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Spinning Hearts - Ein Motiv

von Dr. S

Der Korridor im siebten Stock lag leer und verlassen vor ihm. Von der Großen Treppe dröhnte leise Musik herein, die sich nach dem beschwerlichen Weg aus der Großen Halle durch sieben Stockwerke allmählich verlor. Sirius lief einen ebenen, sauberen Boden entlang, von dem man hätte essen können. Die Wände waren kahl, aber gerade und ohne einen einzigen Kratzer. Zwei Wasserspeier bewachten die Fenster, regungslos und kalt. Ihre Augen schienen ihm zu folgen, als er mit den Händen in den Hosentaschen den Korridor herunterging.

Hogwarts stand wieder. Jedenfalls fest genug um morgen alte und neue Schüler für ein neues, hoffentlich ruhigeres Jahr aufzunehmen. Unten in der Halle feierte jeder, der auch nur einen Tag lang mitgeholfen hatte, was sie geschafft hatten. Kingsley war da und schüttelte Hände, auf Schritt und Tritt begleitet von Percy Weasley. Der Minister fühlte sich sichtlich unwohl – besonders wenn Sirius ihn so nannte – und damit war er anscheinend auch nicht der Einzige.

Sirius nahm die letzte Kurve in den alt bekannten Korridor. Fackeln brannten in genau abgemessenen Abständen und warfen ein orangerotes Licht auf die sonst grauen Wände. Das Licht schickte seinen Schatten voraus und das Echo seiner Schritte tat den Rest. Er gab sich keine Mühe leise zu sein oder sich anzuschleichen – was er definitiv hinbekommen hätte.

Sirius schaute um die Ecke. Die Türen vom Raum der Wünsche standen noch immer offen und erlaubten den Blick auf das verkohlte Innere. Niemand hatte bisher einen Plan, was sie damit machen würden – und Minerva fand Sirius‘ zahlreiche Vorschläge anscheinend alle unpassend.

Einen Schritt von der Türschwelle entfernt fand Sirius nach wem er gesucht hatte. Draco schaute in den Raum der Wünsche, die Arme fest vor der Brust verschränkt. Er hatte Sirius gehört. Sein Blick huschte kurz in seine Richtung, bevor er sich wieder auf den Raum der Wünsche fixierte – mehr als zuvor sogar noch.

Er wollte Sirius nicht ansehen, ihn aber auch nicht wegschicken. In seinem komplett schwarzen Festumhang sah er wie einer der Schatten aus, nur besonders dunkel, besonders anziehend. Es stand ihm einfach, wie der feine Stoff sich um seine Schultern spannte. Sirius erinnerte sich sehr genau, wie er ihm dort hinein geholfen hatte. Draco hatte sich gesträubt, aber nicht ein solches Drama daraus gemacht, wie er gekonnt hätte.

Sie hatten Spaß gehabt. Sie hatten sich prima über den kleinen, alten Zauberer amüsiert, der verschrumpelt wie ein alter Pfirsich ausgesehen hatte und einer Gruppe junger Hexen, die Roger gefallen hätten, hinterher gelaufen war. Sie hatten über einen aufgeblasenen Egomanen gelacht, der ausschweifend über jeden Stein philosophiert hatte, den er angeblich getragen hatte, obwohl sie ihn nie hier gesehen hatten, und dabei so wild mit den Armen gefuchtelt hatte, dass die Kerzen seine Ärmel in Brand gesteckt hatten.

Vielleicht hatten sie zu viel Spaß gehabt. Schon nach ihrem ersten Schritt über die Schwelle hatten sie skeptischen Blicke auf sich gezogen; pure, stumme Unterstellungen. Er hatte solche Blicke schon oft gesehen. Wenn James und er sich in einer Ecke zusammengetan hatten, waren sie ihnen entgegen geschlagen. Meistens viel amüsanter. Draco zog Herablassung an wie Licht eine Motte. Besonders nachdem der Tagesprophet die Geschichte seines Vaters ausgeschlachtet hatte…

Eigentlich ein schöner, vielversprechender Abend, ein erster Abend an dem sie sich endlich vollkommen unbeschwert amüsieren könnten. Dann war Draco weg gewesen. Sirius hatte sich mit Kingsley unterhalten und in der Zwischenzeit musste er sich verabschiedet haben. Vielleicht war es ihm zu viel geworden. Vielleicht hatte Sirius auch wieder ein sehr offensichtliches Fettnäpfchen übersehen.

Sirius blieb hinter ihm stehen und lehnte sich über Dracos Schulter. „Und was wünschst du dir?“

Draco schloss die Augen und biss sich auf die Innenseite seiner Wangen. Er schaute Sirius an. „Ich wünsche mir, dass du auf den Knien vor mir herumrutschst.“

„Ach? Und ich dachte, das kriegst du schon oft genug.“

Draco schob seinen Ellenbogen in Sirius‘ Magen und ihn weg von sich. Sirius stemmte sich gegen Dracos Arm und drängte sich von hinten gegen ihn, legte einen Arm fest um Dracos Hüfte. Mit dem Kinn auf Dracos Schulter abgestützt sah er in den Raum der Wünsche hinein, wie Draco es getan hatte. Er sah nicht mehr als einen Raum mit unnützem Zeug darin. Die Magie war verflogen.

„Ich dachte, ich schaue mich hier nochmal um. Bevor irgendwer sagen kann, ich hätte keine gute Arbeit geleistet“, sagte Draco.

„Du hast sehr gute Arbeit geleistet“, sagte Sirius. „Wenn irgendjemand etwas anderes behauptet, kann er das meinem Zauberstab sagen.“

Draco gluckste. Er lehnte sich zurück gegen Sirius‘ Brust, bettete den Hinterkopf gegen Sirius‘ Schulter. „Weißt du noch, wie du mir hier entgegen gefallen bist?“

„Ich kann mich nicht erinnern, dass ich gefallen bin.“

„Du bist da hinten um die Ecke gekommen. Etwas hatte dein Haar angekokelt. Du hast wie ein Idiot ausgesehen, der freiwillig da reingelaufen wäre, wenn ich ihm gesagt hätte, dass Potter noch da drin ist“, sagte Draco.

