Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Spinning Hearts - Altlasten

von Dr. S

Voldemort war fast eine Woche tot und allmählich stellten sich die festgetackerten Dauergrinsen wieder ein. Sirius hatte angefangen durch die Korridore zu wandern, wenn Harry ihn besuchen kam, und bemerkte mehr und mehr trübe Gesichter auf den Gängen, hörte sogar Beschwerden über die banalsten Dinge.

Er konnte Roger Davies vielleicht nicht besonders leiden, aber er würde ihn nicht mitten auf dem Gang seine Inkompetenz unter die Nase reiben, weil er ihn entlassen wollte. Der arme Davies hatte sich unter dem Schlag einer nutzlosen Krücke ducken müssen, bevor seine Heiler-Kollegin, die die Nachtschichten übernahm, dem aufmüpfigen Patienten eins mit einer schweren Akte übergezogen hatte. Zusammen hatten sie ihn auf den Boden ringen müssen, als der Patient über die Rezeption auf sie zugesprungen war. Sirius hatte nicht verstanden, was ihm überhaupt fehlte, außer er war am Kopf getroffen worden und hatte sie nicht mehr alle.

„Ich weiß nicht, wer freiwillig länger als nötig hierbleiben will“, sagte Sirius zu Harry.

Sie saßen gemeinsam in der Cafeteria des St. Mungo’s. Harrys Zähne klebten dank einem großen Stück Siruptorte zusammen, von dem Sirius ihm ein Stückchen klaute. Ron und Hermine waren ebenfalls mitgekommen, wanderten aber gerade durch die Tischreihen um ihre leeren Tabletts wegzubringen. Sirius konnte sehen, wie sie sich dabei wie eh und je verbal in die Mangel nahmen. Harry hatte ihm ganz naiv vorausgesagt, dass das ewige Gekappel aufhören würde, jetzt wo sie eine andere Beschäftigung für ihre Münder gefunden hatten, aber Sirius hatte darüber nur gelacht.

„Davies sagt, wenn du nicht die ganze Zeit aufstehen und durch die Gegend hüpfen würdest, wie ein aufgescheuchtes Kaninchen, wärst du auch schon draußen“, sagte Harry, während er die Sirupreste von seiner Gabel lutschte. „Wenigstens hast du wieder Farbe im Gesicht. Ich hatte schon Angst, du würdest durchsichtig werden.“

„Oh, bitte, Harry. Das ist nur mein wundervoller Teint“, sagte Sirius dramatisch. „Drei Jahre ohne viel Sonne lassen einen sehr gesund aussehen.“

Harry nickte langsam. „Sicher. Aber das kannst du ja jetzt nachholen.“

„Vielleicht, wenn Voldemort sein Chaos selbst aufgeräumt hätte. Wir müssen das erstmal alles wieder in Ordnung kriegen. Schau dich hier nur mal um…“ Auf ihrem Weg nach oben waren sie an mindestens einem Dutzend Betten vorbeigekommen, die auf den Fluren untergebracht waren. Ihnen waren Menschen entgegen gehumpelt, die manchmal sogar mehrere Gliedmaßen verloren hatten. Die schwarzmagischen Flüche hatten mehr als ein Gesicht verwüstet, und die Folgeschäden brachten immer wieder neue Patienten herein. „Ich will gar nicht daran denken, wie Hogwarts aussieht“, sagte Sirius.

„Du sollst dich ausruhen, Sirius“, sagte Harry. „Denk darüber nach, wenn du wieder auf den Beinen bist, okay?“

Sirius seufzte.

„Ich meine, du wärst zumindest nützlich. Überall, wo ich im Moment hingehe, taucht der halbe Tagesprophet auf um ein Foto von mir zu schießen.“

„Mehr für unsere Wall of Fame“, sagte Sirius und tätschelte Harrys Schulter.

Harry lächelte ihn schwach an. „Vielleicht ist es wirklich am besten, wenn ich Hermine helfe ihre Eltern zu finden. Ich dachte, ich könnte irgendetwas tun, aber ich steh im Moment irgendwie nur im Weg.“

„Ich bin der Meinung, wenn sich einer einen Urlaub verdient hat, dann du“, sagte Sirius. „Und wenn sich irgendein Kimmkorn-Verschnitt sich darüber beklagen sollte, dass der Auserwählte irgendwem im Stich lässt, kriegt der es mit mir zu tun.“

Harry stopfte sein Grinsen mit den letzten Siruptortenkrümeln voll.

„Dafür, dass du dir ein Zimmer mit Malfoy teilen musst, bist du ziemlich gut drauf.“ Ron kam zwei Schritte hinter Hermine an seinen Platz zurück. Freds Verlust stand ihm noch ins Gesicht geschrieben, aber er konnte wieder lachen, und Sirius war der Ansicht, dass Fred der Letzte gewesen wäre, der etwas dagegen gehabt hätte. „Aber nach Askaban bist du auch einiges gewöhnt, oder?“

„Wenn ich die Wahl hätte, würde ich lieber in einem Bett mit Malfoy schlafen, als auch nur einen Fuß nach Askaban zu setzen“, sagte Sirius.

Ron und Harry glucksten, aber Hermine sah ihn auf eine indignierte Art an, als wäre sie gerade hereingeplatzt, während er sich umzog. Sie schnaubte und fiel mit verschränkten Armen auf ihren Platz zurück.

„Es gibt Schlimmeres“, erklärte Sirius sich besser. „Ich glaube, er ist zu verletzt, um mir groß auf den Geist zu gehen.“

„Das hat ihn vorher noch nie gestört“, sagte Hermine.

