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Fanfiction

Spinning Hearts - Erste Schritte

von Dr. S

Der Wald war dunkel und verschleiert von einem dichten Nebel. Ein Labyrinth aus verworrenen Zweigen, dicken Baumstämmen und hohen Sträuchern umgab ihn. Aus jedem Spalt sickerte der graue Nebel, wie etwas Lebendiges, das sich den Wald einverleiben wollte. Es war kalt genug, dass sein Atem zu seinem eigenen kleinen Nebel wurde. Seine Stimme hallte wie von hohen, kahlen Wänden wider.

Sirius schrie Harrys Namen, wieder und wieder, aber die einzige Antwort blieb das Echo seiner Stimme. Er wusste nicht, in welche Richtung er laufen sollte. Er wusste nur, dass er seinen Patensohn finden musste. Ihm war, als würde Voldemort ihm dafür direkt ins Ohr lachen.

Aber als er herumfuhr, war da nicht Voldemorts nasenloses Schlangengesicht. Nur eine Horde Schatten, die auf ihn zu schwebte. Zerfledderte Umhänge wehten im Wind, rasselnder Atem kam aus den tief gezogenen Kapuzen; es wurde kalt. Eiskalt wie in Askaban. Hunderte Dementoren kamen aus dem Nebel auf ihn zu.

Sirius drehte sich um und rannte blindlings in den Wald hinein. Äste knackten unter seinen Schritten, dann knackte etwas anderes und ein heißer Schmerz ging durch seine Beine. Sirius blickte an sich herunter und sah, wie sein linkes Bein in die vollkommen falsche Richtung weggeknickt war.

Der rasselnde Atem kam immer näher. Sirius lief weiter, kam aber nur einen Schritt weit. Sein anderes Bein brach inmitten des Unterschenkels durch. Der gebrochene Knochen hatte sein Hosenbein zerrissen und starrte ihm wie eine Schwertspitze entgegen. Sirius verlor das Gleichgewicht und knallte mit voller Wucht auf den Hintern. Sein rechtes Bein blieb stehen, nur von ein paar Fasern und Haut gehalten.

Von hinten näherte der rasselnde Atem sich. Die Dementoren kreisten ihn ein, beugten sich zu ihm herunter und präsentierten ihre schlundartigen Münder. Sirius schrie wieder. Er schrie nach Harry, nach James und um Hilfe, aber niemand würde ihn in diesem Nebelmeer finden. Sie waren alle tot, und er würde sie nie wiedersehen. Seine Seele würde im Magen der Dementoren gefangen sein. Für immer.

Sirius fuhr mit einem erstickten Schrei hoch. Er lag in einem Bett mit durchgeschwitzten Laken. Desorientiert und panisch tastete er den Stoff und die Matratze unter sich ab, suchte gleichzeitig in der Dunkelheit mit den Augen nach etwas Vertrautem, an dem er sich festhalten konnte. Er keuchte, als wäre er gerade durch die hohen Wellen der Nordsee geschwommen. Je mehr Luft er in seine Lungen zog, desto weniger schien er in sich zu behalten.

Rechts und links von sich machte er die Umrisse zweier Betten aus. Langsam kam die Erinnerung zurück, wo er war. Im St. Mungo’s. Weit weg von allen Dementoren. Sirius tastete seine Beine ab, die noch ganz waren, als er in seinem Augenwinkel eine Bewegung bemerkte.

Er schaute nach rechts. Draco schloss seine Augen sofort. Sirius starrte zu ihm, bis er sich nicht mehr sicher war, ob er in der Düsternis je überhaupt etwas gesehen hatte. Draco rührte sich nicht. Er lag noch immer wegen seines Rückens auf dem Bauch, hatte den Kopf aber zu Sirius gedreht. Sein weißblonder Haarschopf stach aus der Nacht heraus. Auf den zweiten Blick nicht mehr oder weniger als das schneeweiße Bettzeug, aber Sirius blieb trotzdem daran hängen. Zerwühlte Strähnen, inzwischen sauber und ohne Asche, hingen ihm in die Stirn. Sirius wartete auf eine Regung, ein winziges Zeichen, dass er nur so tat, als würde er schlafen. Nichts passierte. Draco lag ruhig da, die Wange tief in seinem Kissen vergraben, und schlief. Er sah nicht anders aus als im Wachzustand. Nicht friedlich oder ruhig, höchstens noch etwas distanzierter.

Sirius sank zurück in sein Kissen. Das Letzte, was er wollte, war, dass Draco Malfoy ihn wie ein Kleinkind aus einem Alptraum schrecken sah. Das Letzte, was er wollte, war, dass irgendjemand ihn so sah.

Sein Herz schlug noch immer viel zu schnell und er hatte Mühe seine Atmung zu beruhigen. Immer, wenn er die Augen schloss, tauchten die Dementoren wieder vor seinem inneren Auge auf, also starrte er einfach geradeaus. Schlaf war seit sechzehn Jahren nicht mehr auf seiner Seite. Seit Askaban konnte er die Nächte, die er durchgeschlafen hatte, an beiden Händen und vielleicht ein paar Zehen abzählen.

Das Licht der aufgehenden Sonne quälte sich allmählich durch das Fenster auf der Seite des Gipskerls. Es tauchte den Raum in ein gräuliches Blau. Sirius hasste es hier zu liegen und nichts zu tun. Zwölf Jahre hatte er so zugebracht, und jetzt war er wieder gezwungen liegenzubleiben und der Sonne beim Aufgehen zuzusehen.

