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Spinning Hearts - Prioritäten

von Dr. S

Taumelnd fiel Draco in den anschließenden Raum, dicht gefolgt vom Feuer. Er drehte sich stolpernd um und starrte in die blendenden Flammen, die aus dem Esszimmer schlugen und auf der Suche nach mehr Nahrung durch den Türrahmen krochen. Sirius ließ auf sich warten. Er kam nicht.

Draco rührte sich nicht. Die Hitze schien ihm jedes Haar wegzubrennen, aber er rührte sich nicht. Er sollte laufen und draußen im kühlen Regen warten. Sirius hatte ihm den Schubs nicht gegeben, damit er hier verbrannte, sondern weil er ein verdammter, heroischer Gryffindor war – und die kamen immer heil davon.

Draco umklammerte seinen Zauberstab fester. Wieso hatte er schon wieder nicht einfach getan, was er tun musste?

Seine Beine, sein Gesicht, jeder Muskel in seinem Körper pochte vor Schmerz. Er konnte nur auf einem Auge richtig sehen, das andere erlaubte ihm eine rötlich verschwommene Sicht auf das Feuer, das sich aus dem Esszimmer zu ihm vorarbeitete.

Dann krachte es. Ein gewaltiges Beben erschütterte den Boden und warf Draco aus dem Gleichgewicht. Er stützte sich an einer Kommode ab und knickte trotzdem ein.

„Sirius?“, rief er gegen das Knistern der Flammen an und wartete bis in jeden schmerzenden Muskel gespannt auf eine Antwort.

Jemand packte ihn von hinten an der Schulter. Draco fuhr erschrocken herum und stieß seinen Zauberstab fast in Williamsons Gesicht. Der Auror wich vor ihm zurück, beide Hände gehoben, als würde ihn das vor einem Fluch schützen. Er war komplett von Ruß bedeckt und hinkte schlimmer als Bellatrix. Blut lief aus seiner schiefen Nase – Draco konnte sich nicht erinnern, dass er im Gesicht verletzt gewesen war.

„Wie sind Sie hier reingekommen?“, zischte er Williamson an.

Williamson zeigte auf die Terrassentür in seinem Rücken, die offen stand und den Regen hereinströmen ließ. „Außenrum. Hat eine Weile gedauert mit dem Bein. Black wollte dich suchen gehen.“

„Er hat mich gefunden“, presste Draco hervor. „Er ist noch da drin.“ Er schaute Williamson erwartungsvoll an. „Mit meiner Tante.“

Williamson packte ihn am Arm. „Wir gehen.“

„Was?“ Draco riss sich los und fiel haltlos zurück gegen die Kommode. „Sie müssen ihn holen gehen. Er wurde entwaffnet und hat keinen Zauberstab!“

„Muss man euch beiden auf die Nase binden, dass das verdammtes Dämonsfeuer ist? Ich geh da nicht wieder rein. Du kommst jetzt mit mir.“

„Aber Sie sind Auror“, sagte Draco entgeistert.

„Ich bin nicht lebensmüde. Komm jetzt.“

Draco richtete seinen Zauberstab auf Williamson, als der die Hand nach ihm ausstreckte. Erneut ging ein Rumpeln durch das Haus, als würde ein Riese an den Wänden ruckeln. Williamson hatte Probleme sich aufrechtzuhalten, aber war noch lange nicht so wackelig auf den Beinen wie Draco.

Er sollte gehen. Das Haus stand in Flammen und Bellatrix konnte sie nicht so gut kontrollieren, wie sie glaubte. Er würde verbrennen, wenn er hierblieb. Sirius hatte ihn nicht deswegen vorgeschickt, damit er hierblieb und verbrannte.

Ein hoher, schriller Schrei kam aus den Flammen. Draco zuckte in Richtung Tür vor, aber die Flammen schlugen wie Arme daraus hervor und drängten ihn zurück.

„Sie müssen doch irgendwas tun“, murmelte er, aber Williamson sagte nichts, schlurfte hinkend zurück zur Tür. Sein Blick erklärte Draco für wahnsinnig, dass er ihm nicht folgte. „Sie müssen was tun, das ist Ihr verdammter Job“, fuhr Draco ihn an.

Williamson hustete gegen den Rauch an, der in das Zimmer gezogen war, und stützte sich an der offenen Terrassentür ab. Die Flammen spiegelten sich in seinen leeren Augen. Er machte das Richtige und verschwand.

