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Fanfiction

Cinder and Smoke - UNTOLD SECRETS

von paradox riddle

A/N

Vielen Dank fürs Lesen, für euer Feedback, eure Geduld und alles andere.
Ihr seid spitze! Viel Spaß.

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Don't try and fake her
with love that's not real.
Remember the Taker
has no Consience to feel
[THE STEEPWATER BAND]



"Wie geht es Ihnen, meine Liebe?"
Dumbledore drückte die Türe zurück ins Schloss und forderte Hermine mit einer höflichen Geste auf, Platz zu nehmen. Das Büro lag etwas im Halbdunkel, weil die Vorhänge an manchen Stellen zugezogen worden waren; Fawkes schlief, mit zwischen dem Flügel eingeklemmten Kopf, auf seiner Stange und sorgte sich kaum um die Störung seines Nickerchens.
Der Verwandlungslehrer wanderte um sein eigenes Pult und organisierte aus den Tiefen des Schreibtisches gleichsam zwei Tassen und eine Kanne, die er mit einem Schlenker seines Zauberstabs mit Wasser füllte und mit einer weiteren, geübten Bewegung zum Köcheln brachte.
"Ich vermisse meine Jeans." Hermines Antwort klang plump, und war sicher eine Spur zu direkt – aber es stimmte. Nichts gegen den Faible der 40er, aber die Baumwollstrumpfhosen kratzten, die flachen Riemchenschuhe waren unglaublich unbequem und Röcke konnte die Brünette inzwischen auch nicht mehr sehen. Auf Dumbledores verständnisloses Zwinkern antwortete Hermine schließlich mit einem herzlichen Lachen: "Meine Mode, die Art und Weise, wie ich mich für gewöhnlich anziehe".

"Hier fest zu sitzen bedeutet mit Sicherheit auch eine gewisse Umstellung für Sie, Hermine. Angefangen bei Ihren Gewohnheiten, bis hin zum Umgang mit Ihren neuen Mitschülern. Ich muss zugeben, ich war überrascht über Ihre Reaktion auf meinen Kollegen, Professor McCavity; ich kenne keine Schülerin, die es je gewagt hätte, sich über sein Benehmen zu beschweren. Noch dazu, weil niemand seine Art und Weise zu lehren bisweilen in Frage gestellt hat."
Dumbledore angelte nach seiner Brille, die er auf die krumme Nase setzte, als er sich an der Teekanne zu schaffen machte und die Tassen verteilte. Er schenkte Hermine einen freundlichen Blick über Halbmondgläser: "Ich kann mir vorstellen, dass es schwer für Sie sein muss – das alles, die Gepflogenheiten, das Verhalten, die Regeln und das Leben. Wir wandeln uns in der Zukunft, nur ein Narr würde glauben, die Zeit stünde still." Dumbledores Mundwinkel zuckten kryptisch, dann hob er die Achseln und sank auf seinen Stuhl zurück, wobei im selben Atemzug die Vorhänge aufglitten, um der schwachen Herbstsonne Eintritt in die Büroräume zu gewähren.
Der Staub tänzelte sanft im Keil des Lichtes, Fawkes räkelte träge seine Flügel; Hermine beobachtete den Phoenix einen Herzschlag lang mit wachsendem Wehmut. "Es ist ja nicht für immer."
Zumindest hoffte sie das.

"Ah", machte ihr Gegenüber und lächelte jetzt, seine langen Finger verschränkte er dabei geschäftig über der Tischplatte. Er nutzte Hermines Einwand sofort, um auf den wesentlichen Punkt ihrer Zusammenkunft zu kommen: "Und genau aus diesem Grund sind wir hier. Ich war vergangene Nacht unterwegs, um ein Paar Dinge zu erledigen und habe mich unter anderem mit Mister Flamel getroffen. Nicholas Flamel, müssen Sie wissen, ist Wissenschaftler und ein Freund von mir – "
"– und ein renommierter Alechmyst! Wahrscheinlich sogar der größte Wissenschaftler, den es je gegeben hat. Schließlich gilt er als Besitzer des Stein der Weisen und …" Hermine stockte und biss sich stoppend auf die Zunge, übermannt von dem Sprudeln ihrer eigenen Besserwisserei und dem dazu ausgeprägten, losen Mundwerk; war das nicht eine dieser Informationen, die sie unter keinen Umständen hätte ausplaudern sollen?
Doch Dumbledores Augen tanzten lediglich amüsiert hinter seinen Brillengläsern.
"Tut mir leid", warf der Lockenkopf kleinlaut.
Ihr Hauslehrer winkte ab und fuhr ungerührt fort: "Ich war so frei, Nicholas von Ihnen zu erzählen. Sie müssen wissen, meine Liebe, dass mein Freund an der Entwicklung des Zeitumkehrers beteiligt ist und sich auch dafür einsetzt, dass diese Form der Magie innerhalb eines überwachten Rahmens im Ministerium zu dienlichen Zwecken verwendet werden darf. Sie können sich vorstellen, dass Nicholas es kaum erwarten kann, Sie kennen zu lernen."

