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Fanfiction

Spinning Hearts - Unter dünnem Eis

von Dr. S

Die Sonne strahlte auf Godric’s Hollow herunter, wärmer und unbarmherzig als in London oder gar in Hogwarts, obwohl sie sich bereits dem Horizont näherte. Vögel saßen singend in den Ästen der alten Bäume, deren Blätterdächer sich über den Friedhof spannten und Schatten über die Grabsteine warfen.

Sirius stand vor einem weißen Marmorstein, beide Hände in den Hosentaschen vergraben. James und Lilys Namen und die viel zu nah beieinander liegenden Zahlen starrten ihm entgegen. Er war schon eine Weile nicht mehr hier gewesen. Der Krieg hatte es ihm nicht erlaubt, solange die winzige Gefahr bestanden hatte, dass die Todesser diesen Ort überwachten – in gewisser Weise hatten sie das auch. Davor hatte er nicht einmal das Haus verlassen dürfen.

Das letzte Mal war er als Hund hier gewesen. Es war der zweite Ort gewesen, den er nach seiner Flucht aufgesucht hatte, nachdem er einen ersten Blick auf Harry geworfen hatte. Er hatte nachsehen müssen, was sie mit James getan hatten. Mitten in einer verregneten Nacht war er durch die Grabreihen geschlichen, hatte sich vor diesem Grabstein zusammengerollt, der ihn vor dem eisigen Wind geschützt hatte, und war dort eingeschlafen. Das erste Mal seit seiner Flucht.

Sirius hatte Blumen hervorgezaubert, Lilys Lieblinge, die ihr schon immer ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hatten, auch als der fünfzehnjährige James sie ihr mit einer Entschuldigung für einen dummen Spruch entgegengehalten hatte. Aber es war James‘ Name, der seinen Blick festhielt.

Eingemeißelt in einen Stein, das passte nicht zu ihm. Immer noch nicht. Aber wenigstens war er für immer mit der Person zusammen, die er liebte.

Sirius legte die Hand auf den Stein, der warm von der prallen Sonne war, und ließ sie einen Moment liegen. Ein Windzug wehte raschelnd durch die Blätter und blies ihm unter den Kragen. Sirius tätschelte den Stein zum Abschied und wandte sich zum Gehen.

Er ging zwischen den Steinreihen vorbei zu einem besonders großen Grab, hinter dem er ungesehen disapparieren konnte. Mit einem leisen Plopp tauchte er in dem Parkstück gegenüber vom Grimmauld Place Nummer zwölf wieder auf. Er hatte die Hände noch tief in den Hosentaschen, als er die Straße überquerte, und bemerkte die Person auf der Türschwelle erst als er den Bordstein wieder erreichte.

„Sirius, hey.“ Roger kam die letzten drei Stufen wieder herunter und streckte die Hand aus, um Sirius‘ zu schütteln und ihm gleichzeitig auf den Rücken zu klopfen. „Dein Hauself hat mich gerade weggeschickt. Unangenehmes Kerlchen…“

„Ja, das wird auch nicht besser, wenn man ihn besser kennenlernt“, sagte Sirius und schaute auf die Uhr. Er hatte nicht bemerkt, wie spät es schon war. Dieser Tag hatte zu früh angefangen und schien nicht aufhören zu wollen. „Willst du reinkommen, Roger? Kreacher kocht trotz seines Aussehens ganz gut. Ich nehm mal an, du hast noch nicht gegessen…“

„Ich sag nicht Nein.“

Sirius griff Rogers Hand.

„Aw, wie süß von dir. Aber die paar Treppen kann ich alleine steigen“, sagte Roger.

„Du kommst vielleicht zur Tür, aber nicht hinein. Der Fideliuszauber versteckt das Haus noch. Ich schreibe dir entweder auf, wo es ist, oder ziehe dich rein, und schreiben dauert mir gerade zu lange“, sagte Sirius und zog Roger hinter sich durch die Haustür. Kaum im Inneren ließ er ihn wieder los. Sirius ging den langen Korridor voraus und überließ es Roger die Tür wieder zu schließen, was er quietschend langsam tat.

„Das ist also das Hauptquartier des berüchtigten Orden des Phönix“, sagte Roger, als er Sirius in die Eingangshalle folgte und sich dort umschaute. „Ich meine, ich hatte jetzt einen Fuß in Malfoy Manor, aber das hier ist auch ganz schön beeindruckend.“ Die Augen irgendwo im ersten Stock trat er ungebremst gegen den Trollfuß und stolperte Sirius entgegen, der ihn auffangen musste, bevor er sich den Kopf am Treppengeländer aufschlug. „Was war das?“

„Witzig“, sagte Sirius.

Roger krallte sich an seinen Armen fest und starrte ihn fragend an.

Sirius grinste. „Das ist ein Trollfuß. Bringt öfter mal jemanden zum Stolpern.“ Er schob Roger von sich weg und strich als Entschuldigung die Falten aus seiner Robe. „Kreacher?“

Der Hauself tauchte mit einem Plopp vor Sirius auf und verbeugte sich. „Willkommen zurück, Master Sirius.“

„Danke“, sagte Sirius mit gezwungener Routine. „Das ist Roger Davies – anscheinend hast du ihn an der Tür getroffen. Er wird zum Essen bleiben.“

„Sehr wohl, Master Sirius“, sagte Kreacher unterkühlt, wie sein ganzes Verhalten Sirius gegenüber war, seit Draco hier gewesen war. „Dinner ist jeden Moment serviert. Wenn die Herren solange Drinks im Wohnzimmer zu sich nehmen wollen, wird Kreacher –“

„Bei Merlins Bart, das ist keine Dinnergesellschaft meines Vaters“, sagte Sirius und winkte Kreacher weg.

„Ich hätte nichts gegen einen Drink“, sagte Roger.

Sirius seufzte, führte Roger aber ins Wohnzimmer. An der gleichen Bar, an der er für Draco und sich Gläser gefüllt hatte, schenkte er Roger jetzt einen Feuerwhiskey ein. Er reichte ihm das Glas und setzte sich zu ihm auf das Sofa. Roger ließ sein Glas gegen das klingen, das Sirius in der Hand hatte, und nahm einen Schluck. Sirius tat ihm den Gefallen und nippte ebenfalls an seinem. Ihm war danach die ganze Flasche herunterzukippen.

„Also, was kann ich für dich tun?“, fragte Sirius. „Oder hast du mich nur vermisst?“

„Ich glühe vor Sehnsucht“, sagte Roger amüsiert. „Aber im Ernst, ich hab mich gefragt, ob du mir bei einer Sache helfen könntest. Ich habe Draco gebeten vorbeizuschauen, damit ich mir seinen Rücken ansehen kann, aber er ist nicht aufgetaucht. Ich dachte, vielleicht hast du ihm einfach das Hirn und Zeitgefühl rausgevögelt.“

Sirius senkte sein Glas wieder und zog eine Augenbraue hoch, während Roger seine lasziv hüpfen ließ. „Er ist nicht hier.“

Anscheinend hatte Roger auf andere, intimere Informationen gehofft. Er leerte sein Glas in einem letzten Zug.

„Hast du überlegt ihn zu besuchen? Ich weiß aus Erfahrung, dass du den Weg nach Malfoy Manor findest“, sagte Sirius.

„Es erschien mir logischer hier vorbeizuschauen“, sagte Roger. „Er scheint gerade nicht gerne zu Hause zu sein, falls dir das nicht aufgefallen ist.“

„Du brauchst keine Ausrede um mich zu besuchen“, gab Sirius mit einem Zwinkern zurück.

Roger entging leider nicht, dass er von Draco ablenken wollte. Natürlich wusste Sirius, dass Draco nicht aus einem tief vergrabenen schlechten Gewissen oder gar Altruismus den ganzen Tag Steine in Hogwarts herumräumte. Sein Ego erlaubte ihm auch nicht ganz zu glauben, dass Draco nur seinetwegen dort war – aber rausnehmen wollte er sich aus dieser Gleichung auch nicht. Draco hatte ihm gesagt, wie wenig er Malfoy Manor gerade ertragen konnte.

„Er macht mir Sorgen. Sein Rücken sieht nicht so gut aus, wie erwartet, und er sollte sich schonen“, sagte Roger. „Aber er möchte dich lieber beeindrucken, indem er schwere Steine durch die Gegend schleppt.“

„Draco schleppt nicht so viel, wie du denkst. Er hat einen Zauberstab. Du wirst wohl nur panisch, dass du schlechte Arbeit geleistet haben könntest, hm?“, fragte Sirius und toastete Roger zu, als der ihn finster anblickte.