„Das hier ist alles Ihre Schuld“, zischte Draco. „Sie inkompetenter Bastard machen jetzt verdammt nochmal Ihren Job und helfen ihm!“

Ein ohrenbetäubender Knall ging durch das Haus und erschütterte die standfesten Wände. Draco wurde von einem unsichtbaren Schlag nach vorne gestoßen und landete mit dem Gesicht voraus auf dem Boden. Jeder Schnitt in seinen Wangen pulsierte schmerzhaft auf. Er klammerte sich an seinem Zauberstab fest und lauschte vollkommen erstarrt dem Schrei, der aus den Flammen kam.

Williamson huschte durch die Tür in den abkühlenden Regen.

Draco stemmte sich ächzend hoch und starrte ins Feuer hinein. Es hatte den Weg aus dem Esszimmer gefunden und stürzte sich gierig auf die Kommode, an der er sich eben noch festgeklammert hatte.

„Sirius?!“ Er atmete Rauch ein, der sofort seine Lungen umschlang und ihn krächzend husten ließ. Draco näherte sich dem Türrahmen. Er zog sich die Ärmel weit über die Hände und schirmte sich gegen die Hitze ab, die sofort durch jede Lage Stoff drang. Er hatte das Gefühl seine Haut würde ihm weggebrannt werden, als er sich weiter vorlehnte. Das Feuer leuchtete so hell, dass er kaum zwei Meter weit sehen konnte. Sein linkes Auge schmerzte und pochte fast so schnell wie sein Herz.

Er entdeckte das Loch im Boden und hörte die Schreie seiner Tante daraus kommen. Wütend und voller Hysterie.

„Sirius?!“, rief Draco lauter, aber wieder bekam er keine Antwort. Dann machte er auf der Stelle kehrt und lief vom Feuer weg.

Sirius konnte auf sich aufpassen. Er spielte gerne den Helden, deswegen hatte er Draco überhaupt weggestoßen. Da war nichts Selbstloses dran gewesen. Er spielte nur gerne den Helden.

Draco lief humpelnd an Williamson und der Tür vorbei und bog um die Ecke. Jeder seiner Schritte schmerzte, als würde er auf scharfen Glassplittern laufen, als würde jemand gleichzeitig Nadeln in seine Oberschenkel stecken. Er bog schlitternd ab und taumelte in den schmalen Korridor, der herunter zur Eingangshalle führte. Mehrere Türen zweigten ab. Er stieß die nächstgelegene auf und die wallende Hitze schlug ihm entgegen. Rauch quoll in dichten Wolken durch die ersehnte Öffnung.

Draco hustete in seinen Ellenbogen, hinter dem er versuchte sich davor zu schützen, und stieg die schmale Treppe herunter in die Küche.

Es war eine dumme Idee, so eine verdammt dumme Idee. Er könnte ganz einfach gehen, Malfoy Manor brennen lassen und riskieren morgen in einer Welt aufzuwachen, in der Sirius nur Asche war. Und was dann? Draco wurde eiskalt selbst in der Hitze und er schüttelte den Kopf. Wenn Sirius starb, in seinem Haus starb, dann würde Potter und der ganze Rest der Zauberergemeinschaft ihn dafür verantwortlich machen. Daran hatte Sirius natürlich keinen Gedanken verschwendet. Der Idiot würde es auch noch gut finden hier draufzugehen. Jede Faser seines Seins schrie nach einem heroischen Abgang, das hatte Draco oft genug in seinen Augen gesehen, und dabei verschwendete Sirius keinen Gedanken an ihn. Als würde er wollen, dass Draco ihn noch mehr hasste als sowieso schon.

Draco wischte den Rauch mit dem Zauberstab zur Seite und lief in die Küche. Das Feuer hatte sich durch das Loch in der Decke hinunterfallen lassen und den langen Holztisch, der mit dem im Esszimmer identisch war, angefangen zu verschlingen. Es verteilte sich bereits auf die Schrankwände und suchte die letzten Kohlen im Ofen. Trümmer aus Stein und Holz lagen am Tischende in einem chaotischen Haufen, der sich fast bis zur eingebrochenen Decke türmte und den Rest des Raumes begrub.