Hermines Herz machte einen aufgeregten Satz.
Nicholas Flamel war ihr schon einmal begegnet – indirekt zumindest, zwischen vergilbten Buchseiten in der Schulbibliothek – er hatte eine wichtige Rolle in ihrem ersten Schuljahr gespielt, als Voldemort versucht hatte über diverse Umwege an den Stein der Weisen zu kommen, der Unsterblichkeit verlieh. Die notwendige Zerstörung des Steins brachte Flamel und seiner Frau Perenelle natürlich den Tod. War das so lange her?
Dass Dumbledore und Flamel langjährige Freunde waren, war kein Geheimnis – vermutlich nicht einmal hier. Gut möglich, dass der Alchemyst sogar gegen Grindelwald mit dem Verwandlungslehrer gemeinsame Sache machte. Hermine hatte keine Ahnung.
Aber die Tatsache ob Beistand von Außen, von jemandem, der klug genug war das Problem, in dem sie steckte, unter Umständen zu lösen, durchflutete sie mit wachsender Zuversicht.
"Das ist …", Hermine atmete tief ein und ebenso langsam wieder aus, ihren Körper ergriff ein euphorisches Schaudern. "Das ist unglaublich, Professor … ich möchte einfach nur wieder nach Hause. Die Aufzeichnungen in den Büchern sind bisher eher mau, ich stecke völlig in einer Sackgasse und …"

Dumbledore hob beruhigend seine Hand und drückte, über die Tischplatte hinweg, fürsorglich die ihre.
Ihm war anzumerken, dass er gerne mehr für sie getan hätte, dass ihn die Hilflosigkeit in Hermines Situation beutelte. Dumbledore war nicht zuletzt ein Mann, der Logik und Lösungen liebte – und gerade leider auch zu sehr damit beschäftigt, einen geeigneten Weg für seine eigenen Probleme zu finden. Mehr, wie das Notwendigste von ihm zu verlangen, erschien der Gryffindor nicht fair, zumal jede Minute, die sie hier beieinander saßen, woanders zum Chaos führen konnte.
Dennoch wurden Hermines Augenwinkel unweigerlich feucht bei der Vorstellung, diesem Alptraum womöglich doch noch zu entkommen; sie wandte den Kopf beiseite und rieb sich mit dem Handballen die Augen: "Ich habe solche Angst, dass etwas schief gelaufen ist, dass ich Schuld daran habe, wenn … ich meine … Sie haben keine Vorstellung davon, was auf dem Spiel steht. Das ist… huh…"

Der Verwandlungslehrer seufzte, bevor er sich mit der pfeifenden Teekanne abmühte, Hermine auf schenkte und sich ein weiteres Mal nach ihren Händen streckte. Sein Daumen zog einen sanften, tröstenden Halbkreis auf ihrem Handrücken – die Berührung war rau, irgendwie spröde und wirkte verbraucht. Doch sie tat gut.
"Miss Hawking", begann er sanft "Ich verstehe ihre Besorgnis und ihre Angst – und auch, wenn ich nicht nachvollziehen kann, wie viel Unheil ihre Anwesenheit unter Umständen anrichtet, so möchte ich, dass Sie mir vertrauen. Vertrauen Sie darauf, dass ich Ihnen helfe, so viel wie möglich wieder gut zu machen."
Hermines Mundwinkel krümmten sich schwach, sie versuchte ein dankendes Nicken, woraufhin Dumbledore von ihr ab ließ und sich eine offensichtliche Weile seinem Tee widmete, um der Gryffindor die Zeit zu schenken, die sie brauchte damit sie sich einigermaßen beruhigte.

