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Fanfiction

Spinning Hearts - Der Raum der Wünsche

von Dr. S

Der letzte Stein hatte eine Furche im Aschestaub hinterlassen. Sirius fuhr mit der Fußspitze darüber, wischte sie weg und schaute sich in dem freigeräumten Korridor um. Das Loch an der Wand am Ende des Korridors schien noch größer, jetzt wo Schutt und Trümmer weggeräumt worden waren. Der Boden war von Rissen übersät und in der Nähe des Lochs sogar komplett weggebrochen, als die Stützpfeiler ein Stockwerk tiefer eingeknickt waren. Am Horizont riss die tiefer sinkende Sonne rosafarbene Streifen in den Himmel.

„Black?“

Sirius drehte sich um. Einen Steinschnipser von ihm entfernt stand Draco und ließ drei Besen gleichzeitig den Aschestaub wegfegen. Er beugte sich herunter und betrachtete den Boden genauer.

„Sieh dir das mal an“, sagte Draco.

„Tue ich schon“, gab Sirius mit einem Schmunzeln zurück, das sich provozierend in jedes seiner Worte schob. Er musterte Dracos Rückseite, ließ den Blick langsam der gebogenen Linie seiner Wirbelsäule weiter nach unten folgen. „Und ich hab nichts gegen die Aussicht.“

Draco zuckte kurz, hatte einen flüchtigen, amüsierten Blick für Sirius übrig, drehte sich aber nicht ganz um. Stattdessen hockte er sich auf den Boden und winkte Sirius ungeduldig zu sich. Neugierig geworden eilte Sirius näher. Wenn der Boden noch einmal drohte einzubrechen, wollte er vorher noch Gelegenheit haben den Freiwilligen ein Stockwerk tiefer die narzisstischen Großköpfe wortwörtlich aufzublasen.

Sirius beugte sich über Dracos Schulter und schaute auf den Boden. Er musste nicht lange suchen. Draco machte sich zum zweiten Mal während ihrer Aufräumarbeiten die Hände dreckig, als er den Staub selbst wegwischte. Neben seinen blassen Fingern stach das dunkle Rot auf dem Boden stark heraus.

Sirius ging ebenfalls in die Knie und fuhr mit den Fingern über den Fleck. „Getrocknetes Blut.“

„Und ich dachte schon, du würdest mit deiner Hundeschnauze daran schnüffeln müssen.“ Draco schaute ihn an; seine Miene schwankte zwischen ehrlichem Interesse und provozierender Herablassung. „Könntest du erschnüffeln wem es gehört?“

Sirius legte den Kopf ganz wie ein Hund schief, nur um seine Hand dann fest auf Dracos Hinterkopf zu legen und ihm strafend durch die Haare zu wuscheln. Draco wand sich schnaubend drei, schlug Sirius‘ Arm weg und schüttelte seine Haare wieder in Form.

„Es ist wahrscheinlich deins. Aber wenn ich vorher kosten soll…“ Sirius schob den Kopf wieder über Dracos Schulter und vergrub die Zähne in seinem Hals. Dracos Hand presste sich gegen seine Stirn und drückte ihn weg. Sirius schaute direkt in Dracos schmunzelndes Gesicht.

„Es ist nicht meins. Meins ist da drüben“, sagte er im Gegensatz dazu ganz ernst und deutete zu der offenstehenden Tür, die in den Raum der Wünsche führte. Sein Blut zog sich in einer Spur aus Tropfen quer über den Korridor bis zu der gegenüberliegenden Wand, zu der Sirius ihn gebracht hatte.

Draco lehnte sich vorbei und schaute zu dem klaffenden Loch in der Wand. „Und deins ist dort. Du weißt, was das bedeutet.“

„Das bedeutet, dass sie dort hineingekrochen und verbrannt ist“, sagte Sirius und nickte in Richtung Raum der Wünsche, aber Draco hatte sich davon noch nie wirklich überzeugen lassen. „Den Muggeln hätte die Vorstellung gefallen. Im siebzehnten Jahrhundert haben sie tausende von Hexen und Zauberern verbrannt.“

„Ich hatte auch Geschichte, Black. Nur dass Binns bei mir schon tot war.“

Sirius lachte bellend auf und zerstörte noch einmal Dracos Frisur, schob seinen Kopf nach unten, als er sich wieder hochstemmte. „Wir sollten nachsehen gehen.“ Er stand kaum aufrecht, als Draco seinen Arm fasste und sich daran hochzog. Sirius suchte in seinem Blick so etwas wie Widerspruch, den er bereitwillig bekämpft hätte, aber Draco schaute die Tür an, als würde er durch die Pforten des Quidditchstadions zum Finale der Saison treten. Eine Art nervöse Entschlossenheit, die Sirius ein paar wenige Male bei James gesehen hatte. Quidditch war lange Zeit das einzige gewesen, das ihn nervös gemacht hatte.

„Wenigstens steht er nicht mehr lichterloh in Flammen“, sagte Sirius.

„Phantastisch.“

Der Raum der Wünschen stand nicht mehr in Flammen, aber weit hinten loderten noch immer einige hochzüngelnde Flammenarme an den Überresten gestapelter Stühle hoch. Wände und Boden waren von Asche und Ruß pechschwarz gefärbt worden. Verkohlte Überreste von Schränken, Tischen und vollkommen unerkennbaren Gegenständen lagen überall verstreut. Ascheberge hoben sich zu allen Seiten empor, rahmten verrußte Korridore ein, die durch das Labyrinth aus Flammen geführt hatten. Metallgegenstände waren zu abstrusen neuen Dingen zerschmolzen. Die Hitze hier drin musste zu Lebzeiten des Dämonsfeuers unerträglich heiß gewesen sein.