„Was soll die Nostalgie? Du redest, als wäre das zehn Jahre her.“

„Manchmal kommt es mir so vor“, antwortete Draco. „Hey, denkst du, wir wären jetzt auch hier, wenn ich Bellatrix nicht den Fuß weggezogen hätte?“

Sirius runzelte die Stirn. „Die Frage alleine ist totale Zeitverschwendung, Draco. Über ein Wenn und Aber nachzudenken bringt absolut nichts.“

Draco umfasste Sirius‘ Arm, der eng um ihn lag, und schien sich daran festzuhalten. Er hatte die Ärmel hochgekrempelt. Dracos Finger lagen auf seiner blanken Haut, strichen sanft darüber und fanden keine Narbe. Seine Verbrennungen waren vollständig verheilt, wenn es auch viel zu lange gedauert hatte. Als die Verbände abgekommen waren, hatte er so an Draco gehangen, dass der ihn mit einem Oktopus verglichen hatte.

Sirius umschloss ihn fester, bis Draco keine andere Wahl hatte als sich mit jedem Zentimeter gegen ihn zu drücken. Er presste einen Kuss auf Dracos Hals, dann direkt auf seine Halsschlagader. Sein Puls beschleunigte sich und pochte hart gegen Sirius‘ Lippen. Ohne ihn loszulassen schob Sirius seine Hand unter Dracos Umhang, wo es gerade warm genug war um seine Finger dort einen Spaziergang machen zu lassen.

„Was machst du da?“, fragte Draco.

„Wenn du mir nicht sagen willst, wieso du hier oben bist, muss ich mir es denken“, raunte Sirius. „Ich dachte, vielleicht möchtest du zusammen mit mir alleine sein.“

„Man kann nicht zusammen alleine sein“, sagte Draco.

„Wetten?“

Draco schnaubte und gluckste gleichzeitig. „Auf die Gefahr hin, dass es Zeitverschwendung ist“, begann er stichelnd, „wenn du mich heute hier halb verkohlt gefunden hättest, würdest du irgendwas anders machen?“

Sirius hörte sich die leise Note Neugierde in Dracos Stimme genau an. „Hm… Wenn mich jetzt etwas in die Vergangenheit katapultiert hätte und ich dich hier finden würde, meinst du?“ Er schmiegte die Wange gegen Dracos Schläfe, bis Draco sich mit einem Schmunzeln versuchte wegzudrehen und sich dann doch nur gegen ihn lehnte. „Dann würde ich dich sofort küssen“, raunte Sirius ihm ins Ohr.

„Du weißt, dass ich dir dann eine verpassen würde?“

„Du weißt, dass ich ein risikofreudiger Mensch bin“, gab Sirius zurück.

„Du bist auf jeden Fall nicht sehr ernst.“

„Draco, ich habe zwölf Jahre in Askaban gesessen und hatte nichts Besseres zu tun, als darüber nachzudenken, was ich falsch gemacht habe. Ich will nicht noch mehr Zeit mit Nachdenken verschwenden. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass es nichts bringt.“

Draco grub die Finger tiefer in Sirius‘ Arm, hielt ihn fest gegen sich gedrückt. „Ich habe darüber nachgedacht… Ich wäre da drinnen fast drauf gegangen“, sagte er mit dem Blick fest ins Innere des Raum der Wünsche gerichtet. „Wenn dein Patensohn nicht gewesen wäre – und wehe, du sagst ihm, dass ich das gesagt habe. Es war in keinerlei Hinsicht eine schöne oder gute Erfahrung. Ich wäre fast gestorben – wegen reiner Stupidität und Unfähigkeit.“

„Meinst du Crabbe oder…?“

„Jemand, den ich lange gekannt habe, ist gestorben. Der andere ist so gut wie tot für mich. Ich merke immer noch meinen Rücken, wo das Dämonsfeuer ihn erwischt hat. Manchmal ist mir, als könnte ich meine eigene verbrannte Haut riechen.“

Sirius strich mit der freien Hand über Dracos Schulter, wie er es jeden Abend tat um die Salbe auf seiner spannenden Haut zu verteilen.

„Das Witzige… das Dämliche ist, dass ich es wahrscheinlich nochmal tun würde, wenn ich die Wahl hätte“, sagte Draco und lehnte den Kopf dabei wie eine anschmiegsame Katze gegen Sirius‘ Hals.

Sirius schmunzelte und schob die Brust so dicht gegen Dracos Rücken, dass sein. „Merlins Bart, Draco. Du bringst mich zum Erröten.“

Draco stieß seinen Ellenbogen härter nach hinten und fest zwischen Sirius‘ Rippen. Sie hielten Stand, genauso wie er. Sirius ließ sich keinen Zentimeter von Draco wegschubsen. Er presste seine ungewohnt warme Wange gegen Dracos Nacken und drückte einen Kuss auf seinen Hals.

„Du hättest mich kein zweites Mal angesehen, wenn ich mit meinem Eltern unten in der Halle gesessen hätte, als sie alle gefeiert haben, dass der Dunkle Lord weg ist. Du hättest mich verurteilend ins Auge gefasst und fertig.“

Sirius wog den Kopf abschätzend hin und her. „Da wär ich mir nicht so sicher. Du bist immer noch ein netter Anblick für einen Mann, der zwölf Jahre sehr alleine in Askaban war.“

Draco drehte den Kopf auf Sirius‘ Schulter leicht in seine Richtung, bis Sirius den Ansatz eines Schmunzelns über seine Lippen huschen sehen konnte.

