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Fanfiction

Kinder des Zorns - Die Goldene Stadt

von CyberneticNemesis

Drei Monate später - Prag, CSSR, Frühjahr 1980

Severus Snape stampfte durch den hohen Schnee zur nächsten Straßenbahnhaltestelle, die ihn an diesem Abend in sein Quartier bringen sollte. Es war Februar. Genauer gesagt, der Sechste. Sein Geburtstag. Er hatte nie großartig Geburtstage gefeiert. Schon damals in der Schule nicht. Und erst recht nicht während seiner Ausbildung in der Armee des Commonwealths.

Kurz nachdem er nach London zurück gekehrt war wurde ihm ein Angebot gemacht, welches er einfach nicht ablehnen konnte.

Seine ehrenhafte Entlassung aus der Armee hatte sich in gewissen Kreisen herumgesprochen. Kreise, die an seinen Fähigkeiten interessiert waren und die nur auf seine Entlassung gewartet zu haben schienen. Darunter war ein ganz bestimmter Magier, der ihn schon längere Zeit ins Auge gefasst hatte.

Wladislaw Itaschenkow.

Eine lebende Legende im Bereich der angewandten Alchemie. Verfasser mehrerer Stan-dartwerke und der einzige lebende Mensch, dem je der Titel „Meister der Zaubertränke“ verliehen wurde.

Er interessierte sich für Severus und was noch besser war, er wollte ihn an seiner Unive-sität. Die Universität für Alchemie und Biomagik war so etwas wie das Harvard der magischen Gemeinschaft. Und wer wie er vom dortigen Rektor quasi ein Stipendium nicht nur angeboten, sondern sogar aufgedrängt bekam, der war auf dem besten Weg jemand Gro-ßes zu werden.

Severus dachte zwar nicht in derart elitären Bahnen, doch packte er die Gelegenheit beim Schopf. Das war mehr als er sich je erträumt hätte. Schon in seinem Abschlussjahr in Hogwarts hatte er sich mehrmals in Prag beworben, jedoch ohne Erfolg. Dass man jetzt auf ihn zurück kam war mehr als bloß phantastisch. Es war einfach großartig! Wenn seine Mutter das doch nur miterlebt hätte ...

Severus wohnte in einer Art Studentenwohnheim für Magier mitten in der wunderschönen, mittelalterlichen Altstadt Prags.

Die Straßenbahn kam endlich und Severus flüchtete ins Innere, löste beim Schaffner eine Karte und setzte sich auf einen einsamen Platz am Fenster. Sein Gesicht lehnte er gegen die beschlagene Scheibe. Er hatte den ganzen Tag im Labor verbracht und war jetzt fix und fertig! In seiner Erschöpfung hätte er fast seine Haltestelle verpasst.

Draußen stampfte er zur Tür gegenüber der Haltestelle. Sie gehörte zu einem der Altbauten. Die Tür war mit einer Kette gesichert. Das Schloss hatte schon vor Ewigkeiten den Geist aufgegeben. Er öffnete es und ging durch den anschließenden, dunklen Hinterhof. Dort stand ein völlig zugeschneiter Trabant, der einem seiner Mitbewohner gehörte. Severus bog in den Schuppen dahinter ab. Dort stand sie. Sein liebstes Stück. Eine alte Jawa. Schwarz lackiert und top in Schuss. Ihr fehlte bloß eine Zündkerze. Als er noch in England gewohnt hatte hätte er niemals geglaubt wie schwer es sein könnte eine einzelne Zündkerze zu besorgen. In der sozialistischen Planwirtschaft brauchte es allerdings aller-hand Kontakte und gute Ware als Tauschmöglichkeit, um so etwas scheinbar Simples zu ersetzen.

Anders als viele seiner Altersgenossen war er nie besonders auf Magie fixiert. Er mochte es praktisch. Und es gab Dinge auf der Welt, die konnte man nicht mit Zauberei bewerk-stelligen. Die Beschaffung von Zündkerzen gehörte im übrigen auch dazu.

Er hatte sich an vieles gewöhnen müssen, das ihm fremd war. Daran, dass Straßenbah-nen und Busse liegen blieben. Daran, dass Nahrung knapp war und daran, dass im Sozialismus nur ein geschickter Handwerker überleben konnte. Der Mangel begleitete jeden, der hier lebte, doch man hatte sich darauf eingerichtet. Und so richtete auch Severus sich darauf ein. Das Motorrad hatte er über mehrere Verbindungen erstehen können. Ohne Verbindungen lief im Sozialismus nichts. Das wusste er jetzt.

Er holte ein Schächtelschen aus seinem Rucksack hervor und öffnete es. Darin lag in braunes Papier verpackt das begehrte Ersatzteil. Severus schraubte die Zündkerze ein, verkabelte alles wieder entsprechend, steckte den Zündschlüssel ins Schloss und betätigte den Kickstarter. Einmal. Zweimal. Dreimal. Der Motor sprang an und auf Severus’ Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Freudestrahlend schaltete er die Zündung wieder aus und ging wieder hinaus, über den Hof zur Haustür. Er schloss sie auf und stampfte fünf Stockwerke nach oben. Dort erwartete ihn eine weiß gestrichene Doppeltür, die den typischen Studentenlärm aus dem Inneren nur unzureichend dämpfte.

Severus trat ein. Hinein ins Chaos. Anders konnte man diese Bude wirklich nicht bezeichnen. Hier lebten offiziell fünf Studenten. Inoffiziell waren es mindestens drei Mal so viele da weibliche, aber auch männliche Anhänge ein und aus gingen. Bücher, Geschirr, alte Pizzakartons und benutzte Kaffeetassen stapelten sich bis unter die Decke. Obendrauf so einige Topfplanzen, die garantiert nicht legal waren.

Zugegeben, manchmal fühlte er sich schon wie in einem Hanfgewächshaus. Im Sommer stand das „Gras“ auf den äußeren Fensterbretter - sie hatten wirklich Glück, dass die mei-sten Streifenpolizisten nicht nach oben blickten! -, doch im Winter konnte man den Stoff ja nicht erfrieren lassen.

Mit viel Mühe hatte sich Severus in seinem Zimmer eine grasfreie Zone erkämpft. Es war so schon schlimm genug, dass sich überall der knoblauchähnliche Hanfgeruch ausbreitete. Zwar hatte er auch schon mal den einen oder anderen Stängel probiert, aber einige seiner Komolitonen trieben es doch ziemlich bunt mit ihrem Grasanbau auf studentischer WG-Basis.

Irgendwann würden sie deshalb noch im Knast landen, falls die Bullen die Lunte rochen. Sprichwörtlich.

Sein Zimmer war klein, unaufgeräumt, chaotisch. Ein Bett gab es nur indirekt. Eine bezogene Matratze auf dem Boden. Ein kleiner Schreibtisch. Wild verstreute Klamotten, Bücher und Aufzeichnungen. Dazwischen leere Staropramenflaschen. Gegen gutes Bier hatte Severus schließlich noch nie was.

Er warf seinen Rucksack in eine Ecke und zog seine mittlerweile abgetragene Infanteriejacke aus. Severus hatte sie noch immer. Die grüne Fleckentarnjacke war bei diesem Wetter unschlagbar. Einzig die Abzeichen hatte er abgetrennt. Nicht, dass ihn das leid getan hätte.

Darunter trug er einen schwarzen Wollpullover mit V-Ausschnitt, ein weißes Hemd und Jeans. Von seinen Militärklamotten hatte er von der Jacke abgesehen nur noch die Stiefel mitgehen lassen. Nach seiner Entlassung wurde er nie zur Rückgabe aufgefordert und so dachte er gar nicht daran einige der wirklich hochwertigen Feldklamotten zurückzugeben. Die Stiefel insbesondere, die für dieses harte Wetter ja überhaupt erst erfunden wurden.

