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Spinning Hearts - Versprechen

von Dr. S

Eigentümer von Borgin & Burke’s festgenommen. Die Titelseite prangte in dicken schwarzen Lettern auf Seite zwei des Tagespropheten, gleich nach einer an den Haaren herbeigezogenen Schlagzeile, wieso Australien ein perfekter Zufluchtsort für schwarze Magier war, was auf Seite sieben mit einer Verschwörungstheorie ausgestopft wurde, was Voldemort selbst dorthin verschlagen haben könnte. Sirius stand mit einer Tasse Tee in der Hand am Küchentisch, wo er die Zeitung ausgebreitet hatte, und überflog den Artikel.

Ein altes schwarzweiß Foto von Borgin begleitete den knappen Artikel und zeigte einen gebeugt gehenden Mann, dessen öliges Haar gescheitelt worden war, um eine angehende Glatze zu verstecken. Er zischte in die Kamera und Sirius damit an, als würde er einen Kunden aus seinem zwielichtigen Laden vertreiben. Der Artikel sagte nicht viel, nur dass Untersuchungen über den schwarzmagischen Inhalt des Ladens angestellt worden waren. Kingsley selbst musste veranlasst haben, dass nicht mehr Informationen nach außen dringen würden.

„Kreacher wollte Master Sirius‘ Morgen nicht verderben.“ Die ölige Stimme des Hauselfen erinnerte Sirius unweigerlich an Borgin, wenn der seinem Vater in den Hintern gekrochen war, bis er seinen Kopf nicht mehr herausbekommen hatte. Als Teenager und vor allem Kind hatte Sirius mehr als einen Fuß in die Nokturngasse und Borgin & Burke’s gesetzt, zusammen mit seinem Vater und Bruder. Trübe Familienausflüge für trübe Zeiten. Borgin war ein schleimiger Kriecher, der hinter dem Rücken keines Kunden nette Worte übrighatte, egal wie gut sie zahlten.

„Schon in Ordnung“, sagte Sirius und nahm den letzten Schluck aus seiner Tasse, stellte sie neben die Zeitung ab. „Das ist wichtiger als meine Laune, Kreacher.“ Er zögerte. „Danke“, presste er mühselig hervor.

Kreacher verbeugte sich tief und leerte dabei fast die Karaffe mit Kürbissaft über dem Fußboden.

Sirius konnte sie gerade noch stützen und nahm sie gleich aus Kreachers Händen. Er stellte sie auf ein Tablett, das Kreacher in der letzten halben Stunde vorbereitet hatte. Neben Rühreiern mit Speck lagen Toast und Marmelade. Zitrone. Dracos Lieblingssorte. Sirius rollte die Zeitung zusammen und legte sie unter die Karaffe mit Kürbissaft. „Ich nehme das hoch. Danke, Kreacher.“ Diesmal schaffte er das gleichzeitig ehrlicher und gleichgültiger klingen zu lassen.

Kreacher verbeugte sich auch weniger tief. „Darf Kreacher Master Draco mit ins Abendessen einplanen? Kreacher könnte Lamm machen. Mag Master Draco Lamm?“

„Ich weiß noch nicht, Kreacher“, sagte Sirius.

Der Hauself zog eine derartig enttäuschte Miene, dass man in einem anderen Leben fast Mitleid mit ihm bekommen hätte. „Aber Kreacher darf morgen wieder Frühstück für Master Draco machen?“

„Es ist schön zu wissen, dass er dich hier nicht stört, Kreacher“, sagte Sirius trocken, wenn er so an all die Kommentare dachte, die Kreacher allen Mitgliedern aus dem Orden des Phönix an den Kopf geworfen hatte. „Ich weiß aber nicht, ob er heute Nacht hier schlafen wird. Oder morgen. Oder übermorgen.“

„Kreacher würde es nicht stören, wenn Master Draco nie wieder gehen würde.“

Sirius stimmte seinem Hauselfen ungerne zu, also behielt er das für sich. Ihm war lieber, wenn Draco hier war, wo er hundertprozentig sicher sein konnte, dass Bellatrix keinen Fuß in seine Nähe setzen konnte.

„Aber wenn Master Sirius wieder in Malfoy Manor übernachten möchte…“

„Ja, ich finde es toll mich morgens wie ein Dieb dort rauszuschleichen“, sagte Sirius trocken, auch wenn das leicht übertrieben war. Er huschte geschickt von einem Schatten zum nächsten und durfte dann mit Draco durch die Gärten schlendern. Es war schön. Er genoss es. Wahrscheinlich blieb ihm dafür weniger Gelegenheit, wenn Narcissa und Lucius ihn einmal entdecken würden. „Nur, damit wir uns verstehen, es ist dir immer noch nicht gestattet irgendwem zu erzählen, dass du Draco hier mit mir gesehen hast. Vor allem kein Wort zu den Malfoys.“

Kreacher verneigte sich erneut, auch wenn Sirius ahnte, dass er sich nicht so willig gegeben hätte, wenn der Befehl Draco nicht mit eingeschlossen hätte. „Master Sirius muss sich keine Sorgen machen. Das letzte Mal, als Kreacher Malfoy Manor besuchen wollte, hat der vorstehende Hauself dort ihn hochkant rausgeworfen.“

Sirius stellte das Tablett wieder ab und blickte skeptisch auf Kreacher herunter. „Wieso? Warst du ihnen zu garstig?“

Kreacher hatte noch nie einen Scherz verstanden. „Sie haben Kreacher gesagt, dass es dort nichts für Hauselfen wie ihn zu suchen gäbe. Er solle nie wiederkommen. Dabei hat Kreacher sich dort über Weihnachten sehr willkommen gefühlt, als Master Sirius ihn fortgeschickt hat.“

„Du meinst, als du mich so interpretiert hast. Den Fehler mache ich nicht nochmal.“ Er hatte alle möglichen Kombinationen abgehakt um sicherzugehen, dass Kreacher niemandem von Draco erzählen würde. Sirius nahm das Tablett erneut und wandte sich zum Gehen.

„Master Regulus würde ihn mögen“, sagte Kreacher.

Sirius blieb stehen. „Was?“

„Master Draco. Master Regulus würde Master Draco sicher mögen.“

Sirius mochte es nicht, wenn Kreacher so gesprächig war, aber es war eine Sache, die er in Kauf nahm, wenn er dafür Draco eine ganze Nacht lang in der Nähe haben konnte. „Ja, ich denke, er hätte Draco gemocht.“

„Master Draco erinnert Kreacher an Master Regulus. Wenn Kreacher am Wohnzimmer vorbeigeht oder an Master Sirius Schlafzimmer und ihn dort sitzen sieht, erinnert er Kreacher sehr an Master Regulus. Kreachers Master sah immer genauso unsicher und zwiegespalten aus… und Kreacher konnte nicht helfen.“

Sirius dachte einen Moment länger über Kreachers Worte nach als er wollte. „Nur, dass Regulus nicht in meinem Zimmer gesessen hat, nicht wahr?“, versuchte er zu scherzen.

Kreacher schüttelte den Kopf. „Master Regulus war oft in Master Sirius‘ Zimmer. Wenn der Master und die Mistress sich gestritten haben, hat er dort Zuflucht gesucht. Kreacher hat ihn oft gesehen. Kreacher hat ihn sogar gefragt, was er in dem Zimmer von seinem Blutsverräter von Bruder tut, wo der doch seiner Mutter das Herz gebrochen hat. Kreacher meinte, dass er es nicht wert ist vermisst zu werden. Das hält mich nicht davon ab es zu tun, hat Master Regulus gesagt. Und Kreacher solle es weder dem Master noch der Mistress sagen.“

Sirius atmete schneller ein, fast schon schnappend. „Ich gehe jetzt nach oben“, sagte er kühler als ihm war. „Du kannst Regulus besuchen gehen, wenn du magst.“

Kreacher verbeugte sich tief genug, dass er seine Nase auf dem Küchenboden plattdrückte. Sirius sah ihn nicht wieder aufstehen, sondern nutzte den Moment um die Treppen nach oben zu steigen. Gedanken an Regulus verfolgten ihn die Stufen hoch und holten ihn im zweiten Stock ein, wie damals, als sie genau auf diesen Treppen Fangen gespielt hatten. Als ganz kleine Kinder, die noch keinen Gedanken daran verschwendeten nicht miteinander auszukommen.