„Ich mache keine schlechte Arbeit. Du hast seinen Rücken doch gesehen. Es sieht aus, als hätte man ihn ausgepeitscht.“

„Hab ich nicht.“

Roger sah aus, als müsste er lachen und sich gleichzeitig verschlucken. „Wirklich? Ich dachte, nach zehn Jahren in Askaban würdest du dir das nicht nehmen lassen.“

„Zwölf“, korrigierte Sirius amüsiert.

„Das ist kein gutes Gegenargument“, sagte Roger. „Bist du nervös?“

Sirius gluckste leise und schüttelte den Kopf. „Man verlernt das nicht, Roger. Das ist wie Be…sen…“ Es war zu spät sich den Rest des Satzes zu verkneifen; Roger wackelte bereits grinsend mit den Augenbrauen. „Ich rede nicht mit dir darüber. Draco und ich haben andere Dinge zu klären.“

„Ihr macht euch das auch schwerer, als es sein müsste, oder?“, antwortete Roger. „Der Krieg ist vorbei. Wir dürfen uns amüsieren. Du vielleicht sogar mehr als ein paar andere Menschen, Sirius. Und ich wette, Draco hätte auch nichts gegen ein bisschen Spaß.“

„Sag ihm das“, schlug Sirius vor. „Für jemanden wie ihn ist es nicht leicht jahrelangen, anerzogenen Hass zu vergessen.“ Er deutete abfälliger, als er wollte, auf Roger. „Mit einem Ravenclaw hat er keine Probleme, aber sobald ein Gryffindor in seine Nähe kommt, läuten die Alarmglocken auf.“

Roger machte einen betrübten Eindruck. „Du bist doch nicht immer noch eifersüchtig, oder?“

Sirius schnaubte auf. „Ein bisschen Selbstbewusstsein hab ich doch noch übrig, danke.“

Aus dem Augenwinkel sah er Kreacher ins Wohnzimmer kriechen und wandte sich ihm widerwillig zu. „Der Minister für Zauberei möchte mit Master Sirius sprechen.“

„So viel Aufmerksamkeit an einem Tag… Schick ihn rein, Kreacher.“ Sirius sah belustigt zu, wie Roger sich gerader hinsetzte, und stand selbst auf um Kingsley zu begrüßen. Der Zaubereiminister sah gehetzt aus, mit einem leichten Film aus Schweiß auf der Stirn und verkrampften Schultern. Sirius schüttelte seine Hand, die seine Finger fester quetschte als sonst.

„Hallo, Sirius.“ Kingsley lächelte Roger zu. „Ich wusste nicht, dass du Besuch hast.“

Roger stand wie von einer Sprungfeder nach oben geschossen auf. „Soll ich Sie alleine lassen?“

„Oh, kein Problem“, winkte Kingsley ab, bevor er auch Rogers Hand schüttelte. „Davies, richtig?“

„Ja, Sir.“

Sirius schmunzelte darüber, wie wenig von Rogers Dreistigkeit im Angesicht der obersten Autorität übrig blieb.

„Ich höre nur Gutes über Ihre Arbeit, und Sie haben einen meiner besten Freunde wieder zusammengeflickt. Weiter so“, sagte Kingsley.

Roger schaute ungewohnt verlegen zur Seite und winkte ab.

„Wie war’s bei den Malfoys?“, fragte Sirius und bedeutete Kingsley sich zu setzen, was der aber ablehnte.

„Nicht gut. Lucius hat sich gesträubt, wie ein Kniesel vor einem Bad. Er hat uns nicht erlaubt auch nur einen Auror zu postieren“, sagte Kingsley. „Er sagte, dass er sich keine Spione ins Haus holt. Und den Rest erspare ich dir lieber.“

Sirius konnte sich gut vorstellen, auf welche Art Lucius ausfallend geworden war. Er verkniff sich seine Meinung über den neuen „Stümper“ von Zaubereiminister sowieso ungerne. „Hat Draco nicht mit ihm geredet?“

„Doch“, sagte Kingsley seufzend. „Er hat auch versucht auf ihn einzureden – er und seine Mutter. Als hätten sie vorher etwas anderes besprochen. Aber… Nun…“ Kingsley drehte die Hand ums Gelenk, während er nach Worten suchte, die er anscheinend nicht fand, ohne sein Versprechen zu brechen Sirius das Schlimmste zu ersparen. „Ist er immer so herablassend zu seinem Sohn?“

Sirius merkte, wie sich die Muskeln in seinen Händen anspannten, bis er sie zusammenballte. Er musste sich nicht einmal ausmalen, wie ‚herablassend‘ in diesem Fall ausgesehen hatte, um Lucius am liebsten endlich den Schlag ins Gesicht zu verpassen, den Draco ihm schon vor einer Weile hätte geben sollen – wenigstens um zu versuchen sein Gehirn wieder zurechtzurücken.

„Ich kann nicht für früher sprechen, aber in letzter Zeit schon“, sagte Roger und schien sehr stolz darauf zu sein etwas beizutragen. „Wahrscheinlich liegt es daran, dass er in der Hierarchie von Sie-wissen-schon-wem… Ich meine, Voldemort, so abgestürzt ist. Das, zusammen mit dem Machtverlust in seinem eigenen Haus durch seinen Aufenthalt in Askaban, sorgt dafür, dass er sich davon bedroht fühlt in der Rolle des patriarchischen Familienoberhaupts abgelöst zu werden. Von seinem Sohn.“

„Merlins Bart, Roger, wenn du öfter sowas sagen würdest, hätte ich dir geglaubt, dass du in Ravenclaw warst“, sagte Sirius.

Roger zwinkerte ihm zu. „Mr. Malfoy versucht ihm die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen zu machen. Du hast dir ein Zimmer mit Draco geteilt, Sirius, also weißt du, was ich meine. Ich kann mir gut vorstellen, dass Mr. Malfoy ihn absichtlich vor Ihnen bloßstellen wollte, Minister. Dadurch kann er ein Gefühl von Überlegenheit konstruieren. Das, oder er hat es einfach vergessen: Er trinkt ein oder zwei Gläser zu viel in letzter Zeit“, fügte Roger mit gesenkter Stimme hinzu.

„Nun, ich habe wirklich nicht die Zeit Lucius Malfoy ins Gewissen zu reden“, sagte Kingsley, und das sprach dafür, wie sehr Lucius seine stahlharten Nerven strapaziert hatte. „Sirius, vielleicht könntest du mit ihm reden?“

„Ich?“ Sirius wusste nicht, ob er lachen sollte oder ob Kingsley das ernstmeinte. „Willst du, dass das wie bei Rabastan endet und ich ihm die Nase breche?“

„Oh, das hast du mir gar nicht erzählt“, sagte Roger neugierig. Als Kingsley ihn für diesen gar nicht mitleidigen oder gar strafenden Tonfall fragend anschaute, schien er sich automatisch kleiner zu machen.

„Ich dachte, das würdest du sowieso tun wollen, Sirius“, sagte Kingsley. „Zumindest für Draco. Ich meine…“ Er schaute unsicher zu Roger. „Plaudere ich gerade ein Geheimnis aus?“

Roger presste die Lippen zu einer schmaleren Linie zusammen als McGonagall, wenn sie sich auf eine Standpauke vorbereitete, aber er versuchte ein Grinsen zu unterdrücken.

„Solange du es nicht Harry oder Remus erzählst“, sagte Sirius abwinkend.

„Jedenfalls hatte ich gehofft, dass du wenigstens versuchen würdest Lucius den Kopf zu waschen. Es geht um ihre Sicherheit.“

Sirius wusste das. Er hatte die halbe Nacht wachgelegen und sich Gedanken darüber gemacht, was Draco passieren könnte und was er gesagt hatte.

„Ich gehe und seh, was ich tun kann“, sagte Sirius. „Am besten sofort. Je eher Lucius einsieht, was für ein Idiot er ist, desto besser.“

Kreacher, den er ganz vergessen hatte, schaute hinter der Armlehne des Sessels hervor und erschreckte Sirius mit seinem glubschigen, blutunterlaufenen Augen. „Soll Kreacher das Essen warmhalten?“

„Ihr könnt euch gerne bedienen“, sagte Sirius zu Kingsley und Roger. „Bevor Kreachers harte Arbeit im Abfall landet. Ich weiß, dass du noch nichts gegessen hast, Kingsley.“

„Ich will mich nicht aufdrängen“, sagte Kingsley.

„Oh, mir macht das nichts aus“, sagte Roger übermütig.

