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Spinning Hearts - Zugeschnappt

von Dr. S

Die Tür bog sich in ihrem Rahmen unter dem hämmernden Klopfen, als würde sie jeden Moment heraus- oder sogar entzweibrechen.

„Wer bei Merlins Bart ist da?“, schnauzte Draco. Sirius schob seine Hand auf Dracos Mund, kam aber zu spät um die letzten Worte zu stoppen. Das Klopfen verstummte sofort. Die Tür hing unbeschädigt und standhaft in den Angeln.

„Psychospielchen“, raunte Sirius.

„Was“, murmelte Draco in Sirius‘ Handfläche.

„Ich sehe nach.“ Sirius rutschte an ihm vorbei und lehnte sich über die Bettkante, holte seinen Zauberstab aus der Tasche seiner Hose, die auf dem Boden lag.

„Nein“, sagte Draco. „Du siehst nicht nach, wer meine Tür fast eintritt. Sowas belohnt man nicht mit Aufmerksamkeit.“

„Ich gehe nachsehen und nicht irgendwen hereinlassen“, flüsterte Sirius. Sein leiser Ton beruhigte Draco nicht, sondern löschte die Farbe aus seinem Gesicht.

„Warte.“ Draco hielt ihn mit einer Hand auf dem nackten Oberarm zurück. „Du hast was vergessen.“

Sirius folgte seinem Blick nach unten und räusperte sich. In einer schnellen Handbewegung, mit der er einen Schnatz hätte fangen können, schnappte er sich die Tagesdecke vom Fußende und warf sie sich wie einen Umhang um die Schultern. Dann hielt er sich den Zeigefinger vor die Lippen und huschte mit Dracos Blick im Rücken zur Tür.

Sirius stieß die Tür hart auf, ganz im Gegensatz zu seinen lockeren, lautlosen Schritten. Er lehnte sich auf den Flur heraus, schaute nach rechts und links, den Zauberstab bereit zum Schuss von sich gestreckt. Hinter sich hörte er kein Rascheln, nicht einmal ein Atmen aus Dracos Richtung.

Der Korridor lag rechts von ihm in tiefer Dunkelheit. Links stahl sich das Licht aus der Eingangshalle über das Geländer der Galerie am Ende des Korridors, brach an den Säulen und warf lange, tiefe Schatten über die alten Teppiche. Keiner davon lebendig. Sirius schaute noch einmal nach rechts, wo nur ein kurzer Weg zum Ende des Ganges und dem bodenlangen Fenster dort führte. Regen fiel immer wieder in langen Fäden gegen die Scheibe.

Sirius machte einen Schritt aus der Tür heraus.

„Sirius“, zischte Draco. Es war mehr Ärger als Panik in seiner Stimme; er klang, als würde er Sirius gleich ein Messer in den Rücken werfen, wenn er es wagte weiter zu gehen.

Sirius trat ganz auf den Flur, blieb aber im schwachen Licht der Schreibtischlampe. Der Flur verschwand komplett im Dunkeln, und trotz Zauberstab erleuchtete Sirius ihn nicht. Er wollte nicht unnötig Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sirius stützte sich am Türrahmen ab und lehnte sich vor, suchte in den Schatten nach irgendetwas, das lebte.

„Sirius.“ Dracos Stimme rutschte eine Oktave höher. Das kam schon näher an Panik heran. „Sirius, komm wieder her.“

Sirius zog die Tür hinter sich zu und kehrte zurück zum Bett, setzte sich zu Draco an die Kante. „Niemand“, sagte er im Flüsterton. „Nichts.“

Draco streckte die Hand nach ihm aus und strich mit dem Daumen über die Falte zwischen Sirius‘ Augenbrauen. „Wer auch? Wir sind alleine hier.“

Sirius sah, dass Draco sich mit der anderen Hand an der Bettdecke festgekrallt hatte. Er griff seine Finger, die steif in seinen liegenblieben. Er hatte es nicht so mit Händchenhalten. „Heißt das, das Haus will uns einen Schrecken einjagen?“

„Was willst du damit sagen?“

„Du hast das auch gehört und gesehen, Draco. Die Tür ist nicht von alleine fast aus den Angeln gebrochen. Das sind langweilige Psychospielchen.“

„Es gibt keine Geister in Malfoy Manor“, sagte Draco.

