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Fanfiction

Spinning Hearts - Nach dem Krieg

von Dr. S

Als er die Augen wieder aufschlug war es hell – blendend hell. Sirius blinzelte gegen das Licht an. Er lag in einem weichen Bett, fühlte sich aber, als würde noch immer Hogwarts‘ Dach auf ihm liegen. Die Bilder prasselten unvorbereitet auf ihn ein: Bellatrix mit erhobenem Zauberstab, Draco Malfoy, der ihr ein Bein stellte, die einstürzende Decke…

Sirius rieb sich über sein Gesicht und merkte, dass seine Hand verbunden war. Er spreizte die Finger vorsichtig, konnte sie zum Glück alle bewegen, fand sie auch Merlin sei Dank alle an ihrem richtigen Platz wieder, und spürte dabei kaum mehr als ein Ziehen. Unter dem Verband schmatzte eine schleimige orangene Paste gegen die Verbrennung.

Er fühlte sich, als würde er noch immer unter dem Geröll liegen, das ihn ausgeknockt hatte. Langsam hob er den Kopf und hörte seine Halswirbel einzeln knacken, als würden sie wieder an Ort und Stelle zurückschnappen. Er lag unter einer schneeweißen Decke, die den Umriss seiner Beine nicht der Vorstellung überließ. Zu gerne hätte er darunter geschaut. Wenigstens waren beide noch da. Er wäre ungerne mit einem Holzbein in Mad-Eyes Fußstapfen getreten. Sirius wackelte testend mit den Zehen.

Er stemmte sich auf den Ellenbogen hoch, um sich aufzusetzen. Der Schmerz loderte wie Feuer in seinem Brustkorb auf. Er biss die Zähne zusammen und trotzdem ging ein gepresstes Stöhnen durch das Zimmer. Nicht seins.

Sirius drehte den Kopf nach links. In einem zweiten Bett lag jemand auf dem Bauch. Er erkannte das vor Schmerz verzerrte Gesicht sofort. Draco Malfoys weißblonder Haarschopf war noch immer von Asche geschwärzt.

Ein junger Heiler hatte sich über seinen Rücken gebeugt. „Das tut jetzt ein bisschen weh“, sagte er.

„Wirklich?“, presste Draco hervor. Der Sarkasmus gewann offensichtlich gegen den Schmerz.

„Ich hatte gehofft, wenn ich nichts sage, würdest du nichts merken. Funktioniert öfter, als man denkt“, sagte der Heiler. Er hatte seinen Zauberstab zwischen Dracos Schulterblättern und fuhr über die Stelle, wo seine Roben sich in sein Fleisch gebrannt hatten. Mit einem Zischen, das klang, als würde Wasser auf heißen Stein tropfen, zog er einen Fetzen aus der verbrannten Haut.

Draco atmete scharf aus und drehte den Kopf – direkt zu Sirius. Sie starrten einander an. Sirius hatte wieder vor Augen, wie er Bellatrix aus dem Gleichgewicht riss. Er rang sich ein kleines Lächeln ab, während der Schmerz versuchte ihn wieder in sein Kissen zu drücken.

Dracos Hand verkrallte sich neben seinem Kopfkissen in den Laken, als der Heiler ein weiteres Stück Umhang aus schwarzverkohltem Fleisch zog. „Die… Die wichtige Kundschaft ist wach.“

Sirius runzelte die Stirn, aber da drehte der junge Heiler sich schon um und lächelte ihn an. Ein strahlendweißes, charmantes Lächeln. Mit den kurzen dunklen Haaren und hellblauen Augen sah er auf eine langweilige Art gut aus.

„Mr. Black, da sind Sie ja wieder“, sagte er, als wäre Sirius kurz nach draußen gegangen, um sich einen Tee zu holen. „Haben Sie Schmerzen?“

„Nein“, log Sirius und stemmte sich hoch.

„Oh, bleiben Sie liegen. Ich bin sofort bei Ihnen“, sagte der junge Heiler. Er musste nicht viel älter als Draco sein, der in ruckartigen Zügen nach Luft rang. Bei diesem Anblick wollte Sirius den Heiler lieber nicht von seinem Job abhalten. Er blieb, wo er war, und sank in sein Kissen zurück.

Seit fast zwanzig Jahren war er nicht mehr im St. Mungo’s gewesen. Das letzte Mal hatte er sich ein Zimmer mit James geteilt, was niemandem auf dem Gang behagt hatte. Dabei waren sie älter gewesen und Voldemort hatte schon damals wie ein Schatten über ihnen geschwebt. Voldemort…

Sirius konnte sich nicht erinnern, was nach dem Dach passiert war. Er hatte Bilderfetzen, die wie aufgebrachte Schmetterlinge in seinem Kopf herumflogen und sich nicht fangen ließen. Wo war Harry? Er hatte ihn nicht finden können. Er musste… War es vorbei? Wieso war Harry dann nicht hier? War er verletzt? Oder schlimmer noch…

Er drehte sich wieder dem jungen Heiler zu, aber dessen ungeteilte Aufmerksamkeit gehörte Draco. Was vielleicht besser war.

„Wir nehmen die verbrannte Haut ab, heilen das Fleisch ganz langsam und lassen neue Haut nachwachsen. Das sollte keinen Raum für Narben lassen“, sagte er und machte einen Schritt zur Seite, sodass Sirius freien Blick auf die verbrannte Haut hatte.

Gereinigt und von Stoff- und Ascheresten befreit wirkte sein Rücken noch verletzter. Der Heiler legte ein feuchtes Tuch auf Dracos Rücken, durch das die Farbe seines aufgerauten Fleisches hindurchschimmerte. Draco hatte die Augen schon zusammengekniffen und verzog das Gesicht, als hätte der Heiler seinen Rücken erneut in Brand gesteckt.