Sirius merkte, wie Dracos Finger sich bei diesem Anblick tiefer in sein Fleisch gruben. „Hier sieht es schlimmer aus als in meinem Zimmer in den Sommerferien“, versuchte Sirius zu scherzen, aber Draco schien mit den Gedanken woanders. „Das Feuer konnte sich an der ganzen Magie richtig satt fressen. Scheint, dass es dadurch eingedämmt wurde und langsam erstickt. Wenn es eine Leiche gibt, ist es unwahrscheinlich, dass wir viel davon finden.“

„Es gibt eine“, sagte Draco kühl.

Sirius senkte schuldig den Blick, bevor er seine Hand auf Dracos legte, die seinen Arm noch nicht losgelassen hatte. „Dein Freund hat das hier alles angerichtet, nicht wahr?“

„Er war nicht mein Freund. Zumindest nicht mehr“, sagte Draco in einem gelangweilten Tonfall. Darunter lag eine kalte Traurigkeit, die er nicht einzuordnen wusste. War er traurig wegen seinem Freund, der sie hier alle fast umgebracht hatte, oder weil er Jahre seines Lebens daran verschwendet hatte diesen Trollkopf Freund zu nennen?

Draco zog seine Hand unter Sirius‘ hervor und schaute sich mit verschränkten Armen um, die Augen merkwürdig weit weg.

„Gut, wenigstens hat er euch nicht alle mit in den Tod gerissen. Man muss schon ganz schön bescheuert oder verzweifelt sein Dämonsfeuer auf so engem Raum zu benutzen, wenn man es nicht richtig kontrollieren kann“, sagte Sirius und strich über die rußigen Steinwände. Sie waren kalt, obwohl das Feuer den Ruß bis in die Ritzen getrieben hatte. „Die Magie ist weg. Schade… und ich glaube nicht, dass wir sie irgendwie wieder herstellen können. Das war ein richtiges Meisterstück. James hätte es gefallen.“

„Wart ihr nie hier?“, fragte Draco ungläubig.

„Nicht bewusst.“ Sirius versuchte sich zu erinnern, aber wenn sie einmal in eine plötzlich auftauchende Besenkammer geflüchtet waren, hatte er wohl keinen Gedanken daran verschwendet, wo sie am nächsten Tag hin war.

Draco trat an seine Seite. „Gib ruhig zu, dass dich das wurmt.“

Sirius beließ seine Antwort bei einem Schulterzucken. „Sieh dir an, wie das alles hier aussieht, Draco. Nehmen wir an, dass Bellatrix ihren Zauberstab noch in der Hand hatte, als die Decke auf sie gestürzt ist. So hätte sie zur Not irgendetwas zur Seite räumen können, wenn sie sich bewegen konnte.“

Sirius ging an Draco vorbei zurück zur Tür und suchte den staubigen, aschebesetzten Boden nach Spuren ab. Er wischte mit dem Zauberstab gegen die Asche an, hockte sich sogar hin um mit der Hand über den Boden zu wischen. Mehr als ein paar Ascheflocken bekam er nicht ab.

„Das Dämonsfeuer hat nicht viel übrig gelassen. Wenn Bellatrix hier hereingekrochen ist, dann direkt ins Feuer.“ Er stand wieder auf und schaute sich im Raum der Wünsche um. Draco folgte seinem Blick und blickte weit ins Innere des hohen Raums. Die hinteren Wände verschwanden hinter Schleiern aus Aschegrau und schwarzem Ruß. Man konnte kaum etwas erkennen, als würde die Nacht durch die Schlossmauern brechen und alles einnehmen.

„Du willst sagen, dass sie nicht wieder hier rausgekommen wäre“, sagte Draco.

„Es gibt keine Fenster und keine anderen Türen. Das Feuer hat eine Woche lang gewütet, bevor man diesen Korridor wieder betreten konnte, hat Kingsley mir erzählt“, sagte Sirius. „Sie hatte keine Chance hier rauszukommen.“

Draco schaute auf einen Punkt im Raum, als würde er dort mehr als verkohlte Überreste sehen. Seine Augen waren dunkel und das entfernte Feuer, das sich an die letzten Stuhlreste klammerte, spiegelte sich auf dem Grau. Sirius lehnte sich an ihm vorbei, konnte aber nicht sehen, was Draco sah.

„Es gibt einen Weg hier raus“, sagte Draco.

Sirius schaute ihn stirnrunzelnd an, als Draco einen Schritt nach vorne machte. Er schaute sich in dem Labyrinth aus verkohlten Trümmern kurz um, dann ging er zielstrebig los. Sirius folgte ihm, als er sich geübt durch die Überreste von vergessenen Möbelstücken navigierte und ihn unter einem schwarzverkohlten Holzbogen durchführte, der kurz davor war einzubrechen und Ascheflocken auf sie regnen ließ.

Je tiefer sie in den Raum der Wünsche vordrangen, desto wärmer wurde es. Die letzten Flammen des Dämonsfeuer kamen näher, zuckten aufgeregt über den Stuhl, als sich neue Beute zu ihnen bewegte. Draco schien genau zu wissen, wo er hingehen musste. Er ging den Weg, wie Remus den zur Heulenden Hütte, und hatte einen merkwürdig ähnlichen Gesichtsausdruck voller Entschlossenheit und Unbehagen.