"Mir liegt viel daran, Sie in Nicholas' Obhut zu übergeben. Er ist, meines Erachtens nach, einer der wenigen unter uns, der weiß, was es bedeutet mit der Zeit zu experimentieren. Aber ich möchte Sie auch warnen: Nicholas ist ein sehr exzentrischer Mann. Vorsichtig, bedacht und äußerst intelligent – aber zuweilen etwas schwierig. Außerdem müssen Sie verstehen, Hermine, dass er den Zeitpunkt Ihres Treffens aussuchen wird und nicht umgekehrt." Jetzt schenkte Dumbledore der Brünetten einen nachdenklichen Blick über den Rand seiner Tasse; eine sanfte Falte auf seiner Stirn bekundete leichte Irritation.
"Offen gestanden könnte ich Ihnen Nicholas nicht einmal beschreiben. Er ist ein Spezialist mit Vielsafttrank und tritt selten in der selben Gestalt zweimal auf – anders wäre es ihm vermutlich nicht möglich, Perenelle und sich zu beschützen, wo so viele Gierschlunde nach dem Stein lechzen. Aber sagen sie, meine Liebe, haben Sie eigentlich vor, auf Horace's Halloween-Feier zu gehen?"
Hermine, die abgelenkt von den kleinen Dampfwolken war, die aus ihrer Teetasse empor stiegen, blinzelte bei dem unerwarteten Themenwechsel scharf auf, ehe sie enerviert stöhnte. Sie mochte den Slug-Club nicht und machte keinen Hehl daraus das zu verheimlichen, also schüttelte sie den Kopf.
"Sie sollten hingehen", ermutigte Dumbledore den Lockenkopf mit keckem Zwinkern.

"Wird Mister Flamel etwa dort sein?"
Ihr Gegenüber hob die Schulter und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Tasse: "Ich weiß es nicht. Möglicherweise? Er hat mich jeden Falls gefragt, wann Horace vor hat die Feier zu veranstalten – das könnte man als Zusage, oder zumindest als Chance erachten, Hermine." Seine Augenbrauen trafen an seiner Nasenwurzel aufeinander und der Verwandlungslehrer wiederholte eine Spur eindringlicher: "Sie sollten hingehen. Nehmen Sie sich einen Begleiter mit … Sie scheinen sich sehr gut mit Mister Potter zu verstehen, oder nicht? Er wird sich bestimmt über Ihre Einladung freuen."
Bestimmt würde Mister Potter das, aber Hermine verspürte kein Verlangen nach Partys, kein Verlangen nach Tanz und Musik oder aufgesetzter Höflichkeit. Wenn sie Flamel auf der Feierlichkeit traf, war das völlig ausreichend.
Der Lockenkopf fühlte wie ihre Wangen, ob Dumbledores Vorschlag, trotzdem unangenehm warm wurden und winkte hastig ab: "William ist sehr nett, wie alle anderen auch. Aber ich bin nicht hier, um mich zu amüsieren, Professor."
Das klang selbst in ihren Ohren bedauernd; doch sie war nun mal nicht freiwillig fünfzig Jahre durch die Zeit gesprungen. Und auch, wenn jemand anderes sicherlich das Beste aus der Katastrophe gemacht und sich wenigstens angestrengt hätte, ein Teil dieser unbekannten Gesellschaft zu werden, wollte Hermine sich am liebsten immer noch einfach zusammen kauern und weinen.