„Bist du nur hier hoch gekommen um tiefgründige Gedanken auszubrüten?“, fragte Sirius. „Geht das besser, wenn man hoch genug ist? Soll ich es mal versuchen?“

Draco verdrehte die Augen. „Ich erwarte nicht von dir, dass du besonders tief gehen kannst.“

„Gut, aber letzte Nacht –“

Draco grub die kurzen Fingernägel schmerzhaft tief in Sirius‘ Arm, genau dort, wo sein Fleisch noch empfindlich war. Sirius zog seinen Arm ruckartig weg und stieß einen sehr betonten Schmerzenslaut aus, der Draco aber nicht einmal grinsen ließ. Dann nahm er Draco am Handgelenk und zog ihn herum, bis der ihn ansehen musste. Sirius wartete mit einem Lächeln auf Dracos Blick.

Den Verband um das linke Auge war Draco einen Tag nachdem er im St. Mungo’s aufgewacht war wieder losgeworden. Das Weiß war pur wie frisch gefallener Schnee, das Grau der Iris ohne einen Kratzer und leuchtend wie glänzendes Silber. Die dunklen Ringe unter seinen Augen waren verschwunden, zum ersten Mal vielleicht, seit sie sich kannten.

„Wieso bist du hier oben?“, fragte Sirius mit der Ernsthaftigkeit, die ihm angeblich fehlte.

Draco zuckte mit den Schultern.

„Du bist zu jung, um dir eine Party entgehen zu lassen. Nicht einmal der hundertjährige Zauberer tut das.“ Sirius hielt ihn weiter am Arm fest, bereit zu ziehen wenn nötig. „Gehen wir wieder runter.“

„Mir ist nicht danach“, sagte Draco.

„Hat jemand was gesagt?“, fragte Sirius. „Sag mir wer. Dann hab ich hier meinen Zauberstab, der noch kein richtiges Duell gesehen hat und getestet werden will.“ Er klopfte gegen seine Umhangtasche, wo das Holz versteckt war. „Ich brauche eine Ausrede.“

Draco zog eine Augenbraue hoch. „Es macht mir nichts aus. Das Traurige ist, dass die Kommentare so einfallslos waren. Wenn man herablassend ist, muss man es mit einem gewissen Niveau sein“, sagte er und zog die Nase in die Höhe, sodass Narcissa stolz auf ihn gewesen wäre. „Ich hab Macmillan gehört, wie er behauptet hat, ich würde mich wohl immer noch sehr gut mit dem Imperius-Fluch auskennen. Es müsste ja einen Grund geben, dass du mit mir redest. Oder deine Hand auf meinem Rücken liegen hast.“

„Weißt du, ich bereue doch etwas“, sagte Sirius. „Ich hätte dich da unten küssen sollen, damit sie die Klappe halten.“

„Wenn sie danach die Klappe gehalten hätten, hättest du es nicht richtig gemacht“, sagte Draco.

Sirius beugte sich vor. „Ist das eine Herausforderung?“

Seine grinsenden Lippen wurden von Draco einfach ignoriert.

„Ich wollte einfach einen Moment weg, bevor ich wieder etwas Provozierendes sage. Angeblich passiert mir das manchmal“, sagte Draco und schnaubte spöttisch, als wäre das lächerlicher als ein Flubberwurm in einem winzigen Smoking. „Dann dachte ich, dass ich mal nachsehen könnte, ob jemand unseren Korridor vielleicht wieder in Schutt und Asche gelegt hat, um zu behaupten, dass ich ihn sabotiert hätte. Du weißt schon, weil ich ja auch meinen Vater nach Askaban gebracht habe.“

Sirius hielt Dracos Arm fester. Er konnte den dunklen Schatten hinter seinen Augen sehen, als er an einen der übertriebenen Artikel im Tagespropheten dachte. Er erinnerte sich sehr genau an den Morgen, als der Artikel Draco wie ein Schlag im Gesicht getroffen hatte. Ein verregneter Morgen, der eigentlich das Gegenteil an Nachrichten verdient gehabt hätte.

Draco griff nach Sirius‘ Hand und löste sie von seinem Arm. Er drehte sich um und schaute den Korridor herunter zu dem Fenster, das sie gemeinsam eingesetzt hatten. Das Loch im Boden oder das in der Decke war nicht mehr sichtbar. Nur eine sanfte Farbveränderung in den neuen Steinen wies darauf hin, dass dort etwas passiert war. Draco schob die Hände in die Taschen seiner Robe und ging den Gang herunter. Seine Schritte hallten in der Stille von den kahlen Wänden.

„Es fühlt sich merkwürdig an“, sagte Draco.

Sirius verstand, was er meinte. Die Stille zwischen den kahlen Wänden war erdrückend.

„Ich hab keine Ahnung, was ich erwartet habe, wenn wir hier fertig sind“, sagte Draco und trat gegen die neu eingesetzten Steine unter dem Fenster. Sirius hatte genau dort gesessen, als Bellatrix ihren Zauberstab gehoben hatte, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Sie bräuchte wohl ein halbes Dutzend um das einmal hinzubekommen. „Irgendwas einfach…“

„Stolz, Zufriedenheit… Erschöpfung?“, schlug Sirius vor.

Draco schaute den Boden an, als wäre er daran Schuld, dass er nichts davon fühlte. „Vielleicht haben sie alle Recht und ich hab das hier nur getan, um in deiner Nähe zu sein. Vielleicht bin ich auch hier hochgekommen, um alles wieder zum Einstürzen zu bringen…“

„Na ja…“ Sirius trat an Dracos Seite und schaute mit ihm zusammen aus dem Fenster. Die Ländereien waren von der Dunkelheit verschluckt. Der Mond strahlte am wolkenlosen Himmel, umzingelt von Sternen, die man in London nie sehen würde. „Haben sie denn Recht?“, fragte er.

„Wenn ich Nein sage, glaubst du mir eh nicht“, sagte Draco.