In dem Alter hatte Regulus wirklich noch Zuflucht in seinem Zimmer gesucht. Wenn ihre Eltern sich angespuckt und verbal geschlagen hatten, war er abends durch die Tür geschlüpft. Dann hatten sie die halbe Nacht Snape explodiert und mit Koboldsteinen gespielt. Manchmal hatten sie ein elaboriertes Deckenfort gebaut. Sirius hatte sich eine Decke um die Schultern geworfen und den Dementor gegeben, während Regulus ihn um das Fort herumgejagt hatte.

Manchmal fragte er sich, wieso er sich in den letzten Monaten nur an die guten Momente erinnerte, wenn es so viele voller Herablassung und Missgunst zwischen ihnen gegeben hatte. Er wusste noch sehr gut, wie Regulus ihrer Mutter erzählt hatte, dass Sirius gerade versuchte aus dem Zimmer zu klettern, das er den ganzen Sommer nicht hatte verlassen dürfen. Und er wusste sehr gut, wie er Regulus‘ Voldemort-Collage in der Großen Halle herumgezeigt hatte, bis sein Bruder hochrot davongestürmt war. Selbst Schniefelus hatte ihn danach mit seiner dämlichen Obsession aufgezogen, auch wenn das nicht geholfen hatte sie ihm auszutreiben.

Sirius stieg die letzten Treppen hoch, übersprang die knarzende und bog in den Korridor zu seinem Zimmer ein. Er warf einen kurzen Blick auf Regulus‘ Zimmertür, bevor er ihr den Rücken zukehrte und seine eigene aufschob, die er nur angelehnt hatte. Durch den schmalen Spalt konnte er Draco sehen, der sich gerade aufsetzte.

Er sah so anders gut aus, wenn er leicht desorientiert mit zerwühlten Haaren aufwachte. Ihm fehlte die strickte Haltung, der Kragen, der ihn bei dem Versuch erwürgte sein Kinn hochzuhalten, und sein Blick war so offen und lesbar wie sonst nur kurz vor dem Einschlafen. Er sah gut aus, aber unsicher. Kreacher hatte Recht.

„Guten Morgen.“ Sirius stieß die Tür auf, schlüpfte ins Zimmer und schloss sie mit einem leichten Tritt wieder.

Draco fuhr sich über das verschlafene Gesicht und durch die Haare, konnte so aber nicht den Schimmer Erleichterung verstecken, den Sirius erhaschte. Wie in ihrer ersten Nacht in einem Bett, als er sich suchend nach ihm umgesehen hatte. Als würde er denken, dass Sirius aus seinem eigenen Haus stürmte um sich zu verdrücken.

„Morgen“, murmelte er und linste aus halb geschlossenen Augen zu Sirius, um ihm klar und deutlich mitzuteilen, dass er ihn gerade aus dem Schlaf gerissen hätte. „Was soll das denn?“ Er deutete auf das Tablett in Sirius‘ Händen.

„Das nennt man Frühstück, alias die wichtigste Mahlzeit des Tages. Man kann sie auch im Bett zu sich nehmen, wenn man zusätzliche Sympathiepunkte aus jemandem pressen will.“ Sirius stellte das Tablett neben Dracos Beinen auf die Bettdecke und setzte sich neben ihm hin. „Funktioniert es?“

„Dass du mit mir redest, als hätte ich den Intellekt eines Flubberwurms? Moderat“, sagte Draco, aber seine Mundwinkel zuckten. Er nahm die Karaffe und schenkte sich Kürbissaft ein. Sirius schnappte ihm das volle Glas vor der Nase weg und nahm einen Schluck. Draco beobachtete ihn dabei mit einer hochgezogenen Augenbraue, dann schenkte er sich das zweite Glas ein. Er stupste damit sanft gegen Sirius‘ Glas, bevor er trank.

„Wie hast du geschlafen?“, fragte Sirius.

„Ich habe geträumt, dass jemand mich küssen wollte. Merlin sei Dank kein Dementor“, neckte Draco ihn. Sirius küsste ihn dafür und weil er das schon den ganzen Morgen tun wollte. Er genoss es einen Moment länger als er vorgehabt hatte, ein Stückchen sanfter als er geplant hatte, und löste sich erst, als er den Kürbissaft nicht mehr auf Dracos Lippen schmeckte.

„Das war keine Einladung“, sagte Draco, aber er lächelte und versuchte nur halb das bei einem zweiten Schluck Kürbissaft zu verstecken.

„Gut, nächstes Mal warte ich auf eine Einladung“, sagte Sirius, rutschte weiter auf das Bett und dicht neben Draco. „Was möchtest du haben? Toast oder Speck?“

„Ich kann mir selbst…“

Sirius angelte das Messer aus Dracos Fingern und beschmierte ein Toastdreieck mit Marmelade. „Die Vorstellung von dir mit einem Messer in meinem Bett gefällt mir nicht wirklich.“

Draco streckte die flache Hand aus und ließ sich den Toast aufdrängen. Er biss ab und fand anscheinend nichts, dass er an Sirius‘ perfekt zubereiteten Toast aussetzen konnte. Trotzdem zuckte er mit den Schultern. „Womit hab ich das verdient?“, fragte er in einem Tonfall, als würde es beim Finale der Quidditch-Weltmeisterschaft regnen.

„Mir war danach“, sagte Sirius.

„Du warst schon früh auf“, übersetzte Draco.

„Wir sparen Zeit, wenn ich dich nicht aus dem Bett werfen und nach unten zum Frühstück treiben muss“, sagte Sirius. „Wir haben noch einen Korridor aufzubauen.“

„Ich kann nicht glauben, dass sie uns das tun lassen. Wir sind Laien und bauen ein Schloss auf, das alle paar Jahre den Krankenflügel vom ersten in den vierten Stock verlegt“, sagte Draco.

„Ich bezweifele, dass die Gründer jahrelange Erfahrung darin hatten Schlösser zu bauen, als sie Hogwarts zusammengewürfelt haben.“ Sirius drehte sich eifrig zu Draco herum und rieb sich aufgeregt die Hände. „Ich hab mir übrigens einen ganz tollen Plan für einen neuen Geheimgang ausgedacht. Filch wird sich in den Hintern beißen, wenn es plötzlich einen gibt, von dem er weniger Ahnung hat, als von dem zum Honigtopf.“

„Du willst einen neuen Geheimgang in Hogwarts einbauen?“

Sirius zuckte mit den Schultern, als wäre das so eine absurde Vorstellung. „Als ich in Hogwarts war, haben wir Jahre damit verbracht eine Karte mit absolut jedem Gang zu zeichnen. Harry hat sie noch, und ich hab sie im Kopf. Das Layout ist weitaus weniger komplex, als ein überforderter Erstklässler denkt. James wollte es immer etwas aufpeppen, Remus es vereinfachen, damit die armen Dinger sich nicht verlaufen, und Peter… na ja, Peter war noch in der siebten Klasse überfordert.“

„Und was wolltest du?“

„Es mit Vereinfachungen aufpeppen“, sagte Sirius amüsiert.

Draco lachte kopfschüttelnd. „Zeig mir, was du vorhast, dann kann ich dir sagen, wie dämlich die Idee ist.“

„Oh, ich hoffe doch, dass sie mindestens sehr dämlich ist.“

Draco lachte erneut und diesmal hielt er sich nicht einmal an einem Kopfschütteln auf. Sirius nahm sein Handgelenk, zog es zu sich herüber und leckte die Zitronenmarmelade von seinem Daumen, und Dracos Lachen verebbte in ein kleines Lächeln. Er wich Sirius‘ Blick aus und entdeckte etwas auf dem Tablett, das ihm anscheinend vorher entgangen war.

„Du hast mir eine Zeitung mitgebracht?“ Draco zog seine Hand aus Sirius‘ und faltete den Tagespropheten auf. „Wie ein guter Hund?“

„Ja, da war etwas, das ich dir zeigen muss.“

„Ist England schon rausgeflogen? Keine Sorge, ich bin für’s verfeckte Irland“, fügte Draco einem irischen Akzent hinzu.