Sie liefen um eine Ecke, die einmal aus aufeinander gestapelten Büchern bestanden hatte, und erreichten ihr Ziel. Draco blieb vor den Trümmern eines zusammengebrochenen Schranks stehen, dessen Überreste von den Flammen fast bis zur Unkenntlichkeit zerfressen worden waren. Sirius brauchte trotzdem nicht lange um das Puzzle zusammenzusetzen.

„Das Verschwindekabinett“, sagte er.

„Bellatrix wusste, dass es hier war. Sie hätte es finden und benutzen können. Es hat einwandfrei funktioniert. Todesser haben es immer wieder benutzt, um ins Schloss zu kommen, bevor Potters Bande diesen Raum besetzt hat.“

Sirius beugte sich zu einer der verkohlten Holzplanken des Verschwindekabinetts herunter und hob sie hoch. Er konnte die Magie darin summen fühlen wie einen aufgeregten Bienenschwarm.

„Du wusstest, dass sie sich hier drin versteckt haben?“, fragte er, ohne den Blick von dem Holz zu nehmen.

„Das war nicht schwer zu übersehen, wenn man mal ein Jahr in diesem Raum so gut wie gelebt hat.“

„Wieso hast du es den Carrows nicht gesagt? Oder Snape?“

Draco blieb einen Moment lang genug ruhig, dass Sirius ihn über die Schulter wieder ansah. „Ich mach doch nicht die Arbeit dieser Trollköpfe. Und Professor Snape stand doch sowieso auf eurer Seite.“

Sirius lächelte ihn wissend an, worauf Draco lieber zur Seite starrte. „Wenn Bellatrix es hierhin geschafft hätte und verletzt genug gewesen wäre, dass sie ihren geliebten Meister im Stich gelassen hätte –“

„Sie hätte denken können, dass sie von der anderen Seite zu ihm stoßen kann. Der Dunkle Lord war in der Heulenden Hütte zu diesem Zeitpunkt.“

„Das Verschwindekabinett hätte sie erstmal zu Borgin & Burke’s gebracht, nicht wahr?“ Sirius wartete trotz der rhetorischen Frage auf ein kleines Nicken von Draco. „Wir müssen also nur zu Borgin, vorzugsweise mit ein paar Auroren, und ihn ausfragen.“

„Nein“, fuhr Draco scharf dazwischen. Sirius ließ verdutzt fast die verkohlte Holzplanke fallen. Draco schüttelte besänftigend den Kopf. „Wenn wir jetzt zu Borgin gehen und Bellatrix da draußen ist, wird sie davon erfahren. Irgendwie. Borgin hat so seine Methoden und er würde lieber einem entlaufenen Todesser helfen, als dem Ministerium gratis den Hof zu machen. Er wird es ihr sagen. Und dann ist sie dem Ministerium einen Schritt voraus.“

Sirius seufzte auf. „Du hast nicht viel Vertrauen in die Methoden des Ministeriums, hm?“

„Du etwa?“

„Erwischt. Aber ich vertraue darauf, dass Kingsley weiß, wie er seinen Job tun muss.“

„Er ist kein Auror mehr, Black“, sagte Draco finster. „Er ist der Minister für Zauberei.“

Sirius seufzte und hob die Planke etwas höher, als sie wie ein trockener Ast in der Mitte zerbrach. Er ließ die andere Hälfte vor Schreck los und beide fielen krachend auf den Boden. Draco wedelte den aufgewirbelten Aschestaub weg.

„Sorry“, sagte Sirius. „Deine Arbeit eines Jahres zerbröselt unter meinen Fingern.“

„Ich weine später“, sagte Draco.

„Wenn du weniger Talent hättest, wäre Bellatrix auch eine dieser Ascheflocken“, sagte Sirius. „Das hast du wirklich ganz alleine repariert? Davon abgesehen, wozu es benutzt wurde, ist das sehr beeindruckend. Vielleicht solltest du den Raum der Wünsche auch reparieren.“ Er grinste Draco an, traf aber nur auf die steinerne Maskenversion seines Gesichts. Dahinter war irgendetwas zerbrochen, und auch als Draco den Blick abwandte, konnte Sirius das noch erkennen. „Draco…“

„Du hast wohl eine Erinnerung daran gebraucht, was ich getan habe.“ Draco verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe fast ein Jahr lang jeden Tag hier verbracht, bis ich nicht mehr wusste, wie die Sonne aussieht, um genug Todesser in dieses Schloss zu bekommen, damit ich in Ruhe Dumbledore ermorden kann.“

Sirius dachte an das Grab draußen auf den Ländereien, wo Dumbledore für alle Zeit aufgebahrt lag. Und Albus hätte nicht gewollt, dass er ein Mahnmal wurde. Sirius seufzte. „Voldemort hat dich gezwungen das zu tun. Du –“

„Hat er? Warst du dabei?“

„Nein, aber Voldemort hat sein Charisma zusammen mit seiner Nase verloren. Die einzige Methode, mit der er Menschen in den letzten Jahren dazu gebracht hat zu tun, was er wollte, war Angst. Oder die Besessenheit vergangener Jahre.“

„Woher willst du wissen, dass ich nicht schon als kleines Kind davon geträumt habe?“

„Weil alle geglaubt haben Voldemort wäre machtlos oder sogar tot und es dumm gewesen wäre sowas zu träumen.“

