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Spinning Hearts - Das Problem mit Antipathien

von Dr. S

Borgin war älter und faseriger geworden, seit Sirius ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er hing gebückt über dem Tisch, an dessen anderer Seite Kingsley saß, und wich den Fragen genervt aus. Sirius stand mit Harry zusammen hinter der Wand des Nebenzimmers, die mit einem Zauber durchlässig gemacht worden war, sodass sie hindurchsehen und alles hören konnten, ohne dass Borgin sie anschnauzen konnte. Nicht, dass noch viel Energie zum Schnauzen in ihm geblieben war. Die Verhaftung und das gestrige Verhör zerrten an ihm, weshalb es Sirius umso mehr wunderte, dass er nicht schon längst mit der Sprache herausrückte.

„Mr. Borgin, wenn Sie uns das hier noch schwerer machen wollen, dann kann ich das auch für Sie tun“, sagte Kingsley in einem professionellen Tonfall, der Sirius daran erinnerte, wie Roger mit ihm im St. Mungo’s gesprochen hatte. Kingsley schaute auch auf die gleiche Weise auf sein ausgerolltes Pergament, anstatt Borgin zu beachten. „Wir haben hier mehrere Aussagen über die schwarzmagischen Gegenstände, die Sie verkaufen –“

„Es ist nicht illegal“, unterbrach Borgin ihn scharf. „Es sind Antiquitäten. Wir kaufen und verkaufen sie für Ausstellungszwecke.“

Sirius schnaubte spöttisch.

„Sicher“, sagte Kingsley. „Wenn Sie sich da so sicher sind, haben Sie natürlich nichts gegen eingehende Untersuchungen. Reine Routine, versteht sich.“

„Ich kann Ihnen verraten, bei wem Sie da mehr Erfolg hätten. Die Goyles haben neulich einen Haufen nutzloses Zeug bei mir abladen wollen. Wenn Sie sich da mal umschauen wollen“, sagte Borgin.

„Wir haben Untersuchungen in vielen Bereichen, die Sie nicht beeinflussen können, Mr. Borgin“, sagte Kingsley. Bei ihrer letzten Sitzung waren sie schon genau an dieser Stelle gewesen, als Borgin seinen halben Kundenstamm an Kingsley verkaufen wollte, um hier rauszukommen. Sirius konnte ihn verstehen. Er wollte auch nicht länger als notwendig in Askaban bleiben, war jetzt schon das zweite Mal hier und bereute das mit jeder Minute, bei der hier nichts herauskam. Im Gegensatz zu ihm klebte Harry förmlich an der Wand und Borgins sowie Kingsleys Lippen, als würde er Sirius beweisen wollen, dass das der richtige Beruf für ihn war.

„Ich kann hier nichts beeinflussen“, sagte Borgin schmollend.

„Natürlich können Sie das. Sagen Sie mir, was ich hören will, und wir könnten darüber hinwegsehen, dass wir mehr als einen Grund haben Sie festzuhalten“, sagte Kingsley.

„Spielt er gerade den guten oder den bösen Cop?“, murmelte Harry.

Sirius runzelte die Stirn. „Den was?“

„In Krimis oder Detektivfilmen“, sagte Harry, schaute Sirius erwartungsvoll an und klappte den Mund wieder zu, bevor er anfing zu erklären, was er damit meinte. Er schüttelte den Kopf. „Muggelzeug.“

„Wir sollten uns einen anschauen“, sagte Sirius. „Einen… Defektivfilm. Dann weiß ich, was du damit meinst.“

Harry gluckste. „Jaah… Vorausgesetzt ein Fernseher funktioniert im Grimmauld Place.“

„Würde auf jeden Fall funktionieren, wenn der Plan darin besteht meine Mutter in den Wahnsinn zu treiben.“

Harry nickte. „Heißt das, wir sehen uns den Film an und ich sitze im Sessel, während du mit Malfoy auf der Couch schmust?“

Sirius stützte sich an der Wand ab und schaute vorwurfsvoll auf Harry herunter. „Ich weiß nicht. Hast du Gefallen daran gefunden zuzusehen?“

Ein Rotschimmer schoss auf Harrys Wangen. „Ich meine nur – pscht!“ Er hob die Hand, als müsste er Sirius das Wort verbieten und starrte Kingsley wieder mit leuchtenden Augen an.

„Das Verschwindekabinett in Ihrem Laden hat ein Gegenstück, Mr. Borgin, das in Hogwarts steht. Wir gehen nur der Spur nach. Sie waren zur Zeit des Kampfes in Hogwarts in Ihrem Geschäft, ich habe hier mehr als eine Aussage, die das bestätigt. Wenn jemand den Übergang benutzt hat, wird es Ihnen aufgefallen sein. Ich will wissen, wer das Verschwindekabinett benutzt hat und was aus ihm geworden ist.“

„Ich kann Ihnen sagen, wer das Verschwindekabinett repariert hat. Der kleine Malfoy dürfte Ihnen eine weitaus größere Hilfe sein, wenn Sie verstehen, was ich meine“, sagte Borgin. „Ich hab ihm natürlich geholfen es zu reparieren, ihm Tipps gegeben, aber er hat es selbst hinbekommen. Dafür, dass diese reichen Bonzen sonst nie einen Finger rühren, sogar überraschend erfolgreich.“

„Ich möchte nicht wissen, wer es repariert hat, sondern ob jemand, vielleicht sogar Bellatrix Lestrange, hindurchgekommen ist. Sie würden die Arbeit des Ministeriums doch nicht behindern wollen, Mr. Borgin.“

„Natürlich nicht“, gab Borgin ölig zurück.

Seit Stunden drehten sie sich in dieser Spirale aus Beschuldigungen und Einschleimen von Borgin, und Sirius fühlte sich allmählich wirklich, als würde er zu lange in einem Karussell sitzen. Er konnte verstehen, dass Kingsley es allmählich selbst übernehmen wollte, die Informationen aus ihm zu quetschen, nachdem er schon einen Auror heute Morgen verschleißt hatte.

„Dann fangen wir also nochmal von vorne an und ich frage Sie, was Sie getan haben, als das Verschwindekabinett benutzt hätte werden können“, sagte Kingsley.

„Wie wäre es, wenn ich Ihnen das Gleiche sagen, wie gestern schon?“, schlug Borgin vor. Kingsley schaute ihn abwartend an. „Borgin & Burke’s ist ein Geschäft für besondere Antiquitäten und Wertgegenstände, kein Hotel. Und erst recht nicht das St. Mungo’s.“

„Mein Gott, hat er das auswendig gelernt?“, fragte Harry. „Das ist eine bescheuerte Geschäftsmentalität, nur mal – umpf.“

Diesmal hob Sirius die Hand und presste sie auf Harrys Mund.

„Meine Kunden bezahlen mir nicht genug, damit ich Ihre schmutzigen Geheimnisse für mich behalte. Beschädigte Ware nehme ich nicht, sondern gebe sie ihrem Besitzer zurück.“ Borgin lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

„Er sagt es wirklich sehr oft“, sagte Sirius und zog die Hand von Harrys Mund. „Vielleicht kann er nicht mehr sagen?“

„Was meinst du? Einen Unbrechbaren Schwur?“, fragte Harry.

„Es gibt noch andere Methoden, aber zum Beispiel.“

Kingsley war inzwischen aufgestanden und ließ Borgin in seinem Zimmerchen schmoren. Kaum schloss er die Tür hinter sich, kam er auch schon zu ihnen, die Pergamentrolle unter den Arm geklemmt.

„Das wird heute nichts mehr, denke ich. Er weiß etwas, da bin ich mir absolut sicher, aber es aus ihm zu pressen, ist eine andere Sache“, sagte Kingsley.

„Vielleicht auch nicht unbedingt für den Zaubereiminister“, sagte Sirius amüsiert.

„Sirius hatte eine Idee“, sagte Harry, da machte Sirius gerade den Mund auf um das weniger impulsiv vorzutragen. „Was, wenn er gar nichts sagen kann? Wegen einem Unbrechbaren Schwur oder so etwas?“

„Ich denke nicht, dass Bellatrix in der Verfassung gewesen ist um so einen Zauber durchzuführen, oder vielleicht nur daran zu denken“, sagte Kingsley, runzelte aber nachdenklich die Stirn.