Sirius legte ihm eine Hand auf den Mund und blätterte mit der anderen auf Seite zwei, wo der Artikel über Borgin von allen überblättert wurde, die sich für die Neuigkeiten im Quidditch interessierten. Er tippte auf die Schlagzeile, bis Dracos Blick darauf fiel, dann nahm er die Hand von seinem Mund. Draco sagte nichts mehr, bis er den Artikel gelesen hatte.

„Sie benutzen den Namen Malfoy, als würde es bedeuten, dass er Voldemort persönlich die Füße geküsst hat. Es haben auch andere Leute als wir mit Borgin Geschäfte gemacht“, sagte Draco schließlich. „Heißt das, sie haben einen Vorwand gefunden um ihn ausquetschen zu können? Über Bellatrix?“

„Sieht so aus. Es sind zu wenig Details hier zu finden, als dass Kingsley seine Finger nicht im Spiel hätte. Ich hab ihm schon eine Eule geschickt, ob wir reden können, falls er nachher nicht nach Hogwarts kommen sollte.“

„Kann ich mitkommen?“, fragte Draco.

Sirius lächelte ihn an. „Sicher.“

Draco gab das Lächeln ein wenig unsicher zurück. „Denkst du, dass sie Bellatrix damit finden werden?“

„Das Gegenstück zum Verschwindekabinett in Hogwarts steht bei Borgin & Burke’s, das heißt, sie hätte definitiv dort durchkommen müssen. Und Borgin hat mit Voldemort sympathisiert.“

„Borgin sympathisiert mit dem größten Portemonnaie das in seinen Laden kommt. Bellatrix hat genauso eine Decke abbekommen wie du. Sie wird sich kaum bewegt haben können. Ich glaube nicht, dass Borgin ihr freiwillig geholfen haben wird. Bellatrix war nie besonders freundlich zu ihm und er braucht mehr als einen noblen Grund, um jemandem zu helfen.“

„Hoffen wir, dass er Bellatrix in einer Truhe in seinem Keller aufbewahrt“, sagte Sirius.

„Wir haben Monate nichts von ihr gehört. Das passt nicht zu ihr“, sagte Draco. „Wenn sie in der Verfassung wäre, würde sie mit dem Zauberstab voran durch Malfoy Manors Tore stürmen und wild Todesflüche in alle Richtungen feuern.“

„Nicht ganz“, sagte Sirius, wollte aber nicht ins Detail gehen, was Bellatrix vor dem Todesfluch noch tun würde. Draco konnte sich das denken. Seinem Gesichtsausdruck nach tat er das auch. „Jeder Zauberer kann ein paar gebrochene Knochen heilen.“

„Sag das meinem Vater. Er kann nicht einmal die Schnitte in seinem Gesicht heilen, wenn er sich rasiert hat“, sagte Draco. „Und du hattest nicht nur gebrochene Knochen, falls du dich erinnerst.“

„Vage“, sagte Sirius.

Draco lehnte sich gegen seine Schulter, um den Artikel noch einmal zu lesen. Seine nackte Haut schmiegte sich gegen Sirius‘ Arm, Schulter und Oberkörper. Sirius strich zärtlich über Dracos Rücken. Die Haut war unsagbar weich, weil sie noch viel zu frisch war. Die Rötungen zwischen seinen Schulterblättern waren verschwunden. Sirius hatte ihn förmlich zu Roger schleppen müssen, nur damit der sich wundern konnte, wie gut Dracos Rücken sich mit ein paar Stunden Schlaf mehr erholt hatte. Trotzdem musste Sirius ihn jeden Abend mit einer Salbe einreiben, und ehrlich gesagt hatte er nichts dagegen.

Draco schaute ihn an, als Sirius seine Hand weiter kreisen ließ. „Warum zeigst du mir das?“, fragte er und hob die Zeitung, als würde er ihn damit verprügeln wollen. „Ist es, damit ich keinen Fuß mehr nach Malfoy Manor setzen will? Ein perfider Plan, damit ich hierbleibe?“

„Das hört sich nach mir an, ja“, scherzte Sirius. Er brauchte einen Moment um Dracos Frage ernstzunehmen, weil sie ihm so lächerlich erschien. Das letzte, was er gewollt hatte, war Draco oder seine Familie zu beleidigen. Er fühlte sich von diesem Misstrauen auch nicht beleidigt. Er glaubte nicht, dass Draco ihm nicht vertraute. Vielmehr hatte er ab und zu das Gefühl, dass Draco ihm nicht vertrauen wollte. Dass es ihm Angst machte, dass er ihm schon längst vertraute. Er konnte sich nackt gegen ihn lehnen, aber Merlin bewahre, dass sie miteinander redeten.

Sirius beugte sich über Draco, der keinen Millimeter zurückwich, und schaute ihm fest in die Augen. „Ich hab dir den Artikel gezeigt, weil er dich interessieren könnte. Weil ich ihn gelesen habe und mit dir darüber sprechen wollte. Weiter geht mein perfides Wesen leider nicht.“

Draco lächelte ihn an und neigte den Kopf zu Sirius, schloss die Augen halb. Seine Lippen wirkten einladender als wenn er versuchte ein Lachen zurückzubeißen. Schmal, leicht rosig und perfekt bis in jede Linie, hoch- oder heruntergezogen.

Draco hob den Blick wieder Sirius entgegen. „Das ist eine Einladung.“

„Merlin sei Dank.“ Sirius griff in Dracos Nacken und zog ihn in einen tiefen Kuss, aus dem er sein Grinsen nicht wirklich halten konnte. Er küsste ihn nochmal, bevor er sich lösen wollte, aber Draco ließ ihn nicht weg. Sachte mit dem Kopf schüttelnd kam er Sirius‘ Lippen nach und fing sie wieder ein. Sein ganzer Körper schob sich dichter gegen Sirius‘, sein Bein kroch unter der Decke hervor und wickelte sich um Sirius‘ wie eine Schlange. Sein Fuß streifte das Tablett. Die Teller klirrten.

„Vorsicht“, raunte Sirius, wenn er sich auch nichts anderes wünschte. „Kreacher hat das mit Liebe gemacht. Es würde ihm das Herz brechen wenn, du es verschmähst.“

„Ich hab keinen Hunger“, sagte Draco und küsste ihn kurz. Sirius packte ihn in der Kniekehle und zog ihn auf sich, und Draco nahm die Decke mit. Er presste die Lippen fest gegen Sirius‘ und erwiderte jede Bewegung, jedes Vorantasten seiner Zunge mehr als hungrig. Sirius schob die Hand auf seinen Rücken und die andere von seiner Kniekehle höher. Draco atmete abgehackter, ohne sich von Sirius‘ Lippen zu lösen, und schmiegte sich mit dem ganzen Körper gegen ihn.

Dracos Finger tasteten nach den Knöpfen von Sirius‘ Hemd, das knitterte und Falten bekam, die unwirksam machten, dass er sich schon angezogen hatte. Sirius lehnte sich ihm entgegen, um das offene Hemd mit einem Rollen seiner Schultern und Hilfe von Dracos Händen abzustreifen.

Sirius packte Draco und warf ihn in einer geschmeidigen Bewegung, die sie beide unter die Decke schubste, auf die Matratze, und in der gleichen Bewegung schob er die Hüften gegen ihn, bis er nicht mehr schwer atmete sondern aufstöhnte. Leise und direkt gegen Sirius‘ Zunge. Der Laut vibrierte durch seinen Körper, in jeden seiner Muskeln, und Sirius küsste ihn nur härter, ließ seine Lippen nicht einmal zum Atmen weg.

Er war so warm, so unsagbar weich und hart an den richtigen Stellen. Seine Hände auf Sirius‘ Rücken schubsten ihn direkt in die Hitze hinein, breiteten sie in einem Fächer aus, als er die Finger spreizte und tiefer fuhr, um Sirius‘ Hose, deren Stoff rau zwischen ihnen stand, herunterzuziehen. Sirius strampelte sich selbst aus den Hosenbeinen heraus. Er schob seine Hand über Dracos Hüfte tiefer und seine Finger dorthin, wo er gerade sein wollte. Draco schlang die Beine um ihn und zog Sirius ungeduldig gegen sich.

