sich in die Hand. Er war so ein Idiot! Hatte es voll verpennt über all den Stress, den er mit dem Studium hatte. Nicht zu vergessen, dass ihn die Sache mit Riddle noch zusätzlich aus der Bahn geworfen hatte.

Der Uhu durchwühlte während Severus’ Schockphase dessen Sachen und entdeckte schließlich eine halbvolle Tüte Chips für sich.

„Okay, das krieg ich hin.“, sagte Severus und setzte sich. Er nahm ein Stück Papier und schrieb Lucius eine Rückantwort, dass er natürlich kommen würde, auch wenn Severus noch keine Ahnung hatte wie er das organisierte. Anschließend riss er den Uhu von seiner Chipstüte los, woraufhin dieser empört schrie, steckte ihm den Brief in den Schnabel und ließ ihn durch das offene Fenster verschwinden.

Severus zog sich an, frühstückte und machte sich auf den Weg zur Uni. Dort verging der Tag recht ereignislos bis er Professor Itaschenkow über den Weg lief, der ihn sogleich auf einen Kaffee einlud. Er hätte am liebsten abgelehnt. War Severus die letzten Tage seinem Mentor doch aus dem Weg gegangen, nun allerdings saß er in der Falle und begleitete ihn durch das Schneetreiben auf die andere Straßenseite. Dort betraten sie ein kleines Straßencafé und setzten sich in eine weniger gut einsehbare Ecke, während sie auf ihren Kaffee warteten.

„Nun, ich möchte mich noch einmal bei dir entschuldigen. Ich hätte dich vor Thomas’ Art wohl besser warnen sollen.“, sagte Itaschenkow und stopfte seine Pfeife.

„Ich bin es nur nicht gewöhnt derart überrumpelt zu werden.“, sagte Severus offen.

„Ja, das tut mir auch leid, aber ich konnte nichts daran ändern. Er wollte es so.“

„Sie meinen es war ein Befehl von ihm?“, fragte Severus. Itaschenkow zündete seine Pfeife an und ließ sich für seine Antwort viel Zeit.

„Du bist ein sehr talentierter Junge, Severus. Thomas und Ich sind der Meinung, dass der übliche Bildungsweg eine arge Zeitverschwendung wäre.“

„Warum haben Sie mich dann aufgenommen?“, fragte Severus.

„Weil es die Bürokratie so verlangt. Die Universität ist für diejenigen, die noch geformt werden müssen, du bist jedoch schon weiter als viele andere. Es wäre daher nur logisch dich in einen anderen Bereich zu verlegen.“

„Und der wäre?“, fragte Severus misstrauisch.

„Ich sage dir das ganz offen, Thomas will dich in London haben. Er will sich selbst mit dir befassen. Das ist ein Angebot, das du nicht ausschlagen kannst.“

In der Tat. Niemand war so verrückt dem Dunklen Lord etwas auszuschlagen.

Ihr Kaffee würde serviert und Severus nahm einen Schluck.

„Wann soll es denn losgehen?“, fragte er.

„Am besten sofort, aber ich gehe davon aus, dass du zunächst deine Verhältnisse klären möchtest.“

„In der Tat. Da gibt es noch einiges zu Regeln.“, sagte Severus. „Etwa die Frage, was mich in London erwartet.“

„Das kann Thomas dir am besten selbst sagen. Da kommt er ja.“ Itaschenkow deutete in Richtung des Eingangs.

Dort erschien Thomas Riddle gerade aus dem Schneetreiben. Wie ein Wesen aus einer anderen Welt stand er dort und zog die Blicke vieler Gäste auf sich. Sein Aussehen war ausschlaggebend für das plötzliche Interesse. Einen in einen Ledermantel gehülten Hühnen mit wildem Irokesenschnitt sah man hier nicht alle Tage. Erst recht nicht einen mit dieser Ausstrahlung. Die Gäste waren wie hypnotisiert und starrten ins Leere. Vielleicht hatte er aber auch einen Zauber gewirkt und die kaum vorhandenen, geistigen Barrieren der Muggel durchdrungen und ihnen ihren Willen genommen.

Er kam ohne Umschweife auf Severus und Itaschenkow zu.

„Wollen Sie sich setzen?“, bot der Professor ihm an.

„Ich stehe hier lieber.“, antwortete Riddle.

„Ich war gerade darüber Severus über Ihr angebot aufzuklären.“

„Und, Junge? Was sagst du?“, fragte Riddle direkt.

„Ich bin nicht sicher, Sir. Was haben Sie mit mir vor?“ Severus nahm einen Schluck Kaffee, um seine Nervosität zu überspielen.

„Ich biete dir einen Job an. Nicht im Ministerium, sondern direkt unter mir. Ich garantiere ein hervorragendes Gehalt und - wenn die Leistung stimmt - hier und da Begünstigungen. Du wärst ein Idiot, wenn du ablehnen würdest.“

Sein Herz sagte Severus, dass er es bereuen würde, wenn er einwilligte, doch sein Verstand kam nicht umhin dieses Angebot interessant zu finden.

„Und mein Studium?“, fragte Severus.

„Das kannst du in London beenden. Du wärst nicht der Erste, der das auch Zuhause hinkriegt.“ Riddle blickte Itaschenkow herausfordernd an. Dieser reagierte jedoch nicht auf die Anspielung.

„Du bist doch ein Kämpfer, oder?“, fragte Riddle unvermittelt und beugte sich in Severus’ Richtung. „Ich habe seine Militärakte gelesen. Ausgezeichnet für Tapferkeit im Kampf und wenn ich richtig liege über 50 Abschüsse in nicht einmal zwei Monaten Frontensatz - und das als Sanitäter.“

„Ich musste töten, also habe ich getötet.“, antwortete Severus tonlos.

„Nein, mein Guter, du bist ein Killer, ein Kämpfer und wie ich das sehe ein findiger Wissenschaftler. Genau das was ich im Moment brauche.“

Es hatte keinen Zweck. Riddle hatte sich in den Kopf gesetzt ihn zu besitzen und seinen Willen bekam der Dunkle Lord - immer.

„In Ordnung.“, sagte Severus schließlich. „Sie haben Recht, ich bin ein Killer.“

Riddle lächelte.

„Oh, das will ich doch hoffen.“ Er klatschte in die Hände und streckte Severus seine rechte Hand entgegen. „Nun denn, wir sehen uns in London. Ich lasse dir eine Eule zukommen.“

Zögernd ergriff Severus die Hand des schwarzen Magiers. Ein triumphales Lächeln zeichnete sich auf dessen Gesicht ab.

„Wir sehen uns.“, sagte er noch und disapperierte davon.