„Ein Poltergeist?“, fragte Sirius.

„Poltergeister manifestieren sich bei Unmengen von schlechten Einflüssen. Bei allem, was in den letzten Jahren hier passiert ist, würde mich das also nicht wundern“, sagte Draco und versuchte seine Hand aus Sirius‘ zu ziehen. Er scheiterte, als Sirius kurzerhand seine Fingerknöchel küsste. „Wenn hier ein Poltergeist wohnt, zieh ich in eins deiner vielen freien Zimmer ein.“

Sirius konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er beugte sich vor um Draco zu küssen, als ein lauter Knall das Haus erschütterte. Draco zuckte zusammen und klammerte sich an Sirius fest, der sich instinktiv gegen ihn drückte.

Ein Lachen hallte durch den Korridor, laut und schrill, prallte gegen die Tür. Das Holz bog sich erneut darunter, als wäre es ein feuchter Ast. Dann brach es lautstark in der Mitte durch. Bruchstücke flogen ihnen entgegen und Splitter regneten auf den Boden.

Draco suchte Schutz hinter Sirius‘ Schulter. „Was bei Merlins Bart war das?“

Sirius legte seine Hand beruhigend auf Dracos Bein. Die zerbrochene Tür lag auf dem Boden, der Rahmen ein leerer Bogen in die Finsternis. Kurzerhand stieß er sich vom Bett und rannte zur Tür, schaute hinaus auf den Korridor.

Nichts.

Über die Schulter schaute er zu Draco und schüttelte den Kopf.

Draco schluckte hart und zog sich die Bettdecke höher, fröstelte merklich darunter.

Sirius kehrte zum Bett zurück. „Zieh dich an“, sagte er, hob Dracos Pyjama vom Boden und warf ihm die Sachen hin. „Wir gehen nachsehen.“

„Meinst du? Vielleicht sollten wir die Tür wieder zusammenzaubern und alles ignorieren“, sagte Draco. Seine Stimme schwankte zwischen Panik und Neugierde, als würde er am liebsten hier sitzenbleiben und darauf warten, was als nächstes passierte. „Peeves hat man immer am besten ignoriert. Er will Aufmerksamkeit, wie jeder Poltergeist.“

„Das ist kein Poltergeist, Draco“, sagte Sirius, während er in seine Hose stieg und die Tagesdecke zurück aufs Bett warf. „Nach dem, was deinem Vater passiert ist, würde ich meinen Hut darauf verwetten.“

„Du trägst keinen Hut, Sirius“, sagte Draco trocken, warf sich aber sein Hemd über. Er verzog das Gesicht leicht, als er die Schultern zu fest anspannte um die Arme durch die Ärmel zu kriegen. Die Haut auf seinem Rücken war leicht gerötet, gereizt und viel zu straff, das hatte Sirius mit eigenen Fingern ertastet. Er musste anfangen sich auszuruhen, um sich auszukurieren, und wenn irgendetwas seine Tür eintrat, würde das nie funktionieren.

„Du meinst, dass das zusammenhängt?“, fragte Draco, als er in seine Hose und gleichzeitig aus dem Bett stieg. Sirius reichte ihm seinen Zauberstab aus den Roben, die er vorhin vor seinem Schreibtisch abgestreift hatte.

„Halt den bereit“, sagte er.

Draco schaute ihn hilfesuchend an. Er schwankte noch immer zwischen Neugierde und Panik. Sirius konnte im Schein der Schreibtischlampe sehen, wie ihm sein Herz bis in die Kehle schlug.

„Wenn es zusammenhängt, dann finden wir es jetzt raus“, sagte Sirius entschieden.

Draco nickte, dann grinste er Sirius schief an. „Hört sich großartig an. Etwas klopft an die Tür, also suchen wir es.“

Sirius legte ihm eine Hand auf den Rücken und schob ihn vorwärts – er musste nicht wirklich schieben. Draco ging im gleichen Tempo, trat vorsichtig um die zersplitterten Holzteile herum, die auf dem Boden lagen und seine blanken Sohlen zerrissen hätten.