Den kurzen, militärischen Haarschnitt seiner Dienstzeit hatte er inzwischen durch eine etwas längere Version ausgetauscht. Mit anderen Worten; er ließ die Zotteln einfach wild wuchern.

Davon abgesehen war er hager und groß wie immer. Von der großen Narbe an seinem Knie mal ganz abgesehen.

Severus zog die Hose aus und holte eine Dose aus dem Schreibtischkasten. Darin befand sich eine Salbe, die er selbst zusammengemischt hatte. Verschiedenste Kräter, plus ein paar magische Zugaben. Heraus kam eine außergewöhnlich gute Schmerzsalbe. Vielleicht sollte er das Zeug ja patentieren lassen?

Er rieb sich damit sein kaputtes Knie ein. Bei diesem Wetter schmerzte es immer ganz besonders.

Es klopfte an der Tür.

„Ja?“, rief Severus über den von außen kommenden WG-Lärm hinweg.

Ein Mädchen, etwa in seinem Alter trat ein. Sie war kleiner als er. Hatte schöne Rundungen, die sie jedoch gern unter viel zu weiter Kleidung versteckte. Heute trug sie einen gestreiften Pullover, der ihr mindestens zwei Nummern zu groß war. Hinzu kam eine rote Trainingshose und Flipflops an ihren nackten Füßen. Ihr Gesicht war schmal und ihr Aus-druck stets etwas melancholisch. Das lange, schwarze Haar, dass sie zu einem Zopf gebunden und den sie immer nach vorn über ihre Brust trug unterstrich diesen Eindruck noch. Sie hielt eine dampfende Tasse Kaffee in der Hand.

„Hi ...“, begann sie schüchtern. „Willst du einen?“

Ihr Name war Petra Wjazovic. Sie war im gleichen Semester wie er. Und seit einiger Zeit versuchte sie ihm näher zu kommen. Ihre Versuche waren sehr zögerlich. So wie der jetzige.

„Danke.“ er nahm die Tasse entgegen. „Willst du dich setzen?“

Er bot ihr den Platz auf der Matratze neben sich an. Sie setzte sich zu ihm, jedoch nicht zu nah. Offenbar war es ihr doch etwas unangenehm. Sie schlang ihre Arme um ihre ange-winkelten Beine und blickte ihn an.

So wie er das sah war das eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Ihn anzusehen, aber nichts zu sagen.

„Herzlichen Glückwunsch.“, sagte sie leise. „Leider wusste ich nicht, was ich dir schenken könnte ...“

„Macht nichts.“, antwortete Severus und hob die Kaffeetasse in ihre Richtung. „Normalerweise vergesse ich meinen Geburtstag immer.“

Zumindest meistens.

„Wieso das?“, fragte sie interessiert.

„Sie interessieren mich einfach nicht. Ich werde jedes Jahr älter. Ich habe noch nie verstanden warum andere so einen Wind darum machen.“

„Also bist du nicht böse?“

Severus zuckte mit den Schultern. Weniger wegen ihrer Frage, sondern weil ihre Annährungsversuche zwar etwas niedliches hatten ihn aber kaum berührten.

„Wie gesagt, es ist mir egal.“

„Hmm.“ Es folgte eine Pause. „Sag mal, hattest du schon bei Professor Itaschenkow?“

Sie wollte also unbedingt mit ihm reden. Na schön.

„Ja, er gibt die Alchemieseminare und leitet das Versuchslabor.“

„Und?“, fargte sie neugierig.

„Er ist nicht so schlimm wie sein Ruf.“, gab Severus zu bedenken

In der Tat war seine erste Vorlesung bei ihm von Ehrfurcht erfüllt. Ein ganzer Saal voll blutjunger Studenten, die diese ganzen Geschichten über den großen Alchemisten kannten. Die Guten wie die Schlechten.

Der Saal hielt den Atem an und war beinahe etwas enttäuscht als sich die lebende Legende als kleiner, untersetzter Mann reiferen Alters herausstellte, der dem altertümlichen Kleidungsstil seiner westeuropäischen Zeitgenossen nichts abgewinnen konnte. Er trug keine Robe, sondern ein ausgewaschenes, braunes Jackett, dazu eine karierte Fliege, Hemd, darüber eine Stoffweste an deren Brusttasche das Goldkettschen seiner Taschenuhr befestigt war. Auf seiner knubbeligen Nase trug er eine Hornbrille. In seinem Mund steckte immer seine Pfeife. Und ein altmodischer Schlapphut saß auf seinem Kopf und verdeckte die spärlichen, grauen Haare.

Der Meister der Zaubertränke. Der gefürchtete Schwarzmagier. Ein stinknormaler Dozent älteren Semesters wie er im Buche stand? Das sorgte dann doch für eine gewisse Entgei-sterung. Der Mythos Itaschenkow hatte sie alle kalt erwischt und der alte Alchemist ließ keine Gelegenheit aus seinen Studenten das unter die Nase zu reiben. Tatsächlich liebte er es sich über seinen Ruf lustig zu machen - und demontierte sich immer wieder mit größtem Vergnügen selbst!

Was Itaschenkow an offensichtlich legendären Aussehen fehlte machte er durch seine donnernde, charismatische Stimme wieder wett. Und annährend begannen sie zu begreifen wie all die Geschichten über ihn entstanden sind. Itaschenkow beeindruckte nicht durch sein Äußeres oder eine außergewöhnliche Freude am quälen kleiner Tiere - wie es ihm natürlich alle Verfechter des weißen Stranges der Magie nachsagten -, nein, Itaschenkow schaffte es wie kaum ein anderer vor ihm seine Zuhörer zu begeistern, sein Feuer weiterzugeben, ihnen eine Inspiration zu sein.

Das alles erzählte er Petra jedoch nicht. Sie sollte es ruhig selbst herausfinden.

„Wenn es dir nichts ausmacht geh ich jetzt ins Bett.“, sagte Severus. „Ich bin hundemüde.“

„Okay.“, meinte sie kurz angebunden, erhob sich und ging unsicher aus dem Zimmer.

Als sie weg war machte Severus seine Drohung wahr und schmiss sich aufs Ohr - und vergas dabei völlig, dass er sich noch gar nicht ausgezogen hatte.


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Wie jeden Tag weckte Severus an diesem Morgen das Grauen. Er schreckte aus dem Schlaf. Immer noch Verfolgt von den Geschenissen an der russischen Front. Adrenalin schoss durch seinen Körper. Todesangst ergriff von ihm Besitz bis sein Gehirn realisierte, dass er nicht mehr blutend und schreiend am Boden lag, sondern in seinem Bett. Es dauerte nochmals einige Minuten bis er sich wieder gefangen hatte, sein Herz sich beruhigte und sein Verstand die Bilder aus seinem Kopf verdrängte.

Er zog sich an. Jeans. Hemd. Pullover. Wie immer. Anschließend huschte er ins Bad, um ja der erste zu sein, denn die anderen brauchten immer ewig.

Danach ging er in die Küche. Kaffee. Müsli. Das wars. Nach und nach trudelte seine Mitbewohner ein.

Jens Gernot. Ein großer, sportlicher Kerl aus Karl-Marx-Stadt, der jeden Morgen in Anzug und Krawatte hier saß. Ein hoffnungsloser Theoretiker. Er studierte in Prag an einer ma-giergeführten Schule Ökonomie. Teil eines Studentenaustauschs zwischen CSSR und DDR.

Er konnte einem alles über Galleonen, Kobolde und BWL erzählen, aber wehe man gab ihn einen Zauberstab. Er war zwar - trotz seines Unvermögens - noch kein Squib, aber wirklich als Magier ging er auch nicht mehr durch.