Auf den Gesichtern der Muggel spiegelte sich Verwirrung wieder, immerhin war ihnen ein Teil ihrer Zeit sprichwörtlich gestohlen worden. Severus hingegen beschlich ein mulmiges Gefühl. Hatte er wirklich das Richtige getan?

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[style type="italic"]London, United Kingdom, 20. März 1980[/style]
[style type="italic"][/style]
Lucius Malfoy stand in der Vorhalle des Londoner Flughafens und wartete auf die Maschine aus Prag. Severus musste ja unbedingt einen Linienflug nehmen. Seine Abneigung gegen magische Formen des Reisens nahmen zuweilen schon seltsame Formen an. Was war an einem fliegenden Betonklotz ungefährlicher als an einem Portschlüssel? Wenn man ihn fragte war die Wahrscheinlichkeit höher mit einem dieser Stahlvögel ins Meer zu stürzen und bei dem Crash in klitzkleine Fetzen gerissen zu werden als in einem Strom magischer Energie verloren zu gehen.

Lucius sah auf seine Uhr. Der Flug hatte schon seit einer Stunde Verspätung. Schließlich wurde der Flug 558 aufgerufen. Severus’ Maschine war endlich angekommen. Er platzierte sich in der Nähe der entsprechenden Gangway vor dem Sicherheitsbereich, um seinen Freund abzufangen.

Der kam schließlich ganz flau im Gesicht durch die Sicherheitsschleuße - nachdem ihn ein ganz besonders aufmerksamer Zollbeamter fünf mal hintereinander filzte. Das lag sicher an Severus’ Auftreten und der Tatsache, dass man Passagieren aus dem Ostblock nicht trauen durfte. Immerhin trug sein Freund schon wieder seine alte Militärjacke und wirkte so mehr wie ein Paramilitär.

„Severus!“, rief Lucius ihm zu als er endlich weiterging. Die beiden begrüßten sich freundschaftlich.

„Einen guten Flug gehabt?“, fragte Lucius.

„Wenn man von miesem Essen und Triebwerksschäden absieht.“, meinte Severus lapidar.

„Du hättest ja apparieren können.“

„Nicht über die Entfernung.“, antwortete Severus und ging mit Lucius im Schlepptau zum Gepäckband. „Am Ende wäre ich noch in der Themse gelandet. Außerdem sind die Flugzeuge sicher.“

Lucius war davon ja alles andere als überzeugt. Sein Freund nahm seinen Koffer vom Band. Ein großer, altmodischer Rollkoffer mit zig Aufklebern aus früheren Zeiten darauf.

„Ähm ... hast du etwas zum Anziehen für die Hochzeit?“, fragte Lucius vorsichtshalber. Er wusste ja, dass Severus sowas immer schleifen ließ.

„Du wirst stolz auf mich sein, Lu.“, antwortete Severus. „Es ist sogar neu.“

Gemeinsam verließen sie den Flughafen und Lucius packte seinen Freund am Arm, der schon drauf und dran war ein Taxi zu rufen.

„Hast du jemals daran gedacht, was das für einen Eindruck macht, wenn ein persönlicher Mitarbeiter des Schwarzen Lords mit einem Muggelschrotthaufen fährt?“, fragte Lucius.

Severus hatte ihm von seiner plötzlichen Einstellung erzählt. Es kam überraschend, wenn auch nicht völlig unerwartet, immerhin war Itaschenkow bekannt dafür Leute abzuwerben. Nun ja, zumindest in Lucius’ Kreisen. Severus schien es dagegen kalt erwischt zu haben.

„Oh Mann, dir erzähl ich nie wieder was!“

„Damit du uns beide blamierst?“, fragte Lucius. „Komm schon.“

Er hakte sich in Severus’ Arm ein und disapparierte. Eigentlich machte man das nicht an derart belebten Orten, aber die Muggel würden es ohnehin nur für eine ihrer zahlreichen Einbildungen halten.

Kaum eine Sekunde später erschienen die beiden vor dem Eingang des Malfoy-Anwesens. Severus verdrehte die Augen und übergab sich in die Hecke neben sich.

„Junge!“, empörte sich Lucius.

„Genau deshalb hasse ich magische Reisen.“, krächze Severus und wischte sich sein Erbrochenes vom Mund.

Das Anwesen der Familie Malfoy glich einem kleinen Schloss im viktorianischen Stil und besaß ausgedehnte Ländereien. Sie standen genau vor dem Haupttor, das an einer hohen Steinmauer anschloss, die mit Kletterefeu übersät war. Die Hecke hingegen diente lediglich als Schmuck, um den Weg zum Eingang des Herrenhauses majestätisch zu begleiten. Und ab und an wurde sie auch für den schlechten Magen anderer Leute missbraucht.

Sie gingen zum den Gartenweg entlang zu dem großen Eichenportal, das ins Innere des Anwesens führte. Lucius öffnete und sie betraten das Haus. Severus’ Koffer blieb in der Eingangshalle stehen und würde später von den Hauselfen nach oben gebracht.

Sie gingen ins große Esszimmer, wo schon einige andere Gäste warteten. Im Sessel vor dem Kamin saß Bellatrix. Sie trug ein schwarzes Klied im aufreizenden Stil. Im Sessel neben ihr saß Lucius’ Frau Nazissia. Hochschwanger wie sie war begnügte sie sich mit einem weit geschnittenen, weißen Hemd und Stretchhosen. Etwas von den beiden Frauen entfernt standen zwei Männer, die Severus noch nicht kannte. Der eine war ein dürrer Mann im Nadeltreifenanzug und Krawatte, mit Spitzbart und langen, schwarzen Haar, dass er mit einer Schleife zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Der andere ein muskulöser, breitschuldriger Typ, der jedem Türsteher Ehre gemacht hätte. Er trug eine Lederweste über die er wiederrum eine schwarze Robe geworfen hatte. Zugegeben, wahrscheinlich gab es auch gar keinen Anzug, der ihm passte. Sein Haar war kurz und militärisch geschnitten und eine lange Narbe ging quer über sein Gesicht.

„Severus, darf ich vorstellen; Rudolfus Lestrange.“ Lucius deudete auf den Hageren von Beiden. „Und Walden McNair.“

Severus gab den beiden die Hand. Sein Blick verriet Lucius jedoch, dass es sich um reine Freundlichkeit handelte.

„Hocherfreut.“, sagte McNair mit seiner tiefen Bassstimme. „Ich hörte, Sie sind ein richtiger Kriegsheld.“

„Kommt darauf an, was man unter Held versteht.“, antwortete Severus verhalten.

„Ja, nicht jeder lässt sich von Muggelfreunden in den Arsch schießen, nicht?“, mischte sich Bellatrix gackernd ein. Sie erhob sich und kam auf Severus zu.

