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Fanfiction

Cinder and Smoke - AN ORDINARY MORNING

von paradox riddle

A/N Ha. Okay – ein Paar Worte der Erklärung für die jenigen, die das Update vom Wochenende schon gelesen haben: ich habe den letzten Entwurf zu Kapitel 7 nicht nur überarbeitet, sondern komplett geändert, weil ich mit dem Verlauf nicht mehr zurecht gekommen bin.

Ich wollte eigentlich einen größeren Sprung machen und mit dem wesentlichen Teil der Geschichte beginnen, habe dann aber fest gestellt, dass sich dadurch die Melodie der Handlung so stark ändert, dass man als Leser vermutlich nicht mehr hätte folgen können.
Ich hab's quasi vergeigt ( woa, Wortspielalarm aufm Autorenspielplatz (-; )

Jetzt ist das Kapitel insgesamt gefühlt stimmiger. Keine Sorge, ich werde vermeiden, dass die Handlung zu "plätschern" beginnt. Aber ich möchte keine sinnfreien Handlungssprünge machen, die mir den Plot zerreißen. Ich habe nun einige Dinge in der Erzählung vorgezogen und andere zurück gestellt.

Insofern fettes Sorry für etwaige Verwirrung.
Vergesst das vorherige Update und viel Spaß beim Lesen.

Danke.

**** |[x]| ****


There are things, I have done.
There's a place, I have gone.
There's a beast, and I let it run.
Now it's runnin' my way.
[BLACK LAB &. THIS NIGHT]



Hermine Hawking konnte Riddle nichts vorwerfen.
Als sie sich auf dem Gang das erste Mal begegneten, war er zuvorkommend, höflich und diskret gewesen. Er hatte sich ebenso perfekt verhalten, wie er vorgab zu sein und Hermine dabei für einen Atemzug aufs Glatteis geführt. Es war schwer zu begreifen, dass ein Junge mit einem Intellekt und einem Talent, wie Tom es besaß, schlussendlich ein so furchtbares Schicksal ereilen würde – noch dazu eines, für das er selbst verantwortlich war.
Auf ihrem gemeinsamen Weg durch die verwinkelten Ecken des Schlosses, vorbei an schlafenden Gemälden und schwebenden Geistern, hatte er immer wieder versucht, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Anders wie Thoran gab er sich dabei beeindruckt von ihrem Interesse am Lernen, zeigte sich offen für die Wahl ihrer Fächer und verriet ihr hier und da ein Paar Dinge, auf die sie sich im Unterricht freuen konnte, denn er hatte die meisten Bücher – wie er zugab – für die siebte Klasse bereits gelesen.
Hermine merkte schnell, dass Tom jemand war, dessen Aufmerksamkeit man zwanghaft ersuchte, weil man von ihm beachtet werden wollte. Er hatte etwas Anziehendes an sich, in seiner ruhigen Art, den gewählten Worten und seinem Auftreten.
Das Problem war nur, dass Hermine Granger Riddle hasste.

Egal, in welchem Zusammenhang sie auch an ihn dachte, ihn ansah oder auf ihn einging, stellte ihr ihre Rationalität ein Bein. Sie war nicht fähig zu vergessen; die Bilder und die Erinnerungen, den Schmerz und die Angst, die mit seinem Namen einher gingen, geschweige denn den Krieg und die Verfolgung, die zu ständigen Begleitern in den vergangenen Jahren geworden waren. Mit ihm über belanglose Dinge zu plaudern fühlte sich an wie Verrat, der ihr Blut zum Brodeln brachte – und dabei spielte es keine Rolle, welche Maske Voldemort trug.
In Hermines Augen war er nicht schön oder charmant, sondern gefährlich und manipulativ. Mochte sein, dass er sie an diesem Abend überrumpeln konnte, dass sie ihm die Chance eingeräumt hatte, sich in ihren Verstand zu mogeln, wie er es bei anderen tat. Doch das durfte ihr kein weiteres Mal passieren.
Er war nicht mehr nur ein Hirngespinst, oder ein Foto abgedruckt in einem alten Buch; er war real und er war neugierig ob ihrer Person. Und das waren beides Gründe für Hermine, ihn mindestens auf einer Armlänge Abstand zu halten.