„Mein Vater bringt mich um, wenn wir die nicht wieder hinkriegen“, murmelte er. Sirius strich ihm sanft und hoffentlich beruhigend über den Rücken. „Ich hab die Tür schon einmal gesprengt. Dachte, es wäre eine gute Idee hier drinnen den Trank der lebenden Toten zu brauen.“

„Ich hab noch nie gesehen, dass der Trank der lebenden Toten explodieren kann.“

„Sag das meinem neunjährigen Ich“, erwiderte Draco.

Sirius grinste und stellte sich vielleicht etwas zu gerne vor, wie Draco seinen Vater in den Wahnsinn trieb.

Draco schaute vorsichtig aus dem gesprengten Türrahmen heraus, während Sirius an ihm vorbei in den Flur ging. Immer noch nichts. Weder rechts noch links konnte er etwas Verdächtiges erkennen. Er spürte auch nicht die verräterischen Züge eines Desillusionierungszaubers.

„Wie kommen Poltergeister zustande?“, fragte Draco leise.

„Hast du das nicht gerade erklärt? Wenn zu viel schlechte –“

„Nein, ich meine… Wie sieht es aus, wenn sie… geboren werden?“, fragte Draco.

„So alt bin ich nicht, Draco. Ich war nicht dabei, als Peeves entstanden ist.“ Sirius wich Dracos Ellenbogen aus, bevor er seine Rippen treffen konnte, und ging weiter nach links. Draco folgte ihm.

Der Gang schien dunkler zu werden, obwohl sie sich dem Licht aus der Eingangshalle näherten. Der Boden war kalt unter seinen barfüßigen Sohlen. Ab und zu pfiff der Wind durch die alten Steinwände, trieb die Kälte in das Haus und unter sein lose zugeknöpftes Hemd.

„Bleib dicht bei mir“, sagten sie gleichzeitig. Sie schauten einander an; Sirius grinste, als Draco verlegen zur Seite schaute.

„Du weißt schon“, murmelte er. „Nicht, dass du dich verläufst…“

Sirius wusste, dass Draco es anders als er gemeint hatte, aber es kam auf dasselbe hinaus. Er griff nach Dracos Arm und zog ihn dicht an seine Seite. Draco hielt seinen Zauberstab weiter von sich gestreckt, ansonsten hätte Sirius seine Hand genommen.

„Als Hund würdest du dich gerade besser machen“, raunte Draco ihm zu, als sie sich durch den dunklen Korridor wagten. „In der ersten Klasse musste ich als Strafarbeit mal mitten in der Nacht in den Verbotenen Wald. Fang war mein einziger Beistand.“

„Harry zählt nicht dazu?“

Draco schaute ihn warnend an und ließ den Korridor dabei aus den Augen. „Er hat dir das nur zu gerne erzählt, hm?“

„Er hat erzählt, dass du schreiend und Fang winselnd davongelaufen seid, als Voldemort ein Einhorn ermordet hat“, sagte Sirius.

Draco verdrehte schnaubend die Augen. Jetzt ließ Sirius den Korridor aus den Augen um ihn anzulächeln.

„Muss ich mich bereithalten dich festzuhalten, wenn Voldemort jetzt hier um die Ecke fliegt?“, fragte Sirius stichelnd. „Lässt du mich dann auch einfach hängen?“

„Wenn du das denkst“, gab Draco trocken zurück.

„Ich denke, dass es manchmal die beste Entscheidung ist wegzulaufen“, sagte Sirius.

Draco warf ihm einen spöttischen Seitenblick zu. „Das könnte sich aus deinem Mund nicht falscher anhören.“

„Vielleicht bin ich ein besserer Beistand als Fang für dich“, sagte Sirius. „Ich sabbere auch nicht so viel.“

Draco biss ein Lächeln zurück.

Sie erreichten gemeinsam das Geländer der Galerie, von dem man aus in die Eingangshalle blicken konnte. Sirius hatte fast vergessen, wie gewaltig Malfoy Manor war. Nichts im Vergleich zu Hogwarts, aber so einsam und verlassen, mit nichts als dem heulenden Wind in den Gängen, wirkten die hohen Räume nahezu verschlingend.