„Beweg dich so wenig wie möglich, sonst beeinflusst das die Heilung. Du brauchst Ruhe. Ich bringe dir später einen Trank, falls die Schmerzen stärker werden. So, Mr. Black.“ Der junge Heiler ließ Draco einfach liegen und streckte Sirius die Hand entgegen. „Ich bin Roger Davies. Ich kümmere mich um Sie.“

Sirius schüttelte die Hand, als Davies sie nicht wegnehmen wollte. „Danke. Sie können mir meine Schuhe bringen. Ich würde dann jetzt gerne gehen.“

Davies hörte nicht auf ihn anzulächeln, auch als er sichtlich verwirrt die Stirn runzelte. „Ich bezweifele, dass Sie das schaffen. Sie haben mehr Blut verloren, als ein ausgehungerter Vampir. Das muss sich erstmal regenerieren. Dazu hatten Sie siebenunddreißig gebrochene –“

„Ich kann gehen, also lassen Sie mich gehen“, unterbrach Sirius ihn. „Ich muss nach meinem Patensohn sehen.“

Davies hatte sich dazu entschlossen ihn einfach zu ignorieren und drückte ihn gelassen zurück, als Sirius versuchte sich aufzurichten. Dass er die Kraft dazu so mühelos aufbringen konnte, schockierte Sirius fast. Er kam sich wie eine Feder vor, die gegen die Wand geschnippt wurde, als er so in die Kissen zurück plumpste.

„Ihrem Patensohn geht es gut, Mr. Black. Er hat persönlich dafür gesorgt, dass wir uns sofort um Sie kümmern. Stillhalten, bitte.“ Davies zog die Bettdecke von Sirius herunter und legte seine Brust frei, die ebenfalls in Bandagen gewickelt war.

„Harry geht’s gut?“, fragte Sirius. „Wo ist er? Kann ich ihn sehen?“

„Ich führe nicht Buch über Besucher und habe fast zwei Dutzend andere Patienten zu betreuen, also kann ich Ihnen das nicht beantworten.“ Offensichtlich fühlte der junge Heiler sich gekränkt, dass Sirius sich nicht für seine Arbeit interessierte, sondern nur dafür, wie es seinem Patensohn ging.

„Wirklich?“ Sirius begegnete der arroganten Miene mit einem unschuldigen Lächeln. „So viele Patienten? Sie sind doch gerade mal fünfzehn.“

Aus Dracos Richtung kam etwas, das sich verdächtig nach einem Glucksen anhörte.

„Ich bin zwanzig“, sagte Davies steif. „Und ich mache das hier seit zwei Jahren. Sie sind bei mir in guten in Händen. Ich weiß, was ich tue.“

„Aber Sie wissen nicht, wo mein Patensohn ist.“ Sirius schob Davies‘ Hände von sich herunter. „Wenn Sie was für mich tun wollen, dann bringen Sie ihn zu mir. Oder hat man nach zwei Jahren verlernt Angehörige zu informieren?“

„Ihr Patensohn ist eine gefragte Persönlichkeit. Immerhin hat er Sie-wissen-schon-wen in die Schranken gewiesen. Stillhalten.“

„Voldemort ist weg?“, fragte Sirius. Davies seufzte schwer auf, als Sirius sich zu sehr sträubte um ihm einfach die Bandagen abzunehmen. „Was ist passiert?“

„Er ist tot.“ Draco hatte das gesagt. Die Worte waren halb von seinem Kissen geschluckt worden und trotzdem hart wie von einem Klatscher in der Magengrube getroffen zu werden. „Sag’s ihm einfach, damit er endlich liegen bleibt.“

Sirius rührte sich nicht mehr. Als hätte ihn ein Schockzauber getroffen lag er steif bis in die Zehen da.

„Siehst du, funktioniert doch“, murmelte Draco.

Davies schmunzelte stumm vor sich hin. Vielleicht hatte er einen Grund die ganze Zeit so vor sich hinzugrinsen. Vielleicht hatten sie den alle, wenn Voldemort endlich – Er erlaubte sich nicht den Gedanken zu beenden. Das letzte Mal hatten sie sich alle wahrhaftig zu früh gefreut.

Davies konnte sich endlich ungestört seiner Arbeit widmen und zog die Bandage ab und legte eine lange, rötliche Narbe auf Sirius‘ Seite frei. Sie sah aus, als wäre die Haut gerade erst wieder über den zentimetertiefen Schnitt gewachsen.

„Das sieht doch gut aus“, sagte er und tastete die Stelle vorsichtig ab. Seine Fingerspitzen fühlten sich wie Messer an, die über Sirius‘ Haut kratzten. „Sie haben Glück gehabt. Diesen Fluch hatte ich noch nie gesehen.“

Sirius schon. Harry und er hatten ihren ersten Streit deswegen gehabt, weil er es für eine gute Idee gehalten hatte diesen Fluch auf ausgerechnet Draco Malfoy zu werfen. Snape hatte es sich nicht nehmen lassen mit dieser Nachricht sofort in den Grimmauld Place zu Sirius zu kommen um ihm auf die Nase zu binden, was für einen Einfluss er als ‚Mörder‘ auf seinen Patensohn hatte. Dabei war Sectumsempra ironischerweise auf Snapes Mist gewachsen. Er hatte damit mehr als einmal James‘ Gesicht aufgeschlitzt.

„Wie haben Sie das dann zusammengeflickt?“

„Hab ich nicht“, sagte Davies verwundert. „Sie war verschlossen, als man Sie gefunden hat. Ansonsten wären Sie verblutet. Ich dachte, Sie hätten sich selbst darum gekümmert oder jemand, der sich damit auskennt.“

Sirius schaute zur Seite, wo Draco auf dem Bauch in seinem Bett lag und auf seinen linken Unterarm starrte. „Ich kann mich nicht erinnern.“

„Wahrscheinlich, weil das halbe Dach auf Ihnen gelandet ist. Wir lindern die Narbenbildung mit Diptam, aber es könnte etwas zurückbleiben“, sagte Davies und tröpfelte Diptam aus einer Phiole auf Sirius‘ Haut. Er zwang ihn sich aufzusetzen, damit er ihn erneut in Bandagen wickeln konnte.

„Kann ich dann jetzt gehen?“, fragte Sirius.

„Wenn Sie das versuchen besteht die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Knochen wie Glas zerbrechen. Wir mussten dreizehn neu nachwachsen lassen, darunter einige Rippen“, sagte Davies. „Ich erinner Sie gerne nochmal daran, dass ein halbes Dach auf Ihnen gelandet ist. Ihr Schädel war gebrochen, einige Halswirbel und ihre Beine waren zertrümmert. Einige Knochen wurden so zerschmettert, dass ich die Splitter aus ihrem Fleisch entfernen musste. Der Blutverlust und der Cruciatus-Fluch haben Sie außerdem sehr geschwächt. Ein Körper steckt das auch mit Magie nicht einfach so weg. Tut Ihnen das hier weh?“

Davies bewegte die Finger von Sirius‘ verbrannter Hand.