„Mir auch nicht. Und das ist mein Haus“, sagte Sirius und stand auf, um Rogers und Kingsleys Hand zum Abschied zu schütteln. „Kreacher, kümmere dich gut um unsere Gäste.“

Kreacher verbeugte sich tief und verkniff sich überraschenderweise jeden Kommentar. Sirius verabschiedete sich und ging zur Haustür, und als er sie schließen wollte, konnte er deutlich hören, wie Kreacher seine Gäste ins Esszimmer bat um ihnen sein Essen zu servieren. Er konnte ihnen kein Gift untermischen – Kingsley hatte geholfen Regulus zu rehabilitieren und genoss damit seine Sympathien, und Roger umzubringen lief nicht darunter sich ‚gut zu kümmern‘. Davon abgesehen war Roger Heiler und konnte sich sicher selbst das Gegengift zusammenmischen.

Sirius schloss die Haustür hinter sich und eilte über die Straße in das kleine Parkstück, wo er ungesehen und vom Dämmerlicht geschützt disapparieren konnte. Er tauchte auf einer weiten, grüne Wiese mitten in Wiltshire wieder auf. In einer Lücke zwischen zwei Waldstücken schlüpften die letzten tiefroten Sonnenstrahlen über das satte Grün und warfen einen Vorhang über die Bäume, der sie aussehen ließ, als würden sie in Flammen stehen.

Sirius drehte sich um und schaute auf das gusseiserne Tor, das provozierend offenstand. Er durchquerte es, ohne dass ein Zauber ihn zurückwarf oder nur protestierend kribbelte. Sein Blick ging automatisch zu der alten Weide, die in unheimlichen Schatten zu verschwinden drohte. Ihre langen Zweige schwangen sanft im Wind.

Sirius folgte der Auffahrt zur Haustür, gegen die er energisch klopfte.

Sie wurde geöffnet, da lag seine Faust noch auf dem Holz. Draco stand im Rahmen – er sah so verlockend gut im rötlichen Dämmerlicht aus, dass Sirius alles vergessen wollte, was er gesagt hatte, und ihn jetzt hier auf der Türschwelle küssen wollte. Er tat nichts davon.

Draco ließ zu, dass die Überraschung seine Augen aufriss, bevor er sich gerade hielt wie Roger beim Anblick des Zaubereiministers. Er trug feine schwarze Roben und eine einschneidende schwarze Fliege, die dem steifen Kragen half ihn zu erwürgen. Anscheinend hatte er sich zum Abendessen umgezogen, so wie Sirius es in seiner Kindheit hatte tun müssen. Ein wahrscheinlich verzweifelter Versuch von Narcissa zu alten Ruhmestagen zurückzukehren.

„Was willst du hier?“, fuhr er Sirius an und schob die Tür zu, damit ja niemand einen Blick auf Sirius werfen konnte.

Es fiel Sirius nicht ganz einfach den scharfen Ton zu ignorieren, den er seiner Meinung nach nicht verdient hatte. Er stemmte die Hand gegen die Tür und schob sie gegen Dracos Willen wieder auf. Sirius beugte sich in den größer werdenden Spalt zu Draco vor, bis er sich auf seine Lippen hätte stürzen können, wenn der wütend glühende Blick ihn nicht auf Abstand gehalten hätte.

„Ich will mit deinem Vater sprechen“, sagte Sirius.

Enttäuschung und Verwirrung huschten über Dracos Gesicht, bevor er die Augenbrauen so fest zusammenzog, dass eine Zornesfalte dazwischen auftauchte. „Was willst du von meinem Vater? Wenn du ihm irgendetwas sagen willst –“

„Merlins Bart, Draco“, unterbrach Sirius ihn indigniert. „Was denkst du von mir?“

„Meine Meinung wurde von Professor Snape mitgebildet“, sagte Draco kühl. „Und ich mache mir bekanntlich keine eigene.“

Sirius verdrehte die Augen. „Ich hab keine Lust auf deine passive Aggressivität.“ Er stieß die Tür mit einem Rück auf, der Draco aus dem Gleichgewicht warf. Das zweite Mal heute fing Sirius jemanden auf, bevor er umfiel, und hoffte damit gutzumachen, dass er sich bei Rabastan vergessen hatte. Im Gegensatz zu Roger klammerte Draco sich nicht fest, sondern stieß ihn mit unerwartet viel Kraft von sich weg. Sirius stützte sich mit einem Ausfallschritt ab und ließ sich nicht vertreiben.

„Verschwinde“, zischte Draco. „Ich weiß, wieso du hier bist, und es ist nicht der richtige Zeitpunkt.“

„Oh, soll ich morgenfrüh kommen, wenn ihr alle tot aufgebahrt im Salon liegt?“, gab Sirius knurrend zurück. „Dein Vater benimmt sich lächerlich und bringt euch alle in Gefahr damit – schon wieder. Du kannst ihm das nicht durchgehen lassen, Draco. Wieso lässt du ihm das überhaupt durchgehen?“

Draco zog die Seiten seines Umhangs wieder straff, wo Sirius‘ Finger sie gegriffen und zerknittert hatten. „Was interessiert es dich?“

„Weil ich mir Sorgen um dich mache, auch wenn du gerade darauf aus bist ein widerlicher Bastard zu sein“, knurrte Sirius.

Draco zuckte leicht zurück, obwohl Sirius nicht nähergekommen war. Der harte Ausdruck in seinen Augen wich einer Unsicherheit, die ihn überallhin, nur nicht zu Sirius schauen ließ.

Sirius machte einen Schritt auf ihn zu. „Ich kann mir denken, was du gegen Remus hast. Oder Tonks. Aber darum geht –“

„Kannst du nicht“, murmelte Draco in einem Ton, der besser zu einer Entschuldigung gepasst hätte.

Sirius wollte sauer auf ihn sein, ihm sagen, dass er sich das an den Spitzhut stecken konnte, und gleichzeitig wollte er nachfragen, aus ihm herauslocken, was er damit eigentlich sagen wollte. Er kam zu nichts von alldem.

„Draco, wo… oh.“ Narcissa war aus dem Salon gekommen, ebenso schick wie ihr Sohn gekleidet. Es war schwer sich in ihrer beider Gegenwart nicht falsch angezogen zu fühlen, aber Sirius hatte sich nie dafür interessiert und fand es deswegen nicht sonderlich schwer. Er grinste Narcissa an, die bei seinem Anblick einen absichernden Blick über die Schulter warf und dann heraus in die Eingangshalle eilte.

„Sirius, was für eine… Überraschung“, presste sie mit aufgesetzter Freundlichkeit heraus, die heute schon merklich strapaziert worden war. „Es passt leider gerade gar nicht.“

„Mutter, du kannst ihn nicht vor die Tür setzen“, sagte Draco und warf einen vorsichtigen, aber festen Blick zu Sirius. „Wenn du schon einmal hier bist, kannst du zum Essen bleiben, Black.“

Narcissa legte Draco eine warnende Hand auf die Schulter. „Liebling, ich glaube nicht, dass er richtig angezogen ist.“

„Vielleicht sind wir falsch angezogen?“, gab Draco gelassen zurück. „Wir sind doch nur zu dritt. Es wird niemanden stören, dass er keine Krawatte trägt. Außer Vater vielleicht.“

Narcissa schlug fast hörbar die langen Wimpern aufeinander, konnte das Aufleuchten ihrer Augen aber nicht verbergen. Sie wandte sich Sirius mit leicht gerümpfter Nase zu, was jedes alternde Anzeichen von Schönheit aus ihrem Gesicht saugte.

„Bitte, bleib doch ruhig“, sagte sie, als hätte der abweisende Teil ihres Gesprächs gar nicht erst stattgefunden. „Bist du hier um über den Besuch des Ministers zu sprechen?“

„Mehr über die Auswirkungen. Kommt Lucius zum Essen herunter oder sitzt er im Weinkeller und dezimiert euren Bestand?“, fragte Sirius und jedem empörten Blick von Narcissa zum Trotz änderte er nicht seinen Ton.

Narcissa antwortete ihm mit einer ausladenden Geste Richtung Salon. Sie drehte sich um und ging voraus. Sirius schob die Hände in die Hosentaschen und schaute Draco an, der seinem Blick sofort auswich. Er folgte seiner Mutter und Sirius blieb an seiner Seite. Sie gingen durch den Salon, der von fliegenden Kerzen erleuchtet wurde, wo einmal ein imposanter Kronleuchter aus Kristall gehangen hatte. Das Esszimmer lag im Raum dahinter.