Mit diesem Gedanken war sie schließlich eingeschlafen.



**** |[x]| ****



Der nächste Morgen kam viel zu schnell, begleitet vom entfernten Krähen des Hahns. Hermine kauerte sich unter der warmen Decke ein wenig fester zusammen und rollte auf die Seite, die Augen fest geschlossen, um dem aufziehenden Sonnenlicht zu entgehen, das sich durch die Vorhänge hindurch den Weg auf ihre Haut suchte.
Hätte sie nicht jemand vehement an der Schulter berührt und geschüttelt, wäre sie vermutlich wieder in den traumlosen Schlaf versunken, der über ihrer Wahrnehmung wie ein Schleier ausgebreitet da lag. Hermine kniff die Lider zusammen, blinzelte träge und fokussierte die Stimme, die jetzt sanft ihren Namen murmelte, ehe sie sich räkelte und Tag und Realität gemächlich Eintritt gewährte.

Für einen Atemzug spürte sie Enttäuschung.
Die Gesichter, die sie musterten, waren nicht die ihrer Freunde, waren ihr unbekannt und neu. Der Raum war nicht der Selbe, wie sie ihn in über fünfzig Jahren in der Zukunft beheimaten würde, die Sachen am Ende des Bettes waren nicht ihr eigen Hab und Gut und die stetige Hoffnung, aus einem Alptraum zu erwachen, war praktisch verschwunden.
Diana lächelte und machte einen Schritt vor Hermines Bett zurück, um sich gemeinsam mit Lisa auf deren Matratze zu setzen. Beide trugen lange Nachthemden und hatten ihr Haar in einem Haarnetz nach oben gebunden. Hätte Hermines es nicht besser gewusst, hätte sie über die vermeidliche Aufmachung der Mädchen gelacht. "Artemis ist gerade im Badezimmer, aber keine Sorge – es bleibt noch genügend Zeit. Wir dachten, wir lassen dich ein bisschen länger schlafen, du hast gestern einen ziemlich erschöpften Eindruck gemacht."

Lisa, die ihr Kissen auf dem Schoß hatte und es besitzergreifend umarmte, beugte sich ein bisschen nach vorn. Man musste nicht putzmunter sein um die Neugierde aus ihrem Gesicht lesen zu können – ebenso wie die brennende Frage, die ihr ganz offensichtlich auf der Zunge lag und die ohne Umschweife über ihre Lippen sprudelte: "Weißt du, was Tom Riddle gestern vor unserem Gemeinschaftsraum gemacht hat?"
Hermine rieb sich den Schlaf aus den Augen und neigte bloß seufzend den Kopf (sie hoffte, dass keines der beiden Mädchen das übergroße, neon-orange T-Shirt der Chudley Cannons in Frage stellte, das eigentlich Ron gehörte und sie spontan als ihr ganz persönliches Nachthemd auserkoren hatte). Ihr Mund stand halb offen, formte sich mit einem Stirnrunzeln zu einem nachdenklichen "O", bevor sie die Schultern zuckte und müde ihre wilde Lockenpracht schüttelte: "Wer?"
Es war nicht schwer, sich zwischen Wachen und Schlafen dümmer zu stellen, als man in Wirklichkeit war.

"Tom, unser Schulsprecher –", fuhr Diana fort, wurde aber von Lisa unterbrochen: "Groß, dunkelhaarig, gut aussehend … traumhaft?" Ihre leicht hysterische Ader hatte, zugegeben, etwas von einer aufgekratzten und aufsässigen Lavender Brown im Retro-Aspekt. Hermine merkte, wie sie Lavender vermisste – auch, wenn sie den lauten Lockenkopf nicht immer mochte.
Sie blinzelte sehr langsam und sagte eine Weile nichts. Ihr stand nicht der Sinn, über jemanden zu schwärmen, von dem sie ausgehen konnte, dass er sie ohne Federlesen würde umbringen können. Dann leckte sich Hermine über die Lippen und entgegnete wahrheitsgemäß: "Achso …ahm, er hat mir meinen Stundenplan gebracht, wir waren uns auf den Gängen begegnet, als ich zum Turm zurück gegangen bin; Riddle bestand dann darauf, mich bis zum Gemeinschaftsraum zu begleiten. Vermutlich dachte er, ich würde mich verlaufen, oder so. Ihr müsst ihm begegnet sein, als wir uns gerade verabschiedet haben."
Ein bisschen ärgerlich war es schon, dass Hermine Thoran, seine Freunde und die Mädchen wohl nur knapp verpasst hatte. Die Gruppe wäre eine perfekte Ausrede gewesen, Riddle los zu werden.