„Vielleicht war ich ein dummes Kind?“

„Ja, vielleicht. Aber glaubst du, dass irgendwer kein dummes Kind war? Ich hab mich fast zweimal versehentlich umgebracht und wer weiß wie oft jemand anderen, weil ich es lustig fand. Die Frage ist, ob du es jetzt tun würdest. Ich würde nicht nochmal ohne Besen auf die Spitze des Astronomieturms klettern.“

„Und du denkst, dass die Antwort Nein ist?“

Sirius spürte wie die Verwirrung allmählich sein ganzes Gesicht einnahm. „Natürlich nicht. Du etwa?“

Draco verdrehte die Augen. Mit den verbrannten Überresten von Stoff oder Wandteppichen, die sich hinter ihm türmten, wirkte er klein und noch blasser. In seinem blonden Haar lag eine dicke Ascheflocke, die von der Decke gefallen war und jetzt barsch weggewischt wurde. „Du spinnst dir das zusammen, wie es dir am besten in den Kragen passt, was? Kommt jetzt wieder die Geschichte, dass ich dir das Leben gerettet hätte?“

„Du hast mir das Leben gerettet“, sagte Sirius und streckte die Hand nach Draco aus. Er verschränkte die Arme fester, grub die rechte Hand in seinen linken Arm und machte einen Schritt weg. „Draco?“

„Ich weiß nicht, was du denkst, Black. Aber du verdrängst die Tatsachen. Diese Tatsache.“ Draco zog seinen linken Ärmel hoch und streckte Sirius seinen Unterarm entgegen. Das Dunkle Mal klaffte dort wie eine verblasste Zeichnung aus Tinte, die nicht richtig abgewaschen worden war.

Sirius tat Draco den Gefallen und schaute sich das Mal an. „Ich weiß, dass das da ist“, sagte er.

„Aber du denkst, es hat keinen Grund da zu sein“, erwiderte Draco bitter.

„Ich wette, es hat einen sehr guten Grund. Damals. Ich denke nicht, dass du es noch einmal tun würdest, wenn du überhaupt eine Wahl hattest. Nicht einmal Dumbledore hat geglaubt, dass du eine Wahl hattest“, sagte Sirius schulterzuckend. „Und selbst wenn, ich kenne dich nur mit diesem Ding. Ich würde dich nicht mehr oder weniger ohne es leiden können.“

Draco schaute auf den Boden. Asche klebte an den Spitzen seiner glänzenden Lederschuhe und am hinteren Saum seiner Hosenbeine. Er klammerte sich an seinem Ärmel fest, zog ihn aber nicht wieder herunter, auch als er den Arm langsam sinken ließ.

Sirius machte einen Schritt auf ihn zu. „Mein Bruder hatte das Dunkle Mal, falls du es vergessen hast. Es hat nicht das Schlimmste aus ihm hervorgebracht. Er war ein naiver, aber guter Mensch vorher und hinterher ein etwas weiserer. Wenn auch nicht sehr lange…“

„Aber ich bin kein Held, Black“, sagte Draco und klang furchtbar erschöpft. Seine Kiefer verkrampften sich in eine schwer zu deutende Grimasse. „Ich werde nie einer sein. Wenn Bellatrix hier mit erhobenem Zauberstab um die Ecke springen würde, würde ich dich in ihre Schusslinie schubsen.“

„Das wollen wir doch mal sehen“, sagte Sirius provozierend selbstbewusst.

Draco schnaubte auf und ließ den Kopf hängen, schüttelte ihn frustriert. „Du bist nicht mehr als ein dämlicher Gryffindor, wenn du das denkst… Glaubst du nicht, dass Bellatrix fest davon ausgegangen ist, ihr Neffe würde ihr nicht in den Weg kommen?“

Sirius kam auf ihn zu und diesmal wich Draco ihm nicht aus. Er senkte die Stimme, als könnte etwas außer dem Feuer sie hören. „Hast du Angst, Bellatrix könnte um die Ecke springen und versuchen dir was zu tun?“

Draco schaute kurz zu ihm hoch, bevor den Blick noch fester auf den Boden richtete. „Ich hab meiner Mutter nie gesagt, was ich getan habe. Wir reden nicht über Bellatrix. Aber sie war… ist die Schwester meiner Mutter und sie standen sich sehr nah. Wenn sie herausfindet, was ich getan habe… Wenn Bellatrix vor unserer Tür auftaucht und ihr sagt, was ich getan habe…“

Draco blinzelte schneller. Als Sirius ihm in die Augen schaute, entdeckte er ein verdächtiges Glitzern, bei dem seine Brust sich schmerzhaft zusammenzog. Er konnte Tränen nicht sehen. Wenn Draco das jemals realisierte, wäre das sowas wie sein Untergang. Und die Tatsache, dass Draco sich mit allem, was er hatte, bemühte sie zurückzuhalten, schnürte ihm die Kehle zu. James hatte ihn zu gerne damit aufgezogen, dass er zu einem hilflosen Welpen wurde, wenn man ihm auf die Schulter heulte.

Sirius trat dicht an Draco heran und zog ihn gegen sich, nahm ihn fest in den Arm. Er streichelte über Dracos Hinterkopf, wischte ein paar mehr Ascheflocken weg. Draco lehnte sich wesentlich schneller gegen ihn, als am Abend seines Geburtstages, auch wenn er sich nicht entspannen wollte. Seine Hände schoben sich auf Sirius‘ Seiten, blieben kraftlos auf seinen Rippen liegen.