Der nächste im Bunde war Wassili Kamov. Er stammte aus Karvoly Vary. Er war das, was man im Westen einen Wollpulliöko nannte. Die Kommunisten behaupteten zwar immer, dass es keine Hippies, Punks, Gruftis, Ökos oder - Gott bewahre! - Nazis im real existierenden Sozialismus gab, aber was die Partei behauptete und was der Realität entsprach waren zwei paar Schuhe.

Wassili hatte langes, braunes Haar, dass ihm bis zu den Ellenbogen reichte. Er trug einen - absolut hässlichen! - selbstgestrickten, braunen Pullover. Dazu abgetragene Jeans und Sneakers. (Bei dem Wetter!)

Wassili studierte Kräuterkunde für die Anwendung in der Medizin. Auf jeden Fall war er sein bester Kunde. Die Hanfpflanzen in der Wohnung waren allesamt auf seinem Mist gewachsen. Er behauptete immer das Gras sei Teil eines Projektes zur Erforschung der medizinischen Anwendungsmöglichkeiten von Hanf. In Wirklichkeit vertickte er das Zeug in heren Mengen am Campus.

Student Numero Drei hieß Joey McAllister aus Edinburgh. Er studierte Biomagik. Im Grunde Biologie, auf die magischen Arten spezifiziert. Er war klein und untersetzt und galt als Müllschlucker der Bude. In der Tat gab es nichts, was der Kerl nicht vertilgte. Fast so wie ein Realität gewordener Obelix - mit dem Unterschied, dass er als Kind wohl nicht in den Zaubertrank gefallen war. Oder etwa doch? Bei diesem Magenvolumen?

Der letzte Zugehörige - von Petra abgesehen - hörte auf den Namen Jéan-Pierré Casper. Ein Belgier. Wehe dem, der ihn Franzose nannte! Ein Langhaariger, aber anders als Wassili kein Wollpulliöko, sondern ein Freund des Schwermetalls. Stets in schwarz gekleidet - in der Beziehung machte er sogar Severus arge Konkurrenz -, bevorzugte Lederklamotten, Motorräder, laute Musik und martialisches Auftreten. Auch wenn man es ihm nicht ansah, war er doch ein recht einfühlsamer Typ. Auch wenn er als Soziologiestudent gewiss irritierte.

Über ihn war Severus recht günstig an die Jawa gekommen. Jéan hatte da gute Verbindungen. Vielleicht hätte er ja Mechaniker werden sollen? Aber als Magier machte man sich so innerhalb des Commonwealths keine Freunde. Erst recht nicht, wenn man aus einer Aristokratenfamilie kam. Je mehr ihn seine Familie jedoch zur Ordnung rief desto extremer wurde sein Aussehen und sein Verhalten. Gewiss hatte er die Soziologie nicht ohne Hintergedanken gewählt.

So saßen sie an diesem Morgen in ihrer Fünferrunde beim Frühstück. Quatschten über dieses und jenes. Rauchten noch was.

Severus nahm einen Zug von Wassili. Zur Entspannung und Beruhigung. Seine Kriegs-verletzung betraf nicht nur sein Knie. Er bekam seit einigen Wochen immer wieder Zitterattacken, doch er brauchte im Unterricht ruhige Hände.

Er stand wie immer als Erster auf. Räumte sein Geschirr weg. Zog Stiefel und Jacke an, schulterte seinen Rucksack und zog sich seine schwarze Sturmhaube über bevor er Motorradbrille und Helm aufsetzte. So ging er hinaus zum Schuppen und rollte die Jawa her-aus, steckte den Schlüssel in die Zündung, betätigte den Kickstarter und fuhr los.

Das Motorrad lief wie geschmiert. Und so schlängelte er sich durch den prager Stadtverkehr in dem hauptsächlich natürlich Ostmarken wie Skoda, Lada, Wolga, Dacia, Ikarus oder Trabant vertreten waren.

Die historische Altstadt Prags war eine der wenigen erhaltenen, mittelalterlichen Stadtteile Europas, die den Zweiten Weltkrieg halbwegs unbeschadet überlebten. Die Stadt ver-sprühte den Hauch lebendiger Geschichte. Anders als in London, wo die wenigen, historischen Bauten, die es gab alle irgendwie zu Regierungsgebäuden wurden, war das Gefühl sich in einer alten stadt zu befinden in Prag echter, weil das altehrwürdige nicht reiner Touristengag war, sondern real in der Stadt existierte. In London fühlte sich das oft wie in einem Erlebnismuseum an. Prag hingegen atmete seine wechselhafte Geschichte. Jeder Ziegel dieser Stadt stand in irgendeiner Verbindung mit den Ereignissen. Und die Menschen lebten in den alten Häusern als sei es das natürlichste auf der Welt. Die Briten hät-ten sicherlich schon längst die halbe Stadt in ein Schildermeer und steriles Museum verwandelt. Nein, Prag war eine alte Lady und je älter sie wurde desto mehr kam ihre Schön-heit zu Tage.

Die Universität für Alchemie und Biomagik konnte da nicht so ganz mit dem feudalen Glamour mithalten. Sie lag am Rande der Goldenen Stadt - wie der historische Teil der Stadt wegen seiner vergoldeten Dächer auch genannt wurde - in einem historischen Industriebau aus der Jahrhundertwende. Es handelte sich dabei um ein ehemaliges Maschinenwerk in dem während des Weltkrieges jüdische Zwangsarbeiter für Krupp Stahl Waffen und Panzer zusammenschraubten. Offiziell war es heute eine Außenstelle der Botschaft der CSSR. Itaschenkow hatte es der Regierung jedoch für einen Spottpreis abgekauft und die Universität eingerichtet. Bevor es die Uni gab mussten Studenten immer bis nach St. Petersburg reisen und in der dortigen Fakultät und miesen Lernbbedingungen und der steten Gefahr einer KGB-Razzia arbeiten. Die CSSR war wesentlich liberaler im Umgang mit Magiern gestimmt als der große Bruder Sowjetunion. Zwar gab es auch hier ab und an Razzien, doch Itaschenkow hatte es irgendwie geschafft seine Studenten, Professoren und natürlich die Universität selbst offiziell anerkennen zu lassen. Er bekam sogar Gelder aus dem offiziellen Haushalt, die natürlich als Botschaftsgelder ausgeschrieben waren.
So war die Universität relativ sicher vor den sonst im Ostblock üblichen Repressionen.

Severus stellte das Motorrad vor dem Gebäude ab, stiefelte die Treppe hinaus und verschwand durch die blau gestrichene, massive Eisentür. Der Eingangsbereich der Uni war gefließt, rote Ziegel an den Wänden, Metallverstrebungen unter der Decke, große, ge-mauerte Säulen, das Dach aus Kupfer und quadratische Fenster aus Milchglaswürfeln, Metalltreppen, Eisentüren.

Das kalte Flair einer Maschinenfabrik besaß das Gebäude noch immer.

Anders als damals in Hogwarts gab es keine Schuluniformen. Wohl auch damit die Tarnung nicht aufflog.

Itaschenkow warb Studenten aus aller Herren Länder an. Entsprechend bunt war die Uni bevölkert.

Severus warf einen Blick an den Stundenplan, der hier aushing und machte sich dann auf den Weg zu seiner Vorlesung. Biochemie. Weit weniger interessant wie richtige Alchemie, dennoch ein wichtiges Grundlagenfach bei dem er immer mit dem Schlaf zu kämpfen hatte. Auch weil der Dozent eine echte Schnarchnase war von dem selbst ein Professor Binns noch hätte lernen können.

So quälte sich Severus zwei Stunden lang durch träge Formelreihen und schläfrigen, diffusen Nebel in seinem Bewusstsein, dem er nur widerstand indem er sich mit dem Kugel-schreiber auf seiner Bank verewigte.

Er liebte die Alchemie, aber er hasste klassische Chemie. Das Fach war ihm schon immer zu theoretisch, zu trocken, zu langweilig gewesen.