Draco lehnte sich neben ihm über das Geländer. Die Eingangshalle war noch hell erleuchtet. Der Regen krachte gegen die hohen Fenster und malte verworrene Schatten auf den Marmorboden. Man hörte außer ihm und dem Wind nichts.

„Wieso brennt das Licht noch?“, fragte Sirius.

„Ich hab es an gelassen“, sagte Draco. „Die Hauselfen machen es aus.“

„Ja. Und wieso haben sie das noch nicht?“, wollte Sirius wissen.

„Shaklebolt hat gesagt, dass er den Hauselfen etwas zur Beruhigung geben musste. Wahrscheinlich schlafen sie in der Küche. Glaubst du, die Hauselfen haben meine Tür zerbrochen? Das würden sie nicht wagen…“

Sirius beugte sich ebenfalls über das Geländer. „Nein…“

„Niemand kommt durch die Tore, ohne an Proudfoot und Williamson vorbeizukommen“, sagte Draco. „Vielleicht wollte Proudfoot sich in die Küche schleichen und hat sich einen dämlichen Scherz erlaubt?“

„Nein“, sagte Sirius. „Proudfoot ist in Ordnung. Williamson ist derjenige, der uns immer so merkwürdig ansieht.“

„Wirklich? Ich kann sie beide nicht ausstehen.“

„Du kannst niemanden ausstehen, Draco“, sagte Sirius.

Draco umklammerte das Geländer mit beiden Händen, klemmte den Zauberstab zwischen seinen Fingern und dem Holz ein. Dann drehte er sich zu Sirius herum, ohne seinen Griff zu lockern. Er hob nur den Blick, nicht das Kinn.

„Mir würde da einer einfallen“, sagte er.

Sirius ließ die Halle komplett aus den Augen. Dracos Blick hielt ihn ein wenig unsicher fest. Deutlicher konnte er ihm nicht sagen, dass er ihm verziehen hatte. Und Sirius wusste nicht wirklich, wie er ihm nochmal sagen konnte, dass es nichts zu verzeihen gab. Weil er sich nie zwischen Harry und Draco entscheiden würde. Er würde einfach einen Weg finden beides zu haben.

„Mir sogar ein paar mehr“, raunte Sirius, worauf Draco die Augen verdrehte.

Sirius fuhr ihm durch die Haare und mit der Hand auf seinem Hinterkopf zog er ihn näher an sich heran, beugte sich gleichzeitig vor. Draco ließ ihn nicht nur, sondern kam ihm entgegen, die Lippen schon halb geöffnet. Sirius küsste ihn für einen viel zu kurzen Moment, bevor ein lautes Bersten sie auseinanderriss. Er öffnete die Augen für tiefschwarze Dunkelheit.

Das Licht in der Eingangshalle war erloschen. Die Türen standen sperrangelweit offen. Wind und Regen strömten herein. Schritte halten über den Marmorboden.

Lu–“

Sirius schob seine Hand diesmal noch rechtzeitig auf Dracos Mund und erstickte den Zauber im Keim. Im gleichen Moment zog er Draco mit sich auf den Boden, kauerte sich dicht gegen das Geländer.

Dracos fragender Blick fand ihn auch in der Düsternis, glänzte wie poliertes Silber.

Ein schrilles Lachen hallte durch die Eingangshalle. Draco zuckte an seiner Seite zusammen. Sirius hielt seinen Kopf fest, als er sich umschauen wollte. Schleifende Schritte entfernten sich in Richtung Salon.

„Psychospielchen, sag ich doch“, murmelte Sirius.

„Was?“, murmelte Draco in seine Handfläche. Sein Blick, den er nicht löste und nicht einmal durch ein Blinzeln unterbrach, sagte Sirius allerdings, dass er die Antwort nicht brauchte.

„Hör mir zu.“ Sirius beugte sich so dicht an Draco, dass er ihn küssen konnte, aber seine Stimme kaum heben musste. „Erinnerst du dich, was ich über Weglaufen gesagt habe?“

Draco nickte.