Ein langer Tisch stand in der Mitte des Raumes, leer bis auf einen Stuhl. Lucius saß am Kopfende und schwenkte ungeduldig ein Glas Wein. Er stand nicht auf, als Narcissa hereinkam, wie er es als junger Mann getan hatte, und rückte ihr auch nicht den Stuhl zu seiner Rechten zurecht. Erst als Sirius hereinkam blickte er auf und hörte so abrupt auf zu schwenken, dass ein paar Tropfen blutroten Weins auf sein weißes Hemd fielen.

„Lucius, sieh nur, wer zum Abendessen gekommen ist. Mein lieber Cousin“, sagte Narcissa zuckersüß, drehte sich aber bei dem letzten Wort in Dracos Richtung und ließ es betont über ihre Zunge rollen.

Draco ignorierte sie und wandte sich Sirius zu. „Du kannst neben mir sitzen… wenn du magst.“

„Ich werde nicht Nein sagen“, antwortete Sirius. „Guten Abend, Lucius. Du siehst… erheitert aus.“

„Das kann er nicht. Er kann nicht hier sitzen.“ Lucius stand auf und rammte beide Hände neben seinen Teller auf den Tisch. „Hatten wir heute nicht genug Theater, Draco? Ist das jetzt der dritte Akt?“

„Ich würde eher auf den zweiten tippen“, sagte Draco und deutete auf einen Platz auf der rechten Tischseite, gegenüber von Narcissa. Sirius setzte sich dort hin und Draco nahm den Stuhl neben ihm, sodass er der einzige Puffer zwischen ihm und Lucius war.

„Setz dich, Lucius“, verlangte Narcissa, als würde sie mit einem bockigen Kind sprechen.

Lucius plumpste genauso beleidigt in seinen Stuhl. „Was soll das überhaupt? Seit wann isst du mit Sirius Black?“

„Falls du dich erinnerst“, sagte Sirius, „haben wir uns ein Zimmer geteilt. Da isst man unvermeidlich miteinander.“

„Ich hab nicht gewusst, dass sie Ratten im St. Mungo’s servieren. Wir tun es hier definitiv nicht“, sagte Lucius mit einem bösen Grinsen. „Vielleicht solltest du dich also doch lieber verabschieden.“

Sirius zog die Augenbrauen hoch.

„Was ist so falsch daran? Es ist nur ein Essen“, sagte Draco in seinem blasiert, gelangweilten Ton, der Lucius die Zornesröte ins Gesicht steigen ließ.

„Er ist mein Cousin, Lucius. Familie ist immer zum Essen eingeladen“, sagte Narcissa und schnippte mit den Fingern. Ein gebeugter Hauself erschien, dessen linkes Auge dick zugeschwollen war. Narcissa teilte ihm von dem Besuch mit, was er ohne Widerworte hinnahm und an die Küche weitergab. Ganz im Gegensatz zu Kreacher. Einen Moment später tauchte ein Besteck mehr auf dem Tisch und direkt vor Sirius auf. Blank poliertes Silberbesteck rahmte teures Porzellan mit dem Familienwappen der Malfoys ein. Sirius‘ Weinglas füllte sich von alleine, aber er nahm lieber das Wasser.

„Familie“, schnaubte Lucius. „Als ob das in deinem Wortschatz vorkommen würde, Sirius.“

„Wenn ich jedes Mal einen Knut bekommen würde, wenn ich das höre…“, sagte Sirius seufzend.

„Außerdem haben wir sowieso fast jeden Tag zusammen gegessen, seit ich bei den Aufräumarbeiten in Hogwarts helfe“, sagte Draco.

Die Vorspeise tauchte mit einem Plopp auf ihren Tellern auf, das die plötzliche Stelle wie ein Gewitter durchbrach. Sirius biss ein Schmunzeln zurück und betrachtete die Suppe: Mulligatawny. Er fragte sich, ob Lucius‘ Kopf gleich noch röter werden würde.

Narcissa beachtete ihre Suppe ebenfalls nicht. Sie schaute Draco an, als hätte sich ein Irrwicht statt ihrem Sohn auf den Platz gesetzt.

Draco aß ungerührt seine Suppe, aber Sirius wusste, wie viel es wohl gebraucht hatte, dass er diese Worte einfach so heraushaute. Sirius probierte einen Löffel, während er darauf wartete, dass Dracos Eltern sich wieder fassten.

„Das ist gut“, sagte er.

„Ist es dir nicht zu scharf?“, fragte Draco provozierend.

„Ich bin immer dabei, wenn mir etwas zu scharf… oder zu heiß sein soll“, erwiderte Sirius.

„Hast du davon gewusst?“, fuhr Lucius Narcissa an.

Narcissa schluckte ihren Schock herunter und behielt eine ungerührte, eisige Miene auf. „Natürlich“, sagte sie und schüttelte tadelnd den Kopf. „Wo soll er denn sonst immer gewesen sein? Hast du wieder nicht zugehört, Lucius?“ Aber ihr strafender Blick fiel dabei auf Draco.

„Phantastisch“, presste Lucius hervor. „Dann hattest du ja genug Zeit, um ihn einer Gehirnwäsche zu unterziehen, Sirius.“

„Und ich dachte, du wärst froh, dass dein Sohn sich nützlich macht“, sagte Sirius. „Anstatt den ganzen Tag in diesem Haus in Selbstmitleid zu baden oder was auch immer.“

Lucius überhörte den Pieks in seine Richtung nicht. „Darin könntest du ihn wenigstens beraten, Sirius.“

Sirius hob sein Wasserglas in Lucius‘ Richtung. „Ich bin also doch zu etwas Nutze. Dankeschön.“

Lucius krallte die Hände in die Tischdecke. Es war das erste Mal, dass Sirius daran dachte, wer vor ein paar Monaten noch an diesem Tisch gesessen hatte – wahrscheinlich genau an dem Platz, wo jetzt Lucius saß. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, und wenn es ihm schon so ging, wie musste Draco sich jeden Tag fühlen? Sirius wollte am liebsten unter dem Tisch nach seiner Hand greifen, wie er es schon fast getan hätte, als Draco ihm dieses Zugeständnis gegenüber seinen Eltern gemacht hatte.

„Wie lange?“, presste Lucius zwischen mahlenden Kiefern hervor. „Draco?“

Draco setzte seinen Löffel ab. „Du kannst doch wohl rechnen, Vater.“

„Draco, werd nicht frech“, sagte Narcissa sanft, als würde sie ihn nicht wirklich davon abhalten wollen. „Ich habe sieben Jahre einen Schlafsaal mit Emma Squiggle geteilt und wir treffen uns nicht regelmäßig zum Essen.“

„Ich bin nicht hier, um darüber zu sprechen“, sagte Sirius. „Wenn wir den Smalltalk also auf später verschieben könnten und uns der brennenderen Sache widmen könnten?“

„Du willst dein schlechtes Gewissen beruhigen, oder?“ Lucius leerte sein Weinglas. „Du weißt, dass er einen Bruder hatte, oder Draco? Regulus war in deinem Alter, als er heroisch in einer überdimensionalen Pfütze ertrunken ist. Ich nehme an, wenn wir von seinem altruistischen, pflichtbewussten Wesen absehen, kann man gewisse Ähnlichkeiten zwischen euch sehen.“ Er nippte erneut an seinem Glas, kaum dass es sich wieder von selbst gefüllt hatte. „Zum Beispiel das nutzlose Ende.“

„Lucius“, zischte Narcissa.

Draco schaute auf den traurigen Rest der Suppe in seinem Teller.

„Wow, und ich dachte, Kingsley hätte übertrieben“, sagte Sirius gedehnt. „Willst du hier sitzen und darauf warten, dass Bellatrix durch die Tür marschiert? Du bringst deine Familie in Gefahr. Ich dachte, du hättest irgendwas für sie übrig.“

„Sag mir nicht, was ich zu tun habe“, fuhr Lucius ihn an. „Denkst du, ich wüsste nicht, dass das nur ein Vorwand ist, um mich auszuspionieren? Gryffindors waren noch nie subtil genug um mich hereinzulegen.“

„Du bildest dir zu viel ein. Reicht es dir nicht, dass du frei herumlaufen kannst?“

„Lucius, du solltest dir anhören, was er zu sagen hat“, sagte Narcissa.

„Schlägst du dich auf seine Seite?“, blaffte Lucius.