„Hast du keine Angst?“, fragte Draco dumpf, weil er die Stirn gegen Sirius‘ Schulter gelehnt hatte und in sein Hemd sprach, als würde er seine eigene Stimme nicht hören wollen. „Sie hat versucht dich umzubringen.“

„Sie hat mehrmals versucht mich umzubringen und nie erfolgreich“, sagte Sirius. „Ich hab keine Angst vor einer alten, verrückten Hexe. Wovor ich Angst habe ist alt in meinem Bett zu sterben.“

Draco hob ruckartig den Kopf und schaute ihn verdutzt an; seine Finger gruben sich tiefer zwischen Sirius‘ Rippen.

Sirius beugte sich vor und lehnte die Stirn gegen Dracos. „Ein Scherz.“

„Nicht witzig“, sagte Draco.

„Oh, hast du Angst ich könnte wirklich sterben?“, sagte Sirius.

Draco blinzelte das letzte Glitzern aus seinen Augen und schlug sanft gegen Sirius‘ Seite. Sirius umfasste seine Wange, streichelte sanft darüber, ohne seinen Blick loszulassen. Er spürte die Hitze unter Dracos Haut kribbeln, sah wie sie langsam seine Augen übernahm.

„Weißt du, ich bin froh, dass du mir das Leben gerettet hast. Dass du deiner Tante ein Bein gestellt hast. Ich weiß nicht, ob ich je richtig Danke gesagt habe.“ Sirius räusperte sich mit wichtiger Miene, meinte aber jedes Wort todernst. „Warum auch immer du es getan hast, danke.“

Draco schob seine Hand auf Sirius‘, die nicht von seiner Wange wich. „Du warst… freundlich zu mir. Du hattest keinen Grund dazu und hast mich trotzdem nicht dort liegenlassen, wo das Dämonsfeuer oder die herunterstürzende Decke mich erwischt hätten. Es war schon sehr lange niemand mehr nett zu mir. Vielleicht… deswegen… Vielleicht fand ich es nicht fair.“ Draco grinste ihn langsam an. „Vielleicht hat mein Fuß auch Zuckungen.“

„Dann sollte ich vielleicht deinen Fuß küssen“, sagte Sirius, aber als Draco lachte küsste er lieber seine Lippen, auf denen das köstliche Glucksen kribbelte. Er fuhr mit der Zunge über Dracos Lippen, die sich herausfordernd öffneten. Draco lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen ihn, vertiefte den Kuss, bis Sirius nicht mehr wusste, ob er ihn noch halten konnte oder wollte. Wenn das hier noch der Raum der Wünsche wäre, hätte er ihnen zumindest ein Sofa geschickt.

Sirius strich über Dracos Arm, der sich um seine Schulter geschlungen hatte, bis er die nackte Haut hinter dem hochgekrempelten Ärmel fand. Er fuhr über die hervorstehenden Linien des Dunklen Mals unter denen Dracos Puls hart raste. Die Muskeln in seinem Unterarm zuckten, als er instinktiv die Hand wegziehen wollte, aber Sirius hielt seinen Arm fest.

„In mein Haus“, murmelte er gegen Dracos Lippen, „kann Bellatrix übrigens keinen Fuß setzen, Fideliuszauber sei Dank. Wenn du mal nicht schlafen kannst…“

Draco fing seine Lippen wieder ein und verschloss sie, bis keine Silbe mehr auf Sirius‘ Zunge hängengeblieben war. Das sterbende Dämonsfeuer schien unglaublich nah, drängte seine letzte Hitze zwischen sie, bis er das Gefühl hatte sich an Draco verbrennen zu können. Und genau deswegen presste er seine Hände fester gegen Draco und zog ihn enger an sich.

Ein Räuspern riss sie auseinander. Sirius ließ Draco los, der aber keinen Schritt von ihm wegmachte, und drehte sich nach dem Störenfried um. Kingsley war um die Ecke gekommen und lächelte ihnen gelassen entgegen, als hätte er sie bei einer Partie Snape explodiert angetroffen.

„Da seid ihr ja“, sagte er und kam die letzten Meter auf sie zu. „Solltet ihr schon hier drinnen sein? Das Dämonsfeuer ist noch nicht gestorben.“

„Es ist genug geschrumpft“, sagte Sirius. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Draco die Lippen aufeinander presste und desinteressiert in die entgegengesetzte Richtung starrte, aber er machte keinen Schritt von Sirius weg. „Wir waren draußen fertig und wollten nachsehen, ob wir eine Spur von Bellatrix finden.“

Kingsley schien nicht nur so zu tun, als würde ihn das mehr interessieren. Er schaute an Sirius vorbei, wo die Überreste des Verschwindekabinetts unter Asche verschwanden. „Und?“, fragte er.

„Verschwindekabinett“, sagte Sirius und nickte auf die Trümmer.