Aus dem Mundschlitz des Gipskerls kam ein leises Pfeifgeräusch, als er aufwachte. Sirius begrüßte die blutunterlaufenen Augen mit einem Winken. Er bekam einen dieser unverständlichen Grunzer zurück.

Es dauerte noch ein paar Minuten, bevor Draco endlich aufhörte so zu tun, als würde er schlafen. Sirius drehte den Kopf zu ihm herum, als er das Rascheln seiner Decke hörte. Draco blinzelte sich wach, fuhr sich durch die Haare und wollte sich dann auf die andere Seite drehen.

„An deiner Stelle würde ich das nicht tun“, sagte Sirius.

Draco verharrte und drehte den Kopf wieder zurück zu Sirius. Er zog die Augenbrauen verwirrt zusammen, dann schien er das Spannen in seinen Schultern zu bemerken, schaute kurz nach hinten. Über Nacht hatte man das sonderbare Tuch, das sein verbranntes Fleisch auffraß, mit Bandagen fixiert, falls er sich drehen sollte. Draco seufzte und sank zurück in die Position, die er seit Sirius gestern aufgewacht war beibehalten hatte.

„Ich kann so nicht mehr liegen. Das fühlt sich an, als würde ich meine Lungen zerquetschen“, murmelte Draco noch schlaftrunken. Vielleicht hätte er sonst gar nicht mit Sirius gesprochen.

„Oh, konntest du ohne dein Himmelbett nicht gut schlafen?“, gab Sirius zurück.

Draco blickte ihn finster an. „Ich konnte genug schlafen. Kannst du dasselbe über dich sagen, Black?“

Sirius‘ Grinsen flackerte, aber er behielt es auf. Er wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr es an ihm nagte, dass ausgerechnet Malfoy Junior seinen Alptraum mitbekommen hatte. Aber das war in ihrer Lage wohl unvermeidbar. Seit Seidenschnabel und er auf der Flucht gewesen waren, hatte er sich keinen Schlafplatz mehr geteilt, und den Hippogreif hatte sein unruhiger Schlaf nie gestört.

„Soll ich mich geschmeichelt fühlen, dass du dich um meinen Schlaf sorgst?“, fragte Sirius.

„Ich wette, du kriegst es hin dich sogar bei Beleidigungen geschmeichelt zu fühlen.“

„Danke. Ich habe viele Talente.“

Draco verdrehte die müden Augen, dann rieb er den Schlaf aus ihnen.

„Soll ich es als Kompliment auffassen, dass du die ganze Nacht wachgelegen und mein friedliches Profil beim Schlafen beobachtet hast, ja?“ Sirius hatte schon als kleines Kind gelernt, dass Angriff die beste Verteidigung war. Eine Ladung provokanter Humor hatte seine Mutter immer wieder wunderbar zur Weißglut getrieben.

„Du unterschätzt wie viel Schönheitsschlaf du nachzuholen hast“, sagte Draco.

Sirius zog die Augenbrauen hoch. Anscheinend hatte Draco seine spitze Zunge schon am Morgen geschärft. Sein arrogantes Schmunzeln wollte Sirius geradezu zu einer Antwort provozieren. Genau deswegen schluckte er sie herunter.

„Wie geht’s deinem Rücken?“, fragte er stattdessen und sah Dracos Mundwinkel genauso einknicken, wie seine eigenen vorhin. Mit echtem Interesse schien er nicht gerechnet zu haben. „Tut’s noch weh?“

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“

„Ich hab mich nur erkundigt“, sagte Sirius seufzend. „Deine Eltern sind nicht hier, Harry ist nicht hier, und ich bezweifele, dass O’Shea dich verurteilen wird, wenn du ein oder zwei vernünftige Worte mit mir wechselst.“

„Aber die Sache ist, dass ich noch in den Spiegel sehen möchte, wenn ich hier rauskomme“, sagte Draco.

„Willst du das wirklich?“ Sirius ließ die Skepsis weder aus seiner Stimme, noch aus seinem Blick. Mit Dumbledore, dem Dunklen Lord und dem Krieg auf dem Gewissen wäre es für jeden normalen Menschen schwer seinem Spiegelbild in die Augen zu sehen. Draco wich Sirius‘ Blick aus, als würde er das ähnlich sehen, und irgendwie tat das Sirius leid.

Sirius seufzte. „Ich habe nicht sehr gut geschlafen und ich wäre dir sehr dankbar – ganz ohne Sarkasmus – wenn du das für dich behalten würdest, Draco.“

„Ich weiß nicht, was du meinst“, sagte Draco desinteressiert. „Es interessiert mich nicht, ob du überhaupt schläfst. Und wenn du willst, dass das ein Geheimnis bleibt, solltest du es vielleicht für dich behalten – ganz ohne Sarkasmus.“

Sirius runzelte die Stirn. Er war sich ziemlich sicher, dass Draco ihm seinen Alptraum ewig vorhalten könnte, aber warum schien er das nicht zu wollen? Anscheinend hatte er Ron sehr lange vorgehalten, dass er Schnecken gespuckt hatte – eine lustige Vorstellung, über die er nicht lange nachdenken durfte, sonst musste er nach lachen. Er war verwirrt, dass Draco ihn mit diesem Alptraum davonkommen ließ.