„Falls es dich interessiert, es war nicht mein Hintern, sondern das Knie.“, belehrte Severus sie.

„Und rausgeschmissen haben sie ihn auch noch!“, provozierte Bellatrix weiter.

„Ich würde ehrenhaft entlassen.“, korrigierte Severus. In seinem Gesicht zeichnete sich der alte, aufsteigende Hass auf sie ab. Die beiden waren sich noch nie grün gewesen und Bellatrix ließ keine Gelegenheit aus Severus niederzumachen. Der Grund war einfach. Severus war Halbblüter, aber außer Lucius, Zissy und Bellatrix wusste das hier keiner.

„Bella, benimm dich!“, zichte Nazissia aus ihrem Sessel herüber.

„Oh, ich benehme mich doch, meine Süße.“, antwortete Bellatrix zuckersüß. „Nur bekomme ich Ausschlag von schlechtem Blut.“

„BELLA!“, rief Narzissia erbost.

„Uuups.“ Bellatrix zwinkerte Severus zu und verließ den Raum.

McNair und Rudolfus blickten fragend drein. Offenbar hatte Bellatrix’ Anspielung bei ihnen nicht gezündet. Lucius machte sich aber auch nicht die Mühe es ihnen zu erklären. Wenn Severus wirklich für den Dunklen Lord arbeitete, dann würden sie es ohnehin bald erfahren.

„Nun denn ...“, durchbrach Lucius das Schweigen. „... Severus, ich habe es dir noch nicht gesagt, aber ich möchte dich gern für die Hochzeit für eine ganz besondere Aufgabe haben.“

Sein Freund zog die Augenbraue hoch. So wie er es immer tat, wenn er mit seiner angeborenen Skeptik das Schlimmste erwartete.

„Keine Sorge, du wirst es lieben.“, fügte Lucius hinzu.

„Wenn du das sagst.“, antwortete Severus.

„Sev, eigentlich war es ja meine Idee.“, sagte Nazissia und erhob sich schwerfällig aus dem Sessel - immerhin trug sie jetzt zwei Menschen mit sich herum. „Ich habe es mir gewünscht, denn nun ja ... ich möchte gerne, dass du unser Trauzeuge wirst.“

Severus’ Augen wurden groß und es hätte wohl nicht viel gefehlt und ihm wäre der Kiefer nach unten geklappt.

„Wir wollten es dir persönlich sagen, wenn du wieder da bist.“, schloss Lucius.

„Aber es gibt immer zwei Trauzeugen. Wer ist der andere?“, fragte Severus. Sein Gesicht hatte die Fassung zurückerlangt, aber in seinen Augen konnte Lucius sehen wie das Gehirn seines Freundes arbeitete.

„Das ist in der Tat etwas heikel, aber ihr seid ja zum Glück alle schon erwachsen und werdet euch vertragen, nicht wahr?“, antwortete Lucius. Er sollte es wirklich kurz machen, aber sie hatte sich geradezu um den Posten des zweiten Trauzeugen gerissen.

„Bellatrix.“, sagte Nazissia und kam ihren zukünftigen Ehemann zuvor. „Ich werde es ihr noch mal einbläuen, dass das eine Hochzeit ist und kein Wrestling.“

Rudolfus begann zu kichern.

„Sie ist eben sehr impulsiv.“, sagte dieser heiter.

„In der Tat.“, antwortete Severus. „Was mich betrifft bin ich mit der Aufgabe einverstanden.“

„Sehr gut.“, sagte Nazissia, ging auf Severus zu und wechselte einen Blick mit Lucius.

Er nickte. Seine Frau hatte noch eine Überraschung für seinen alten Schulfreund, aber die sollte sie ihm ruhig persönlich überbringen.

„Nun, Sev, du willst dich bestimmt erst einmal ausruhen. Komm, ich zeige dir dein Gästezimmer.“ Sie nahm Severus am Arm und führte ihn aus dem Raum. Dieser wirkte nicht ganz umsonst verwirrt.

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Narzissia führte Severus in den Flur die Treppe hinauf. Es machte ihr mittlerweile große Mühe die Stufen zu steigen.

„Weißt du, du musst das nicht machen, wenn es dir schwer fällt, ich bin ja schließlich nicht das erste Mal hier.“, sagte Severus.

So kauzig der gute Severus auch manchmal sein konnte, wenn es darum ging dem anderen Geschlecht behilflich zu sein verlor er keine Zeit.

„Nein, das geht schon. Es ist auch, ich will nicht, dass die anderen es mithören, ansonsten habe ich Bella wieder an der Backe!“

„Warum Bellatrix? Sie war doch gar nicht ...“

„Oh, das weißt du wohl noch gar nicht. Sie hat sich dem Willen unserer Eltern gefügt und geheiratet.“, sagte Nazissia. „Rudolfus ist ihr Mann.“

„Wow.“, entfleuchte es Severus. Nazissia musste lachen.

„Was?“ Severus schien sichtlich irritiert von ihrer Belustigung.

„[style type="italic"]Wow[/style]. Du warst schon immer eine emotionale Ausdrucksbombe, Severus.“

„Na ja, sieht so aus als sei ich jetzt der letzte, verbleibende Junggeselle hier.“, antwortete Severus.

„Was mich ehrlich gesagt wundert.“, sagte Nazissia völlig ehrlich.

„Warum?“

„Du kannst extrem charmant sein, wenn du willst.“ Sie stieg die letzten Stufen hoch und führte Severus zu einem Zimmer im ersten Stock. Sein Koffer war bereits hergebracht worden.

Nazissia setzte sich auf das Bett und bedeutete Severus sich neben sie zu setzen. Er zögerte, kam ihrem Wunsch aber schließlich nach.

„Hör zu, Severus, ich und Lucius haben uns überlegt ...“ Sie stockte. Sie wusste nicht wie er darauf reagieren würde. Dafür kannte sie ihn einfach nicht gut genug, denn Severus war selbst für ihren Mann oft genug ein Rätsel. Er wusste wie man Emotionen verbarg. Schon während ihrer Schulzeit hatte er dieses Spiel zur Perfektion gebracht, weshalb viele Leute anzweifelten, dass er überhaupt Gefühle besaß. Nazissia wusste es allerdings besser. Nur wusste sie eben nicht wie diese genau aussahen.

„Ich möchte nicht, dass, wenn das Kind auf die Welt kommt und Lucius oder mir etwas zustoßen würde, es zu seinen nächsten Verwandten geschickt wird.“, erklärte sie gelassen.

„Du meinst deine Schwester?“, fragte Severus.