„Ich will dir nicht wehtun“, raunte Sirius, als Draco ihn so drängte.

„Ist mir egal“, gab Draco keuchend zurück und bewegte sich so gegen Sirius‘ Hand, dass er nicht anders konnte, als sie wegzuziehen. Er war so warm und perfekt und zitterte vor Ungeduld bis in seine Finger, die sich drängend zwischen Sirius‘ Rippen gruben. In seinen Augen spiegelte sich die Hitze in Sirius‘ Körper. Sirius küsste ihn hart und schob sich in derselben verzweifelten Bewegung in ihn. Draco biss sich auf die Lippe, erwischte dabei auch Sirius‘, aber kein Schmerzenslaut entkam ihm. Stattdessen zog er Sirius mit allen Gliedern enger gegen sich. Mit dem Fuß stieß Sirius gegen das Tablett. Es fiel klirrend auf den Boden, verteilte Rührei und Kürbissaft auf dem Teppich, Gläser und ein Teller barsten in scharfe Scherben. Als Sirius sich ruckartig danach umschaute, umfasste Draco seinen Kopf und zog ihn wieder zu sich. Er grinste und fing Sirius‘ Lachen hungrig auf, als wäre das alles, was er zum Frühstück brauchte.

Zwischen den innigen Küssen und wandernden Händen und heftigen, verzweifelten Stößen ihrer Hüften hörte keiner von ihnen die Schritte auf der Treppe. Als die Tür aufgerissen wurde fuhr Sirius erneut herum, und Draco riss sich im gleichen Augenblick die Decke über den Kopf, rollte sich neben ihn und versteckte sich an Sirius‘ Seite.

Harry stand im Türrahmen; ein freudiges Hallo starb auf seinen Lippen, als seine Augen von blanken Entsetzen aufgerissen wurden. Er drehte sich auf der Stelle herum.

„Harry“, platzte es aus Sirius heraus, irgendwo zwischen freudiger Überraschung, Schock und Panik. Er spürte, wie Draco neben ihm heftig atmete, und legte schützend einen Arm über ihn.

„Oh – ich – ähm… Ich wollte nicht stören“, brabbelte Harry so schnell, dass er über die Silben stolperte. „Ich – ähm – warte unten bis – ähm – na ja – unten!“ Und er raste zurück in den Flur, stolperte hörbar über eine Falte im Teppich und trampelte die Treppe herunter.

Sirius starrte noch einen Moment auf die leere Tür und versuchte sich zu sammeln. Dann zog er die Decke von Dracos Kopf.

Draco rollte sich noch enger zusammen und schützte seinen Kopf unter seinen Ellenbogen, als würde er erwarten jeden Moment einen Fluch abzubekommen. Durch die Lücken zwischen seinen Armen konnte Sirius erkennen, dass sein Kopf blutrot angelaufen war.

„Schon gut“, sagte Sirius. „Er ist weg.“

„Er ist unten und wartet auf dich“, presste Draco hervor. Er hatte große Mühe seine Stimme davon abzuhalten zu zittern, auch wenn sein Ton vorwurfsvoll war, als hätte Sirius seinen Patensohn extra zu diesem Zeitpunkt herbestellt. „Oh, verdammt… Verdammt, verdammt, verdammt!“

Sirius legte die Hand in Dracos Nacken, massierte sanft die vollkommen verkrampften Muskeln. Er ahnte, wieso Dracos Rückenmuskulatur solche Schwankungen durchmachte. Wenn er sich verkrampfte, spannte sich die neue Haut hart über seine Knochen, straffte sich und errötete unter der Anstrengung.

Draco zuckte von Sirius‘ Hand weg. „Er hat mich gesehen.“

„Nein, ich wette nicht“, sagte Sirius, ohne über die Möglichkeit überhaupt nachzudenken.

Draco stieß ein fast manisches Lachen aus.

„Und wenn schon“, sagte Sirius. „Dann hat er dich eben gesehen. Was soll’s.“

Draco ließ die Arme langsam sinken und linste zu Sirius herüber. „Du bist dümmer, als ich gedacht hab“, sagte er. „Hast du vergessen, was Potter und ich sind?“

„Du meinst, dass ihr euch nicht besonders leiden könnt? Da klingelt irgendwo was…“

„So kann man es auch sagen.“

Sirius verdrehte die Augen. „Ihr seid doch jetzt besser als Fehden aus Schulzeiten.“

„Das sagt der Richtige.“ Draco wollte sich wieder hinter seinem Armen verstecken, aber Sirius legte die Hand auf seinen linken Arm.

„Ihr habt einander das Leben gerettet“, sagte er entschieden. „Das macht euch zumindest quitt. Vielleicht solltet ihr das als Chance nehmen von vorne anzufangen.“ Er musste Dracos Gesicht nicht sehen um den Widerspruch zu bemerken, der aus ihm herauswollte. „So oder so“, unterbrach Sirius ihn, „bist du mir nicht peinlich. Ich hätte mir das anders gewünscht, aber ich hab nun mal keinen Zeitumkehrer.“

Draco ließ zu, dass Sirius seine Arme herunterdrückte, und schaute ihn von der Seite an. „Was soll ich jetzt machen?“

Sirius seufzte und streichelte Dracos Arm, spürte das hauchzarte Zittern in seinen Muskeln. „Du kannst dich rausschleichen, während ich mit Harry rede und ihm alles erkläre.“

„Du wirst ihm nicht erzählen, dass ich hier war“, zischte Draco.

Sirius versuchte sich davon nicht verletzt zu fühlen. „Wenn du das nicht willst, mache ich es nicht, keine Sorge. Ob du es glaubst oder nicht, ich hätte es auch lieber gehabt, dass er nicht hier reinläuft, während wir beschäftigt sind.“ Er ließ seine Hand über Dracos Brust fahren, wo sein Herz noch zu aufgeregt schlug, und grinste. „Zumindest hätte er warten können, bis wir fertig sind.“

Draco schlug ihm mit der Faust hart gegen das Brustbein. Sirius stieß die ganze Luft aus seinen Lungen und rieb sich über die leicht prickelnde Stelle. Er lächelte Draco trotzdem an und beugte sich zu ihm, hielt ihm genau dieses Lächeln direkt unter die Nase.

„Rausschleichen ist nicht ganz meins“, sagte Draco trocken.

„Aber dann weißt du mal, wie sich das anfühlt“, antwortete Sirius.

Draco verengte die Augen finster, dann beugte er sich vor und küsste Sirius‘ Grinsen. Er drückte die Lippen wunderbar sanft gegen Sirius‘ und hätte ihn damit fast dazu verlockt noch ein paar Minuten oder Stunden hier oben bei ihm zu bleiben. Dann schubste Draco ihn genauso sanft von sich weg.

„Ich zieh mich jetzt wieder an. Warte am besten, bis ich unten bin und du Stimmen – wahrscheinlich ziemlich aufgebrachte – hörst“, sagte Sirius. Er rutschte unter der Decke hervor und zog seine Hose wieder an. Sein Hemd musste er vom Kopfkissen aufsammeln. Es war auffällig zerknittert, aber er nahm an, dass der Anblick Harry jetzt nicht noch mehr schockieren würde. Der Gedanke fing allmählich an sich zu setzen und löste ein unangenehmes Gefühl in seinem Magen aus, als würde er sich jeden Moment übergeben müssen.

Mit offenem Hemd beugte Sirius sich über sein Bett und küsste Draco kurz, aber fest. Draco blinzelte ihn verwundert an und seine Hand zuckte kurz, als würde er Sirius zurückhalten wollen. Sirius zwinkerte ihm zu und ging, bevor Draco das tun konnte.

„Sirius?“

Er verharrte in der offenen Tür.

Draco deutete auf seine Brust. „Dein Hemd.“

Sirius schaute runter und stellte fest, dass er es nicht zugeknöpft hatte. Er grinste und holte das schnell nach. „Danke.“

„Der Anblick gehört mir“, sagte Draco.