Kingsley folgte seinem Blick fast panisch, starrte auf den verkohlten Holzhaufen und kniff die Augen zusammen, als hätte ein Klatscher ihn am Hinterkopf getroffen. „Natürlich. Wie konnte ich das vergessen? Wir müssen zu Borgin & Burke’s. Kommst du mit, Sirius?“

„Wir sollten nichts überstürzen“, sagte Sirius. „Draco meint ganz richtig, wenn wir jetzt bei Borgin auftauchen, wird er am Ende Bellatrix informieren, wenn er ihr geholfen hat, und sie wäre uns einen Schritt voraus. Im Moment ist es umgekehrt. Sie denkt wahrscheinlich, dass wir sie für tot halten, sonst hätte sie sich bemerkbar gemacht, oder sie ist zu verletzt um sich bemerkbar zu machen. Du solltest Borgin eher unter einem Vorwand ins Ministerium bestellen und in Ruhe ausquetschen.“

Kingsley nickte langsam, dann lächelte er Draco an. „Guter Einfall. Hast du noch ein paar?“

Draco hatte Kingsley noch nicht angesehen, aber holte das jetzt stirnrunzelnd nach. Für einen Moment hatte sein Blick etwas eiskalt Kalkulierendes an sich. Dann blinzelte er und der Funke war verschwunden. „Worauf wollen Sie hinaus?“

„Ich will deine Tante in Askaban sehen, Draco. Und wir haben nicht genügend Leute um das ganze Vereinigte Königreich nach ihr abzusuchen.“

Draco reckte das Kinn leicht. „Wollen Sie mich rekrutieren, Minister?“

„Ich habe dem Tagespropheten neulich ein Interview gegeben, dass jeder, der im Kampf um Hogwarts seinen Teil getan hat im Aurorenbüro willkommen ist“, sagte Kingsley. „Daran müsste ich mich wohl halten.“

„Keine Sorge“, sagte Draco gelangweilt. „Ich bringe Sie nicht in ein Dilemma.“

Amüsiert legte Sirius eine Hand auf Dracos Rücken und strich sanft über seine Wirbelsäule. Auror oder Zaubereiminister, Kingsley hätte wahrscheinlich immer die gleiche, leicht patzige Antwort bekommen.

„Du hast sicher andere Pläne. Dein letztes Jahr hier nachholen, wenn Hogwarts wieder eröffnet…“ Kingsley zuckte mit den Schultern. „Sirius, kann ich dich kurz sprechen. Allein.“

Sirius nickte und lehnte sich zu Dracos Ohr vor. „Vor ein paar Jahren hätte ich bei dem Tonfall eine Menge Strafarbeiten bekommen.“

Draco lächelte ihn an. „Ich warte draußen. Wenn du dir nicht zu viel Zeit lässt, vielleicht sogar auf dich.“

Sirius strich ihm zum Abschied das Haar aus der Stirn und ließ ihn gehen, auch wenn er am liebsten einen Kuss auf seinen Lippen zurückgelassen hätte, der Draco gar keine andere Wahl gelassen hätte, als auf ihn zu warten. Draco verschwand hinter den verbrannten Möbeln und fand seinen Weg durch das vertraute Labyrinth so einfach, als hätte sich eine Karte in seinen Kopf gebrannt.

Sirius kam an Kingsleys Seite. „Wenn es um Draco geht weißt du hoffentlich, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass ich ihm wieder alles erzähle.“

„Mir ist egal, was da läuft, Sirius. Mir ist egal ob du ihn magst oder ihn nur attraktiv findest. Aber wenn er dir irgendetwas sagt, was du für wichtig hältst, hoffe ich, dass du es mir sagst.“

„Wenn ich mich richtig erinnere habe ich das gerade“, sagte Sirius.

Kingsley nickte und zog die Lippen dabei in ein Lächeln, als würde er einen Hund loben. „Er weiß etwas“, sagte er. „Du hast bemerkt, wie er mich eben angesehen hat. Er weiß mehr über Bellatrix, als er preisgeben will.“

„Er denkt, dass du das denkst. Er vertraut dir nicht.“

„Aber er vertraut dir.“

Sirius hob abwartend beide Augenbrauen.

„Vielleicht kannst du dich umsehen, wenn du mal einen Fuß in Malfoy Manor setzt.“

Sirius verschränkte eisig die Arme vor der Brust. „Sie ist nicht dort. Wenn sie es wäre, hätte Draco es nicht mehr da raus geschafft.“

Kingsley runzelte die Stirn. „Wieso?“

Sirius zögerte einen Moment. „Die Malfoys sind Verräter in ihren Augen, Kingsley. Bellatrix wird ihnen das nicht verzeihen, nur weil sie ihre Familie sind.“

„Aber im Moment braucht sie jede Hilfe, die sie kriegen kann.“

„Du hast Draco hier oben gefunden, als er mir geholfen hat und nicht seiner Tante.“ Sirius ging los und streckte den Hals, um den Ausgang leichter zu finden. Kingsley blieb an seiner Seite.

„Da ist noch etwas, Sirius. Hast du dir überlegt, ob du den Lestranges einen Besuch abstattest?“, fragte Kingsley, worauf Sirius ihn einen skeptischen Seitenblick zuwarf. „Wir kriegen nichts aus ihnen heraus.“

„Veritaserum?“

„Ein Tropfen davon verwandelt sich auf Rodolphus‘ Zunge in Kürbissaft. Er sagte: Danke.“ Kingsley schnalzte mit der Zunge. „Das muss man den beiden lassen. Sie sind ganz begabte Zauberer. Wenn sie noch alle Tassen im Schrank hätten, wäre vielleicht sogar etwas aus ihnen geworden.“

„Wenn du es nicht hinkriegst sie zum Reden zu bringen, was soll ich daran ändern?“, fragte Sirius.

„Ich dachte, du hättest mittlerweile einen Grund Bellatrix so schnell wie möglich aufspüren zu wollen.“

Sirius presste die Lippen zusammen und fuhr mit der Zunge über die Innenseiten. Er hatte mehr als einen Grund Bellatrix endgültig loszuwerden. Vorzugsweise für eine Ewigkeit in Askaban.