„Bella ist nicht der Typ für sowas und Rudolfus kann sich nicht gegen sie durchsetzen. Von daher ...“ Nazissia atmete tief. „Ich möchte, dass du der Patenonkel des Kindes wirst.“

Severus sagte nichts. Er schien nicht verwirrt oder ablehnend. Ganz im Gegenteil, in seinem Gesicht zeichnete sich ein mildes Lächeln ab.

„Und du glaubst, dass ich der Richtige bin?“, fragte er.

„Du hast ein gutes Herz, Severus. Du bist ein besserer Mensch als du dir selbst eingestehen willst. Zugegeben, auch wenn du dich manchmal wie ein Vollidiot benimmst ... ich weiß, dass du der Richtige bist.“

Sie erhob sich und gab ihm unvermittelt einen Kuss auf die Stirn.

„Überlege es dir.“, sagte Nazissia und verließ den Raum.

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Severus Snape stand am offenen Fenster und rauchte mit zitternden Fingern eine Zigarette. Seine Gedanken rasten wie wild hin und her und hinterließen in seinem Kopf ein einziges Gefühlschaos. Lange hatte er nicht mehr so gefühlt, denn in der Armee hatte er alle Emotionen tief in seinem Kopf vergraben. Hätte er sie zugelassen hätte er das tägliche Sterben und Töten nicht überlebt. Er wäre schlicht und einfach wahnsinnig geworden hätte er zugelassen, dass ihn das, was er täglich erlebte berührte.

Nun, da er wieder hier war holte ihn alles wieder ein. Es war ein großer Beweis ihres Vertrauens ihm gegenüber, wenn sie wollte, dass er die Patenschaft für ihr Kind übernahm, doch Severus wusste nicht, ob er dafür bereit war. Er hatte innerhalb des letztes Jahres so viel Tod gesehen, so viele Menschen auch selbst getötet. Er hatte sie nicht gezählt, das Ministerium offenbar schon. Waren wirklich 50 Menschen durch seine Hand gestorben wie Riddle behauptete? Severus wusste nur, dass er seine Waffe benutzt hatte. Er war Soldat. Er hatte nicht darüber nachgedacht und abgedrückt - jedes Mal.

Nazissia behauptete er sei ein guter Mensch, allerdings hatte Severus arge Zweifel, ob dem wirklich so war. Er hatte das Mädchen, das er liebte, verlassen in dem Glauben es schützen zu können. Hatte sich dem Druck gebeugt, war zur Armee gegangen und hatte schließlich einen Job bei dem Mann angenommen, der für all das verantwortlich war. War er wirklich ein guter Mensch oder nur ein Feigling, der einfach nur vor seinen Ängsten davonlief? So wie er vor seiner Familie davongelaufen war?

Severus spürte die Tränen in sich aufsteigen, ließ sie aber nicht zu zu. Nicht hier, nicht jetzt. Er nahm einen tiefen Zug seiner Zigarette.

Was war nur mit ihm geschehen? Sein Verstand war benebelt, unklar. Er konnte nichts erkennen außer diesem Gefühl von Trauer und Wut und dem Wunsch sich hinzulegen und nie weider aufzustehen.

Nazissia wollte die Verantwortung an jemanden abgeben, dem sie vertraute und von dem sie dachte, dass er der Erziehung eines Kindes gewachsen war. Ihre Schwester Bellatrix kam aufgrund ihrer exotischen Vorlieben nicht in Frage. Severus verstand das. Er hätte womöglich nicht anders gehandelt, wenn er sie gewesen wäre.

Die meisten Bekannten und Freunde des Hauses Malfoy waren egozentrische Aristokraten, selbstgefällige Wichser und reiche, ranghohe Militärs. Sprich; genau die Klientel aus der die Todesser und nicht zuletzt Thomas Riddle ihren Einfluss bezogen. Lucius war damit nie glücklich gewesen. Sein Freund hatte sich wie er immer danach geseht ein freies Leben zu führen, doch als Sohn eines reinblütigen Militärberaters und einer Aristokratin, die mit ihrer Familie tief im Ministerium verankert war, war es für ihn schier unmöglich auch nur einen Atemzug zu machen ohne, dass ihn hunderte Leute auswerteten und sein Verhalten politisch einordneten. Er war ein Sklave seiner Herkunft.

Für Severus war es leichter gewesen aus all dem auszubrechen. Sein Vater war ein Muggel, der als Tischler arbeitete und seine Mutter eine Magierin, die hin und wieder Zaubertränke zum Verkauf herstellte. Eine sehr selbstständige, aufrechte Hexe. Bis sie eines Tages verschwand und tot wieder auftauchte. Gefoltert und ermordet. Severus hatte nie den Grund erfahren, aber er wusste, wer es getan hatte. Die Art Mensch, die auch in diesem Haus zugange war. Die Art Mensch, die andere nach ihrem Blutstatus beurteilte und Kriege vom Zaun brach. Severus hatte allen Grund diese Leute zu hassen, doch als Slytherin war er selbst unter den reinblütigen Aristokraten noch Anerkannt aufgrund seiner Talente. Sie schätzten nicht sein Blut, sondern seine Fähigkeiten. Das hatte ihm über die Freundschaft mit Lucius hinaus eine Sonderstellung gegeben. Schon damals.

Trotz alldem er hatte eine nichtmagische Freundin gehabt. Sie war ein Mädchen aus der Nachbarschaft gewesen und er hatte sie geliebt wie kein Mädchen, dass ihm je in der Zaubererschaft über den Weg gelaufen war. Sie war etwas ganz besonderes gewesen und er war sich sicher, dass sie das Mädchen war, dass er nie hätte verlassen dürfen. Nicht einmal, um ihr Leben zu retten. Dessen war er sich mittlerweile sicher, doch er konnte nicht mehr zurück. Er würde sie nie wieder sehen und das verletzte ihn zutiefst.

Severus rauchte seine Zigarette zuende und warf sie aus dem Fenster. Sie landete irgendwo auf dem penibel gemähten, englischen Rasen. Er zog seine Jacke aus und warf sie aufs Bett. Anschließend packte er seinen Koffer aus und verstaute seine Klamotten im Kleiderschrank.

Für die Hochzeit hatte er sich extra einen schwarzen Anzug, Hemd und Krawatte besorgt. Dazu Falthosen und schwarze Lederschuhe. Lucius - und erst recht seine pedantische Verwandtschaft - sollte schließlich nicht behaupten können, dass er sich nicht bemühen würde. Zumal er als Trauzeuge einen nicht unwesentlichen Teil beitragen würde. Lucius hatte bereits vor Wochen sowas durchklingen lassen, aber erst heute wusste er es mit Gewissheit.

