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Spinning Hearts - Eine böse Überraschung

von Dr. S

Eine Woche später und Sirius hatte es endlich geschafft entlassen zu werden, obwohl seine Knochen sich noch über sein eigenes Gewicht beschwerten. Ein erbärmlicher Sieg. Man musste nicht einmal länger darüber nachdenken, um diesen Schluss zu ziehen. Sirius fragte sich, ob er einen Fehler gemacht hatte. Er fragte sich das immer dann, wenn er Draco einen Moment zu lange ansah.

„Ich würde drauf wetten, dass sie dir eine Überraschungsparty schmeißen“, sagte Draco.

Sirius war dabei lustlos seine Sachen in eine Tasche zu werfen, die er auf seinem ehemaligen Bett platziert hatte. „Ich würde aber nicht gegen dich wetten. Ich verliere nicht gern.“

Draco grinste ihn schief an. Er saß auf seinem Bett, ließ die Beine von der Kante baumeln und beobachtete jede von Sirius‘ Bewegungen so genau, als hätte er noch nie jemanden packen gesehen. „Du könntest einfach sagen, dass ich Recht habe.“

„Damit würde ich dir aber einen Gefallen tun.“ Sirius grinste zurück und bekam damit die Schräglage aus Dracos Mund. Er lächelte ihn fast an. Dann schaute er weg, als wäre ihm genau das unangenehm. Wahrscheinlich war es das sogar.

„Bestimmt haben sie sich ordentlich ins Zeug gelegt. All deine Freunde werden da sein, alle mit Ball und Stöckchen für dich, damit du draußen herumtollen kannst, und ich wette Mutterwiesel hat dir das beste Hundefutter zubereitet“, sagte Draco.

„Oh, bist du neidisch auf mein köstliches Hundefutter?“, gab Sirius zurück. „Ich werd dir was aufheben, keine Sorge.“

Draco zuckte nicht einmal mit den Mundwinkel, verzog sie aber auch nicht angewidert, falls er das wirklich ernstgenommen haben sollte. Er schaute gedankenverloren auf seine Füße, die er miteinander verschränkt hatte und weiter vom Bett hängenließ.

Sirius beschlich das leise Gefühl, dass er irgendetwas Falsches gesagt hatte. Er konnte einen spitzen Kommentar vertragen, also erwartete er dasselbe von Draco. Und sein Kommentar war nicht einmal spitz genug gewesen um zu pieken.

Sirius stopfte seinen Pyjama in seine Tasche, bevor er die Überreste seiner letzten Schachpartie achtlos hineinkippte und sie verschloss. Allzu viel hatte er nicht dabei, aber er überlegte, ob er sich vielleicht von Kreacher helfen lassen sollte. Der Hauself war ein bisschen weniger garstig in letzter Zeit, was alles Regulus‘ Schuld war. Und Sirius brachte es nicht ganz über sich ihn weiter einfach zu ignorieren, nachdem Kreacher so viele Krokodilstränen wegen seinem Bruder vergossen hatte. Seinem dummen, idiotischen Bruder…

Schon vor zwei Tagen hatte der Tagesprophet einen Artikel über Regulus‘ Rolle in Harrys Geschichte gebracht. Draco hatte den Artikel vorgelesen, weil Sirius‘ Stimme es andersherum nicht hergegeben hatte. Harry hatte ihm später erzählt, dass jemand vom Tagespropheten ihm überall hinterhergelaufen war, bis er schließlich nachgegeben hatte, und wenn er ihm schon etwas hatte erzählen müssen, dann wenigstens etwas, das wirklich wichtig war und nicht, was er zu Mittag gegessen hatte.

Sirius hatte die Geschichte natürlich aus erster Hand gehört, als sie noch heiß und frisch gewesen war. Er war derjenige gewesen, der Harry gesagt hatte, was R.A.B. bedeutete, weil er auch nach fast zwanzig Jahren noch die perfekt verschnörkelte Schrift seines Bruders erkannte. Jetzt würde niemand seinen Bruder je wieder als einen Todesser bezeichnen, der Panik bekommen hatte. Jeder, der lesen konnte, wusste jetzt, dass die Familie Black wenigstens einen Helden hervorgebracht hatte.

Sirius hatte sich nie mehr geschämt als in dem Moment, als er diesen winzigen Zettel in Regulus‘ Handschrift gelesen hatte. Er hatte sich auf Abstand halten lassen, obwohl er es besser gewusst hatte. Er hatte nicht tief genug gegraben, als es schon zu spät gewesen war. So einen Fehler würde er nie wieder wegen einem Dunklen Mal machen.

„Bist du… zufrieden, dass du dich früher hier rausekeln konntest?“, fragte Draco leise.

Sirius schloss seine Tasche, während er zurück zu Draco schielte. Sein Ton klang ein wenig zu sehr danach, als würde er ihn nur aufziehen wollen. „Zufrieden trifft es nicht ganz.“

Draco schob beide Hände neben sich auf die Matratze und hielt sich am Rand fest, als würde er drohen tiefer zu fallen als eine Armlänge. „Du konntest es auch nicht abwarten, Black. Ja, das Essen ist schrecklich, aber so schlimm ist es auch wieder nicht.“

Sirius ließ seine Tasche zurück und setzte sich neben Draco auf dessen Bett. Draco schaute ihn abwartend an, eine kleine verwirrte Falte zwischen den Augenbrauen, aber er zuckte keinen Millimeter von Sirius weg.

„Ganz unter uns“, raunte Sirius ihm zu, damit der Gipskerl nicht jedes Wort mithören könnte. „Ich bin nicht gern eingesperrt. Da kann ich mich gar nicht erst erholen – von was auch immer ich mich erholen soll.“

„Du bist nicht eingesperrt, Black.“

„Wirklich? Wenn ich auf den Flur wandere kommt nicht nach fünf Minuten Davies angelaufen und zerrt mich zurück ins Bett?“

„Vielleicht kann er dich gut leiden und will aus unerfindlichen Gründen, dass du wieder gesund wirst?“, gab Draco zurück.

„Ich bedank mich später bei ihm“, sagte Sirius zwinkernd.

Draco verdrehte die Augen und ließ seine Beine kurz schwingen. „Man sagt ja, wilde Tiere soll man nicht einsperren, sonst gehen sie wie eine Topfpflanze ein.“

Sirius gluckste und stützte sich zu beiden Seiten mit den Händen ab. Seine Finger streiften Dracos Hand, die ruhig zwischen ihnen gelegen hatte, und blieben für den Bruchteil einer Sekunde liegen. Auf weicher, aber eiskalter Haut. Und unter seiner Hand wurde sie merkwürdig warm, als würde er die Finger um die Spitze eines Zauberstabs schließen, während tausend Funken daraus stoben wollten.