„Auf mein Zeichen läufst du zur Tür und bis zum Tor. Ich bin gleich hinter dir. Du hältst dich an mir fest und wir disapparieren sofort, egal, was oder wen du siehst. Egal ob Proudfoot, Williamson oder sonst was. Verstanden?“

Draco nickte hastiger.

Sirius umfasste seine Hand, die sich eiskalt um seine schlang, und horchte gegen das Geländer. In seiner Animagusgestalt hätte er alles gehört, jeden Schritt, jedes zu schnelle Atmen, jedes schlagende Herz… Gerade hörte er nur den Wind, der mitsamt dem Regen durch die Eingangstüren stürmte und die leeren Gänge füllte. Er hörte Dracos Atem und sein eigenes Herz, das ihm bis in die Ohren schlug.

Sie war hier. Es war unmöglich und trotzdem war sie hier. Sie spielte mit ihnen wie eine Katze mit der Maus, bevor sie sie gierig verschlang. Und sie schien jeden Moment auskosten zu wollen. Das schien kein ausgefeilter Plan, sondern improvisierter Spaß für sie zu sein.

Er hätte Draco hier rausschaffen sollen, als es an der Tür geklopft hatte. Nein. Er hätte das gleich tun sollen, als er ihn wiedergesehen hatte.

Draco hielt sich an seinem Blick weiter fest. Er verließ sich auf ihn, und er würde nicht enttäuscht werden. Sirius würde nicht auf diese Treppen blicken und Dracos Leiche dort finden.

Er verstärkte seinen Griff um Dracos Finger so fest er konnte und nickte ihm zu. Draco drückte seine Hand kurz, ließ aber nicht mehr lockerer. Dann sprang Sirius auf und zog Draco mit sich, stürmte die Galerie herunter zur Treppe. Inzwischen kannte er den Weg blind, so oft war er ihn auf vier Beinen in der Dämmerung heruntergeschlichen. Draco stolperte selbst bei dem Tempo nicht. Immerhin war er hier aufgewachsen.

Sirius trat von der letzten Stufe und schlitterte zur Seite weg; der Boden war nass vom Regen und sonst was. Draco hielt ihn fest und sie liefen weiter. Sirius schaute nicht nach rechts oder links, hatte nur das finstere Rechteck zwischen den offenen Türen vor Augen. Der Wind schlug ihm Regen ins Gesicht, dicke, feste Tropfen, die in seinen Augen schmerzten.

Sirius trat auf die Türschwelle und roch den Sommerregen in der Luft, als das Licht in der Halle wieder an ging. Er blieb abrupt stehen. Draco keuchte auf und Sirius machte den Fehler sich umzudrehen.

Er war nicht auf dem Regen ausgerutscht. Blut benetzte den Boden an der Treppe, rann in großen Buchstaben darüber. Wenn ihr geht, sind sie tot.

Draco machte einen Schritt von den Buchstaben weg und prallte gegen Sirius, presste sich gegen ihn. Er schien ihn förmlich nach draußen drücken zu wollen, konnte den Blick aber nicht von den Buchstaben lösen.

„Wer?“, fragte er und meinte damit nicht, wer das geschrieben hatte.

Sirius drehte sich um und schnippte mit dem Zauberstab. „Lumos.“ Das Licht an der Spitze warf er mit Schwung raus auf die Auffahrt, wo es den hellen Kies erleuchtete und bis zum Tor flog. Dort gab es nichts als gusseiserne Stäbe, in denen es sich verfangen konnte. Kein Proudfoot, kein Williamson oder sonst irgendein Auror.

„Großartig“, murmelte Sirius.

„Die spielen uns einen Streich“, sagte Draco angespannt. „Die verstecken sich hier irgendwo und warten darauf, dass wir darauf reinfallen. Wenn ich Shaklebolt sage, dass sie ihre Posten verlassen haben, dann finden sie meinen versauten Boden nicht mehr so witzig.“

Sirius konnte die Panik mit jedem Wort in seine Stimme kriechen hören. Er fasste ihn an den Armen und schob ihn auf die Türschwelle. „Du gehst weiter, verstanden? Sag Kingsley oder Harry oder wer auch immer dir glauben wird, was passiert ist, und schick jemanden her. Ich kümmer mich hier drum.“

Draco hielt ihn am Saum von seinem Hemd fest. „Du hast gesagt, dass wir zusammen gehen.“