Vielleicht wusste er es wirklich nicht oder hatte es selbst für einen Traum gehalten.

Sirius kreuzte Dracos Blick auf der Suche nach Hinweisen. Das Grau seiner Augen erinnerte Sirius an den Nebel aus seinem Traum. Unergründbar und verwirrend warf es ihn aus der Orientierung. Er musste wieder an Bellatrix denken, an ihren schockierten Blick, als Draco ihr das Bein weggerissen hatte.

Sirius drehte sich auf die Seite, weg von dem Gipskerl. Seine Rippen beschwerten sich mit einem schmerzhaften Ziehen über die Belastung, aber er ignorierte sie.

„Ich sollte mich bei dir –“

Es klopfte scharf an der Tür. Roger Davies kam dicht gefolgt von zwei Tabletts und einem Glas in den Raum.

„Guten Morgen“, sagte er und ließ die Tabletts zu Draco und Sirius fliegen, das Glas mit einer widerlich dicken grünen Flüssigkeit zu O’Shea. Sirius interessierte sich mehr für das Gemurmel und die Schmerzenslaute, die durch die offene Tür zu ihnen hinein schlüpften, als für das Frühstück. Er setzte sich auf und reckte den Hals, um einen Blick nach draußen zu werfen, als Davies die Tür zu schlug.

Das Tablett mit seinem Frühstück landete auf seinem Schoß. Eine Schüssel mit Haferschleim und ein Glas Kürbissaft standen vor ihm. Die breiige Masse wirkte wie ein misslungener Zaubertrank, der jeden Moment eine große Blubberblase produzieren würde. Sirius hatte schon weniger appetitliche Dinge gegessen. Draco zog ein Gesicht, als hätte man ihm das Erbrochene eines Hippogreifs vorgesetzt. Narcissa musste ihm das gezeigt haben; er sah seiner Mutter in diesem Moment ziemlich ähnlich.

„Traurig, dass es keinen Kaviar gibt?“, raunte Sirius.

„Traurig, dass es kein Müsli ist“, gab Draco zurück.

„Wie geht es uns heute?“, übertönte Davies ihr Gespräch. Er schnippte mit dem Zauberstab und das Glas vor O’Sheas Nase drehte sich, sodass er an den Strohhalm kam und die Flüssigkeit gierig einsaugen konnte. „Irgendwelche Schmerzen? Neue Verletzungen? Ausbruchsversuche?“ Davies drehte sein Grinsen in Sirius‘ Richtung.

„Wenn ich sage, dass es mir wunderbar geht, lassen Sie mich auch nicht gehen, oder?“, erwiderte Sirius.

„Ich bin gleich bei Ihnen“, würgte Davies ihn ab und ging zu O’Shea rüber, der sein Glas bereits ausgetrunken hatte. Davies nahm es aus der Luft und stellte es auf den Nachttisch, dann leuchtete er mit dem Zauberstab in O’Sheas Sehschlitz.

Sirius trank seinen Kürbissaft aus, während er zusah, wie das Licht von Davies‘ Zauberstab durch den Gips hindurchschimmerte. „Was hat er wohl?“, raunte er Draco zu.

„Eine Menge Pech?“, antwortete Draco. Er lag noch immer auf dem Rücken und versuchte seine Hand zu dem Tablett zu schieben, das vor ihm in der Luft schwebte. Als er ungelenk nach dem Löffel griff, streifte er sein Glas und stieß es fast um. Eine Welle Kürbissaft schwappte über den Rand. Draco manövrierte seine Hand an dem Glas vorbei, aber die Bewegung grub den Schmerz in sein Gesicht.

Sirius reagierte instinktiv. Er stellte sein Tablett zur Seite und schlug die Beine aus dem Bett. Von seiner Bettkante aus kam er ohne sich strecken zu müssen an Dracos Tablett. Er schnappte sich den Löffel, tunkte ihn in den Haferschleim und schob ihn Draco entgegen.

„Was soll das werden?“, zischte Draco, als hätte Sirius ihm den Haferschleim ins Gesicht geschnippt.

„Bist du jetzt hungrig oder nicht?“, fragte Sirius und ließ den Löffel wenige Millimeter vor Dracos Mund einen kleinen Kreis drehen.

„Ich werd dich nicht – umpf.“

Sirius schob den Löffel in Dracos Mund, kaum dass er wieder offen stand. Draco starrte ihn aus weitaufgerissenen Augen an, die ihn an ein aufgescheuchtes Reh erinnerten. Sirius gluckste. Er zog den Löffel wieder aus Dracos Mund, nur um erneut Haferschleim darauf zu häufen.

Draco sah aus, als würde er ihm den Haferschleim entgegenspucken wollen. Dann schluckte er.

Sirius schob ihm den zweiten Löffel provozierend lächelnd entgegen. Dracos Augen loderten vor Hass. Der verwirrende Nebel hatte sich gelichtet und darunter glühten pure, raue Emotionen. Es stand ihm. Was nicht sehr viel sagte. Er sah nicht schlecht aus, im Gegenteil sogar. Weder die Erschöpfung, noch die zerwühlten Haare oder die grimmige Miene ließen ihn weniger gut aussehen. Eine merkwürdige Assoziation, wenn man sich ins Gedächtnis rief, wie ähnlich er dem Idioten Lucius sah. Sirius schüttelte sie ab und schob den Löffel in Dracos Mund, bevor er ihn öffnen konnte, um etwas zu sagen.