Draco riss seine Hand weg, als hätte er sich verbrannt. Er zog sie in seinen Schoß und schaute nach vorne, ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken. In seine Wangen stieg ein rosafarbener Hauch. Auf seiner blassen Haut wirkte das wie Feuer.

Sirius ließ seine Hand wo sie war, aber seinen Kopf brachte er näher an Dracos Ohr. „Du bist auch nicht eingesperrt.“

„Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst, Black“, sagte Draco kühl.

„Dass du dieses Zimmer nicht verlassen hast, seit ich hier aufgewacht bin“, sagte Sirius. „Nicht, dass du mir noch eingehst.“

Draco schaute ihn an. „Nicht, dass es dich etwas angeht, aber ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich wie eine bescheuerte Pflanze eingehe, nicht viel größer, wenn ich einen Schritt da raus setze?“

Sirius dachte an den wahnsinnigen Hitzkopf ohne Nase von gestern, der Draco nicht einmal draußen hatte sehen müssen, um ihn anzugreifen. Vielleicht war es nachvollziehbar, dass er nicht unbedingt den Moment ersehnte, indem er wieder einen Schritt vor die Tür setzen musste. Aber die ganze Zeit hier rumzusitzen und die Wand anzustarren war auch keine Lösung.

„Soweit ich mich erinnere, ist der Kerl hier reingekommen“, sagte Sirius. „Was soll draußen auf dem Flur Schlimmeres warten?“

„Ein zweiter Mann ohne Ohren?“, erwiderte Draco. „Einfach nur mehr?“

„Vielleicht solltest du mich ein Stück begleiten?“, schlug Sirius vor. „Nur zur Rezeption und zurück. Ich muss ein paar Tränke abholen und mich abmelden.“

Ein Schatten legte sich bei dem letzten Wort auf Dracos Gesicht und er senkte den Blick soweit, dass sein Haar aus dem Scheitel fiel.

Sirius wusste nicht, was über ihn kam, als er eine dieser verflucht blonden Haarsträhnen aus Dracos Stirn strich. Er konnte die Hitze in Dracos Gesicht spüren. Dann zuckte Draco weg und drehte seinen Kopf von Sirius‘ Hand weg, schaute ihn dabei an, als hätte er ihn wie ein Hund abgeleckt.

„Was –“

„Fussel.“ Sirius zermalmte eine unsichtbare Staubfluse zwischen den Fingern und warf sie hinter sich, bevor Draco erkennen konnte, dass sie nicht existierte. „Also?“ In seiner Stimme kratzte etwas, das er nicht herunterschlucken konnte. „Ein paar Schritte werden dir nicht schaden. Du kannst dich an mir festhalten, wenn du Angst hast.“

Dracos misstrauischer Blick verschärfte sich, bis Ärger in ihm blitzte. „Das Letzte, was ich tun würde, ist mich an dir festzuhalten, Black.“ Er warf sich herum und legte sich halb auf den Bauch in sein Bett. Die Beine zog er an Sirius vorbei, damit sie wie eine Barriere zwischen ihnen lagen.

Sirius stand seufzend auf. „Bis gleich, Kleiner.“

Draco sagte nichts, auch nicht, als Sirius ihm zum Abschied auf den Unterschenkel klopfte. Er ließ seine Tasche, wo sie war, und schlurfte aus dem Zimmer heraus auf den noch immer ziemlich vollen Gang. Er ging an den zugestellten Betten vorbei, schaute in die leidenden Gesichter und fragte sich, welches davon wohl demnächst nachts neben Dracos aufwachen würde. Vielleicht war es ein viel sympathischerer Jemand, der Sirius‘ leeres Bett schnell mehr als ausreichend ausfüllen würde.

Er dachte viel zu viel über Draco nach. Sirius rieb sich über sein Gesicht und massierte gegen die verspannten Muskeln in seiner Stirn an. Er sollte sich freuen, dass er endlich aus diesem besseren Gefängnis herauskam, aber meistens fühlte er sich, als würde er irgendetwas verpassen. Vielleicht war es besser, dass er jetzt ging. Bevor der Graben zwischen ihren Betten in der Dunkelheit nicht mehr so groß schien.

Etwa in der Mitte des Korridors erreichte Sirius die Abzweigung, die in den Langzeitflügel führte. Ein kleines Zimmer war hinter der Empfangstheke eingelassen, wo die Heiler aufeinander hocken konnten, wenn sie einmal Zeit hatten – und in der letzten Woche gab es solche Momente nicht.

Die junge Heilerin, die meistens die Nachtschichten übernahm, stand hinter der Theke und schrieb mit einer extravaganten Pfauenfeder in eine Akte. Sie lächelte, als sie Sirius entdeckte.

„Mr. Black“, grüßte sie.

„Miss Clearwater“, gab Sirius zurück. „Versteckt Mr. Davies sich unter der Theke vor mir?“

Sie lachte. „Er ist auf seiner letzten Runde. Eigentlich müsste er Ihnen entgegen gekommen sei.“

„Muss ihn wohl verpasst haben“, sagte Sirius.

„Ah, keine Sorge. Ich habe hier alles, was Sie brauchen.“ Miss Clearwater griff unter die Theke und zog eine kleine Schachtel mit mehreren Phiolen darin heraus. „Das hier sind ein paar Stärkungstränke, die Sie nach dem Frühstück nehmen. Und diese hier…“ Sie tippte gegen zwei andere Phiolen mit einer tiefblauen Flüssigkeit darin. „…sind Tränke gegen einen traumlosen Schlaf.“

„Wozu brauch ich die?“, fragte Sirius scharf. Er wog ab wie wahrscheinlich es war, dass Draco irgendjemandem erzählt hatte, wie er eines nachts aus einem nicht sehr schönen Traum hochgeschreckt war.

„Reine Präventivmaßnahmen, Mr. Black. Alle unsere Patienten bekommen ein paar mit, falls es ihnen in den nächsten Wochen schwer fällt ruhig zu schlafen. Nach allem, was in den letzten Monaten passiert ist, kommt das recht häufig vor. Und auch wenn es jetzt vorbei ist und abklingt, kommt jeder anders mit solchen Traumata zurecht.“ Sie lächelte ihn an, nur um kurz danach schuldbewusst auf die Phiolen zu blicken. „Na ja, und unser Lernheiler hat statt einem Kessel zehn davon gebraut…“

Sirius gluckste. „Na, wenigstens kann er das jetzt im Schlaf, oder? Aber ich brauche die wirklich nicht.“

„Man kann nie wissen“, sagte Miss Clearwater und schob ihm ein Pergament unter die Nase, wo er seine Unterschrift mit der extravaganten Pfauenfeder drauf setzen musste. Die beiden Phiolen ließ sie in der Schachtel und auch nachdem Sirius sie herausfordernd ansah, nahm sie sie nicht wieder an sich. Seufzend lenkte er ein, klappte die Schachtel zu und steckte sie ein.

