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Spinning Hearts - Auf der Schwelle

von Dr. S

Kein Fleck Farbe war in Lucius‘ starrem Gesicht zurückgeblieben. Als wäre jeder Tropfen Blut aus seinem Körper gewichen, obwohl er keine äußeren, sichtbaren Wunden hatte. Unter seinen Augen lagen fast violette Schatten. Weißer Schaum hatte sich wieder an seinem Mundwinkel gesammelt. Draco beobachtete, wie seine Mutter ihn abwischte.

Er stand an der Seite des Betts im St. Mungo’s, in dem sein Vater irgendwo zwischen Bewusstlosigkeit und Schlaf lag. Seine Mutter saß auf einem Stuhl am Rand und hielt Lucius‘ Hand. Sie war fast so weiß wie Lucius. Von ihrem Make-up war nicht viel übrig geblieben, nachdem sie die dunklen Tränenspuren weggewischt hatte. Dracos Schulter war dort feucht, wo sie sich kurz gestützt hatte. Er hatte seine Mutter noch nie so erlebt.

Er hatte auch noch nie seinen Vater so gesehen. Er hatte gesehen, wie Lucius als Schatten seiner selbst aus Askaban zurückgekehrt war. Wie er gezittert hatte und bei jedem Geräusch erschrocken herumgefahren war. Wie er gebettelt und um sein Leben gefleht hatte. Aber er hatte nicht gesehen, wie er dieses Leben fast verloren hätte.

Vielleicht würde er jetzt die Finger vom Wein lassen…

„Er wird wieder“, sagte Roger und hob den Blick von seiner Akte. „Es wird eine Weile dauern, aber er wird wieder ganz gesund. Das Gift war nicht lange genug in seinem Körper um irgendwelche langfristigen Schäden anzurichten. Er hat Glück gehabt.“

„Er ist in seinem eigenen Haus vergiftet worden – das würde ich nicht als Glück bezeichnen“, sagte Draco.

„Er muss ein paar Tage hierbleiben“, fuhr Roger unbeeindruckt fort.

„Was war es für ein Gift?“, fragte Draco.

Roger blätterte eine Seite der Akte um. „Genau kann man das noch nicht sagen – wenn überhaupt. Ich untersuche den Wein später noch einmal genau, kann aber nichts versprechen.“

„Was soll das heißen?“, fragte Narcissa scharf. „Ist das nicht Ihr Job?“

Roger zog die Augenbrauen angegriffen nach oben.

„Gift als Zaubertrank ist schon schwer zu identifizieren, wenn man es alleine vor sich hat, Mutter“, sagte Draco. „In Verbindung mit einer anderen flüssigen Substanz, Wasser, Met, oder in diesem Fall Wein, kommt eine ganz andere Formel zustande.“

„Richtig“, sagte Roger. „Entweder ist das Gift durch die Verbindung mit dem Wein effektiver geworden oder hat an Kraft verloren. Soweit ich sagen kann, wusste derjenige entweder nicht, was er getan hat, oder er hatte nicht die Möglichkeiten effizienter zu arbeiten.“

„Heißt das, man wollte meinen Vater vielleicht gar nicht umbringen?“, fragte Draco. „Sondern ihm vielleicht nur den Magen verderben?“

„Nein, das Gift war definitiv beabsichtigt tödlich zu sein. Wie gesagt, er hat Glück gehabt, dass ihr ihn so schnell hergebracht habt.“ Roger lächelte erst Draco an und dann rüber zu Theodore, der in einer Ecke des Zimmer mit verschränkten Armen an der Wand lehnte. Theodore machte den Auroren Konkurrenz, die in ähnlicher Haltung und dem gleichen finsteren Blick die Tore von Malfoy Manor bewachten.

„Wann wird er wieder aufwachen?“, fragte Narcissa mit heiserer Stimme.

„Das kann ich nicht sagen“, antwortete Roger. „In zehn Minuten oder morgenfrüh. Er muss sich ausruhen. Geben Sie ihm Raum.“

„Ich gehe nirgendwohin“, sagte Narcissa. „Das wird doch wohl kein Problem werden?“

„Natürlich nicht“, sagte Roger ruhig. „Auch wenn ich Ihnen allen raten würde sich ebenfalls auszuruhen. Das war ein ziemlicher Schock und –“

„Ich werde mich hier ausruhen“, sagte Narcissa entschieden. „Sie haben inzwischen ja einige Betten mehr frei.“

„Haben wir, ja.“ Roger tat solchen Widerspruch ganz gelassen ab, immerhin hatte er schon schwierigere Patienten und Angehörige gehabt. Black hatte es als einer der wenigen geschafft seine Nerven zumindest straff anzuspannen.

Draco wollte nicht darüber nachdenken, aber das St. Mungo’s wirbelte unfreiwillig alte Erinnerungen auf. Der erste Ort, an dem Black ihn allein gelassen hatte.

„Ich bleibe. Draco, du gehst zurück nach Hause“, sagte Narcissa.

Draco schaute sie perplex an. „Was? Nein, ich bleibe bei dir, Mutter.“

Narcissa schüttelte den Kopf. Ihr langes blondes Haar war aus dem Knoten in ihrem Nacken gefallen und hing in Strähnen um ihr Gesicht. „Du gehst nach Hause, Draco. Jemand muss sich um alles kümmern, um die Auroren, wenn sie herumschnüffeln, um alles. Ich vertraue dir, dass du dich gut darum kümmerst. Dann ruhst du dich aus. Und morgen kommst du mit ein paar Sachen für deinen Vater wieder her.“

Draco wollte widersprechen und hatte schon den Mund geöffnet, als der tränengefüllte Blick seiner Mutter ihn direkt traf. Er schloss den Mund wieder und nickte.

Narcissa lächelte ihn an. Sie griff Dracos Hand und drückte sie sanft. Draco beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Narcissas Lächeln wuchs etwas.

„Ich geh dann mal nach Hause“, sagte Draco.

„Nein…“ Die Stimme kam schwach und leise von dem Bett. Lucius rollte den Kopf auf die andere Seite. „Nein…“

„Lucius!“ Narcissa griff seine Hand, die auf der Suche nach etwas umhergewandert war. Roger sprang förmlich an Lucius‘ andere Seite und beugte sich über ihn. Lucius blinzelte und versuchte die Augen zu öffnen. Seine grauen Augen blitzten in Dracos Richtung.

Draco wich automatisch zurück. Er schaute zur Seite, überallhin nur nicht zu seinem Vater.

„Mr. Malfoy, alles ist in Ordnung. Sie sind im St. Mungo’s“, redete Roger ruhig auf ihn. Draco war selten aufgefallen, wie beruhigend sein gelassener Tonfall sein konnte.

„Nein“, wiederholte Lucius. „Nicht… Draco…“

Draco wusste nicht, ob sein Magen vor Scham oder Ärger brodelte. Das erste, was Lucius beim Aufwachen tun wollte, war ihn zurechtzuweisen.

„Alles in Ordnung, Liebling“, sagte Narcissa. „Draco schafft das schon. Er geht nach Hause und kümmert sich um alles.“

„Nein… nein… Draco, nicht…“ Lucius hob eine Hand, den Zeigefinger zitternd ausgestreckt. Selbst in diesem Zustand konnte er es sich nicht verkneifen Draco zurechtzuweisen.

„Ich schaffe das schon, Vater“, sagte Draco irgendwo zwischen Bitterkeit und so etwas wie Sorge. „Es wird irgendwann sowieso mein Haus sein, nicht wahr? Ruh dich aus. Wir sehen uns morgen.“

Lucius drehte den Kopf erneut, rollte ihn hin und her. „Nein…“

Draco drückte zum Abschied die Schulter seiner Mutter und wandte sich zum Gehen, während Roger versuchte Lucius ruhig zu halten. Er hörte, wie Lucius sich weiter beschwerte, unverständlich und nuschelnd, und wenn sein Vater nicht fast an seinem eigenen Wein erstickt wäre, hätte er jetzt die Augen verdreht.

Theodore fing ihn an der Tür ab und schaute ihn kurz strafend an, als hätte er irgendetwas falsch gemacht. Vielleicht hätte er nicht sagen sollen, dass es mal sein Haus werden würde. Lucius war paranoid genug, dass Draco ihn von seinem abgesackten Thron stürzen könnte.

Draco schob sich an Theodore vorbei, der ihm nach draußen auf den Korridor folgte. „Du hättest nicht bleiben müssen.“

„Gern geschehen“, sagte Theodore.

Draco verdrehte ganz offen die Augen darüber und schob die Hände in die Hosentaschen. Sein Weg durch den Gang wurde von hellen Lichtern erleuchtet, die an den Wänden angebracht waren. Patienten waren nicht mehr auf den Gängen unterwegs. Black hatte sich nicht einmal abends lange auf seinem Zimmer halten lassen. Immer wieder hatte er Draco vorgeschlagen einen Spaziergang zu machen, durch genau diesen Gang. Wieso hatte er sich nie dazu überreden lassen?