„Das hat ihn neulich nicht gestört“, ergänzte Ron. „Harry hat dir erzählt, wie er das hingekriegt hat, oder? Lauert uns im Raum der Wünsche auf und will Harry an Voldemort ausliefern, wie eine verdammte Eule. Und wie geben wir ihm das zurück? Wir retten sein peinliches Leben. Crabbe hätte ihn mit abfackeln sollen.“

„Ron“, sagte Hermine warnend. „Ich stimme dir zu, dass er ein Widerling ist und bleibt, aber dafür verdient man nicht zu verbrennen. Es hat ihn schlimm genug getroffen. Dämonsfeuer abzukriegen ist keine Lappalie.“ Sie sagte das in Sirius‘ Richtung, als müsste sie es ihm erklären, damit er Draco keine Rückenmassage gab.

„Du meinst, Harry war schlau genug ihn als Schutzschild zu benutzen, sonst wäre sein Rücken gegrillt worden“, sagte Ron.

„Nein“, sagte Hermine. „Harry hatte das sicher nicht vor. Er würde über so etwas sicher nicht einmal nachdenken.“

„Wirklich?“, gab Ron sarkastisch zurück.

„Ich glaub nicht, dass er mich wirklich ausliefern wollte“, sagte Harry zu Sirius.

Er hatte das erste Mal ausgesprochen gehört, was Draco im Raum der Wünsche zu suchen gehabt hatte. Sirius hatte es geahnt, natürlich, aber es ausgesprochen zu hören war etwas anderes. Das Thema hing genauso zwischen ihren beiden Betten wie Bellatrix‘ Fall. Keiner von ihnen griff es auf, aber es stand zwischen ihnen und band sie gleichzeitig irgendwie aneinander. Er konnte Draco nichts vorhalten, nachdem der ihm das Leben gerettet hatte, aber er konnte sich auch nicht bedanken. Und Harry machte den Eindruck, als befürchtete er, Sirius würde Draco die neue Haut vom Rücken kratzen, wenn er ihm etwas Falsches sagte.

„Nicht?“, warf Hermine ein. „Du kannst nicht wissen, was Malfoy getan hätte, wenn er dich im richtigen Moment in die Finger bekommen hätte.“

„Ich weiß es, weil ich es in seinen Augen gesehen hab, Hermine. Er hätte mich nicht ausgeliefert. Wenn er das gekonnt hätte, hätte er es schon in Malfoy Manor getan. Ich kann ihn nicht leiden und das wird sich auch nicht ändern, aber wir sind quitt“, sagte Harry. „Und er hat Sirius geholfen.“

„Was?“ Sirius hatte Harry kein Wort davon erzählt, dass Draco Bellatrix im genau richtigen Moment zu Fall gebracht hatte. Er hatte es für unangebracht gehalten, besonders in Anbetracht von Draco und Harrys Verhältnis. Die beiden schafften es immer noch nicht einander überhaupt anzusehen. Er wollte keinem von beiden einen Vorteil über den anderen geben.

„Wegen Malfoy haben sie dich so schnell gefunden“, sagte Harry stirnrunzelnd, als könnte er nicht fassen, dass die Information neu für ihn war. „Er hat neben dir und deinem Trümmerhaufen gesessen, als Kingsley auf der Suche nach Verletzten vorbeigekommen ist. Malfoy hat ihm Bescheid gesagt, wo du bist. Du lagst unter einem halben Dach begraben, Sirius. Man hätte ewig suchen können.“

„Oh“, sagte Sirius. Er konnte sich nicht erinnern, dass Draco neben ihm gesessen hätte. Dann hätte das Dach ihn auch erwischt.

„Ich seh’s vor mir“, sagte Ron augenrollend. „Er hat den perfekten Moment abgewartet, um sich ins bessere Licht zu stellen. Genau wie sein Vater. Der hat sich auch wieder rausgewunden.“

„Ich hab da so meine Zweifel“, sagte Sirius. „Ganz logische.“

Ron lehnte sich kopfschüttelnd in seinem Stuhl zurück, aber Hermine richtete sich in ihrem auf, als wäre sie ganz versessen auf die Logik hinter Sirius‘ Gedanken. Harry stand auf, bevor sie ihn irgendetwas fragen konnte. Sichtlich enttäuscht griff sie nach Rons Hand.

„Wir müssen bald los. Mrs. Weasley hat uns zum Abendessen eingeladen“, sagte Harry und umfasste Sirius‘ Arm, um ihm auf die Beine zu helfen. „Ich bring dich noch in dein Zimmer.“

„Danke.“ Sirius schob Harrys Hand sanft zur Seite. „Ich schaff es gerade noch alleine aufzustehen.“

Unter Harrys forschendem Blick rappelte Sirius sich auf. Er war noch immer wackelig auf den Beinen, aber seine Knie knackten nicht mehr, wenn er es wagte sie zu bewegen. Der Schmerz war ein leises Echo, das sich durch seine Knochen bewegte und leicht zu ignorieren war. Seine Schritte wurden mit jedem Tag fester.

„Grüß Malfoy von mir“, sagte Ron.

„Ich überleg’s mir“, erwiderte Sirius und verabschiedete sich mit einem Winken von Hermine. Harry begleitete ihn und blieb dichter an seiner Seite, als notwendig, hielt die Hand bei Sirius‘ Arm, falls er ihn stützen musste. Sie stiegen die Treppen herunter und Sirius suchte zwangsläufig Halt am Geländer, aber ignorierte Harrys Hand weiterhin. Das letzte Mal hatte er jemanden mit umgerissen, als er Halt gebraucht hatte.