„Gut, dann verabschiede ich mich mal“, sagte Sirius.

„Tun Sie das. Roger würde sich sicher sehr freuen.“

„Wieso fällt es mir schwer das zu glauben?“ Sirius beobachtete, wie Miss Clearwater fast entrüstet den Kopf und damit ihren blonden Pferdeschwanz schüttelte. Er stützte den Ellenbogen auf der Theke auf und lehnte sich lässig dagegen. „Aber wenn Sie das sagen, glaube ich Ihnen das natürlich. Sie und Davies kommen so gut miteinander aus.“

Miss Clearwater riss die Augen schockiert auf, verlor ihr kleines Lächeln aber nicht. „Ich weiß nicht, was Sie damit andeuten wollen, Mr. Black. Beziehungen zwischen Angestellten sind hier nicht gerne gesehen.“

„Oh, ich werd’s keinem verraten“, sagte Sirius und zwinkerte.

„Zum Glück gibt es nichts zu verraten. Er ist ein bisschen jung für mich.“ Miss Clearwater schaute ihn an und biss sich mit drei Vorderzähnen auf die Unterlippe.

Sirius war zu beschäftigt mit der Feder zu spielen. „Wirklich? Er scheint die Geduld einer Schildkröte zu haben. Legen Sie ihm ein schreiendes Baby in die Arme und er wiegt es, bis es ruhig ist – das weiß ich, weil er versuchen musste mich zu wiegen, bis ich aufhöre zu quengeln. Metaphorisch, natürlich.“

Miss Clearwater kicherte leise und schüttelte den Kopf. „Er ist ein netter Kerl.“

„Aber?“ Sirius wusste nicht, wie er subtiler nachfragen konnte. Er wusste nicht einmal, wieso es ihm so brennend auf der Zunge lag diese Fragen zu stellen. Doch, natürlich wusste er das. Ihm wäre leichter zumute, wenn er wüsste, dass Davies etwas hatte, das ihn seine Abende nicht im St. Mungo’s verbringen lassen wollte. „Er wird doch nicht schon jemanden haben?“

„Nicht, dass ich wüsste. Und ich glaube, das ist ihm auch lieber so“, sagte Miss Clearwater in einem Ton, als würde sie ein offenes Geheimnis mit Sirius teilen.

Er schüttelte ahnungslos den Kopf. „Wie meinen Sie das?“

„Dass er mit einer Topfpflanze flirtet, wenn ihm langweilig ist“, antwortete Miss Clearwater und amüsierte sich über ihren eigenen Scherz. „Gutaussehende Männer meinen es meist nicht ernst, wenn sie mit einem flirten.“ Sie schaute Sirius aus ihren großen Augen fast erwartungsvoll an.

Leicht stirnrunzelnd grinste er sie an. „Ich wette, mit Ihnen kann es niemand nicht ernst meinen.“

Sie wischte seinen Kommentar mit einer verlegenen Geste zur Seite, errötete aber leicht. Während sie seine Akte ordnete und unter der Theke verschwinden ließ, sagte sie: „Soll ich Roger ausrichten, dass Sie sich nach ihm erkundigt haben?“

„Was?“ Sirius schüttelte den Kopf. „Ich hab nur geplaudert. Anscheinend zögere ich meine Abreise raus, weil ich mich hier so heimisch fühle.“

„Sie bekommen doch sicher eine nette Willkommensfeier, Mr. Black.“

„So eine Wette hab ich schon laufen. Na ja, irgendwie“, sagte Sirius.

„Die Weasleys werden sicherlich dabei sein. Einige Rotschöpfe hab ich hier oft gesehen.“ Miss Clearwater ordnete ihre Akte unnötigerweise zum zweiten Mal. „Das wird sie hoffentlich aufmuntern. Die Sache mit Fred ist fürchterlich grässlich. Er war noch so jung…“

„Kennen Sie die Weasleys?“, fragte Sirius.

Miss Clearwater hielt inne, schaute ihn an und schien einen Moment etwas sagen zu wollen. Dann biss sie sich erneut auf die Lippe und räumte die Akte weg. „Nicht wirklich“, sagte sie.

„Na ja, ich sollte mich auf den Weg machen, bevor ich allen vor den Kopf stoße“, sagte Sirius, bevor er noch in ein richtiges Fettnäpfchen trat. Er streckte die Hand über die Theke und schüttelte Miss Clearwaters. „Hat wie immer Spaß gemacht mit Ihnen zu sprechen.“

„Ja“, seufzte Miss Clearwater. „Das hab ich mir schon gedacht.“

„Passen Sie auf sich auf.“ Sirius winkte noch einmal und machte sich mit seiner Schachtel voller unnötiger Zaubertränke auf den Rückweg.

„Sie auch“, rief Miss Clearwater ihm nach. „Und kommen Sie ruhig vorbei, wenn irgendetwas ist.“

Sirius hob zum Abschied noch einmal die Hand, schaute sich aber nicht um. Vielleicht würde er noch einmal vorbeikommen. Soweit er wusste, würde Draco noch ein paar Tage an sein Bett gefesselt verbringen, wenn niemand ihn dazu zwang einen Spaziergang durch den Korridor zu unternehmen. Er könnte ihm einen Besuch abstatten, ihn zwingen dieses erdrückende Zimmer einmal zu verlassen. Ein Gedanke, der ihm zu gut gefiel.

Sirius erreichte seine Zimmertür, die halb offen stand. Davies‘ Stimme kroch durch den Spalt. Anscheinend hatte er sich wirklich nicht versteckt und pflichtbewusst seine Runde fortgesetzt. Sirius legte eine Hand auf die Tür und schob sie weiter auf, bis er Davies sogar sehen konnte. Er saß hinter Draco auf dessen Bett und hatte beide Hände auf Dracos nacktem Rücken. Sirius hielt inne, einen Fuß noch auf der Türschwelle.

Dracos Rücken war gut verheilt, dazu musste er kein Heiler sein. Blasse Haut war über die aschegeschwärzten Verbrennungen gewachsen, die ihn eine Woche lang nur auf dem Bauch hatten schlafen lassen. Seine Muskeln spannten sich zwischen seinen Schulterblättern an, als Davies‘ Hand seine Wirbelsäule entlangfuhr. Sirius folgte demselben Bogen mit den Augen.