„Ich bin auf deiner Seite. Das bin ich immer“, sagte Narcissa scharf. „Die Seite meiner Familie, um deren Sicherheit es mir geht.“

„Da ist es wieder. Familie“, betonte Lucius. „Bellatrix ist Familie. Sie hat noch genug Verstand um unsere Lage zu verstehen – wenn sie überhaupt noch da draußen ist. Sie wird uns nichts tun.“

„Ich denke nicht, dass ihr euch darauf verlassen könnt“, warf Sirius ein. „Ich weiß, dass es in euch vielleicht anders aussieht, aber ihr habt Voldemort den Rücken –“

Wage es nicht seinen Namen zu sagen“, schrie Lucius ihn so laut an, dass seine Stimme von den hohen Wänden widerhallte. Narcissa senkte den Blick leicht, Draco dagegen durchbohrte Lucius ärgerlich, als wäre das Grau seiner Augen zu Messern geworden. Lucius setzte sich hin, als würde er auf einem Thron sitzen und alles unter Kontrolle haben. „Du hast getan, was nötig war, Cissa. Nicht mehr, nicht weniger. Sirius kann sowas unmöglich nachvollziehen, vor allem, wenn es um Bellatrix geht. Sie hatten immer ein schlechtes Verhältnis.“

„Sie ist wahnsinnig, Lucius“, sagte Sirius. „Du kennst Askaban. Multiplizier deinen Aufenthalt dort mal vierzehn und rechne Bellatrix‘ ursprüngliche angeknackste Tassen mit ein, dann weißt du, womit du es zu tun hast.“

„Sie wird uns nichts tun“, sagte Lucius. „An deiner Stelle würde ich mich eher darum Sorgen, dass sie dir endlich den Gar ausmacht. Oder deinem auserwählten Patensohn. Ich vermute, deswegen versteckt er sich im Ausland, wo er jetzt all sein Glück aufgebraucht hat.“

Sirius war schon dabei aufzuspringen, als Draco sein Wasserglas hart auf den Tisch rammte. Der fragile Stil zerbrach und der obere Teil fiel klirrend auf den Tisch, ergoss seinen Inhalt über die Tischdecke.

„Willst du wissen, wieso wir Auroren nötig ab?“ Dracos Stimme wurde nicht lauter, zitterte aber vor unterdrückter Wut. „Weil ich Tante Bellatrix zum Stolpern gebracht habe. Sie ist meinetwegen gefallen und das Dach ist auf sie gestürzt. Es hätte sie töten sollen. Ich hätte sie töten sollen. Aber wie du immer so schön sagst, kann ich nicht einmal ein verdammtes Kaninchen töten. Es ist also meine Schuld. Das gefällt dir doch bestimmt.“

Lucius presste die Kiefer aufeinander, bis sie sich verkrampft hervorschoben. Das Grau seiner Augen, dem von Draco so ähnlich und doch so weit von ihm entfernt, wirkte trüb in dem blutunterlaufenen Weiß, das der Alkohol zurückgelassen hatte.

„Draco…“ Narcissa hielt sich eine Hand vor den Mund. Jede Farbe war aus ihrem ohnehin schon blassen Gesicht gewichen.

„Wieso?“, stieß Lucius in einem scharfen Atemzug aus.

Sirius gab dem Drängen seiner Muskeln endlich nach und legte seine Hand auf Dracos Knie. Er spürte ein heftiges Zittern in seinen nervösen Beinen.

„Was kümmert es dich? Es würde dir doch gefallen, wenn sie herkommt und mich umbringt“, sagte Draco.

Lucius hob warnend die Hand, und einen Moment sah es aus, als würde er Draco über den Tisch hinweg ohrfeigen wollen. Narcissa zuckte in seine Richtung und Sirius war bereit aufzustehen und ihm mit dem Zauberstab eine saftigere Ohrfeige zu verpassen, als Lucius die Hand auf den Tisch legte und zu einer schmerzhaft festen Faust zusammenballte.

„Geh auf dein Zimmer“, raunte er. „Ich will dich nicht mehr sehen.“

„Lucius“, sagte Narcissa kopfschüttelnd.

„Können wir nicht einmal in Ruhe besprechen, was für Sicherheitsvorkehrungen wir treffen müssen?“, fragte Sirius. Es kam ihm so absurd vor, dass er die Stimme der Vernunft geben sollte. Remus war darin immer so viel besser gewesen.

„Du hast meine Familie in Gefahr gebracht“, sagte Lucius bedrohlich leise und ohne den Blick von Draco zu nehmen. „Anscheinend muss ich deinetwegen Sicherheitsvorkehrungen treffen. Geh, oder willst du mir erst noch ein Messer in den Rücken rammen?“

„Merlins Bart, Lucius“, stieß Sirius ärgerlich aus, aber da wischte Draco schon die Hand von seinem Knie und stand auf. Er schmiss seine Serviette auf den Tisch und direkt in seine Suppe, bevor er hinter seinem Stuhl hervorstürmte und ihn dabei fast umwarf. Sirius fing den Stuhl ab und stand auf, aber da war Draco bereits aus dem Esszimmer gelaufen.

„Was, glaubst du, wo du hinwillst, Sirius?“, fragte Lucius zischend.

„Warte, Sirius“, bat Narcissa. „Bitte.“

Sirius wusste nicht, wieso er ihr den Gefallen tat. Er schaute Lucius an, der verloren und zusammengesunken auf seinem Thron am Kopfende des Tisches saß und sein Weinglas mit zitternden Fingern umfasste. Hatte er Angst, dass es das war, was Draco jeden Tag sah, anstatt das heldenhafte Idol, das er sein wollte?

„Hat er die Wahrheit gesagt?“, fragte Narcissa. Sie sah nicht weniger verloren aus als ihr Ehemann, aber in ihrem Blick fand sich wenigstens Sorge.

„Woher soll er das denn wissen?“, schnaubte Lucius.

„Er hat mir das Leben gerettet“, sagte Sirius. „Bellatrix hat versucht mich zu töten. Bevor sie es hinbekommen hat, hat Draco sie zum Stolpern gebracht. Das ist die Geschichte. Wenn ihr ihn deswegen verurteilen wollt, nur wegen mir, dann bitte.“

Narcissa legte beide Hände in den Schoß und schüttelte nur noch den Kopf. Enttäuscht, verwirrt und etwas überfordert.

„Du solltest gehen“, sagte Lucius kalt. „Dass du dich überhaupt hierher getraut hast…“

Sirius verdrehte die Augen. „Dein Sturkopf bringt dich noch um, Lucius.“

„Verschwinde. Aus. Meinem. Haus.“

Sirius stemmte sich auf dem Tisch ab und beugte sich zu Lucius herüber, der lieber tief in sein Weinglas schaute, als ihm einen Funken Aufmerksamkeit zu schenken. „Ich werde nicht zulassen, dass du Draco irgendeiner Gefahr aussetzt. Entweder lässt du die Auroren morgen vor deinem verdammten Tor rumstehen, oder ich bringe Draco im Grimmauld Place unter, bis das alles vorbei ist. Was aus euch und ganz besonders aus dir wird, könnte mir nicht egaler sein.“ Sirius kreuzte Narcissas Blick und dachte schuldbewusst an das, was sie für Harry getan hatte, und er wusste, dass sie zumindest bereit war andere Leben für Draco zu riskieren.

„Verschwinde“, platzte es aus Lucius heraus.

Sirius stieß sich von der Tischkante weg und ging. Kaum war er einen Schritt aus dem Esszimmer heraus hörte er ein Scheppern und Klirren, als Lucius sein Glas wohl gegen die Wand geworfen hatte. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Sirius das als Kompliment genommen, aber gerade wollte er Lucius gegen die Wand werfen. Wie konnte er seine Familie derartig bewusst in Gefahr bringen? Wollte er es nicht wahrhaben oder war es die sture Idee, dass er nichts glauben durfte, das aus Sirius Blacks Mund kam?

Sirius nickte dem Hauselfen zu, der ihm die Haustür öffnete und hinter ihm wieder schloss. Der Abend lag in dunklen Schatten auf den Gärten von Malfoy Manor. Der letzte rote Sonnenstrahl wurde vom Horizont verschluckt und ließ nur noch die funkelnden Sterne am Himmel als Lichtquelle übrig. Hinter ihm schien strahlendhelles Licht durch Malfoy Manors Fenster, als würde das Haus eine gefährliche Motte anlocken wollen. Sirius schaute zum oberen Stock, wo er irgendwo Dracos Zimmer vermutete. Er wäre ihm gerne hinterher, hätte gerne noch mit ihm geredet und in gerade einfach nur in den Arm genommen. Aber nach der Sache mit Remus war er sich nicht sicher, ob Draco ihn nicht einfach herunterwerfen würde, wenn er zu seinem Fenster hochkletterte.