Ein Stockwerk tiefer betraten sie den Korridor, der zu Sirius‘ Zimmer führte. Die Betten zwischen den Türen boten ihm in regelmäßigen Abständen Halt, den er auch nutzte. Menschen saßen auf ihnen, andere wanderten umher, mehr oder weniger bandagiert und eingegipst. Immer wieder schaute jemand auf oder verstummte plötzlich, sobald Harry an ihnen vorbeiging. Über die Jahre hatte sein Patensohn gelernt sowas zu ignorieren.

„Sieh mal einer an.“ Harry nickte in Richtung von Sirius‘ Zimmer, wo gerade zwei Malfoys aus der Tür huschten. Narcissa eilte mit erhobenem Haupt voraus und ließ Lucius zwei Schritte hinter sich, auch als er versuchte aufzuholen. „Perfektes Timing, findest du nicht? Sie verschwinden immer genau dann, wenn wir gerade zurückkommen.“

„Nach neulich ist es ihnen wohl lieber, wenn wir einander nicht über den Weg laufen. Keine Ahnung, wieso. Ich hatte Spaß.“

„Jaah“, sagte Harry gedehnt. „Versuch aber nicht zu viel Spaß mit Malfoy zu haben.“

Sirius versuchte da nichts hineinzuinterpretieren, auch wenn er sich merkwürdig ertappt fühlte. Er kam gut mit Draco aus. Ziemlich gut. Und die langen Stunden, die er andernfalls in diesem Bett liegend und an die Wand starrend verbringen müsste, wurden ein bisschen leichter.

„Da ist noch etwas, was ich dich fragen wollte“, sagte Harry, als sie an der Tür ankamen.

„Ja?“ Sirius zog die Hand von der Klinke zurück und drehte sich zu Harry um. Für einen Moment glaubte er einen Schatten zu sehen, der sich ein paar Meter entfernt in einen Türrahmen quetschte. Er reckte den Hals, konnte aber nicht mehr als eine Schulter und ein verbundenes Gesicht erkennen. Harry zog immer merkwürdigere Gestalten an.

„Ähm… Vielleicht ein anderes Mal.“

Sirius schaute Harry wieder an und schüttelte hastig den Kopf. „Nein, schon gut. Ich bin ganz Ohr.“

Harry zupfte seine Ärmel zurecht, bevor er unsicher an der Uhr herumspielte, die er von Mrs. Weasley zum siebzehnten Geburtstag bekommen hatte. „Ich sag’s dir ein anderes Mal. Ist jetzt nicht so wichtig.“

„Okay“, sagte Sirius. „Aber wenn ich vor Spannung sterbe, ist das deine Schuld.“

Harry grinste ihn an und schlug sachte gegen Sirius‘ Oberarm, um sich zu verabschieden. „Wir sehen uns morgen.“

„Mach’s gut.“ Sirius schaute ihm nach, als er den Korridor herunterging, falls irgendein verrückter Fan versuchte sich auf ihn zu stürzen, aber niemand schlüpfte aus den Schatten. Harry winkte ihm noch einmal, bevor er auf den Treppen verschwand. Sirius lächelte, bis niemand mehr da war, den es interessierte. Dann öffnete er seine Zimmertür.

Draco lag auf dem Bauch in seinem Bett und blätterte in einem alten, klobigen Buch. Das wenige Sonnenlicht, das es durch ihr Fenster schaffte, hatte sich in seinen Haaren verfangen und verlieh dem Weißblond einen goldenen Schimmer. Sirius hing einen Moment an ihm fest, dann drehte Draco den Kopf in seine Richtung.

„Black, du hast ganz alleine zurückgefunden. Ich bin beeindruckt“, sagte er.

Sirius verdrehte die Augen. Er schlurfte an Dracos Bett vorbei auf sein eigenes zu. Ein leises Schnarchen drang aus dem Gips, in dem O’Sheas Körper steckte. Sirius hatte noch nie einen Blick auf den Mann darunter geworfen. Als Davies ihn einmal neu eingegipst hatte, hatte er es hinter einem Vorhang getan und Sirius hatte nur ein weniger dumpfes Wimmern gehört.

„Wieso liegst du wieder?“, fragte Sirius, als er sich setzte. Draco beschwerte sich so oft darüber, dass er so nicht liegen wollte, dass es ihm inzwischen aus den Ohren herauskam. Ihn freiwillig so vorzufinden war merkwürdig. Sirius ließ die Augenbrauen hüpfen. „Ist da jemand auf den Geschmack gekommen?“

Draco schlug sein Buch betont laut zu und legte es auf seinen Nachttisch. „Ich glaube nicht, dass dich das irgendwas angeht, Black.“ Auch das sagte er immer wieder gerne. „Aber meine Eltern finden es besser, wenn ich nichts riskiere.“

„Ach, wirklich? Bringen sie demnächst auch ein Gitterchen an deinem Bett an?“, gab Sirius zurück.

Draco sah alles andere als krank oder verletzt aus, als er Sirius einen messerscharfen Seitenblick zuwarf. Sirius quittierte das mit einem Grinsen.

„Für einen Moment war ich fast froh, dass du wieder da bist, Black.“ Draco hätte ihn mit einer Ohrfeige nicht besser überraschen können. Sirius blinzelte ihn nur kurz verwundert an und Draco bestrafte das mit einem ähnlich gehässigen Grinsen, wie Sirius es ihm gerade zugeworfen hatte. „Meine Eltern sind ungerne im selben Zimmer wie du, Black. Das ist dir doch sicher schon aufgefallen.“

„Soll das heißen, du bist sie gerne los?“, fragte Sirius verwundert.