"Ha! Ich wusste, dass du etwas damit zu tun hast! Diana hat es mir nicht geglaubt." Das breite Grinsen auf Lisas Gesicht war Zeuge dafür, wie sehr sie dem Charme des Slytherins verfallen war; schließlich kicherte sie. Ihr Blick nahm eine trübe Verträumtheit an, die eine Ginny Weasley sofort aus ihr heraus geboxt hätte. Hermines Braue zuckte lediglich.
Sie kannte Riddles Zauber, seine eigenwillige Person und sein Talent, Leute dazu zu bringen, das zu tun, was er wollte; sie hatte mit zwölf schließlich auch ein Weilchen für ihn und seine Anekdoten geschwärmt, bis sich heraus stellte, wer er tatsächlich war.
"Tom war es, der den Schüler gefasst hat, der für die Unfälle verantwortlich war. Die Schule verdankt ihm einiges – mitunter auch den Umstand, dass sie nicht geschlossen werden musste. Der Sache auf den Grund zu gehen war sehr mutig von ihm", schaltete sich Diana wieder ein und hob die Achsel.
"Und deshalb ist er jetzt ein Held", es war mehr eine Feststellung, als eine Frage und Hermine bereute jedes Wort davon. Lisa nickte, wog sich mit dem Kissen im Arm gemächlich von links nach rechts und lenkte das Augenmerk an die Decke. Hermine tat es der Blondine gleich, warum konnte sie nicht sagen.
Vielleicht Gruppenzwang.

"Wie findest du ihn?"
Zusammen zuckend, runzelte Hermine die Stirn und zwinkerte Diana und ihrer Freundin entgegen. Sie wollte sich nicht dazu äußern, nicht Gefahr laufen etwas zu sagen oder zu verraten, was sie am Ende bereute. Genau genommen wollte sie überhaupt nicht über Voldemort reden, ihr Nachthemd tragend, eingewickelt in ihre Decke im Kreis von neu gewonnenen Freundinnen: die Szene war irgendwie grotesk.
"Ich kenne ihn nicht. Gestern war er höflich, aber das sind andere auch."
"Ihn kennen?" Diana musterte Hermine eine Weile, sie schien etwas abzuwägen. Möglich war auch, dass sie sich die Frage selbst nie wirklich gestellt hatte. Wieso sollte man sich schon die Mühe machen, jemanden kennen zu lernen, wenn er ganz offenkundig eine tolle Person war? Ihre Entgegnung kam unerwartet: "Ich glaube, niemand kennt ihn; er spricht kaum über sich selbst … außer über die Schule und den Unterricht. Belanglose Sachen eben, das schon."
"Aber spielt das eine Rolle?", wollte Lisa wissen "Ich meine, er hat die Contenance und den Charme eines Clark Gables, er ist Schulsprecher und wenn er so weiter macht, wie bisher, wird er der beste Schüler sein, den Hogwarts je gesehen hat. Reicht das nicht, ihn zu mögen?"

Hermine leckte sich über die Lippen. Sie war nicht das typische Mädchen, das sich gerne über Jungs unterhielt. Einmal war Ginny bei ihr gesessen, weil sie einen Rat wegen Dean Thomas brauchte, auf den sie unheimlich stand: das war kurz bevor sie mit Harry zusammen kam. Lavender schien jede Woche einen anderen Kerl toll zu finden, verfiel dabei in völlige Idiotie, löste ihre Probleme aber fortwährend irgendwie selbst und zu anderen Mädchen hatte Hermine keinen so engen Kontakt, die Gespräche dieser Art begründet hätten.
Sie war überfordert.
"Ich glaube nicht. Ich glaube, das was wir tun, steht oft im Kontrast zu dem, wer wir wirklich sind." Hermine versuchte sich an einem schwachen Lächeln: "Jeder Mensch lügt."