„Sie muss es auch nicht getan haben“, sagte Sirius. „Was sagt Borgin dir die ganze Zeit? Er gibt beschädigte Ware zurück. Vielleicht sagt er dir damit, was du wissen musst. Dass er Bellatrix im Austausch gegen irgendetwas jemandem anvertraut hat?“

„An wen?“, fragte Kingsley.

„Ihre Schwester?“, schlug Harry vor.

„Narcissa Malfoy war diejenige, die besorgt genug wegen ihrer eigenen Schwester war, dass wir Auroren vor Malfoy Manors Toren platzieren konnten“, sagte Kingsley. „Ich habe mit ihr gesprochen. Mir kam sie ehrlich besorgt vor.“

„Und ich bezweifele, dass sie bei Andromeda Unterschlupf gesucht hat“, erinnerte Sirius Harry daran, dass Bellatrix noch eine Schwester hatte. „Aber wenn Harry so überzeugt davon ist, dass wir zuerst bei der Familie nachsehen sollten, dann müssen wir sie vielleicht auch mal befragen.“

Harry warf ihm einen wenig begeisterten Blick zu. „Wenn sie dich für den Gedanken alleine nicht rauswirft, kannst du es ja versuchen.“

„Ich dachte, dass du was für Narcissa Malfoy übrig hast“, sagte Sirius. „Auf Snapes Beerdigung hast ordentlich mit ihr geflirtet. Lucius hat geglüht vor Eifersucht.“

„Was?“, echauffierte Harry sich, wurde aber knallrot. „Nein. Ich würde nicht… Nein. Sie hat mir das Leben gerettet, aber nur weil… nicht weil… Sirius.“

Sirius gluckste amüsiert.

„Ihr Mann und Schwager sind hier, also kann keiner von ihnen sie bei Borgin abgeholt haben“, überfuhr Kingsley die Sticheleien einfach. „Veritaserum ist leider keine Option, vor allem nicht, wenn er wirklich einen Unbrechbaren Schwur geleistet haben sollte. Ich riskiere keine Leben, und das würde auf dem Spiel stehen.“

„Habt ihr Malfoy Manor durchsucht?“, fragte Harry. „Von jeder versteckten Tür bis zu der Falltür im Salon?“

„Ja, weil sie in ihrer Position Bellatrix im Keller halten, wie einen ungezogenen Hund“, sagte Sirius.

„Wir haben Auroren an den Toren platziert“, sagte Kingsley. „Aber mit Lucius Malfoy im Moment umzugehen ist selbst für seine Familie schwer. Wir wollten uns erst einmal zurückhalten. Ich hatte Sirius vor einer Weile gebeten, sich bei Gelegenheit doch umzuschauen.“

Harry biss die Kiefer fest genug aufeinander, dass Sirius sehen konnte, wie sein Gesicht sich bei der Vorstellung verkrampfte. Kingsley schien das entweder vollkommen egal zu sein oder er bemühte sich genauso wie Sirius einfach so zu tun, als wäre nichts dabei.

„Hattest du Gelegenheit, Sirius?“, fragte Kingsley.

„Draco auszuspionieren? Gelegenheit, aber wenig Lust“, sagte Sirius.

„Wahrscheinlich ist es schwierig sich umzusehen, wenn seine Eltern dich nicht erwischen dürfen“, fügte Harry hinzu.

Sirius verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir hatten das schon, als ich mit Rodolphus und Rabastan gesprochen habe. Die Malfoys stehen auf Bellatrix‘ schwarzer Liste sehr weit oben. Wenn sie bei ihnen auftaucht, dann nicht um Tee zu trinken und Rachepläne zu schmieden. Wir müssen aus Borgin herauskriegen, wer sich sein Schweigen gekauft hat.“

„Veritaserum ist keine Option“, überlegte Harry. Dann schaute er Sirius an, als hätte er eine Idee. „Vielleicht können wir es aus ihm herausfoltern. Malfoy bringt dir bestimmt bei, wie der Cruciatusfluch funktioniert.“

Sirius merkte, wie seine Fäuste sich trotz verschränkter Arme ballten. „Und ich dachte, das könnten wir dich fragen? Hast du nicht ausgiebig an den Carrows geübt?“

Harry errötete auf einen Schlag und vermied es Kingsley anzusehen.

„Die Malfoys bemühen sich zu kooperieren – zumindest Narcissa und Draco“, sagte Kingsley immer noch sehr darum bemüht unberührt zu klingen. „Vielleicht können sie uns zumindest weiterhelfen den fehlenden Knotenpunkt zwischen Borgin und Bellatrix zu finden.“

„Ich treffe mich mit Draco zum Abendessen. Dann kann ich mich schon mal vorsichtig herantasten“, sagte Sirius mit einem Blick auf seine Uhr.

„Hältst du das für so intelligent? Du gibst Malfoy Informationen, die er anders verwenden könnte, als du dir vorstellst“, sagte Harry. „Natürlich. Kingsley, hast du das in Erwägung gezogen? Sirius füttert die Malfoys die ganze Zeit über Draco mit Informationen, wodurch sie uns einen Schritt voraus sind.“

„Harry, es reicht mir allmählich“, sagte Sirius scharf. „Du willst Draco gar keine Chance geben.“

„Und du willst ihn nur…“ Harry biss sich auf die Zunge und sagte damit alles. Er zuckte mit den Schultern. „Du weißt schon…“

„Ja, danke“, sagte Sirius ärgerlich.

Harry setzte seinen entschuldigenden Dackelblick auf. „Ich sage doch nur, dass er nichts getan hat, um sich dein Vertrauen zu verdienen. Nur, weil er Bellatrix ein Bein gestellt hat –“

„Ich wäre jetzt tot, wenn er das nicht getan hätte“, sagte Sirius kühl. „Wäre dir das lieber, damit du Draco weiter verabscheuen kannst?“

„So hab ich das gar nicht gemeint“, sagte Harry hastig. „Aber er hat das nicht getan, um dir das Leben zu retten. So funktioniert Malfoy nicht. Er hat die Chance genutzt, um sich einen Vorteil zu verschaffen.“

Sirius verdrehte die Augen. „Ja, sicher.“

„Siehst du das denn nicht? Wieso sonst hätte er das tun sollen? Voldemort war dabei zu verlieren, und er rettet dir zufällig das Leben. Mir kommt das Spanisch vor.“

„Harry, ich weiß auch, dass er das nicht getan hat, weil ich um die Ecke geschwebt bin und er sich Hals über Kopf in mich verknallt hat. Aber er hat es auch nicht getan, weil er sich davon irgendwas versprochen hat. Es war eine Kurzschlussreaktion“, sagte Sirius genervt. „Das ist auch nicht wichtig. Er hat es getan. In dem Moment hat er mir lieber geholfen, als seiner durchgeknallten Tante. Das zeigt mir mehr als deutlich, dass er irgendwo unter der rauen Schale einen guten Kern versteckt hat. Und ich dachte eigentlich, das würdest du ähnlich sehen.“

Harry grummelte finster vor sich hin.

„Ich will mich wirklich nicht einmischen“, sagte Kingsley und wandte sich dabei überraschenderweise an Harry, „aber Draco scheint mir trotz seiner Fehler und seiner Vergangenheit in Ordnung zu sein. Er ist ein bisschen verloren und überfordert mit der Situation, ja, aber Sirius ist ihm eine gute Stütze, denke ich.“

„Wow, ich spiele hier auch eine Rolle.“ Sirius nickte in gespielter Anerkennung. „Können wir den Unsinn dann jetzt sein lassen?“

Harry blieb zwar stumm, schien ihn aber aus seinen leuchtendgrünen Augen zu verurteilen. Sirius fühlte sich an Lilys Blick erinnert, wenn sie ihn und James weit nach der Ausgangssperre zurück in den Gemeinschaftsraum schleichen gesehen hatte.

„Ich bringe euch raus“, sagte Kingsley. Er legte eine Hand auf Harrys Rücken und schob ihn voraus, tat dann das Gleiche mit Sirius, blieb aber an seiner Seite. „Gib ihm etwas Zeit. Das kommt nur alles auf einmal“, murmelte er.

Sirius nickte. „Hast du dir Borgins Laden angesehen?“

Auf dem Korridor drehte Harry sich nach ihnen um und lief rückwärts weiter, als würde er sich in diesen Gängen schon ewig auskennen.