„Tut mir leid, dass du das alles mitansehen musstest“, murmelte Draco.

Theodore winkte ab. „Meinst du, dass dein Vater fast erstickt wäre, oder was er zu dir gesagt hat?“

„Ich kann dir einen Trank brauen, der dich das alles vergessen lässt“, schlug Draco vor.

„Bringen wir dich erstmal nach Hause“, sagte Theodore und hieb Draco auf den Rücken. Selbst der schwache Schlag hinterließ ein unangenehmes Brennen; Draco zuckte instinktiv zusammen. Theodore schaute ihn forschend an.

Man sollte meinen, dass der Schmerz sich verflüchtigen würde, wenn er einmal nicht stundenlang Steine durch ein Schloss hievte. Anscheinend nutzte er aber die Pause, um sich wieder bemerkbar zu machen. Ausgerechnet hier.

Draco hatte genau die Tür vor Augen hinter der er so viele Tage verbracht hatte. Im Rückblick kam ihm die Zeit viel zu kurz vor. Vielleicht war es Blacks Schuld, dass es ihm damals so lang vorgekommen war. Die ganze Zeit hatte er herumgejammert, dass er gehen wollte, und dann, als er gegangen war, hatte Draco niemanden mehr gehabt als O’Shea, der in seinem Gipsgefängnis zu nichts nutze gewesen war. Die Zeit ohne Sirius tröpfelte vor sich hin, dass man Gras beim Wachsen beobachten könnte. Auch wenn er das nicht versucht hatte…

„Du musst nicht mitkommen“, sagte Draco. „Ich finde alleine nach Hause.“

„Ich weiß nicht, ob ich dir das glauben kann. Ich erinnere mich an eine Apparierstunde, bei der du auf Dumbledores Stuhl wieder aufgetaucht bist, anstatt in deinem Reifen“, sagte Theodore. Er versuchte einen Scherz zu machen, der aber auch auf Dracos Kosten keinen Abnehmer fand.

„Draco?!“

Draco blieb stehen und drehte sich um. Roger kam aus Lucius‘ Zimmer und eilte den Gang herunter auf ihn zu. Er hatte die Akte unter seinen Arm geklemmt und legte die andere Hand auf Dracos Schulter.

„Wie geht’s dir?“, fragte er.

„Ich liege nicht da drinnen“, sagte Draco schulterzuckend.

Roger tätschelte seinen Arm. „Ich habe deinem Vater etwas gegeben um zu schlafen, was er jetzt auch tut. Er hat immer wieder nach dir gefragt.“

„Er hat nicht nach mir gefragt. Wahrscheinlich wollte er euch verzweifelt mitteilen, dass ich jetzt versuchen werde Malfoy Manor abzubrennen“, sagte Draco trocken. „Vielleicht sollte ich das, um ihn nicht zu enttäuschen…“

„Ich weiß nicht, was zwischen dir und deinem Vater passiert ist –“

„Nichts, wofür ich ihn vergiften würde“, sagte Draco.

Roger schaute ihn warnend und viel zu ernst an. Draco ließ sich nicht gerne den Mund verbieten, aber gerade wollte er tatsächlich hören, was Roger ihm zu sagen hatte.

„Ich habe mit den Auroren gesprochen – natürlich wollten sie auch schon wissen, was wir für Ergebnisse haben. Kurz gesagt: Ich habe gehört, was sie miteinander besprochen haben und für… Theorien haben“, sagte Roger. „Ganz unter uns, aber du solltest aufpassen was du sagst. Wenn du weiter davon redest, dass Malfoy Manor bald dein Haus ist, könntest du Kohlen ins falsche Feuer werfen.“

„Was haben sie gesagt?“, fragte Draco verwirrt. „Dass ich meinen Vater umbringen wollte?“

Theodore schnaubte amüsiert auf.

„Du weißt, dass einige sich Gründe aus den Fingern ziehen würden, damit du zumindest vor das Zaubergamot kommst. Patrizid scheint da sehr gelegen zu kommen“, sagte Roger.

„Glaubst du das?“, fragte Draco schnippisch.

„Nein“, sagte Roger entrüstet. „Glaubst du, dann würde ich dir das sagen? Es geht darum, dass du aufpassen musst, Draco. Was du gerade gesagt hast, die… offensichtlich komplizierte Beziehung zu deinem Vater und die Tatsache, dass du dich anscheinend mit Giften auskennst, kann falsch ausgelegt werden.“

„Du meinst, dass ich in Zaubertränke aufgepasst habe?“, gab Draco zurück. Seine patzige Antwort traf bei Roger auf einen eisigen Blick. Draco wich dem lieber aus. „Vielleicht verdiene ich das ja…“

„Bei Merlins Bart, jetzt übertreibst du aber, Draco.“

„Wirklich? Ich hab mich gerade nur erinnert, wieso Potter wahrscheinlich ein Recht darauf hat mich so zu verabscheuen. Wenn man so an die Flasche Met denkt, die ich vergiftet habe und die fast seinen besten Freund umgebracht hat“, sagte Draco trocken und schaute zu, wie die Farbe aus Rogers Gesicht wich. „Meine Tante konnte gar nicht aufhören darüber zu lachen, weil es von vorneherein zum Scheitern verurteilt war. Als würde ich es gar nicht richtig versuchen.“

„Hast du auch nicht“, warf Theodore murmelnd ein.

„Aber du hast deinen Vater nicht vergiftet“, sagte Roger entschieden.

Draco nickte.

„Gut, dann hör auf sowas zu sagen, verstanden? Geh nach Hause und versuch einfach mal fünf Minuten die Klappe zu halten“, sagte Roger und bekam ein recht überzeugendes aufmunterndes Lächeln hin. „Willst du hier auf Sirius warten?“

Draco merkte, wie die Hitze sich in seinen Wangen ausbreitete. In seinem Brustkorb zog sich alles zusammen. „Wieso? Du hast ihm keine Eule geschickt, oder?“

Roger zuckte perplex mit den Schultern, als er so überraschend angefahren wurde. „Nein, noch nicht. Ich dachte nur, dass du vielleicht nicht alleine in dem großen Haus sein willst, wo man anscheinend keiner Flasche Wein trauen kann.“

Draco atmete erleichtert aus – ein wenig zu laut und offensichtlich vielleicht. Er musste einem besorgten Stirnrunzeln ausweichen. „Ich kann alleine auf mich aufpassen. Wieso glaubt mir das niemand?“

„Weil dein Vater gerade in seinem eigenen Haus an seinem eigenen Wein erstickt wäre. Man könnte also verstehen, wenn du nicht alleine in dem riesigen, dunklen Gemäuer herumwandern willst“, wiederholte Roger noch einmal deutlicher, was er eben schon gesagt hatte, und je mehr es ihn schon zu interessieren schien, desto weniger scherte Draco sich darum.

„Ich muss kein Gryffindor sein, um mich nicht wie ein kleines Baby zu fürchten“, presste Draco hervor. „Und ich brauche auch keinen dafür.“

„Was willst du mir damit sagen?“, fragte Roger verwirrt.

Draco zuckte desinteressiert mit den Schultern. „Er wird auch nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Ich habe ihm gesagt, dass ich nur… nett zu ihm war, weil er ein Kriegsheld und Potters Pate ist. Hat ihm wohl nicht gefallen.“

„Oh, Mann… Du kannst ein ziemlicher Idiot sein, Draco.“ Roger legte seine Hand auf Dracos Kopf und wuschelte ihm kurz durchs Haar, als hätte er etwas ganz anderes gesagt. Er klopfte sanft gegen Dracos Wange. Draco wischte seine Hand weg. „Ich kann hier gleich Schluss machen. Wenn du magst, kann ich dich begleiten.“

„Ich brauche auch keinen Ravenclaw. Niemand braucht Ravenclaws für irgendwas“, sagte Draco, senkte das Kinn aber leicht. „Trotzdem danke“, murmelte er widerstrebend.

Roger lächelte ihn kurz an. „Gut, meinetwegen, aber ich komme morgenfrüh vorbei – keine Widerrede“, sagte er, als Draco den Mund aufmachte. „Ich hol dich vor der Arbeit ab, dann kannst du zu deinem Vater, bevor die Besuchszeit losgeht.“

Draco nickte.

Roger schnippte ihm gegens Kinn, das Draco automatisch wieder aufrecht hielt. Dann wandte er sich Theodore zu und streckte die Hand aus. „Hat mich gefreut, Nott.“

Theodore schlug ein. „Davies.“

Roger verabschiedete sich endgültig mit einem Winken und immer noch viel zu besorgten Blick. Draco schob die Hände zurück in die Hosentaschen und stieg die Treppen herunter. Theodore blieb dicht an seiner Seite.