Dumbledore zeigte sich nichtsdestotrotz väterlich verständnisvoll: "Das verstehe ich, Hermine. Trotzdem ist Ihre Anwesenheit bei uns keine Strafe, die Sie absitzen, noch eine Gefangenschaft. Es tut nicht gut, sich auszuschließen … wenn Ihnen Williams Begleitung nicht passabel genug ist, meine ich anmerken zu dürfen, dass – "
"Warum begleiten Sie mich nicht einfach?", unterbrach Hermine ihren Hauslehrer prompt und wunderte sich nur gelinde, wieso der alte Mann plötzlich in ihrem Privatleben bohrte.
Jetzt lachte Dumbledore so herzhaft, dass das Porzellan auf dem Tisch klapperte und Fawkes verwundert und verschlafen den Kopf hob: "Nun, Miss Hawking, so charmant ich Ihre Einladung auch finde", erwiderte Dumbledore freundlich, "das wilde Tanzbein zu schwingen überlasse ich besser der jüngeren Generation. Unabhängig davon, fürchte ich, werde ich zu Halloween wieder unterwegs sein. Es sind schlimme Zeiten für uns, Hermine. Schlimme Zeiten. Und wenn ich dem Bösen nicht Einhalt gebiete, wer dann?"

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Dumbledore und Hermine verblieben so, dass sie Slughorns Party zum nächsten Wochenende auf jeden Fall besuchen würde.
Die Hilfe des Alchemysten war von unschätzbarem Wert, und auch, wenn sie kein Garant dafür sein konnte, dass der Lockenkopf seinen Weg zurück in die Zukunft fand, so war es Hoffnung. Und Hoffnung war für sie in den letzten Tagen zu einer unglaublich seltenen Empfindung geworden.
Der Verwandlungslehrer hatte sein Wort jeden Falls gehalten und sein Versprechen eingelöst, zu tun was auch immer getan werden konnte, um sie zu unterstützen. Sollte Hermine fortan hier fest sitzen, so erkannte sie trocken, hatte sie in Nicholas Flamel immerhin einen guten Lehrer, wenn es darum ging sich auffällig unauffällig in die Gesellschaft zu integrieren.

Mittag musste bald vorüber sein.
In Dumbledores Gegenwart vergaß man schnell die Zeit; vor allem, wenn ein Gespräch ins nächste überging und man sich plötzlich in einer Diskussion über die Hauselfenbefreiungsfront wieder fand.
Manchmal konnte sie sich eben nicht beherrschen, fiel ständig in das Muster des törichten, naiven Mädchens, das immer noch die Welt retten wollte und erntete von einem Genie wie Albus Dumbledore allerhöchstens so was wie amüsierten Respekt.
Es war schließlich das Klopfen an der dunklen Kirschholztüre, das die beiden in ihrem Plausch unterbrach, gefolgt von Tom Riddle, der seinen schwarzen Haarschopf durch den Türspalt zwängte, ehe er sich auf Dumbledores Erlaubnis hin Einlass gewährte.

Hermines Stirn furchte sich, als ihr Blick den des Schulsprechers traf, der in Dumbledores Gegenwart eine auffällig blanke Miene zog, die sie so von ihm bisher noch nicht kannte.
Toms graues Augenpaar blieb einen Atemzug an ihr haften, ehe es von ihr auf den Älteren hüpfte, dem er über Hermines Kopf hinweg ohne Umschweife ein Paar geknüpfte Pergamentseiten reichte: "Sir, ich bringe Ihnen lediglich Mister Blacks und Mister Osbornes Strafarbeiten zur Korrektur", erklärte er sich dabei eine Spur zu steif.
Dumbledore gab einen Laut der Zustimmung, nahm die Arbeiten entgegen und legte sie auf einen verdächtig ähnlichen Stapel links von sich auf seinem Schreibtisch, wo er ihnen keine weitere Beachtung schenkte. "Die Drittklässler hatten vergangene Woche eine kleine Meinungsverschiedenheit auf den Gängen", wandte sich Gryffindors Oberhaupt stattdessen wieder an Hermine, sein Mundwinkel kräuselte sich in einer Spitzbübigkeit, wie sie es höchstens einem feixenden Mitschüler zugetraut hätte.
Der Verwandlungslehrer bedankte sich alsdann bei Riddle, schob seine Teetasse beiseite und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, dessen Angeln leise unter seinem Gewicht knarzten: "Das wäre dann alles Tom?"