„Was er wohl angestellt hat? O’Shea“, murmelte Sirius. „Er hat es schlimmer als wir beide zusammen getroffen. Hoffentlich stand er wenigstens auf der richtigen Seite.“

„Er stand auf keiner.“ Draco wich dem Löffel aus. Sirius erwischte ihn damit fast an der Wange. „Er war nicht in Hogwarts. Von dem, was ich gehört hab, arbeitet er mit magischen Pflanzen. Er hat an einer Tentakelpflanze rumgespielt, bis sie ihn in die Finger bekommen und ihm mit ihren neuen Zähnen die Knochen ausgesaugt hat.“

Sirius drückte den Löffel diesmal wirklich gegen Dracos Wange.

„Hey!“

„Sorry.“ Sirius schaute über die Schulter, wo der Gipskerl von Davies untersucht wurde. „Aber auf so eine bescheuerte Idee muss man auch erstmal kommen.“

„Mit bescheuerten Ideen kennst du dich doch aus, Black“, sagte Draco schmunzelnd und Sirius gluckste.

„Ja, also –“

„Was, denken Sie, tun Sie da, Mr. Black?“, durschnitt Davies‘ Stimme die Luft. „Legen Sie sich wieder ins Bett.“

„Ich bin doch immer noch in meinem Bett“, sagte Sirius.

„Legen Sie sich wieder hin.“ Davies war mit dem Gipskerl fertig und stampfte zu Sirius herüber. Er baute sich vor Sirius auf und schien kurz davor ihn an sein Bett zu fesseln.

„Sie sind ganz schön scharf darauf mich ins Bett zu kriegen, hm?“, scherzte Sirius.

Davies fand das nicht lustig. „Sie sollen noch nicht aufstehen, Mr. Black. Legen Sie sich bitte wieder hin.“

„Erstens bin ich nicht aufgestanden und zweitens geht es mir schon viel besser. Ich kann bestimmt nach Hause.“

„Sie können nach Hause, wenn ich sage, dass Sie nach Hause können“, sagte Davies.

Sirius blieb stur auf der Bettkante sitzen. Er nickte zur Tür. „Wer ist da draußen? Ich hab Stimmen gehört.“

Davies schaute ihn stirnrunzelnd an.

„Ich habe Menschen gehört, denen es offensichtlich nicht gut geht. Lagern Sie Ihre Patienten auf dem Korridor?“

„Wir sind bis unters Dach voll, Mr. Black. Das hier ist eigentlich ein Einzelzimmer. Ein paar der nicht kritischen Fälle haben wir vorläufig auf dem Flur untergebracht, ja“, antwortete Davies. Trotz seiner Arroganz ließ er durchblicken, dass er mit der Situation alles andere als zufrieden war.

„Ich bin kein kritischer Fall. Lassen Sie mich gehen und Sie haben Platz.“

„Und ich hätte Harry Potter am Hals“, sagte Davies. „Und um ehrlich zu sein, zwei Drittel der Menschen da draußen machen einfach nur gerne ein Drama. Da ist dieser Mr. Smith, der mir schon den ganzen Morgen hinterherläuft. Er wollte sein Kind aus Hogwarts abholen und ist in das Schwert einer Rüstung gelaufen. Hatte einen Kratzer am Arm, den ich sofort geheilt habe. Die Klinge war nicht einmal verflucht. Ich habe keine Ahnung, wieso sie ihn überhaupt in die Abteilung für Fluchschäden geschickt haben. Wahrscheinlich nur um mich zu ärgern.“

„Ach, denken die etwa, ich mache meinen Job nicht gut genug?“, fragte Sirius schmollend.

Davies schaute ihn streng an. „Legen Sie sich wieder hin, Mr. Black. Sie müssen sich noch ausruhen. Ihr Körper ist geschwächt, auch wenn Sie sich vielleicht nicht so fühlen. Wir müssen Ihre Knochen stärken und das verlorene Blut regenerieren.“ Er gab es auf Sirius die Wahl zu lassen und schob ihn mit einer Hand zurück in sein Kissen. Mit der anderen Hand holte er zwei Phiolen aus seinem Umhang. „Ein blutbildender Trank und einer, der die nachgewachsenen Knochen stärken wird. Trinken Sie die.“

Als Sirius sich nicht rührte, schnippte Davies die Korken von der ersten Phiole und presste sie gegen Sirius‘ Lippen, ganz so, wie er es mit dem Löffel bei Draco getan hatte. Sirius wollte den Kopf wegdrehen und etwas sagen, aber Davies ließ ihn nicht. Er packte grob Sirius‘ Kiefer und zwang ihn zu schlucken. Sirius wehrte sich nicht einmal mehr, verschluckte sich aber fast.

Davies steckte die leeren Phiolen wieder weg. „Ausziehen. Ich muss mir Ihre Verletzungen ansehen.“

„Ach, das soll ich selber machen?“, fragte Sirius trocken, knöpfte aber das Pyjamahemd auf, das er Kreacher gezwungen hatte ihm zu bringen. Er streifte das Hemd ab und fing dabei Dracos amüsierten Blick auf. Sirius verdrehte die Augen in seine Richtung.

Davies nahm ihm nüchtern die Bandagen ab und legte die Wunde auf Sirius‘ Seite frei. Sie war noch immer tiefrot und geschwollen. Davies holte eine weitere Phiole aus den Tiefen seines Umhangs und tröpfelte eine neue Schicht Diptam auf die Wunde.