"Wisst ihr, ich finde Hermine hat damit gar nicht so Unrecht. Riddle ist nett und hilfsbereit, jeder mag ihn – aber Fragen über sich selbst beantwortet er so gut wie nie. Auch uns gegenüber nicht", meldete sich eine neue Meinung aus Richtung Badezimmer.
Artemis rubbelte sich die Haare mit einem Handtuch trocken, suchte gleichsam den Weg zwischen den Betten hindurch zu den anderen und streckte dem Lockenkopf grüßend die Hand entgegen: "Guten Morgen, mein Name ist Artemis Brown, ich bin Vertrauensschülerin für Gryffindor, ich glaube wir hatten gestern keine Gelegenheit uns kennen zu lernen." Ihre Lippen kräuselten sich in ein nettes Lächeln, das die Strenge ihres Konterfeis nicht ganz vertrieb, aber ehrlich wirkte.
Geschäftiger fügte Artemis dann in Richtung Diana und Lisa gewandt hinzu: "Und jetzt denkt viel lieber an die Schule und nehmt mal eure Beine in die Hand, sonst kommen wir zu spät zum Frühstück!"



**** |[x]| ****


Als die Mädchen gemeinsam in der Großen Halle ankamen, waren Thoran, Lyail und Ignatius bereits am Tisch und löffelten etwas, das verräterisch nach Haferschleim aussah und augenscheinlich mit Apfelmus vermischt worden war. Sie waren umringt von anderen Jungs, die Hermine noch nicht kannte und mit denen sie sich leise und angeregt unterhielten – hätte die Brünette es nicht besser gewusst, hätte sie vermutet, dass die kleine Truppe gerade Pläne schmiedete (so viel zu ihrer Annahme, die Epoche ginge zum Kichern in den Keller).
Thoran, dessen Stirn in missbilligte Falten gefurcht war, schüttelte nachdrücklich den Kopf, lehnte sich schließlich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, sein Vertrauensschülerabzeichen brach sich dabei im matten Licht des Sonnenaufgangs über ihren Köpfen. "Niemals, Bill. Vergiss es. Das ist nicht nur gefährlich, sondern auch dumm. Was hast du davon?"

"Eine Menge Spaß", antwortete der Junge, der Thoran gegenüber saß und klang dabei ebenso fahrlässig wie einer der Weasley-Zwillinge, während er Erstklässlern Spuckpillen im Gemeinschaftsraum vertickte, damit der nicht an Snapes Unterricht teilnehmen musste. "Komm schon, Thoran, sei kein Spielverderber. Stell dir nur mal sein Gesicht vor ... – !"
"Er wird dir den Hals umdrehen, mit seinen bloßen Händen. Glaube mir, du bringst dich damit in erhebliche Schwierigkeiten – mehr noch, wie sonst. Und mich gleich mit, weil du es mir auf die Nase bindest und ich dich tun lasse, was du willst!" Bill winkte ab und lachte. "Iwo, er ist nicht halb so clever wie er denkt, dass er's ist! Glaub' mir, er braucht das. Und du bist außen vor, denn du weißt von nichts, darauf haben wir uns geeinigt, nicht oder?"

Lupin entgegnete etwas, das Hermine aus der Entfernung nicht mehr verstehen konnte, weil Thoran sie in diesem Augenblick über die Köpfe der anderen hinweg mit einem freundlichen Ruf begrüßte und die Mädchen alsdann zu ihren Klassenkameraden aufschlossen, um sich zu ihnen zu setzen.
Zu Hermines Überraschung fuhr der Kerl, mit dem sich der Vertrauensschüler gerade noch unterhalten hatte, dabei abrupt auf die Füße, wischte sich die Hände an seiner Robe ab und reichte Hermine mit einem spitzbübischen Grinsen eine davon.
Zuerst stockte der Lockenkopf, irritiert ob der Geste und überrumpelt von der Heiterkeit auf dem jungen Konterfei, das umrahmt wurde von einzelne Haarsträhnen, die es nicht in seine aufwendig gekämmte Haartolle geschafft hatten; dann lächelte sie nervös.