„Oh, machst du dir etwa Sorgen um mich?“, gab Sirius zurück, worauf Draco ihn finster anblickte. „Ich riskier nicht, dass jemand stirbt oder schlimmer noch zu ihrem Spielzeug wird.“

„Na, und?“, zischte Draco. „Keiner von denen hätte einen Finger für dich oder mich krumm gemacht. Williamson verbreitet überall gerne das Gerücht, dass ich meinen Vater umbringen wollte, und dich schaut er wie einen pädophilen Opportunisten an.“

Sirius zog eine Augenbraue hoch. „Danke. So hab ich mich noch nie gesehen.“

Draco zog an seinem Hemd. „Gehen wir einfach.“

„Draco, keiner wird anfangen anders über dich zu denken, wenn du aus Trotz genau das tust, was sie von dir erwarten. Wenn du aber das genaue Gegenteil tust, fühlen sich schrecklich, weil sie dich für einen riesengroßen Bastard gehalten haben, obwohl du nur ein mittelgroßer bist. Was wäre dir lieber?“

Draco verzog das Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen. „Du kannst aber nicht alleine hierbleiben…“

„Ich krieg das schon hin. Jetzt geh.“ Sirius gab ihm einen Schubs, aber Draco hielt sich an ihm fest. Er stieg von einem Fuß auf den anderen, nervös und ungeduldig, als müsste er sehr dringend auf die Toilette. Er grub die Zähne tief in die Unterlippe.

Sirius gab ihm einen weiteren Schubs, aber Draco schüttelte den Kopf und trat an seine Seite, drehte den Zauberstab dabei in der Hand.

„Ich geh nicht allein“, murmelte er, und sein Ton machte deutlich, dass das Sirius‘ Schuld war.

„Okay“, sagte Sirius und verkniff sich nur schwer ein kleines Lächeln. Es war eine dumme Idee und ein großer Teil von ihm wollte Draco immer noch wegschicken, ein anderer aber hatte ihn genauso gerne hier. Besonders in dem Wissen, dass Draco diese dumme Idee seinetwegen verfolgte und was das bedeutete. Er kam sich ein bisschen wieder wie ein Teenager vor, der Dinge tat gerade weil sie eine dumme Idee waren. Dumme Ideen hatten sie immer zusammen fabriziert, er selbst manchmal mehr als James. Er hatte James damit angesteckt. Und jetzt war James tot.

Draco wischte mit dem Ärmel über seinen Zauberstab, bevor er mit ihm die Halle absuchte. Er atmete zu schnell und versuchte sich zu beruhigen, aber Sirius konnte wieder sehen wie hart sein Herz in seiner Kehle schlug. Er war weiß wie Kreide. Das ging gegen alles, was er tun wollte.

Sirius nahm Dracos Zauberstabhand. „Halt den bereit. Besser so“, murmelte er und drehte Dracos Handgelenk herum. Draco runzelte die Stirn. Dann packte Sirius ihn an der Schulter und schubste ihn raus in den Regen. Er schlug die Tür zu, da fing Draco sich noch, und verriegelte sie sofort mit allem außer einem einfachen Colloportus. Der Türgriff ruckelte und Draco klopfte gegen die Tür, rammte sich anscheinend mit seinem ganzen Gewicht dagegen, als sein Zauberstab ihm nicht weiterhalf.

Sirius drehte der Tür und Draco dahinter den Rücken zu. Er las noch einmal die verlaufenen Buchstaben auf dem Boden, durch die sich Dracos und seine Fußspuren zogen – sie hatten beide keine Schuhe an, und Draco war im Schlafanzug in diesem Unwetter. Hoffentlich ging er bald jemanden holen.

Es war besser so. Mit all den Gerüchten, die nicht nur Williamson sich zusammenreimte, sollte Draco so weit weg von hier wie möglich sein. Egal was passierte. Er sollte derjenige sein, der erklärte was hier passierte und Hilfe holte. Sirius wusste zu gut, worin falsche Interpretationen enden konnten, wenn das Zaubergamot verzweifelt nach einem Sündenbock suchte. Und das wollte er auch nicht für Draco.