„Wieso sollte ich irgendeiner anonymen Stimme mehr glauben als dir?“

Draco schaute ihn an und lächelte. Dann stützte er sich am Fensterrahmen ab und starrte an seiner Reflektion vorbei auf die Ländereien herunter. Aus diesem Winkel konnte er die Lichter aus der Großen Halle strahlen sehen.

„Wenn wir hier jetzt fertig sind, hätte ich wirklich keine Ausrede mehr dich zu sehen“, sagte Draco etwas leiser, als würde er diesem Satz nicht über den Weg trauen.

Sirius fand ihn so amüsant, dass er gluckste. „Wozu bräuchtest du die?“

Draco sah ihn wieder an und schien fast ratlos.

„Kannst du mich nur sehen, wenn du einen Grund dazu hast?“

„Es wäre definitiv einfacher“, sagte Draco.

Sirius schüttelte belustigt den Kopf. „Ich kann dir einen geben, wenn dir nichts einfällt.“

Draco legte neugierig den Kopf schief, aber Sirius lächelte ihn nur geheimnisvoll an.

„Erstmal musst du mit mir runterkommen. Wir können doch niemanden glauben lassen, er hätte den großen Draco Malfoy verschreckt.“ Sirius winkte Draco mit einer Hand hinter sich her, als er sich umdrehte. Draco hielt ihn fest. Er zog ihn am Arm zurück und presste sich gegen Sirius‘ Seite, legte die Arme sehr fest um ihn.

Sirius war darüber nicht so verdutzt, wie er es vor ein paar Wochen noch gewesen wäre. In letzter Zeit überraschte Draco ihn immer wieder so. Das erste Mal hatte Sirius sich fast an seiner Zahnpasta verschluckt, als Draco ihn morgens im Bad gefunden und ihn von hinten umklammert hatte. Er schüttelte nur den Kopf, wenn Sirius nachfragte, und weil es ihm alles andere als unangenehm war, ließ Sirius ihn seine Nähe auskosten wann und wo und für wie lange er wollte.

Sirius legte seine Hand auf Dracos Hinterkopf und drückte ihn nah genug, dass Dracos Stirn gegen seine Wange gepresst wurde.

„Manchmal, wenn ich an neulich denke“, murmelte Draco gegen Sirius‘ Hals, „überlege ich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn du an mir vorbeigelaufen wärst. Dann würde wir uns gar nicht kennen. Dann wäre es mir auch egal, wenn du einfach tot umkippst…“

Sirius hatte geahnt, dass das etwas mit – wie Draco es nannte – neulich zu tun hatte. „Hey, das hört sich nicht nach dir an. Kopf hoch, okay?“

Draco ließ seinen Kopf wo er war.

„Draco, ich will keine Worte benutzen, die vielleicht noch ein bisschen groß für uns sind“, sagte Sirius. „Aber manchmal ist es schön ein paar nette Erinnerungen an jemanden zu haben, an die man denken kann, wenn derjenige nicht mehr da ist. Netter zumindest, als die gleiche Zeit sonst alleine verbracht zu haben.“

Draco linste zu ihm hoch, unsicher bis in die heruntergezogenen Mundwinkel. Sirius lächelte, pustete ihm den Pony aus der Stirn. Draco kniff die Augen kurz zusammen, bevor er sie blinzelnd öffnete und sich gegen Sirius‘ Hand lehnte, mit der er das restliche Haar zurückstrich.

„Ich werd schon dafür sorgen, dass du auch nicht nur voller Frustration an mich zurückdenkst“, sagte Sirius.

Draco senkte den Blick wieder, krallte sich gleichzeitig an Sirius‘ Robe fest.

„Komm schon.“ Sirius wuschelte ihm durch die Haare und Draco stieß ihn hart weg von sich, um seinen ordentlichen Scheitel zu retten. Er nahm Sirius mit seinem finsteren Blick ins Visier, der ihm gerade so viel besser stand. Sirius hob betont entschuldigend die Hände, während Draco das Fenster benutzte um seine Haare zu ordnen, und ging vor.

„Wetten, dass ich schon unten angekommen bin, bevor du fertig bist?“, rief er über die Schulter.

Er hörte Draco schnauben, dann Schritte, die schnell näherkamen. Draco tauchte an seiner Seite auf, bevor er um die Ecke ging. Sirius schnappte sich seine Hand, bevor Draco sie in die Hosentaschen stecken konnte. Dracos Finger hingen steif zwischen seinen, und erst nach ein paar Schritten entspannten sie sich, wagten sich vorsichtig zwischen Sirius‘.

Sie liefen um die Ecke und Draco drehte sich um, als würde er einen letzten Blick auf den Korridor werfen.

„Zu schade, dass wir keine Zeit für meinen Geheimgang hatten. Er hätte dem Ganzen den letzten Pfiff gegeben“, sagte Sirius. „Dafür gebe ich Bellatrix die Schuld.“

Draco riss sich von dem Korridor los und grinste Sirius an. „Deswegen bist du wütend auf sie?“

„Ja. Mir ging’s die ganze Zeit nur um meinen Geheimgang“, sagte Sirius.

Draco gluckste. „Nein, ging’s nicht.“

Sirius drückte seine Hand fest, strich sanft über seinen Handballen. Er merkte Dracos Puls hart und schnell gegen seinen Daumen schlagen, als er sein Handgelenk streifte.

Sie verließen den Korridor und stiegen die Große Treppe herunter, die sich gesund und munter unter ihren Schritten rührte. Sirius nahm jede Stufe merkwürdig leicht. Er hatte überlegt, ob er sich einen Moment gönnen würde um nicht nur diesen Korridor, sondern auch den gegenüberliegenden beim Gemeinschaftsraum zu besuchen. Er hatte Jahre hier verbracht, schöne Jahre, und jeder noch stehende Stein lud dazu ein in Erinnerungen zu schwelgen. Aber es tat Draco nicht gut, und Sirius verbrachte seine Zeit lieber mit ihm. Es war kein Opfer für ihn.