„Nein.“ Diesmal log Sirius nicht. Seine Haut spannte unter dem Verband und das Pochen trieb seinen Puls an, aber er würde das nicht Schmerz nennen.

„Sehr gut. Ziehen Sie nicht so ein Gesicht, Mr. Black. Das hätte viel schlimmer ausgehen können. Sie haben eine Menge Glück auf Ihrer Seite.“ Davies steckte seinen Zauberstab ein und wandte sich zum Gehen. „Ich komme später noch einmal vorbei. Ich weiß, dass Sie gut darin sind auszubrechen, also beweisen Sie es mir bitte nicht.“

Die Worte erwischten Sirius an der falschen Stelle. Er verkrampfte sich bis in den letzten Muskel, als Davies die Tür hinter sich fest ins Schloss zog. Warteten Auroren auf der anderen Seite? Würden sie ihn wieder nach Askaban bringen? Es würde nur kurz sein, versuchte er sich zu beruhigen. Voldemort hatte allen mehr als deutlich gemacht, dass Sirius Black nicht auf seiner Seite stand.

Am Ende teilte er sich das Zimmer mit einem Todesser, damit man sie zusammen nach Askaban verfrachten konnte…

Sirius atmete kurz durch und gegen die Panik an, die seine Brust enger zusammenschnürte als der Schmerz in seinem Torso. Das war absurd.

Er drehte den Kopf zur Seite. Draco hatte seinen linken Arm unter das Kissen geschoben um seinen Kopf zu stützen.

„Du bist davongekommen, hm?“, fragte Sirius und versuchte die nur langsam zurückgehende Panik aus seiner Stimme zu halten.

Draco hob den Blick und schaute ihn an. Ruß bedeckte sein Gesicht an einigen Stellen, besonders den Wangen, was seine grauen Augen schärfer hervorstechen ließ.

„Wenn du mit jemandem reden willst, Black, hast du noch eine dritte Option.“ Draco nickte ihm zu, worauf Sirius den Kopf in die andere Richtung drehte.

In einem Bett zu seiner Rechten lag noch jemand. Sirius hatte die Person, die bis in alle ausgestreckten Extremitäten in Gips gegossen war, nicht bemerkt. Er musterte sie hastig, konnte aber nichts Vertrautes an ihr erkennen.

„Bitte sag mir, dass das nicht Bellatrix ist“, raunte er in Dracos Richtung.

Aus dem Gips, der den Kopf bis auf ein paar Atemlöcher und einen Sehschlitz umfasste, blinzelten ihn zwei blutunterlaufene Augen an.

„Das ist nicht Bellatrix“, sagte Draco. „Er war schon hier, als man dich und mich hier reingeschafft hat. Ich glaube, sein Name ist O’Shea.“

Sirius hob die Hand in O’Sheas Richtung, weil er sich irgendwie schuldig fühlte ihn für Bellatrix gehalten zu haben. Aus der Gipsgestalt drang ein begrüßendes Geräusch, das wie der Schrei eines traurigen Seehundbabys klang.

„Ich glaube nicht, dass da viel Konversationsmaterial rauszuholen ist“, sagte Sirius und drehte den Kopf wieder zu Draco herum. „Was ist passiert?“

Draco verdrehte die Augen. „Ich weiß nicht, wieso du denkst, dass ich deine persönliche Zeitung bin.“

Sirius hob die Augenbrauen; eine kurze Bewegung, die sich anfühlte, als würde er die Stirn gegen die Wand schlagen. „Ich wollte nicht, dass du mir einen Artikel schreibst.“

„Falls du es nicht gemerkt hast, würde ich das sowieso nicht hinkriegen“, sagte Draco. „Ich liege nicht auf dem Bauch, weil ich drauf stehe.“

Sirius zuckte locker mit der Schulter, was ihm ein schmerzhaftes Ziehen nicht ersparte. „Manchen gefällt’s. Vielleicht hast du es nur noch nicht richtig ausprobiert…“

Draco schaute ihn an, blinzelte perplex und schien einen Moment lang sprachlos. Allen Umständen zum Trotz ein amüsanter Anblick. Sirius musste ein Schmunzeln zurückbeißen.

„Wie ist das eigentlich passiert?“, fragte er und erwischte Draco anscheinend auf dem falschen, richtigen Bein.

„Dämonsfeuer. Du hast den Raum der Wünsche doch gesehen“, sagte Draco. Er lag mit dem Gesicht so tief im Kissen, dass seine Stimme gedämpft wurde. Es gab ihm eine ganz andere Aura, als Harry mit seinen Erzählungen gemalt hatte. Verletzt und allein lag er unter diesem Tuch, das seine Haut langsam auffraß und ihn zu erdrücken schien. Ein zarter Schimmer Schweiß hatte sich unter seinem Haaransatz gebildet.

Sirius hatte wieder vor Augen, wie er Bellatrix das Bein weggezogen hatte. Eine Kurzschlussreaktion oder Absicht. Er wusste nicht, ob er sich bedanken sollte. Wie er sich bedanken sollte. Bei einem Todesser, einem Jungen, der Harry das Leben so schwer gemacht hatte.

„Welcher Idiot kommt auf die Idee Dämonsfeuer loszulassen?“, fragte Sirius.

Zu seiner Überraschung sah Draco aus, als würde er ihm zustimmen wollen. Dann verdunkelte sein Blick sich. „Ein… Freund von mir konnte es nicht kontrollieren. Er war nie besonders gut im Zaubern.“

Sirius entging die Vergangenheitsform nicht, aber er verkniff sich eine Entschuldigung. „Ich bin nicht ganz dumm, weißt du? Ich weiß, dass Harry dort gewesen ist. Es war kein Zufall, dass ihr euch dort über den Weg gelaufen seid.“

„Du bist sehr scharf darauf zu wissen, was passiert ist, nicht wahr?“, murmelte Draco und streckte seinen linken Arm nach dem Nachttischchen aus, das sie sich teilten. Er bekam eine Zeitung zu fassen, zog sie etwas mühselig in seine Hand und warf sie Sirius zu.