„Ich will dich nicht zwingen, Sirius, aber ich hätte erwartet, dass du bereit wärst zu helfen und deine Pflicht gegenüber dem Ministerium zu tun.“

Sirius blieb kurz vorm Ausgang stehen, hatte aber das Gefühl das Dämonsfeuer würde seine Flammenarme direkt nach seinem Rücken ausstrecken. „Und ich dachte, ich wäre dem Ministerium nichts mehr schuldig. Ich hab ihm zwölf Jahre gegeben.“

Kingsley schaute ihn entschuldigend aber resolut an. Er würde nicht aufhören zu bohren, bis Sirius seine angebliche Pflicht tat.

„Ich werde niemanden für dich ausspionieren“, sagte Sirius knurrend. „Vor allem nicht Draco. Ich will, dass er mir vertraut. Er hat mir das Leben gerettet. Er hat Bellatrix zu Fall gebracht, als sie den Zauberstab schon gehoben hatte um mir den Todesfluch zu schenken. Ich schulde ihm, dass ich ihm wenigstens ein bisschen vertraue.“

Kingsley zog perplex die Augenbrauen zu einer fragenden Grimasse zusammen. „Er hat dir das Leben gerettet?“

Sirius atmete tief durch, wie er es manchmal tun musste, wenn er zu viel sprach ohne nachzudenken. „Ja, hat er. Also entschuldige mich, wenn ich ihm dafür jetzt ein Essen spendiere. Wir sehen uns morgen.“ Er klopfte Kingsley hart gegen den Oberarm und ließ ihn verdutzt stehen, eilte aus dem Raum der Wünsche.

Sirius lief den Korridor im siebten Stock entlang und die Große Treppe herunter. Er hatte keine Angst, dass Draco nicht auf ihn wartete, aber mit jedem Schritt wuchs das Gefühl der Panik in seiner Brust. Draco nahm es ihm schon übel, wenn er ihm sagte, dass er ihm sein Leben verdankte. Er würde es auch nicht mögen, dass er es Kingsley gesagt hatte. Aber vielleicht half das Kingsley endlich einzusehen, dass es absurd war überhaupt zu denken, Draco würde dabei helfen seine Tante im Keller zu verstecken.

Draco hatte Angst. Vielleicht mehr, als er sich traute zu zeigen. Sirius sah die Ringe unter seinen Augen, die Müdigkeit besonders am Morgen und das Gähnen, das er nicht zurückhalten konnte. Er kannte diesen Anblick aus dem Spiegel. Die letzten Jahre verfolgten Draco bis in den Schlaf, wenn sie ihn denn dorthin ließen. Der Gedanke an Bellatrix musste ein lebendiger Alptraum sein, der in der Dunkelheit lauerte. Wie der rasselnde Atem von Dementoren…

Sirius verließ das Schloss und trat auf die Ländereien. Es war später Nachmittag. Wolken hatten sich vor die sinkende Sonne geschoben, schoben sich in rosarot gefärbten Fasern über den grauer werdenden Himmel. Der Verbotene Wald wirkte bereits schwarz wie in der tiefsten Nacht. Hagrid hatte eine Kerze in seinem Fenster angezündet, war aber nirgendwo zu sehen. Er musste einen Spaziergang mit Seidenschnabel durch den Wald machen.

Sirius suchte die Ländereien nach Draco ab, während er in Richtung Schlosstor lief. Das beklemmende Gefühl wuchs in ihm, dass Draco wirklich schon gegangen war. Er fragte sich, ob er ihn erst im Tropfenden Kessel wiederfinden würde.

Das Tor kam in unmittelbare Reichweite, als er sich ein letztes Mal um sich selbst drehte und dabei umschaute. Dann entdeckte er den weißblonden Haarschopf. Draco stand auf der kleinen Landzunge, die als Snapes letzte Ruhestätte herhalten musste.

Sirius näherte sich vorsichtig und leise, auch wenn das saftige Gras unter seinen Schuhsohlen raschelte. Als Sirius das letzte Mal hier gewesen war hatten leere Stuhlreihen das Gras niedergedrückt. Inzwischen hatte es sich erholt und wuchs kräftig höher. Draco stand direkt vor dem einsamen Grabstein, der im Schatten der riesigen Bäume stand und jeden ungewollten Blick von außerhalb schluckte. Ein paar heruntergefallenen Blätter und Zweige lagen auf dem Rand des schwarzen Marmors. Draco wischte sie weg.

Sirius schob die Hände in die Hosentaschen und kam vorsichtig näher. Draco hob den Kopf, als er die Schritte hörte, drehte sich aber nicht nach ihm um. Sein Blick gehörte dem Grabstein. Sirius blieb neben ihm stehen und schaute auf Dracos Profil. Die hohen Bäume warfen dunkle Schatten auf sein Gesicht. Die Ringe unter seinen Augen wirkten tiefer und als würden sie sich für alle Zeiten dort eingraben.

Sirius legte seine Hand auf Dracos Rücken. „Er hätte dich hier sicher gerne gesehen. Wenn du ein paar rosa Rosen auf sein Grab legen willst, bin ich dabei.“ Er zeigte Draco seinen Zauberstab und kassierte gerne einen Schlag gegen das Handgelenk, als Dracos Mundwinkel deswegen wieder zuckten. „Vermisst du ihn?“

Draco zuckte mit den Schultern. „Würde dich das sehr ärgern? Dann ja. Ich denke an nichts anderes.“

Sirius klopfte ihm sanft gegen den Rücken, weil die Haut dort immer noch sehr empfindlich war, wie Roger ihm lang und schmerzhaft ausführlich beschrieben hatte.