„Und meinem Spiegel“, gab Sirius zurück.

Draco lehnte sich auf dem Bett vor, bis die Decke bis auf seine Oberschenkel herunterrutschte. Der Anblick hielt Sirius wie in einem Spinnennetz gefangen. Draco in seinem Bett, nackt und offen; das hatte er vielleicht zum letzten Mal gesehen. Nicht einmal jetzt war er wirklich locker. Allein Harrys Anwesenheit Stockwerke unter ihnen schien ihn zu verspannen. Sie hatten das Haus für sich gehabt und es gerne ausgenutzt, und auch wenn Sirius es gerne voll hatte, fühlte er zum ersten Mal Reue deswegen.

Er schloss die Tür und den Anblick von Draco in seinem Bett ein.

Zum zweiten Mal heute stieg er die Treppe herunter, schneller diesmal, und trotzdem wünschte er sich mit jeder Stufe ein Stockwerk mehr. Harry hatte ihn gesehen. Er hatte sie gesehen, und wenn er Glück hatte, dann hatte er nur nicht gesehen, wer ihm Gesellschaft leistete. Sirius war immer mit seinem Selbstbewusstsein zufrieden gewesen, hatte sich nie mehr oder weniger gewünscht, aber das hieß nicht, dass er sich von seinem Patensohn beim Sex erwischen lassen wollte. Alles in seinem Bett war ihm ohne Unterbrechungen lieber.

Wahrscheinlich war es ein Wunder, dass Draco vor Panik nicht aus dem Fenster geflohen war. Er hätte schlimmer reagieren können. Wenn seine Eltern sie erwischt hätten, dann hätte er definitiv schlimmer reagiert. Sirius fragte sich, ob er sich das anrechnen durfte.

Im Erdgeschoss angekommen schlitterte er um das Ende des Geländers herum in Richtung Wohnzimmer und erstarrte. Harry wartete neben dem Trollfuß auf ihn. Bevor er sich zurechtlegen konnte, was er sagen wollte oder sollte, stand Harry schon vor ihm. Er war braun geworden, zumindest an den Armen, aber sein Gesicht schien gerade alle Farbe wieder verloren zu haben.

Sirius entschied sich seinem Instinkt zu folgen und breitete die Arme aus. Ganz normal tun funktionierte auch bei peinlichen Familienessen immer. „Harry. Gut, siehst du aus. Komm her.“

Harry hüpfte einen Schritt zurück und fast ins Wohnzimmer, verschränkte die Arme vor der Brust. Er grinste verlegen. „Ähm…“

Sirius senkte die Arme. „Vielleicht später…“

Harry nickte sofort. „Ja, ähm… Ich… wollte dich überraschen.“

„Das ist dir gelungen.“ Sirius versuchte so locker wie möglich zu klingen, damit dieses unangenehm berührte Gestammel aufhörte. „Gehen wir ins Wohnzimmer und reden, okay?“

Harry blieb im Türrahmen stehen. Er bewegte sich nicht vom Fleck, auch nicht, als Sirius auf ihn zukam. Sein Blick tastete sich zum Treppengeländer vor und Sirius stellte sich ihm in den Weg. Er wollte lieber sichergehen und Harry keinen zweiten Blick auf Draco erlauben, falls der jetzt die Treppe herunterkam. Bei ihrem Glück in Sachen Timing wäre das nicht unwahrscheinlich.

„Ich wusste nicht… dass du Besuch hast“, murmelte Harry. So verlegen hatte Sirius ihn nie gesehen. Er schaute überallhin, besonders gerne zur Treppe, aber nicht in Sirius‘ Augen. Dabei konnte er nicht vielmehr als einen nackten Rücken gesehen haben.

„Sorry“, sagte Sirius und meinte das mit jeder Faser. „Ich weiß, dass das das Letzte ist, was du… von mir sehen willst. Ich wäre sofort abgehauen, wenn ich meine Eltern in einem Bett erwischt hätte – was Merlin sei Dank nie vorgekommen sit. Lass uns im Wohnzimmer reden, bitte.“

Harry wich Sirius‘ ausgestreckter Hand aus und verharrte im Türrahmen. „Du musst dich nicht entschuldigen, Sirius. Ich versteh’s. Du siehst gut aus und bist alleine. Du kannst tun, was du willst.“

„Besprechen wir im Wohnzimmer, wieso ich dir das nicht glaube“, sagte Sirius.

„Aber Malfoy?“ Harry schaute ihn jetzt an und hinter seinen runden Brillengläser lauerte nur Vorwurf. „Ich weiß, dass du da oben bist, Malfoy“, sagte er lauter.

Ein Schatten regte sich am Geländer ein Stockwerk über ihnen, aber kam nicht herunter.

„Ist schon gut, Draco“, sagte Sirius.

Es dauerte einen Moment, dann tauchte Draco am Treppenabsatz auf. Er hielt seine Schuhe in der Hand und kam auf Socken die letzte Treppe herunter. Sein Kinn hielt er bewundernswert aufrecht, selbst als er noch ein paar Zauberstablängen über ihnen stand.

Harrys Blick huschte immer wieder zu ihm, blieb aber nicht lange hängen und verfinsterte sich nur.

Draco kam auf der letzten Stufe an, ließ sie tapfer hinter sich und nickte Harry zu. Harry erwiderte das nicht. Sirius drehte sich zu ihm herum.

„Gib mir einen Moment“, sagte er zu Harry und eilte auf Draco zu. Aus der Nähe betrachtet zitterte er kaum merklich unter seiner Kleidung. Sirius umfasste sein Handgelenk.

„Ich hab dir gesagt, ich bin nicht gut darin mich rauszuschleichen“, sagte Draco.

„Seit wann?“, bemerkte Harry.

Draco schoss ihm einen tödlichen Blick zu, und Sirius sah sich gezwungen in sein Blickfeld zu treten. Er wollte keine Flüche, die am Ende noch das Portrait seiner Mutter aufweckten.

„Wie wär’s, wenn du schon mal vorgehst?“, schlug Sirius vor. „Lass mich ein bisschen Zeit mit meinem Patensohn verbringen.“

„Es ist nicht so, als würde ich sonst nichts zu tun haben“, sagte Draco trocken.

„Jaah, ich bin mir sicher, dass noch andere Betten auf dich warten“, sagte Harry.

Draco lief pink an.

„Harry“, sagte Sirius warnend, wie es sich gehörte, und flehend, wie er sich nicht anhören wollte. Er hatte den strengen Tonfall eines Elternteils nie annährend beherrscht, nicht einmal, wenn er sich bei dem Versuch Remus ins Gedächtnis rief.

„Nein, lass ihn ausreden“, sagte Draco. „Ich will hören, wie es sich für den Auserwählten anfühlt, dass ich in sein Territorium eindringe.“

„Als ob du in irgendwas eindringen würdest“, murmelte Harry.

Draco wechselte von pink zu rot. „Ja“, gab er im Kontrast zu seinem roten Kopf eiskalt zurück. „Dein Patenonkel hat das Eindringen übernommen.“

Harry flammte regelrecht auf und schoss wie ein in brandstehender Besen vor, die Fäuste auf Kollisionskurs. Sirius warf sich dazwischen, schob Draco hinter sich und benutzte den anderen Arm um Harry wegzuschubsen.

„Woah! Ganz ruhig!“ Sirius musste Harry mit einer Hand am Hemd packen, damit er nicht an ihm vorbeilief und sich auf Draco stürzte, der wenigstens hinter ihm blieb. „Ihr weckt meine Mutter auf!“

„Das ist alles, was dir dazu einfällt?“, blaffte Harry. „Dieser Bastard da nutzt dich schamlos aus!“

Draco schnaubte auf. „Wer von uns ist schamlos? Oder haben die Muggel, bei denen du aufgewachsen bist, dir nie beigebracht, dass man anklopft?“

„Es reicht“, schnauzte Sirius.

Draco und Harry klappten die Münder zu, aber jemand anderes fing an eine Schimpftirade über Muggel und Blutsverräter loszulassen: Seine Mutter war aufgewacht. Sirius schloss die Augen und atmete tief durch.