„Ich hab ein paar Leute hingeschickt. Dawlish hat fast seine Hand verloren, als er sie in eine Box gesteckt hat, die ihm gesagt hat, das wäre eine gute Idee. Dein Freund aus dem St. Mungo’s musste sie wieder an die richtige Stelle setzen.“ Kingsley schüttelte den Kopf. „Dawlish tut mir leid.“

„Er hat einen Fluch zu viel von Albus an den Kopf gekriegt“, sagte Sirius nickend. „Irgendetwas Interessantes? Blutspuren, vielleicht?“

„Wir schauen uns das noch an. Ich gehe morgenfrüh hin, bevor ich mir Borgin noch einmal vornehme. Wenn du mit Harry mitkommen willst, bin ich vollkommen einverstanden.“

Sirius tauschte einen Blick mit Harry, der bereits eifrig nickte, und lächelte ihn an. Er hoffte, dass sie diese ganzen Streitigkeiten wegen Draco am Ende des Tages oder zumindest bald aus dem Weg geräumt haben konnten.

„Kingsley, ich will dir nicht auf die Füße treten, aber was sagt der gute Percy dazu, dass du dich so sehr als Auror betätigst?“, fragte Sirius.

Kingsley schien mindestens zwei Zentimeter kleiner zu werden. „Ich weiß, was du sagen willst, Sirius, aber ich muss mich um das Chaos kümmern. Auch als Zaubereiminister.“

„Glaub mir, ich hab das Chaos eines verwahrlosten Hauses bereinigt. Wenn du nur in einem Raum zugange bist, wirst du nie fertig“, sagte Sirius.

Harry schaute sie fragend an, bevor er sich umdrehte und wieder anfing auf den Weg zu achten.

„Wir reden ein anderes Mal darüber“, sagte Kingsley. „Ich hab zu viel zu tun um darüber nachzudenken, ob ich eine gute Besetzung für diesen Posten bin.“

Sirius klopfte ihm hart auf die Schulter. Dann ging er vor und ließ sich von dem Auror am Eingang durch Askabans Türen nicken. Draußen schlug ihnen der Sprühregen einer hohen Welle, die an den scharfen Felsen brach, entgegen. Sirius‘ Gesicht und Umhang waren sofort nass. Er wischte sich die Haare aus dem Gesicht. Harrys standen weiterhin wirr am Nacken ab, aber er musste seine Brille putzen.

„Gut, ich sehe euch dann morgen hoffentlich“, sagte Kingsley. „Harry, wenn du noch in mein Büro kommst, klären wir alles mit dem Vertrag. Dann bist du offiziell Auror. Das hast du dir mehr als verdient.“

„Das sollten wir feiern“, sagte Sirius und warf einen Arm um Harrys Schulter. „Auror Harry Potter, Umbridges größter Alptraum.“

Harry lachte. „Jaah, ich sollte gleich wieder reingehen und ihr das unter die Nase reiben.“

„Ich trommel ein paar Menschen zusammen und wir feiern dein Wiederauftauchen in England und den Einstieg in das richtige Erwachsenenleben.“ Sirius wuschelte kräftig durch Harrys eh schon chaotische Haare. „Richtig erwachsen geworden, unser Kleiner. Deine Mummy wäre so stolz. James… na ja.“

Kingsley gluckste, während Harry versuchte sich aus Sirius‘ Griff zu winden. Er grinste auch, rückte seine verrutschte Brille gerade und schlug Sirius gegen die Brust.

„Gehen wir doch jetzt. Ich sterbe vor Hunger“, sagte er, die Hände in Sirius‘ Robe verkrallt, als würde er ihn gleich mit sich ziehen wollen. „Und wir haben uns ewig nicht gesehen. Es gibt so viel zu erzählen – und nein, es beinhaltet kein Känguru als meinen neuen Erzfeind.“

Sirius lächelte gezwungen und schob Harry beruhigend von sich weg. „Ich hab Draco versprochen ihn zum Abendessen zu treffen, schon vergessen? Danach machen wir, was immer du willst.“

Harrys Blick hing irgendwo zwischen Enttäuschung und Verachtung fest, als müsste er sich in Grund und Boden schämen, weil er ein Versprechen gegeben hatte und halten wollte. Nur weil das Versprechen Draco gehörte.

„Wie wär’s, wenn du mitkommst?“, fragte Sirius. Kingsley ließ ihnen etwas Raum, als würde er glauben, dass sie einander gleich anschreien würden, und ging zur Felskante, wo man disapparieren konnte. Sirius lächelte Harry an. „Ein kurzes Essen, bevor wir den Abend mit Leuten verbringen, die dir lieber sind. Gib Draco eine Chance dir zu beweisen, dass er mich nicht ausnutzt. Tust du mir den Gefallen?“

Harry sah so begeistert aus, als würde Sirius ihn zu Okklumentikstunden mit Snape zwingen.

„Komm schon. Mir zuliebe“, sagte Sirius.

Harrys Antwort traf ihn wie eine weitere, eiskalte Welle: „Nein.“

Sirius seufzte schwer auf. „Gut, dann gib mir ein oder zwei Stunden und wir treffen uns am Grimmauld Place.“

„Nein“, sagte Harry erneut.

Sirius wischte sich erneut die feuchten Haare aus der Stirn, legte sie in tiefe Falten. „Wie meinst du das?“

„Ich weiß nicht.“ Harry schüttelte den Kopf und trat einen Schritt von Sirius weg. „Ich finde nicht, dass das eine gute Idee ist.“

„Harry –“

„Ich hab Ginny ewig nicht gesehen“, unterbrach Harry ihn. „Vielleicht sollte ich den Abend mit ihr verbringen. Oder die nächsten Tage. Mrs. Weasley wird es sicher nicht stören.“

Sirius wusste nicht mehr, was er mit seinen Händen und Armen anfangen sollte und ließ sie nutzlos hängen. „Wieso das denn?“

Harry wich seinem Blick aus, sah aber aus, als wäre das klarer als frisch poliertes Glas. „Am Ende bringst du ihn wieder mit und ich will ihm nicht morgens oder nachts irgendwo begegnen. Ich will Malfoy nicht sehen.“

„Harry, er ist nicht so schlimm, wie du denkst. Du kannst ihn nicht für Dinge verurteilen, die er als dummer Teenager getan hat. Die meisten waren in dem Alter Idioten“, sagte Sirius eindringlich. „Ich auch.“

„Du nimmst ihn in Schutz“, sagte Harry. „Schön für ihn. Aber ich kann das nicht. Ich weiß, dass er nicht so schlimm ist, wie ich vielleicht mal gedacht habe. Wirklich. Ich weiß, dass er Dumbledore nicht getötet hätte, Sirius. Aber ich vergess deswegen nicht den ganzen Müll, den er verzapft hat. Was er meinen Freunden und mir und irgendwelchen anderen Menschen angetan hat, nur weil sie existieren. Ich will nichts mit ihm zu tun haben. Ich hätte ihm gewünscht, dass er nach dem Krieg irgendwo glücklich wird, wirklich, aber mit dir? Unter meiner Nase? Das halte ich nicht aus.“

Sirius bekam den Mund erst nicht mehr zu, als er nach Worten suchte. „Was willst du mir damit sagen, Harry?“

„Dass er nicht richtig für dich ist, Sirius“, sagte Harry, „und dass ich mir das nicht ansehen werde.“

„Du lässt mich also alleine in diesem grässlichen Haus?“, fragte Sirius mit krächzender Stimme.

Harry tätschelte seinen Arm. „Du hast ja jetzt Malfoy, der dir Gesellschaft leistet. Wozu brauchst du mich da noch?“ Er drehte sich weg, bevor Sirius protestieren konnte, und ging zu Kingsley, der auf ihn gewartet hatte und unschuldig lächelte. Sirius hörte sie wie durch dickes Glas reden und dann den Knall, als sie disapparierten.

Ihm sprühte das kalte Wasser einer weiteren hohen Welle entgegen. Sirius wischte sich die nassen Haare erneut aus dem Gesicht und seufzte geschlagen auf.

~*~

Am Horizont zog eine dunkle, faserige Wolke auf, die mehr nach Nebel als Unwetter aussah. Draco lehnte an dem zertrümmerten Fensterrahmen im siebten Stock und schaute über die Ländereien. Grüppchen von drei oder vier Menschen hatten sich auf Decken am See verteilt, aßen dort das Abendessen, das sonst in der Großen Halle vor Dracos Augen versteckt war. Keiner von ihnen schien sich bewusst zu sein oder zu sein wollen, dass jeden Moment ein kühler Sommerschauer über sie hereinbrechen würde.