Mit jedem Stockwerk wurde die Musik aus der Halle lauter. Kingsley hatte für genug Essen und Unterhaltung für die halbe Zauberergemeinschaft gesorgt – und bei der Menge an Menschen war die vielleicht auch gekommen. Harry hatte sich gedrückt, obwohl Kingsley ihn an seiner Seite hatte haben wollen, und verbrachte seinen Abend im Büro über Fahndungsplakaten und Akten. Ron und Hermine liefen irgendwo hier herum, frisch zurück aus Australien, was Rons Haut rot wie seine Haare zurückgelassen hatte. Hermine würde sich morgen zu den anderen Schülern gesellen, die ihr letztes Jahr nachholen wollten. Draco gehörte nicht dazu, und insgeheim war Sirius ganz froh, dass er sich nicht regelmäßig in seinen Schlafsaal schleichen musste.

Auf den letzten Stufen ließ Draco seine Hand los und Sirius erlaubte es, schob beide Hände zurück in seine Taschen. Die Menschen in der Eingangshalle waren zu beschäftigt mit sich um sie sofort zu bemerken. Jung und Alt vermischte sich zu einer homogenen Menge, die sich in eine erdrückende Harmonie wickelte um ja nicht an die Trauma des Kriegs denken zu müssen. Kingsley wusste wohl, dass er etwas für die Stimmung tun musste. Sirius wünschte nur, dass es auch etwas für Dracos Stimmung tun würde.

Draco schob sich hinter Sirius, als sie sich zwischen ein paar eng zusammenstehenden älteren Frauen mit riesigen Spitzhüten vorbeiquetschen mussten. Die ersten drehten sich nach ihnen um, als sie die offenen Türen zur Großen Halle fast erreicht hatten, und zum ersten Mal fiel es Sirius heute wirklich auf. Er legte seine Hand auf Dracos Rücken und schob ihn vorwärts, dicht an seine Seite. Kein Getuschel folgte ihnen, aber dafür gab es mehr als einen Blick, der ihn und nicht Draco scharf ins Visier nahm.

Sirius beugte sich dicht an Dracos Ohr: „Ich denke, da halten mich ein paar zu alt für dich.“

Draco drehte sich nicht um, grinste aber leicht. „Nur, weil sie nicht wissen, dass du so reif bist wie ein frisch geschlüpfter Drache.“

„Danke. Ich gebe mir große Mühe, dass das niemandem auffällt“, gab Sirius zurück.

Draco lachte auf, presste aber sofort die Lippen zusammen um es zu unterdrücken.

„Sirius? Sirius, da bist du ja.“

Er drehte sich um, hielt Draco gleichzeitig sanft fest, und sah Minerva, die sich in einer Robe mit auffallendem Schottenmuster aus der Menge kämpfte. Sie blieb vor Sirius stehen und richtete die quadratischen Brillengläser. Ihrem Gesichtsausdruck nach gefiel ihr der hypokritische Menschenauflauf nicht besonders.

„Ich habe dich gesucht, Sirius“, sagte sie in dem vertrauten Tonfall, der ihm vor zwanzig Jahren Nachsitzen eingebracht hätte.

„Ich hab nichts getan“, sagte Sirius automatisch. „Kein Alkohol im Butterbierbrunnen, keine Feen, die vom Himmel regnen, und ich hab auch nicht darüber nachgedacht das Konfetti mit Pufferfischaugen auszutauschen.“

Minerva zog eine Augenbraue hoch. „Darum geht es nicht, aber ich werde trotzdem einen Blick auf das Konfetti werfen.“

Sirius hob entrüstet beide Hände. Dracos Unterstützung war ein herablassendes Lachen.

„Du weißt, dass der Minister eine Rede halten wollte?“, fragte Minerva. „Er hat mir gesagt, dass er dich gerne in der ersten Reihe sehen würde.“

Sirius merkte, wie sein Grinsen einknickte, und er bemühte sich es schnell wieder aufzusetzen. „Hat er das gesagt, ja?“

„Gibt es ein Problem damit?“

„Nein.“ Sirius hielt Minervas strengem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich wundere mich nur über die Aufmerksamkeit.“

„Das ist ein Satz, den ich aus deinem Mund niemals erwartet hätte“, sagte Minerva. „Du bist ein Kriegsheld, Sirius, und Potters Pate. Mit Potter können wir heute Abend leider nicht dienen. Demnächst werden eine Menge Menschen dich in der ersten Reihe sehen wollen – und du solltest besser nicht so tun, als wäre dir das unangenehm.“

„Kriegsheld? Ich wette, ich kann dir zehn Menschen in diesem Raum zeigen, die heldenhafter als ich waren. Du zum Beispiel“, sagte Sirius lächelnd.

Minerva versuchte die Lippen aufeinander zu pressen, scheiterte aber an einem Lächeln – das hatte ihn nie vor einem Nachsitzen gerettet, aber davor von der Schule zu fliegen. „Nun, der Minister hat nach dir gefragt. Die Menschen wollen dich sehen.“

„Ich bin kein Museumsstück“, murmelte Sirius.

„Das Laster hübscher Menschen“, echauffierte Minerva sich ungeduldig und deutete zur Großen Halle.

Sirius dachte gar nicht daran sich zu rühren. „Ich lasse mich nicht anstarren, nur weil Harry nicht da ist.“

„Keine Sorge“, warf Draco ein. „Ich lasse mich von jedem bezahlen, der dich länger als nötig anstarrt.“

Sirius lachte auf.

Minerva schien das nicht sehr witzig zu finden.