„Ich mache das“, raunte Draco ihm ins Ohr, drehte sich um und lief zu dem Portrait, das die Vorhänge flatternd zur Seite gestoßen hatte. Walburga Black verstummte, als sein Gesicht vor ihr auftauchte. „Hallo, Mrs. Black. Würden Sie mir den Gefallen tun und etwas leiser sein?“

„Oh, aber sicher doch, mein Lieber“, sagte Walburga in einem Ton, der in diesem Haus sonst nur Regulus vorbehalten gewesen war.

„Danke“, sagte Draco und schloss die Vorhänge. Mit verschränkten Armen lehnte er sich gegen die Wand daneben. „Gern geschehen.“

„Ich hasse, dass sie auf dich hört“, murmelte Sirius.

„Sie hört auf ihn? Wie lange geht das schon?“, platzte es aus Harry heraus.

„Was geht es dich an, Potter? Spielst du hier den tyrannischen Patriarchen?“, fragte Draco. „Darf ich dabei sein, wenn er dir Hausarrest gibt, Sirius?“

„Mach dich nicht lächerlich, Malfoy.“

„Wer macht sich hier lächerlich? Sirius, du kannst ihn nicht so mit dir reden lassen, als wäre er dein Patenonkel. Er ist doch gerade mal volljährig.“

„Ich bin in einer Woche achtzehn“, schnauzte Harry.

„Oh, das ist schön, Potter. Tragt ihr Hütchen bei deiner Party?“

Harry schnellte wieder vor und warf sich gegen Sirius, versuchte mit den Armen nach Draco zu greifen. Sirius hievte ihn auf die Treppe, schubste ihn auf die Stufe und hob warnend die Hand, als Harry wie von einer Sprungfeder angestupst sofort wieder aufstehen wollte.

„Er provoziert mich“, zischte Harry.

„Tue ich nicht“, sagte Draco gelangweilt.

„Du provozierst ihn, Draco“, sagte Sirius. „Und du lässt dich provozieren, Harry. Wegen etwas, das dich ehrlich gesagt nicht sehr viel angeht. Draco ist hier, weil ich ihn eingeladen habe. Weil ich ihn hierhaben wollte. Und es wäre nicht zu viel verlangt, wenn du dich ihm gegenüber etwas höflicher verhalten könntest, und nicht wie eine größere Version von Kreacher.“

Harry schaute ihn mit offenem Mund an.

Draco stellte sich an Sirius‘ Seite und lächelte zufrieden, was den Zorn erneut in Harrys Gesicht trieb.

Sirius legte eine Hand auf Dracos Arm, schien Harry damit aber nicht zu beruhigen. „Und du könntest aufhören ihn zu provozieren.“

„Ich könnte, ja“, sagte Draco. „Aber anscheinend denkt Potter, dass ich nur hier bin, um ihn in den Wahnsinn zu treiben. Wahrscheinlich kocht er über, wenn ich nur atme.“

Harry verdrehte die Augen. „Wie kannst du das tun, Sirius?“, fragte er ruhig und ernst. „Von allen Menschen, die es auf der Welt gibt, muss es ausgerechnet Malfoy sein? Hast du vergessen, was er getan hat? Ich hätte nie weggehen sollen, glaube ich. Ich hätte dafür sorgen sollen, dass sie dir im St. Mungo’s ein anderes Zimmer geben…“

Dracos Grinsen, vielleicht etwas zu herablassend, erstarb langsam.

„Harry, ich sag dir dasselbe, was ich Draco gerade sagen musste: Ihr seid nicht mehr in Hogwarts bei irgendeinem Kleinkrieg. Ihr habt einander das Leben gerettet. Vielleicht solltet ihr also verdammt nochmal darüber nachdenken quitt zu sein“, sagte Sirius scharf.

Draco schaute ihn verwundert an, als hätte er nicht damit gerechnet, dass Sirius ihn in Schutz nehmen würde.

„Das gilt für euch beide“, ergänzte Sirius.

Harry senkte den Blick, und Draco verdrehte die Augen Richtung Decke, wo er sich an einem unsichtbaren Punkt festhielt.

„Wie wär’s, wenn wir uns ins Wohnzimmer setzen und versuchen uns wie zivilisierte Menschen bei einer Tasse Tee zu unterhalten?“, schlug Sirius vor, als er spürte, wie Harry wieder anfing innerlich zu brodeln. „Kreacher ist nicht da, aber ich krieg das schon.“

„Wie wär’s, wenn ich das mache?“, bot Draco an.

Sirius schaute ihn verdutzt an. „Weißt du überhaupt, wie ein Teekessel aussieht?“

Draco schlug ihm sanft gegen den Oberarm und biss ein Schmunzeln zurück. „Lass dich überraschen.“ Sirius strich ihm dankbar über den Rücken, bevor er Draco an Harry vorbeilenkte. Er nahm die Treppe nach unten in den Keller, wo die verlassene Küche ihm zu viel Raum gab um über Harrys Worte nachzudenken.

Sirius seufzte seinen Patensohn an. Harry schaute ihn keiner Schuld bewusst vorwurfsvoll an.

„Komm mit“, sagte Sirius und als Harry sich nicht rührte fasste er ihn am Arm und zog ihn weg von der Treppe, wo Draco sie bei geöffneter Küchentür noch hören konnte. Er führte Harry ins Wohnzimmer, wo er sich mit einem Ruck befreite und auf das Sofa plumpste. Sirius setzte sich gegenüber auf den Sessel und lehnte sich zu ihm herüber.

„Muss ich mir Sorgen machen, dass du mich überwachst?“, fragte Sirius. Der strenge Tonfall lag ihm wirklich nicht, aber er gab sich alle Mühe.

„Ich weiß nicht, was du meinst“, sagte Harry.

„Ich bin nicht dämlich, Harry.“

„Ach, ja? Malfoy scheint das anders zu sehen.“

Sirius ignorierte das. „Es ist ein merkwürdiger Zufall, dass du ausgerechnet jetzt hier spontan auftauchst, nachdem ich über eine Woche nichts von dir gehört habe.“

„Ich dachte, du würdest dich freuen.“

„Ich freue mich. Wirklich. Aber ich bin nicht dumm.“

Harry seufzte auf. „Neulich hab ich meinen Namen aus dem Spiegel gehört, den du mir geschenkt hast. Ich dachte, du würdest dich unterhalten wollen. Aber als ich hineingesehen habe, hab ich dich nur mit Malfoy hier auf dem Sofa gesehen.“ Er führte das nicht weiter aus, aber der verlegene rosafarbene Schimmer auf seinen Wangen tat das.

Sirius fragte lieber nicht nach, wie lange er in den Spiegel gestarrt hatte. „Dann hast du ihn da oben gerade gar nicht gesehen?“

„Ich hab ziemlich blondes Haar dort gesehen, wo ich es nicht sehen wollte“, sagte Harry.

„Du hast ihm einen Todesschrecken eingejagt.“

„’tschuldigung?“, sagte Harry halbherzig.

„Dann bist du nur wieder hier, um ein Auge auf mich zu werfen?“, fragte Sirius.

„Nein“, echauffierte Harry sich. „Wir haben Hermines Eltern gefunden. Ich hab ihr und Ron noch ein paar Tage alleine mit ihnen in Australien lassen wollen. Ich dachte, du würdest dich freuen mich zu sehen.“

„Ich freue mich wirklich dich zu sehen, aber ich bin ein erwachsener Mann, Harry. Auch wenn Remus dir vielleicht etwas anderes sagen würde“, sagte Sirius. „Ich kann schon selbst auf mich aufpassen.“

„Ja, du bist ein erwachsener Mann“, sagte Harry. „Und Malfoy ist mein Alter, plus minus ein Monat. Merkwürdig, dass er plötzlich, wo es nicht mehr so gut für ihn läuft, und obwohl er jahrelang eine Freundin gehabt hat, mit dir… ausgehen will.“

Sirius spürte einen Stich zwischen den Rippen. Der Schmerz erinnerte ihn an damals, als James ihm gesagt hatte, dass er vielleicht so dämliche Sachen tat wie Schniefelus unter die Weide zu locken, weil in ihm doch genug Slytherin steckte, um seine Familie zu beeindrucken. Harrys Bemerkung war nicht ganz so stechend, vielleicht, aber er musste trotzdem schlucken. Seine Stimme kühlte merklich ab:

„Was meinst du damit?“

Harry merkte, dass er etwas Falsches gesagt hatte, und schaute auf den Boden. Er versuchte seine nervösen Finger abzulenken, indem er sie in seinem wirren Haar vergrub und es ordentlich scheiteln wollte. „Ich meine nicht…“

„Du meinst, ich bin zu alt für ihn“, half Sirius ihm ruhig weiter.