„Ich hab mich gefragt, was er wohl getan hätte, wenn er dort oben gesehen hätte, wie du mich küsst“, sagte Draco, als hätte er nichts mit Sirius‘ Lippen zu tun gehabt.

„Es wäre besser für dich als für mich ausgegangen“, sagte Sirius. „Hätte mich aber nicht davon abgehalten es nochmal zu tun.“

Draco lächelte dem Grabstein leicht verlegen entgegen. „Hat der Minister dir eine schöne Strafarbeit verpasst? Schreibe einen fünfzehn Zoll langen Aufsatz, wieso du dich von Draco Malfoy fernhalten sollst, zum Beispiel.“

„Da würde mir nichts einfallen – und ich hab dreißig Zoll über die Koboldaufstände aus meinen Fingern gesogen.“

Dracos Lippen zuckten erneut in ein schwaches Lächeln. Sirius fasste nach seinem Kinn und drehte es zu sich, damit Draco ihn ansehen musste.

„Er hat mir nicht gesagt, dass ich mich von dir fernhalten soll, und wenn er es doch getan hätte, würdest du es nicht wissen, weil ich trotzdem hier wäre“, sagte Sirius ernst, zwinkerte Draco aber zu.

Draco musterte ihn kurz, als würde er nach der fest erwarteten Lüge suchen, dann zog er sein Kinn aus Sirius‘ Hand, machte aber einen Schritt an seine Seite. Er lehnte sich nicht gegen ihn, ließ aber kaum einen Zentimeter zwischen ihnen übrig.

„Er hat mich gefragt, ob ich mir Rabastan und Rodolphus mal vornehme. Als könnte ich aus ihnen quetschen, wo Bellatrix sich verstecken könnte.“

„Ist es so unwahrscheinlich, dass sie ein paar ihrer Lieblingsorte kennen?“, fragte Draco.

„Nein.“

„Und ist es unwahrscheinlich, dass du schlechter als irgendein Auror darin bist sie auszuquetschen?“

„Kommt auf den Auror an“, sagte Sirius schmunzelnd.

„Veritaserum können sie vergessen. Onkel Rodolphus schluckt das wie Wasser, ohne mit der Wimper zu zucken, und Rabastan wird so tun, als würde es wirken, damit er sie glatt in ein Drachengehege locken kann. Professor Snape hat gesagt nur hitzköpfige Einfaltspinsel fallen darauf rein.“

„Hat er das, ja?“ Sirius schickte dem Grabstein einen finsteren Blick und legte einen Arm um Draco.

Draco drehte sich zu ihm herum, als wäre der Grabstein endlich nicht mehr interessanter. „Wirst du mir hinterher sagen, was sie dir erzählt haben?“

„Du gehst davon aus, dass sie mir etwas erzählen?“, fragte Sirius spöttisch.

Draco sah für einen Wimpernschlag aus, als würde er sich persönlich angegriffen fühlen und zuckte dann mit den Schultern. „Jemand, der sich gerne reden hört, kann sich bei dir sicher gut ausheulen…“

Sirius lächelte sanft und schob seinen Arm enger um Dracos Schultern, zog ihn mit einem Ruck näher, der ihn von Snapes Grabstein wegstolpern ließ. Draco stützte sich mit einer Hand an Sirius‘ Brust ab und schaute demonstrativ an ihm vorbei.

„Wenn ich morgen nach Askaban gehe und mit ihnen rede, dann können wir uns hinterher zum Mittagessen treffen“, schlug er mit einer rauen Stimme vor, die etwas anderes implizieren wollte. „Dann muss ich dich zur Abwechslung mal nicht mit Roger teilen.“

„Du musst mich sonst auch nicht teilen, Black.“

„Wenn das so ist, sollten wir vielleicht bei mir zu Abend essen“, sagte Sirius. „Kreacher kann ganz gut kochen, wenn er jemanden hat, für den er sich Mühe geben will.“

Draco fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. In seinen Augen loderte genau die Antwort, die Sirius wollte, mit dem sterbenden Enthusiasmus des Dämonsfeuer auf. Seine Hand klammerte sich fester an Sirius‘ Hemd. Ein schwerer Atemzug drückte seine Brust von Sirius‘ weg.

„Wir sollten Roger nicht hängenlassen. Er wird dich vermissen“, sagte Draco.

Sirius war, als hätte er einen letzten Eimer Wasser über das Feuer gekippt. „Sicher.“ Er schaffte es nicht die Enttäuschung aus seiner Stimme zu verbannen und lächelte mit leichter Verspätung dagegen an. „Vielleicht ein andermal.“

Draco beugte sich zu ihm und küsste Sirius‘ Wange so dicht an seinem Mundwinkel, dass seine Lippen hauchzart auf Sirius‘ lagen. „Komm schon.“ Er löste sich, nahm die Lippen und Hände von Sirius und ging alleine in Richtung Schlosstor vor.

Sirius schaute auf den schwarzen Marmorstein mit Snapes Namen, der ihn auszulachen schien, bevor er Draco mit zwei Schritten Abstand folgte. Anscheinend war Draco lieber mit einem verdammten Grabstein alleine als mit ihm, und Sirius wusste nicht wieso.


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