„Sieht sehr gut aus. Keine Schmerzen?“, fragte Davies.

„Spannt etwas“, sagte Draco gepresst.

„Das wird vorbeigehen. Die neue Haut muss sich erst an die Muskelbewegungen gewöhnen“, sagte Davies und tastete über Dracos Schulterblätter. „Versuch locker zu lassen – oder dich mal zu bewegen.“

Draco verkrampfte sich bis in die Schultern.

Davies grinste, als er das nicht nur sehen, sondern unter seinen Händen spüren konnte. Er legte beide Hände auf Dracos Schultern und drückte sanft zu. „Es sollte gegen das Spannen helfen, wenn ich dir eine kleine Massage gebe. Meine Hände sind in dem Fall die ganze Magie, die du brauchst.“

Sirius verdrehte die Augen, aber Draco schien nicht einmal das zu tun. Er saß starr da und blickte gedankenverloren auf sein Kissen herunter, kratzte über seinen linken Unterarm.

„Was? Keine bissige Retourkutsche?“, fragte Davies verwirrt. „Sicher, dass es dir gut geht?“ Er beugte sich an Draco vorbei und presste seinen Handrücken gegen Dracos Stirn. „Am Ende hast du doch Fieber…“

Draco zog seinen Kopf weg.

„Heiß bist du nicht mehr“, stellte Davies fest. „Willst du mir nicht sagen, was los ist? Sonst muss ich jemanden holen, der Legilimentik kann.“

„Wenn Black…“ Draco drehte sich halb herum und entdeckte Sirius im Türrahmen.

Sirius hob die Hand. „Wenn ich was?“

Draco riss die Augen soweit auf, als wäre ein Klatscher auf Kollisionskurs. Er fuhr herum, griff sein Hemd und zog es so hastig über, dass er irgendwo im linken Ärmel steckenblieb. Ohne Sirius anzusehen knöpfte er es zu. Einer der Knöpfe landete in der falschen Öffnung und Draco musste seinen Fehler mit nervösen Fingern korrigieren.

„Mr. Black!“ Davies stand auf streckte die Hand aus und schüttelte Sirius‘. „Ich hatte gehofft, dass ich Sie noch abfange, um mich zu verabschieden.“

„Sie meinen, sich zu vergewissern, dass ich auch wirklich weggehe“, sagte Sirius.

„Das haben Sie jetzt gesagt.“

„Offensichtlich.“

Davies grinste und zeigte ihm dabei die aufeinander gepressten Zähne. „Ich warte draußen“, presste er hervor. „Verabschieden Sie sich. Dann werfe ich sie gerne raus.“ Er drehte sich zu Draco herum. „Ich sag meiner Kollegin, dass du eine Massage brauchst. Vielleicht gefällt dir das besser.“ Damit schob er sich an Sirius vorbei auf den Korridor und zog die Tür hinter sich ins Schloss, als würde er ihm ungewöhnlich viel Privatsphäre lassen wollen.

Sirius lief an Draco vorbei, der sich bäuchlings hingelegt hatte und sich unter seine Decke wühlte. Er sammelte seine Tasche von seinem Bett und quetschte die Schachtel mit den unnötigen Zaubertränken hinein.

„Tja.“ Er lief zu O’Shea hinüber und grinste in den Augenschlitz hinein. Bis heute hatte er keine Ahnung, wer darunter wartete. Wenn er seinen Alpträumen glauben müsste, würde Bellatrix sich jeden Moment wie ein diabolischer Schmetterling daraus pellen und ihn umbringen. „Ich würde ‚auf Wiedersehen‘ sagen, aber dafür hätte ich dich irgendwann mal sehen müssen.“

Aus dem Gips kam ein dumpfes Geräusch, das durchaus als hallendes Glucksen durchgehen konnte. Was er danach in seinen Gips murmelte, konnte Sirius beim besten Willen nicht deuten.

Er nickte trotzdem. „Sicher. Halt dich von merkwürdigen Pflanzen fern.“ Sirius tätschelte den Gipsarm, bevor er sich umdrehte, seine Tasche schulterte und zu Dracos Fußende schlenderte.

„Also, was war mit mir?“, fragte Sirius und stützte sich neben Dracos Füßen auf.

Draco drehte den Kopf leicht, gerade genug, dass er Sirius sehen konnte, machte aber keine Anstalten sich aufzusetzen. „Ich wollte wissen, wer dein Bett bekommt. Mehr nicht.“

„Wirst du mich vermissen?“, stichelte Sirius

„Du hast zumindest nicht versucht mich im Schlaf zu erdrosseln“, murmelte Draco in sein Kissen.

Sirius schmunzelte und setzte sich an das Ende von Dracos Bett, schob seine Füße leicht zur Seite. Anders als sonst ließ Draco seinen Kopf auf dem Kissen ruhen. Sonst hatte er sich meistens nach ihm umgedreht.

„Lange musst du es hier ja auch nicht mehr aushalten“, sagte Sirius, bevor er sich leicht räusperte. „Vielleicht sollte ich eine kleine Überraschungsparty für dich werfen, wenn du wieder frische Luft schnappen darfst.“

„Spar’s dir, Black“, sagte Draco.

Sirius lehnte sich vor, um ihn direkt anzugrinsen. „Ich sollte dir das vorher nicht verraten, was?“

„Du musst nicht mehr so tun, als würden wir miteinander auskommen. Wir teilen uns kein Zimmer mehr“, erwiderte Draco. „Nicht, dass du besonders glaubwürdig warst. Du bist kein sehr guter Schauspieler.“

Sirius zog die Augenbrauen langsam hoch und wartete auf den Moment, in dem er den Scherz erkannte. „Ja, wahrscheinlich, weil ich nicht geschauspielert habe“, sagte er. „Was ist heute in dich gefahren?“

„Nichts, das dich irgendwas angehen würde“, sagte Draco kühl. „Solltest du nicht los? Potters Überraschungsparty wird sicher nicht cooler ohne Gast.“

Schnaubend stand Sirius auf, zögerte aber einfach so zu gehen. Er beugte sich zu Draco herunter, sodass er ihm direkt ins Ohr knurren konnte. „Weißt du, ich bin davon ausgegangen, dass wir gut miteinander auskommen, und du schauspielerst nicht gut genug, dass ich dir jetzt das Gegenteil abkaufe. Aber meinetwegen. Sei ein Bastard. Zum Glück liegst du hier schon; es tut sicher weh, wenn dir ein verdammter Zacken aus der Krone bricht.“

„Mir tut Nichts weh, danke.“ Draco drehte seinen Kopf herum, ohne die Miene zu verziehen, und kuschelte sich gelassen an sein Kissen. Sirius musste das Kinn wegziehen, bevor Dracos Haare ihn streiften. Er kam sich wie geohrfeigt vor, und in diesem Moment war nichts weiter weg als der Gedanke, wie dankbar er Dracos Fuß sein sollte.