Sirius drehte sich um und ging die Auffahrt herunter, wirbelte dabei den weißen Kiesstaub mit wütend stampfenden Schritten auf.

„Sirius?“ Narcissa eilte aus dem Haus und ihm hinterher. Sirius blieb stehen und ließ sie aufholen, was ihr auf dem Kies mit ihren hohen Absätzen nicht sehr leicht zu fallen schien.

„Was?“, fragte er scharf. „Ist dir noch eine schlagfertige Beleidigung eingefallen? Es könnte deine letzte sein, wenn Bellatrix euch in die Finger bekommt.“

Narcissa strich sich das lange blonde Haar hinters Ohr. „Wir nehmen die Auroren.“

Sirius drehte sich ganz zu ihr herum. „Hat Lucius es sich anders überlegt?“

„Nein, aber das hier ist auch mein Haus. Es ist mein zu Hause, und Draco ist mein Sohn. Ich werde nicht zulassen, dass ihm irgendetwas passiert.“

Sirius verschränkte die Arme und musterte sie erstaunt. „Da drinnen hätte man fast vergessen können, dass etwas Vernunft in dir schlummert. Ich sage Kingsley Bescheid.“

„Lass mich das übernehmen“, sagte Narcissa.

Sirius hatte sich so etwas schon gedacht. Narcissa wollte den Moment nutzen um sich wieder ins gute Licht des Zaubereiministers zu rücken.

„Ich würde es lieber sehen, wenn du dich auch von Draco fernhalten könntest“, fügte sie hinzu.

Sirius löste die Verschränkung seiner Arme. „Würdest du das?“

„Er hat dir das Leben gerettet, schön und gut.“ Es brauchte Narcissas unterkühlten Tonfall um das wie eine Lappalie wirken zu lassen. „Aber ich habe gesehen, wie er dich anschaut.“

„Ach? Und wie schaut er mich an?“

„Spiel nicht den Idioten, Sirius“, sagte Narcissa ernst. „Vor allem du wirst sowas wohl bemerken. Und anscheinend fühlst du dich schuldig, oder sonst etwas, aber bitte ermutige ihn nicht.“

„Wieso?“, gab Sirius spöttisch zurück. „Draco ist achtzehn. Er kann selbst entscheiden, was oder wen er gerne anschaut.“

„Ich will nicht, dass meinem Sohn noch mehr wehgetan wird“, sagte Narcissa. „Und jeder Mensch, den du je geliebt hast, ist tot. Ich sehe nur den gemeinsamen Nenner.“

Sirius schoss vor und blieb keinen ganzen Schritt von Narcissa entfernt stehen, sodass sie sich genötigt fühlte das Kinn defensiv zu recken. „Du bewegst dich auf dünnes Eis.“

„Ich hab gelernt darauf sogar zu tanzen“, erwiderte Narcissa und drehte sich so plötzlich um, dass sie ihre langen Haare wie eine Peitsche schlug. Sirius zog gerade noch den Kopf weg, fühlte sich aber wie geohrfeigt. Er sah zu, wie Narcissa zurück zum Haus lief und sein Blick schien leicht zu verschwimmen, als sie im hellen Licht des Inneren verschwand.

Er dachte an James, und an sein kaltes, unpassendes Grab, und er musste gegen Feuer anblinzeln.

Es war nicht seine Schuld. Er war gekommen… wenn auch viel zu spät.

Und wenn Bellatrix Draco irgendetwas tun würde, dann weil er Sirius geholfen hatte. Das würde Narcissas Argumentation sein.

Sirius rieb sich über das Gesicht und ließ die kühle Abendluft darüber streichen, während sein Blick an Malfoy Manor hing. Aus dem Augenwinkel bemerkte er ein Licht auf der rechten Seite des oberen Stockwerks. Eine Gestalt zeichnete sich dort am Fenster ab. Sirius schaute genauer hin und das Fenster wurde geöffnet. Draco winkte ihm.

Sirius warf einen absichernden Blick zur Haustür und hörte Narcissas Stimme ihn genau davon abhalten – er machte die Schritte zu Dracos Fenster umso schneller.

Draco lehnte sich aus dem Fenster. Es war nahezu bodenlang und für einen Moment sah es aus, als würde er herausspringen wollen. Sein feiner Umhang flatterte im Abendwind.

„Soll ich dich auffangen?“, rief Sirius nach oben.

Dracos Lächeln war viel zu weit weg. „Ich wollte nur sagen…“

Sirius ertappte sich dabei, wie er sich auf die Zehenspitzen stellte, als könnte er so näher an ihn herankommen. „Was?“

Draco stützte sich am Fensterrahmen, bis es aussah, als würde er wirklich herunterfallen. Sirius hob abwehrend die Hände.

„Wieso kommst du nicht runter?“, rief er.

„Wieso kommst du nicht hoch?“, gab Draco zurück, und es klang zu sehr nach einer Herausforderung, dass Sirius nicht zumindest darüber nachdenken konnte.

Sein Blick wanderte an der glatten Mauer entlang, die nur hier und da ein paar Risse von der Zeit davongetragen hatte. Kein Efeu oder sonst was hätte ihm geholfen.

„Warte“, sagte Draco und verschwand von dem Fenster. Sirius wartete, und kurze Zeit später kam Draco mit einem Besen in der Hand zurück. Er ließ ihn kurzerhand aus dem Fenster fallen und er blieb neben Sirius in der Luft schweben. Draco lehnte sich abwartend gegen das Fenster. Sirius konnte nicht anders, als sich auf den Besen zu setzen.

Es war eine ganze Weile her, dass er auf einem Besen gesessen hatte. Er war nie ansatzweise so gut gewesen wie James und hatte lieber auf den Rängen sein Bestes gegeben, aber man verlernte Besenreiten nicht.

Mit einem Ausfallschritt stieg er vom Besen direkt in Dracos Fenster herein. Er kam kurz aus dem Gleichgewicht, aber diesmal wurde er gestützt, bevor er stolpern konnte. Draco hielt ihn am Arm fest und zog ihn das letzte Stückchen ins Zimmer hinein. Sirius bedankte sich, indem er ihm sanft auf den Handrücken klopfte. Er schaute sich um.

Es war Dracos Schlafzimmer, wie er an dem großen Bett auf der linken Seite erkennen konnte. Bücherregale rahmten einen geordneten Schreibtisch ein; alles alte, aber gut gepflegte Möbel, wie sie aus diesen Häusern nicht wegzudenken waren. Er sah keine Pflanzen oder etwas Lebendiges, aber oben auf einem der Bücherregale lag ein einzelnes Buch und schien in einer Art Käfig vor sich hinzuschlummern. Eine Tür führte in den Flur, eine andere wohl in das angelegene Badezimmer.

Nur ein Licht auf seinem Nachttisch brannte, tauchte den Raum in ein schwaches goldgelbes Licht, dass die Schatten zwischen den Bettpfosten größer wirken ließ. Der Weg zur Tür schien dadurch umso länger zu sein. Sirius musste daran denken, was Rabastan gesagt hatte. Sein Blick blieb an der Bettkante hängen.

„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte Draco.

Sirius drehte sich ihm mit einem kleinen Grinsen wieder zu. „Ich hab zu viel Zeit in einer Höhle verbracht um viel auf Einrichtung zu geben.“

Draco nahm die Hand von Sirius‘ Arm, aber den Blick nicht von seinem. „Mein Vater bringt mich um, wenn er dich hier sehen würde.“

Sirius zückte den Zauberstab und richtete ihn auf das Schloss von Dracos Tür. „Colloportus.“ Mit einem Klicken verriegelte sich das Schloss. Sirius grinste Draco an, der leicht amüsiert die Augen verdrehte.

„Ich hab dich mit meiner Mutter gesehen. Was wollte sie von dir?“, fragte er und ließ den Blick dabei an Sirius‘ Hals herab zu seiner Brust wandern. Draco trug noch immer die einschneidende Fliege, die seinen Hals einschnürte.

„Mir sagen, dass sie mich umbringt, falls ich in dein Zimmer klettere“, sagte Sirius.

Draco blinzelte verdutzt, bevor er leicht verlegen zur Seite schaute und sich damit herausredete nach seinem Besen zu greifen, der noch vor dem Fenster geschwebt hatte. Er holte ihn herein und stellte ihn neben das Fenster an die Wand.