„Weißt du“, begann er, „für einen verhassten Todesser wie dich könnte es auch schlechter laufen.“

Draco verkniff sich ein fragendes Geräusch nicht.

„Du sagst immer, dass keiner dich leiden könnte und blah, und ich weiß, dass du nie jemand warst, der gerne richtige Freunde um sich hatte, aber es gibt immer noch Menschen, die dich jetzt erst anfangen zu mögen. Astoria, Davies hier… und Black geht es vielleicht genauso. Du hattest nie Schwierigkeiten Kontakte zu knöpfen, also verstehe ich nicht, wieso du dich jetzt dagegen sträubst, wie Daphnes Knieselvieh gegen ein Bad.“

„Deswegen sieht er immer so struppig aus, hm?“, antwortete Draco.

Die Wahrheit war, dass es nicht so schwer war sich selbst nicht leiden zu können, wenn die anderen es auch taten. Sirius hatte ihn nie so angewidert angesehen, was es manchmal zu schwer gemacht hatte seine Blicke überhaupt auszuhalten. Und viel zu oft hatte er in Sirius‘ Nähe aber auch vergessen, dass es da draußen viele Menschen gab, die anscheinend triftige Gründe hatten ihn nicht ausstehen zu können. Nasen- und Herzlose.

„Du willst wirklich nicht, dass ich noch mitkomme?“, fragte Theodore. „Ich kann über Nacht bleiben.“

Draco verdrehte die Augen, grinste ihn aber halb an. „Ernsthaft, wenn man euch so reden hört könnte man meinen, dass ich gleich zerbreche. Es geht mir gut. Ich trinke keinen Wein. Und es stehen genug Auroren vor meiner Haustür. Das einzige Problem wird sein sie heute wieder rauszuwerfen, bevor sie alles mutwillig zerstören.“

Theodore stieß ihn sanft mit dem Ellenbogen an, ging ihm aber nicht weiter auf die Nerven. Sie erreichten die Eingangshalle des St. Mungo’s und verabschiedeten sich am Kamin. Theodore stieg in die grünen Flammen und warf ihm einen letzten, bohrenden Blick zu, bevor er verschwand. Wahrscheinlich hatte er dasselbe wie Davies sagen und fragen wollen. Draco fragte sich, ob er wirklich so fertig aussah, dass niemand ihn alleine lassen wollte – oder beeinflusste Lucius‘ Ausbruch sie irgendwie?

Draco verließ das St. Mungo’s zu Fuß und disapparierte ungesehen in einer Seitengasse. Er tauchte auf den dunklen Wiesen vor Malfoy Manor wieder auf. Der Regen hatte nicht nachgelassen und rieselte in langen Fäden auf die Gärten herunter. Die Dunkelheit lag dicht und dunkelblau auf dem Land und versuchte das Haus zu verschlucken. Licht brannte tapfer aus den unteren Fenstern. An den geöffneten Toren stand Proudfoot und nickte ihm zu. Er versteckte schnell den Tagespropheten hinter seinem Rücken, den er immer zu lesen schien, wenn man ihn passierte. Unter seiner hochgezogenen Kapuze schien er besser vor dem Regen geschützt als Draco.

„Wie geht es Mr. Malfoy?“

„Er wird wieder“, kopierte Draco Rogers professionellen Tonfall und meinte dabei einzig und allein Lucius‘ Gesundheitszustand. Er hatte keine Ahnung, ob er je darüber hinwegkommen würde, dass sein Sohn sich ausgerechnet auf Sirius Black eingelassen hatte – egal mit welchem Motiv. „Meine Mutter ist bei ihm im St. Mungo’s geblieben. Sind Sie alleine?“

Er fand es merkwürdig Proudfoot alleine vorzufinden. Selbst wenn er und Williamson frei hatten oder Pause machten fand er immer zwei Auroren an den Toren vor. Nach dem, was heute passiert war, sollte man meinen, dass ein Auror nicht die bessere Lösung war als zwei – aber wann dachte das Ministerium schon mal logisch?

„Williamson ist drinnen im Esszimmer mit den anderen“, sagte Proudfoot. „Sie untersuchen den Tatort, sozusagen.“

Auroren alleine in Malfoy Manor. Das war genau die Situation, um die Draco sich seiner Mutter nach kümmern sollte und seinem Vater nach würde er darin versagen. Wahrscheinlich schnüffelten sie den ganzen Abend schon im ganzen Haus herum, in allen dunklen Ecken und versteckten Räumen. Sein Vater glaubte sowieso, dass sie es die ganze Zeit darauf abgesehen hatten. Und nach dem, was Roger ihm gerade gesagt hatte, fiel es Draco nicht schwer ähnlich zu denken. Es fühlte sich nicht gut an.

Er ging schnell zum Tor, nur damit Proudfoot ihm den Weg versperrte. Draco schaute ihn warnend an.

„Ich muss sichergehen, dass du du bist und keine unerwünschten Gegenstände bei dir trägst“, sagte Proudfoot.

„Was?“, spuckte Draco aus, aber Proudfoot tat vollkommen unbeeindruckt. Er zückte ein Ding, das Draco das letzte Mal bei Filch gesehen hatte, wenn er die Schüler vor und nach einem Hogsmeade-Besuch durchsuchte. Resignierend streckte Draco die Arme aus und ließ sich scannen.

„Alles in Ordnung“, sagte Proudfoot. „Jetzt sag mir, mit wem ich dich hier getroffen habe, als der Minister Williamson und mich hier postiert hat.“

Dracos Kiefer verkrampften sich und seine Brust schloss sich erneut zu fest um sein Herz. „Sirius Black.“

Proudfoot nickte und machte den Weg frei.

Draco schluckte jedes Widerwort hart herunter und merkte förmlich, wie sie silbenweise schwer in seinen Magen fielen. Es war die Tatsache, dass Sirius die Versicherung war, die Proudfoot von ihm brauchte. Ausgerechnet Sirius. Alle, sogar Theodore, taten so, als wäre es keine große Sache zwischen Sirius und ihm – außer seinen Eltern. Selbst seine Mutter hatte keinerlei Verständnis gezeigt, nicht einmal für sein wohl überlegtes Motiv, und sein Vater wäre fast wortwörtlich an dem Wissen erstickt. Und Potter, der verfluchte St. Potter, machte ein genauso großes Drama daraus. Wieso konnten sich nicht alle darauf einigen, wie sie damit umgehen sollten?

Draco versuchte Proudfoot wenig erfolgreich anzulächeln und beeilte sich die Auffahrt zurück zum Haus zu laufen, ohne vollkommen durchnässt zu werden. Pfützen hatten sich im weißen Kies gebildet. Die langen Äste der alten Weide wehten rauschend im Wind, während der Regen von ihren Blättern tropfte. Ein paar der Pfauen hatten unter ihnen Schutz gesucht, anstatt in ihrem Unterschlupf auf der Rückseite des Hauses.

Der Regen war zu stark. Er schlug Draco noch einmal abfällig ins Gesicht, bevor er den Schutz der Haustür nass bis auf die Knochen erreichte. Draco wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht und öffnete die Haustür. Er schlüpfte mitsamt einer regnerischen Windböe ins Innere und bekam die Haustür nur schwer wieder zu.

Der Boden der hellerleuchteten Eingangshalle war übersät mit schlammigen Fußspuren, die in den Salon führten. Die Auroren hatten sich anscheinend keine Mühe gegeben sich die Füße abzutreten.

Draco folgte ihren Fußspuren bis ins Esszimmer, wo sie sich auf einem antiken Perserteppich, der früher mal fliegen konnte, verloren. Zu seiner Überraschung sah er vier Auroren, die durch den Raum wanderten, und unter ihnen den Zaubereiminister persönlich. Black hatte ihm gesagt, dass Shaklebolt wohl Probleme hatte sich an seinen neuen Job zu gewöhnen und zu sehr an dem alten hing.

Draco räusperte sich. Alle drehten sich schnurstracks nach ihm um, und mit den erhobenen Zauberstäben fühlte Draco sich wieder einmal alles andere als willkommen in seinen eigenem Haus.

„Hallo“, sagte er.

„Draco.“ Der Zaubereiminister kam auf ihn zu und nahm seine Hand, drückte sie mehr, als dass er sie schüttelte. „Wie geht es deinem Vater?“

„Er wird wieder“, wiederholte Draco und zog seine Hand aus Shaklebolts Umklammerung.

„Gut zu hören“, sagte Shaklebolt. Er machte sich langsam als Politiker; Draco hätte ihm die Erleichterung fast abgekauft. „Wir sind hier so gut wie fertig. Entschuldige den Schlamm.“

„Sagen Sie das den Hauselfen“, erwiderte Draco, aber da hatte der Zaubereiminister schon den Zauberstab geschwungen und den Dreck aus dem teuren Teppich geholt. Draco lächelte ihn gezwungen an.