Draco bekam Besuch, aber nicht annähernd so viel wie Sirius. Seine Eltern kamen jeden Tag um dieselbe Zeit und gingen um dieselbe Zeit wieder. Ansonsten war ein anderer Junge in Dracos Alter aufgetaucht. Notts Sohn, wenn Sirius die Hasenfresse richtig wieder erkannte, war mit vermutlich seiner Freundin vorbeigekommen. Draco hatte sein Gesicht im Kissen vergraben, als sie hereingekommen waren, und so getan, als würde er schlafen. Sirius hatte es sich nicht nehmen lassen eine der Schachfiguren, die ihre letzte Partie überlebt hatte, nach ihm zu werfen, damit er seinen Besuch begrüßen musste. Im Nachhinein hatte er Sirius deswegen nicht genervt, also schien es in Ordnung gewesen zu sein.

„Nein, Black. Ich verbringe meine Zeit einfach lieber mit dir“, sagte Draco voller Ironie.

„Wenn du wüsstest, dass du da gerade die Wahrheit sagst“, erwiderte Sirius und warf sich gespielt geschmeichelt das Haar aus der Stirn.

„Vielleicht tue ich das“, sagte Draco schmunzelnd.

Sirius pustete sich sein zurückfallendes Haar erneut aus der Stirn. „Das ‚vielleicht‘ nehm ich dir übel.“

Draco stützte den Kopf auf einer Hand ab, damit er Sirius besser ansehen konnte. Sein Blick hatte etwas Überlegenes. „Wie war dein Date mit Potter? Geht es dir nicht auf die Nerven, dass er immer jemanden mitbringt?“

„Je mehr, desto besser.“ Sirius zwinkerte ihm zu, nur um bei Dracos andauerndem Schmunzeln ernster zu werden. „Ron hatte ein paar interessante Dinge zu sagen. Über dich und den Raum der Wünsche.“

„Wir haben eine innige Beziehung in meinem sechsten Jahr aufgebaut. Der Raum der Wünsche und ich, nicht das Wiesel.“ Draco wich seinem Blick langsam aus und fokussierte sich auf eine Falte in seinem Laken, die er glatt strich. „Mein Vater sagt mir übrigens gerne, dass ich gar nicht mit dir reden sollte, weil jedes falsche Wort mich nach Askaban bringen könnte.“

Sirius ballte eine Hand zur Faust, die er Lucius gerade ins Gesicht gerammt hätte. Er sah es regelrecht vor sich, wie Lucius hier saß, während Sirius nicht da war, und einen Haufen Halbwahrheiten vor Draco ausbreitete um ihn davon abzuhalten mit ihm zu reden. Sehr erfolgreich schien er damit aber nicht zu sein.

Draco beschäftigte sich weiter mit seiner Falte. Sirius suchte irgendwo in seinem Gesicht nach einem Grund, warum er sich nicht wirklich an Lucius‘ Anweisungen hielt.

„Kommt drauf an. Vielleicht solltest du mit mir darüber reden, dass du Kingsley gesagt hast, wo ich zu finden bin“, sagte Sirius.

„Oh“, machte Draco leise, ohne von seiner längst glatten Decke abzulassen. „Hab ich das?“

„Draco, findest du nicht, dass wir darüber reden sollten, was in dem Korridor passiert ist?“

„Ich weiß nicht. Über so offensichtliche Dinge zu reden ist doch langweilig“, sagte Draco in seinem desinteressiertesten Tonfall.

„Also hast du mich zusammengeflickt? Bevor ich an Snapes verdammten Fluch verblutet wäre?“

Draco schaute ihn an und seinem Blick fehlte jeder Hochmut. Er sah aus, als würde er über sehr dünnes Eis gehen müssen und es unter seinen Füßen brechen hören. „Wenn du meinst, dass ich nicht in deiner Blutlache sitzen wollte…“

„Snape hat dir gezeigt, wie man die Wunden schließt?“

„Man schnappt sowas auf, wenn man vom Auserwählten persönlich aufgeschlitzt wird.“

Sirius spürte einen kleinen Knoten in seinem Hals, den er wegräuspern musste. „Davies wäre sicher ganz heiß darauf zu erfahren, wie du das gemacht hast“, sagte er rau.

„Ein Grund mehr es ihm nicht zu sagen“, antwortete Draco.

Sirius lächelte. Er konnte nichts dagegen tun, dass sein linker Mundwinkel nach oben wanderte, und damit kehrte der Hochmut fast herausfordernd in Dracos Blick zurück. Sirius hätte ihm gerne einfach eine Hand auf den Mund gepresst, wo schon der nächste schneidende Kommentar herauskommen wollte, aber vielleicht sollte er ihn mit etwas anderem zum Schweigen bringen. Mit einem Danke.

„Ich sollte mich dafür wohl –“

Jemand klopfte gegen die Tür. Es war nicht Davies‘ forsches Klopfen und derjenige wartete im Gegensatz zu dem Heiler auch auf ein ‚Herein‘, das er nicht bekam.

„Ich wollte sagen“, begann Sirius, „dass ich mich allmählich –“

Es klopfte erneut.

„Was?“, bellte Sirius.

Die Tür ging auf und ein Mädchen steckte den Kopf herein. Sie hatte ein mürrisches Gesicht, das ihn ein bisschen an einen Mops erinnerte.

„Wer bist du?“, fragte Sirius ärgerlich.

Das Mädchen schaute ihn entgeistert an, als hätte er es gewagt Merlin diese Frage zu stellen.

„Pansy?“ Draco hatte den Kopf auf die andere Seite gedreht, weg von Sirius und zu dem Mopsgesicht hin. „Was willst du hier?“

Pansy setzte ein Lächeln auf, als hätte man einen Schalter umgelegt. „Ich wollte nach dir sehen, was sonst?“ Sie kam auf Draco zu und blieb an seiner Bettkante stehen, dann beugte sie sich herunter und küsste ihn auf die Wange.