Er wollte nach Sirius rufen, biss sich aber auf die Lippen. Wenn er Pech hatte, und das schien in letzter Zeit wahrscheinlicher zu sein, machte er nur seine Tante auf sich aufmerksam. Er könnte ihr in den Rücken schießen und sie so ausschalten, aber von Angesicht zu Angesicht waren seine Chancen Flubberwurm-groß.

Draco arbeitete sich langsam vor. Feuer regnete aus dem Loch auf ihn herunter, krallte sich sofort an Schränke und den Tisch, wo es sich gierig ausbreitete. Draco atmete immer wieder zu viel Rauch ein und musste ein Husten unterdrücken, das sich daran machte seine Kehle aufzukratzen. Brandlöcher prangten in den Küchenschränken; Feuer konnte nicht so perfekt runde Dellen hinterlassen. Draco sah die Flüche förmlich hin- und herfliegen – und er wusste, dass Sirius keinen Zauberstab gehabt hatte.

Etwas hustete in der Ecke. Draco fuhr mit gehobenem Zauberstab herum, sah aber niemanden. Das Husten ertönte erneut. Es kam aus einem der Schränke. Draco öffnete ihn und offenbarte Taffy, den Hauselfen. Zusammengekugelt lag er in einem Nest aus Handtuchdecken und schluchzte leise vor sich hin.

„Taffy?“

Der Hauself fuhr herum. Seine blutunterlaufenen Augen fingen an beim Anblick der Flammen zu tränen. „Master Draco. Das Haus –“

„Brennt, ja. Das hab ich gemerkt“, zischte Draco. „Komm da raus und verschwinde.“

„Nein!“, kreischte Taffy aus und sprang aus seiner Kajüte, klammerte sich an Dracos Bein. Seine Finger waren wie Messer in Dracos Muskeln. Er keuchte gequält auf und stieß den Hauselfen weg. „Taffy macht es nie wieder, Master Draco. Bitte, schicken Sie Taffy nicht fort.“

„Ich meine nur aus dem Haus“, sagte Draco. „Sammel die anderen Hauselfen ein und bring sie hier raus, bevor sie durchgebraten werden.“

Taffy starrte ihn ungläubig an. „Was ist mit Master Draco?“

„Hast du Sirius Black gesehen?“, fragte Draco ungeduldig.

Taffy schüttelte den Kopf. „Taffy hat niemanden gesehen, nur gehört. Taffy hat in seinem Bett geschlafen und sich geschämt, wie es sich gehört, als plötzlich alles gewackelt hat. Da waren Schreie und Flüche, dann ist alles zerbrochen. Oh, der Meister wird Taffy zwingen sich zu bügeln… Oje, oje…“

Draco hörte wie die Decke über ihm knarzte und unter den Flammen oben ächzte, als würde sie jeden Moment ganz herunterstürzen. Die Hitze stieg bis ins Unerträgliche an. „Gut, dann geh jetzt und mach, was ich dir gesagt habe.“

Taffy nickte und wackelte davon, als wäre er betrunken. Shaklebolts Beruhigungstrank schien keine Hauselfendosis gewesen zu sein. In dem Zustand war der Elf zu nichts zu gebrauchen. Kein Hauself war zu irgendwas zu gebrauchen.

Draco hielt seinen Zauberstab höher und erreichte den großen Trümmerhaufen. Holz und Steine bildeten den Haufen und das Feuer kletterte bereits in jede Furche. Ein Spalt stand zwischen dem Haufen und den Schränken, gerade groß genug, dass er sich hindurchquetschen konnte. Draco tat trotz besserem Wissen genau das. Als er die Brust einzog, um sich dünner zu machen, brach das Husten aus ihm heraus. Er atmete mehr Rauch ein, als er erschrocken Luft holte, und fiel wenig elegant aus dem Spalt.

Sofort fiel ihm die Gestalt beim Trümmerhaufen auf. Sirius lag halb darunter begraben auf dem Boden, die Hand von sich gestreckt und Zentimeter von einem angeknacksten Zauberstab entfernt. Sein Ärmel war komplett weggebrannt, wie eben schon, aber erst jetzt sah Draco dass das Feuer sich tief in seine Haut und darunter gefressen hatte. Blut und Wundflüssigkeit perlten sich auf dem verbrannten Fleisch.

„Sirius?“ Draco fiel neben ihm auf die Knie.