Harry schüttelte den Kopf. „Du bist zu gut für ihn. Du siehst immer noch gut aus –“

„Für meine einhundert Jahre?“

„Du bist alleine, wahrscheinlich schon eine ganze Weile.“

„Was tippst du denn? Fünfzig oder siebzig Jahre?“, schlug Sirius vor.

Harry stöhnte frustriert auf und raufte sich die Haare. Seine Brille rutschte ihm dabei fast von der Nase. „Ich hab das nicht so gemeint, Sirius.“

„Ich weiß, dass ich sein Vater sein könnte, weil ihr gleich alt seid und ich dein Vater sein könnte“, sagte Sirius nüchtern. „Vorausgesetzt Lily hätte James wirklich mal eins auswischen wollen. Aber wenn es mich nicht stört und Draco auch nicht, dann hast du dich auch nicht daran zu stören. Und ich hoffe bei Merlins verdammt langen Bart, dass dich nicht stört, dass ich ein Mann bin. Nicht einmal meine Eltern haben sich je an sowas gestört, solange es genügend reines Blut anzuschmachten gab.“

Harry fuhr sich statt durch die Haare über seine Narbe; eine Angewohnheit, hoffte Sirius. „Aber stört dich das nicht? Er und seine Familie sind fanatische Reinblüter. Ich glaube nicht, dass sich das nach einem Jahr mit Voldemort unter einem Dach drastisch geändert hat. Und ich dachte, dass dich solche Ansichten stören? Bist du nicht genau deswegen abgehauen? Was würde mein Vater dazu sagen, wenn du deine Prinzipen so über Bord wirfst?“

Sirius musste tief durchatmen. „James und ich haben immer dieselben Dinge gemocht, Harry. Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich hoch, dass das Draco mit einschließen würde“, sagte er, was Harry nicht mehr ganz so schockierte, wie vielleicht vor zwei Jahren, als James noch ein unantastbarer Held in seinen Augen gewesen war und kein normaler Mensch mit sympathischen, liebenswürdigen Fehlern und ein paar Teenager-Dummheiten im Verlies. „Harry, ich hab gedacht, wir wären das alles schon durchgegangen. Ja, Draco hat Fehler gemacht –“

„Ziemlich große, ziemlich dämliche Fehler.“

„– und ja, er bereut sie. Vielleicht sieht es für dich nicht so aus, aber ich weiß, dass er es tut. Er ist jung, ja, vielleicht deiner Meinung nach zu jung für mich –“

„Sirius, es könnte mir nicht egaler sein, wenn du… Ron daten würdest.“

Sirius zuckte leicht zurück. „Danke, aber wenn ich auf rote Haare stehen würde, wärst du mein Sohn.“ Er zwinkerte und verpasste Harry einen ähnlichen Schock, wie der ihm gerade. „Wichtig ist, dass Draco weiß, dass er nicht viel richtig gemacht hat. Die letzten Wochen war er in Hogwarts und hat geholfen es aufzuräumen und aufzubauen – weit weg von den Kameras des Tagespropheten, die hinter jeder gelauert haben, um nach dir Ausschau zu halten.“

„Du warst da auch“, sagte Harry, als würde das jeden Stein, den Draco weggeräumt hatte, wieder vor seine Füße werfen.

„Ich weiß, was du andeuten willst“, sagte Sirius.

„Wieso willst du es dann nicht wahrhaben? Er ist ein Opportunist. Das war er immer schon. Seine Familie ist am Boden und du kommst ihm gelegen, weil er Schutz braucht oder seinen Ruf aufpolieren will.“

„Hab ich sonst keine liebenswürdigen Eigenschaften?“, fragte Sirius amüsiert und schob traurig die Lippen vor. Sein Hundeblick funktionierte besser, wenn er wirklich ein Hund war, aber Harry konnte ihn nicht ansehen. „Mach dir meinetwegen Sorgen, aber du bist in der Position um was auch immer wir für eine Beziehung haben zu evaluieren.“

„Ich kenne Malfoy länger als du. Ich kenne seine Freundin.“

„Ich kenne seine Ex-Freundin auch. Grausames Biest.“ Sirius schüttelte sich.

„Aber stört dich das nicht? Kommt dir das nicht merkwürdig vor?“

„Harry, ich hatte auch Freundinnen. Ich hatte ein Zimmer voller halbnackter Mädchen, auch wenn ich nicht mehr weiß, ob ich vielleicht nur sehen wollte, ob der Kopf meiner Mutter wirklich explodieren kann“, überlegte Sirius.

„Wieso willst du nicht sehen, dass das merkwürdig ist?“, fragte Harry verzweifelter. „Es ist Malfoy. Er ist kein netter Mensch. Vielleicht ist er nicht ganz so schlimm, wie ich dachte, und vielleicht wollen wir uns nicht gegenseitig umbringen, aber er ist kein netter Mensch und er ist nie im Leben gut genug für dich, Sirius. Und was ist mit mir? Ich verabscheue ihn. Wie würde es dir gehen, wenn ich… Snape zum Weihnachtsball eingeladen hätte?“

Sirius prustete in seine Hand, obwohl er sich gezwungen hatte ernst zu bleiben. „Entschuldige, aber ich hätte Snapes Gesicht furchtbar gerne gesehen, wenn du ihn das gefragt hättest. Und es wäre das erste Mal gewesen, dass ihn irgendjemand sowas gefragt hätte.“

Harry blickte ihn finster an. „Du kannst Malfoy nicht trauen.“

„Harry –“

„Bringt er dir öfter etwas zu trinken?“, fragte Harry beiläufig, und Sirius runzelte die Stirn. „Oder Pralinen? Oder irgendetwas zu essen? Vielleicht ist es ein Liebestrank. Ron ist das einmal passiert.“

Was?!“ Sirius sprang auf und blickte ärgerlich auf Harry herunter, der genauso wütend zurückstarrte. „Harry, ich hör mir deine Verschwörungstheorien immer gerne an, aber das geht zu weit. Ich zwinge dich nicht dich mit Draco anzufreunden oder nett zu ihm zu sein. Arrangiert euch, wie ihr wollt. Aber ich lasse mir nicht das erste bisschen Glück wegnehmen, dass ich seit Jahren –“

„Hallo?“, kam eine Stimme aus dem Eingangsbereich.

Etwas klirrte, und mehr Klirren folgte, als Tassen gegeneinanderschlugen. „Minister“, ertönte Dracos Stimme. „Ich habe… ähm, Tee gemacht.“

„Das sehe ich. Ist Sirius da?“, sagte Kingsleys Stimme.

Sirius ließ sich zurück auf den Sessel fallen. Harry lehnte sich zurück und hob triumphierend die Augenbrauen. Im nächsten Augenblick kam Draco herein, Kingsley dicht hinter ihm.

„Harry“, rief Kingsley aus, als Draco gerade den Mund öffnete, eilte an ihm vorbei und streckte die Hand aus, um Harrys energisch zu schütteln. „Wie schön dich zu sehen. Du bist braun geworden.“

Sirius stand auf um Draco das Tablett abzunehmen. Ein paar der Teetassen waren bei einem plötzlichen Ruck wohl von ihren Untertassen gerutscht. Draco wich seinem Blick aus, ein paar rote Flecken auf den Wangen. Wie viel und was er gehört hatte, konnte Sirius so nicht sagen. Aber er wollte nicht nachfragen und dabei noch einmal erwähnen müssen, was ihm gerade fast herausgerutscht war.