Sirius müsste hier sein, dann könnten sie zusammen über die Dummköpfe da unten lachen, die gleich sehr, sehr nass werden würden. Er war sich ziemlich sicher, dass Sirius das genauso halbwegs amüsant finden würde wie er. Merkwürdigerweise fanden sie einiges, über das sie zusammen lachen konnten. Vor ein paar Jahren hätte er nie gedacht, dass er mehr tun könnte, als über einen Gryffindor zu lachen.

Aber Sirius war nicht hier. Er machte sich einen schönen Tag mit Potter. Lachte mit ihm. Zog darüber her, dass Draco brav wie ein abgerichteter Köter auf ihn wartete.

Er würde nicht wirklich so über ihn sprechen, jedenfalls ging Draco davon aus. Nicht nach allem, was Sirius heute Morgen zu Potter gesagt hatte, um zu verteidigen wieso und warum Draco im Grimmauld Place Nummer zwölf gewesen war. Er lächelte vor sich hin, als er sich daran erinnerte, was Sirius gesagt hatte, wie es so unverbindlich aus ihm herausgesprudelt war, und lehnte sich dichter gegen den Fensterrahmen. Sein Blick wanderte über die Ländereien in der dämlichen Hoffnung, dass Sirius vielleicht dort auftauchen würde um ihn zu überraschen.

Ein kühler, nach Regen riechender Luftzug wehte durch das scheibenlose Fenster und strich das Haar aus Dracos Stirn. Sirius war glücklich. Wegen ihm. Draco gefiel, wie sich das anhörte. Er wusste nicht wieso und musste das auch gar nicht ergründen. Gerade fühlte es sich gut und richtig an.

Er drehte sich um und der Anblick des leeren Korridors wischte sein Lächeln wieder weg. Es war fürchterlich still ohne Sirius hier. Man schien den Staub von der Decke rieseln hören zu können.

Die letzten Trümmer hatten sie vor ein paar Tagen weggeräumt, seitdem setzten sie neue und alte, noch brauchbare Steine ein. Heute hatte Draco sich die kleineren um das Fenster herum vorgenommen, hatte das Geländer wieder eingesetzt und den Rahmen aufgestellt, was alleine selbst mit dem Zauberstab viel zu lange gedauert und absolut keinen Spaß gemacht hatte. Die Ecke des Korridors und ein Teil vom Dach fehlten noch und der Wind fing an sich durch jede Öffnung zu schleichen und leise pfeifend durch den Korridor zu wehen. Bei der stupiden Arbeit hatte er so einsam alle Zeit der Welt gehabt sich auszumalen, wo Sirius hier seinen Geheimgang unterbringen wollte – und vor allem wohin. Es war zu schade, dass Potter dazwischen gefunkt hatte, bevor er ihm mehr davon erzählen konnte.

Natürlich war es leer und grotesk still. Sirius war nicht da. Er war alleine. Wenn er anfinge mit sich selbst zu reden, würde er sich mehr Sorgen machen.

Draco schaute auf seine Uhr. Nur noch ein bisschen…

Er widmete sich wieder dem Haufen feingeschliffener Steine, den er in den Boden setzte, wo er instabil und zerrissen von den Trümmern zurückgeblieben war. Schwere Holz- und Steinbalken stützten den Korridor, wo er schon diverse Male gedroht hatte weiter abzusacken und die dämlichen Amateure, die im sechsten Stock arbeiten, zu begraben. Als sie dieses Loch freigelegt hatten, war Sirius fast hineingestolpert und Draco hatte nicht gewusst, ob er ihn schubsen oder halten wollte. Letzteres hatte ihm einen langen Kuss eingebracht, an den er sehr gerne zurückdachte, während er die Hände in staubigen Steinen hatte.

Mit einem Seufzen wünschte er sich wieder einmal, dass Potter zehn Minuten später hereingeplatzt wäre…

Schritte hallten durch den Korridor. Draco drehte sich mit einem viel zu breiten, erwartungsvollen Lächeln herum. Leichte Schritte näherten sich, und Dracos Lächeln knickte ein, die Freude entwich ihm mit einem Seufzen. Für einen Moment hatte er gehofft, Sirius würde um die Ecke kommen und ihn wirklich überraschen, weil er genug von Potters selbstverliebtem Geschwafel für einen Tag hatte und lieber Steine durch die Gegend tragen wollte. Aber Sirius‘ Schritte waren energischer und länger. Draco konnte sie inzwischen auch im Dunkeln erkennen, wenn sie vom Teppich geschluckt wurden.

„Hallo?“

Draco ließ den Steinblock liegen, drehte sich nach der Stimme um und krempelte instinktiv seinen Ärmel wieder über den linken Arm. Ein blondes Mädchen schaute um die Ecke, lächelte ihn an. Astoria tat so, als wäre der Ärmel ihr nicht aufgefallen.

„Hallo.“ Draco nahm den Steinblock wieder hoch und trug ihn zu dem Loch herüber, um es zu stopfen. Er warf die Hoffnung gleich durch das Loch, weil es dämlich gewesen war sie überhaupt aufkeimen zu lassen. Sirius wollte sich zum Essen mit ihm treffen. Er würde also nicht plötzlich um die Ecke kommen.

Als er den Stein platziert hatte und seine Reihe fast fertig war, drehte er sich um. Daphnes Schwester hatte sich einen der Steine geschnappt und hievte ihn ächzend in Dracos Arme. Sie lächelte ihn wieder an.

„Ich kann das auch alleine“, sagte Draco.

„Ich seh’s. Sirius Black leistet dir heute gar nicht Gesellschaft“, sagte Astoria unbeeindruckt und ging in die Knie, um den nächsten Steinblock hochzuheben. In ihren schmalen Armen wirkte er Tonnen schwerer, als er war.

„Offensichtlich.“ Draco ließ sie augenrollend mit dem Gewicht kämpfen und legte den nächsten Steinblock in das Loch. Seine Reihe war fast fertig. Er könnte gleich gehen und im Tropfenden Kessel so tun, als hätte er nicht alle fünf Minuten auf die Uhr geschaut, wenn Sirius endlich kam. „Ein Wunder, dass ich mit ihm hier überhaupt irgendwas hingekriegt habe. Er redet ständig und stolpert über alles.“

Astoria gluckste und schnaubte gleichzeitig angestrengt. „Das heißt wohl, ihr hattet viel Spaß miteinander.“

Draco schaute sie forschend an, dann kam er auf sie zu und nahm den Stein aus ihren Händen. „Beobachtest du mich?“, fragte er stichelnd.

„Nicht absichtlich“, sagte Astoria. „Ich mache mich unten in den Kerkern nützlich –“

„Ich weiß“, sagte Draco.

„Und ich habe euch manchmal gesehen, wenn ihr zusammen gekommen seid. Oder zusammen gegangen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es sah aus, als würdet ihr euch gut verstehen. Wieso ist er heute nicht da?“

Draco drehte sich um und brachte den Steinblock in Position. „Potter ist wieder da. Er will Zeit mit seinem Patenonkel verbringen und wer will nicht Zeit mit dem Auserwählten verbringen?“ Er klatschte etwas zu viel Mörtel mit seinem Zauberstab zwischen die Steine und sah zu, wie die matschige Pampe ein Stockwerk tiefer auf den Boden tropfte. Seine Hand wollte in eine Faust zucken, nur wenn er an Potter dachte. St. Potter, immer darauf aus etwas zu retten. Sein Beschützerinstinkt ließ ihn schon fast paranoid werden, wenn Draco so an die Beschuldigung dachte, die er gehört hatte. Liebestrank, einfach lächerlich. Er fragte sich, was Potter Sirius gerade noch alles auf die Nase band. Was er ihm davor schon im Grimmauld Place aufgedrängt hatte, bevor Draco die paar Wortfetzen mitgehört hatte. Auf wie viele Arten könnte er Potters Meinung nach Sirius an sich fesseln?