Mit der Rolle des Trauzeugen hatte er kein Problem, auch wenn er den ersten Schock, dass Lucius ihn gewählt hatte, erst einmal verdauen musste. Trotz seiner Anspielungen war Severus immer davon ausgegangen er würde jemanden wählen, der stärker in der Familie und Tradition der Malfoys verankert war. Severus war sein bester Freund, aber nichts desto trotz war eine Hochzeit etwas anderes. Da ging es um Prestige, darum der reinblütigen Aristokratie etwas vorzugaukeln. Daher empfand er es als überraschend, aber auch erfreulich, dass sich Lucius dieses eine Mal den Interessen seiner Familie widersetzt hatte.

Nachdem er ausgepackt hatte verließ er das Zimmer. Severus würde die Tage bis zur Hochzeit auf dem Anwesen verbringen und da er ohnehin nichts besseres zutun hatte, weil er seinen neuen Job ohnehin erst im April antreten würde. Daher verbrachte er die Zeit damit das Anwesen zu erkunden. Er war schließlich lange nicht mehr hier gewesen.

Severus machte einen Abstecker in den Keller des Hauses, wo die Küche lag. Dort schufteten nach wie vor zahlreiche Hauselfen, die von einer kleinen, aber umso dickeren Chefköchin angeleitet wurden. Normalerweise sah man die Elfen im Haus nicht, da sie angewiesen waren für alle Gäste unsichtbar zu agieren. Hier unten jedoch war das anders, da die Sklaven und Angestellten sich hier sammelten.

Sein Abstecher in die Küche endete wie früher damit, dass ihm die Köchin viel zu viel zum probieren anbot. Natürlich nur, um eine geschmackliche Zweitmeinung einzuholen. In seinem Fall landete er bei einer wirklich großartigen Zitronensahnetorte.

Severus bedankte sich und ging weiter. Auf der gleichen Ebene lag der Weinkeller, den er allerdings unberührt ließ. Zum einen weil es noch zu früh für Alkohol war und zum anderen, weil er auf eher proletenhaftes wie Bier und Schnaps stand. Gerade am Schnaps hatte es ihm in Russland nie gemangelt.

Im Erdgeschoss lagen die Esszimmer, der Salon und die Hausbibliothek. Letztere war vollgestopft mit viel Fachliteratur. Historienschinken, sehr viele Militärsachbücher und Chroniken des Zweiten Weltkrieges. Die Malfoys waren an der Verteidigung Britaniens gegen die Nazis buchstäblich beteiligt gewesen und so manche Heldentat der Großväter hallte bis heute nach. Wie in allen Familien wollte die alten Kamellen aus dem Krieg nur keiner mehr hören.

Hinzu gesellten sich allerdings auch Romane und Märchenliteratur. Das meiste davon von magischen Schriftstellern, die Severus nicht kannte. In seiner Nachbarschaft gab es kaum Magier und so hatte er sich vor allem an Muggeln wie Stephen King oder Edgar Allen Poe gütlich getan. Ihm fiel jedoch auf, dass die meisten dieser Bücher sich mit der Reinblutmythologie wie dem Slytherin-Zyklus und der Walpurgisritter-Sage beschäftigten.

In den oberen Etagen befanden sich hauptsächlich die Gästezimmer und die privaten Gemächer der Malfoys. Lucius war schon vor Jahren in ein eigenes Zimmer im Dachgeschoss umgezogen, aber da er nun heiratete und ein Kind bekam würde er dort sicher nicht mehr wohnen.

Hinzu gesellte sich das Arbeitszimmer von Lucius’ Vater Abraxas. Er hatte noch nie einen Blick hineingeworfen. Sicherlich gab es da auch nicht viel zu sehen außer viel Papierkram für das Ministerium und Militärakten.

Severus beendete seinen Spaziergang schließlich und ging die Treppe wieder hinunter in den Vorsaal, wo bereits weitere Gäste eintrafen. Er kannte die Männer und Frauen nicht, aber allen Anschein nach waren sie aus dem Ministerium. Gut situierte Magier in Anzügen und übergeworfenen Roben, hier und da auch mit Hut, die sich gar keine Mühe machten ihren Beruf zu verbergen. Militärs und Auroren. Severus vermutete, dass es sich um freunde von Abraxas handelte.

Er ging in den Salon auf der Suche nach Lucius. Dieser stand am Kamin. Interessanter Weise allein. Normaler Weise sorgte seine Familie dafür, dass er nicht viel allein war - schon gar nicht, wenn die halbe magische Aristokratie Großbritanniens im Anmarsch war.

„Oh, hallo.“, sagte Lucius etwas abwesend und sah in die Flammen.

„Alles in Ordnung?“, fragte Severus sicherheitshalber.

Lucius schwieg und steckte die Hände in die Hosentaschen.

„Du wirst doch jetzt nicht nervös, oder?“, fragte Severus.

„Nervös? Nein. Ich bin nicht nervös.“

„Was dann?“, fragte Severus.

„Nichts.“, antwortete Lucius. Es klang nicht überzeugt. Schließlich setzte er doch an. „Ich wünschte manchmal nur, ich wäre jemand anderes.“

„Das wünschen wir uns doch alle.“, antwortete Severus.

„Ach ja? Und wie ist das mit dir?“

„Was meinst du denn?“, fragte Severus.

„Hast du keine Alpträume und weckst schreiend auf? Denkst du nicht, dass es da etwas gibt, dass dich aufhören lässt ein Mensch zu sein?“, fragte Lucius. Ruhig. Gelassen.

Severus kannte die Symptome nur zu gut und wie sein Freund hatte er niemanden mit dem er hätte darüber sprechen können. Zwar hatte Lucius Nazissia, aber er glaubte nicht, dass sie in der Lage war ihn zu verstehen und mit seinem Vater würde Lucius keine Zeit verschwenden. Severus wusste, dass die beiden kein sonderlich tolles Verhältnis hatten. Zumal; was für eine Antwort konnte man vom leitenden Militärberater des Ministeriums schon erwarten?

„Ich weiß, was du meinst.“, antwortete Severus. „Die Leere im Kopf. Und dann weckst du auf und siehst die Toten wieder vor dir.“

„Wie viele hast du getötet?“, fragte Lucius.

„Ich habe nicht gezählt, du etwa?“

„Nein, aber du bist auch kein Offizier. Ich weiß nicht, was schlimmer ist, zu töten oder zu sehen wie die eigenen Männer getötet werden. Erst Recht, wenn sie auf einen vertrauen.“

„Was ist los, Lu?“, fragte Severus, der sah in welche Richtung dieses Gespräch ging.