Der Schulsprecher nickte, was Dumbledore zum Anlass nahm, Hermine mit einem Wink auf die Füße zu scheuchen: "Prächtig. Tu mir doch den Gefallen, mein Junge und begleite Miss Hawking zum Mittagstisch – ich bin mir sicher, sie ist inzwischen am Verhungern."
Tom nickte ein weiteres Mal stoisch und trat ohne weiteres Wort an die Türe, die er manierlich öffnete, um der Gryffindor den Vortritt zu gewähren. Sein Kiefermuskel zuckte unterdessen verdächtig, wie aufgebracht durch unterdrücktem Zorn – Tom würde doch kein Problem damit haben, von seinem Verwandlungslehrer herum kommandiert zu werden?
Hermine selbst bedankte sich jeden Falls bei Dumbledore für das Gespräch, klammerte sich an die Kordel ihrer Umhängetasche und trat an Riddle vorbei, auf den leeren Gang im zweiten Stock.

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Tom gab sich ungewöhnlich still auf ihrem gemeinsamen Trott durch den Korridor, vorbei an vereinzelten Rüstungen, deren quietschenden Häupter vermuten ließen, dass sie ihnen neugierig nach gafften.
War er zum Quidditchspiel gesprächig und in den letzten Tagen überaus kontaktfreudig gewesen, schien er jetzt in seiner eigenen Gedankenwelt eingekehrt zu sein. Nur gelegentlich wagte Hermine deshalb einen Seitenblick auf den hoch Gewachsenen, der seine Hände tief in den Taschen seiner Hose vergraben hatte und das graue Augenmerk nachdenklich auf einen unbestimmten Punkt gerichtet hielt.

Die großen Treppen waren noch wenige Schritte entfernt.
Wenn man sich anstrengte, konnte man das Klappern von Besteck auf Porzellan aus der Großen Halle bereits im Echo hören; zumindest bildete sich Hermine das lebhaft ein, weil sie es kaum erwarten konnte Riddles vermeidlicher Gesellschaft so schnell wie möglich wieder zu entkommen.
Es war ein furchtbarer Drahtseilakt mit dem Slytherin einen normalen Umgang zu pflegen, wenn man bei jedweder Gelegenheit dazu verführt wurde, ihm einfach den Hals umzudrehen.
Ihn insgeheim nicht für die Zukunft – und seine damit verbundenen Taten – verantwortlich zu machen, war schwierig für Hermine; unter anderem auch deshalb, weil Tom ihr bisher keinen wirklichen Grund geliefert hatte, ihn nicht zu mögen.
Er war gut in dem Schauspiel, das er sich auf den Leib geschrieben hatte, das musste man ihm zu gestehen. Und er machte dem Ruf des Musterschülers alle Ehre.
Die Gryffindor unterdrückte ein Seufzen.

Hatte sie auch noch geglaubt, dass Riddle sie auf ihrem vermeidlichen Spaziergang mit seiner eindringlich sanften und gedämpften Stimme wirklich in Ruhe lassen würde, wurde sie im selben Moment enttäuscht.
Die Treppen zum nächst gelegenen Korridor im ersten Stock waren schon zu sehen, die kleine Fluchtmöglichkeit und der Kreis ihrer Freunde zum Greifen nahe; aber bevor sich Hermine versah, machte Tom einen entschieden unerwarteten Ausfallschritt und versperrte ihr in voller Größe und mit gestreckten Schultern den Weg.
Zum Innehalten gezwungen, erwiderte Hermine Toms Blick so unschuldig und fragend, wie sie konnte. "Du hast ein Geheimnis", konfrontierte er sie ruhig, zusammenhanglos, aber machte sich nicht die Mühe zu verbergen, dass er wusste, dass er Recht und Gründe hatte, die seine Aussage so bekräftigten, dass eine dumme Fragerei höchstens verschwendeter Zeit gleich gekommen wäre.
In Riddles graues Augenmerk mischten sich Neugierde und Skepsis; er erweckte den Eindruck eines Abenteurers, der gerade daran war eine Seltenheit zu entdecken, einen Fluch zu widerlegen, oder eine Kostbarkeit zu fangen.
Hermine gefiel auf Anhieb keine einzige dieser Vorstellungen.