„Es ist interessant“, sagte Astoria, „dass du Potter immer noch keinen Knut leiden kannst, dich aber so gut mit seinem Patenonkel verstehst.“

In seiner brodelnden Wut hatte Draco glatt vergessen, dass er nicht mehr alleine in diesem Korridor war. „Er ist auch ein eigenständiger Mensch und nicht nur Potters Patenonkel“, entfuhr es ihm. Er lenkte mit einem Schulterzucken ab. „Nicht so wie Granger und das Wiesel. Die haben keine eigene Existenz, wenn sie nicht Potters Freunde sind.“

„Und?“ Astoria bot ihm den nächsten Steinblock an, nur um ihn dann von Dracos ausgestreckten Händen wegzuziehen. „Wie ist Sirius Black so als eigene Existenz?“

Draco könnte viele Dinge über Sirius sagen. Er war spontan, stur, energisch und ließ sich ungerne etwas sagen. Er war ein ziemlicher Idiot. Eine absonderlich charmante Mischung. Außerdem war er witzig, mehr als nur clever und sah fast schon verboten gut aus. So gut, dass es einem manchmal wirklich den Atem verschlagen konnte. Und er war stark. Beneidenswert stark nach allem, was er durchgemacht hatte.

Aber wieso sollte das Astoria interessieren?

Draco verengte die Augen und schnappte sich den Stein. Astoria versuchte sich erneut wegzudrehen, machte aber keinem Schnatz Konkurrenz und war deswegen keine Herausforderung. „Wieso?“

„Man sieht ihn immer nur aus der Ferne. Oder im Tagespropheten“, sagte sie. „Er ist so unantastbar, unnahbar, weißt du, was ich meine?“

„Bist du deswegen hier oben? Um mich nach Black auszufragen? Wenn du ein Autogramm willst, gibt er dir bestimmt gerne eins“, sagte Draco. Das würde Sirius sogar sehr amüsieren und vielleicht ein bisschen zu Kopf steigen. Draco würde ihn jedenfalls gerne damit aufziehen, dass er einen Fanclub aus Teenager-Mädchen hatte.

„Nein“, sagte Astoria amüsiert. „Ich hab dich heute Morgen alleine gesehen und du sahst so nachdenklich aus. Black ist nicht mehr aufgetaucht. Ich wollte also mal nachsehen, wie du zurechtkommst, bevor ich gehe.“

„Wie fürsorglich“, sagte Draco voller Sarkasmus. Seine Mutter würde Astoria glatt ins Herz schließen, wenn sie sich darüber austauschen könnten, wie sie Draco am besten vierundzwanzig Stunden am Tag im Auge behalten konnten.

„Ich weiß. Bin ich nicht toll?“, gab Astoria gespielt geschmeichelt zurück, nur um sich nach dem letzten Stein für Dracos Reihe zu bücken. Draco kam ihr dazwischen und hob ihn selbst hoch. Sie lächelte ihn an, was er nicht zurückgab. Es gefiel ihm nicht, dass diese Steine von jemand anderem als ihm oder Sirius angefasst wurden. Das hier war ihre Arbeit. Sie hatten den Korridor für sich gehabt, ihn aufgeräumt und sich die Hände schmutzig gemacht. Ganz davon abgesehen, was die Ruß verschmierten Wände beim Raum der Wünsche von ihrer Geschichte erzählten.

„Er ist okay. Für einen Gryffindor“, sagte Draco und sein Mund wollte erneut in ein Lächeln zucken. Astoria schaute ihn an, als hätte sie nur auf sowas gewartet. „Hat McGonagall dich geschickt? Sie kann mich nicht mehr leiden, seit… na ja. Heute war sie auch nicht sehr erpicht darauf mich zu sehen. Alleine.“ Sirius hätte sich schlapp gelacht, wenn er mitgekriegt hätte, dass anscheinend er die einzige Versicherung für Professor McGonagall war, dass Draco das Schloss nicht abbrannte. Ausgerechnet Sirius Black.

„Ich kann McGonagall verstehen. Anscheinend passt das nicht wirklich zu dir“, sagte Astoria, worauf Draco den Stein schneller wegtrug. „Theodore denkt auch, dass du sie nicht mehr alle hast. Aber ich finde es großartig, dass du so oft hier bist. Und dass du es mit Sirius Black machst.“

Draco rutschte der Steinblock fast durch das Loch. Er drehte sich lieber nicht um. „Was?“

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass du vor zwei, drei Jahren mit keinem Gryffindor zusammengearbeitet hättest. Zumindest nicht erfolgreich“, sagte Astoria.

„Das findest du gut? Ich finde, mein Niveau ist wohl durch dieses Loch gefallen“, sagte Draco, als er sich wieder aufrappelte und den Staub von seiner Hose klopfte.

„Wir hatten einen richtigen Krieg. Reicht es nicht mit all diesen dämlichen Kleinkriegen zwischen den Häusern?“

Draco schnaubte auf und schaute auf seine Uhr. Das Bisschen war endlich vorbei und er konnte sich auf den Weg machen. „Konkurrenz ist gut für die Motivation, und das brauchen manche Schüler. Deswegen lasse ich Black jetzt auch den Rest des Lochs übrig, damit er sich morgen einreden kann, er hätte auch was getan, und gehe nach Hause.“

Astoria drehte sich ihm nach, als er an ihr vorbeiging, dann folgte sie ihm. „Heißt das, er kommt morgen wieder?“

„Ich mache seinen Terminplan nicht.“

Sie lachte über was auch immer. Draco schaute sie mit hochgezogener Augenbraue an, was sie noch mehr zu amüsieren schien.

„So ausweichend warst du nicht immer“, sagte sie und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass wir uns je groß unterhalten hätten“, sagte Draco.

Astorias Lächeln knickte kurz ein. „Willst du das nicht ändern?“

Draco zuckte mit den Schultern. „Wieso willst du das ändern?“

„Oje, Draco. Redest du mit Sirius Black auch so? Bekommt er davon schon graue Haare?“, gab Astoria zurück.

„Er hat keine grauen Haare“, ertappte Draco sich zu sagen. Nicht einmal in seinem zotteligen Fell, wenn er als Hund versuchte durch die Gegend zu schleichen.

Sie erreichten die Große Treppe und anscheinend hatte Astoria beschlossen, dass sie die Stufen zusammen heruntersteigen sollten. Die Treppe drehte und wandte sich wieder mit neuen Enthusiasmus, der manchmal sehr ruckartig durch den Stein ging, als würde sie versuchen einen abzuwerfen. Bis in den sechsten Stock war das Geländer wieder aufgebaut worden, weshalb man sich also keine Sorgen machen musste herunterzustürzen.

„Ich mochte immer, dass du einfach gesagt hast, was du denkst“, fuhr Astoria fort.

„Ich hab nie gesagt, was ich denke. Sonst wären die Erstklässler in Ohnmacht gefallen“, antwortete Draco.

„Du weißt, was ich meine. Es ist nur merkwürdig, dass du dich so sträubst, wenn es um Black geht. Oder vielleicht bin ich auch zu wortgewandt und subtil für dich, und du weißt einfach nicht, was ich meine“, sagte sie mit leicht gehobenem Kinn und behielt Draco aus dem Augenwinkel im Blick.

Draco blickte steinern und gelangweilt wie in einer Stunde von Lupin nach vorne. „Hat Nott dich dazu angestiftet? Sollst du abtasten, wie viele Hippogreife noch in meinem Stall sind?“

„Denkst du, dass ich keine eigene Existenz außerhalb des Freundes meiner Schwester besitze?“, erwiderte Astoria. „Wie traurig.“

Die Treppe in den dritten Stock tat einen plötzlichen Ruck, als Draco abstieg, und wollte sich wegdrehen. Astoria machte einen Hüpfer über die Lücke, die sich auftat, und lächelte Draco an, der sie leider nicht losgeworden war. Draco seufzte und ließ sie aufschließen, bevor sie sich noch den Hals brach. Daphne würde ihn wortwörtlich würgen, wenn er ihre Schwester in drei Stockwerke tief stürzen ließ. Nebeneinander gingen sie weiter die Treppe herunter.

Das Schloss war merkwürdig ruhig. Die meisten mussten ihr Abendessen wirklich auf den Ländereien zu sich nehmen. In der Ferne hallte ein Rumpeln durch das Schloss, als wären irgendwo hunderte hochgestapelte Stühle zusammengekracht. Draco nahm die Stufen voller Zwiespalt. Er wollte zu gerne sehen, wie das Gewitter die faulen Säcke draußen überraschte, aber gleichzeitig graute es ihm vor dem Spießrutenlauf, den er alleine über die gefüllten Ländereien machen musste. Schlamm war in den Händen von aufgewühlten Gemütern nicht gut aufgehoben. Und Black war nicht hier um sein Schutzschild zu sein… um ihm Sicherheit zu geben…

„Magst du ihn?“, fragte Astoria.