Auf der Titelseite prangte Voldemort mit seinem manischen Lachen. Er teilte sich den Rahmen des Fotos mit Harry, der mit ernster Miene in die Kamera blinzelte. Es war ein älteres Bild, das nach dem Vorfall im Ministerium aufgenommen worden war. Dumbledores Hand lag auf seiner Schulter, aber der Rest des Direktors war abgeschnitten worden. ‚Der Junge, der siegte‘ lautete die einfallslose Schlagzeile.

Das Datum des Tagespropheten war der dritte Mai. Es war also erst wenige Stunden her, dass er sich von Bellatrix hatte vorführen lassen.

Er wollte den Artikel gerade lesen, in der leisen Hoffnung, dass der Prophet einmal etwas Richtiges schrieb, als es an der Tür klopfte. Bevor einer von ihnen ‚Herein‘ sagen konnte, schob der Besucher bereits seinen wirren schwarzen Haarschopf herein.

„Harry.“ Sirius schoss sofort in die Höhe. Der Schmerz kam plötzlich wie ein Blitz, der zwischen seinen Rippen einschlug. Mit einem gepressten Stöhnen, knickte er wieder ein und presste sich eine Hand gegen die Seite. Er spürte irgendetwas heiß unter seinen Bandagen pulsieren. „Autsch“, sagte er.

„Bleib bloß, wo du bist“, sagte Harry und passierte Dracos Bett, um an Sirius‘ Seite zu kommen. Weder er noch Draco schauten einander an. Sie schienen sehr bemüht darum so zu tun, als wäre der jeweils andere Luft.

Harry zog sich einen Stuhl an Sirius‘ Seite und grinste ihn an. Er hatte keine Asche oder sonst welchen Schmutz in den Haaren, war frisch geduscht und hatte saubere Roben an. Das Einzige, was an seine monatelange Abwesenheit erinnerte waren seine sehr aus den Fugen gewachsenen Haare. Es sah aus, als hätte jemand versucht sie zu schneiden, davon aber keine Ahnung gehabt. Die blitzförmige Narbe verschwand für unaufmerksame Augen hinter ein paar Strähnen, die er nicht in einen Scheitel hatte zwingen können.

„Sie haben mir gerade gesagt, dass du wach bist. Ich bin so schnell ich konnte gekommen, bevor du noch versuchst abzuhauen“, sagte Harry. „Wie geht’s dir?“

„Wie geht’s dir?“, gab Sirius zurück und hielt die Zeitung hoch, sodass Harry sein eigenes Gesicht neben Voldemorts sehen konnte. „Eine weitere Titelseite, hm? Wir sollten doch eine Wall of Fame für dich anlegen.“

Auf seiner rechten Wange waren ein paar Kratzer übriggeblieben, die stramm gezogen wurden, als Harry ihn schief angrinste. „Bloß nicht. Ich glaub, ich kann niemandem verbieten darüber zu schreiben. Hast du’s gelesen?“

Sirius schüttelte den Kopf. „Kam noch nicht dazu.“

„Fang auf Seite drei an. Jemand behauptet, ich wäre auf einem Hippogreif durch die Luft geritten, bevor ich mich auf Voldemort gestürzt hätte.“

Sirius lachte auf, was in einem gepressten Schmerzenslaut endete, als er seine Rippen überstrapazierte.

Harry beobachtete mit einer besorgten Miene, wie Sirius sich über die Seite rieb. „Du hättest nicht nach mir suchen sollen, Sirius. Ich meine, wir haben uns knapp verpasst, aber trotzdem…“

„Ich bin dein Patenonkel. Es ist mein Job nach dir zu suchen, wenn du dich umbringen lassen willst“, sagte Sirius. Er hasste sich immer noch dafür, dass er Harry in Shell Cottage knapp verpasst hatte, weil Remus behauptet hatte, jemand müsste auf Teddy aufpassen – anscheinend damit er nicht blindlings zu Harry rannte. „Erzählst du mir, was passiert ist, oder muss ich es wirklich im Tagespropheten nachlesen? Niemand will mit mir reden. Fast wie damals in Askaban. Da war ich auch nicht sehr populär.“

Harry gluckste, und irgendwie hörte es sich rau an, als hätte er schon eine ganze Weile keinen Grund mehr zum Lachen gehabt. Er schien einen Moment zu überlegen. „Wir haben den letzten Horkrux im Raum der Wünsche gefunden. Er war die ganze Zeit da, kannst du das glauben? Rowena Ravenclaws Diadem. Das ist nicht einmal besonders unauffällig. Ich hatte ihn einmal in den Händen, als ich das Buch des Halbblut…“ Er brach ab und schaute unauffällig über die Schulter, wo Draco sich damit beschäftigte eine Feder aus seinem Kopfkissen zu ziehen, während er so tat, als würde er nicht zuhören. „Du weißt schon, wann…“

„Ihr habt ihn gefunden und es geschafft ihn zu zerstören. Das zählt“, sagte Sirius.

„Ja, aber wie wäre alles gelaufen, wenn ich Dumbledore damals von dem Diadem erzählt hätte?“

„Ich weiß nicht, ob ich das wissen will, Harry. Den Ring musste Albus auch unbedingt anprobieren.“

Harry schaute ihn nur halbherzig tadelnd an, weil er wusste, dass Albus das wahrscheinlich sehr amüsant gefunden hätte. „Da war noch ein Horkrux – und ich meine nicht Nagini. Anscheinend war er in mir. Voldemort musste ihn selbst zerstören.“

Sirius verging die Lust Harry zum Lachen zu bringen. Er wartete angespannt auf jedes nächste Wort, aber keines davon gefiel ihm. Harry hatte anscheinend etwas ganz ähnliches getan, wie er befürchtet hatte. Er war alleine in den Verbotenen Wald und direkt in Voldemorts Arme gelaufen, um ihn diesen Horkrux zerstören zu lassen. Er ließ das alles sehr vage, und Sirius ahnte, dass sein starrer Gesichtsausdruck Harry nicht unbedingt ermutigte mehr zu sagen. Aber Voldemort schien gedacht zu haben er hätte Harry endlich aus dem Weg geräumt. Harry hatte das wiederum ausgenutzt um ihn zu überraschen und inmitten der Großen Halle hatten sie sich ihren letzten Kampf geliefert – anscheinend hatten genügend Menschen zugesehen, dass niemand glaubhaft behaupten können sollte, dass er auf einem Hippogreif angeritten gekommen sei.