Danach hatte er gewöhnliche Biologie. Ebenfalls Grundlagenfach. Erträglich, wenn auch nichts wo er in Begeisterungsstürme ausgebrochen wäre.

Anschließend gab es Mittagessen in der Kantine. Die war seit Auflösung des ursprünglichen Betriebs kaum verändert worden. Sogar eine alte Stechuhr gab es hier noch.

Severus holte sich an der Essensaugabe das heutige Mahl ab: Gulasch mit böhmischen Knödeln. Ungewohnt, aber gewiss nicht zu verachten.

Anschließend ging es endlich in die Vorlesung von Itaschenkow. Severus musste gestehen, dass er - und viele andere Studenten - ihn schon fast einwenig religiös verehrten. Der Professor war eine starke Persönlichkeit. Das spürte jeder, sobald er den Raum betrat.

Wladislaw Itaschenko war jemand, der einen ganzen Saal durch einen einzigen Blick zum Schweigen bringen konnte. Er besaß eine Präsens wie sie bei Lehrern kaum zu finden war - selbst unter Politikern war diese Eigenschaft eher selten.

Und so betrat der Alchemist den Hörsaal. Ging ohne ein Begrüßungsritual zu seinem Pult an der Front und holte seine Unterrichtsutensilien mit der Gemütlichkeit des Alters aus seiner schwarzen Ledertasche, die er immer bei sich trug.

Und wie immer klopfte er mit seinem Kreideschächtelschen aus Blech mehrmals auf den Tisch. Das Zeichen, dass er beginnen wollte. Sofort war es mucksmäuschenstill. Er hatte seine Studenten im Griff. Auf eine faszinierend-subtile Art.

„Nun, meine Damen und Herren, ich hoffe sie haben Inzwischen den entsprechenden Abschnitt über Transmagische Theorie von Bollmann und Havék verinnerlicht. Wenn nicht, sollten Sie unbedingt über ihre Prioritäten nachdenken.“

Einige Studenten lachten. Itaschenkow verzog allerdings keine Miene. Er meinte das ab-solut ernst.

„Hat jemand noch irgendwelche Fragen dazu?“

Einige Studenten in den vorderen Reihen meldeten sich. Severus selbst fand Transmagie zwar durchaus interessant, aber ihr praktischer Nutzen offenbarte sich ihm noch nicht so ganz, daher hob er zögerlich ebenfalls die Hand.

„Ich sehe schon, das Thema bereitet einmal mehr Kopfzerbrechen. Ihre Fragen?“, sagte Itaschenkow und nickte in Richtung Severus. Ein Zeichen dafür, dass er ihm das Wort erteilte.

„Nun, korrigieren Sie mich bitte, wenn ich falsch liege, Professor, aber Bollmann und Havék sprechen im Grundlegenden doch davon, dass Magie an sich keine höhere Gabe ist, sondern ein universaler Wert für sich und selbst ein unbegabter Mensch - ein Squib oder sogar Muggel - theoretisch in der Lage ist auf die Ebene der Magie zu gelangen, da Magie der Transmagie zufolge alles im Universum zusammenhält. Ja, sie sei eine Macht für die manche Empfänglicher sind als andere, die jedoch überall schlummert und von jedem Lebewesen seien es Menschen oder Tiere bis zu einem gewissen Grad beeinflussbar ist. Meine Frage ist daher, inwieweit das unsere Arbeit - das heißt, in meinem Fall, Alchemiker - davon beeinflusst wird? Wir alle, wie wir hier sitzen, machen uns die Magie auf die eine oder andere Art zu nutze, doch gerade in den alchemischen Kursen wird oft davon gesprochen, dass es sich um simple Naturgesetze handelt. Laut Bollmann und Havék ist Magie jedoch kein Naturgesetz, sondern eine eigenständige Macht, die uns beeinflusst. Ich muss zugeben, ich bin etwas verwirrt, denn es gibt viele Sachbücher, die Magie als Naturgesetz beschreiben und gerne mit Elektrizität vergleichen, während Bollmann und Havék relativ esoterisch damit umgehen. Mir erschließt sich daher die Relevanz des Ganzen nicht so recht.“

„Ein guter Gedankengang. Was macht Transmagie für uns relevant? Über diese Frage haben sich nicht nur Bollmann und Havék den Kopf zerbrochen, sondern neben den Na-turwissenschaftlern auch Philosophen, Esotheriker, Mystiker und sogar Theologen.
Nun, es gibt Studien, die belegen, dass die Fähigkeit Magie auszuüben durchaus mit der inneren, beziehungsweise gesellschaftlichen Einstellung dazu zusammenhängt. Mit anderen Worten, in Kulturkreisen in denen Magie, Mystizismus, Religion oder Geisteranbetung noch eine große Rolle spielen findet man wesentlich mehr magieempfängliche Menschen als etwa in den wissenschaftlichen, industrialisierten Kulturkreisen. Mit anderen Worten, der Fortschrittsglauben ab dem 19. Jahrhundert in der Alten Welt hat im Grunde auch dazu geführt, dass weniger Menschen ihre innere Magie wahrnehmen können. Anders als die slytheranischen Lehren ab dem 15. Jahrhundert klammert die Transmagie den Faktor der Erblichkeit von magischen Fähigkeiten fast völlig aus. Und das wiederrum eröffnet uns völlig neue Gedankenansätze und praktische Möglichkeiten.“

„Aber Professor ...“ Einer der Studenten aus den forderen Reihen quatschte dazwischen. „... es gibt zahlreiche Belege für die Vererbbarkeit von Magie.“

„Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast, wie Churchill so schön sagte.“, antwortete Itaschenkow mit einer gewissen Ironie in der Stimme. „Ich weiß, wie die mei-sten von Ihnen hier erzogen wurden, doch der Commonwealth ist nicht das Maß aller Din-ge, auch wenn er halb Europa für sich eingenommen hat. Die wissenschaftlichen wie poli-tischen Ideen Thomas Riddles basieren auf dem Kompendium Humanum von Salazar Slytherin, dass er um 1378 verfasste. Slytherin war einer der ersten, die sich mit der Erblichkeit von Magie befassten und beschrieb vor allem seine Beobachtungen in den Adelskreisen der damaligen Zeit. Das ist mittlerweile aber auch schon wieder über 600 Jahre her. Seitdem hat sich viel in der theoretischen Auffassung von Magie getan. Mittlerweile wurden große Teile von Slytherins Theorie eindeutig widerlegt. Wir leben nicht mehr im Mittelalter und haben für uns die großartige Freiheit das Thema mit völlig anderen Methoden bewerten zu können. Falls Ihnen also etwas daran liegt diesen Kurs weiterhin zu besuchen sollten Sie sich darüber im klaren werden, dass unsere Wissenschaftlichkeit nichts mit den Ideen eines populistischen Politikers zutun haben, der sich nur zu gern auf alter-tümliche, rassenorientierte Romantik stürzt!“

Das war ein deutlicher Warnschuss. Zwar munkelte man immer, dass Itaschenkow einen rein wissenschaftlichen Groll auf das Regime hegte, doch derart klare Aussagen waren von ihm noch nie gekommen. Der Professor war ein Gegner des Slytherinkults wie er in England um sich griff. Und die Tatsache, dass er Violdemort mit seinem bürgerlichen Namen nannte war Beweis genug wie groß sein Unmut darüber in Wirklichkeit war. Niemand nannte Voldemorts richtigen Namen öffentlich solange er nicht zu seinen engsten Vertrauten oder größten Gegnern gehörte.

Itaschenkow gab sich selten politisch. Er meinte immer Politik sei Gift für die Wissenschaft. Doch ab und an konnte nicht einmal er mit seiner Meinung darüber hinterm Berg halten.

Denn wenn der größte, noch lebende Alchimist eines nicht ausstehen konnte, dann war es Unsachlichkeit. Und Voldemort - oder Thomas Riddle - hielt er ganz offensichtlich für eine der unsachlichsten Persönlichkeiten überhaupt. Sein Groll war daher nur natürlich.