Sirius drehte den Kopf in seine Richtung. Fäden aus Blut rannen von seinem Haaransatz über seine Stirn und das ganze Gesicht. Ein Fluch oder der Aufprall, als er durch die Decke gestürzt war, mussten ihn dort erwischt haben. Er blinzelte etwas verzögert, als hätte er Probleme das Bewusstsein zu behalten und sträubte sich natürlich dagegen, stur wie er war.

„Alles okay?“, fragte Draco.

„Jaah, ich dachte, das hier wäre der perfekte Ort für ein Nickerchen“, gab Sirius mit rauem Sarkasmus zurück.

Draco verdrehte die Augen. Er folgte Sirius‘ Rücken zu seiner Hüfte und den Beinen. Das Rechte war komplett verschwunden. Draco musste sein gesundes Auge zusammenkneifen um zu erkennen, dass es unter den Trümmern begraben lag. Es war noch dran. Er konnte das hinkriegen.

„Hab ich dir nicht gesagt, du sollst gehen?“, fragte Sirius. „Du bist wie ein verdammter Bumerang, weißt du das?“

„Das hab ich mir von dem abgeschaut, der immer durch mein Fenster fliegt“, erwiderte Draco.

Sirius brachte ein schiefes Grinsen zustande.

„Hast du sie erledigt?“, fragte Draco. Er nahm den Zauberstab, den Bellatrix eben noch in der Hand gehabt hatte, aber er war bis auf den Kern durchgebrochen. Ron Weasley hatte ihm gezeigt, dass man sich auf einen zerbrochenen Zauberstab nicht verlassen sollte, außer man aß gerne Schnecken.

„Weiß man das bei einer Kakerlake so genau? Wer weiß, ob sie noch einen Zauberstab im Strumpfband versteckt hat“, sagte Sirius. Er atmete schwerer als normal und hustete immer wieder gegen den Rauch an. „Kannst du mir hier raushelfen?“

„Moment.“ Draco richtete den Zauberstab auf die Trümmer. Nach Monaten in Hogwarts‘ siebtem Korridor konnte er in ein paar schnellen Bewegungen die Trümmer beiseite räumen, ohne dass dabei alles in sich zusammenstürzte. Er hörte das Feuer näherkommen, aber keine hysterischen Schreie mehr.

Sirius biss die Zähne aufeinander und einen Schmerzensschrei zurück, als Draco einen großen Stein von seiner Wade hievte. Blut blieb an dem Stein zurück, den Draco achtlos in die Ecke warf. Er schaute wieder auf Sirius‘ Bein. Draco musste schlucken. Der Knochen war durchgebrochen und stand in einem unnatürlichen Winkel aus dem zerrissenen Fleisch.

Sirius versuchte sich umzudrehen; der Schmerz stand ihm ins Gesicht geschrieben.

„Warte, warte… Das krieg ich schon hin“, murmelte Draco. „Nur ein gebrochener Knochen. Das krieg ich schon hin.“

„Ich weiß“, sagte Sirius, und klang dabei, als wäre der Draco der mit dem beinahe abfallenden Bein, der beruhigt werden musste. „Du bist nicht dein Vater. Den würde ich da nicht ranlassen.“

Draco grinste schief. Er kroch vorwärts, näher an den Trümmerhaufen, der mittlerweile durchzogen von hungrigen Flammen war. Mit dem Zauberstab berührte er den gebrochenen Knochen. „Episkey.“

Sirius schrie dumpf auf. Er hatte sich die Hand gegen den Mund gepresst, um jeden möglichen Laut zu unterdrücken. „Argh, Fudge“, presste er heraus.

Draco zeigte ihm eine hochgezogene Augenbraue, was Sirius wieder grinsen ließ. „Schon gut.“ Draco legte die Hand auf seinen Rücken. Risse zogen sich durch sein Hemd, Ruß und Blut hatten das Weiß fast vollständig gelöscht. „Wir müssen hier raus.“

„Du hättest… gar nicht kommen sollen“, keuchte Sirius. Schweiß perlte sich neben den Blutstriemen auf seiner Stirn.

„Du bist froh, dass ich hier bin. Also Fudge dich“, gab Draco zurück.

Sirius‘ Grinsen zitterte, stand ihm aber selbst jetzt. „Ich glaub, du musst mir hochhelfen. Du weißt, wie schwer ich hochkomme, wenn ich ein Nickerchen gemacht hab.“ Er atmete die Worte mehr, als dass er sie sprach. Sein scherzhafter Ton verlor sich fast.