Shaklebolt erwiderte das. „Ich habe noch ein paar Fragen, wenn du kurz Zeit hast.“

Draco tropfte neben den Teppich auf den Marmorboden, also nickte er.

„Eure Hauselfen sind sehr verschwiegen“, versuchte Shaklebolt sich zu rechtfertigen und zog einen Stuhl vom Esstisch heran, damit Draco sich setzte. Er tat dem Minister den Gefallen, während die anderen Auroren wieder anfingen den Raum nach dunkler Magie oder Spuren davon abzusuchen. Nach einem Jahr mit dem Dunklen Lord hier würden sie ein richtiges Spinnennetz davon zu entwirren haben.

Shaklebolt setzte sich ihm gegenüber hin und erinnerte Draco ein wenig an Lupin, wenn er einem über seinen Schreibtisch hinweg sagte, dass es nicht schaden würde sich mehr anzustrengen. „Wir haben andere Weingläser vorgefunden. Zwei gefüllt und eines leer.“

„Meine Mutter und Theodore Nott hatten Wein“, sagte Draco und bemerkte, wie einer der Auroren, Williamson, ihm einen Seitenblick zuwarf. Er erinnerte sich daran, was Roger ihm erzählt hatte, und fragte sich, ob er gerade Kohlen in das falsche Feuer geworfen hatte. „Aber ähm, mein Vater hat eine neue Flasche angefangen. Er hat in letzter Zeit gerne mal ein oder zwei Gläser getrunken.“

So wie Williamson sich gerade tuschelnd zu einem Kollegen drehte, machte er es nur schlimmer.

„Kannst du mir sagen, wo er den Wein kauft?“, fragte Shaklebolt. „Ich habe versucht Taffy, den Hauselfen zu fragen, aber er schluchzt nur unverständlich. Wir mussten ihm einen Trank zur Beruhigung geben, damit er seine Hände nicht noch einmal bügelt.“

„Wir kaufen den Wein nicht“, sagte Draco. „Es ist unser eigener.“

Aus der Ecke der Auroren hörte er ein abfälliges Schnauben.

Shaklebolt wies sie mit einem scharfen Blick zurecht, dann lächelte er Draco wieder auf diese Lupin-Art an – vielleicht verbrachten die beiden etwas zu viel Zeit miteinander. „Heißt das, du kannst mir sagen, wer den Wein in den Fingern gehabt hatte und manipuliert haben könnte?“

„Nein“, sagte Draco. „Er muss mindestens hundert Jahre alt sein. Mein Vater trinkt keinen, der im zweistelligen Bereich liegt. Wer auch immer das getan hat, müsste Zugang zu unserem Weinkeller gehabt haben.“

Und das schloss ihn mit ein. Draco versuchte nicht zu Williamson zu schauen, aber das Tuscheln grub sich in seinen Kopf wie das Zischeln einer hungrigen Schlange.

„Wir haben uns schon dort umgesehen und nichts Verdächtiges gefunden, außer ein paar sehr übertriebenen Schutzzaubern“, sagte Shaklebolt. „Die man auch im restlichen Haus findet und die es einem nicht sehr leicht machen irgendwelche Untersuchungen durchzuführen.“

Draco zuckte mit den Schultern. „Dann haben sie ihren Zweck erfüllt, nicht wahr?“

Shaklebolt lächelte ihn etwas ehrlicher und weniger wie Lupin an.

„Im… letzten Jahr hatten viele Zugang zu unseren Kellern“, sagte Draco.

„Das wäre ein sehr langsamer Streich“, sagte Shaklebolt. „Oder Mordversuch. Wer auch immer das getan hat wusste anscheinend, was dein Vater präferiert. Davies hat mir außerdem gesagt, dass das Gift erst vor kurzem durch den Korken in den Wein gemischt worden sein muss, sonst wäre es gereift und nur tödlicher geworden. Dein Vater wäre nicht einmal mehr lebend auf den Boden aufgeschlagen.“

Draco schluckte und Shaklebolt verzog entschuldigend das Gesicht.

„Ich will dich damit nicht jetzt belasten“, sagte er. „Das muss ein anstrengender Tag für dich und deine Mutter gewesen sein. Ich werde morgen ins St. Mungo’s kommen und sehen, wie es deinem Vater geht. Dann unterhalten wir uns genauer.“

Draco nickte erneut. Roger nach sollte er wohl besser öfter die Klappe halten – vor allem dann, wenn er unbedingt etwas sagen wollte.

„Du solltest dich umziehen. Du erkältest dich noch“, sagte Shaklebolt und stand auf. Er rief die Auroren mit einer schnellen Handbewegung zu sich. „Wir haben alles, denke ich. Williamson bleibt mit Proudfoot vor den Toren, wenn irgendetwas sein sollte. Ich habe Sirius Bescheid gesagt –“

„Was?!“, entfuhr es Draco und er kassierte mehr empörte Blicke von den Auroren, als eben noch bei seiner kleinen Befragung.

„Ich dachte, du wärst vielleicht ungerne alleine. Verständlich bei dieser Situation“, sagte Shaklebolt und schaute auf seine Uhr. „Na ja, es ist Harrys Geburtstag, also… gib ihm etwas Zeit.“

Draco war, als hätte er ihm gerade einen Klatscher in den Magen geschlagen. Natürlich. Potter kam immer zuerst. Wahrscheinlich würde es auch keinen Unterschied machen, wenn er im St. Mungo’s liegen würde, wenn Potter vorher noch Kuchen essen wollte.

„Gute Nacht, Draco.“ Zum Abschied schüttelte Shaklebolt Dracos Hand; die restlichen Auroren gingen sofort und nur einer hatte ein Nicken für Draco übrig.

Draco brachte sie zur Tür. Vielmehr lief er hinter ihnen her und schob die Tür gegen den schlagenden Wind zu. Auf halbem Wege konnte er Williamson hören, wie er seine neueste Theorie seinem Kollegen schreiend gegen den Wind erläuterte. Sie war absurd und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in Dracos Mund.

Er wusste, dass niemand ihn für einen netten oder überhaupt guten Menschen hielt, aber seinen eigenen Vater vergiften? Das war absurd. Sie verstanden sich nicht gut in letzter Zeit und die Sache mit Sirius machte das nicht besser, aber Lucius war sein Vater. Davon abgesehen konnte er nicht einmal Dumbledore oder überhaupt ein Kaninchen töten.

Draco blickte den Auroren grimmig nach, als er in seinem Augenwinkel etwas bemerkte. Etwas Dunkles huschte durch die verregneten Schatten, zu schnell um es zu erkennen.

Draco schob die Tür sofort ins Schloss und drehte sich um, presste sich dagegen. Sein Herz schlug zu schnell. Die Eingangshalle wirkte so komplett verlassen größer und kälter. Draco merkte, wie sich unter der nassen Kleidung jedes Härchen auf seinen Armen aufstellte. Er rieb sich über die Arme und machte es damit nur schlimmer. Sein nasses Haar hing ihm in die Stirn, eiskalt unter seinen Fingern.

Draco ging betont aufrecht und gelassen durch die Eingangshalle und linste dabei immer wieder zu den Fenstern. Er würde nicht den Eindruck machen, dass er sich fürchtete. Er war nicht mehr in der ersten Klasse und streifte mit einem verängstigten Köter durch den verbotenen Wald.

Etwas schneller stieg er die Treppen nach oben. Jeder seiner Schritte hallte von den hohen Wänden der Galerie, die in verspielten Schatten versank. Das Licht aus der Eingangshalle reichte nicht bis in ihre hintersten Ecken, die im Kontrast aussahen, als würden sie alles Helle verschlucken. Das perfekte Versteck. Draco erwartete fast, dass Rabastan um die Ecke springen würde um ihn zu erschrecken.

Er durchquerte den Korridor zu seinem Zimmer. Am Ende prasselte der Regen gegen die hohen Fenster und die Gärten dahinter verschwammen im Regen zu unheimlichen Schattengestalten. Draco öffnete seine Zimmertür und schlüpfte schneller als er zugeben wollte ins Innere.

Ein eisiger Wind begrüßte ihn. Draco zitterte darin wie ein schwacher Ast. Das Fenster stand einen Spalt breit offen und der Vorhang wehte im Wind. Kein Licht brannte. Draco änderte das als erstes und schnippte mit dem Zauberstab die Lampe auf seinem Schreibtisch an. Die nähere Umgebung wurde in ein goldgelbes Licht getaucht, der Rest blieb düster.

Draco lief zu seinem Schrank und zerrte sich dabei den durchnässten Umhang von den Armen. Sein Hemd darunter war feucht und er musste sich aus dem klebenden Stoff an seinen Armen regelrecht kämpfen. Frustriert warf er es auf den Boden, atmete schwer aus und schaute in den Spiegel.