„Ich bin gespannt, wie das heiße Wasser schmeckt“, murmelte er Draco ermutigend zu.

Draco schaute schulterzuckend zur Seite. „Probier das heiße Wasser mit Milch. Soll angeblich funktionieren.“

„Mach ich.“ Sirius lächelte ihn an, als Dracos Blick kurz zu ihm zuckte, und stellte das Tablett dann auf den Couchtisch. Dann schüttelte er Kingsleys Hand zur Begrüßung. „Wie geht’s dir, Kingsley? Trinkst du eine Tasse Tee mit uns? Ich bemühe mich, dass Harry und Draco zwei Sekunden in einem Raum verbringen, ohne dass uns Flüche um die Ohren fliegen.“

Kingsley hob die Augenbrauen vor dieser unerfüllbaren Aufgabe. „Eine dürfte ich hinkriegen, ja.“ Er setzte sich neben Harry, der den Tee mit skeptischem Blick begutachtete. Draco entging das nicht. Er stand etwas abseits und schüttete Harry in Gedanken den Tee wohl ins Gesicht. Sirius fasste ihn am Arm und zog ihn zu sich in den Sessel. Selbst setzte er sich auf die Armlehne und schenkte Harry zu dessen Missfallen als erstem eine Tasse ein.

„Du hast mir eine Eule geschickt, Sirius. Ich hatte gehofft, ich erwische dich noch, bevor ihr nach Hogwarts abhaut“, sagte Kingsley und trank ohne zu zögern von dem Tee. Harry sah aus, als würde er ihm die Tasse aus der Hand schlagen wollen. Mad-Eye hätte gerade nicht anders auf seinem Platz gezuckt.

Sirius nahm ebenfalls eine Tasse. Der Tee war noch heiß, dampfte sogar. Draco konnte nicht lange vor der Tür gestanden haben.

„Eule?“, presste Harry angestrengt hervor. „Wieso?“

„Wir haben Borgin festgenommen“, erklärte Kingsley bereitwillig. „Er sitzt in einer vorläufigen Zelle in Askaban. Ich will ihn gleich befragen. Wenn wir Glück haben, kann er uns nicht nur etwas über Bellatrix erzählen, sondern auch, ob sie sich wirklich rächen will, weil Draco ihr dazwischen gekommen ist, oder weil du abgehauen bist, Sirius. Das könnte uns auf jeden Fall helfen, ob wir die Sicherheitsvorkehrungen um Malfoy Manor verstärken müssen.“

„Was?“, fragte Harry entsetzt. Er starrte Draco an, dann Sirius und schien den Mund nicht zuzukriegen.

„Oh…“ Kingsley schnalzte entschuldigend mit der Zunge. „Hast du das nicht gewusst?“

„Nein. Warte… was hab ich nicht gewusst?“, fragte Harry.

„Ich erklär dir das gerne später“, sagte Sirius, auch wenn Draco ihm einen missmutigen Blick zuschoss.

„Jedenfalls ist nicht viel aus Borgin herauszubekommen. Meistens nur irgendwelche Floskeln wie: Ihr könnt mich hier nicht festhalten. Meine Kunden bezahlen zu wenig, um sie in Schutz zu nehmen. Beschädigte Ware gebe ich immer zurück.“ Kingsley zuckte ratlos mit den Schultern. „Ich hab mich gefragt, ob du mich gleich nach Askaban begleiten willst, Sirius? Zwei Tage dürfen wir noch versuchen etwas aus ihm zu quetschen, und bei den Lestranges ist es dir doch ganz gut gelungen.“

Sirius zuckte mit den Schultern und fing Dracos Blick auf, der ihm sagte, dass das genau war, was sie heute Morgen besprochen hatten. „Ja, sicher“, sagte Sirius in einem lockeren Ton. „Ich weiß zwar nicht, was ich groß anders machen soll, aber Borgin spucke ich gerne ins Glas.“

„Schön. Was ist mit dir, Harry?“ Kingsley toastete ihm mit seiner Teetasse zu, was unerwidert blieb, weil Harry seine noch immer nicht angerührt hatte. „Ich will dich nicht zwingen sofort anzufangen, aber das Aurorenbüro kann jede Hand gebrauchen.“

„Ich hatte genügend Urlaub“, sagte Harry. „Gehen wir sofort?“

Kingsley gluckste und stellte seine Tasse weg. „Na, dann…“ Er lächelte Draco an. „Wenn du uns begleiten willst, Draco –“

„Hältst du das für so eine gute Idee?“, warf Harry ein, als Draco gerade wieder den Mund öffnete. Harry schenkte Draco ein sehr falsches Lächeln, das gar nicht zu ihm passen wollte. „Was würde die Presse schreiben, wenn sie einen Malfoy nur einen Fuß nach Askaban setzen sehen? Das wäre die nächste Schlagzeile. Glaub mir, damit kenne ich mich aus.“

Draco lehnte sich kalt und gelangweilt im Sessel zurück. Sein Ellenbogen streifte Sirius‘ Oberschenkel und seine Hand zuckte, als würde er sie über sein Bein fahren lassen wollen, aber nichts davon tat er.

„Harry, ich denke“, begann Sirius.

„Ich denke nicht“, schloss Draco für ihn. „Ich hab Familie da, die ich nicht unbedingt wiedersehen will.“

„Sicher“, sagte Harry voller Sarkasmus.

Draco erwiderte seinen Blick eiskalt.

„Kein Problem“, sagte Kingsley, dem die Stimmung natürlich nicht entging. Er stellte seine leere Teetasse hin und griff über den Tisch um Dracos Hand zu schütteln. „Schön zu sehen, dass es dir gut geht. Vergiss nicht, wenn dir irgendetwas auffällt, sind Williamson und Proudfoot immer da.“

„Das ist mir aufgefallen“, sagte Draco trocken.

„Nehmen wir den Kamin?“ Harry sprang auf und lief ungeduldig zum Flohpulver. Er griff die Schale und starrte abwartend in die Runde, wobei er Draco absichtlich übersprang.

„Ich komme gleich“, sagte Sirius und rutschte zu Draco in den Sessel. Harry blieb am Kamin stehen und tippte ungeduldig mit dem Fuß, ließ sie nicht aus den Augen. Sirius versuchte das zu ignorieren und wandte sich Draco zu. „Kommst du klar?“

„Ich bin kein Baby, Black. Ich kann mich selbst füttern“, sagte Draco, aber er tat sich immer noch schwer Sirius länger als notwendig in die Augen zu sehen.

„Wie wär’s, wenn wir uns später zum Abendessen im Tropfenden Kessel treffen?“, schlug Sirius vor. „Dann erzähle ich dir, ob Borgin geplaudert hat.“

Draco nickte. Sirius legte die Hand auf seine Wange, die gegen seine Finger brannte, nur damit Draco sie wieder wegzog. Er verdrehte die Augen in Sirius‘ Richtung, als wäre jeder Knut Sorge zu viel.

„Wir sehen uns später“, sagte Sirius und verkniff sich mühselig einen Kuss, der vielleicht wieder Aggressionen schürte. Als er aufstand, wand sich Dracos Hand um seine. Er schaute auf ihn herunter.

„Versprichst du’s?“, fragte Draco leise.

Sirius lächelte ihn an. Er beugte sich herunter und küsste Draco auf die Stirn, was auch immer das auslösen mochte. Dann strich er ihm über die Wange und löste sich. „Ich versprech’s. Bis später.“

„Wenn’s sein muss“, sagte Draco.

Sirius ließ ihn sitzen und gesellte sich zu Harry und Kingsley, der es netterweise übernommen hatte Harry in ein Gespräch zu verwickeln, das ihn von bösen Blicken abhielt. Kaum entdeckte er aber Sirius packte er ihn am Arm und schob ihn zum Kamin.

„Du zuerst. Ich trau dem Flohnetzwerk immer noch nicht“, sagte er.

Sirius nahm das Flohpulver und trat in den Kamin. Er fing Dracos Blick noch einmal über Harrys Schulter auf, dann warf er das Pulver und die Flammen loderten grün wie der Todesfluch auf.


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