„Mich verfolgen meine eigenen Männer, Sev, und ich weiß nicht, ob ich sie hätte retten können, wenn ich besser gewesen wäre, wenn ich nicht der gewesen wäre, der ich bin.“

Ah, jetzt verstand er es. Die Sklaverei der Herkunft.

„Du denkst ein anderer hätte sie besser angeführt? Jemand, den sie länger ausgebildet haben, der nicht durch seinen Blutstatus im Offizierscorps landete?“, fragte Severus.

„Ja.“, antwortete Lucius lapidar. „Und ich verstehe nicht, was wir da eigentlich gemacht haben.“

„Ich auch nicht.“, gab Severus offen zu. „Wir waren nur das Kanonenfutter.“ Er klopfte Lucius auf die Schulter. „Komm.“

Lucius nickte nachdenklich.

„Danke, dass ich mit dir reden durfte.“, sagte er.

„Ich bin dein Freund, schon vergessen?“

Severus ging mit Lucius im Schlepptau vor die Tür.

„Rauchst du noch?“, fragte er als sie durch das Portal auf die Treppe zum Garten gingen.

„Laster legt man nicht ab.“, antwortete Severus und zog ein Päckchen [style type="italic"]Marlbaros[/style] aus der Hosentasche. Er zog zwei Zigaretten heraus und gab seinem Freund eine. Severus zündete beide mit dem Feuerzeug an. Es gab Magier, die verwendeten dafür echt den Zauberstab. Absolute Verschwendung, wenn man ihn fragte.

„Und nun?“, fragte Severus. „Wie geht es weiter? Nazissia hat mir erzählt, dass ihr mich gern als Pate hättet.“

„Meiner Verwandtschaft traue ich nur so weit wie ich sie werfen kann.“, antwortete Lucius und zog an seiner Zigarette. „Mal ehrlich, diese abgefuckten Ministeriumsmagier ... da könnte ich ja gleich Tom Riddle fragen!“

Severus musste lachen, obwohl es eigentlich nicht zum lachen war.

„Aber du vertraust jemanden, der für Riddle arbeitet? Wirklich sehr vernünftig.“, gab Severus zum besten.

„Mag sein, aber dich kenne ich. Du bist ein guter Mensch. Du würdest nicht deine eigene Mutter verkaufen, nur um besser dazustehen.“

„Wenn ich eine Mutter hätte.“, kommentierte Severus.

„Oh, verdammt, tut mir leid.“

„Macht nichts.“ Es machte ihm wirklich nichts. Severus würde wegen einer Redensart nicht gleich in Tränen ausbrechen. „Warum glaubst du eigentlich, dass du einen Paten brauchst?“

„Weil dieser Krieg noch ewig dauern kann.“, antwortete Lucius. „Wenn es wirklich stimmt, was man so hört, dann stellt Sharad Akam gerade eine Armee zusammen, um uns anzugreifen.“

Sharad Akam war der mächtigste Magier der Welt, gleich nach Tom Riddle und obwohl er aus dem Orient stammte und seinen Sitz in Afrika hatte machten ihnen seine Leute in Russland bereits zu schaffen, weil sie die russischen Magierclans mit Männern und Know-How unterstüzten. Es wäre daher nur eine Frage der Zeit bis sie den Commonwealth offen angriffen.

„Außerdem gehen Gerüchte um, dass Dumbledore daran beteiligt ist.“, fügte Lucius hinzu.

„Ich dachte der Orden ist erledigt.“

„Tja, totgesagte leben länger, nicht wahr?“ Lucius warf seine Zigarette zu Boden und trat sie aus. „Aber das spielt vielleicht bald keine Rolle mehr für mich.“

„Warum nicht?“, fragte Severus.

„Nach der Hochzeit quittiere ich meinen Dienst. Such mir irgendeine schöne, ruhige Stelle.“

„Das wird Papa aber gar nicht freuen.“, mutmaßte Severus.

„Deshalb ja auch erst nach der Hochzeit. Dann kann er mich meinetwegen auch rausschmeißen. Mir egal.“

„Und Zissia?“

„Die weiß es schon. Wenn es sein muss verschwinden wir von hier. Ich kann den Alten echt nicht mehr ab.“, sagte Lucius. In seiner Stimme schwang Zorn mit. Hasserfüllter Zorn. Etwas, das Severus bei seinem Freund nur in Verbindung mit seinem Vater kannte.

„Der enterbt dich noch.“, sagte Severus.

„Soll er mal versuchen!“ Lucius steckte mal wieder die Hände in die Hosentaschen, so wie immer, wenn ihn etwas wurmte. „Ich will das alles nicht mehr, Sev. Diese ganze gottverdammte, verlogene Scheiße! Ich will nicht, dass mein Kind so aufwächst wie ich.“

Das war mehr als deutlich. Lucius hatte allerdings schon oft davon gesprochen seiner Familie den Rücken zu kehren. Die Frage war also, ob er es dieses Mal tatsächlich durchzog oder nur wieder seinem Frust Luft machte.

Severus rauchte auf und warf seine Zigarette weg. Er wollte irgendetwas aufmunterndes sagen, aber ihm fiel beim besten Willen nichts ein.

„Komm, gehen wir rein. Es sieht nach Regen aus.“, sagte Lucius.

Severus sah in den Himmel. Er war strahlend blau.

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Die Tage bis zur Hochzeit vergingen ruhig und selbst Bellatrix unterließ es auf Severus herumzuhacken. Womöglich besaß doch soetwas wie ein Beherrschungsvermögen und wollte ihrer Schwester nicht um ihrer Stichelleien zuliebe diesen wichtigen Tag in ihrem Leben versauen.

Nach und nach trafen immer mehr Gäste ein. Die meisten davon kannte Severus nicht, da es sich um Leute aus dem Ministerium oder Armeeangehörige handelte. Allerdings gab es auch bekannte Gesichter, die er seit seinem Abschluss in Hogwarts nicht mehr gesehen hatte. Avery beispielsweise. Einem dürren, jungen Mann mit kurzen Haaren. Zugegeben seine Einladung war wohl nur reine Formalität, da die Averys und Malfoys einander bekannt waren. In ihrer Schulzeit tat sich deren jüngster Spross hauptsächlich dadurch hervor andere Jungs anzumachen. Einmal hatte es sogar Lucius in der Gemeinschaftsdusche erwischt. Severus musste kichern, wenn er daran dachte. Sein Freund hingegen hatte den Schreck seines Lebens davongetragen.