Draco ließ aus Versehen eine Stufe aus und stolperte fast. Er fing sich gerade noch und nahm auch beim nächsten Schritt zwei Stufen, um sich nicht zu verraten. „Was interessiert dich das?“, fragte er genervt, aber auch sein scharfer Ton schien Astoria nicht zu verschrecken. Er wollte so eine Frage nicht hören und auf keinen Fall in seine Gedanken lassen, wo sie sich wie ein Samen einpflanzen und irgendwann heranwachsen würde.

„Vielleicht taste ich mich gerade vor, ob ich Chancen habe“, sagte sie mit einem zuckersüßen Lächeln, das man ihr nicht abkaufen konnte. „Du hättest kein Problem zu sagen, dass du ihn nicht leiden könntest. Wieso ist das Gegenteil so schwer?“

Er wusste nicht, was dieses Kreuzverhör sollte. Er hatte nie mehr als ein paar Worte mit Daphnes Schwester gewechselt, aber jetzt laberte sie ihn voll, als würden sie sich seit Jahren kennen – was sie vielleicht taten, aber er hatte sich bis vor kurzem nicht einmal sicher ihren Namen merken können. So viel Dreistigkeit und Vertrautheit ließ ihn am Ende die Schultern zucken.

„Keine Ahnung. Ich denke nicht darüber nach, ob ich ihn leiden kann, weil es keinen Unterschied macht. Es ist ganz praktisch, wenn er mich leiden kann, und mehr spielt keine Rolle, also interessiert mich mehr auch nicht“, sagte Draco.

Astoria schaute ihn an wie ein Welpe, der auf der Türschwelle im Regen saß und hereingelassen werden wollte. „Das ist traurig, Draco, und eine leicht verquere Logik.“

„Emotionen sind niemals logisch. Besonders nicht, wenn man davon so viele hat wie ich“, sagte Draco in seiner besten Imitation von Professor Snapes desinteressiertem, öligem Tonfall. Astoria erkannte ihn und lachte.

Sie stiegen die letzten Stufen herunter und durchquerten die verlassene Eingangshalle. Ein Donnern zog über den Himmel und begrüßte sie lautstark, als sie durch die Tore hinaus auf die Ländereien traten. Erster Nieselregen sprühte ihnen entgegen. Unter dem vorstehenden Schlossdach waren sie noch sicher und hatten den perfekten Ausblick auf die Grüppchen auf ihren Decken, die vom Regen überrascht wurden. Erst tropfte es nur sanft auf sie herunter und eingelullt von dem schönen Wetter, das anscheinend nicht einfach so verschwinden konnte, blieben sie sitzen. Der Donner rollte über den Himmel und schüttete einen Platzregen über den Ländereien aus, der innerhalb weniger Sekunden alle Menschen aufschreckte und panisch wie eine Horde ausrastender Hippogreife herumrennen ließ.

Draco lachte leise. „Oh, nein. Jetzt werden sie alle ganz nass…“ Er schüttelte einen Regenschirm aus seinem Zauberstab, spannte ihn auf und hielt ihn mit einem triumphierenden Grinsen über sich und Astoria. „Der Regen hat ihnen wohl die Zaubersprüche aus dem Kopf gewaschen.“

„Du bist schrecklich“, sagte Astoria kopfschüttelnd, blieb aber unter seinem Schirm.

„Sirius hätte mit mir gelacht“, sagte Draco leise, worauf Astoria ihn fragend anschaute.

„Na ja, er ist nicht hier“, sagte sie.

Sie stiegen die letzten Stufen auf die Ländereien herunter und liefen über die Wiese. Es bildeten sich bereits Pfützen in den Stellen, wo das Gras die Fluch- und Brandlöcher noch nicht wieder bedeckt hatte. Der Regen prallte dumpf in dicken Tropfen gegen den Schirm. Er wühlte den Schwarzen See auf. Ihnen kamen zwei kreischende Mädchen mit einer Decke über dem Kopf entgegen. Draco erinnerte sich an böse Blicke und war verlockt ihnen ein Bein zu stellen. Astoria zog ihn wieder zurück.

„Ich werde noch nass“, redete sie sich heraus.

„Das sind alles Idioten“, sagte Draco. „Es riecht schon den ganzen Tag nach Regen. Wieso lungern sie hier draußen herum?“

„Sie wollten das schöne Wetter genießen, bevor es vorbei ist. Daran ist nichts falsch, oder? Nach allem, was passiert ist, hat ein bisschen Sonnenschein doch ganz gut getan“, sagte Astoria.

„Schätze schon“, sagte Draco gelangweilt, während er eine Gruppe von Fünftklässler beobachtete, die sich mit ihrer Decke wie unter einem Zelt zurück zum Schloss bewegten. Draco hob mit einem gehässigen Grinsen den Schirm zu einem Winken und bekam böse Blicke zurück.

Astoria zog den Schirm am Griff wieder herunter. „Morgen ist Black bestimmt wieder da. Wenn es regnet wird er das Loch sicher schnell stopfen wollen.“

„Ich hab dir schon gesagt, dass ich seinen Terminplan nicht mache.“

„Würdest du ihn gerne machen wollen?“, fragte Astoria.

„Wieso sollte ich?“, gab Draco genervt zurück.

Sie passierten Hagrids Hütte, unter der der Hippogreif, der angeblich nicht Seidenschnabel war, Schutz gesucht hatte. Draco lieferte sich einen missbilligenden Starrwettkampf mit ihm über Astorias Kopf.

„Dann müsste ich Potter hineinquetschen“, murrte Draco.

„Es ist doch schön, dass sie einen schönen Tag miteinander verbringen“, sagte Astoria.

Draco schnaubte leise. Er ging nicht davon aus, dass Sirius einen Tag in Askaban als ‚schön‘ einstufen würde. Vielleicht änderte Potter das ja.

„Ich würde freiwillig keinen Tag mit Potter verbringen wollen, nicht einmal, wenn ich das Pech hätte, dass er mein Patensohn wäre“, sagte Draco. „Aber damit bin ich wohl allein. Gerade lieben alle Potter wieder. Niemand in diesem Schloss würde lieber einen Tag mit mir als mit Potter verbringen.“

„Das glaube ich nicht“, sagte Astoria.

„Sollen wir eine Umfrage machen? Könnte Potters Ego noch weiter aufplustern“, sagte Draco.

Astoria kicherte leise und schaute Draco viel zu amüsiert an. „Bist du eifersüchtig?“

Draco schaute dem Hippogreif nach und drehte dabei den Kopf über die Schulter, um alles, außer Astoria anzusehen. Er merkte, wie eine unangenehme Hitze in seine Wangen stieg. „Wieso?“

„Ich habe zwei Vermutungen“, sagte Astoria, als würde sie Wahrsagen unterrichten und Professor Trelawneys Lieblingsweissagungen sachlicher rezitieren. „Potter und du steht in einem sieben Jahre andauernden Konkurrenzkampf, der zu groß für Quidditch geworden ist und von einem Krieg nicht erstickt wurde.“

Draco verdrehte die Augen. „Er ist nicht so gut in Quidditch, wie alle sagen. Das Einzige, was er kann, ist vom Besen fallen.“ Er hatte keine Ahnung, wie Sirius an so jemanden einen Feuerblitz verschwenden konnte.

„Oder du hättest Black hier lieber ganz alleine für dich, so wie die letzten zwei Monate“, schloss Astoria. Sie schien überzeugter von dieser an den Haaren herbeigezogenen Aussage und lächelte stolz, als hätte sie ein Ohnegleichen bekommen, als Draco nicht antwortete. „Das heißt wohl, ich habe keine Chancen, dass du mich auf ein Butterbier in den Drei Besen einlädst.“

Draco stieß ein abfälliges Schnauben über so einen schlechten Scherz aus. Nicht nur, dass er nicht verliebt in Sirius war… Sirius war auch nicht verliebt in ihn. Er war… nur glücklich ihn bei sich zu haben. Draco merkte wie sich das Lächeln zurück auf seine Lippen schlich, obwohl er an nichts davon denken wollte. Ein warmes, schwer zu ignorierendes Gefühl breitete sich dabei in seinem Magen und seiner ganzen Brust aus. Wunderbar, grässlich warm…

Astoria seufzte unter dem dumpfen Tröpfeln des Regens und hakte sich mit dem Arm bei Draco ein, legte die Hand flach auf seinen Arm.