„Sehen Sie das?“, murmelte er und fuhr dabei über die tiefroten Ränder der Narbe. Als hätte jemand sie dort hineingebrannt. „Wenn Sie sich weiter so bewegen, wird die Wunde wieder aufreißen. Das Gewebe ist dünn und strapaziert. Magie kann nur so viel weiterhelfen, wenn der Körper zu schwach ist, um die Heilung zu unterstützen.“

„Ja, Mummy“, sagte Sirius.

Davies schob zwei Finger zwischen seine Rippen. Der Schmerz loderte auf, als hätte er ein Messer dazwischen gerammt. Sirius biss die Zähne zusammen.

„Solange das wehtut, sollten Sie liegenbleiben“, sagte Davies. „Heute Mittag und Abend gebe ich Ihnen noch einmal die Tränke, dann können wir morgen ein paar Schritte gehen. Wie hört sich das an?“

„Nach einem Kompromiss“, sagte Sirius.

Davies seufzte erschöpft auf. Er wickelte Sirius wieder in seine Bandagen ein und tastete seine Beine ab. Sie brachen nicht wie trockene Äste durch, aber der Schmerz war schwer zu ignorieren. Sirius hatte das leise Gefühl, dass Davies nicht unbedingt sanft mit ihm umging. Nicht, dass er ihm einen Grund dazu gegeben hatte.

Sirius‘ verbrannte Hand wurde als nächstes ausgepackt. Die orangene Paste hatte ihre Arbeit getan und die Überbleibsel des Brandzaubers bis auf eine leichte Rötung reduziert. Davies testete, wie gut sich Sirius‘ Finger bewegen ließen. Sein Grinsen war ihm vergangen, was ihn müder aussehen ließ.

„Sind Sie überhaupt nach Hause gekommen, bei dem ganzen Chaos?“, fragte Sirius. Er heuchelte das Interesse nicht einmal, immerhin hatte er es dem jungen Heiler nicht unbedingt leicht gemacht.

„Ich hab hier geschlafen. Falls Sie also aufgestanden und zusammengeklappt wären, hätte ich sie gleich wieder ins Bett bringen können“, sagte Davies und fand sein Grinsen wieder. „Das sieht alles gut aus, Mr. Black. Ruhen Sie sich einfach noch etwas aus, essen Sie auf und dann dürften Sie bald wieder auf dem Damm sein.“

Sirius tat das mit einem Seufzen ab. Seine Hand wurde nicht wieder eingepackt. Er spreizte und drehte sie, bis die Haut spannte.

Davies spazierte derweil zu Draco herüber. Sirius zog sich sein Hemd wieder über, während Dracos Rücken freigelegt wurde. Das Fleisch glänzte rosig. Blut und Wundflüssigkeit hatte sich zwischen seinen Schulterblättern gesammelt. Als die Luft an seine Haut kam, verzog Draco die Mundwinkel.

„Viel besser“, sagte Davies, auch wenn es aus Sirius‘ Perspektive alles andere als gut aussah. Einen Unterschied zu gestern konnte er auch nur soweit feststellen, dass von den schwarzen Verbrennungen keine Spur mehr zu sehen war. „Wie hast du geschlafen?“

„Nicht meine Lieblingsposition“, murmelte Draco.

„Da ist wohl jemand nicht auf den Geschmack gekommen“, schmunzelte Sirius.

Draco verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Bevor er etwas sagen konnte, zog Davies seinen Zauberstab und schnippte eine Trennwand aus dem Nichts zwischen Dracos und Sirius‘ Bett. Sirius blieb nichts übrig als das Schattenspiel ihrer Umrisse zu betrachten.

„Hey, aber bei mir war zusehen okay, ja?“, sagte Sirius. Diese Trennwand schloss ihn nicht nur aus, sie sorgte automatisch dafür, dass er nichts interessanter fand als was dahinter vor sich ging.

„Ich kann so nicht mehr liegen“, hörte er Draco seine Beschwerde von heute Morgen wiederholen.

„Wenn wir das gut festmachen, kannst du dich aufsetzen“, sagte Davies. Draco gegenüber schien er weitaus kulanter zu sein. „Du darfst dich nur nicht mit dem Rücken gegen etwas lehnen, verstanden?“

Ich kann logisch denken“, sagte Draco sarkastisch. „Mir ist kein halbes Dach auf den Kopf gefallen.“

Davies gluckste, auch wenn er halbherzig versuchte es sich zu verkneifen. „Das hier wird die neue Haut nachwachsen lassen. Wenn es –“

Draco japste vor Schmerz auf. Sirius sah, wie sein Schatten förmlich aufsprang. Davies drückte ihn an den Armen wieder herunter auf die Matratze, wo er ihn anscheinend mit mindestens einer Hand festhalten musste. Draco stöhnte dumpf in sein Kissen. Sirius verspürte das merkwürdige Bedürfnis Davies zu fragen, was er da verdammt nochmal trieb, aber er schluckte es herunter. Es war ein grauenhafter Anblick, wie Dracos Schatten sich krümmte und Davies sich darüber beugte, wie ein hungriger Werwolf über seine Beute.

Für ein paar Minuten hörte er nichts außer Dracos Atem, der sich schwer aus seiner Kehle quälte, und ab und zu leises Gemurmel von Davies. Dann half Davies Draco sich aufzusetzen.