Unter den Gästen befand sich allerdings auch jemand, von dem er gehofft hatte ihn nie wieder sehen zu müssen: Maximilian Greed. Ein großer, muskulöser Mann mit kurz rasiertem Militärhaarschnitt und einer schwarzen Binde über dem rechten Auge. Über dieses zog sich zudem eine lange Narbe. Die Folge eines Kampfes in einem Leben voller Gewalt. Greed war ein General, den man mit dem Krieg gegen den Orden in Hogwarts beauftragt hatte. Er schlug Dumbledore vor Jahren in die Flucht und leitete das Schloss seitdem wie eine Kaserne für Elitesoldaten. Severus war sein Regime noch in schrecklicher Erinnerung.

Der General kam mit seiner Frau und seinem Kind. Ein kleiner Junge, höchstens ein Jahr alt. Er trug einen altmodischen Herrenhut, dazu Anzug, Krawatte und obendrüber seine übliche, schwarze Robe. Wären seine Kriegsverletzung und sein kaltes, ausdrucksloses Gesicht nicht gewesen, man hätte ihn für einen Beamten oder Anwalt halten können.

Severus bereitete seine Anwesendheit unbehagen. Sicher, er war ein Freund von Abraxas und ein hohes Tier im Ministerium, weshalb sein Erscheinen nichts Ungewöhnliches war, doch er konnte nie vergessen, was Greed getan hatte und wofür er stand.

Die Hochzeit selbst fand in der Kapelle des Malfoy-Anwesens statt. Sie lag in einem Winkel der Ländereien, der vom Haus aus nicht sofort sichtbar war. Ein kleiner Fußmarsch und die kamen zu dem großen Steinbau, der wohl noch aus vorsintflutlicher Zeit stammte, da die Symbolik keine christliche war. Vielmehr schienen die ursprünglichen Erbauer tief im Walpurgis-Kult verankert zu sein. Einem magischen Religionsorden, der innerhalb der Zaubererschaft lange gegen die Christianisierung ankämpfte und teilweise aus dem Keltischen entsprang. Letztendlich siegte jedoch auch in Großbritannien der Katholizismus und die Walpurgis-Jünger verschwanden in der Versenkung der Geschichte. Die einzigen Zeugnisse ihrerseits waren alte Familienkapellen wie diese. Anstatt Cruzifixen und Heiligenfiguren gab es hier Bildnisse von Tieren wie Raben und Schlangen und Darstellungen von phantasievollen Mischwesen. Die Inschriften waren weder in Latein noch in Runen gefasst, sondern in einer sehr fremdartigen, verschnörkelten Schrift. Severus vermutete, dass es sich dabei um Mhash’Ku, die Ursprache der europäischen Magier handelte. Eine tote Sprache mit der sich allenfalls noch Historiker beschäftigten.

Alldem zum Trotz war die Hochzeitszeremonie urchristlich. Die alten Walpurgisaner würden im Grabe rotieren, aber so waren die Reinblüter. Hielten die uralten Kulturen hoch, um dann auf ihrem Rücken zu tanzen.

Severus bekam für die Trauung die ehrenvolle Aufgabe die Ringe zu verwahren und ernte dafür verächtliche Blicke von Bellatrix, die sich zum Glück beherrschte und den Zorn auf ihre Schwester herunter schluckte. Sicherlich schäumte sie, weil Nazissia und Lucius ein halbblütiges Arbeiterkind ihrer eigenen, reinen, aristokratischen Blutlinie vorzogen.

Die Gäste nahmen Platz, wobei die direkten Familienangehörigen in den ersten Reihen saßen. Vor dem Altar ging der Priester in Position und schließlich öffneten sich die Türen und das Traupaar trat ein. Hinter ihnen marschierten Severus und Bellatrix. Wobei nicht klar war, wer hier eigentlich nervöser war. Das zukünftige Ehepaar oder die Trauzeugen. Selbst Bellatrix konnte nicht verbergen, dass sie aufgeregt war und zupfte ständig am Ärmel ihres schwarzen, ausschweifenden Kleides herum.

Lucius trug ein schwarzes Jackett, Hemd und Krawatte. Darüber seine beste, schwarze Robe, die er jedoch überraschend lässig trug. Dass er gerade an einem solchen Tag seine gesamte Verwandtschaft mit einem weniger verstockten Auftreten provozieren wollte hätte Severus ihm zugegebener Maßen nicht zugetraut. Aber auch Nazissias Kleid war weniger förmlich als er es erwartet hätte. Sicher, ihr Bauch schränkte sie mittlerweile arg ein, aber das war nichts, was ein ordentlicher Schneider nicht hinbekommen hätte. Sie trug ein weites, weißes Kleid und einen Rosenkranz im Haar. Das Kleid war keines dieser üblichen Hochzeitskleider wie man sie manchmal im Fernsehen sah, sondern wirkte auf ihn eher wie ein unbefangenes Sommerkleid ohne viel Schnickschnack. Zugegeben, Severus war jetzt auch kein Experte für Frauenkleider, aber wenn er die Gepflogenheiten der Aristokraten - erst recht der Blacks - bedachte, dann war sie erfreulich fortschrittlich.

„Bitte erheben Sie sich.“, sagte der Priester und die Trauung begann.

Die Gäste und Verwandtschaft erhoben sich rumpelnd von den Bänken und Severus holte die Ringe aus der Tasche und gab sie dem Priester, der sie vor sich auf den Altar legte.

„Wir haben uns heute hier zusammengefunden, um zwei Menschen dabei zuzusehen wie sie den heiligen Bund der Ehe eingehen. Deshalb frage ich Sie, Lucius Abraxas Malfoy, möchten Sie die Ihnen angetraute Frau lieben und ehren und ihr beistehen in guten wie in schlechten Tagen bis der Tod euch scheidet?“

„Ja, ich will.“, antwortete Lucius.

„Und möchtest du, Nazissia Black, den dir angetrauten Mann lieben und ehren und ihm beistehen in guten wie in schlechten Tagen bis der Tod euch scheidet?“

„Ja, ich will.“, sagte Nazissia.

Der Priester gab den beiden die Ringe. Lucius steckte Nazissia den ihren an und sie ihm den seinen.

„Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“

Lucius zögerte keinen Moment und gab seiner Frau einen langen und höchst leidenschaftlichen Kuss, den sie zärtlich erwiderte. Vielleicht etwas zu Leidenschaftlich für die hier Anwesenden. Der Priester räusperte sich ungehalten und die beiden ließen strahlend voneinander ab.

Severus begann zu klatschen, bevor irgendeine peinliche Pause entstehen konnte und zu seiner größten Überraschung stimmte das Publikum mit ein.

Lucius und Nazissia wandten sich lächelnd den Menschen zu. Daraufhin kam ein kleiner, stämmiger Magier auf das frischvermählte Paar zu und schoss mit seiner altmodischen, verhexten Kamera Bilder.