„Wir könnten es spenden“, sagte Draco mit einem Ausdruck kühler Höflichkeit, die sehr geübt aussah. Sirius konnte sich gut vorstellen, dass die meisten Professoren ihn hier zu Gesicht bekommen hatten. „Sie würden nichts dagegen haben, Professor.“

„Du weißt wohl nicht, wie viele von unseren freiwilligen Helfern nur jeden Tag aufgetaucht sind um einen Blick auf dich oder vielleicht sogar Potter zu werfen“, sagte Minerva.

„Das ist ein bescheuerter Grund“, sagte Sirius. „Wer sollte denn meinetwegen hier auftauchen?“

„Mir würden da ein oder zwei einfallen“, sagte Draco und schien sich einige aus der Menge herauszupicken, deren Gesichter Sirius nichts sagten. „Die haben dich immer wieder zum Essen eingeladen, zum Beispiel.“

Sirius schnaubte. „Ich erinnere mich. Sie hätten sich was Besonderes zum Essen verdient, ja.“

Draco lächelte, als hätte Sirius ihm versprochen sie in Frösche zu verwandeln und sie mit einem Löffel ihres eigenen Schleims zu füttern für jeden abfälligen Blick oder Bemerkung, der in seine Richtung gekommen war. Vielleicht dachte er kurz darüber nach das wirklich zu tun…

Minerva hob warnend eine Zeigefinger. „Ich kann dich nicht mehr Nachsitzen lassen, Sirius, aber wenn du diesen Moment für einen schlechten Scherz benutzt, der das Ansehen von Hogwarts in irgendeiner Weise wackeln lässt, werde ich einen Weg finden dich einen Aufsatz schreiben zu lassen. Mindestens. Jetzt komm.“ Sie scheuchte Sirius vorwärts.

„Was, jetzt?“

„Jetzt, ja“, sagte Minerva. „Mr. Malfoy wird dir sicher nicht weglaufen.“

Draco hob die Hand und winkte. „Viel Glück.“ Er grinste fast heimtückisch. „Wir sehen uns beim Feuerwerk. Das will ich nicht verpassen.“

Minerva schaute Sirius scharf über ihre Brillengläser an. „Ich werde das Feuerwerk gleich überprüfen.“

Sirius riss beide Hände in die Luft. „Ich habe nichts getan. Ernsthaft! Ich bin so unschuldig wie ein frisch geschlüpfter Drache.“

Minerva wuchtelte ungeduldig mit ihrem Zauberstab in die Richtung der Bühne, die am Ende der Halle statt dem Lehrertisch aufgebaut worden war. Sie beherbergte gerade noch die Band, die aufgehört hatte zu spielen und sich jetzt hungrig auf das Büffet stürzte. Kingsley kletterte auf die Bühne, während Percy Weasley am Rand jeden Fluchtweg abschnitt. Sein roter Haarschopf war alleine und schaute sich nach Gesellschaft um.

Sirius griff blitzschnell hinter sich, fand Dracos Arm und zog ihn daran mit sich. Draco stolperte an seine Seite, schaute ihn entgeistert und gleichzeitig warnend an.

„Du wirst wohl neben mir am Rand stehen und interessiert gucken können“, murmelte Sirius.

„Da kennst du mich aber schnell“, gab Draco murrend zurück.

Sirius grinste ihn an. Er hielt Draco dicht bei sich und schlängelte sich hinter Minerva zum Rand der Halle. Abseits vom Menschengedränge kamen sie der Bühne schnell näher. Kingsley lächelte auf ihn herunter, als sie neben Percy stehenblieben, und lenkte damit die Aufmerksamkeit der Halle gewollt auf ihn. Sirius merkte die Blicke in seinem Nacken und seufzte leise. Er unterstützte Kingsley gerne, lieber als jeden anderen Kandidaten für den Posten, aber das Maskottchen für ausgerechnet dieses Ministerium zu geben, stieß ihm sehr bitter auf.

Sirius ließ Draco los, woraufhin der dichter an seine Seite kam. Als Sirius ihn ansah, entdeckte er ein Grinsen voller hemmungsloser Schadenfreude und einen sehr konträren Rotschimmer auf den Wangen. Sirius linste über die Schulter.

Hundert Augenpaare starrten ihn erwartungsvoll an, manche sogar glühend, als wäre er der Leadsänger der Schwestern des Schicksals – oder wie der Quibbler behaupten würde, Stubby Boardman.

„Manchmal vergesse ich wie beliebt du bist“, murmelte Draco.

„Gruselig“, raunte Sirius. „Vor ein paar Monaten hätten die meisten mich noch den Dementoren zum Fraß vorgeworfen.“

„Die lasse ich alle nicht unter einer Galleone weg, keine Sorge“, sagte Draco.

Kingsley räusperte sich. Die Augenpaare schwenkten zu ihm auf die Bühne.

„Guten Abend zusammen“, sagte er mit etwas rauerer Stimme als man von ihm gewohnt war. „Ich weiß, dass die meisten hier sind um zu feiern und sich zu amüsieren, und nicht um sich langatmige Reden anzuhören. Aber solange die Band sich eine Pause gönnt, möchte ich die Gelegenheit nutzen um ein paar Worte zu sagen.“ Er nickte zum Büffet, wo der Drummer gerade wie ein Oktopus mit beiden Armen in zwei verschiedenen Schüsseln zu Gange war. Er hielt ertappt inne und grinste verlegen.

Kingsley hatte trotzdem den Großteil der Aufmerksamkeit für sich behalten. Sirius konnte sich erinnern, dass weder er noch James jemals so neugierig zu Dumbledore geschaut hatten, als er am Anfang des Jahres seine Rede gehalten hatte, wie die meisten Menschen in diesem Raum gerade. Remus vielleicht. Aber der Mond war zu voll, als dass Remus hier sein könnte um Kingsley jetzt wie ein braver Musterschüler anzuhimmeln. Sirius warf Draco einen Seitenblick zu, der mit einem Schmunzeln belohnt wurde.