Sirius richtete sich auf und warf seine Tasche über die Schulter. „Gute Besserung“, sagte er eisig und ging zur Tür. Kurz, bevor er sie ins Schloss warf und vielleicht ein wenig zu viel Schwung reinbringen wollte, fing er Dracos Blick auf, der halb vom Kissen verschluckt wurde. Ein tiefer Schatten verdunkelte seine grauen Augen und für einen Moment sah er aus, als würde er etwas sagen wollen – dann drehte er den Kopf wieder herum. Sirius zog die Tür sanfter zu, als sein Ärger es ihm erlauben wollte.

Draußen auf dem Gang wartete Davies und blätterte in einer Akte herum, die er bei Sirius‘ Anblick unter seinen Arm klemmte.

„Langes, tränenreiches Lebwohl?“, fragte er.

„Jaah, ich denke, der Gipskerl wird mich vermissen“, sagte Sirius langsam nickend.

Davies klopfte ihm hart gegen die Schulter, ließ seine Hand liegen und benutzte sie um Sirius in Richtung der Treppen zu schieben. „Vor dem St. Mungo’s lauern in den letzten Tagen mehr Reporter, als uns oder Ihnen lieb ist. Wenn Sie ihnen ausweichen wollen, nehmen Sie ruhig unser Flohnetzwerk.“

Sirius nickte wieder und sie gingen gemeinsam den Weg zu den Treppen.

Davies streckte erneut die Hand aus. „Wir sagen hier eher ungerne ‚auf Wiedersehen‘.“

„Dann hoffe ich, dass wir uns nie wiedersehen“, sagte Sirius und schlug ein, zögerte aber seine Hand sofort zurückzuziehen. „Ich hoffe, Sie nehmen mir nicht übel, dass ich… kein einfacher Patient war.“

„Nur ein bisschen.“ Davies zwinkerte ihm zu, was Sirius zur Abwechslung einmal auf sich sitzen ließ. Er schlug Davies sachte gegen den Oberarm; ein größeres Lob konnte er sich schwer abringen.

„Sie werden ein Auge auf Draco haben, oder?“, fragte er.

Davies schaute ihn von unten forschend an. „Ich habe ein Auge auf all meine Patienten, Mr. Black. Egal, wie anstrengend sie sind.“

„Au.“ Sirius schlug sich eine Hand gegen die Brust, was Davies ein viel zu breites Grinsen entlockte. „Aber ich meine das ernst. Ich glaube, dieser Kerl von gestern liegt ihm schwerer im Magen, als er zugeben will.“

„Sie glauben, das liegt ihm schwer im Magen?“, fragte Davies skeptisch und musterte Sirius, als würde er wieder einmal sagen, dass es ihm gut genug ging um entlassen zu werden. „Daran sollte er sich gewöhnen. Er ist… war ein Todesser. Die Menschen sind nicht mehr gut auf die Malfoys zu sprechen. Er wird sich einiges anhören müssen.“

Sirius schüttelte den Kopf. „Ich bin der Letzte, der davon ausgeht, dass die meisten etwas anderes als das Dunkle Mal auf seinem Arm sehen werden, wenn sie ihn vor sich haben, aber er hat das nicht verdient.“

„Wow, Mr. Black. Sie können vernünftig sein“, sagte Davies amüsiert. „Ich werde ihn im Auge behalten, keine Sorge. Kommen Sie doch morgen oder wann anders vorbei und überzeugen sich selbst, wie es ihm geht. Bis zum Wochenende muss er definitiv noch hierbleiben.“

Sirius lächelte verbissen und bekam es nicht einmal hin zu nicken. Stolz war eine schwere Bürde, und gerade machte sie es ihm schwer sich überhaupt vorzustellen wieder einen Fuß ins St. Mungo’s zu setzen. Ganz davon abgesehen, dass er sich vielleicht eine Spur zu sehr sorgte. Dass ihn ein paar eisige Worte vielleicht zu sehr getroffen hatten.

„Nicht, dass wir uns doch noch wiedersehen“, sagte Sirius und verengte drohend den Blick. Davies hob schnell beide Hände, als würde er sich alleine vor dem Gedanken schützen wollen. Sirius hob noch einmal eine Hand, bevor er den Gurt seiner Tasche festhielt und die Treppen herunterstieg.

Vier Stockwerke lang hatte er Zeit seinen Schritt zu festigen, bis er von dem Geländer abließ und den Gurt seiner Tasche mit der anderen Hand festhielt. Er ging sicher. Seine Knie knackten nicht, der Schmerz war nur noch ein fernes Echo in seinen Knöchel und verlangsamte ihn nicht einmal mehr. Trotzdem waren seine Schritte schwer.

In der Eingangshalle des St. Mungo’s war jeder Platz besetzt. Menschen huschten wie aufgescheuchte Kaninchen durch die Gegend, rempelten sich gegenseitig an und stießen sich fast um. Ein kleines Mädchen saß in der Ecke und weinte. Sirius wollte dem Mädchen gerade auf die Beine helfen, als seine Mutter es packte und hochriss. Sie hielt ihr Kind so fest, dass es noch lauter schrie, und starrte Sirius panisch an, als hätte sie einen Mörder vor sich. Sirius lächelte und schien irgendetwas damit noch schlimmer zu machen. Die Mutter stürmte mit ihrem plärrenden Kind in den Armen zurück zur Rezeption.

„Mr. Black.“ Eine pummelige Frau tauchte direkt vor ihm auf und drückte ihm ein Schälchen mit Flohpulver in die Arme. „Sie brauchen unseren Kamin, nicht wahr? Hier, bitte sehr.“

Sie wartete sein ‚Danke‘ gar nicht ab und schob ihn auf den Kamin zu. Ihr Übermut stieß ihn fast in die noch glühendheißen roten Flammen, hätte Sirius sich nicht rechtzeitig an der Kaminmauer abgefangen. Er schnappte sich eine Handvoll Flohpulver und gab der Frau die Schale zurück, womit sie auch ohne ein weiteres Wort verschwand. Sirius drehte dem Chaos in der Eingangshalle den Rücken zu, warf das Pulver in die Flammen und stieg hinein.

Zwei Sekunden und einen Mund voller Asche später stieg er am Grimmauld Place wieder aus dem Kamin heraus.