„Du warst tot?“, fragte Sirius mit rauer Stimme, als Harry mit einem Schulterzucken endete.

„Nein“, sagte er sofort. „Voldemort hat das gedacht.“

„Er hat dich mit dem Todesfluch getroffen.“

„Wäre nicht das erste Mal, dass das bei mir nicht funktioniert“, sagte Harry, aber Sirius belohnte das nicht einmal mit einem zuckenden Mundwinkel. „Es hat nicht so funktioniert, wie er sich das vorgestellt hat, weil sein Zauberstab nicht ihm gehorcht hat, sondern mir. Komplizierte Geschichte. Letzten Ende hat er nur das Stück seiner eigenen Seele umgebracht.“

„Ich soll doch hier liegenbleiben“, sagte Sirius. „Das heißt, ich hab Zeit für komplizierte Geschichten. Fessel mich.“

Harry seufzte. „Du erinnerst dich doch, dass Voldemorts Zauberstab und meiner sich einen Kern geteilt haben und er sich einen neuen, besseren besorgen wollte. Den Elderstab.“

„Aus dem Märchen.“ Sirius nickte, damit Harry weitersprach.

„Dumbledore hatte ihn. Voldemort hat ihn sich genommen, konnte aber nicht viel damit anfangen, weil er ihm nicht gehorcht hat. Er hat Dumbledore nicht selbst im Kampf besiegt und den Stab gewonnen. Er dachte, dass man den Besitzer des Stabs töten muss um seine Loyalität zu bekommen. Merkwürdiges Konzept von Loyalität… Also hat er Snape umgebracht, um die Kontrolle über den Stab zu bekommen.“

Sirius sah Harrys Blick desorientiert zur Seite schweifen. „Snape ist tot?“, fragte er.

Einen Moment sagte Harry gar nichts mehr. Hinter seiner Schulter lag Draco wie erstarrt da und blinzelte nicht einmal mehr. Zwischen den Ascheflecken waren seine Wangen leichenblass. Sirius wusste nicht, was er darüber denken sollte. Einer Sache hatte er sich immer sicher sein können: dass Snape es immer wieder schaffte, dass Sirius ihn noch mehr verachtete. Aber er konnte ihn schlecht dafür verachten, dass er sich hatte umbringen lassen.

„Das Problem war nur, dass Snape Dumbledore zwar getötet hat, Malfoy ihn aber vorher entwaffnet hatte. Das heißt, Dumbledores Zauberstab hat ihm gehorcht und nicht Snape, bis ich Malfoy wiederum seinen Stab weggenommen habe. Also… Grob gesagt hat Voldemort versucht mich mit meinem Zauberstab umzubringen, was nicht funktionieren konnte, und der Zauber ist auf ihn zurückgeprallt. Ich hab ihn also gar nicht geschlagen. Voldemort hat sich selbst ein Ende gesetzt.“

Sirius wischte all die Gedanken über merkwürdige, legendäre Zauberstäbe erstmal weg und legte die bandagierte Hand auf Harrys Wange. „Ein dummer Zauberstab hat dir nicht geholfen so verdammt mutig zu sein“, murmelte er und schob die Hand in Harrys Nacken, wo er die Haare, die Harry versucht hatte zu zähmen, wieder durcheinander wuschelte. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie stolz ich auf dich bin.“

Harry lächelte ihn an. Seine grünen Augen leuchteten wie Lilys, wenn sie gelächelt hatte, und er sah ihr ähnlicher als je zuvor. Ernster und zurückhaltender, als James es je gewesen war, und viel älter. Als wären keine Monate sondern Jahre vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten.

„Ich hab Mum und Dad gesehen“, sagte Harry immer noch leicht lächelnd und sehr leise, als wäre das die eine Sache, die er weder Draco noch den Gipskerl hören lassen wollte. „Im Wald, bevor Voldemort… du weißt schon. Sie haben gesagt, sie wären sehr stolz auf mich… Ich war verdammt froh, dass du nicht auch da warst.“

Sirius wog den Kopf leicht hin und her. „Anscheinend wär ich dir tot nützlicher gewesen, als unter Hogwarts‘ Dach ein Nickerchen zu machen. Zumindest wär ich näher an dir dran gewesen.“

Harry schnaubte auf und nutzte den Moment um eine Träne wegzublinzeln. „Das ist wirklich nicht –“

Es klopfte erneut an der Tür, aber diesmal kam niemand herein, auf den Sirius sich freute. Narcissa Malfoy trat ein, dicht hinter ihr Lucius.

„Draco, mein Schatz.“ Während sie förmlich an die Seite ihres Sohnes stürzte, trug Lucius sich in den Raum, als hätte er seinen Fuß gerade bis zum Knöchel in Schlamm versenkt. Seine hochnäsige Miene wirkte umso lächerlich umrahmt von der gräulichen Haut, den dunkel umrandeten Augen und strohigen Haaren. Er war schon immer eine Witzfigur in Sirius‘ Augen gewesen, und gerade schien ihm das deutlicher denn je.

„Wie geht es dir?“ Narcissa hatte sich zu Draco gesetzt. Im Gegensatz zu ihrem Mann trug sie einmal nicht ihre Nase höher als nötig, sondern machte Davies mit einem Dauerlächeln Konkurrenz. Tränen glänzten in ihren müden blauen Augen. Sie versuchte Dracos Hand zu nehmen, aber er hob sie abwehrend und schob sie dann unter sein Kissen.

„Ich soll mich so wenig wie möglich bewegen, Mutter“, murmelte Draco. Er hatte den Kopf auf die andere Seite des Kissens gedreht, um seine Eltern anzusehen. Narcissa hatte nur Augen für ihn, Lucius aber hatte Sirius und Harry ins Auge gefasst.