„Ich hab ihr nichts über uns gesagt“, sagte Sirius beruhigend. Draco war nicht panisch, aber der Gedanke, dass Narcissa Bescheid wissen könnte, war ihm sichtlich unangenehm. „Außer, dass du alt genug bist deine eigenen Entscheidungen zu treffen.“

Draco schnaubte leise und ging an Sirius vorbei in die Mitte des Raumes. „Ich kann aber keine Entscheidungen für uns beide treffen.“

Sirius folgte ihm. Wenn er schon einmal alleine mit Draco war, dann wollte er so nah wie möglich bei ihm sein. Er legte eine Hand auf seinen Arm und Draco drehte sich wieder zu ihm um. Er schaute kurz auf den Boden und dann wieder auf Sirius‘ Brust, haderte aber sichtlich mit etwas. Sirius glaubte zu wissen, was es war, und er wollte ihm am liebsten sagen, dass es schon gut war, aber gleichzeitig wollte er es auch aus Dracos Mund hören.

„Ich wollte…“ Draco befeuchtete sich die Lippen. „Ich wollte nur sagen, dass… ich dich vielleicht nicht so hätte stehen lassen sollen.“

„Heißt das, es tut dir leid?“

„Soweit würde ich nicht gehen“, sagte Draco schulterzuckend. „Ich hab gemeint, was ich gesagt habe.“

„Na, dann…“ Sirius zuckte mit den Schultern. „Dann sollte ich gehen.“

Dracos Hände krallten sich an der Front seines Hemdes fest, damit er nicht gehen konnte.

„Sie sind meine Freunde, Draco. Remus ist mein ältester Freund. Wenn du nicht wenigstens versuchen willst –“

„Das war es nicht“, unterbrach Draco ihn leise. „Es war nur… Sie waren alle… und dann das… Ich hab keine Luft mehr gekriegt.“

„Vielleicht hilft das…“ Sirius schob die Hand auf Dracos steifen Kragen und löste die einschneidende Fliege. Er lächelte, als Draco verdutzt den Blick hob, und zog die Fliege von seinem Hals, ließ sie achtlos auf den Boden fallen, wo ein Hauself sich darum kümmern konnte. Dann lockerte er den Kragen, der rote Druckstellen auf Dracos Hals hinterlassen hatte. Sirius fuhr mit den Fingern sanft darüber und schob die Hand unter den Kragen, spürte dabei wie das Blut schneller durch Dracos Pulsader raste. Sein Blick hing wieder fest an Sirius‘, aber statt Wut glühte etwas anderes darin.

Draco lehnte sich vor und küsste ihn. Seine Lippen pressten sich kühl und weich gegen Sirius‘, öffneten sich ohne ihm eine Wahl zu lassen, die er sowieso nicht brauchte. Sirius erwiderte den Kuss und zog Draco gleichzeitig enger gegen sich, mit einer Hand noch immer in seinem Nacken und der anderen auf seiner Hüfte. Die Art, mit der Draco sich gegen ihn lehnte, wie er seine Lippen keinen Millimeter weit weg ließ, ohne sie sofort heftiger einzufangen, war eine bessere Entschuldigung, als Sirius von ihm erwartet hatte.

Und wenn ihre Lippen sich kurz trennten, dann traf Dracos heißer Atem auf seinen. Dracos Hände fuhren von seiner Brust nach hinten auf seinen Rücken, klammerten sich dort fest, als würde er sonst drohen zu stolpern und umzufallen. Seine Finger schlüpften kühl und immer noch leicht zitternd unter Sirius‘ Hemd, wärmten sich an der Hitze, die durch seinen ganzen Körper schoss und seine Haut zum Glühen brachte.

Als sein Herz zu hart pochte, sein Blut zu schnell kochte, zog Sirius den Kopf leicht zurück, aber doch weit genug, dass Draco seine Lippen nicht sofort wieder verschließen konnte. Er schaute Draco in die Augen, dunkel und unnachgiebig, und wollte gar nichts mehr sagen.

„Ich sollte gehen“, zwang er sich zu sagen.

Draco kam näher, ließ Sirius‘ Lippen einen minimalen Freiraum, drängte sich aber mit seinem ganzen Körper gegen Sirius. „Du solltest bleiben“, korrigierte er, und Sirius wusste wirklich nicht wie er ihm widersprechen sollte. Draco meinte jedes Wort. Er wollte ihn hier haben. Er hatte ihn vermisst. Wie sehr, das spürte Sirius hart gegen seinen Oberschenkel drücken.

Draco küsste ihn noch einmal, sanfter und damit umso einladender. Sirius ließ ihn nicht mehr weg. Er zog die Hand unter Dracos Kragen hervor und tastete sich unter seinen Umhang, den er mit einem Ruck von seinen Schultern ziehen konnte. Der schwere Stoff fiel raschelnd auf den Boden. Sirius suchte bereits nach den Hemdknöpfen, als er merkte, wie ein Zittern durch Dracos Lippen ging. Er schaute ihn kurz an, ohne sich aus dem Kuss zu lösen, und Draco zog ihn sofort wieder näher, als er merkte, dass er nur kurz abgelenkt war, als würde er selbst sein eigenes Zittern ignorieren wollen. Sirius merkte wie ein Lächeln an seinen Lippen zog. Er nahm die Hände von Dracos Hemd, strich dabei langsamer über den Stoff und blieb mit der Handfläche einen Moment auf seiner Brust, unter der es heiß und hart pochte.

Sirius zog sich kurzerhand sein Hemd über den Kopf. Eine kühle Sommerbrise kroch durch das offene Fenster und kitzelte seine Haut. Sirius ließ Draco einen kurzen, aber anscheinend nicht abschreckenden Blick auf sich werfen, während dem er erneut nach Dracos Hemdknöpfen griff. Er öffnete einen nach dem anderen langsam und küsste dabei immer wieder Dracos Lippen, seine Wangen und schließlich seinen Hals, als der steife Kragen ihm weit genug gelockert endlich genügend Raum dafür ließ. Dracos schneller Atem traf ihn genau am Ohr.

Mit langsamen, aber entschiedenen Schritten drängte er Draco rückwärts zum Fußende des Betts. Die Bettkante in seinen Kniekehlen ließ Draco aus seinen Armen auf die Matratze fallen, wo er sein offenes Hemd endgültig abstreifte. Sirius hatte ihn schon ohne Hemd gesehen, hatte den Anblick genossen, bevor es sich richtig angefühlt hatte, aber das hier war anders. Die Dunkelheit zusammen mit dem gedimmten Licht seiner Nachttischlampe warf warme Schatten auf seine Schultern, zeichnete die Linien seiner Muskeln nach und ließ ihn insgesamt weniger blass aussehen.

Er atmete noch immer zu schnell; Sirius hatte kurz die Befürchtung er könnte hyperventilieren, aber dann griff er sehr entschlossen nach Sirius‘ Hosenbund. Seine Finger schlüpften darunter, als er ihn näher und zu sich herunter zog. Sirius fing seine Lippen lächelnd ein, nur nicht sehr lange. Er ließ ein fragendes Geräusch auf ihnen zurück, als er sich löste und langsam an Draco herunterwanderte, dabei in unregelmäßigen, manchmal sehr kurzen Abstände Küsse auf seiner Haut hinterließ. Hinter Dracos Brustkorb schlug sein Herz wie ein Hammer, der eine Wand einreißen wollte.

Sirius küsste nahezu jeden Zentimeter seiner Haut, die weich und perfekter war, als alles, was er in den letzten Jahrzehnten gesehen hatte, aber nicht makellos. Auf den ersten und sogar zweiten Blick konnte er nichts sehen, aber er spürte Kerben und leichte Dellen unter seinen Lippen, wo die eigentlich unsichtbaren Überbleibsel von Harrys Sectumsempra zu finden waren. Stellen, denen er nicht aus Schuldbewusstsein besonders viel Aufmerksamkeit widmete. Irgendwo in seinem Hinterkopf fragte er sich, wie Dracos Rücken aussah.

Als er den Bund von Dracos Hose erreichte und öffnete, schob sich eine Hand zögerlich in seinen Nacken. Sirius linste nach oben, nahm seine Finger aber nicht weg.

„Sirius, ich… hab nicht…“

„Ich weiß“, ersparte Sirius ihm das Gestotter und erlaubte sich trotzdem einen Blick auf den tiefen Rotschimmer, der über Dracos Hals in sein Gesicht kroch. Als er an der offenen Hose zog, rutschte Draco ganz automatisch höher auf die Matratze um ihm zu helfen.