„Überraschung!“

Eine Ladung Konfetti sprühte ihm ins Gesicht. Sirius schirmte sich dagegen ab und grinste in die Spitze eines Zauberstabs.

„Ron!“ Hermines Stimme drang zu ihm durch. Sie hatte Rons Zauberstabarm heruntergezogen und sorgte so dafür, dass das Konfetti auf Sirius‘ Schuhen landete. „Doch nicht ins Gesicht.“

Sirius schüttelte das Konfetti von seinem Schuh und grinste Ron an, der leise „Sorry“ murmelte und dafür von Hermine wie ein braver Hund im Nacken getätschelt wurde. Im nächsten Moment prasselte ein Wirrwarr aus Stimmen auf ihn ein. Alle begrüßten ihn in ihrem eigenen Rhythmus und der eigenen Lautstärke, sodass er Mühe hatte einzelne Stimmen herauszufiltern.

Er sah mindestens ein halbes Dutzend Rotschöpfe, die sich in seinem Wohnzimmer versammelt hatten. Tonks‘ knallrosa Haarschopf blitzte daraus hervor und daneben konnte er Remus winken sehen, bevor Kingsley direkt vor ihm auftauchte und seine Hand schüttelte. Alles, was vom Orden übrig geblieben war, hatte sich in sein Wohnzimmer gequetscht. Aus dem Flur konnte er die Stimme seiner Mutter hören, die sich genau darüber beklagte.

Nachdem er alle Hände geschüttelt hatte und sich mehr als einmal hatte anhören müssen, dass er gar nicht wie eine Flunder aussah, wurde er endlich zu Harry durchgereicht.

„Und?“, fragte Harry grinsend. „Hast du einen Herzinfarkt bekommen?“

„Du redest gerade mit meinem Geist, also…“

Harry rückte seine kreisrunde Brille zurecht. „Wir haben nie wirklich gefeiert, dass Voldemort weg ist. Ginny meinte, wir könnten es mit einer Überraschungsparty für dich zusammenwerfen. Warst du überrascht?“

„Ja, die Überraschung ist euch gelungen“, log Sirius.

Harry schmunzelte ihn an, als würde er ihm das nicht ganz glauben. „Es hat Mrs. Weasley einen Grund gegeben den ganzen Tag in der Küche zu stehen – auch wenn Kreacher das nicht gern gesehen hat. Ich glaub, die Ablenkung tut ihr im Moment ganz gut. Du weißt schon.“

Sirius beobachtete, wie Molly Weasley um einen Tisch herumwuselte, den sie neben dem Klavier aufgebaut und mit allen möglichen essbaren Dingen beladen hatten. Jeden, den Molly in die Finger bekam, stopfte sie mit Canapés und sonst was voll.

„Mr. Black!“ Ein weiterer Rotschopf mit einer dicken Hornbrille tauchte direkt vor seiner Nase auf. Sirius stolperte zurück, so plötzlich stand der Weasley vor ihm. Das eine sommersprossige Gesicht, das er noch nie persönlich gesehen hatte. Percy Weasley packte seine Hand und schüttelte sie. „Percy Weasley. Wir hatten noch nicht das Vergnügen.“

„Der verlorene Sohn“, stellte Sirius fest.

„Ich hol uns mal was zu trinken“, sagte Harry und duckte sich in die Menge weg. Sirius hätte ihn am liebsten an der Kapuze seines Pullovers gepackt und zurückgezogen.

„Ich habe eine Menge über Sie gehört“, sagte Percy und schob die Brust nach vorne, als hätte niemand sonst in der Zauberergemeinschaft den Namen Sirius Black je gehört.

„Ich auch“, erwiderte Sirius.

Percy sank in sich zusammen, als hätte Sirius mit einer Nadel in seine Brust gestochen und die Luft herausgelassen. „Nun… Ich habe ein paar Fehler in letzter Zeit gemacht. Ein paar mehr…“

„Jetzt kannst du sie ja wiedergutmachen“, sagte Sirius und hieb kräftig gegen die schmale Schulter. Percy hustete.

„Ah, Sirius!“ Zwei Hände packten ihn von hinten. Remus lehnte sich an Sirius vorbei zu dem verdutzten Rotschopf. „Entschuldige, Percy. Ich muss ihn kurz mitnehmen.“

Sirius ließ sich nach hinten ziehen und sah dabei zu, wie Percy sich auf die Suche nach Kingsley begab und von hinten an ihn heranschlich. Dann drehte Remus ihn zu sich herum und lächelte.

„Du kannst dich später bedanken“, sagte er.

„Wofür? Wir haben gerade mal ein paar Wörter gewechselt“, sagte Sirius, was Remus mit einem Seufzer quittierte, der den Schmerz der Welt in sich trug. Sirius grinste ihn an und schaute sich nach Tonks um, die nicht weit entfernt mit Ginny redete. „Wo hast du Teddy gelassen? Du lässt ihn hier besser nicht herumkrabbeln. In den Trollfuß zu schlüpfen ist das Harmloseste, das ihm hier passieren wird.“

„Er ist zu Hause bei seiner Großmutter. Einer musste auf ihn aufpassen“, sagte Remus.

„Du meinst, du brauchtest einen Moment alleine mit deiner Frau?“

„Wie du bereits angedeutet hast, Sirius, wäre eine laute Feier nicht das Richtige für meinen Sohn. Er ist zu klein und hat ein Organ, mit dem er alle hier übertönen würde“, sagte Remus mit einem Räuspern. „Andromeda lässt dich übrigens grüßen. Sie hofft, dass du demnächst zum Tee vorbeischaust.“

Sirius zuckte mit den Schultern. „Sicher.“

Remus lächelte ihn mitleidig an. „Muss sich komisch für dich anfühlen. Nach all den Jahren könntest du jetzt einfach vor die Tür gehen und niemand würde versuchen dich nach Askaban zu schaffen.“

„Das nimmt dem Ganzen fast den Charme.“ Sirius seufzte übertrieben auf.

„Kannst du nie ernst sein?“, fragte Remus, was Sirius nicht einmal mit einer Antwort belohnte. „Wie war dein letzter Tag im St. Mungo’s? Hat Draco versucht dich im Schlaf zu ersticken?“

„Nein“, sagte Sirius. Er stellte sich unvermeidlich vor, was Draco jetzt wohl tun mochte. Gestern noch hatten sie sich um diese Zeit zusammengesetzt und eine Partie Schach gespielt, die der Gipskerl beobachten konnte. Draco hatte knapp verloren, was ihm nicht wirklich bekommen hatte. Er hatte seinen letzten Läufer gezwungen auf Sirius‘ König einzuschlagen, bis der zu Bruch ging, und dann eiskalt verkündet, dass das wohl ein Unentschieden war. Sirius hatte das zum Schreien komisch gefunden und Draco hatte ihn angelächelt. Ob er gerade wohl eine Partie Schach mit seinem neuen Mitbewohner spielte? Oder schlimmer noch, ob Davies sich nach seiner Schicht dazu hinreißen ließ, um ein Auge auf ihn zu haben?