„Potter.“ Seinen schneidenden, blasierten Tonfall hatte er nicht eingebüßt. „Wie ich sehe hast du kein Privatzimmer für deinen lieben Patenonkel gefunden.“

Sirius nahm sich zur Begrüßung einen unsichtbaren Hut ab, was er mit einem Ziehen in seiner verbrannten Hand büßte. „Lucius. Wie ich sehe haben Sie keine Zelle für dich in Askaban gefunden. Hast du dich wieder rausgewunden?“

„Askaban ist für Verbrecher, Sirius“, sagte Lucius eisig, als hätte er aus den Rängen eines Stadions dabei zugesehen, wie Voldemort ein Quidditch-Spiel verloren hatte und keinen Krieg. Und als hätte er nicht mit ihm auf dem Spielfeld gestanden. „Das müsstest du doch aus erster Hand beurteilen können.“

Sirius knurrte leise und war dabei die Füße aus dem Bett zu werfen, als Harry sich einmischte:

„Das St. Mungo’s ist bis in die letzte Besenkammer gefüllt. Es gibt keinen Platz für Sonderwünsche“, sagte er scharf.

„Das habe ich bemerkt“, sagte Lucius desinteressiert. „Bei dem Gold, das wir jährlich spenden, sollte unter normalen Umständen ein Einzelzimmer selbstverständlich sein. Nicht wahr, Draco?“

„Lucius“, zischte Narcissa und schickte ihrem Ehemann einen warnenden Blick zu, den sie vielleicht nicht aufgesetzt hätte, wenn Harry nicht anwesend gewesen war. Sie hörte nicht auf durch Dracos Haar zu streichen und die Ascheflocken wegzuwischen. „Dein Sohn braucht Ruhe. Sieh ihn dir doch mal an… Meiner armer, kleiner Liebling…“

„Mutter, ich –“

„Natürlich. Als würde er mit dem da im Zimmer Ruhe bekommen“, raunte Lucius, senkte die Stimme aber nicht weit genug, damit Sirius ihn nicht hören konnte. „Und wer ist dieser Gipskasten überhaupt?“

„Ich denke, dass wir alle ein angenehmeres Arrangement wünschenswert finden würden“, sagte Narcissa. „Vielleicht sollten wir dich doch gleich nach Hause holen, Draco.“

„Nein“, sagte Draco recht plötzlich. „Ich sollte… nichts riskieren. Ich bin hier gut aufgehoben, Mutter.“

„Das kann man so oder so sehen, Liebling.“

„Ist das dein Ernst?“, entfuhr es Sirius spöttisch. „Nach allem, was ihr euch geleistet habt, solltet ihr froh sein, dass euch niemand auf die Straße setzt.“

Dracos Kopf zuckte in seine Richtung, aber er konnte ihn nicht drehen und ließ es deswegen bleiben.

„Ehrlich gesagt hab ich gefragt, ob sie ihn oder dich woanders unterbringen können“, murmelte Harry, als Narcissa und Lucius so taten, als hätten sie Sirius nicht gehört und sich über den Heiler ausließen, der sie nicht zu Draco gelassen hatte. „Aber das St. Mungo’s ist vollkommen überfüllt. Vielleicht in ein paar Tagen.“

„Ist schon gut“, winkte Sirius ab.

Harry sah ihn skeptisch an, als gäbe es in seiner Welt nichts Schlimmeres als sich ein Zimmer mit Draco Malfoy teilen zu müssen. „Falls es dich interessiert, du musst nicht nach Askaban zurück. Kingsley ist handelnder Minister für den Moment, oder sowas. Er setzt sich für dich ein.“

„Nett von ihm“, sagte Sirius. Er mochte Kingsley, immerhin hatte er die Suche nach ihm jahrelang in die falsche Richtung geführt. Wenn jemand das Ministerium wieder in die richtige Richtung führen könnte, dann er. „Nicht, dass ich ihn um die Stelle beneide. Der ganze Papierkram.“

Harry stimmte ihm da stumm zu.

„Was ist mit Bellatrix?“, fragte Sirius.

Harry fixierte ihn scharf, schaute sich die Bandagen an, als wüsste er jetzt, was dahinter steckte. „Ich weiß nicht. Noch nicht. Kingsley muss noch viel Ordnung schaffen, was die geschnappten Todesser angeht. Von denen, die entkommen sind ganz abgesehen… Sie könnte tot sein.“

„Dieser neue Minister wird sich nicht lange halten“, schallte Lucius‘ Stimme zu ihm rüber. „Vollkommen ungeeignet für repräsentative Tätigkeiten.“

„Du meinst anders als Fudge?“, murmelte Draco sarkastisch in sein Kissen. „Er war sehr repräsentativ für die Dummheit des Ministeriums. Oh, ich hab dir wohl doch zugehört…“

Lucius blinzelte seinen Sohn verdutzt an. „Nun… er… war…“

„Gut zu beeinflussen, ja“, raunte Draco. Sein Kissen schluckte nicht all seine Worte, aber er gab sich keine Mühe deutlicher gehört zu werden. „Nicht so gut wie Mr. Pumpkin, oder wie er hieß…“

„Pius Thicknesse?“, fragte Lucius.

„Macht das einen Unterschied, Vater? Er war doch nur repräsentativ…“

„Wie geht es Ron und Hermine?“, versuchte Sirius diesmal Lucius zu übertönen.

„Ich glaube, sie knutschen irgendwo rum“, sagte Harry und verzog das Gesicht. „Wurde aber auch Zeit…“

„Draco, was bei Merlins Bart haben Sie dir gegeben?“, platzte es aus Lucius heraus. „Wie redest du mit deinem Vater?“

„Vielleicht wüsstest du das, wenn du es geschafft hättest zu fragen, wie es ihm geht“, sagte Narcissa. „Er hat Schmerzen. Lass ihn doch mit Politik in Ruhe.“

„Ich kann ihn damit nicht in Ruhe lassen, Narcissa, weil im Moment nichts wichtiger für uns ist.“

Harry sah ebenfalls kurz über die Schulter zu seinem alten Schulfeind, während Lucius in eine regelrechte Schimpftirade über Prioritäten verfiel. „Er sieht ziemlich schlimm aus.“

„Ich hab ihn vor dem Raum der Wünsche gesehen“, sagte Sirius.

„Ich weiß. Man hat dich ganz in der Nähe gefunden. Deswegen teilt ihr euch auch ein Zimmer“, sagte Harry.