Bills Haare waren von einem Hellbraun und standen damit im Kontrast zu seinen verhältnismäßig dunklen Augen, die keinen Hehl aus Feix und Tollheit machten und – im Gegensatz zu seiner hoch gewachsenen Gestalt – kindlich und frech zwischen hellen Wimpern hervor funkelten. Bevor Hermine sich versah, wurde das exzentrische Schütteln ihrer beider Hände zu einem schmeichelnden Handkuss auf ihrem Handrücken.
"Hallo", hauchte Billy tief und kehlig, was die Mädchen ringsum zum Kichern brachte.
Seine Augenbrauen tanzten amüsiert über seine Stirn: "Du musst Hermine sein, freut mich wirklich wahnsinnig dich kennen zu lernen. William Potter", sein Grinsen wurde eine erhebliche Spur breiter und verschluckte dabei fast seine Ohren: "Aber meine Freunde nennen mich Bill und meine besten Freunde sogar Billy."

Hermine zwinkerte zweimal kräftig, den Mund zu einer Erwiderung geöffnet, aber unfähig jeglicher Reaktion. Als William schließlich so nah an ihr Gesicht heran trat, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte, wurden ihre Wangen unweigerlich warm: "Du darfst auf jeden Fall Billy zu mir sagen."
"Hör auf damit, du Schwerenöter!", mischte sich Thoran halbherzig lachend ein, was vermutlich auch die letzten Köpfe neugierig zum Gryffindortisch umsehen machte. Musste man in aller Herrgottsfrüh schon so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen? Hermine versuchte sich mit einem Räuspern dezent zu befreien, wurde aber in der selben Bewegung von William bestimmt an den freien Platz neben sich bugsiert: "Nur, wenn sie sich zu mir setzt, damit ich sie besser kennen lernen kann."

Ihre Nackenhaare kitzelten. Nicht etwa, wegen Bills offen überdrehter Art, oder seinen Gesten, dem James-Dean-Blick oder der Spitzbübigkeit, die sie an zu Hause und die Weasley-Zwillinge erinnerte, sondern weil das beunruhigende Gefühl wieder präsent war, beobachtet zu werden.

Platz nehmend, schenkte sich Hermine frischen Tee auf und nutzte die Gelegenheit, den Blick ungestört durch die Große Halle schweifen zu lassen. Zuerst fiel ihr nichts weiter auf, Thoran, Lupin und Ignatius hatten ein nonchalantes Gespräch mit Diana über Quidditch begonnen, die Ravenclaws waren zumeist mit sich selbst und ihren Büchern beschäftigt, die Hufflepuffs wirkten allesamt ein bisschen müde und weniger gesprächsfreudig zur Frühstücks-Stunde und am Slytherin-Tisch herrschte kollektives und diszipliniertes Schweigen, wobei ein Teil hinter der neuesten Ausgabe des Tagespropheten oder Pergamentrollen verschwunden war. Alles war ruhig, unauffällig und – beinahe hätte Hermine es gedacht – wie immer.

Doch dann bemerkte sie ihn, direkt in der Mitte seiner Hauskameraden in einer Position, von welcher aus er die gesamte Halle ohne Mühen im Auge behalten konnte; den Rücken durchgedrückt und die Schultern gespannt, als hätte er gerade einen von Filchs alten Besen verschluckt saß er da, wie der Herr des Schlosses. Seine kühlen grauen Augen waren auf sie gerichtet, er blinzelte dabei nicht, das Gesicht hinter einer unbewegten Maske versteckt, die es unmöglich machte aus ihm zu lesen.
Schließlich nickte er ihr zu.



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"Ich bin Kapitän der Quidditchmannschaft", verriet ihr Billy auf dem Weg zu Slughorns Klassenzimmer mit vor Stolz geschwellter Brust eine halbe Stunde später. Hermine lächelte daraufhin; William Potter war nicht nur erstaunlich gesprächig, sondern auch ausgesprochen witzig und charmant, was in dem Einheitsbrei der tristen Laune dieser Epoche unglaublich erquickend wirkte. Sie mochte ihn sofort, weil er keine Anstalten machte, sich mehr zu beherrschen wie nötig und sagte, was er dachte.
Aber jegliche Gemeinsamkeit zu Harry, irgendein Indiz dafür, dass sie miteinander verwandt hätten sein können (bis auf ihre Leidenschaft zum magischen Sport vielleicht) suchte sie vergebens. Dazu kam, dass Thoran ihr gegenüber anmerkte, dass William ein cleverer Bursche war, sein Hang zum Schabernack ihn allerdings regelmäßig in Schwierigkeiten brachte.
Klang eigentlich nach einem Weasley.