„Sirius? Hast du mir zugehört?“

„Was?“ Sirius schaute Remus an, der kurz davor schien ihm ins Gesicht zu schnippen. „Nein. Sorry.“

„Du musst ziemlich fertig sein, Sirius. Ich hab die ganze Zeit gesagt, dass du noch ein paar Tage hättest bleiben sollen.“

Sirius hörte sich genau diese Argumente noch einmal an, als er eine Figur ganz in schwarz im Flur entdeckte. Erst auf den zweiten Blick und dank dem roten Haar erkannte er George, den er das letzte Mal vor seinem St. Mungo’s Aufenthalt entdeckt hatte. Breit lachend damals, trotz dem vernarbten Überrest seines Ohrs. Sirius klopfte Remus gegen die Schulter.

„Entschuldige mich kurz“, sagte er und löste sich von Remus, steuerte auf die Tür zum Flur zu. George lehnte am Rahmen und schwenkte ein Glas Wasser, als wünschte er sich, dadurch würde es zu Feuerwhiskey werden.

„Hey.“ Sirius lehnte sich an die andere Seite des Türrahmens und lächelte George an. Er sah grauenvoll aus. Sein Gesicht war so leichenblass, dass selbst seine Sommersprossen zu verschwinden schienen, und die Ringe unter seinen Augen erzählten Geschichten von vielen schlaflosen Nächten.

„Sirius. Hab ich nicht Hallo gesagt?“, fragte George und schüttelte gleich darauf den Kopf, weil er sich an die Antwort erinnerte. „Entschuldige. Schön, dass du wieder auf den Beinen bist.“

„Danke“, sagte Sirius. „Schön, dich zu sehen.“

„Beschwer dich bei Ginny. Sie hat mich gezwungen, und ich will mir lieber nicht einen ihrer komischen Flederwichtflüche einfangen.“

„Nett“, bemerkte Sirius. George trank sein Wasser und schluckte es so hart herunter, als wäre in seiner Kehle kein Platz dafür. Sirius legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie zitterte leicht unter seiner Hand, als würde George sie zu hart anspannen. „Du weißt, was ich sagen will.“

„Ich bin froh, dass du’s für dich behältst“, sagte George heiser und versuchte aus seinem leeren Glas zu trinken. Enttäuscht stellte er es neben eine hässliche Vase im Flur. „Ich hab Verity ganz allein im Laden gelassen. Vielleicht sollte ich gehen und nachsehen, wie sie sich schlägt.“

„Schon? Wir haben uns doch noch eine Menge zu erzählen“, sagte Sirius.

„Ich habe die ganze Woche gearbeitet“, sagte George müde. „Du warst im St. Mungo’s und hast seelenruhig zugesehen, wie ein Malfoy gesund wird. Mehr gibt’s nicht zu sagen, oder?“

„George. Was hätte ich tun sollen? Ihn mit dem Kissen ersticken, während er schläft?“

„Nein. Sorry.“ George kämmte sich die roten Haare vor die vernarbte Stelle, wo sein Ohr einmal gewesen war. „Du hast dir das nicht ausgesucht, ich weiß. Ich sollte wirklich nach Verity sehen, aber ich glaube, Ginny würde mich aus Versehen umbringen, wenn ich das versuche.“

„Soll ich dich decken?“, fragte Sirius.

George schaute ihn dankbar an. „Du würdest gratis bekommen, was immer du haben willst.“

„Uh, zu verlockend um zu widerstehen.“ Sirius klopfte George sanft auf den Rücken und schickte ihn in Richtung Haustür. „Geh schon.“ Dann drehte er sich um und hielt nach Molly Ausschau, die inzwischen dabei war Fleur Käsehäppchen aufzudrängen, weil sie ja so dünn sei.

„Das hab ich gesehen“, raunte Harry ihm zu. Er tauchte direkt an Sirius‘ Seite auf und drückte ihm ein Butterbier in die Hand.

„Ich weiß nicht, was du meinst.“ Sirius nippte daran. Sein erstes Butterbier seit seiner Wasserdiät im St. Mungo’s schmeckte fast so gut, wie das erste Butterbier nach Askaban. Die karamellige Note erinnerte ihn an all die Winterabende, an denen James und er sich aus dem Schloss ins Dorf gestohlen hatten, um sich unter Rosmertas amüsiert missbilligendem Blick aufzuwärmen.

„Bist du sicher, dass du ihn gehen lassen willst?“, fragte Harry und schlenderte an Sirius vorbei in den Flur, um George nachzusehen, der die Haustür schloss. „Ginny ist der Meinung, dass er unter Leute gehen muss, weil er sich sonst abkapselt.“

„Harry, er hat sich ziemlich unwohl gefühlt. Es hilft ihm im Moment nicht unter Leute zu gehen, die ihm alle sagen, wie sehr ihnen das mit Fred leidtut, oder in Tränen ausbrechen, weil er sie an sie erinnert. Gib ihm ein bisschen Zeit. Ihnen allen.“

„Hatte ich auch vor. Aber... na ja.“

Sirius folgte ihm in den Flur, seine Tasche immer noch auf der Schulter, und wanderte in Richtung der Treppen, um sie dort abzustellen. „Freds Beerdigung hab ich verpasst, hm?“

Harry nickte, bevor er ruckartig aufsah. „Apropos, da ist noch etwas, das ich mit dir besprechen wollte.“

„Leg los“, sagte Sirius und warf seine Tasche auf die Stufen. Hinter zwei fest zugezogenen Vorhängen grummelte das Portrait seiner Mutter vor sich. Er freute sich schon darauf mitten in der Nacht aufzustehen um ihr den Mund zuzukleben.

Harry ließ sich von genau diesem Gemurmel ablenken, während er versuchte die richtigen Worte zu finden. „Du erinnerst dich sicher, dass Voldemort Snape getötet hat. Und naja, er hatte niemanden – also, keine Familie – und ich hab mich um seine Beerdigung gekümmert.“

„Du hast was?“ Sirius glaubte sich zuerst verhört zu haben, dann schüttelte er den Kopf und versuchte Harry anzulächeln. „Das ist sehr nett von dir.“

Harrys nervöse Finger fanden auseinander und er hielt sich mit einer Hand am Treppengeländer fest, als bräuchte er noch immer Halt. „Die Beerdigung ist diesen Sonntag, und ich finde es richtig, wenn wir hingehen und ihm unseren Respekt erweisen würden.“

Sirius hatte Schwierigkeiten sein Lächeln aufrechtzuhalten. „Respekt?“

Harry nickte eifrig.