Sirius fühlte sich, als hätte ihm jemand sein Kopfkissen ins Gesicht geschlagen. Er konnte nichts von Dracos Gesicht sehen, seinen Ausdruck und seine Reaktion nicht, und das gefiel ihm nicht. Seine Hände krallten sich um den Rand seiner Matratze, so fest, dass er spürte wie seine Arme sich verkrampften.

Er hatte nicht gewusst, dass Draco eine Freundin hatte.

Pansy platzierte sich auf dem Stuhl, den Dracos Mutter wohl an seiner Bettkante zurückgelassen hatte.

„Wirklich?“, fragte Draco.

„Ich bin kein Irrwicht“, sagte Pansy belustigt. „Freust du dich nicht mich zu sehen?“

„Wieso bist du hier, Pansy?“, wiederholte Draco kühl.

Pansy konnte ihre belustigte Miene nicht lange aufbehalten und tauschte sie für das komplette Gegenteil ein. „Ich hab dir schon gesagt: Ich wollte nach dir sehen. Daphne hat mir gesagt, dass es dir nicht besonders gut geht.“

Sirius zog die Beine auf sein Bett und drehte ihnen sein Profil zu, aber die Wand vor sich konnte ihn nicht von dem Gespräch ablenken. Er fand es nicht sehr sympathisch, dass Pansy fast eine Woche brauchte um Draco einen Besuch abzustatten. Draco hatte auch schon enthusiastischer geklungen.

„Und du wolltest dich selbst überzeugen?“, gab Draco zurück. „Oder nachhelfen, falls es mir zu gut geht?“

„Mach dich nicht lächerlich, Draco. Ich hab mir… du weißt schon. Kannst du dich nicht aufsetzen? Wie soll man denn so mit dir reden?“

„Nein“, sagte Draco.

„Nein?“ Pansy schnaubte auf. „Machst du das mit Absicht?“

„Nein“, wiederholte Draco.

„Das ist extrem unhöflich von dir, Draco. Ich bin ganz alleine hierhergekommen und du willst für mich nicht einmal aufstehen.“

„Er soll sich so wenig wie möglich bewegen“, mischte Sirius sich ein. Seine Stimme war so gepresst, dass sie ihn eher an ein Knurren erinnerte. „Wenn du einen Blick auf seinen Rücken geworfen hättest, wäre dir das wohl aufgefallen.“

Pansy entglitten all ihre Gesichtszüge, was sie nicht unbedingt hübscher machte. Sie riss die Augen weit auf, bis jedes geplatzte Äderchen im Weiß auffiel. Sirius fühlte einen tiefsitzenden Drang sich über ihre verklebte Wimperntusche zu amüsieren. Er tat es nicht. Sie war nur ein Mädchen, höchstens achtzehn Jahre alt, und hatte ihm nichts getan.

„Entschuldigung“, zischte Pansy. „Was will der alte Saftsack von mir?“

„Das ist Sirius Black, Pansy. An deiner Stelle würde ich nichts Falsches sagen“, erklärte Draco.

„An seiner Stelle würde ich mir überlegen, ob ich den Mund überhaupt aufmache, oder seine Zähne fallen noch raus“, sagte Pansy und lächelte Sirius bitterböse an.

„Wie bitte?“, knurrte Sirius.

Pansy wischte sich ihr Haar aus dem Gesicht und ignorierte Sirius. „Mit dem musst du dir ein Zimmer teilen? Nicht, dass er versucht dich im Schlaf zu erdrosseln. Seinen Verstand hat er doch in Askaban zurückgelassen.“

Sirius war drauf und dran zu vergessen, dass sie nur ein dummes Mädchen war.

Draco seufzte ihm dazwischen. „Ich bin noch am Leben, oder?“

„Ja, aber wie?“ Pansy schaute sich um, als würde sie in einem Loch wie Askaban eins war sitzen. „Ich hätte gewettet, du würdest dir ein Einzelzimmer besorgen.“

„Hab ich nicht“, sagte Draco knapp.

Pansy schien es nicht gewohnt zu sein, dass er so kurz angebunden war. „Na ja, nach allem, was passiert ist, können deine Eltern sich wohl keine Sonderwünsche mehr erlauben. Man hört so einiges.“

Draco sagte diesmal sogar gar nichts, was Pansy noch mehr aufzustoßen schien.

„Meinen Eltern hat es nicht gefallen, dass ich herkommen wollte.“ Sie schien ein Lob dafür bekommen zu wollen, dass sie sich ihren Eltern widersetzt hatte. Trotz der kleinen Pause, die sie für eine Antwort ließ, gab Draco ihr keine. „Mit allem, was du dir geleistet hast, ist das nachvollziehbar, nicht wahr? Du bist keine gute Partie mehr, Draco.“

Sirius hätte erwartet, dass Draco darauf eine schlagfertige Antwort hätte, aber er sagte wieder nichts. Er ließ Pansys Kommentare auf sich einprasseln wie einen Platzregen, den man nicht kommen gesehen hatte und nicht aufhalten konnte.

„Ich denke, dass es besser wäre, wenn wir uns nicht mehr sehen“, schlug Pansy wie ein Hai zu, der seine Beute zwischen die Zähne bekommen hatte.

Sirius war mehr denn je danach Pansy aus dem Raum zu werfen.

Draco reagierte dagegen ganz gelassen und zuckte mit den Schultern. „Wenn du meinst.“

Pansy sah auf einmal nicht mehr so aus, als hätte sie das so gemeint. Oder sie war einfach enttäuscht, dass Draco ihr keine Szene machte, nicht auf die Knie fiel und sie anflehte ihn nicht alleine zu lassen. Aber wenn sie so eine Reaktion erwartet hatte, war sie wirklich nicht sehr intelligent. Sirius kannte Draco nicht sehr lange und hätte ihr sagen können, dass das nie passieren würde.