Draco wollte wieder an seine Seite kriechen, als ihn etwas am Knöchel packte. Er fuhr herum, verschluckte sich an einem Keuchen und starrte auf krumme Finger, die sich um seinen Knöchel geschlungen hatten. Seine Tante streckte den Arm aus den Trümmern, wo Draco genug Platz für ihren Oberkörper geschaffen hatte. Sie zog sich vorwärts, stieß ein schweres Ächzen aus, kam aber anscheinend nicht voran.

Instinktiv trat Draco sich los. Bellatrix schrie auf, als sein Fuß sie an der Schulter traf.

Draco packte Sirius an der Schulter, um ihn hochzuziehen.

„Warte“, krächzte Bellatrix. „Draco, warte. Du kannst mich doch nicht hier lassen. Hilf mir, Draco. Hilf mir hier raus.“

„Bleib weg von ihm“, knurrte Sirius und stemmte sich mit zitternden Armen hoch. Bellatrix versuchte sich jetzt an seinem Bein festzuhalten, aber Sirius zog es weg.

„Draco.“ Bellatrix zischte seinen Namen mehr, als auch nur ansatzweise zu flehen. „Ich bin deine Tante, hast du das vergessen? Deine Tante, die dir immer geholfen hat. Ich hab dir Okklumentik beigebracht, also glaub nicht, ich könnte nicht sehen, was du gerade denkst. Du willst mir helfen.“

„Du hältst jetzt deine verdammte – argh.“ Sirius presste sich eine Hand gegen die Rippen und drohte selbst sitzend umzukippen. Draco hielt ihn schnell fest, stützte ihn. Er hatte Sirius noch nie so zittern gespürt.

„Draco!“ Bellatrix‘ Stimme rutschte in hysterische Höhen. „Komm wieder her. Sofort. Was würde deine Mutter denken, wenn du mich hier sterben lässt? Sie ist meine Schwester. Sie liebt mich. Wenn du mich umbringst, Draco, wird sie dich nie wieder auch nur ansehen!“

Draco schaute auf Bellatrix herunter, die bis zu den Schultern in den Trümmern festhing. Das Feuer musste sie an den Füßen kitzeln.

„Ich bringe dich nicht um. Ich bin kein Mörder“, sagte Draco. „Ich hab einfach Prioritäten.“ Er zog Sirius‘ verbrannten Arm um seine Schultern und zog ihn daran auf beide Beine. Sirius knickte weg, als er das angeschlagene Bein belastete und sich losmachen wollte. Draco musste seinen Arm an Ort und Stelle festhalten. Er kreuzte Sirius‘ Blick, der die ganze Zeit versucht hatte seinen zu finden.

Bellatrix schrie sich die Seele aus dem Leib und hieb immer wieder mit geballten Fäusten auf den Boden, wie ein weinendes Baby.

„Draco“, raunte Sirius.

„Bringen wir dich hier raus.“ Draco stützte Sirius und schob ihn auf die Spalte neben den Trümmern zu, half ihm mühselig hindurch. Er hörte Bellatrix schreien und dann lachen. Sie lachte, wie sie es getan hatte, wenn sie Zauberer und Muggel gleichermaßen mit dem Cruciatus zum Zucken gebracht hatte; ungebändigt und voller Herablassung. Sie konnte nur ehrlich über Dracos Entscheidung lachen. Aber er bereute sie trotzdem nicht.

Draco quetschte sich hinter Sirius durch den Spalt und eilte wieder an seine Seite, zog Sirius‘ Arm erneut um sich. Er konterte den missbilligenden Blick und schlang auch den anderen Arm fest um Sirius‘ Hüfte. Etwas Nasses, Warmes presste sich gegen seine Handfläche.

Draco beugte sich vor und löste die Hand von Sirius‘ Seite. Sie war voller Blut. Seine roten Finger fingen an zu zittern, als das Blut sich mit aller Macht durch Sirius‘ Hemd pressen wollte.

„Sirius…“

„Nur ein abgeprallter Fluch“, sagte Sirius und grinste ihn an. Frisches Blut klebte an seinen Zähnen. Im Rauch und grellen Schein des Feuers von oben hatte Draco bisher kaum gesehen wie blass er wirklich war. „Letztes Mal sah ich schlimmer aus.“

„Ich kann mich nicht erinnern“, sagte Draco heiser.