Die Stirn der Gryffindor zog sich kraus, indes ihr Unterbewusstsein – allein schon wegen der unweigerlichen Drohgebärde, die Tom präsentierte – automatisch in Abwehrhaltung ging.
Der bohrende Blick, mit dem Riddle sie bedachte, machte Hermine außerdem nervös; er hatte aufgehört zu zwinkern und vermittelte nun mehr Wahnsinn, wie Freundlichkeit.
"Unsinn", versuchte sich der Lockenkopf schließlich an einem lausigen Konter. Doch Tom hob bloß unbeeindruckt die Augenbrauen, dazu eine Achsel und entgegnete unbekümmert: "Dann hast du ja kein Problem damit, wenn ich Augustin und dem Rest deiner Freunde später erzähle, dass kein geringerer als Nicholas Flamel offenbar auf dem Weg nach Hogwarts ist, nur um dich kennen zu lernen, weil du – …"

"Nein!", unterbrach Hermine scharf und trat dabei genau in die von Tom aufgestellte Falle. Seine Mundwinkel kräuselten sich in ein triumphales Lächeln, von dem sich die Gryffindor wünschte, dass sie es ihm postwendend vom Gesicht wischen konnte.
"Hast du Dumbledore und mich belauscht?" Was, wenn er mehr wusste? Was, wenn er sie einfach von Anfang an verfolgt und das Ohr an die Türe gepresst hatte? Hermine wollte sich die damit verbundene Katastrophe gar nicht ausmalen. Zu ihrer Überraschung lachte Tom bloß amüsiert; war es verwunderlich, dass er Spaß an ihrer Panik hatte?
"Iwo, Hermine, für wen hältst du mich? Glaubst du wirklich ich hätte nichts besseres zu tun, wie dir nachzustellen?" Riddle blinzelte über seine Schulter den Gang entlang und schließlich in die Richtung, aus der sie gekommen waren, seine Brauen krümmten sich treffend an der Nasenwurzel, bis er ergeben gestand: "Ich kam nicht umhin zu hören, dass Professor Dumbledore das ein oder andere Wort über Flamel verlor, als ich ihm die Strafarbeiten gebracht habe – und jetzt frage ich mich natürlich, was ein Genie wie Flamel wohl von dir wollen könnte. Das ist alles."
Und das war bereits genug.

Weiß der Kuckuck, welche Gesprächsfetzen Riddle aufgeschnappt haben mochte und welcher Teil seines Geständnisses wirklich ernst zu nehmen war.
Nachdem Hermine nichts auf sein Gesprochenes erwiderte, schlich sich jedoch ein Anflug offener Ungeduld auf Toms glatte Mimik, gepaart mit aufeinander gepressten Lippen und enger werdenden Augenwinkeln. Der Slytherin war wohl davon ausgegangen, dass seine Ausrede ausreichte, um Hermine so weit zu bringen, ihm freiweg alles anzuvertrauen, was sie mit Dumbledore besprochen hatte.
Der Lockenkopf war sich nicht ganz sicher, ob es in diesem Moment gut oder schlecht war im Vorteil über Toms wahre Identität zu sein – jedes Dummchen hätte inzwischen sicher Kleinbei gegeben und ihm alles erzählt; Hermine stachelte Riddles Wissensdrang hingegen mit ihrer Sturheit nur noch weiter an und goss unnötig Öl ins Feuer.
Wieso fiel ihr keine passende Ausrede ein? Hatte sie Angst, dass er sie weiterhin so mühelos durchschaute und sie sich am Ende nur selbst ein Bein stellte?
"Ich bekomme meine Antwort", versicherte ihr der Schulsprecher lapidar auf die ihm entgegen gebrachte Schweigsamkeit. "Egal, ob du sie mir geben möchtest, oder nicht. Ich kriege immer, was ich will."

Hermines Herz machte darauf hin einen stolpernden Satz und getroffen von der Drohung, die er ihr so eben an den Kopf geworfen hatte, trat sie einen halben Schritt vor Tom zurück.
Er beobachtete jede einzelne ihrer Regungen wie ein Raubtier auf Beutezug, gefangen in seinem ganz eigenen Zwiespalt, dem Monstrum in seinem Innersten ungeniert freien Lauf zu lassen oder seine höfliche und hilfsbereite Maske aufrecht zu erhalten. Es gelang ihm nicht ganz seine Beherrschung zu wahren, aber möglicherweise machte sich Hermine auch etwas vor. Möglicherweise wollte sie in diesem Augenblick nichts anderes sehen, als eben dieses Monster, das er nun einmal war – der Einfachheit halber, aus Gewohnheit und Überlebenswillen.
Als Indiz dafür, dass man sich in seiner zuvorkommenden Art tatsächlich täuschte.
Wahrscheinlich war auch das der Grund für ihre plötzlich überaus unüberlegte, provokante und törichte Entgegnung, die schneller über ihre Zunge sprudelte, wie sie im Stande war sich im Zaum zu halten: "Mit Geheimnissen kennst du dich ja bestens aus, nicht wahr, Riddle?"