„Geht es so?“, fragte er.

Draco gab ein abfälliges Schnauben von sich und keine Antwort. Davies ließ die Trennwand wieder verschwinden.

„Es sollte nicht allzu wehtun, während alles nachwächst. Wenn dir irgendetwas merkwürdig vorkommt, sag Bescheid. Ansonsten schau ich mir das heute Abend noch einmal an.“

Draco nickte. Er saß gekrümmt, aber aufrecht in seinem Bett und hielt einen Arm über seinem Bauch verschränkt. Die Bandagen lagen jetzt um seinen ganzen Oberkörper und wanden sich um seine Schultern. Davies half ihm in ein Pyjamahemd, das Draco bisher nicht hatte anziehen dürfen. Es missfiel ihm sehr offensichtlich, dass ihm dabei geholfen wurde, und er schob Davies‘ Hände aus dem Weg, als die seine Knöpfe schließen wollten.

„Jetzt kriegst du es auch hin alleine zu essen“, sagte Davies und warf Sirius einen kurzen Blick zu. „Gentlemen, wir sehen uns in ein paar Stunden wieder. Wehe, ich erwische einen von ihnen dabei leidend auf dem Flur rumzuliegen.“ Er grinste in die Runde, bevor er um Dracos Bett herumwanderte und seinen Knöchel zum Abschied drückte. Draco reagierte darauf kaum, aber Sirius hätte zumindest mit einem angewiderten Blick gerechnet. Im Gegenteil: Er schien sich zu einem Lächeln hinreißen zu lassen, auch wenn es mehr wie eine schmerzhafte Grimasse aussah.

Davies verschwand durch die Tür und ließ für einen Moment wieder das Stöhnen aus dem Flur herein. Sirius versuchte ihm nachzuschauen, einen noch so kurzen Blick nach draußen zu werfen, aber da schloss Davies die Tür wieder und er hatte nichts als Dracos krumme Schultern im Blick. Draco versuchte sich gerade hinzusetzen und testete, wie sehr er seine Schultern beanspruchen konnte. Er war blass, hatte alle Farbe aus dem Gesicht verloren und atmete noch angestrengt.

„Schlimm?“, fragte Sirius.

Draco reagierte weniger auf ihn, als auf Davies‘ Dauergrinsen, und schaute ihn nicht einmal an. „Ein bisschen, als würde eine Katze meinen Rücken benutzen, um sich die Krallen zu schärfen.“

„Vielleicht weiß unser lieber Mr. Davies nicht, was er da tut.“

„Du meinst, weil er dich nicht durch die Gegend tanzen lässt? Er ist nicht mehr da. Meinetwegen kannst du aufstehen und eine Pirouette drehen, Black. Ich würde dich auch nicht verpfeifen, wenn du umfällst.“

„Das hättest du gerne“, erwiderte Sirius. Sein Blick wanderte über Dracos ausgestreckte Beine unter der Decke und blieb an seinem Knöchel hängen. „Ihr kennt euch?“

Draco schaute ihn an, als hätte Sirius ganz plötzlich das Thema zu Einhörnern gewechselt. Dann zuckte er mit den Schultern. „Wie man sich eben kennt. Er war Kapitän von Ravenclaws Quidditchmannschaft für ein paar Jahre. Hat mal versucht mich vom Besen zu tacklen, weil ich den Schnatz vor seiner Sucherin bekommen hab. Er ist direkt in die Tribüne gekracht.“

Sirius‘ Mundwinkel zuckten unweigerlich.

„Fleur Delacour hat ihn mit zum Weihnachtsball genommen“, fuhr Draco fort. „Er hat sich den ganzen Abend vollgesabbert. Sah aus, als würde er ein Lätzchen brauchen.“

„Scheint was für Blondinen übrig zu haben, hm?“, gab Sirius zurück.

„Neunzig Prozent aller Schüler hatten was für sie übrig“, sagte Draco. „Was machst du da, Black?“

Sirius hatte seine Decke zur Seite geschlagen und ließ die Beine aus dem Bett baumeln. „Ich gehe ein paar Schritte. Ich weiß, du wolltest mich tanzen sehen, aber dann müsste ich dich umbringen.“

„Du sollst doch liegenbleiben“, sagte Draco. „Machst du das nur, um Davies eins auszuwischen?“

„Sowas denkst du von mir?“ Sirius schüttelte gespielt empört den Kopf, bekam aber nur ein Augenrollen zurück. Vorsichtig setzte er seine Füße auf den Boden. Er war kalt unter seinen nackten Sohlen. „Ich mache nur ein paar Schritte, dann kann jeder einsehen, dass ich hier raus kann. Das dürfte dir doch auch gefallen.“

Draco senkte den Blick auf Sirius‘ Füße. Er sagte nichts, schaute aber sehr genau hin, als Sirius sein Gewicht auf seine Füße verlagerte. Es fühlte sich an, als würde er in Treibsand einsinken. Er stemmte sich von der Bettkante; seine Knie knackten unter seinem eigenen Gewicht. Sirius hörte ein fernes Echo von rasselndem Atem in seinem Kopf. Er schüttelte es ab und ließ die Bettkante los, blieb fest auf beiden Füßen stehen.