Ein gelb leuchtendes Paar Augen starrte ihm entgegen. Draco blieb ein Schrei in der Kehle stecken. Ein schwarzer Schatten wie der Grimm lag auf dem Fußende seines Betts. Draco fuhr herum und wich instinktiv an die Kante seines Schreibtischs zurück. Der zottelige Hund hatte eine Pfote auf seine Schnauze gelegt, als würde er sich die Augen zu halten wollen.

„Sirius“, zischte Draco. Sein Herz schlug nicht langsamer, sondern bis in seine Kehle. Er schaute auf sein Hemd am Boden und wünschte, er hätte es wenigstens auf seinen Tisch geworfen. Er würde sich jetzt nicht danach bücken.

Der schwarze Hund rappelte sich auf, als er seinen Namen hörte, und schüttelte sein feuchtes Fell. Dann hüpfte er vom Bett und landete auf zwei Beinen und als Mensch auf dem Boden. Die Feuchtigkeit blieb in seinen Haaren hängen, auch wenn sie nicht an Dracos herankam. Er lächelte sachte und im schwachen Licht der Schreibtischlampe, die ihn kaum erreichte, war Draco sich nicht sicher, ob das nicht nur ein gemeines Spiel der Schatten war.

„Wie bist du durch das Tor gekommen?“, presste Draco abweisend hervor.

„Proudfoot hat mich reingelassen“, sagte Sirius. Seine rauchige Stimme schob sich wie ein warmer Sommerregen über Dracos eiskalten Rücken.

„Einfach so?“

„Er hat mich oft genug hier gesehen, Draco. Wenn du ihn nicht auf dem Laufenden hältst, dann wird er nicht plötzlich seine Meinung ändern“, sagte Sirius. Sein Blick sackte einen Moment tiefer, bevor er ihn wieder nach oben zog.

Draco verschränkte die Arme vor der nackten Brust. „Also hast du beschlossen mich zu bespannen?“

Sirius hob abwehrend die Hände. „Hey, ich konnte nicht ahnen, dass du dich gleich ausziehst. Ich hab mir die Pfoten vor die Augen gehalten.“

Draco schaute ihn finster an.

„Wenn du dich benachteiligt fühlst, kann ich das ändern“, sagte Sirius und griff den Saum von seinem Hemd, machte Anstalten es hochzuziehen.

„Nein“, entfuhr es Draco fast panisch. „Mach dich nicht lächerlich.“

Sirius machte sich nicht lächerlich; er konnte sowas abtun, als wäre ihm nichts unangenehm oder gar peinlich. „Du bist ziemlich nass.“

„Es regnet“, sagte Draco schroff.

„Wie wär’s, wenn du dich erstmal umziehst?“

„Wie wär’s, wenn du verschwindest?“

„Ich dreh mich auch um!“ Sirius tat genau das und wippte abwartend von den Fersen auf die Zehen und zurück. Draco starrte ihn einen Moment an, kurz sackte sein Blick auch tiefer, dann riss er sich los und holte seinen Schlafanzug heraus. Er zog sich schnell um, während Sirius so tat, als würde er die Wand ansehen.

„Ich weiß, was passiert ist“, sagte Sirius, als Draco noch sein Hemd zuknöpfte.

„Verbindungen zum Minister für Zauberei lohnen sich“, bemerkte Draco.

Sirius schaute über die Schulter und als er Draco mit seinen Knöpfen kämpfen sah drehte er sich zu ihm herum. In seinem Blick schlummerte das gleiche Mitleid, das Draco schon den ganzen Abend ertragen musste, aber bei Sirius fühlte es sich anders an. Es war rauer, ehrlicher, und gleichzeitig zurückhaltender.

„Wie geht’s ihm?“, fragte Sirius, und auch das schien er leicht widerstrebend ernstzumeinen.

Draco zuckte mit den Schultern. „Als ich gegangen bin hat er Nonsens gequasselt – meistens über mich. Macht Sinn, wenn man bedenkt, dass er sich sehr über mich aufgeregt hat, bevor er fast gestorben wäre.“ Es war das erste Mal, dass er das überhaupt erwähnte, und ausgerechnet vor Sirius, dem er nichts sagen wollte. Er sollte ihn aus dem Fenster werfen, durch das er sich geschlichen hatte.

„Hat er sich in letzter Zeit mal nicht über etwas aufgeregt, was du getan hast?“ Sirius kam näher, die Hände so lässig in die Hosentaschen gesteckt, wie Draco es den ganzen Abend versucht hatte.

Der Wind schlug das offene Fenster weit auf. Draco zuckte zusammen und Sirius fuhr herum. Der Vorhang bauschte sich unter Wind und Regen auf. Draco wich Sirius aus und eilte zu dem Fenster, schob es zu. Erst dann realisierte er, dass er Sirius so nicht mehr aus dem Fenster werfen konnte. Dass er ihn so durch das dunkle, leere Haus zur Haustür bringen und dann den Weg zurück alleine gehen musste.

„Er wird wieder“, sagte Sirius genau das, was Draco heute allen gesagt hatte. „Als du Ron vergiftet hast, hat es auch kein Trauma nach sich gezogen. Er schüttet immer noch alles in sich rein, das schmecken könnte. Also kannst du davon ausgehen, dass Lucius die Finger nicht vom Wein lässt.“

Ein Scherz. Ein dummer Scherz. Nur Sirius würde denken, dass jetzt der passende Moment für seinen schwarzen Humor war. Und er wusste von dem dummen, lächerlichen, fehlgeschlagenen Plan mit dem Met. Natürlich wusste er das. Er wusste von all den schlechten Dingen, die Draco verbockt hatte.

Zu allem Überfluss musste er auch noch lachen. Er schluckte es gerade noch herunter. Es war wahrscheinlich sogar wahr, dass Lucius sich davon nicht von seiner Flasche trennen lassen würde. Die bittere Wahrheit war, dass es dafür wahrscheinlich etwas anderes brauchte.

Draco drehte sich um und sprang fast gegen das Fenster, als Sirius ihm gefolgt war und eine gute Armlänge entfernt vor ihm stand.

„Solltest du hier sein?“, fragte er, als wäre das hier nicht erste Mal, dass sie seit zwei Tagen miteinander redeten. Und es kam Draco wie ein ganzer Sommer vor.

„Das hier ist mein zu Hause“, sagte Draco.

„Und es kann dich anscheinend nicht vor Mordanschlägen beschützen“, sagte Sirius.

„Mein Vater ist derjenige, der sich betrinken musste. Ich habe keine Angst, auch wenn du das anscheinend absurd findest.“

Sirius seufzte auf. „Schon eine Idee wer es war und warum?“

„Mein Vater hat sich nicht gerade weniger Feinde in den letzten Jahren gemacht.“

„Was ist mit Bellatrix?“

Draco schnaubte. „Im Moment scheine ich der Hauptverdächtige zu sein.“

„Was?!“ Sirius prustete voller Spott, bevor er zu realisieren schien, dass Draco das ernst gemeint hatte. Sein Blick verdunkelte sich, sein halbes Lächeln knickte ein und er schaute ihn so hart und unerbittlich an, als würde er in seinen Geist eindringen wollen. „Das ist doch lächerlich.“

„Meinst du? Gut, wenn du mich richtig einschätzen würdest, wärst du auch nicht hier“, murmelte Draco.

Sirius wusste sofort, worauf er hinauswollte. „Ich weiß, dass du meine Briefe nicht bekommen hast. Wahrscheinlich wegen deinem Vater. Also sage ich dir jetzt nochmal, dass ich dir leider nicht glaube, was du gesagt hast.“

„Ich hab deinen Brief bekommen. Genauer gesagt hat mein Vater ihn beim Abendessen vorgelesen“, sagte Draco. „Entzückende Abendunterhaltung, gekrönt davon, dass er fast an seinem Wein erstickt wäre.“

Sirius streckte die Hand nach ihm aus, aber Draco ließ ihn hängen.

„Ich könnte dir die Schuld daran geben“, sagte er eisig. „Wenn du diesen Blödsinn nicht geschrieben hättest, hätte mein Vater sich nicht aufgeregt, keinen Wein mehr getrunken und ich stünde nicht kurz davor nach Askaban zu kommen, weil ein paar Auroren das Memo nicht bekommen haben, dass ich für Mord nicht zu gebrauchen bin.“

„Mach dich nicht lächerlich, Draco. Das ist eine absurde Theorie“, sagte Sirius.

„Ist sie das? Weil sie aus dem richtigen Blickwinkel ziemlich viel Sinn macht“, sagte Draco. „Zweifelst du nie?“

„Höchstens eine übermüdende Sekunde“, sagte Sirius.

Draco hatte noch nie etwas Dümmeres gehört und konnte darauf nichts sagen, musste hart gegen einen Knoten in seinem Hals anschlucken.