Sirius entdeckte andere nasse Spuren auf dem Boden. Nicht nur Regen, sondern kleine Pfützen mit Schlammspritzern, die frisch von draußen hereingetragen worden waren. Er folgte ihnen zum Salon, wo er sich gegen die offene Tür lehnte und in das dunkle Zimmer blickte. Nichts. Nicht einmal im Kamin brannte ein Feuer. Nur das Geräusch von Regen, der auf Glas traf, füllte den Raum aus.

Mit gezücktem Zauberstab schlüpfte Sirius in das Zimmer und merkte die Feuchtigkeit unter seinen nackten Sohlen. Er hoffte, dass Draco jetzt schon lange disappariert war.

Nahezu lautlos bewegte er sich über den Teppich zur nächsten Tür, die sperrangelweit offen stand. Im Esszimmer war der lange Tisch aufgebaut, an dem Lucius heute seinen sicher nicht letzten Schluck Wein getrunken hatte. Malfoy durch und durch kam er mit allem davon.

Er blieb am Türrahmen stehen und schaute ins düstere Innere. Die hohen Lehnen der Stühle ragten wie Todesser selbst aus der Dunkelheit heraus. Wenn man sie zu lange ansah, hatte man das Gefühl sie würden sich bewegen, atmen. Malfoy Manor war unheimlich genug bevor die Dunkelheit in jede Ecke sickerte, aber als er diesen einen Stuhl am Kopfende des Tischs ansah, wo Lucius heute fast erstickt sein musste, überfuhr ihn ein eiskalter Schauer.

Dann realisierte er, dass der Stuhl sich wirklich bewegte. Er atmete. Nein. Etwas darauf atmete. Ein Mensch, kauernd und gekrümmt.

Sirius schnippte ein Licht an seiner Zauberstabspitze an und eilte ins Esszimmer. Der Regen schlug so hart gegen die hohen Fensterscheiben, als würde er sie zerbrechen und das Innere überfluten wollen. Über den dunklen Himmel rumorte ein Donnergrollen.

„Proudfoot?“ Sirius leuchtete in das blasse Gesicht. Proudfoot hing mit dem Kinn auf der Brust, sein Gesicht war angeschwollen von einem Fluch, der ihn wohl an der Schläfe getroffen und ausgeknockt hatte. Sirius fühlte seinen Puls. Er war ruhig aber da.

Sirius klopfte ihm gegen die Wange, aber das reichte nicht. Er tippte ihn mit dem Zauberstab an. „Finite.“

Proudfoot öffnete blinzelnd ein Auge, das andere konnte er aufgrund der Schwellung nicht einmal bewegen.

„Schon gut“, murmelte Sirius, als der Auror zuckend wieder zu Bewusstsein kam. Dabei lauschte er auf irgendetwas, Schritte oder ein verräterisches Lachen, konnte aber nichts außer dem Regen hören, geschweige denn sehen. Er war mit Proudfoot alleine. Sein Kopf war voller Panik bei Draco.

„Sie…“, presste Proudfoot schwerfällig hervor. „Sie hat meinen… meinen Zauberstab. Das ist… eine Falle.“

„Das ist keine Falle. Dafür ist es zu offensichtlich“, sagte Sirius. „Komm. Ich bring dich hier raus.“

Ein grünes Licht erhellte den Raum, wie ein Blitz der unerwartet über den Himmel zuckte. Proudfoot sackte nach vorne und landete schwer und schlaff in Sirius‘ Armen.

Ein Schnippen ertönte. In der Ecke bei den Fenstern, wo eben noch nichts außer den schweren Vorhängen trügerische Schatten geworfen hatte, tauchte eine Gestalt aus dem Nichts aus, krumm und irgendwie schief.

„Und zugeschnappt“, sagte Bellatrix und fing an zu lachen.


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Manchmal ist es auch sehr schade, dass eine Figur verschwindet und im nächsten Band nicht mehr vorkommt. Dazu zählt beispielsweise Gilderoy Lockhart, den ich sehr mochte, weil er so furchtbar eitel war und ich mir einen Spaß daraus machte Leute aus dem Showbusiness mit seiner Charakterisierung zu veralbern.
Rufus Beck