„Willst du tauschen?“, fragte Sirius, wofür Draco ihn finster anschaute.

Die Decke ächzte wie ein hungriger Drache. Draco blickte gleichzeitig mit Sirius nach oben. Die Balken bogen sich unter dem Feuer, das inzwischen alles im Esszimmer heruntergerissen haben musste. Malfoy Manor stand seit Jahrhunderten; der Stein konnte Flammen standhalten, aber das Mobiliar und die empfindlichen magischen Gegenstände konnten das blitzschnell ändern. Wenn das Feuer die falsche Abzweigung nahm, explodierte am Ende alles.

Etwas krachte in sich zusammen. Brennendes Holz fiel durch das Loch in der Decke und verfehlte Draco nur knapp. Sirius zog ihn rechtzeitig zur Seite und rutschte dabei fast aus dem Gleichgewicht. Er hatte sichtlich Probleme sich alleine aufrechtzuhalten.

„Lass mich das ansehen“, verlangte Draco und zog Sirius‘ Hemd hoch. Die Wunde ging tief, als hätte jemand mit beiden Händen versucht ihn aufzureißen. Draco legte den Zauberstab darauf, murmelte einen Heilzauber, aber nichts passierte. Die Wunde schloss sich nicht.

„Was hat sie benutzt? Sectumsempra?“, fragte Draco.

„Non-verbal“, murmelte Sirius und schaute an sich selbst herunter. „Ew.“

Draco versuchte es mit dem Gegenzauber zu Professor Snapes Zauber, summte ihn leise vor sich hin. Sirius‘ Atmung beschleunigte sich, wurde ruckartiger. Dann stieß er einen scharfen Schrei zwischen die aufeinander gepressten Zähne. Der Zauber hatte nicht funktioniert. Im Gegenteil sogar: Die Wunde schien größer zu werden, fraß sich über Sirius‘ Haut.

„Ich brauche Zaubertränke“, murmelte Draco und schaute auf den nächstgelegenen Küchenschrank. Der mit den Zaubertrankzutaten war hinter dem Spalt. Wenn er schnell dorthin huschte –

Ein Ruck ging durch die Decke. Steine bröckelten herunter, vergrößerten das Loch in der Decke. Sirius hielt den Arm schützend über Dracos Kopf.

„Wir gehen“, sagte er scharf, aber angestrengt. „Ich krieg das schon hin.“

„Ich krieg das auch hin. Lass mich nur kurz –“

„Ich lass dich nicht wieder dahin. Und du braust mir jetzt keinen verdammten Trank. Wir bleiben zusammen“, sagte Sirius.

Draco schaute ihn an, während ihm ein grässliches Gefühl die Kehle zuschnürte. Dann nickte er und zog Sirius‘ Arm wieder um sich. Der Stein von oben hatte einen tiefen Schnitt in der verbrannten Haut hinterlassen.

„Komm schon“, befahl Draco und zwang Sirius vorwärts zu gehen. Er presste seine andere Hand fest gegen Sirius‘ Seite. Der Riss in Sirius‘ Hemd glitt so zur Seite, dass Draco die Finger direkt auf die Wunde pressen konnte und musste. Draco merkte, wie Sirius‘ Blut warm über seine Finger lief. Zu viel davon.

„Die Auroren holen sie hier raus“, murmelte Sirius.

„Meinst du? Ich hoffe, sie lassen sich Zeit.“ Draco führte Sirius zur Treppe, wo sie dicht zusammenrücken mussten. Langsam stiegen sie nach oben. Sirius konnte immer nur einen Fuß heben, und Draco merkte sein Gewicht doppelt und dreifach in jedem schmerzenden Muskel.

„Stein brennt nur sehr schwer, Draco“, sagte Sirius. Jedes Wort schien ihm schwerer als seine Schritte zu fallen. „So ein Haus brennt nicht so schnell ab.“

„Merlin sei Dank. Meine Eltern würden mich umbringen, wenn ich das Haus abfackele“, sagte Draco.

„Ich dachte, es wäre dir vielleicht lieber“, erwiderte Sirius. „Du hasst es hier.“

Draco schüttelte den Kopf, grinste aber schief und zeigte das Sirius. „Manchmal…“

Sie nahmen die letzte Stufe und schafften es in den Flur. Rauch und Hitze blieben. Das Feuer prasselte in einiger Entfernung weiter. Sie entfernten sich davon, als sie den Gang herunterliefen.