„Der Raum der Wünsche hat es wohl nicht überlebt“, sagte Sirius. „Dämonsfeuer frisst sich durch so ziemlich jede Magie, wenn man es nicht kontrollieren kann.“

„Crabbe hat das auf dem Gewissen. Wir sind gerade so eben rausgekommen. Ron hat sich Goyle noch schnappen können und ich mir Malfoy, aber es hat uns noch knapp erwischt. Es hätte mich erwischt, wenn Malfoy nicht auf dem Besen hinter mir gesessen hätte.“

„Du hast sein Leben gerettet.“ Sirius glaubte zu ahnen, wieso Draco ihm nicht ganz so feindselig wie erwartet gegenüber gestanden hatte, als er ihn vor dem Raum der Wünsche getroffen hatte.

„Ich war ihm was schuldig“, murmelte Harry etwas widerwillig.

„Aber nicht genug um ihm in Sicherheit zu helfen?“

„Probier du mal einem Sturkopf zu helfen, wenn er wirklich verletzt ist.“ Harry schaute Sirius in einer perfekten Imitation von McGonagall über seine Brillengläser streng an. Anscheinend hatte Davies ihm gesteckt, dass Sirius sich nicht als der einfachste Patient entpuppt hatte. „Wenn er ein Drama aus einem Splitter hätte machen können, wäre das anders gelaufen. Das da ist echt.“

Sirius gluckste. „Also –“

„Oh, bitte. Tu nicht so, als hätte ich mir keine Sorgen gemacht, Narcissa“, zischte Lucius erneut lauter als notwendig. „Es ist nicht meine Schuld, wenn er direkt in den sprichwörtlichen Gefahrenherd läuft. Wenn er auf mich hören würde, wären wir jetzt gar nicht hier.“

Draco hob den Kopf. Das Tuch rutschte ein Stück von seinem Rücken und entblößte rosiges Fleisch, das sofort von Bluttropfen gefüllt wurde. „Was soll das bedeuten?“

Lucius schnaubte abfällig auf, als Narcissa den Kopf in seine Richtung schüttelte. „Entschuldige, Draco“, sagte er steif, „aber ich habe nicht viel geschlafen. Vielleicht könntest du mir verzeihen, wenn ich etwas angespannt bin.“

„Vielleicht könntest du mir verzeihen, wenn ich nicht auf dich hören konnte. Briefe aus Askaban sind bekanntlich verboten“, sagte Draco.

Narcissa schickte ihren warnenden Blick jetzt in Dracos Richtung.

„Ich verstehe.“ Lucius klang eiskalt, aber seine Hand zitterte deutlich selbst unter dem langen Ärmel seiner Robe. „Versteck dich ruhig weiter dahinter, dass ich deine Hand nicht halten konnte und du einmal etwas alleine tun musstest, während ich versuche uns aus der Misere zu bringen, in die du uns fröhlich geritten hast.“

„Ich habe nicht alleine –“

„Ja, aber du hast ihn davonkommen lassen.“ Lucius riss die zitternde Hand nach oben und zeigte auf Harry. Instinktiv streckte Sirius den Arm beschützend vor seinen Patensohn – er konnte ihn kaum oben halten. Der Schmerz musste ihm ins Gesicht geschrieben stehen, so herablassend wie Lucius ihn ansah. „Du wusstest, dass es Potter in unserem Haus war, und du hast keinen Ton gesagt. Du wusstest, was für uns auf dem Spiel stand, Draco. Und jetzt schert es dich nicht in ausgerechnet diesem Zimmer zu sein? Deine Loyalität schwankt mir zu sehr.“

„Verdammt, Lucius. Hörst du dich überhaupt reden?“, warf Sirius ein. Dracos Eltern schauten ihn gleichzeitig und mit demselben entsetzten Blick an, als er es wagte sich einzumischen. „Du solltest froh sein, dass du es irgendwie geschafft hast etwas mit Gewissen in die Welt zu setzen. Also komm runter oder braucht dein verletztes Ego auch ein Zimmer hier? Weil ich bezweifele, dass irgendeins groß genug wäre.“

Lucius zog eine Augenbraue hoch. „Du siehst nicht aus, als würdest du so mit mir reden wollen, Sirius. Dieser Zustand in deinem Alter; du solltest froh sein, wenn du hier je wieder rauskommst.“

„Du solltest dir jedes Wort zweimal überlegen“, gab Sirius zurück. „Am Ende ist das Einzige, was euch vor Askaban retten wird, dass ihr Harry nicht umgebracht habt, als ihr die Chance hattet. Und anscheinend ist das nicht auf deinem Mist gewachsen.“

Harry ließ Sirius zwar reden, schaute ihn aber skeptisch an. Er schien genauso wenig zu verstehen, wieso er Draco Malfoy in Schutz nahm, wie Sirius selbst. Vielleicht weil er Dracos Gewissen selbst hervorkriechen gesehen hatte. Vielleicht auch einfach, weil er verletzt und ziemlich wehrlos mit einem blutenden Rücken dort lag, während sein Vater die Wut über sich selbst an ihm ausließ.

Zu seiner Überraschung war es Narcissa die aufstand und auf ihn herunterschaute. „Ich denke nicht, dass wir auf irgendetwas aus deinem Mund hören müssen, Sirius. Soweit ich mich erinnere kommt meistens absoluter Nonsens da raus“, sagte sie eiskalt wie der Winter selbst. Sie fasste Draco am Arm. „Und du auch nicht.“

„Ich bin in Ordnung, Mutter“, sagte Draco.

„Du bist offensichtlich nicht in Ordnung“, bemerkte Lucius in einem Ton, als wäre das Feuerholz an einem kalten Wintertag ausgegangen. „Du bist müde, verletzt und angespannt. Du brauchst Ruhe. Wir sollten gehen, Narcissa.“

Draco seufzte auf. „Wenn ihr meint…“

Lucius fuhr herum, als hätte Draco ihn mit dieser Antwort geohrfeigt. „Ich weiß nicht, ob du einmal darüber nachgedacht hast, aber wir sitzen seit drei Stunden hier rum und haben darauf gewartet dich zu sehen“, sagte er und streckte abwartend die Hand nach seiner Frau aus.