„Ich bin froh, dass so viele heute gekommen sind“, begann Kingsley. „Sehr froh, dass so viele sich in den letzten fast fünf Monaten bemüht haben zu helfen. Es gibt niemandem in diesem Raum, oder diesem Schloss, der in den letzten Jahren nicht etwas Schreckliches erlebt hat. Es ist vorbildlich, dass viele von euch trotzdem die Zeit gefunden haben etwas zu tun und zu helfen, wo es nötig ist. Hogwarts war für viele von uns ein zu Hause, ein sicherer Ort, der unangetastet außerhalb der Realität zu liegen schien.“

Kingsley seufzte. Dann winkte er ab, bevor er anfing zu persönlich zu werden. „Voldemort wollte das ändern. Er dachte, er könnte derjenige sein, der zerstört, was wir uns aufgebaut haben. Er hat uns dabei viel weggenommen, vielen von euch sogar jemanden, aber das soll uns nicht wie eine traurige Ruine zurücklassen. Dass ihr es in fast fünf Monaten geschafft habt Hogwarts für die nächste Generation wieder aufzubauen ist ein Symbol dafür, dass wir uns nicht unterkriegen lassen. Ihr habt zusammengehalten, euch die Hände schmutzig gemacht, lange und hart gearbeitet. Ihr solltet stolz auf euch sein. Ich weiß, dass es nicht viel sagt, aber ich bin stolz, dass wir das hier zusammen hingekriegt haben. Ich verspreche euch, dass ich ebenfalls mein Bestes geben werde, damit wir wieder aufbauen, was uns genommen wurde, und wieder zusammenfindet, was entzweit wurde. Es gibt noch eine Menge zu tun, aber wenn wir alle unser Bestes geben, können wir auch das schaffen.“

Von irgendwo fiel ihm ein einsames, sehr enthusiastisches Klatschen ins Wort. Sirius entdeckte die kleine Greengrass, die versuchte sich vor der plötzlichen Aufmerksamkeit hinter ihrer Schwester zu verstecken.

Sirius schmunzelte in ihre Richtung und schaute zurück. Draco hatte den Blick auf den Boden gerichtet.

„So viel dazu“, sagte Kingsley milde amüsiert. „Das Büffet wartet, die Band hat noch ein paar Songs im Repertoire und Professor Flitwick hat ein Feuerwerk vorbereitet, um die Wiederaufbauarbeiten gebührend zu feiern. In einer Stunde unten am See für jeden, der Lust hat. Bitte, nutzt den Abend um euch einfach mal wieder zu amüsieren.“

Wieder hallte Applaus auf. Percy Weasley schlug wild in die Hände, und diesmal stimmte Minerva etwas reservierter mit ein. Der Rest der Halle folgte und Kingsley verbeugte sich halb, bevor er von der Bühne hastete. Er kam sofort in Sirius‘ Richtung, als würde er die restlichen Aufmerksamkeit ausnutzen wollen, damit man sie ja zusammen sah.

Sirius schaute ihn dafür strafend an. „Nette Rede, Minister.“

„Ich bin mir nicht sicher, ob du das ernstmeinst, Sirius, aber danke“, sagte Kingsley. Er lächelte Draco an, als er ihn entdeckte. „Schön, dass du geblieben bist, Draco. Du hast dir diesen Abend genauso verdient wie alle anderen.“

Draco lächelte steif, dieselbe kühle Höflichkeit in den Augen wie bei Minerva. Er schien eine Menge darauf antworten zu wollen, aber dafür hätte Kingsley wohl kein Minister sein dürfen.

„Ich hoffe, es hat dir irgendwas gebracht, dass ich hier rumgestanden hab“, sagte Sirius. „Weil ich es nicht glauben kann.“

„Politik“, sagte Kingsley, als würde das alles erklären. „Das Ministerium hat sehr an seinem Image eingebüßt. Es ist wichtig, dass wir den Menschen zeigen, dass wir wieder auf einem besseren Weg sind. Du hättest mir den Gefallen tun ab und zu nicken können.“

„Mach das nicht, Kingsley“, sagte Sirius. „Fudge war schon keine gute Marionette, Scrimgeour ist daran gescheitert, und Voldemorts Marionette hat von Anfang an niemand ernstgenommen.“

„Sirius, ich mache nichts, von dem ich nicht überzeugt bin. Da kannst du dir sicher sein“, sagte Kingsley und legte eine Hand beruhigend auf Sirius‘ Schulter. Er nahm sie nicht wieder runter. „Hast du kurz einen Moment für mich?“ Er nickte an den Rand der Bühne.

„Geh nur“, sagte Draco, als Sirius ihn mit sich ziehen wollte. Anscheinend hatte Kingsley ‚alleine‘ gemeint. „Ich… schaue mir die Band an.“ Er tat genau das sehr skeptisch, wofür Sirius ihm lächelnd gegen die Schulter stupste. Draco wischte seine Hand weg, schien sich dabei aber ein Lächeln zu verkneifen. Sirius musste es sich entgehen lassen und folgte Kingsley an den Bühnenrand.

Die Musik, eine Mischung aus Dudelsack und Gekreische, schlug ihnen hier nicht direkt entgegen. Man konnte sich sehr gut verstehen. Sirius schaute über die Schulter zurück zu Draco, der die Band ins Auge gefasst hatte, als würde er sie mit seinem Blick dazu bringen wollen sich zu verspielen.

„Wie geht es ihm?“, fragte Kingsley.

„Er schlägt sich wacker.“ Sirius wandte sich wieder dem Minister zu. „Der Prophet hat es so ausgelegt, als hätte er seinen Vater loswerden wollen. Erst mit vergiftetem Wein, dann mit verzwickten Familienintrigen. Aber darüber, dass er mir das Leben gerettet hat – zweimal – verliert niemand ein Wort. Wenn ich herausfinde, wer ihnen die ganzen Informationen zugesteckt hat –“

Kingsley stoppte ihn mit einer Handbewegung. „Lass mich besser nicht hören, was du dann vorhast, Sirius.“

„Ich würde gar nichts sagen, wenn sie so über Lucius schreiben würden.“

Kingsley seufzte auf. „Darüber wollte ich eigentlich reden.“

„Sollte Draco dann nicht dabei sein? Soll ich ihn schnell holen?“ Sirius hatte sich schon halb nach Draco umgedreht, der an der Bühne stand und nur darauf gewartet zu haben schien, dass Sirius ihn anschaute, aber Kingsley hielt ihn zurück.