„Nun, ich denke, das ist alles, was ich dazu zu sagen habe. Die Problematik der ideologischen Auseinandersetzungen zu diesem Thema soll hier heute keine Rolle spielen. Dar-über wurde in der Vergangenheit schon zu viel publiziert und mir liegt nichts daran auf Basis einseitiger Populärwissenschaft zu argumentieren.

Dass die Transmagie die Erblichkeit ausklammert ist daher nur konsequent, denn die Magie ist ein Naturgesetz und zugleich ein Lebewesen, wenn sie so wollen. Anders als die Gesetzlichkeiten der Physik oder Mathematik lässt sie sich jedoch nur schwer berechnen, da sie durch die Vielzahl der Individuen, die sie teilen beeinflusst wird. Mit anderen Worten also; jeder der sechs Milliarden Menschen auf unseren Planeten verändert durch sein Handeln die Struktur der Magie.“

„Entschuldigen Sie, aber wie ist so etwas möglich?“, fragte ein Mädchen unweit von Se-verus.

„Nun, der Ansatz der Transmagie ist ja nicht umsonst die Magie als großes Ganzes zu sehen anstatt als Individualfähigkeit einer einzelnen Person. Wenn jeder Mensch im Grunde empfänglich für Magie ist und sie theoretisch beeinflussen kann, dann heißt das konsequent weitergedacht, dass jedes Lebewesen, was mit ihr in Berührung kommt auch eine Art Fingerabdruck in ihr hinterlässt. Das verändert ihr Wesen, ihre Handhabbarkeit.

Die hier in Mitteleuropa verbreitete Art Magie durch Zauberstäbe zu fokusieren entspricht dieser Handhabbarkeitstheorie, ebenso wie andere etablierte Fokusierungsverfahren wie das Salkor-Handzeichenalphabet, die Furtharkrunen und -riten oder die südamerikani-schen Voodoo-Formen.

Die Zauberstabkunde überlässt die Fokusierung und Veränderung dem Zauberstabkern, weshalb gerade diese Form im Grunde die unkontrollierteste ist. Es ist bekannt, dass Zauberstäbe ihr Wesen ändern können, je nachdem welche Magie durch ihn fließt. Diese Form etablierte sich vor allem bei Anwendern Dunkler Magie, da gerade die schwarzen Formen nachweisbar die genetische Struktur verändern kann. Sicherlich kennen Sie alle die Bespiele deformierter Körper von berühmten Schwarzmagiern. Neben den willentlichen, körperlichen Veränderungen spielt dabei auch die Mutation durch Magieanwendung eine Rolle. Warum und weshalb es zu diesen genetischen Mutationen kommt ist leider immer noch nicht ausreichend erforscht.

Fakt ist nur, dass durch das benutzen von Fokkusierungsmitteln wie Furtharkrunen oder Zauberstäben ein Teil der mutierend wirkenden Magie auf das Fukosierungsmittel abgeleitet wird. Das Verändern der Zauberstabstruktur und des Stabwesens nennen die Zau-berstabmacher den Horcruxeffekt. Da ähnlich wie bei dem gleichnamigen Ritual der Verstand des Stabes zersplittert und aufgelöst wird. Man könnte auch sagen es wirkt wie Alzheimer oder Kreuzfeldjakob im menschlichen Gehirn. Es ist innerer Zerfall, der je nach Stadium den Zauberstab schwieriger zu handhaben oder gar völlig unbenutzbar macht.“

Severus hob die Hand.

„Ja, bitte.“

„Also ist es möglich, dass Magie an Krankheiten leidet?“, fragte Severus.

„Wenn Sie es so vereinfacht ausdrücken wollen; ja.“, antwortete Itaschenkow. „Je mehr man sich darauf einlässt die Magie als gewaltiges Lebewesen zu sehen in deren Vernetzung wir nur winzig kleine Zellen sind, desto deutlicher wird, dass deren Ausübung reale Konsequenzen hat, die wir noch nicht abschätzen können.“

„Das bedeutet also, dass wir durch die Magieausübung theoretisch die Magie schädigen können und sie so womöglich zertören?“, konstatierte Severus.

„Genau. Die Transmagie geht anders als viele andere Theorien vor ihr nicht davon aus, dass Magie ähnlich wie kinetische Energie oder Elektrizität nahezu unendlich vorhanden ist und wir sie uns daher einfach leihen können, wann wir wollen.

Vielmehr sieht es gerade Havék so, dass wir die Magie durch unseren unverantwortlichen Gebrauch verschwenden und zusammen mit ihr langsam absterben, insofern wir nicht endlich lernen sie klug zu nutzen.

Sicher, die Magie ist noch lange nicht entschlüsselt. Wir stehen sozusagen noch am Anfang, da die Magiewissenschaften sich Jahrhunderte lang auf die Ausbeutung dieser Macht konzentrierten. Die wirklichen Zusammenhänge zwischen Magie und den natürlichen Kräften unseres Planeten werden jedoch erst seit ein paar Jahrzehnten in den Mittelpunkt gestellt. Und so manche reaktionäre Ideologie, die dieser Tage populär ist macht es nicht einfacher die genauen Zusammenhänge wissenschaftlich zu ergründen.“ Itaschenkow richtete bei diesen letzten Worten seinen Blick auf die Jungs in den ersten Reihen.

Es klingelte.

Fast alle Schüler sprangen sofort auf und machten sich auf den Weg zu ihrer nächsten Vorlesung. Severus hingegen blieb etwas länger sitzen.

„Sie, kommen Sie bitte in mein Büro.“ Itaschenkow richtete seinen Blick auf ihn. Er nannte ihn nicht beim Namen, was er seinem Mentor jedoch nicht übel nahm. Der Professor war neben all den großartigen Errungenschaften im Namen der Wissenschaft vor allem auch für sein quasi nicht vorhandenes Namensgedächtnis bekannt.

Severus packte seine Sachen und stiefelte Itaschenkow durch den Hörsaal hinterher.

Das Büro des Professors lag ganz in der Nähe, hinter einer alten Tür mit kaputtem Schloss, so dass sie ständig wieder aufging, selbst wenn man sie fest in den Rahmen drückte.

Dahinter lag ein unaufgeräumtes, kleines Büro, dessen billige Metallschränke vor Foliaten, Akten und Zettelwirtschaft überquollen. Auf dem Schreibtisch des Rektors sah es auch nicht besser aus.

„Setzen Sie sich doch.“ Itaschenkow bot Severus den Drehstuhl vor seinem Schreibtisch an. Er selbst fläzte sich in seinen ausgegessenen, braungelb karierten Sessel und stopfte seine Pfeife.

„Shade, richtig?“, fragte der Professor.

„Snape, Sir. Severus Snape.“, korrigierte Severus.

„Argh, ich wusste doch, es war was in diese Richtung.“ Ohne Hast zündete er sich seine Pfeife an und paffte ein paar Züge.

„Sie gefallen mir, junger Mann. Sie bringen sich gut ein. Ganz anders als diese neureichen, britischen Reinblutschnösel, die in ihrer Idiotie denken ich erzähle ihnen etwas über die Reinheit des Blutes.“

Severus schwieg, auch wenn ihn Itaschenkows Formulierung ein inneres Lächeln bescherte.

„Ihre Frage war gut.“

„Sir, wenn Sie erlauben, warum sitze ich hier? Bestimmt nicht wegen meiner Mitarbeit.“

„Stimmt. Sie sitzen hier, weil mein Laborassistent viel von Ihnen hält. Rowan. Sie haben in Kursen ja schon mit ihm gearbeitet.“

„Ja, natürlich, ich kenne ihn.“, antwortete Severus.