„Nur… wenn es langweilig oder frustrierend… ähm…“

Obwohl er ihn diesmal ausreden ließ, gewann das Stottern, als Sirius ihm die Hose und Unterwäsche von den Beinen zog. Er kletterte ihm nach auf das Bett und zwischen seine Beine. Dracos Brust hob und senkte sich fast panisch schnell. Sirius beugte sich herunter und Draco machte ein Geräusch, als wäre ihm in den Magen geschlagen worden, als er den Mund um ihn schloss.

Er hatte das eine ganze Weile nicht gemacht, aber Draco hatte das noch nie gemacht; sie würden das nicht lange tun. Also sparte er sich alle Sticheleien und genoss den Moment. Und mit jeder Bewegung grub Dracos Hand sich fester in seine Haare und seinen Nacken. Draco unterdrückte erst nur kleine Seufzer, dann entkam ihm ein richtiges Stöhnen, das eine Gänsehaut über Sirius‘ Wirbelsäule schickte. Er merkte, wie Draco unruhiger wurde, wie seine Atmung einen anderen, nicht weniger aufgeregten Rhythmus einschlug, und nutzte das aus um einen Finger nahezu unbemerkt vordringen zu lassen.

Draco kam mit einem erstickten Keuchen. Sirius ließ von ihm ab, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und rutschte gleichzeitig höher, bis er sich über Draco beugen konnte, und gleichzeitig schob er einen zweiten Finger zu dem ersten, was Draco ein kleines Wimmern entlockte.

„Vielleicht könntest du mir hier kurz helfen“, sagte Sirius und nahm Dracos rechte Hand in seine freie, führte sie zu seiner Hose. Draco schaute ihn wie ein Hirsch an, der gleich von einem Werwolf umgerannt werden würde, aber seine Hand war sanft und verblüffend geschickt. Zusammen mit der anderen half er Sirius schnell aus seiner Hose und gab dabei immer wieder abgehackte Atemlaute von sich, wenn Sirius seine Finger an die richtigen Stellen führte.

Draco beugte sich vor, um ihn zu küssen, und Sirius erlaubte sich eine kleine Stichelei, als er ihn stattdessen nach hinten auf die Matratze warf. Er trat sich den letzten Weg aus seinen Hosenbeinen, kickte Schuhe und Socken hinterher, und schob sich zwischen Draco Beine, von dem er eines mit der freien Hand halb anwinkelte. Gleichzeitig verteilte er sanfte Küsse auf Dracos Bauch, arbeitete sich höher zu seiner Brust und verharrte schließlich Millimeter von seinen leicht geöffneten Lippen, dort tief gerötet, wo er anscheinend die Zähne in ihnen vergraben hatte. Er küsste ihn nicht, sondern zog seine Finger weg und stieß dafür mit den Hüften vor. Langsam und vorsichtig schob er sich in Draco und atmete gegen die Hitze an, die wie ein glühender Funke auf ihn überspringen und seinen ganzen Verstand in Brand stecken wollte.

Draco verzog das Gesicht und biss die Zähne zusammen, aber ihm entfuhr trotzdem ein leiser Schmerzenslaut. Sirius küsste seinen angespannten Kiefer sanft und suchte nach seiner Hand, aber als er seinen Arm fand zog Draco ihn so ruckartig weg, als hätte er ihn gebissen. Ein kurzer Blick zeigte Sirius, dass es sein linker Arm war, den er wegdrehte und versuchte wegzuschieben. Sirius bekam sein Handgelenk zu fassen, drehte seinen Arm wieder herum und lauschte einem protestierenden Laut, als er sich das Dunkle Mal darauf ansah. Es war auf dem Weg eine Narbe zu werden, und davon hatten sie alle mehr als genug. Sirius lehnte sich herüber und küsste Dracos Arm, fuhr die ausgebleichten schwarzen Linien mit der Zunge nach, bis aus dem Protestlaut ein Seufzen wurde und von Schmerz keine Spur mehr zu hören war.

Sirius stieß vor, ganz vorsichtig und so sanft er konnte, nicht nur, weil er Draco nicht wehtun wollte, sondern weil er befürchtete die kribbelnde Wärme seines Körpers, ihrer Nähe, würde ihn alles vergessen lassen. Es fühlte sich schon jetzt zu gut an, zu perfekt, und jede Bewegung sog ihn tiefer in das brennende Feuer, das ihn schneller als Dämonsfeuer verschlingen würde.

Er platzierte einen Kuss auf Dracos Schulter, bevor er dem verlockenden Keuchen zu seinen Lippen folgte. Sein Blick hielt sich an Dracos auf, so tief wie ein verwirrender Nebel und alles andere als kühl. Er sah so verdammt gut aus, und jede Bewegung, die sein Körper auffing, machte sein Gesicht noch hübscher. Sirius beschleunigte seinen Rhythmus, stieß härter vor, bis es nicht mehr tiefer ging, und Draco stieß einen wunderschönen Seufzer direkt gegen seine Lippen aus.

Dracos Hand legte sich auf seine Wange, drehte sein Gesicht weiter zu sich, und der Blick seiner Augen war besser als Schokolade nach einem Dementorenangriff. So verlangend und offen, dass Sirius das Gefühl hatte auch ohne Legilimentik direkt in seinen Geist zu fallen.

Sirius lehnte seine Stirn gegen Dracos und stützte sich zu beiden Seiten seines Körpers auf den Händen ab. Draco kam jedem härter werdenden Stoß hungrig entgegen und schlang die Beine um Sirius‘ Hüften, zwang ihn noch näher, noch tiefer, noch weiter. Er stöhnte immer öfter und lauter, und Sirius fing den letzten Laut mit einem gierigen Kuss auf, als Draco seinen Höhepunkt erreichte, und nur eine, oder zwei verschwommene Minuten später folgte Sirius ihm.

Er hatte noch so viel Geistesgegenwart sich nicht mit seinem ganzen Gewicht auf Draco zu legen, der ihn aber kaum weglassen wollte. Draco küsste ihm das Keuchen von den Lippen, bis Sirius sich zur Seite wegrollte und schwer atmend neben ihm liegenblieb.

Draco drehte sich herum, sodass er eher auf dem Bauch als auf der Seite lag, und schaute ihn an, als hätte Sirius ihm Weihnachten, Ostern und das Ende des Krieges gebracht. Sirius konnte nicht anders als darüber zu lächeln. Er streichelte sanft mit der Handkante über Dracos glühende Wange, bis ein Lächeln seinen Fingern folgte.

„Ich hoffe, das war nicht allzu langweilig und frustrierend für dich“, sagte Sirius rau.

Draco gluckste leicht verlegen und schlug Sirius im Gegensatz dazu ziemlich fest auf die Brust. Aber in seinem Blick flackerte etwas, als würde er eine ähnliche Frage stellen wollen. Er fuhr gedankenverloren über Sirius‘ Brustbein und Rippen.

„Du hast mir gefehlt“, sagte er leise und schloss im nächsten Moment die Augen, als würde er es bereuen, dass ihm das herausgerutscht war.

Sirius fuhr zärtlich durch Dracos Haar, das am Ansatz leicht verschwitzt und ziemlich zerzaust war. „Wir haben uns doch gestern erst gesehen.“

„Das waren mehr als vierundzwanzig Stunden. Das sind mehr als tausendfünfhundert Minuten und wer weiß wie viele Sekunden…“

Sirius rutschte wieder an Draco heran und umfasste seine warme, gerötete Wange. „Holen wir das wieder auf, wenn ich die ganze Nacht hierbleibe?“

Draco zuckte desinteressiert mit den Schultern, aber er konnte sein Lächeln nicht mehr verstecken. Es zuckte aufgeregt gegen Sirius‘ Handfläche. „Dich wird wohl niemand zu Hause vermissen…“

Sirius zog ihn in einen Kuss und drehte sich zu ihm herum, legte sich dabei halb auf ihn, sodass Draco mit dem Bauch auf die Matratze gedrückt wurde. Sein Rücken schien selbst im gedimmten Licht der Nachttischlampe leicht gerötet und die Haut spannte unter Sirius‘ Fingern wie zu fest gezogener Stoff. Er ließ seine Hände zärtlich zwischen Dracos Schulterblättern auf und ab wandern, wie er es von Draco in Erinnerung hatte, als der ihm Rogers dreiste Finger demonstriert hatte. Nur, dass er noch seine Lippen benutzte und Dracos Schultern und Nacken küsste, bis er merkte, wie die Muskeln in seinem Rücken sich wieder komplett entspannten.

„Was machst du da?“, fragte Draco amüsiert.

Sirius hätte das die ganze Nacht machen können, aber er presste seine Lippen gegen Dracos Ohr und raunte: „Ich mache dir diese Position schmackhaft.“


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