„Manche Menschen hören es ganz gerne, wenn man ihnen sagt, dass man sie gern hat“, sagte sie. „Du würdest es doch auch gerne hören, wenn ich dir sage, dass ich dich mag.“

Draco zog eine Augenbraue hoch.

„Das würde dein Ego wunderbar streicheln“, fuhr Astoria hastig fort, „oder nicht?“

„Man muss Blacks Ego nicht streicheln. Er hat eins, das das Universum füllen kann“, sagte Draco schmunzelnd. „Was nicht schlimm ist. Im Gegenteil. Ich mag, dass er sich nicht so leicht verunsichern lässt.“

Astoria tätschelte triumphierend seinen Arm, worauf Draco ertappt die Augen zusammenkniff.

„Das heißt nicht… Du weißt schon…“ Er mochte eine Sache an Black, das hieß nicht, dass er den Boden unter seinen Füßen küsste. Vielleicht auch zwei Sachen… oder drei… und wenn man hübsche Dinge mochte, bezog ihn das gewissermaßen auch mit ein.

Das dumpfe Tröpfeln des Regens auf dem Schirm schloss für einen Moment die Stille ein.

„Es gibt Gerüchte, weißt du, Draco?“, sagte Astoria schließlich. „Das hier ist immer noch Hogwarts, und die Leute fangen an zu reden und wild zu spekulieren, wenn man so aneinander hängt, wie ihr beide. Ihr seid ziemlich abgeschottet da oben im siebten Stock und niemand sieht euch beim Essen, aber es gibt einige, die lauter tuscheln, wenn ihr an der Großen Halle vorbeigeht, oder die sonst was gehört oder gesehen haben wollen.“

Draco runzelte die Stirn.

„Ich finde, es wurden schon genug unschöne Dinge über deine Familie und vor allem über dich gesagt. Du bist fast jeden Tag hier, öfter als viele andere, und darüber redet niemand“, sagte Astoria. „Ich halte es für großartig, wie du mit alldem umgehst.“

„Ich hab ja eine Schulter, die mich stützt“, rutschte es Draco heraus, als er mit den Gedanken ganz woanders und schon in London war. Er wusste nicht mehr, wie oft Sirius ihm aufgeholfen hatte, wenn nasenlose Bastarde ihn aus ihren Geschäften geworfen hatten. Und dazu hatte Sirius ihn auch noch gerne um sich. Er war glücklich mit ihm. Draco musste bei dem Gedanken wieder lächeln. Es war schon eine ganze Weile her, dass jemand gerne mit ihm zusammen gewesen war und das ohne Umschweife zugeben wollte. Sirius hätte ihn vor Potter verleugnen können, aber das hatte er keine Sekunde lang getan.

Gut, vielleicht gab es eine fünfte Sache, die er an ihm leiden konnte. Vielleicht… Draco bekam es nicht mehr hin seinen Kiefer zu entspannen, als hätte das grässlich schmale Lächeln sich dort eingegraben. Vielleicht mochte er ihn, und vielleicht würde es Sirius nicht missfallen, wenn er es ihm sagte…

Draco leckte sich über die Lippen. Vielleicht sollte er das tun, nur um wenigstens quitt mit Sirius zu sein.

Astoria blickte ihn fragend an, und Draco schüttelte den Kopf. „Jedenfalls, meine Schwester hat mich gebeten dich zu zwingen nächstes Wochenende zum Tee vorbeizukommen. Sie sagt, Theodore wäre grummelig, weil er dich immer verpasst, wenn er zum Frühstück nach Malfoy Manor kommt.“

„Was?“ Draco blinzelte. Seine Eltern hatten ihm nicht gesagt, dass Theodore vorbeigekommen war.

„Du könntest es auch vorschieben, um Black mal einen Tag lang alleine hier herumstreunen zu lassen“, fuhr Astoria fröhlich fort. „Was meinst du?“

Draco zuckte mit den Schultern. „Wenn du mir versprichst, dass das kein perfide eingefädelter Plan von Pansy ist mich wieder zu blamieren.“

„Oje, das weiß ich nicht. Wo du es jetzt sagst, taucht sie in letzter Zeit sehr oft unangekündigt auf. Neulich war Daphne nicht da und ich musste mich mit ihr unterhalten. Sie hatte ganz vergessen, dass sie mir mal Flubberwürmer in meine neuen Stiefel gefüllt hat. Sehr unangenehm.“

Draco seufzte auf. Er war froh, als Hogwarts‘ Tore nur noch ein paar schmatzende Schritte entfernt waren. Er wollte weg, nach London, wo Sirius es hoffentlich geschafft hatte Potter loszuwerden.

„Ich disappariere hier“, sagte Draco und deutete auf eine Stelle fünf Meter entfernt, wo er sonst mit Sirius verschwand.

Astoria lächelte stumm vor sich hin.

„Was ist mit dir?“, fragte Draco.

„Ich kann nicht apparieren“, sagte Astoria. „Du-weißt-schon-wer ist dahingesiecht, bevor ich meine Prüfung ablegen kann. Das bringt den Zeitplan etwas durcheinander.“

„Dann darfst du nur nicht apparieren“, korrigierte Draco. „Es interessiert niemanden, ob du eine Prüfung abgelegt hast. Ich bin auch nie dazugekommen und dafür nicht in Askaban gelandet, obwohl man sich dafür zu gerne Gründe aus den Fingern gesogen hätte. Zwei Auroren stehen vor meiner Haustür und ich kriege nichts als einen herablassenden Blick. So in etwa.“ Er ahmte Williamsons starr verachtenden Blick nach.

Astoria gluckste und nahm die Hand von Dracos Arm, als sie durch das Tor traten, umfasste den Griff des Schirms. „Wie wär’s, wenn du mir den überlässt? Dann komme ich trocken ins Dorf und du musst am Ende nicht so tun, als würdest du dir Sorgen machen. Ich gehe gerne spazieren.“

„Im Regen?“

„Immer“, sagte sie lächelnd.

Draco blieb stehen, als sie das Tor hinter sich gelassen hatten und überließ Astoria den Schirm. „Viel Spaß.“

„Danke.“ Astoria stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste seine Wange, sehr dicht an seinem Mundwinkel und einen Moment länger als unbedingt nötig. Dann knallte es leise und es war nicht das Gewitter. Draco drehte sich um und strahlte von einer Sekunde auf die andere, als hätte jemand das Licht angeschaltet.

„Sirius“, platzte es aus ihm heraus. Astoria glitt zurück auf die Fußsohlen, als er sie einfach stehen ließ und auf die Gestalt im Regen zulief. Sirius sah aus, als wäre er gerade aus dem Regen gekommen. Sein Haar klebte in feuchten Strähnen auf seiner Stirn. Er trug noch dieselben Sachen wie heute Morgen und war wohl nicht auf den Wetterumschwung hier oben im Norden vorbereitet gewesen. An den Schultern und der Front wurde das weiße Hemd leicht durchsichtig.

Draco hätte ihn fast geküsst, beherrschte sich aber kurz bevor er direkt in Sirius‘ Arme lief. Er wahrte etwas Sicherheitsabstand, der sein Lächeln nur vergrößerte. „Ähm… Ich dachte schon, du kommst heute nicht mehr. Das ist Astoria. Daphnes –“

„Ich erinnere mich“, sagte Sirius und hob grüßend die Hand in Astorias Richtung. „Von Snapes Beerdigung.“

„Hallo, Mr. Black“, grüßte sie und schulterte Dracos Schirm, drehte ihn bis die Tropfen davon in alle Richtungen absprangen.

„Sirius reicht vollkommen“, sagte Sirius.

„Ich stör euch nicht weiter“, sagte Astoria und winkte. „Wir sehen uns morgen.“

Draco schaute sie gar nicht mehr an, als sie sich zum Gehen wandte, sondern haftete mit dem Blick fest an Sirius. Er sah erschöpft aus, ganz davon abgesehen, dass der Regen bis unter seine Knochen zu strömen schien. Draco wünschte sich den Regenschirm zurück und gleichzeitig wollte er zumindest den Ansatz eines echten Lächelns sehen. Sirius‘ höfliches Lächeln verschwand zusammen mit Astoria und ließ nur merkwürdig tiefe Schatten im dunklen Grau seiner Augen zurück.