Sirius‘ Schritte schlurften über den Teppich. Er blutete darauf. Draco presste seine Hand so fest er konnte gegen die Wunde, aber immer wieder perlte das Blut über seine Finger. Mit jedem Schritt schien Sirius schwerer zu werden. Draco beugte sich unter seinem Gewicht, das schmerzhaft schwer auf seinen Muskeln lag. Er konnte nicht weit sehen. Auf seinem linken Auge verschwamm alles allmählich in pures Grau.

„Du gehst mir richtig unter die Haut“, raunte Sirius ihm ins Ohr.

Draco schnaubte auf. „Ich brauche nur… ein paar Zaubertränke. Oder wir bringen dich lieber gleich ins St. Mungo’s.“

„Ich hab lieber dich als Heiler als Roger nochmal“, sagte Sirius. Er schien reden zu wollen und Draco wollte seine Stimme hören, solange davon noch etwas übrig war.

„Was hat sie mit dir gemacht?“, fragte Draco.

„Schwarze Magie, schätze ich. Sie kennt zu viele Folterzauber. Wir sind gefallen. Sie hat mich am Kopf erwischt; ich weiß nicht mehr. Ich hab mich weggerollt und sie hat mir den Zauberstab einfach auf die Brust und die Rippen geschlagen. Hat verdammt wehgetan. Ich hab ihr den Zauberstab abnehmen können und… na ja…“ Sirius schluckte hörbar laut und musste schwer einatmen. „Keine Sorge. Ich hab nur eine Ausrede gebraucht, damit du mir an die Wäsche gehst.“

Draco stieß ein heiseres Glucksen aus. „Brauchst du dafür eine?“

„Ich dachte, du bist noch sauer auf mich.“ Sirius‘ Stimme war weg. Er presste jedes Wort in einem schweren Atemzug über die Lippen. Die Schmerzen hatten sich in tiefen Furchen auf sein Gesicht gegraben.

Draco schüttelte zittrig den Kopf.

„Da nagel ich dich drauf fest. Keine Entschuldigungen mehr von mir.“

Sie erreichten die Eingangshalle. Das Feuer hatte es nicht bis hierher geschafft und der Rauch verlor sich weit über ihnen unter der Decke. Ein schwaches Dämmerlicht fiel durch die Fenster neben der Haustür.

Sirius drehte den Kopf ruckartig zur Seite und hustete, dass es durch seinen ganzen Körper ging. Draco musste sich gegen den Schmerz in seinen Muskeln stemmen, um ihn festzuhalten. Als Sirius ihm bedeutete weiterzugehen sah Draco, wie er sich Blut von den Lippen wischte.

Draco versuchte seine Schritte zu beschleunigen, egal wie weh es tat, aber Sirius wurde nur schwerer. „Sirius?“

„Sorry.“ Er rollte den Kopf herum, bis er ihn auf Dracos Schulter abstützen konnte. Sein Atem ging schwer und jeder Zug traf heiß und schwer auf Dracos Haut.

Draco schlug die Tür mit seinem Zauberstab auf und schaffte Sirius über die Türschwelle, die doppelt so hoch wie sonst schien. Nieselregen fiel ihnen entgegen. Dichte, graue Wolken wölbten sich am Himmel und schluckten die ersten Sonnenstrahlen.

„Stell dich nicht so an, Sirius“, presste Draco schwer atmend hervor. Er merkte wie Sirius‘ Atem an seinem Hals schwächer wurden. „Rede mit mir. Du kannst doch sonst nie die Klappe halten.“

„Weißt du eigentlich, wie gut du riechst? Wie Regen“, murmelte Sirius gegen Dracos Ohr. „Regen unter Zitronenbäumen…“ Er schien das lustig zu finden und grinste gegen Dracos Hals.

„Es regnet nur wirklich“, sagte Draco. Er konnte das Tor sehen. Ein paar Schritte noch und sie konnten disapparieren. Er hatte keine Ahnung, was das bei Sirius in seinem Zustand anrichten würde. Und er wusste noch weniger, ob er es in seinem eigenen Zustand überhaupt schaffen würde. Erst jetzt merkte er, dass der Himmel gar nicht so grau war, wie er für ihn und sein verletztes Auge aussah.