„Ich meine das ernst“, sagte Pansy und rutschte auf den Rand ihres Stuhls, um aufzustehen. „Lass mich einfach in Ruhe, okay? Keine Eulen oder sonst was. Wiedersehen, Draco.“

Draco drehte seinen Kopf von Pansy weg, wühlte sich durch das Kissen und schaute direkt in Sirius‘ Richtung. Sirius bekam das aus dem Augenwinkel mit, versuchte sich aber weiter auf die Wand zu konzentrieren und spürte nur, wie Dracos Blick sich in seine Seite brannte.

Die Tür wurde lautstark zugeschlagen. Sirius blickte auf und stellte zufrieden fest, dass Pansy gegangen war.

„Du hast dir nicht einmal Mühe gegeben nicht zuzuhören, oder Black?“, sagte Draco.

Sirius wagte es ihm wieder in die Augen zu sehen, auch wenn er nicht wusste, was er erwarten sollte, und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Draco schien eher amüsiert, als irgendwie betroffen von dem, was Pansy gesagt hatte – was sie getan hatte.

„Ist dein Leben so langweilig, dass du dich an meinem laben musst?“, fragte Draco.

„Es ist ein kleines Zimmer“, gab Sirius zurück.

Draco gluckste. Er stützte die Hände zu beiden Seiten seines Kopfkissens auf und stemmte sich hoch. Die Decke rutschte von seinem Rücken, als er sich in den Schneidersitz setzte und zu Sirius herumdrehte. Es ging ihm besser. Über die letzten Tage hatte Sirius zugesehen wie die Haut auf seinem Rücken langsam nachwuchs, manchmal schmerzhaft genug, dass es Draco genauso den Schlaf raubte wie ihm. Dann hatten sie nebeneinander wach gelegen und so getan, als würden sie beide schlafen.

Genauso, wie sie so taten, als wäre Bellatrix nie von Dracos Fuß zu Fall gebracht worden. Als wäre nichts in diesem Korridor passiert. Vielleicht war es gerade an der Zeit so tun, als wäre Pansy, das Mopsgesicht, nie hier gewesen.

„Grässliches Mädchen“, sagte Sirius. „In der Hinsicht hast du wohl keinen Geschmack, Draco.“

Draco tat überrascht. „In welcher Hinsicht hab ich denn welchen?“

„Auch wieder wahr“, gab Sirius nickend zu. Unter Dracos missbilligendem Blick rutschte er auf seine Bettkante, setzte die Füße wieder auf und hielt sich nur schwer davon ab aufzustehen. Er schaute Draco ernster an. „Viel Nettes hat sie nicht gesagt.“

„Um ehrlich zu sein bin ich überrascht, dass sie überhaupt etwas gesagt hat“, antwortete Draco. „Wir haben seit Monaten kein Wort miteinander gesprochen.“

Sirius runzelte die Stirn. „Du sagst das, als würde es dich nicht stören.“

„Tut es nicht“, sagte Draco eisig.

Sirius wollte ihm das so gerne glauben, dass das Blut wie Feuer durch seine verkrampften Arme und seinen ganzen Körper schoss, aber er riss sich zusammen. „Sie ist kein sehr netter Mensch. Oder hübsch.“

Draco zog erst eine Augenbraue hoch und ließ die andere folgen. Sirius versuchte seine Stimme so neutral wie möglich klingen zu lassen:

„Was hast du an ihr gefunden?“

Draco öffnete sofort den Mund, nur um ihn wieder zu schließen. Er hielt sich mehr als eine Sekunde an Sirius‘ Blick fest, die Augen sonderbar leuchtend, als hätte jemand einen Leuchtzauber in den Nebel geworfen. „Sie hat mich gemocht. Sie hat mir oft und gerne gesagt, was es an mir zu mögen gibt. Ist das nicht, was jeder von sowas will?“

„Ich weiß nicht“, sagte Sirius mit den Gedanken viele Jahre weit weg. „Es ist nett jemanden zu haben, der dir sagt, wie toll du bist, bei jedem Unsinn, den du machst, applaudiert und was weiß ich, aber diese Art Menschen verschwindet ziemlich schnell von der Bildfläche, wenn es jemand Besseren gibt, dem sie Beifall klatschen können. Loyalität bedeutet ihnen rein gar nichts. Sobald du am Boden bist finden sie auch nichts mehr an dir, was man mögen könnte.“

Draco senkte den Blick auf seine Knöchel, die verschränkt übereinander lagen. Sirius drängte die Vergangenheit mit einem Kopfschütteln weit zurück.

„Es würde dich nur langweilen, wenn ich dir das Offensichtliche sage, oder? Sie mochte dich wegen deinem Geld, deinem Ruf, weil du gut aussiehst und ihr eine Position verschaffen könntest“, sagte Sirius.

„Ja, langweilig“, sagte Draco, bevor er sich ein Schmunzeln nicht länger verkneifen konnte. „Aber ich hab nichts dagegen, wenn man mir sagt wie unglaublich gut ich aussehe.“

Sirius nahm sein Kopfkissen und schleuderte es Draco entgegen. Er fing es ab, bevor es sein Gesicht traf, und zog es als Geisel in seinen Schoß. Sirius stieß sich auf die Beine und ging die anderthalb Schritte zu Dracos Bett, ließ sich dort auf die Kante und direkt neben ihn fallen. Dracos Grinsen war fast greifbar nahe und wurde zunehmend schmaler, sackte zu einem halben Lächeln ab.