„Warte noch.“

Sirius lächelte Draco kurz entschuldigend zu, kassierte einen fragenden Blick, und drehte sich wieder zu Kingsley um.

„Wir haben ein Datum für die Verhandlung vor dem Zaubergamot“, sagte Kingsley. „Aber es sieht nicht gut aus. Lucius hat sich keine Freunde gemacht und viele sind sauer, dass er das letzte Mal davon gekommen ist. Am Tagespropheten ist es dir vielleicht schon aufgefallen, aber die Menschen wollen gerade sehr gerne einen Malfoy an den Pranger stellen.“

„Was ist mit Bellatrix?“

„Ihre Verhandlung steht, und ich kann dir versichern, dass sie nicht nötig wäre. Sie wird Askaban an dem Tag das letzte Mal verlassen“, sagte Kingsley.

„Askaban ist nicht mehr so sicher, wie es mal war. Und selbst da gab es ein paar Schwunde“, sagte Sirius.

Kingsley wollte ihm da nicht zustimmen, hatte aber keine Wahl als steif zu nicken. „Wir geben unser Bestes.“

„Dieses ominöse Wir ist schön und gut, aber wieso konntest du das nicht vor Draco sagen?“, fragte Sirius. „Ja, die Sache mit Lucius liegt ihm schwer im Magen. Ich meine, er hat immer noch sowas wie Respekt für ihn. Keine Ahnung, wie Lucius das in irgendjemandem auslösen konnte.“ Sirius betonte seine Abneigung extra, und Draco hätte ihn dafür halbherzig zurechtgewiesen. „Aber er weiß was kommt und dass es nicht einfach wird.“

„Die Sache ist, dass wir für beide Fälle seine Aussagen brauchen, genauso wie die seiner Mutter und deiner, Sirius.“ Kingsley schien den kalten Brei langsam essen zu wollen. „Wenn du dich dem Ministerium gegenüber anders zu verpflichten hättest, würde das auch einen anderen Eindruck machen. Besser oder schlechter, zumindest wäre es einen Versuch wert.“

„Welchen Versuch?“

„Ich will dich nochmal fragen, ob du in der Abteilung für magische Strafverfolgung anfangen willst“, rückte Kingsley endlich mit der – zugegeben enttäuschenden – Sprache heraus. „Wir sind unterbesetzt – extrem unterbesetzt – und ich kann nicht mehr mehrere Zaubertränke auf einmal brauen. Harry ist eine große Unterstützung und gute Werbung, aber viele gehen morgen zurück nach Hogwarts und ich bin absolut für eine abgeschlossene Ausbildung.“

„Du weißt, dass ich kein Training als Auror hab? Ich erinnere mich wage, dass ich das vier oder fünf Mal erwähnt habe.“

„Du würdest keins brauchen, Sirius. Du könntest gleich anfangen.“

„Wer hat dich auf die Idee gebracht, ich könnte das?“

„Du“, sagte Kingsley, als hätte Sirius seine Bewerbung bei ihm eingereicht und jeden Tag eine Eule zum Nerven nachgeschickt. „Du hast das sehr gut gemacht in den letzten Monaten. Ich war zumindest dankbar für deine Hilfe, auch wenn es nur sporadisch war. Ich meine, du warst unsere einzige Chance sich in Malfoy Manor umzusehen, und ich bin sehr froh, dass du meiner Bitte nachgekommen bist und es getan hast. Niemand sonst hätte das so hinbekommen wie du.“

Sirius hob sofort abwehrend beide Hände. „Ich hab mich nicht umgesehen.“

„Williamson hat mir erzählt, dass du dich immer wieder umgesehen hättest. In den Gärten, zum Beispiel. Im Nachhinein finde ich, dass wir uns alle genauer hätten umsehen sollen. Dann hätten wir Bellatrix gefunden“, sagte Kingsley.

Sirius schüttelte hastig den Kopf.

„Hat er das gesagt, ja?“, kam Dracos Stimme von hinten.

Sirius drehte sich zu ihm um. Ein abfälliges Lachen blieb ihm in der Kehle stecken, als ihm das Misstrauen aus Dracos grauen Augen wie kahler Stein entgegen schlug. „Nein… Ich meine… anscheinend.“

„Okay“, sagte Draco. „Und ich dachte, ich wäre derjenige mit einem Motiv gewesen.“

„Warte kurz“, bat Sirius und wandte sich Kingsley zu, verkrampft bis in die Fingerspitzen. „Nein“, sagte er sehr entschieden. „Ich will kein Auror sein, und ich will nicht für das Ministerium arbeiten, das mir ein Drittel meines Lebens schuldet. Selbst dann nicht, wenn du den letzten korrupten Arsch rauswirfst, der Angst hat, Lucius Malfoy könnte ihn auffliegen lassen. Und ich hoffe sehr für dich, dass du das gerade nicht mit Absicht gesagt hast, während er hinter mir stand, damit du sichergehen kannst, dass ich bei irgendeiner schon entschiedenen Verhandlung nicht parteiisch sein werde. Ich bin der Letzte, der Lucius Malfoy kein weiteres Jahr in Askaban gönnen würde.“

Kingsley versuchte seinem Blick auszuweichen. Sirius machte es ihm leichter und drehte sich um, nur um enttäuscht zu werden. Er wusste nicht, ob er wirklich erwartet hatte, dass Draco brav auf ihn warten würde.


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