„Wir finden raus, wer das getan hat“, sagte Sirius in diesem Tonfall, in dem man ihm geglaubt hätte, dass die Sonne morgen im Westen aufgehen würde. „Und ich lasse definitiv nicht zu, dass irgendwer glaubt, du hättest zweimal die gleiche dämliche Idee gehabt Wein zu vergiften.“

„Das erste Mal war es Met“, sagte Draco.

Sirius machte erneut einen Schritt auf Draco zu. „Wenn das alles schiefgeht, weiß ich übrigens sehr gut, wie man aus Askaban rauskommt.“

Draco lächelte kurz und biss sich auf die Unterlippe, um das zu unterdrücken. Auf die geringe Distanz hatte Sirius allerdings schon zu viel gesehen. Er legte den Finger unter Dracos Kinn und schob es sanft höher, streichelte dabei über die Linie seines Kiefers.

„Ich hab gemeint, was ich gesagt habe“, sagte Draco.

„Hast du nicht“, murmelte Sirius.

„Ich hab es ernstgemeint“, wiederholte Draco schärfer.

„Vielleicht willst du dir das einreden“, sagte Sirius, „weil ich dir wehgetan habe. Und das müsstest du sonst zugeben, was miteinschließen würde, dass du etwas für mich übrig hast.“

Draco spannte die Kiefer an, als Sirius sanft darüber fuhr.

„Oder du hast dir alles zwischen uns so zusammengesponnen, dass du dir selbst diesen Unsinn glaubst“, sagte Sirius. „Und das würde mir wiederum wehtun.“

„Was mir ziemlich egal ist“, sagte Draco.

„Ich hätte das alles anders sagen sollen, Draco. Ich weiß. Aber was ich sagen wollte bleibt das Gleiche. Ich wollte, dass Harry sich an den Gedanken gewöhnen kann.“

„Weil er dein Patensohn ist“, zitierte Draco trocken.

„Ja.“

„Und weil er alles ist, was du von deinem geliebten Potter noch hast.“ Die Bitterkeit in seiner Stimme entging Sirius leider auch nicht. Vielleicht war der Tag zu lang gewesen, um noch irgendwie darauf zu achten, wie er die Dinge sagte.

„Wenn du jetzt darüber reden willst, dann reden wir jetzt darüber“, sagte Sirius. „Ich hab die ganze Nacht Zeit und ich habe nicht vor irgendwohin zu gehen.“

Draco schaute über Sirius‘ Schulter auf die Schreibtischlampe, das einzige Licht in seinem sonst dunklen Zimmer. Er hatte in der letzten Nacht hier, der ersten alleine seit einer ganzen Weile, kaum ein Auge zugetan. Der Gedanke jetzt ganz alleine bis auf ein paar Hauselfen, die zur Selbstverstümmelung neigtem, hier die Nacht zu verbringen lag wie ein schwerer Stein in seinem Magen.

„Es ist Potters Geburtstag – anscheinend ein neuer Nationalfeiertag“, sagte Draco schnippisch. „Also hast du bestimmt etwas Besseres vor.“

„Draco.“ Sirius nahm zwangsläufig seine Hand herunter als Draco sich von ihm wegdrehte und aus dem Fenster schaute. Er überlegte es zu öffnen und Sirius so raus in den Regen zu jagen, wie er gekommen war. „Ich wollte ihm Zeit geben sich daran zu gewöhnen, aber das heißt nicht, dass ich überhaupt in Erwägung gezogen habe dich nie wiederzusehen.“

„So hast du nicht ausgesehen“, murmelte Draco.

„Ich war nicht unbedingt froh darüber“, sagte Sirius voller Sarkasmus.

„Interessiert mich nicht“, sagte Draco. „Und ich glaube dir auch nicht. Lass mich also in Ruhe.“

„Wenn du mir nicht zuhören willst, bleibe ich trotzdem, und wir reden über das, was deinem Vater passiert ist. Ich sehe mich um und sonst was“, sagte Sirius. „Aber ich gehe nicht. Wenn du mich aus dem Fenster wirfst, komme ich diesmal durch die Hintertür.“

Draco schaute über die Reflexion in der Fensterscheibe in Sirius‘ entschlossenes Gesicht. „Ich will dich nicht hier haben, Black. Du bildest dir zu viel ein.“

Sirius kam den letzten Schritt näher, der sie bis eben getrennt hatte. Er legte eine Hand auf Dracos Hüfte, strich nur hauchzart über den Stoff seines Hemdes. „Dafür müsstest du mich schon besser überzeugen.“

Draco durchfuhr ein Zittern, als Sirius‘ Hand den Hemdstoff nur dichter gegen seine Haut schob. Er zog den Kopf weg, als er Sirius‘ Atem in seinem Nacken spürte, so vertraut und wunderbar warm an seiner ausgekühlten Haut.

„Du bist ein dreister Bastard“, zischte Draco. „Du erwartest ernsthaft, dass ich die zweite Geige in Potters verdammter Oper spiele? Was im Grunde bedeutet, dass meine Eltern mich für den Rest meines Lebens verachten und mir vielleicht alles wegnehmen, was mir geblieben ist?“

„Hey, ich bin ein Kriegsheld und Harry Potters Pate.“ Sirius schob die Hand von Dracos Hüfte auf seinen Bauch, legte den Arm ganz um ihn und zog ihn sanft gegen sich. „Das finden sie irgendwann bestimmt nützlich“, raunte er Dracos ins Ohr.

Draco stieß den Ellenbogen nach hinten, bevor die angenehme Wärme auf ihn übergehen konnte, und drehte sich um. Sirius schaute ihn ehrlich fragend an, die Hände schon wieder dabei Draco näherziehen zu wollen.

„Du hast meinen Vater nicht gesehen. Er hat mich nie so angesehen – und das erste, woran er gedacht hat, als er wieder aufgewacht ist, war was für eine Enttäuschung ich anscheinend für ihn bin“, sagte Draco und versuchte das so nüchtern wie möglich klingen zu lassen. Er schluckte hart und musste tief Luft holen.

All die schweren Steine in seinem Magen fingen an zu glühen wie geschürte Kohlen. Ihm wurde auf einen Schlag brennend heiß, als Sirius diesmal beide Hände auf seine Schultern legte, über seinen Rücken fuhr und ihn näher zog. Draco machte einen stolpernden Schritt vorwärts. Sirius‘ Duft schlug ihm entgegen; er roch leicht nach Regen.

Draco merkte, wie kalt ihm eigentlich war. Wieso war ihm so kalt und Sirius kam mit dieser verlockenden Wärme aus dem gleichen Regen? In seinem Magen glühte etwas, das langsam auch in seine Brust schlug. In seinen Augen brannte das genaue Gegenteil.

Sirius schloss die Arme um ihn und zog ihn eng gegen sich. Seine Brust presste sich gegen Dracos, und seine Wärme drang durch die Stoffschichten durch und ging auf Dracos kalten Körper über. Er hätte ihn am liebsten jetzt aus dem Fenster geworfen, konnte aber nicht. Eine oder zwei Sekunden wollte er die Wärme spüren. Vielleicht auch länger. Draco schloss die Augen und stützte das Kinn auf Sirius‘ Schulter auf, grub die Vorderzähne in sein Schlüsselbein. Er wollte mehr davon. Er wollte Sirius. Über sich, hinter sich und sogar unter sich, wenn er dafür mehr von dieser Wärme haben konnte.

Sirius legte eine Hand auf seinen Hinterkopf, schob Dracos Kopf enger gegen seine Schulter. „Ich gehe nirgendwohin. Nicht heute. Nicht einmal, wenn du es wirklich wollen würdest“, sagte er leise aber eindringlich. „Außer, du willst doch bei mir übernachten. Ich habe immer noch ein Haus mit Fideliuszauber anzubieten… und vielen Schlafzimmern…“

Draco fuhr mit einer Hand über Sirius‘ Oberarm und hielt sich an seiner Schulter fest, wo er erst jetzt die Zähne wegzog. „Wird Potter dir nicht Hausarrest geben, wenn du über Nacht wegbleibst?“

„Das soll er mal versuchen“, sagte Sirius amüsiert, streichelte dann sanft über Dracos noch nasse Haare. „Ich hab dir gesagt, dass er sich daran gewöhnen wird. Wenn er mich glücklich sehen will, dann hat er keine andere Wahl.“

Draco drückte sich so eng gegen Sirius‘ Schulter, dass seine Stimme nur noch dumpf zu hören war. „Was?“

„Du hast mich schon verstanden“, sagte Sirius.

Draco presste die Lippen wie zu einem Kuss gegen Sirius‘ Schlüsselbein. Er hatte keine Ahnung, wieso er das getan hatte, und es war ihm sofort unangenehm. Als er den Kopf hob, traf er umgehend auf Sirius‘ Blick, dunkel und verschlingend. Sein Haar wellte sich an den Spitzen, die ihm ins Gesicht hingen und langsam trockneten. Man war verlockt hindurch zu streichen. Man wollte ihn zwingen zu bleiben, wenn er einen so ansah.