„Tadaa!“ Er breitete die Arme aus, als würde er Dracos Applaus erwarten, den er natürlich nicht einmal sarkastisch bekommen hätte. Stattdessen hob Draco bloß eine Augenbraue. Sirius grinste ihn an. „Sieht doch ganz gut aus.“

Sirius machte den ersten Schritt vorwärts, als der Schmerz sich meldete. Wie ein gut gezielter Cruciatus-Fluch schoss er durch seinen Knöchel und hoch bis zu seinem Knie, strahlte bis in seinen Oberschenkel aus, als er den Fuß aufsetzte. Sirius stieß ein scharfes Zischen aus. Er konnte sein Gewicht nicht auf dem Fuß halten und kippte zur Seite. Auf der Suche nach Halt packte eine Hand seinen rudernden Arm. Draco hielt ihn fest.

Sirius starrte geschockt in Dracos aufgerissene Augen. Draco zog an seinem Arm, um Sirius auf den Beinen zu halten – das Problem war nur, dass er jetzt drohte statt nach hinten nach vorne und direkt auf Draco zu fallen. Sirius machte instinktiv einen schmerzhaften Schritt nach hinten weg, aber Draco ließ ihn wenn überhaupt zu spät los.

Sirius knallte mit einem Rumps auf den Boden und riss Draco mit Schwung aus dem Bett. Er fiel direkt auf Sirius. Sein Gewicht schlug Sirius‘ Oberkörper gegen den Boden und die Luft aus seinen Lungen. Draco stöhnte in sein Ohr, Sirius ihm gegen den Hals.

„Au“, sagte Sirius heiser.

„Vollidiot“, sagte Draco.

Sirius drückte Draco von seiner Brust weg. „Das lief nicht ganz so wie geplant.“

Draco schnaubte höhnisch auf. Er hatte seine Decke vom Bett heruntergerissen, hing mit einem Fuß noch halb darin fest. Mit dem Rest seines Körpers lag er auf Sirius.

„Wenigstens war ich dein Kissen“, sagte Sirius.

„Ich hoffe, es hat wehgetan.“

Sirius spürte den Schmerz in seinen Beinen und Rippen dort, wo Dracos Hände sich abgestützt hatten. Er pochte leise vor sich hin, war aber leicht zu ignorieren. In seiner Brust, geschützt hinter den malträtierten Rippen, pochte etwas anderes spürbarer. Sein Herz hüpfte aus dem Rhythmus, wahrscheinlich vor Schock, und es wurde nicht besser, als Draco sich mit der Hand ganz in der Nähe abstützte.

„Da muss ich dich wohl enttäuschen“, sagte Sirius.

Dracos finsterer Blick hatte nur wenige Zentimeter zu überbrücken und bohrte sich genau in Sirius‘. Schmerz konnte er in Dracos Augen nicht lesen. Sirius musste schmunzeln.

„Ich hoffe, das hier tut weh“, sagte Draco und drückte sich mit der Hand auf Sirius‘ Oberschenkel hoch. Sein ganzes Gewicht presste sich gegen Sirius‘ schmerzenden Knochen und die Wärme seiner Hand grub sich tief in sein Fleisch.

Es tat nicht weh. Ganz und gar nicht.

Draco stemmte sich weg und plumpste neben Sirius auf den Boden. Er tastete nach seiner Bettkante, wo er sich festhielt.

Sirius zog sich an seinem Nachttischchen auf die Füße. Er bekam es leichter hin als beim ersten Mal. Als er wieder sicher stand, streckte er die Hand nach Draco auf dem Boden aus. Dem skeptischen Blick aus Dracos Augen begegnete er mit einem Lächeln. Draco zögerte und musterte Sirius‘ Hand, als wüsste er nicht, was er damit anfangen sollte. Dann streckte er seine Hand wie zu einem Handschlag aus. Sirius packte sein Handgelenk und zog ihn wieder auf die Beine. Er schlug ihm sachte gegen die Schulter, als sie beide etwas wackelig voreinander standen.

Es war das erste Mal, dass sie wirklich voreinander standen. Draco war größer, als er gedacht hatte. Er musste Harry um ein paar Zentimeter überragen, kam aber nicht an Sirius heran. Auch nicht, als er das Kinn reckte um genau diesen Abstand zu verringern.

„Den Rest musst du mich nicht mehr stützen“, sagte Sirius und ließ Draco los.

„Ich hab nicht… Du willst danach immer noch rumlaufen, Black?“

„Hab sonst nicht viel zu tun“, sagte Sirius.

Draco schüttelte den Kopf über ihn und setzte sich wieder auf sein Bett. Er behielt Sirius im Auge, als er seinen zweiten Versuch eines ersten Schritts unternahm. Diesmal war er auf den Schmerz vorbereitet und atmete dagegen an. Er setzte den rechten Fuß erfolgreich auf und hielt sein Gleichgewicht auch als er den anderen nachzog. Langsam arbeitete er sich vorwärts und schaffte am Fußende von Dracos Bett sogar einen richtigen Schritt, anstatt wie ein müder Fünftklässler vor den Prüfungen durch den Raum zu schlurfen.

Er grinste Draco an, als er an seinem Fußende vorbeiging. „Na?“

„Wow, Black, du bist wieder auf dem Stand eines Kleinkinds“, sagte Draco trocken. Seine Hände lagen offen und regungslos in seinem Schoß, als wüsste er nicht, was er damit anfangen sollte.