„Nun, es ist selten, dass sich ein Student nach so kurzer Zeit so gut in ein Labor einfügt. Die meisten brauchen mindestens ein halbes Jahr, um sich an die Studienbedingungen sowie Land und Leute zu gewöhnen.“, erklärte Itaschenkow. „Sie haben eindeutig Potential. Von daher wäre es mir ein Anliegen Sie persönlich zu unterrichten.“

Severus’ Herz war kurz vor einem Infarkt!

Was sagte er da? Das war unglaublich ... unmöglich ...!

„Was halten Sie davon?“, fragte der Professor.

Severus bekam zunächst kein Wort heraus und rang um Fassung.

„Das ist ... Ich meine, es wäre mir eine Ehre.“

Itaschenkow verzog sein Gesicht zu einem sanften Lächeln.

„Kein Grund eingeschüchtert zu sein. Mein Ruf basiert hauptsächlich auf Märchen, die ich mir noch nicht einmal selbst ausgedacht habe.“

Er erhob sich und klopfte Severus aufmunternd auf die Schulter.

„Ich erwarte Sie morgen Früh auf dem Parkplatz vor der Universität.“

„Arbeiten wir denn nicht hier?“, fragte Severus.

„Nein, das Universitätslabor genügt nur dem Zweck, jedoch nicht meinen Maßstäben. Von daher, lassen Sie sich einfach überraschen.“, antwortete Itaschenkow und zwinkerte ihm mehrdeutig zu.

„Wie Sie meinen.“ Severus erhob sich.

Sie gaben sich zum Abschied die Hand und Severus verschwand mit weischen Knien aus dem Büro.

Eines war sicher, morgen würde ein interessanter Tag werden.


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In seiner inneren Nervosität machte Severus Snape in dieser Nacht kaum ein Auge zu. Der Cocktail aus Spannung, freudiger Erwartung, aber auch ein wenig Furcht gegenüber dem Zaubertrankmeister raubten ihm buchstäblich den Schlaf.

Entsprechend unausgeschlafen stieg Severus an diesem Morgen von seinem Motorrad und begab sich zum Unigelände.

Alle zwei Tage wechselten sich theoretische Seminare und praktische Laborarbeit ab. Rowan hatte er bereits gestern bescheid gegeben, dass er heute nicht im Universitätslabor erscheinen würde.

Als Severus beim Eingang ankam wartete Professor Itaschenkow bereits auf ihn.

Er trug einen langen, schwarzen Wollmantel, dazu ein grauer Schal und auf dem Kopf sein alter Hut. Er paffte schon wieder an seiner Pfeife und trug in der freien Hand einen ver-zierten Gehstock, dessen Griff dem Kopf eines Bären glich.

„Guten Morgen, Professor.“, sagte Severus.

„Ah, Snake.“, begrüßte ihn sein Lehrer herzlich.

„Snape, Sir.“

„Verdammt, irgendwann merke ich mir das.“, grollte Itaschenkow über sein Namensgedächtnis.

„Wo geht es hin?“, fragte Severus.

„Wir laufen ein Stück.“, antwortete sein Gegenüber lakonisch.

Sie überquierten die Straße und gingen einige Zeit den Fußweg entlang.

„Wie ich sehe sind Sie motorisiert unterwegs.“

„Ja.“, antwortete Severus etwas unsicher.

„Darf ich fragen, was sie fahren?“

„Eine Jawa.“, sagte Severus.

„Oh ja, so eine hatte ich auch mal. Damals als Rotarmist.“

„Sie waren in der Sowjetarmee?“, fragte Severus.

„Wer war das während des Krieges nicht? Ich habe gelesen, dass Sie an der Front gekämpft haben. In was für einer Einheit waren Sie?“

„Infanterie. Ich selber wurde später zu den Aufklärern berufen. Daher das Motorrad.“

„Wollte die Armee es nicht zurück?“, fragte der Professor.

„Sie waren so mit dem Rückzug beschäftigt, dass es Ihnen wohl egal war. Ein Freund von mir hat es mir gegeben nachdem ich aus dem Feldlazerett entlassen wurde.“

„Sie wurden angeschossen?“

„Ja, deshalb humple ich. Eine Kugel direkt durch die Kniescheibe. Dabei hatte ich noch Glück.“, erklärte Severus.

„Ja, ich habe davon gelesen, dass der Commonwealth viel Boden verloren hat. Es tut mir leid um Ihre Kameraden.“

Severus hielt inne. Meinte Itaschenkow das ernst oder war das nur eine dieser typischen Beileidsbekundungen, die man als Kriegsüberlebenderversehrter ständig zu hören bekam?

„Einige haben es verdient.“, sagte Severus schließlich.

„Meinen Sie?“, fragte der Professor und zog an seiner Pfeiffe.

„Sicher, aber die meisten, die starben waren gute Menschen. Eingezogene wie ich. Die, die freiwillig loszogen waren im besten Fall die ersten die umkamen.“

Sein Lehrer warf ihm einen besorgten Blick zu.

„Sie meinen die Reinblüter, oder? Die Aristokratenkinder, die gar nicht erst an Gefechten teilnehmen?“

„Wissen Sie ...“ Severus atmete tief. „Was Sie gestern zur Transmagie sagten. Genau darum geht es doch, oder? Dass wir uns selbst zerstören und die ganze Welt gleich mitreissen.“

„Ich bin kein großer Freund der Engländer - einige, wenige Individuen ausgenommen. Die Magier von dort hängen seit Jahrhunderten ein und den selben dummen Ideen nach. Und jeder, der ihnen das sagt, ist automatisch gegen sie. Ich habe einige Jahre lang in London gelebt und gelehrt. Die schlimmste Zeit meines Lebens, möchte ich meinen. Das war kurz nach dem Krieg. Und als hätten wir in diesen sechs Jahren nicht genug Leid erdulden müssen hatten sie und der Rest der Welt nichts besseres zutun als sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen. Zugegeben, ich hatte insbesondere mit euren Aristokraten einige größere Dispute. Auch wegen dieses Themas.“

„Aber Sie arbeiten mit dem Commonwealth zusammen?“, fragte Severus.

„Zusammenarbeiten ist zu viel des Guten. Sagen wir einfach, ich weiß wie man Regierungen für eine Finanzierung gewinnt. Hier entlang.“

Itaschenkow wies Severus in eine Gasse.

„Meine Projekte sind leider recht kostspielig, daher ist es nötig einen starken Finanzier zu finden. Das ist leider die Crux mit der wir Wissenschaftler seit jeher zu kämpfen haben.“

„Politik ist Gift für die Wissenschaft.“, zitierte Severus seinen Lehrer.

„Ich merke, Sie hören mir im Unterricht zu. Ja, sie ist Gift. Ein langsames, tödliches Gift. Ich versuche so ewnig wie möglich davon abzubekommen, doch leider ist das nicht immer machbar.“, antwortete Itaschenkow und klang ein wenig verbittert.

„Es tut mir leid, sollte ich Ihnen zu nahe getreten sein.“

„Vergiss es, Junge. Als ich so alt war wie du habe ich mich mit so ziemlich jedem verbal angelegt, der mir nicht gefiel. Es ist nur natürlich, dass du fragst. Und mir sind unange-nehme Fragen lieber als einer dieser Esel, die darauf warten, dass ich ihren Führer spiele.“

Er blieb stehen und wandte sich einem Bretterverschlag zu.

„Hier sind wir. Halt die mal.“

Itaschenkow drückte Severus seine Pfeife in die Hand und schraubte den Griff seines Gehstocks ab und zogt etwas aus dem Inneren des Stocks.

Zum vorschein kam ein Zauberstab, jedoch kein gewöhnlicher. Er war mindestens einen Meter lang, mit Furtharkrunen verziert und bestand aus Metall. Der Griff war aus polierter Eiche und befand sich nicht am Ende, sondern in der Mitte des Stabes.