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Seine Bewegung war so schnell, dass Hermine sie fast nicht kommen sah.
Er packte sie mit beiden Händen an den Oberarmen und zog sie grob mit sich, auf den Wandteppich links von ihnen zu, den er hastig beiseite schlug, sodass er die Brünette voran in den dahinter liegenden, schmalen Gang schubsen konnte, der nur spärlich beleuchtet von vereinzelten Fackeln nicht den Anschein erweckte, in der Vergangenheit oft benutzt oder beachtet worden zu sein.
Es war kein Zufall gewesen, dass Tom sie abgepasst hatte, dass er sie am Rande des zweiten Stocks zur Rede stellte – mit dem passenden Rückzugsort in Petto, an dem er ungestört seinen Worten Taten folgen lassen konnte, jede Information aus ihr heraus zu quetschen, wie Saft aus einer überreifen Frucht. Er hatte das geplant, von Anfang an.
Womöglich seit ihrer ersten Begegnung damals auf dem dunklen Korridor.
Es war schlichtweg kein Zufall.

Aus dem Anflug ihrer Vorsicht wurde indes Angst und aus der Angst die vertraute Panik, die Hermine so gut kannte.
Jegliche Flucht, jeglicher Lauf, jeglicher Kampf und die gesamte Mühe, die damit verbunden war Harry, Ron und sich selbst in Sicherheit zu wissen, waren im Angesicht von Riddles wachsendem Zorn unglaublich nichtig, weit entfernt und blass.
Er war nur ein Junge, redete sie sich ein. Nichts weiter, wie ein Schüler – nicht mächtiger wie Harry, oder sie. Aber er war ebenso ein Mörder, nicht wahr? Tom hatte Menschen getötet, darunter Myrte und seinen eigenen Vater. War er noch lange nicht so übereifrig begabt wie sein alter Ego, war er immerhin unberechenbar und frei von Reue.
Gefährlich.

Hermine griff in der Drehung nach ihrem Zauberstab und stockte prompt, als sie sich Riddles Eibenstab gegenüber fand, den er geradewegs zwischen ihre Augen richtete.
Sie wusste, dass es ein undenkbar ungünstiger Zeitpunkt war, den Waisenknaben heraus zu fordern: in seiner Zeit, zu diesen Umständen, mit ihrem Alibi, das drohte vom Schwebebalken zu fallen, weil es das Gleichgewicht verlor.
Was hatte sie ihm auch entgegen zu setzen? Sie konnte ihn nicht verletzen, ihm nicht die Erinnerungen rauben, oder anderweitig in Bedrängnis bringen. Sie konnte ihn nicht einmal töten, so sehr sie es sich wünschte, weil das Chaos dann in einer Abwärtsspirale seinen Lauf nehmen würde.
Tom streckte sehr langsam die freie Hand nach Hermine aus, angelte sich ihre Waffe und verstaute sie in der hinteren Gesäßtasche seiner Hose. Fernab ihrer Reichweite, fernab der Chance, sich zur Wehr zu setzen.
Der Kampf war vorüber, noch bevor er begann.

"Sag mir, was du weißt."
Es war eine Aufforderung, ein Befehl. Klar, deutlich, ohne Ansatz von Höflichkeit oder Gefühl. Toms penetranter Blick bohrte sich so tief in Hermines Augenpaar, dass sie ausweichend zur Seite blinzelte. Ihre Hände waren mittlerweile schwitzig, ihre Knie weich und ihr Herz schlug auf einer Frequenz, dass sie das Blut in ihren Ohren rauschen hören konnte.
"Und was dann? Verhext du mich und manipulierst meine Gedanken? Bringst du mich zum Schweigen, oder bedrohst du mich?" Es war eine kühne Entscheidung, das Kinn zu heben und der Sturheit ein Tor zu öffnen. Sie musste auf jeden Fall verhindern, dass Riddle seinen Willen bekam – er durfte weder mit ihren Erinnerungen spielen, noch an sie heran kommen und schon gar nicht abwägen, ihr etwas anzutun, oder ihr das Leben zu nehmen; zumindest was das anbelangt, standen sie auf der selben Stufe. Es würde alles in Wanken bringen und vernichten.
Hermine lief ein Schauer über den Rücken.