„Was machst du hier?“, fragte Draco.

„Ich wollte dich überraschen“, sagte Sirius nüchtern, aber alles an seiner Haltung schrie danach, dass er irgendetwas kontrollieren musste. „Ist mir gelungen, nicht wahr?“

„Wie… lange stehst du da schon?“, fragte Draco.

„Wieso? Etwas, das ich nicht sehen sollte?“, gab Sirius zurück.

Draco musste lachen. „Das… war nur ein Kuss auf die Wange.“

Sirius lachte auf. Er hob die Hand an Dracos Wange und wischte über die Stelle an seinem Mundwinkel, die nicht zu seiner Wange gehörte. „Schon gut. Lass sie ein bisschen von dir schwärmen.“

„Für einen Moment dachte ich, du willst mir eine Szene machen“, sagte Draco provozierend, auch wenn er sich das nicht wünschte. Er beugte sich zu Sirius herüber und presste die Lippen sanft und fest steckend in einem Lächeln gegen Sirius‘. Als er sich löste, brannte sein Gesicht im kühlen Regen.

Sirius leckte sich über die Lippen und behielt ihn ohne mit der Wimper zu zucken im Auge. Draco erinnerte sich, was Astoria darüber gesagt hatte, dass er unnahbar, unantastbar wirkte, und gerade konnte er das verstehen.

„Gehen wir?“, fragte er etwas verwirrt. Er hob die Hand zu Sirius‘ Stirn und strich das nasse Haar nach hinten, wo es liegenblieb anstatt wie sonst lässig zurück in sein Gesicht zu fallen. Sirius wich seinem Blick aus. Er wirkte blasser im Regen. Draco ließ seine Hand wo sie war. „Was ist los mit dir?“

„Borgin redet immer noch dasselbe“, sagte Sirius, klang aber abgelenkt. „Etwas über beschädigte Ware… Kingsley wird dir und deinen Eltern das besser erklären können. Ich bin kein Auror und sollte mich gar nicht einmischen.“

Draco runzelte die Stirn. Regentropfen liefen ihm in die Augenwinkel und er musste sie wegblinzeln. „Ich will, dass du es mir erzählst. Beim Essen. Du hast es versprochen. Soweit ich mich erinnere, hast du mir auch versprochen alles zu bezahlen.“ Er grinste und es prallte an Sirius ab, wie der Regen von Fensterglas, das von dem Imperviuszauber geschützt war.

„Ich kann nicht“, sagte Sirius und hob entschuldigend die Schultern.

„Oh…“ Draco nahm die Hand aus Sirius‘ Haare. „Potter will dich ganz für sich, hm? Und die Menschen behaupten immer wieder, er stünde nicht gerne im Mittelpunkt.“

Sirius schüttelte warnend den Kopf. „Lass Harry da bitte raus. Diese unnötigen Streitereien gehen mir auf die Nerven.“

„Was hat er über mich gesagt?“, fragte Draco misstrauisch. Er mochte nicht, wie Sirius sich verhielt. Irgendetwas beschäftigte ihn und Potter hatte daran Schuld, mehr musste er nicht wissen.

„Er will nicht mehr in meinem Haus wohnen, wenn du dort auftauchen könntest“, sagte Sirius.

„Merlins Bart, was für eine Drama Queen“, sagte Draco. „Ich bin auch nicht scharf darauf mich weiter von ihm bespannen zu lassen. Wenn er nicht weiß, wie man anklopft, dann auch nicht, dass man nicht durch verschlossene Türen geht, wenn jemand gerade unter der Dusche steht.“

Sirius schaute ihn an, als würde er es mit jedem Wort nur noch schlimmer machen. „Er ist mein Patensohn, Draco. Ich kann nicht riskieren ihn zu verlieren.“

Der Regen lief eiskalt ins Dracos Nacken und schob sich mit einer Gänsehaut über seine Wirbelsäule. Er merkte nichts mehr von dem Lächeln, das er eh nicht gewollt hatte, und sein Herz schlug zwar nicht schneller, aber viel zu hart.

„Wir sollten heute vielleicht besser nicht zusammen essen“, sagte Sirius und das Schlimmste war, dass er dabei ungewöhnlich ruhig und kontrolliert blieb – als hätte er das alles schon beschlossen.

„Du willst nichts mehr mit mir zu tun haben“, fragte Draco, „weil Potters sanftes Gemüt unter mir leidet?“

„Nein, Draco. Ich will ihm nur etwas Zeit geben. Ein paar Tage für uns oder… bis er sich an den Gedanken gewöhnt hat“, sagte Sirius. „Du warst heute Morgen doch dabei. Ihr gebt euch beide nicht besonders viel Mühe miteinander auszukommen.“

„Ich kann doch nichts dafür, dass er sich so aufführen muss“, zischte Draco ärgerlich.

Sirius schaute ihn warnend an, was ihn nur noch wütender machte.

„Wieso lässt du dir das gefallen?“ Als Sirius ihm darauf antworten wollte, schnaubte Draco ihm dazwischen. „Weil er dein Patensohn ist, schon verstanden!“

„Draco, es ist nur für eine Weile. Das muss nichts zwischen uns ändern“, sagte Sirius. Ein Zittern schlich sich in seine Stimme und Draco wusste nicht ob es Wut oder etwas anderes war. Er wusste auch nicht, was das alles heißen sollte und wieso er sich fühlte, als müsste er sich gleich übergeben.

„Nein, es ist nicht für eine Weile. Ich weiß, was so ein verdammter Scheiß heißen soll“, fuhr Draco ihn ungezähmt an. Er atmete zu schnell, schnaubte schon nach den paar Wörtern, als würden sie ihn vollkommen überanstrengen. Er versuchte tief durchzuatmen und verschluckte sich fast daran. „Es ist immer Potter. Alle prügeln sich darum ihm in den Arsch zu kriechen, und du bist nicht besser.“

„Er ist mein Patensohn. Das lässt mir keine Wahl“, sagte Sirius. „Er ist alles, was mir von Lily und James geblieben ist. Ich hab ihnen versprochen mich um ihn zu kümmern.“

„Phantastisch“, spuckte Draco aus.

„Er vertraut dir nicht“, sagte Sirius. „Er denkt, du kriechst in mein Bett, damit du besser dastehst. Damit deine Familie sich ein paar Sympathiepunkte erspielen kann.“ Er lachte und schnaubte gleichzeitig über diesen Gedanken. „Mir gefällt das auch nicht, Draco, wirklich. Ich will dich… ich hab dich gerne bei mir. Aber gib ihm einfach ein paar Tage, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Dann können wir über alles reden.“

„Nein“, sagte Draco und war selbst überrascht über die Kälte in seiner Stimme.

Sirius schaute ihn verwirrt an. „Was soll das heißen?“

„Ich warte nicht darauf, dass Potter sich an mich gewöhnt“, gab Draco spöttisch zurück. „Weil er Recht hat. Ich brauche dich, weil du ein Kriegsheld und sein Pate bist. Nicht mehr, nicht weniger. Es bringt mir gar nichts, wenn ich nur dein dreckiges Geheimnis bin, also können wir es auch sein lassen. Mir bedeutet es nichts.“

Sirius hob die Augenbrauen, aber sonst regte sich nichts in seinem Gesicht. „Mach dich nicht lächerlich.“

Draco lachte auf. „Du weißt, dass ich die Wahrheit sage. Wieso sonst sollte ich in dein Bett kriechen?“ Er hob warnend die Hand, als Sirius einen Schritt auf ihn zu machte. „Geh mit Potter heile Familie spielen. Dann muss ich mir dein langweiliges Geflenne nicht mehr antun.“

Er disapparierte, als Sirius mitten im Satz war, und landete irgendwo außerhalb von Malfoy Manor, wo die Abendsonne ihn blendete. Draco fuhr sich über sein nasses, brennendes Gesicht. Und er wusste nicht, ob er sich den Regen oder etwas anderes von den Wangen wischte.


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Sie ist eindeutig der Wolf im Schafspelz, also überhaupt nicht so 'pink', wie sie aussieht.
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