Severus blickte den Professor mit großen Augen an. So etwas hatte er noch nie gesehen.

„Darf ich vorstellen? Ein skandinavischer Fafnirstab. Ein Stück aus dem 5. Jahrhundert nach Christus. Wesentlich komplexer und kraftvoller als moderne Zauberstäbe. Eigentlich eine Schande, dass das Wissen über sie verloren ging.“

„Wo haben Sie den her?“, fragte Severus neugierig.

„Ein sterbender Samenpriester gab ihn mir. Lange Geschichte.“, antwortete Itaschenkow und richtete den Stab wagerecht auf den Verschlag.

Er sagte Worte in einer für Severus unverständlichen Sprache. Dennoch, es klang nordländisch. War das ein alter Wikingerdialekt?

Der Bretterverschlag wandelte sich zu einer schwarzen Holztür mit silbernem Griff. Ita-schenkow öffnete sie und bat Severus höflich hinein.

„Willkommen in meinem Privatlabor.“, sagte der Professor und schloss die Tür hinter ihnen.

Drinnen war es viel größer als möglich. Severus tippte auf extreme, magische Vergröße-rung. Derartige Magie war angeblich tückig, weil sie den künstlichen Platz nicht in der hiesigen Welt anlegte, sondern mit theoretischen Paralelldimensionen arbeitete.

So viel zum verantwortungsvollen Umgang.

Die Räumlichkeiten bestanden aus kahlem Schieferstein. Teilweise ergänzt durch herkömmliche Ziegel. Das war seltsam. Die meisten Magier achteten darauf, dass ihre künstlichen Räume möglichst makellos aussahen. Das hier hingegen war übersät von Mau-erflicken, die aussahen als habe man die Räume zig mal umgebaut und dabei nicht auf Kontuinität geachtet.

Davon abgesehen war das Labor erstaunlich rustikal eingerichtet. Auf massiven Holztischen standen die Laborapperaturen. Dazu Hocker, große Regale mit diversen Nachschlagewerken und großen Einmachgläsern mit Zutaten, alles streng voneinander getrennt gut ordentlich sortiert.

Iritierrend wirkte nur ein geteiltes, eingelegtes Gehirn. Dem Volumen nach zu urteilen stammte es von einem Menschen.
An der Wand an Itaschenkows Hauptarbeitstisch - er schloss einfach darauf, weil dort am meisten Papierkram lag - hing ein übergroßes Periodensystem, dass von diversen Notizen gespickt war.

Der Professor zog seinen Mantel aus, hing ihn auf den nah dem Eingang befindlichen Kleiderständer. Den eigenwilligen Zauberstab verstaute er wieder in seinem Gehstock und warf den Hut gekonnt auf einen Haken.

Severus zog seine Jacke aus und hing sie auf den danebenliegenden Kleiderhaken.

„Nun, darf ich Sie offiziell zu meinem Lehrling ernennen?“, fragte Itaschenkow lächelnd. „Sie müssen mir jedoch versprechen stillschweigen über die Arbeit hier drinnen zu bewahren - und keine Sorge, ich bekomm es ohnehin heraus, wenn Sie plaudern.“

„Das glaub’ ich Ihnen auf’s Wort.“, gab Severus zu. „Ihre Betriebsgeheimnisse sind bei mir gut aufgehoben.“

„Gut, da das geklärt ist möchte ich Sie nun mit Ihrer Arbeit bekannt machen ...“

Ohne Umschweife erklärte Itaschenkow ihm seine Aufgaben. Zudem zeigte er ihm ausführlich das Labor und erklärte die Ordnung innerhalb der Schränke. Ein aufgeräumtes Sortiment; das A und O eines Alchemisten.

An seinem ersten Arbeitstag führte der Tränkemeister seinen neuen Assistenten außer-dem in sein aktuelles, wissenschaftliches Projekt ein, welcher er im Auftrag des Commonwealths durchführte. Es ging um die Widerstandsfähigkeit von Lebewesen gegen natürli-che toxische Stoffe und wie man künstlich die Resistenzen erhöhen ober absenken konnte.

Offenbar wollte das Ministerium ihre Soldaten über ein Serum immun gegen die chemi-schen Waffen machen, denen auch Severus im Krieg begegnet war. Nervengift, nukleare Strahlung und biologische Kampfstoffe.

Mit anderen Worten, sie wollten aus ihren Männern Supersoldaten machen.

Während seiner Militärzeit hatte er Gerüchteweise von so einem Projekt gehört, es aber für unmöglich gehalten.

Itaschenkow spielte im Auftrag der Todesser Gott. Und Severus bekam ein flaues Gefühl dabei.

Er saß viel am Mikroskop. Verglich verschiedene Zellproben, deren Genpool künstlich verändert worden war, um Resitenzen zu züchten. Dabei machte er Notizen.

Alchemistische Arbeit war zu 50 Prozent Beobachtungs- und Formelarbeit. Der Rest war das berüchtigte Abmischen von Substanzen. Beides benötigte viel Fingerspitzengefühl.

Anders als während seiner Schulzeit in Hogwarts war die Alchemie, die an der Universität gelehrt wurde, sehr modern. Es ging viel um Genetik sowie biologische und chemische Zusammenhänge der Magie. Denn Magie war eine Naturwissenschaft, auch wenn sein neuer Laborchef das etwas anders sah.

Itaschenkow - das bemerkte Severus schnell - war ein ernsthafter Verfechter der Transmagie. Für ihn war es logisch den Planeten Erde als gewaltigen Organismus zu sehen in dessen Kreislauf die Magie nur ein Puzzleteil von vielen war.

Sicher, Magie war in vielen Dingen mehr Schein als Sein. Das war Severus schon seit der Schule klar. Dennoch tat er sich schwer damit die Vorstellung zu akzeptieren, dass er nur wie ein winziges Bakterium in einem gewaltigen Körper lebte.

War man als Mensch nicht mehr? Ein Stück von etwas Größerem, dass die eigene Individualität komplett überstieg, sie gar unter Umständen negierte.

Severus hielt nichts vom Nihilismus, trotz des Krieges den er miterleben musste. Jeder Mensch war Einzigartig. Er war kein Baustein, ein Puzzlestück eines größeren Bildes. Denn wenn das so war, welche Bedeutung hätte sein Leben dann? Welchen Sinn gäbe es dann außer der eigenen Vermehrung und des Überlebens?

Wenn es so war, dann war auch das gesamte Streben der Menschheit nach Fortschritt und Wissen vergebens, denn ihr Schicksal wäre vordefiniert.

Keine schöne Vorstellung.

„Und? Was haben Sie?“, fragte Itaschenkow und riss Severus aus seinen Gedanken. Er reichte ihm das Klemmbrett auf dem er seine Beobachtungen in der Zellmaterie notiert hatte.

„Hmm.“, machte sein Lehrer als er die Notizen las. „Was halten Sie selbst davon?“

„Nun, ich bin mir nicht sicher, ob eine Resistenz überhaupt möglich ist.“, antwortete Severus.

„Wieso das?“

„Erlauben Sie mir den Kommentar, aber das Sterben gehört zum Leben. Es auszuhebeln wäre unlogisch.“

„Leider haben die Aufträge des Ministeriums nur selten etwas mit Logik zutun.“ Itaschenkow gab ihm das Klemmbrett zurück und setzte sich auf einen Hocker neben Severus.

„Das Serum ist ein Witz. Ein Propaghandawitz, um genau zu sein. Sie denken, wenn sie ihren Männern an der Front erzählen, sie wären bald Supermenschen, dann würde das die Moral heben. Es ist jedoch kompletter Unfug. Ich habe auch nie ernsthaft daran gearbei-tet.“

„War das ein Test?“, fragte Severus.