Draco beugte sich vor und küsste ihn hart auf den Mund. Bevor Sirius auch nur wagen konnte sich wegzudrehen, umklammerte Draco ihn fest. Sirius wagte nichts in der Art, stattdessen zog er Draco in einem Ruck dicht an sich heran. Seine Arme wickelten sich eng um ihn, bis seine Wärme Draco komplett umschloss. Die Kälte und Nässe schien auf einen Schlag zu ersterben.

Draco krallte sich an Sirius‘ Rücken fest, zerrte ihn am Stoff seines Hemdes noch dichter an sich, bis er glaubte jeden Knochen in seiner Brust zu spüren. Sirius‘ Hemd war feucht vom Regen. Draco merkte, wie der Stoff seinen Fingern fast entglitt. Er wollte sich fester halten und konnte nicht, egal wie oft er es versuchte. Sein Herz überschlug sich fast panisch. Ihm war angenehm warm, auf der Schwelle zur Hitze, und er wollte das nicht aufgeben. Nicht nochmal…

Sirius stieß ihn aus dem Nichts gegen die Fensterscheibe und vertiefte den Kuss, bis Draco die Luft wegblieb. Seine Zunge schob sich gegen Dracos, ließ ihm kaum Gelegenheit den fehlenden Atem wieder einzuholen. Er atmete schneller durch die Nase und spürte jeden Atemzug von Sirius deutlicher als seine eigenen.

Mit der Scheibe im Rücken konnte er sich besser festhalten, wickelte die Arme ganz um Sirius‘ Rücken. Regen und Wind krachten gegen das Fenster, versuchten die Kälte zurück in seinen Körper zu treiben, aber davon merkte er nur wie heiß ihm wirklich war.

Seine Hände wanderten über Sirius‘ Rücken und unter das feuchte Hemd, wo seine Haut unter Dracos Fingern brannte. Der Wind schien zuzunehmen, pfiff und heulte über die Gärten und zwängte sich durch jede Lücke der alten Mauern, aber Draco hörte nichts davon über die Geräusche ihres zunehmenden Atems, schwer und keuchend. Sein Herz schlug bis in seine Ohren.

Etwas kitzelte seine Unterlippe und Draco öffnete in einem verschluckten Lachen den Mund weiter, als Sirius‘ Zähne ihn dort streiften. Er spürte Sirius‘ verschmitztes Grinsen, wie es sich hungrig gegen seinen Mund presste und ihm keine Wahl ließ, als ihm gierig entgegen zu kommen. Draco schob sich so plötzlich und mit seinem ganzen Gewicht gegen Sirius, dass sie vom Fenster wegstolperten. Er grinste jetzt in den Kuss hinein, ließ Sirius aber nicht weg und schluckte sein fragendes Geräusch. Mit ein paar schnellen Schritten und Schubsern beförderte er ihn zum Bett und stieß ihn darauf. Draco ließ sich auf Sirius fallen, der ihn geschickt in seinen Armen auffing und zu einem Kuss herunterziehen wollte. Draco wich seinen Lippen aus.

„Vielleicht darfst du noch eine Weile bleiben“, sagte er und schob die Hände dabei unter Sirius‘ Hemd, wo er unter seinen Rippen einen aufgeregten Herzschlag spüren konnte. „Du musst noch trocknen… dich aufwärmen…“

Sirius richtete sich auf, weit genug, dass Draco gerade sein Hemd hochziehen könnte. „Ich wüsste da was…“

„Wird Potter dir das nicht übelnehmen?“

„Dann hätte er einen Grund dir wieder vorzuwerfen, du würdest mich ausnutzen“, sagte Sirius und stemmte sich dabei immer höher. Draco wich zurück, bis er auf Sirius‘ Schoß saß. „Die Chance willst du ihm doch nicht nehmen?“

Draco grub die Finger zwischen Sirius‘ Rippen. Normalerweise war Potters paranoider Gesichtsausdruck nichts, das er ungerne vor sich sah, aber gerade wollte er nicht daran denken. „Hast du ihm wirklich nicht geglaubt? Ich weiß, dass du nur hier bist, weil der Zaubereiminister dich gezwungen hat.“

„Ich war schon auf dem Weg, bevor er mir Bescheid gesagt hat“, raunte Sirius.

Draco fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die heiß von Sirius‘ Kuss zurückgeblieben waren. Dann riss er ihm das Hemd über den Kopf und warf es zur Seite, wo es am Bettpfosten hängenblieb. In nahezu der gleichen Bewegung packte Sirius ihn um die Hüfte und zog ihn in einen hungrigen Kuss. Draco ließ ihn die mühsam geschlossenen Knöpfe seines Hemdes wieder achtlos auf zerren, während er blind an Sirius‘ Gürtel zog, bis er ihn öffnen konnte. Er schob die Hand in seine Hose, kaum dass er sie weit genug geöffnet hatte, und fing ein tonloses Stöhnen auf, das gegen seine Lippen und Zunge vibrierte.

Sirius ließ von dem offenen Hemd ab, das Draco von der Schulter rutschte, und ließ seine Hände unter den Saum von Dracos Pyjamahose fahren. Er wollte nicht, dass Draco seine Hand wegnehmen musste. Ihm gefiel es so. Er atmete schneller, ließ immer wieder ein köstliches Stöhnen gegen Dracos Lippen prallen, und bewegte sich mit seiner Hand. Sirius schob die Hüften vor und direkt gegen seine; Draco löste sich mit einem schweren Keuchen von seinen Lippen. Im nächsten Moment packte Sirius ihn und warf ihn herum.

Draco landete auf dem Rücken auf der Matratze, eingepfercht zwischen Sirius‘ Armen und seiner Brust, die sich dicht gegen seine presste und seinen Herzschlag spürbar beschleunigte. Sirius zupfte fast verspielt an seiner Hose, zog sie langsam nach unten, während Draco höher auf die Matratze rutschte und sich dabei aus seinem Hemd schälte. Seine nackte Brust presste sich gegen Dracos, als er sich auf ihn legte, heiß wie ein wärmendes Feuer inmitten des eisigen Regens. Seine Finger schoben sich bei erster Gelegenheit in Draco; er krümmte und bäumte sich unter jeder ihrer Bewegungen auf.

Draco tastete blind über die Matratze, suchte nach etwas zum Festhalten, als Sirius‘ Hitze auf ihn überschlug und verschlingen wollte, aber er fand nur Sirius‘ Arm. Er folgte ihm bis zur Schulter, wo er sich immer schon so gerne festhielt.

Sirius zog seine Hand weg und schob die Hüften gegen Dracos, hörte nicht auf, bis er so tief wie möglich eingedrungen war. Draco biss ein Stöhnen zurück, und Sirius küsste ihn hart, als würde er genau das von ihm hören wollen. Er bewegte sich, ohne den Kuss zu lösen, stieß mit den Hüften vor und zog sich wieder zurück, in genau dem Rhythmus, der Draco immer wieder von Neuem in den Wahnsinn trieb. Ihm war so heiß, dass er kurz Angst hatte innerlich zu verbrennen.

Draco erwiderte Sirius‘ Kuss gierig, nur unterbrochen von leisem Keuchen und mehr, wenn Sirius besonders provozierend vorstieß. Er machte das mit Absicht. Draco konnte ihm das ansehen. Er wollte, dass Draco alles um sich einfach vergaß. Es stand in seinem Gesicht, in seinen Augen, die in einem dunklen Grau versanken und ihn nicht aus dem Blick ließen. Das schwarze Haar, durcheinander von Wind und Regen, hing ihm ins Gesicht. Die Spitzen kitzelten Dracos Wangen immer wenn er sich erneut über ihn schob.

Die Hitze staute sich in ihm, schlug lodernde Flammen in alle Richtungen seines Körpers und verschlang ihn erfolgreich. Draco keuchte auf, als er kam, und klammerte sich mit allem, was er hatte, an Sirius, zog ihn mit sich, damit er nicht alleine verbrannte.

Er wusste nicht, wie lange er danach einfach so da lag, aber die Wärme blieb zusammen mit Sirius über ihm. Weniger verzehrend, sondern angenehm sanft. Dann rollte Sirius sich neben ihn. Draco atmete noch einmal tief durch und merkte sein Herz viel zu hart, als er schluckte. Er drehte sich auf die Seite und schaute Sirius an, dann strich er ihm das Haar aus der Stirn.