"Vielleicht."
Tom runzelte nachdenklich die Stirn und kam eine Spur näher, bis die Spitze seiner Waffe ihr Brustbein berührte. Der knochenhafte Zauberstab lachte ihr feixend entgegen, der Impuls seiner Magie legte sich auf ihre Brust wie ein schwerer Stein; Hermine hielt aus Reflex den Atem an. "Das kommt ganz darauf an, wessen du mich bezichtigst – und wie relevant dein Wissen ist. Bemerke ich, dass du nichts weiter machst, wie dich zu profilieren, werde ich dafür sorgen, dass diese Unterhaltung nie statt gefunden hat."
Er dachte wohl immer noch, dass sie bluffte, ging möglicherweise davon aus, dass sie irgendwo ein Gerücht aufgeschnappt hatte – von William zum Beispiel. William war einer der wenigen, der offen gegen Tom arbeitete. Aber konnte Hermine zu lassen, ihre Freunde in Riddles Kreuzfeuer zu manövrieren?
Es hatte keinen Sinn und es änderte auch nichts, denn zog Hermine ihren Kopf jetzt aus der Schlinge, würde Tom weiterhin skeptisch bleiben. Er würde sie auf Schritt und Tritt verfolgen und bloß auf eine weitere Gelegenheit warten, zu Ende zu bringen was er hier angefangen hatte. Oder ihr tatsächlich etwas antun. Nichts davon stand zur Wahl.

"Das Problem ist nur", versuchte sich Hermine letztlich an einer vernünftigen Erklärung, von der sie sicher war, sie im selben Moment zu bereuen, "dass jede Entscheidung, egal welche du triffst, dein Leben beeinflussen könnte." Neben Zorn, tauchte jetzt Verwirrung auf den Zügen des Schulsprechers auf. Er zwinkerte zweimal kräftig, neigte das Haupt abschätzend schief und wog die geheimnisvolle Entgegnung Hermines eine Weile ab. "Wie meinst du das?"
Die Gryffindor leckte sich über die rauen Lippen, zumindest war sie sich jetzt Toms ehrlicher Aufmerksamkeit sicher - das war immer hin schon mal ein Anfang, oder?
"Wie du bestimmt weißt, studiert Nicholas Flamel die Formen von Zeit und Raum … Dumbledore", sie stockte und würgte den aufsteigenden Kloß in ihrer Kehle krampfhaft hinab, "…Dumbledore hat ihn gebeten, mir dabei zu helfen, einen Weg nach Hause zu finden, denn … denn ich bin eine Zeitreisende."

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ZUM CLIFFHANGER
Ja ich weiß, das Ende ist nicht gerade befriedigend. Trotzdem war es die beste Variante für einen Cut. Ich habe lange *lange* überlegt, wie Tom dahinter kommen könnte einen Teil von Hermines wahrer Identität heraus zu finden. Ich war auch schon so weit, dass ich mir sagte: muss er überhaupt dahinter kommen? Weil ich aber das Ende der FF schon ausgearbeitet habe, brauche ich diesen Teil.
Das eröffnet uns auch viele neue Wege – was wird Tom mit diesem Wissen anfangen? Nachdem er keine Skrupel kennt, könnte er sich Hermines Erinnerungen zu Eigen machen, oder? Was ist mit dem Horcrux in Hermines Tasche? Wird Tom eher zu einer Art Beschützer, der Hermine auf seine eigene Art hilft? Wie wirkt sich dieses Zusammenspiel auf die Zukunft aus?

Ich kenne die Antworten schon :3
Nun habe ich eine Frage: wenn Du Tom wärst, wie wurdest du auf Hermines letzten Satz reagieren?


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