„Du weißt, das wirklich niemand hier ist – und O’Shea schnarcht in seinem Gipskasten. Weder deine Mutter, noch dein Vater werden dich verurteilen, wenn du jetzt mit mir redest. Sag mir ruhig, wenn’s dir gerade schlecht geht.“

Draco umklammerte Sirius‘ Kissen, ließ ihn aber nicht aus den Augen. „Es geht mir nicht schlecht.“

„Niemand wird gern abserviert, Draco.“

„Sprichst du etwa aus Erfahrung?“, fragte Draco provozierend.

„Seh ich so aus, als würde ich das nicht?“

Draco rollte mit den Augen. „Du bist so gelangweilt, dass du wissen willst, wie es mir geht? Es ist mir egal, Black. Wie gesagt: Wir haben seit Monaten nicht miteinander gesprochen.“

„Wieso?“, fragte Sirius neugierig.

Draco wich seinem Blick aus, als wäre die Antwort offensichtlich und vielleicht langweilig, aber unangenehm. „Als mein Vater nach Askaban gekommen ist, hatte ich nicht mehr viel Zeit für irgendetwas – nicht einmal Quidditch. Du weißt sehr genau, was ich im Kopf hatte. Und dann… Du weißt, was passiert ist. Ich war nicht mehr in Hogwarts und als ich im nächsten Jahr wiederkam, hatte sich verdammt viel verändert. Alles. Und ich war nicht mehr unbedingt beliebt, egal bei wem. Ich war auch nicht sonderlich erpicht darauf mich vor irgendwelchen Dummköpfen zu rechtfertigen.“ Seine Stimme wurde rauer, aber er schien den Drang sich räuspern zu wollen zu unterdrücken. „Wir haben uns am Anfang des Schuljahres kurz Hallo gesagt und sobald wir mal wieder nach Hogsmeade durften, was ich lieber hab ausfallen lassen, ist sie nicht alleine hingegangen. Das schien mir ziemlich eindeutig – auch wenn ich nicht unbedingt gerne mit ihr nach Hogsmeade gegangen bin. Ich dachte, es gäbe nichts mehr zu besprechen.“

Sirius legte seine Hand auf Dracos Knöchel, strich tröstend über seine nackte Haut. Draco umfasste das Kissen in seinem Schoß fester. Er schaute Sirius an und das erste Mal, seit sie den Korridor angesprochen hatten, wirkte er unsicher. Sirius lächelte ihn an, auch wenn er damit nichts besser machte.

„Du verdienst was Besseres“, sagte Sirius.

„Ach?“ Draco lachte auf und schüttelte den Kopf. Dann rutschte er näher und lehnte sich zu Sirius vor, als würden sie zusammen aushecken, wie sie Professor McGonagalls Hut unbemerkt in einen Papagei verwandeln konnten. „Und was verdiene ich deiner Meinung nach? Askaban? Den Kuss eines Dementors?“

Sirius hatte das Gefühl sein Brustkorb war zu eng für sein heftig klopfendes Herz, und seine Rippen schienen sich mit jeder Sekunde enger darum zu schließen. „Ich finde“, raunte er Draco genauso verschwörerisch zu, „du verdienst jemanden, bei dem du dich wohl fühlst. Egal was du sagst oder tust. Das tun wir alle.“

Dracos Grinsen schwächte ab, aber das ließ nur eine verführerische Sanftheit zurück, die seine Lippen umspielte. „Merlin sei Dank geb ich keinen Knut auf deine Meinung, Black. Für so einen Quatsch müsstest du eine Galleone Strafe zahlen.“

„Merlin sei Dank hab ich ein ganzes Verlies davon“, sagte Sirius, und Draco stieß ein leises Glucksen aus, als die Tür einfach geöffnet wurde.

Quietschend schwang sie langsam auf und offenbarte einen Mann, dessen fehlende Nase von einem Verband im Gesicht ungeschickt verdeckt werden sollte. Er hatte einen entschlossenen, aber toten Blick. Sirius kannte ihn nicht und Draco schien es ähnlich zu gehen, auch wenn der Anblick ihn angewidert das Gesicht verziehen ließ. Es musste ein Besucher für den Gipskerl sein, der noch leise, aber deutlich vor sich hinschnarchte. Er bekam eher selten Besuch und wenn, dann brachte ihm eine verwirrt aussehende Frau unheimliche Pflanzen mit, die Davies aus ‚Sicherheitsgründen‘ aus dem Zimmer entfernte.

„Äh, hi“, sagte Sirius. „O’Shea schläft, glaube ich. Sie können ihn ruhig wecken. Er wird sich schlecht wehren können.“

Der Mann starrte ihn in Grund und Boden. Erst jetzt bemerkte Sirius den Zauberstab, der in seiner zitternden Hand lag. Und sein Blick galt auch nicht Sirius, sondern ging an ihm vorbei und bohrte sich in Draco.

Dann riss er den Zauberstab hoch und schrie: „Incendio!“

Ein Strahl aus Feuer schoss an Sirius vorbei, streifte ihn mit einer Hitze, wie er sie das letzte Mal am Raum der Wünsche gespürt hatte. Draco schrie auf, als der Fluch ihn an der Wange traf. Er klammerte sich an Sirius‘ Arm fest, kurz bevor Sirius aufspringen und dem nasenlosen Kerl auch noch ein Ohr abreißen wollte.

„Was bei Merlins Bart soll das?“, knurrte er. „Ich warne Sie, wenn Sie den nicht sofort runternehmen –“

„Du“, spuckte der Mann aus. „Du und deine Familie – dein Vater hat meine Frau gefoltert, in seinem riesengroßen Scheißhaus! Du solltest mit ihm in Askaban verrotten! Du solltest dafür bezahlen, was ihr uns allen angetan habt! Du wirst bezahlen!“

Sirius war dabei aufzustehen, als jemand den Kerl von hinten packte und mit einem lauten Rumps gegen die Wand rammte.