„Was glauben Sie denn?“ Itaschenkow lehnte sich zurück. „Leider habe ich mit neuen Lehrlingen an dieser Stelle oft eine Enttäuschung erlebt. Sie denken sie müssen den alten Zausel beeindrucken und saugen sich irgendwelchen Quatsch aus den Fingern.“

„Also habe ich den Aufnahmetest bestanden?“, fragte Severus ernst.

„Ja. Das freut mich. Schön zu sehen, wenn man jemanden vor sich hat, der seine Zeit nicht mit unsinnigen Projekten verschwendet. Beim nächsten Mal gibt es richtige Arbeit.“

Also hatte er sich hier den ganzen Vormittag umsonst damit gequält auf ein zufriedenstellendes Ergebnis zu kommen?

Zugegeben, das hinterlies bei Severus ein fades Gefühl. Dennoch war er auch froh zu wissen, dass das Projekt kompletter Nonsens war und nicht irgendwann eine Armee von Supersoldaten durch die Straßen Europas marschierte.

„Woran arbeiten Sie normaler Weise?“, fragte Severus.

„An einem Privatprojekt, wenn man so will.“, antwortete Itaschenkow.

„Transmagie?“, fragte Severus.

„In die Richtung. Ich arbeite seit vielen Jahren an einer Langzeitstudie zu den genetischen Mutationen durch Magie.“

Itaschenkow lehnte sich über den Tisch und kramte aus einem Ordner eine dicke Akte hervor.

„Sie können sich ja schon mal einlesen.“

Severus nahm den Hefter und schlug die erste Seite auf, wo ihn zunächst der Schlag traf.

[align type="center"][style type="bold"]Transmagische Mutation und ihre Auswirkungen

Eine Langzeitstudie von Wladimir Itaschenkow

Im Auftrag von Thomas V. Riddle[/style][/align]


„Ich dachte das ist privat?“, fragte Severus verblüfft.

„Nun, ist es auch. Riddle hat mich privat aufgesucht. Ich sollte die Studie für ihn - und nur für ihn - anlegen. Offenbar will er seinen eigenen Zustand besser verstehen. Auch wenn ich ihn nicht leiden kann, er ist ein faszinierendes Studienobjekt. So viele ungewöhnliche Mutationen - gewollt wie zufällig - an einem Menschen. So eine Chance bietet sich nicht alle Tage.“

„Er ist das Studienobjekt?“, fragte Severus unsicher.

„Ich weiß, was Sie jetzt denken: Ist der Alte noch bei Trost? Die wenigsten Menschen treffen ihn persönlich, wenn man nicht zu seinem inneren Zirkel gehört. Dennoch, trotz seiner reichlich schrägen Thesen, die er als Politiker zu verbreiten pflegt hält er viel von meiner Arbeit. Etwas paradox, wenn man mich fragt, aber gut. Sie müssen jedoch keine Angst vor ihm haben. Als Privatmensch ist er sogar recht umgänglich.“

Severus rutschte das Herz in die Hose.

Auch das noch! Wenn es einen Menschen auf diesem Planeten gab - Quatsch, im gesamten Universum! -, den er nicht treffen wollte, dann war es Thomas Vorlost Riddle alias Lord Voldemort. Faszinierendes Studienobjekt hin oder her!

„Sie werden mich demnächst bei einer meiner Standartuntersuchungen begleiten.“

Severus atmete tief durch und blätterte weiter in den Akten. Was folgte warebn Tabellen mit Blutwerten, Auswertungen von Gewebeproben von Haut, Rückenmark und sogar Gehirnwasser. Des weiteren gab es Röntgenaufnahmen von Riddles Gehirn. ein Anblick auf den er lieber verzichtet hätte. Die Hirnstruktur hatte sich komplett verändert. In derart extremen Ausmaßen, dass selbst ein Laie den Unterschied sehen konnte.

„Wow.“, entfleuchte es Severus.

„Das wohl größte Mysterium des Thomas Riddels. Sein Gehirn ist für die Wissenschaft unersetzlich. Falls er irgendwann stirbt wäre es sicherlich höchst faszinierenddas Organ zu sezieren. So muss ich mich auf die bildgebenden Verfahren reduzieren.“

„Sind Sie sicher, dass er keine Krankheit hat?“, fragte Severus durchaus angewiedert.

„Bis auf diese starken Strukturellen Veränderungen am Gehirn ist der Mann kerngesund. Ebenso sind die motorischen und kognitiven Fähigkeiten genauso gut, wenn nicht gar besser, ausgebildet wie bei einem normalen Menschen. Allerdings hat er mir erzählt, dass er verschiedene schwarzmagische Veränderungen an sich vorgenommen hat. Leider wollte er mir die Frage nicht beantworten, ob er Horcruxe von sich hergestellt hat. Falls ja, dann könnte das den Zustand seines Gehirn erklären. Die biologischen Auswirkungen von Horcruxen sind leider noch nicht ausreichend erforscht. Ein eher stiefmütterlich behandel-ter Zweig der Transmagie.“, erklärte Itaschenkow.

„Horcruxe sind doch verboten.“, sagte Severus.

„Zumindest nach den internationalen Konventionen des Rats der Magier von 1790. Das Verbot ist ja eher ein Moralisches.“

„Na ja, man muss doch Menschen töten, um einen Horcrux herzustellen?“, sagte Severus.

„Das ist deutlich zu kurz gegriffen. Sicher, in vielen Fällen waren Horcruxe mit einem Tötungsritual verbunden, aber es gibt auch nachgewiesene Horcruxerstellungen, die ohne einen Tropfen Blut abliefen. Die Sache ist eher die, dass wir Stücke aus etwas heraus reißen von dem wir nicht wissen, was es ist. Irgendein esotherischer Klugscheißer schrieb mal, dass man dabei die Seele zersplittert, aber was ist die Seele denn überhaupt?“

„Ähm ... unser Verstand?“

„Sehen Sie, da geht es schon los! Für jeden ist die Seele etwas anderes. Sie ist ein diffuses Etwas, dass keiner so richtig nennen oder gar erklären kann. Sie ist nicht wissenschaftlich. Diese Mutationen hingegen ...“ Itaschenkow deudete auf die Röntgenaufnahmen. „... sind als Fakten nachweißbar. Wir sind Wissenschaftler, keine Theologen.“

„Also denken Sie, dass die Horcruxmagie die Gehirnstruktur so verändert hat?“, fragte Severus.

„Dazu müsste ich wissen, ob Riddle welche hergestellt hat, aber in diesem Punkt bleibt er leider stur.“

Severus blätterte weiter. Es folgten Listen von Untersuchungen, die bereits an ihm vorgenommen wurden. Neben körperlichen Diagnosen waren auch Bögen mit psychologischen Profilen darunter. Bevor Severus sich die jedoch genauer ansehen konnte nahm Itaschen-kow ihm die Unterlagen weg.

„Das ist leider zu vertraulich.“, sagte der Professor nachdem er Severus überraschtes Gesicht gesehen hatte. „Ich möchte Sie als Assistent, weil mir im Augenblick die Arbeit etwas über den Kopf wächst. Außerdem können Sie hier viel lernen, was ich anderen nicht zeigen würde. Es stehen jeden Monat ein paar Untersuchungen mit Riddle an, bei denen ich möchte, dass Sie mir zur Hand gehen. Außerdem möchte ich, dass sie alles sorgfältig do-kumentieren. Die Auswertung werde ich übernehmen.“

Damit waren die Fronten klar. Severus half dem Professor bei seinen nicht ganz alltäglichen Studien und Experimenten und bekam dafür Insiderinformationen, die in keinem Schulbuch zu finden waren. Bis auf die Tatsache, dass sein Studienobjekt Lord Voldemort hieß, gefiel ihm der Plan.

„Wir sehen uns dann in ein paar Tagen.“, schloss Itaschenkow die Diskussion ab.

Severus nickte höflich, sagte aber sonst nichts mehr dazu. Die nächste Zeit dürfte ohne Zweifel interessant werden.


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