"Hatten gestern Training und bin anschließend zu Ignatius in den Krankenflügel, um mich zu vergewissern, dass Riddle ihm keines seiner Glieder ausgerissen hat." Williams Arm wanderte in gespieltem Mitgefühl um die Schulter seines rothaarigen Freundes, der zuckte bloß die Achseln, unter seinem rechten Auge war ein schwaches Veilchen zu erkennen, das noch verheilte. "Tom ist der bessere Duellant, aber das ist kein Geheimnis. Niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, fordert ihn heraus – Professor Merrythought hat uns zusammen gesteckt, ich hatte keine Chance, geschweige denn eine Wahl."
Also hatte Riddle absichtlich dafür gesorgt, dass Thoran am Vorabend zu spät zu ihrem Treffen an der Bibliothek kam, weil der sich wiederum um Ignatius kümmern und ihn zur Krankenstation bringen sollte? War das möglich, oder eine falsche Anklage, gebaut auf zu viel Paranoia und dem einher gehenden Verdacht, dass er sie beobachtete?
"Ignatz, du hättest selbst gegen einen Flubberwurm keine Chance", konterte Billy feixend und erntete von seinem Kompagnon einen schmerzhaften Stoß zwischen die Rippen, der ihn zwar zusammen zucken, aber nicht davon abhalten ließ, zu lachen.



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Horace Slughorn würde sich im Laufe von über fünfzig Jahren kaum verändern, mit Ausnahme einiger weniger Falten vielleicht und dem mausgrauen Haar, das jetzt noch deutlich fülliger und braun war.
Der Tränkemeister war überaus entzückt, sie kennen zu lernen und verriet Hermine im selben Satz schmeichelnd, wie angetan Dumbledore von ihrer bisher gezeigten Leistung zur Aufnahme in die siebte Klasse gewesen war; dabei profilierte er sich ein bisschen wie ein stolzes Walross, was seinen Schnauzbart zum Beben brachte und merkte an, dass einer der besten Schüler der Schule zufällig aus seinem Haus kam.

Das brachte Hermine binnen fünf Minuten den Sitzplatz in der ersten Reihe neben Riddle ein, der sie mit dem Anflug eines dünnlippigen Lächelns an seiner Seite begrüßte, das seine Augen nicht erreichte.
"Schön, dich wieder zu sehen", merkte er so leise an, dass sie ihn kaum verstand.

Hermine glaubte nicht an Zufälle.



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ERKLÄRUNGEN.

CLARK GABLE. war in den 1940er Jahren ein weltweit bekannter Hollywood-Schauspieler. Heute kennen wir ihn vor allem aus dem Film "Vom Winde verweht", wo er den feisten "Rhett Butler" gespielt hat. Gable war eine der männlichen Stilikonen der Zeit, ebenso wie nachfolgend zum Beispiel Marlon Brando, James Dean und Elvis Presley in den 1950er Jahren.
Ich habe ihn gewählt, weil ich unheimlich auf Clark Gable stehe und er für mich den typischen Gentleman der 1940er verkörpert; ich fand das als Metapher zu Toms Auftreten sehr passend.

WILLIAM POTTER. wird im Potter-Wiki tatsächlich erwähnt, allerdings ohne Zeitangaben. Angeblich war William aber Harrys Großvater. Ich weiß, dass er auf Anhieb als Klischeecharakter auftritt, gerade im Vergleich mit den Weasley-Zwillingen. Aber ich hatte William einmal für ein Rollenspiel ausgearbeitet, das ebenfalls in den 1940er gespielt hat und fand es amüsant, seinen Handlungsstrang hier mit einzbauen – auch, um Tom das Leben etwas schwer zu machen und Dynamik zu erzeugen.

Danke fürs Lesen.


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