„Hey, ganz ruhig.“ Davies hatte sich den Kerl geschnappt und riss ihm den Zauberstab aus der Hand. Mit der anderen Hand presste er ihn weiter gegen die Wand, brachte ihn sogar zum Röcheln. „Was ist hier los?“

„Sie versorgen einen beschissenen Kriminellen, das ist los“, röchelte der Mann.

Davies zeigte sich wenig beeindruckt. „Wenn Sie einem meiner Patienten noch einmal zu nahe kommen, finden Sie sich in der Abteilung für Langzeitfälle wieder. Wollen Sie das?“

Der Mann gab ein verständnisloses Wimmern von sich.

„Jetzt weiß ich, wer Sie sind“, sagte Sirius knurrend. „Sie sind mir auf dem Gang hinterhergeschlichen. Sind Sie mir gefolgt?“

„Man erzählt sich, dass Sirius Black im selben Zimmer liegt“, sagte der Mann noch immer mit gequetschter Stimme. Davies ließ nicht lockerer. „Und sonst sagt einem ja niemand was.“

„Warum wohl?“, presste Davies hervor, packte den Mann an seinen Roben und warf ihn vor sich her aus dem Zimmer. „Welche Abteilung?“

„Ähm… was? Verletzungen durch Tierwesen“, wimmerte der Mann in einem Ton, als hätte ein Lehrer ihn nach der Ausgangssperre draußen erwischt.

„Sehr gut“, sagte Davies und schubste den Mann aus Sirius‘ Blickfeld heraus auf den Korridor. „Dann gehen wir Mr. Smethwyk jetzt erzählen, dass jemand an sein Bett geschnallt werden sollte.“

„Was? Aber den schnallen Sie nicht an? Ich bin nicht gefährlich! Solche sind eine Bedrohung für uns alle!“, hallte es aus dem Korridor nach, bis die beiden wohl außer Hörweite waren.

Sirius hatte sich zu Draco herumgedreht und hob vorsichtig eine Hand an sein Gesicht. Auf seiner Wange prangte eine kleine Brandwunde, die aber nicht sehr tief ging – vor allem im Vergleich zu seinem Rücken. Der Zauber musste ihn nur gestreift haben.

„Ist schon gut“, sagte Sirius. „So schlimm ist es nicht.“

Draco schaute ihn aus weitaufgerissenen Augen an. Er hielt sich noch immer an Sirius‘ Arm fest, wie sehr merkte Sirius erst, als er wie von der Acromantula gestochen losließ, aber der Abdruck seiner Finger in seinem Fleisch spürbar blieb.

Einen viel zu kurzen Moment später kam Davies zurück. „Lass mich mal sehen“, sagte er und setzte sich auf die noch freie Bettkante. Erst jetzt schien er Sirius zu bemerken. „Mr. Black, was machen Sie hier? Gehen Sie in Ihr eigenes Bett, danke.“

Bevor Sirius antworten konnte, hatte Davies sich wieder Draco zugewandt. Er umfasste Dracos leicht zitterndes Gesicht vorsichtig und drehte es so, dass er die Brandverletzung begutachten konnte.

„Das steckst du doch locker weg“, murmelte er. „Oder ist das winzig genug, dass du ein Drama draus machst? Ich erinnere mich sehr gut an den Hippogreif-Vorfall, weißt du?“

Draco sagte gar nichts. Sirius stand langsam auf und gab Davies Raum, damit er die orangene Paste, die auch Sirius‘ Hand geheilt hatte, auf Dracos Wange verteilen konnte. Er strich sehr behutsam über Dracos Wange, ein bisschen zu behutsam.

„Keine Sorge, ich glaube, ich kann dein Gesicht noch retten. Nicht, dass es da viel zu retten gäbe“, sagte Davies.

Draco blinzelte, als würde er gerade aus einem Alptraum aufwachen. Dann zuckten seine Mundwinkel. „Genug, dass du deine Finger nicht von mir lassen kannst, hm?“

Davies zwinkerte ihm zu und ließ von Dracos zugekleisterter Wange ab, wischte die orangene Paste von seine eigenen Fingern. „Mach dir keinen Kopf wegen diesem Kerl. Anscheinend hat ein Werwolf versucht sein Gesicht zu verspeisen. Das erzeugt automatisch Aggressionen. Mr. Smethwyk war schon auf der Suche nach ihm. Er hat Sie in der Cafeteria gesehen, Mr. Black, und ist wohl spontan auf die Idee gekommen sich mal Luft zu lassen.“

Draco antwortete wieder nicht.

„Ich glaube nicht, dass hier noch jemand rumläuft, der dich umbringen will, aber ich halte die Augen offen. Und zur Not hast du ja Mr. Black, den es nicht in seinem Bett hält.“ Davies grinste Sirius zu, bekam aber nicht einmal einen Blick zurück. „Apropos, ich habe mit meinem Vorgesetzten gesprochen, Mr. Black. Wenn Sie sich heute benehmen, kann ich Sie morgen gehen lassen. Wie hört sich das an?“

Sirius musste sich zwingen zu lächeln. „Großartig.“


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Der Hobbit 3
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Dan bat uns, seinen Schlafsack neben ein bestimmtes Mädchen zu legen. Und dann haben wir ein ferngesteuertes Furzkissen-Gerät in seinem Schlafsack versteckt. Da schlafen also hunderte von Kindern und plötzlich hört man das Geräusch, aber Dan fiel nicht aus seiner Rolle. Die Mädchen sagten alle als erstes 'Ich war's nicht.'
Alfonso Cuarón und Michael Seresin über Streiche am HP3-Set