„Auf der Flucht bin ich durch Italien auf dem Weg nach Afrika… und ich erinnere mich an den Regen und Zitronenbäume… erinnert mich an Freiheit…“

Wieso war diese Auffahrt so lang? Wieso musste er in so einem verdammt großen Haus wohnen? Wo war Williamson um zu helfen? Als hätte er das überhaupt hingekriegt… Draco verfluchte all die Schutzzauber, die die verdammten Auroren ausgelegt hatten und die es unmöglich machten vor dem Tor zu disapparieren.

„Ich sollte dich… mitnehmen… irgendwann…“

Draco nickte. „Ja, solltest du.“

Sirius machte ein zustimmendes Geräusch, das nicht einmal für ein Ja reichte.

Draco drückte seine Hand so fest er konnte gegen die Wunde, aber aus Sirius kam nicht einmal mehr ein Schmerzenslaut. „Sirius? Wir sind gleich da. Kannst du disapparieren?“

„Inzwischen, ja. Hab meine Nase mal verloren als ich vierzehn war… James sagte, ich seh… wie Voldemort aus…“

„Du wärst immer noch hübscher als dieser Apotheker“, sagte Draco. „Sag deinem Potter das.“

„Wenn ich ihn sehe“, murmelte Sirius. „Er fehlt mir…“

Draco wollte Sirius ansehen, aber der hatte den Kopf zu dicht an seinem liegen. „Sirius? Sirius, ich schwöre, wenn du mich hier alleine lässt, weil du wieder lieber einen Potter sehen willst, bring ich dich um.“

„Du würdest mir auch fehlen, Draco“, raunte Sirius ihm ins Ohr.

Draco merkte, wie das Feuer sich in seinem unverletzten Auge ausbreitete. Es brannte schrecklich und ließ das letzte Bisschen Sicht verschwimmen.

„S’tut mir leid“, krächzte Sirius. „Ich war dumm… sehr dumm…“

„Das musst du mir genauer erklären“, verlangte Draco und wartete auf eine Antwort. „Ich meine, du bist immer ein ziemlicher Idiot.“

Sirius‘ Kopf lag schwer auf seiner Schulter. Er schlurfte nicht einmal mehr. Draco musste ihn ziehen, schleppte ihn weiter zum Tor. Er war so schwer. Er war zu schwer.

Zwei Schritte vor dem Tor gaben Dracos Knie nach. Er sackte zusammen und Sirius rutschte neben ihm zu Boden, blieb einfach liegen. Auf den Knien rutschte Draco zu ihm und rollte ihn auf den Rücken. Der Kies blieb auf Sirius‘ verbrannten Armen hängen, mit denen er das Feuer vorhin erst noch von Draco ferngehalten hatte. Der weiße Staub haftete an dem Blutfleck an seiner Seite. Draco schob den Stoff fahrig aus dem Weg und blickte auf die Wunde, die inzwischen so tief ging, dass er die gebrochene Rippe darunter sehen konnte.

Draco hielt seinen Zauberstab dagegen und richtete den Knochen, sprach jeden Spruch, der ihm in den Sinn kam, aber die Wunde schien nur größer zu werden. Sie fraß sich tiefer und weiter in Sirius‘ Haut. Er brauchte Zaubertränke. Hilfe. Irgendwas.

Ein Knall hallte durch das Morgengrauen.

„Hey! Guten Morgen“, trällerte eine vertraute Stimme. „Und ich dachte, ich würde dich aus den Federn holen.“

Draco schaute auf und entdeckte Roger am Tor stehen. Er grinste bis über beide Ohren, was blitzartig einsackte, als er erst den Rauch aus dem Haus und dann das ganze Blut sah.

„Hilf mir“, presste Draco hervor. Heiße Tränen rollten über seine Wangen und er schluchzte erstickt auf. „Bitte.“

Roger rannte zu ihm rüber, während Draco die Hände in Sirius‘ Hemd verkrallte. Er beugte sich über Sirius und seine Tränen tropften vermischt mit dem Regen herunter. Draco presste das Gesicht gegen Sirius‘ Brust, bis er nur noch das warme Blut an seinen Wangen spürte und schluchzte härter auf, als er es sich im letzten Jahr erlaubt hatte.

Er fühlte nichts, kein Atmen, keinen energischen Herzschlag wie sonst, wenn er sich an Sirius lehnte. Er wollte das nicht. Er wollte morgen nicht in einer Welt ohne Sirius aufwachen.


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