„Was ist mit deinen Haaren passiert?“, fragte er mit leicht heiserer Stimme. „Du siehst aus, als hätten wir uns zwei Monate nicht gesehen.“

„Hat sich so angefühlt“, sagte Sirius stichelnd, bevor er mit den Schultern zuckte. „Gewohnheit aus Askaban. Wenn ich deprimiert bin legen sie einen Zahn zu.“

Draco spürte die Hitze zurück in seine Wangen kriechen. Er zwirbelte das inzwischen trockene Haar um seinen Zeigefinger. „Du solltest es schneiden. Jeder sollte dein hübsches Gesicht sehen dürfen.“

„Hey, ich bin keine Trophäe“, sagte Sirius schmollend, stupste Draco aber sanft in die Seite. „Du darfst mich trotzdem gerne rumzeigen.“

„Ich weiß nicht… Der Quidditch-Pokal wäre meinem Vater lieber gewesen.“

Sirius beantwortete das mit einem schiefen Lächeln. „Du willst, dass ich jetzt noch bleibe, oder?“

„Wieso?“, gab Draco zurück. „Du hast doch alles, was du wolltest.“

Sirius runzelte die Stirn und Draco nutzte seine kurze Verwirrung um sich wegzurollen. Er kroch unter die Bettdecke und drehte Sirius den Rücken zu.

„Du kannst jetzt gehen und Potter ärgern“, murmelte er.

Sirius seufzte schwer auf. „Ich dachte, du wärst nicht mehr sauer.“ Er rutschte raschelnd näher und hob die Decke an. Der kurze eisige Hauch verschwand sofort, als Sirius‘ warmer Körper sich gegen seinen Rücken presste. Er legte eine Hand auf Dracos Hüfte. „Ich hab mich entschuldigt. Was soll ich noch tun?“

„Ich kann mich nicht erinnern, dass du die Worte ‚es tut mir leid‘ in den Mund genommen hast“, sagte Draco. „Du hast sie geschrieben, aber mit der Stimme von meinem Vater hören sie sich nicht sehr gut an.“

Sirius ließ seine Hand über Dracos Rippen und auf seine Brust wandern. Er presste die Lippen gegen Dracos Ohr: „Es tut mir leid, Draco“, raunte er, und jedes Härchen in Dracos Nacken stellte sich auf. „Du hast mir gefehlt, und es fällt mir nicht schwer das zuzugeben.“

Draco errötete und Sirius war zu nah, lag mit der Wange fast auf seinem Hinterkopf, um das nicht zu bemerken. „Black, du kannst so einen Blödsinn nicht sagen.“

„Dann darfst du nicht mit mir schlafen“, sagte Sirius und verteilte Küsse auf Dracos Hals genau unter seinem Ohr. „Sex bringt viele Menschen dazu Dinge zu sagen, die sie sonst für sich behalten hätten. Wie: Du hast mir gefehlt. Wir haben uns mehr als tausendfünfhundert Minuten nicht gesehen.“

Draco hieb den Ellenbogen nach hinten und direkt in Sirius‘ Rippen, wiederholte das, um ihn von sich wegzuschubsen. Seine Wangen, sogar sein ganzes Gesicht glühten vor Scham.

„Autsch“, sagte Sirius sehr betont, was nur bedeutete, dass Draco ihn nicht hart genug getroffen hatte. „Du wirst mich auch nicht los, wenn du mir die Rippen brichst.“

Draco wusste nicht mehr, ob er Sirius wirklich loswerden wollte. Die Wahrheit war, dass Sirius ihm gefehlt hatte, und dass es sich viel zu gut anfühlte ihn wieder hier zu haben. Aber egal, was er sagte, der bittere Nachgeschmack blieb, dass er Potter bevorzugte. Wenn Potter und er auf jeweils einer Falltür stehen würden, dann müsste Sirius nicht einmal zögern um sich zu entscheiden, wen er wegziehen würde. Und wenn Potter ein warmes Bett hätte, dann würde er vielleicht auch nicht hier sein…

Draco schüttelte den Kopf und den Gedanken ab, vergrub dabei das Gesicht halb in seinem Kissen.

Etwas kitzelte ihn am Rücken. Sirius‘ warme Finger fuhren sanft über seine Wirbelsäule, rauf und wieder runter, fanden genau die Stellen, die schon wieder anfingen wehzutun. Er rieb behutsam darüber, massierte sie bis Draco gar nicht anders konnte als nicht mehr über Potter nachzudenken.

„Du hast dich da gestern nicht drum gekümmert“, murmelte Sirius. „Deine Haut spannt schon wieder…“

„Alleine kommt man schlecht an seinen eigenen Rücken“, gab Draco zurück.

Sirius malte mit den Fingern verspielte Linien zwischen seine Schulterblätter, aber er rutschte nicht wieder näher. Langsam drehte Draco den Kopf über die Schulter. Das Licht seiner Schreibtischlampe reichte kaum aus um Sirius‘ Gesicht zu erleuchten. Er konnte nicht sehen oder überhaupt erahnen, was er dachte. Dracos Herz machte den Sprung vor ihm.

Draco drehte sich herum und rutschte an Sirius‘ Seite, legte den Kopf an seine Schulter, bevor Sirius seinen Arm heranziehen konnte. Er legte die Arme um Sirius, umklammerte ihn so fest er konnte und drückte sich so dicht gegen ihn, dass er nichts außer ihm riechen konnte und sein Herz schnell schlagen hörte.

Sirius schloss die Arme um ihn und hielt ihn genauso fest. Er drückte einen Kuss auf Dracos linkes Handgelenk, das auf seiner Schulter lag, und störte sich dabei gar nicht an der Narbe in Form eines Totenschädels, die darunter lag.

„Mein Vater“, murmelte Draco, „wäre fast drauf gegangen, während ich ihm gesagt habe, dass ich dich gern hab. Er wäre gestorben, während er mich nie mehr gehasst hätte.“

Sirius küsste seine Stirn und würde so definitiv fühlen, wie glühend heiß er war.

„Er wird mich rauswerfen, oder?“, fragte Draco. „Entweder das oder ich sehe dich nie wieder.“

„Er wird sich dran gewöhnen“, sagte Sirius.

Draco schaute ihn an und suchte nach der Quelle für diesen verfluchten Optimismus. „Alle werden sich dran gewöhnen, ja?“

Sirius zuckte mit den Schultern und streichelte über Dracos Wange. „Keine Ahnung. Für mich gibt es nichts gewöhnungsbedürftiges.“

Draco lächelte kurz und anscheinend nahm Sirius das als Einladung, um ihn zu küssen. „Du hast deine Chance verpasst zu gehen“, murmelte Draco und bekam dafür noch einen Kuss.

„Ich komme morgen mit dir ins St. Mungo’s“, sagte Sirius.

„Wieso?“, fragte Draco.

Sirius umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und schaute ihm fast unangenehm fest in die Augen. „Weil man seinen Freund bei sowas nicht alleine lässt.“

Draco schluckte hart, aber es schlich sich trotzdem ein Lächeln auf sein Gesicht. Sirius hatte ihn noch nie so genannt, und es fühlte sich fast ein bisschen an, als hätte er es sich eingebildet. Er beugte sich vor und küsste Sirius, nickte gleichzeitig.

Der Wind schlug immer wieder Regen hart gegen die Fensterscheiben, die sich unter dem Druck der Böen und des Wassers in ihren Rahmen bogen. Es hörte sich an, als würde etwas gegen die Scheibe klopfen.

Sirius löste sich von ihm, schaute aber nicht zum Fenster. „Hörst du das?“

„Den Wind?“ Draco versuchte seine Lippen wieder einzufangen, erwischte Sirius‘ Lächeln am Mundwinkel, bevor er weggeschoben wurde. Sirius setzte sich auf, und mit einem Arm um Dracos Hüfte zog er ihn mit sich hoch.

Das Klopfen kam nicht vom Fenster. Sirius umfasste sein Kinn und drehte Dracos Kopf Richtung Tür. Es kam vom Korridor, als würde jemand dort herunterlaufen und gegen jede Tür klopfen. Ein scharfes, methodisches Klopfen wie von einem Zauberstab der gegen die schweren Holztüren geschlagen wurde. Draco konnte es ganz am Ende des Korridors hören, wie es gegen eine Tür hämmerte und dann weiterging, um sich die nächste vorzunehmen. Es ließ keine aus, kam näher und wurde nach jeder Tür lauter. Jemand klopfte gegen die Badezimmertür nebenan und wartete. Draco klammerte sich instinktiv an Sirius‘ Schulter fest.

„Die Hauselfen?“, fragte Sirius.

„Die Hauselfen klopfen nicht“, sagte Draco. „Proudfoot oder Williamson vielleicht?“

Es klopfte an seiner Zimmertür und wartete, wie bei jeder anderen Tür. Draco tauschte einen fragenden Blick mit Sirius, der die Tür nicht lange aus den Augen ließ.

„Hallo?“, rief Draco.

Mitten im Klopfen wurde es von einer Sekunde auf die andere totenstill. Dann fing es wieder an, klopfte hart und hämmerte regelrecht gegen die Tür, als würde jemand mit beiden Fäusten dagegen schlagen.


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