„Danke“, sagte Sirius grinsend. Er ging vorsichtig weiter in Richtung Tür. Seine Schritte wurden sicherer, er schaffte es sich aufrechter zu halten und drohte nicht noch einmal umzufallen, bis er die Tür erreichte.

„Wo willst du hin?“, fragte Draco

„Ich will sehen, wer da draußen liegt“, sagte Sirius und öffnete die Tür.

Auf dem Korridor stand nicht nur ein Bett. Zwischen jeder Tür waren Betten aufgebaut und jedes von ihnen war belegt. Sirius blickte den Gang herunter und blieb an einer Frau hängen, die sich wie ein Embryo zusammengerollt hatte und bis zum Kinn unter ihrer Decke verschwand. Dahinter stöhnte ein Mann, dessen Augen mit einer dicken Bandage verbunden waren. Direkt gegenüber von ihrem Zimmer saß ein Mann, dessen Arm in einer Schlinge hing. Er stand auf und trat auf Sirius zu.

Sirius lächelte ihn schräg an. Der Mann schielte an ihm vorbei in das Zimmer.

„Jemand wie du kriegt also ein hübsches Zimmer, ja?“, sagte der Mann. Sirius folgte seinem Blick, der an Draco haftete. „Wie viel hat dein Daddy dafür bezahlen müssen? Du solltest eine Zelle in Askaban für dich haben, mehr nicht.“

Draco wich dem Blick des Mannes desinteressiert aus.

„Ich rede mit dir, Malfoy.“

„Hey.“ Sirius stieß seine Hand gegen den Mann, als der versuchte an ihm vorbeizugehen. „Was soll das werden?“

„Nehmen Sie die Hände von mir, Black. Sie sollten das genauso unfair finden wie alle anderen“, sagte der Mann. „So einer wird besser behandelt, als die ganz normalen Menschen, trotz allem, was er und seine Familie getan haben.“

„Er wird so behandelt, weil er sich im Gegensatz zu Ihnen nicht an Papier geschnitten hat“, sagte Sirius und schaute auf die nutzlose Schlinge, die vollkommen gesundes Fleisch festhielt. Er schlug die Tür in das entsetzte Gesicht des Mannes.

Schnaubend drehte Sirius sich um und schleppte sich zurück zu seinem Bett. Draco hatte den Nutzen für seine Hände wiedergefunden und rieb sie beschäftigt gegeneinander. Sirius setzte sich wieder auf seine Bettkante.

„Ich hasse es Davies zustimmen zu müssen, aber der Kerl ist wirklich eine Drama Queen“, sagte er mit gepresster Stimme.

Draco zuckte mit den Schultern. „Aber keine sehr gute. Aus so einem Arm kann man locker sechs Wochen Schmerzen schlagen.“

Sirius schüttelte den Kopf. Er fragte sich ernsthaft, wie viele Kerle da draußen so reagieren würden, wenn sie einen verletzten Draco Malfoy bei dem Verbrechen entdeckten ein Bett zu besetzen. Er konnte darüber nur weiter den Kopf schütteln, auch wenn er gerne mehr gesagt und getan hätte.

Zu Unrecht? Er wusste, was unter Dracos linkem Ärmel versteckt lag. Was es bedeutete. Aber er wusste auch, dass Draco Bellatrix nicht die Chance überlassen hatte ihn aus dem Weg zu räumen. Oder Harry. Das musste auch etwas bedeuten.

So wie Draco an seinem linken Ärmel zupfte, hatte er auch nicht vergessen, was das bedeutete.

„Vergiss ihn einfach“, sagte Sirius.

Draco ließ ertappt von seinem Ärmel ab. „Was interessiert es dich? Sicher findet ihr genug Gemeinsamkeiten – vorausgesetzt, du schaffst es nochmal bis zur Tür.“

„Das bezweifel ich“, sagte Sirius rau. „Also, dass ich dem da zustimme. Zur Tür schaff ich’s nochmal.“

Draco blickte auf. Sein Blick war anders finster, irgendwie dunkel wie ein nächtlicher Wald im Nebel. „Das Letzte, was ich will, ist von dir in Schutz genommen zu werden, Black. Ich kann auf mich selbst aufpassen.“

Sirius zuckte mit den Schultern. „Man kann sich nicht immer aussuchen von wem man beschützt wird.“

Draco schluckte leise. „Du… Wieso willst du so schnell hier raus?“

„Oh, nimmst du das persönlich?“ Sirius grinste und brachte sich mit der Absurdität dieser Vorstellung fast selbst zum Lachen. „Noch wirst du mich wohl nicht los. Spielst du Schach?“

„Was?“

„Es dauert sicher noch, bis uns irgendjemand besuchen kommt“, sagte Sirius. „Ich kann meinen Hauself zwingen uns ein Schachspiel zu besorgen. Das könnte uns die Zeit vertreiben.“

„Was würde dein Patensohn sagen, wenn er uns zusammen spielen sieht?“, gab Draco provozierend zurück.

„Was werden deine Eltern sagen?“

„Ich werde so tun, als würdest du gegen dich selbst spielen“, sagte Draco. „Das passt zu dem Bild des verrückten Massenmörders, das sie dir so gerne anhängen.“

Sirius ließ die Augenbrauen hüpfen. „Das heißt wohl ‚Ja‘.“

Draco schaute ihn nur widerwillig an und biss sich auf die Innenseite seiner Wange, hielt ein Schmunzeln zurück. „Meinetwegen…“


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