Narcissa zögerte kurz, dann beugte sie sich zu Draco und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, dem er nicht ausweichen konnte. „Vielleicht ist es wirklich besser, wenn du dich ausruhen kannst. Wir kommen morgen wieder, bringen dir ein paar Sachen und hoffentlich gute Nachrichten mit.“

„Ich gehe nirgendwohin, keine Sorge“, murmelte Draco.

Narcissa schaute auf seinen Rücken, was sie bisher vermieden hatte, und blinzelte ein deutliches Glitzern in ihren Augen weg. Sie fing Harrys Blick auf und nickte ihm zu. Sirius ignorierte sie, drehte sich auf den Absätzen um und ging an Lucius vorbei aus dem Zimmer. Lucius nahm seine leere Hand herunter und ballte sie zusammen. Dann ging er ohne ein Wort des Abschieds.

Sirius blieb einen Moment an Dracos Hinterkopf hängen. Der Schweiß perlte sich in seinem Nacken. Sein Tuch war immer noch verrutscht und die entblößte Haut seiner Schultern feuerrot.

„Vielleicht haben sie nicht ganz Unrecht“, sagte Harry.

Sirius schaute ihn fragend an.

„Du musst dich auch ausruhen, Sirius. Ich weiß, dass du das nicht gerne hörst, aber tu mir den Gefallen.“

„Du willst schon gehen?“ Sirius bereute sofort, dass er so bettelnd geklungen hatte. Er hatte Harry so lange nicht gesehen. Als er andeutete gehen zu wollen, quoll automatisch dieselbe Panik in ihm hoch, wie vor ein paar Monaten, als er quer durch die Gärten des Fuchsbaus und das zerfetzte Hochzeitszelt gerannt war, ohne eine Spur von Harry erschnüffeln zu können.

„Ich sag den anderen, dass du frei für Besucher bist. Lupin hat sich schon angedroht“, sagte Harry. „Ruh dich aus.“

Sirius winkte sofort ab, bevor er den Ansatz eines schlechten Gewissens in Harrys Gesicht sah. „Du ruhst dich erstmal selbst aus. Geh gut essen, schlafen und gib nicht zu viele Interviews.“

Harry versuchte sich seine Haare glatt zu streichen – ein vergebliches Unterfangen. Er schien etwas nervös. „Hermines Eltern sind noch irgendwo in Australien. Wir haben überlegt sie suchen zu geben. Ich könnte so auch den ganzen Trubel umgehen“, sagte er. „Aber erst, wenn du dich erholt hast.“

„Ich finde, das klingt nach einer tollen Idee“, sagte Sirius. „Ich meine, wenn du nicht mitgehst, kommen die beiden wahrscheinlich zu nichts…“

Harry lachte auf. Für einen Moment sah er aus, als würde er Sirius umarmen wollen, aber die Bandagen hielten ihn auf sicherem Abstand. Er winkte stattdessen, worüber Sirius die Augen verdrehte.

„Wir sehen uns morgen“, sagte er zum Abschied, ertrug eine verscheuchende Handbewegung von Sirius und ging. Draco und er ignorierten einander erneut. Harry schloss die Tür sorgsam hinter sich, aber auch das leise Klicken des Schlosses hallte wie ein Knall durch die dichte Stille im Zimmer.

Sirius seufzte auf. Er rückte sich zurecht, bis der Schmerz sich heiß pulsierend in seiner Brust ausbreitete, und sank ächzend in sein Kissen zurück. Leicht außer Atem zog er seine Decke zurecht. Zu seiner linken Seite hörte er ein Rascheln.

Draco hatte ihm den Kopf zugedreht. Er war blasser als vorhin noch und ein schimmernder Schweißfilm bedeckte sein ganzes Gesicht. Seine Atmung ging schwer; vielleicht hatten sie das gemeinsam.

„Wenn du denkst, dass du mir da geholfen hast, Black, hast du dich geirrt“, presste Draco hervor.

Sirius hob die Augenbrauen. „Wer sagt, dass ich dir helfen wollte? Ich reib Lucius einfach gerne unter die Nase, wie viel Mist er gebaut hat.“

Draco wagte nicht zu schmunzeln, aber er sagte ihm auch nicht ja nicht so über seinen Vater zu sprechen. Dafür starrte er Sirius weiter an. Vielleicht schlummerte irgendwo in ihm doch ein ‚Danke‘. Sirius nahm ihm nicht übel, dass er es für sich behielt. Er konnte sich nicht einmal dafür bedanken, dass Draco ihm das Leben gerettet hatte. Aber das konnte man auch schlecht mit einem einfachen Wort tun.

„Ich konnte hören, was ihr gesagt habt“, sagte Draco. „Du hast all die falschen Fragen gestellt, Black. Wahrscheinlich weißt du noch nicht einmal in welchem Stock wir sind.“

„Im vierten“, erwiderte Sirius und freute sich etwas zu sehr, dass Draco die Augen leicht verengte. „Fluchschäden. Das macht nur Sinn.“

„Wow, halb Hogwarts ist auf dich gefallen und dein logisches Denkvermögen funktioniert noch“, sagte Draco gelangweilt. „Du weißt immer noch nicht, was alles passiert ist.“

„Also nicht weniger als du“, sagte Sirius. „Ich konnte sehen, dass du gelauscht hast. Sehr erpicht auf Informationen, hm?“

Draco versuchte ihn von oben herab anzusehen, wie seine Mutter es auch gut hinbekam, aber seine Position erlaubte ihm nicht überzeugend hochmütig zu wirken. „Was willst du jetzt tun? So groß ist das Zimmer nicht.“

„Na ja, wir hätten eine Möglichkeit.“ Sirius griff den Tagespropheten von seinen Knien und wedelte ihn in Dracos Richtung.

„In meiner Position liest es sich schlecht“, sagte Draco trocken.

Sirius schlug die Zeitung ungerührt auf. „Fangen wir bei der Titelseite an. Der Junge, der siegte. O’Shea kann sich ja nicht wehren, also…“

Aus dem Gips kam unverständliches Gemurmel. Draco sagte gar nichts, hörte aber aufmerksam zu, als Sirius anfing laut vorzulesen, was für Unsinn der Tagesprophet diesmal zu sagen hatte.


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