„Für Snape?“, presste Sirius zwischen seinen aufeinander mahlenden Kiefern hervor.

Harry tippte unsicher mit den Fingern auf dem Geländer herum. „Ich weiß, dass ihr euch nie verstanden habt, Sirius. Aber ich finde, dass es richtig ist, nach allem, was er getan hat. Es kommt sowieso schon kaum jemand, weil er nie besonders nett war.“

„Besonders nett ist galant umschrieben“, sagte Sirius.

„Er war ein Held, Sirius“, sagte Harry entschiedener. „Er verdient Respekt. Genauso wie dein Bruder es verdient hat, dass seine Geschichte richtig gestellt wird.“

„Snape ein Held?“ Sirius konnte sich ein Glucksen nicht verkneifen, aber Harrys entsetztem Blick nach war das wie eine Ohrfeige für ihn gewesen. „Bitte, Harry. Was Snape getan hat, war mutig, das gebe ich zu, aber er war kein Held.“

Harry seufzte frustriert auf. „Du hast nicht gesehen, was ich gesehen hab, Sirius. Er hat mir seine Erinnerungen gegeben, weil er wollte, dass ich das Gute in ihm sehe. Und ich hab mich getäuscht, weil Gutes in ihm gesteckt hat.“ Er lächelte. „Sein Patronus war eine Hirschkuh, wusstest du das? Wie der meiner Mutter.“

Sirius stieß ein Lachen aus, das ungemein bösartig klang.

Harry verlor sein Lächeln so schlagartig, als hätte es ihm jemand aus dem Gesicht gerissen. „Er hat sie geliebt, Sirius. Nach all den Jahren. Und er hat es niemandem gesagt.“

„Oh, ich wusste, warum er seinen Patronus so ungerne gezeigt hat“, sagte Sirius scharf. „Er war besessen von Lily. Ich würde es nicht Liebe nennen, was er mit ihr gemacht hat. Ihr hinter Wandteppichen und in dunklen Ecken aufzulauern, obwohl sie ihn nicht mehr sehen wollte. Und wie er mit ihr geredet hat? Er hat sie bei jeder Gelegenheit beleidigt und herablassend behandelt, weil er so verbittert war, dass sie nicht mehr mit ihm befreundet sein wollte. Das willst du Liebe nennen, Harry? Ich nenne es traurig.“

„Du bist selbst verbittert, Sirius. Kannst du nicht für einen Tag vergessen, dass ihr euch nicht leiden könnt?“

„Ich soll vergessen, dass er mich den Dementoren ausliefern wollte?“, sagte Sirius in einem Knurren, das Harry die Augen aufreißen ließ. „Dass er deinen Vater… und dich gerne an Voldemort ausgeliefert hätte, wenn Lily dafür hätte leben dürfen?“

Harry atmete tief ein. „Du sagst doch immer, ich soll die Welt nicht in gute Menschen und Todesser teilen.“

„Ja, aber unter Snapes schwarzem Fledermauskostüm wartet kein weißer Ritter auf dich“, sagte Sirius. „Er war mutig und er hatte nicht verdient so zu sterben, aber er war kein Held. Schon gar nicht so einer, dass du seine Vernarrtheit in Lily derartig hochloben solltest, als würdest du dir Snape als Vater wünschen.“

Harrys grüne Augen funkelten vor Ärger wie der Todesfluch selbst. „Ich werde hingehen und ich hätte gerne, dass du mitkommst, damit du abschließen kannst.“

„Wir reden später darüber, was ich anscheinend zu tun habe“, knurrte Sirius und riss seine Tasche von der Treppe. „Ich gehe auspacken.“

„Aber…“ Harry folgte ihm am Geländer, während Sirius die Treppe hochstieg. „Was soll ich den anderen sagen?“

„Dass ich auspacke“, gab Sirius zurück. Auf dem Absatz zur ersten Etage drehte er sich noch einmal um und blickte zu Harry herunter ins Erdgeschoss. „Ich bin gleich wieder da.“ Wenn er nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand rennen wollte.

Ärgerlich stampfte er erneut vier Stockwerke nach oben, bevor er mit einem leichten Pochen in den Knien vor seiner Zimmertür stand. Er hatte Regulus‘ Tür und sein imposantes Namensschild im Rücken, so bedrohlich erdrückend, wie wenn er nachts durch den Spalt seiner Tür einen Blick darauf erhaschte.

Sirius betrat sein Zimmer und stöhnte über die Wand voller Bilder, die er mit zu viel Magie dort festgekleistert hatte. Er warf seine Tasche auf sein gemachtes Bett und produzierte mit der Wucht die ersten Falten, die Kreacher mühsam mit einem Bügeleisen herausgestrichen haben musste. Frustriert ließ er sich neben seine Tasche fallen und rieb sich stöhnend über das Gesicht.

Als er aufblickte, schaute er direkt auf das Foto auf seinem Nachttisch. James und er selbst grinsten ihm als Fünftklässlerversionen entgegen, winkten und lachten über irgendetwas Dummes. Sirius seufzte.

„Du würdest gehen, nicht wahr?“, murmelte er und schüttelte den Kopf. Er konnte Lilys Stimme hören, wie sie ihm in genau demselben Tonfall wie Harry erklärte, warum es das Richtige war.

„Natürlich gehe ich hin. Alleine schon weil es Schniefelus furchtbar aufregen würde.“

Niemand lachte oder reagierte überhaupt darauf. Sirius saß alleine in seinem Zimmer, das ihm nach dem kleinen, vollgestellten Krankenzimmer furchtbar groß vorkam. Die schweren Samtvorhänge, die er als Vierzehnjähriger einmal in Brand gesteckt hatte, waren geschlossen, was die Schatten umso tiefer wirken ließ. Er sollte die provozierenden Bilder von den Wänden nehmen. Es war niemand mehr da, den sie provozieren konnten.

Sirius stand auf und machte sich daran auszupacken. So eingepfercht in seinem verhassten Kindheitshaus konnte er verstehen, wieso Draco sein Zimmer nicht verlassen wollte. Er bezweifelte, dass sie je wieder so miteinander reden konnten, wie sie es in ihrer sicheren Blase im St. Mungo’s getan hatten. Obwohl keiner von ihnen geschauspielert hatte.


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