Severus, der hinter den beiden stand fürchtete zurecht es ebenfalls mit aufs Hochzeitsfoto geschafft zu haben.

Nach ein paar Minuten ebbte er Applaus ab und die Hochzeitsgesellschaft machte sich auf den Weg zurück ins Anwesen, wo bereits die Festlichkeiten warteten.

Zugegeben, die Feier verlief ausgelassener als Severus bei diesen Gästen angenommen hätte. Es gab reichlich zu Essen und zu Trinken. Der Salon war für den Tanz extra leergeräumt worden. Severus weigerte sich trotz mehrerer Anfragen zu tanzen, denn wenn es etwas gab, was er absolut nicht konnte, dann war es das! Stattdessen sah er zu.

Lucius und Nazissia begannen mit dem Eröffnungstanz. Ein langsamer Walzer. Etwas anderes hätte Nazissia mit ihrem Schwergewicht auch kaum tanzen können. Anschließend übergaben sie jedoch an ihre Gäste, da Nazissia sich setzen musste.

Für Severus verlief der Abend vergleichsweise ruhig. Bellatrix war mit ihrem Mann beschäftigt und hatte keine Zeit ihn zu nerven. Avery fraß sich durchs Buffet und Greed war nirgends zu sehen. Severus hoffte, dass das so blieb.

Zu fortgeschrittener Stunde ging er schließlich vor die Tür, um zu rauchen. Dort fand er Lucius und Nazissia vor. Sie saßen auf den Treppenstufen, sprachen leise miteinander und küssten sich. Severus würde nicht derjenige sein, der ihre Zweisamkeit störte und so verschwand er in entgegengesetzter Richtung hinter einer der Hecken. Er holte seine üblichen [style type="italic"]Marlbaros[/style] raus und zündete sich eine an. Severus zog in Ruhe den Rauch ein. Es tat gut etwas Ruhe zu haben. Ruhe, die jäh unterbrochen wurde als ein kleiner Junge, um die Ecke gerannt kam. Es war der Sohn von Greed. Er stand im Halbdunkel der Hecke und fuchtelte mit einem kleinen Stock herum.

„Bumm! Bumm! Bumm!“, rief er und tat so als würde er mit einem Zauberstab Flüche abfeuern.

„He, Kleiner, man zeigt mit seinem Zauberstab nicht auf andere Leute!“, ermahnte Severus den Jungen.

„Bumm! Bumm! Bumm!“ Der Junge war völlig in sein Phantasiespiel vertieft.

„Tja, wie der Vater so der Sohn, was?“, sprach Severus mehr zu sich selbst als zu dem Knirps. „Komm, deine Eltern vermissen dich bestimmt schon.“

Severus steckte die Zigarette in den Mund und streckte seine Hand dem Jungen entgegen. Das Kind zögerte.

„Ich kenn deinen Papa.“, fügte Severus hinzu.

„Papa ist weg.“, antwortete der Junge und ließ seinen Stock sinken.

Tja, wahrscheinlich war der gerade wieder Regimefeinde foltern gegangen.

„Und wo ist deine Mama?“

Der Junge zuckte mit den Schultern. Sicher, Severus hätte ihn da stehen lassen können und so tun als wüsste er von nichts, aber einen Einjährigen am späten Abend im Gebüsch hocken zu lassen war einfach nicht seine Art.

„Komm, wir suchen deine Mama.“, sagte er und der Junge ergriff seine Hand.

Sie gingen zurück zum Eingang. Lucius und Nazissia saßen nicht mehr da. Severus ging mit dem Knirps an der Hand zurück ins Haus und suchte jemanden, dem er ihn anvertrauen konnte. Wie aus dem nichts stand plötzlich Maximilian Greed vor ihm.

„Na, wer kommt denn da?“, sagte Greed in einem fürsorglichen Tonfall, den Severus gar nicht von ihm kannte.

Der Junge ließ die Hand seines Begleiters los und rannte auf seinen Vater los. Dieser nahm ihn mit einer Umarmung in Empfang.

„Deine Mutter hat dich schon überall gesucht.“

„Sir, er war im Garten.“, meldete sich Severus zu Wort. „Er hat wohl den Anschluss verloren.“

„Sieht ganz danach aus.“, antwortete Greed und musterte ihn mit seinem verbliebenen Auge. „Danke, mein Junge. Schön, dass du ihm geholfen hast.“

Severus fragte sich, ob er ihn wiedererkannte. Wenn ja, dann ließ er es sich zumindest nicht anmerken.

„Gern geschehen.“, verabschiedete sich Severus und ging in den ersten Stock. Er war müde und rauchte seine Zigarette in seinem Zimmer zuende auf, bevor er sich hinlegte.

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Die Räumlichkeiten, die sich Lucius und Nazissia teilten befanden sich in einem abgelegenen Flügel des Herrenhauses. Möglichst weit weg von ihren Eltern, den Bediensteten und allen, die sonst noch neugierig sein könnten.

Nazissia stand im Schlafzimmer und zog sich gerade aus als Lucius aus dem Bad kam. Er nährte sich ihr und umarmte sie von hinten. Seine Hände strichen sanft über ihren dicken Bauch. Mit seinen Lippen strich er zärtlich über ihren Hals und liebkostete sie.

Zissia nahm seine Hände und wandte sich zu ihm um. Sie liebten sich ohne Frage, doch der heutige Tag galt vor allem den Speichelleckern, die es so von ihnen erwarteten.

Sie sahen einander an, Lucius strich ihr die Strähne aus dem Gesicht und küsste sie so wie er es heute am liebsten vor aller Augen getan hätte. Voller feuriger Leidenschaft. Ein langer Kuss, der sie förmlich miteinander verschmelzen ließ, in dem all seine Lust ihr gegenüber steckte, die er sonst in der Öffentlichkeit nicht zeigen durfte. Nicht vor diesen verstockten Idioten.

„Komm, ins Bett.“, sagte Zissia und ging an ihm vorbei. Sie legte sich auf ihre Seite des Bettes. Lucius folgte ihr. Er strich mit seiner Hand sanft über ihre Brust, legte seinen Kopf auf ihren Bauch und schloss die Augen. Lucius konnte das Leben in ihrem Inneren spüren, den kleinen Menschen der darin heranwuchs und hin und wieder nach ihm trat. Es erfüllte ihn mit nie dagewesener Freude dieses kommende Leben in seiner Frau zu fühlen.

Sie strich ihm zärtlich durchs Haar, während er an ihrem Bauch lauschte. Es war für sie beide jedes Mal ein großer Moment der Ruhe und des Glücks und den konnte ihnen niemand nehmen. Nicht einmal ihre verhassten Familien.


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