von Minerva82
Tilly gähnte und streckte sich. Die Nachtdienste machen ihr zu schaffen. Seufzend erhob sie sich und trat aus dem Schwesternzimmer auf den Gang hinaus. Gerade wollte sie ihren Rundgang beginnen, als sie aus Zimmer Nummer 12 Schreie hörte. Alarmiert eilte sie dorthin und riss die Türe auf. Dort saß die Schulleiterin von Hogwarts kerzengerade im Bett, das Haar fiel ihr in wirren Strähnen über die Schultern und ihr Blick war starr auf die gegenüberliegenden Wand des Zimmers gerichtet.
„Professor? Alles in Ordnung?“ Doch sie schien sie gar nicht wahrzunehmen.
„Nein! Bitte! Lass mich nicht allein!“, stammelte sie und streckte die Hand in besagte Richtung aus, als versuchte sie nach jemandem oder etwas zu greifen.
„Professor, was ist los? Haben Sie Schmerzen?“, fragte Tilly besorgt und trat an das Krankenbett heran. Jetzt erst bemerkte sie, dass Professor McGonagall am ganzen Leib zitterte, und ihre Stirn von Schweißperlen übersät war. Noch immer schien sie keine Notiz von ihr zu nehmen.
„Du darfst nicht sterben!!! Albus, bitte! NEIN!“, schrie sie nun unvermittelt auf, die Augen vor Entsetzen geweitet.
„Professor, beruhigen Sie sich! Es ist alles in Ordnung. Sie sind in Sicherheit.“, versuchte Tilly mit eindringlicher Stimme zu ihr durchzudringen und legte ihr prüfend die Hand auf die Stirn.
„Bei Merlin! Sie glühen ja. Legen Sie sich bitte wieder hin.“
„Nein! Nicht!“ Panisch schlug sie Tillys Hand beiseite. Diese wich erschrocken einen Schritt zurück. Einen Moment lang sah sie sich hilflos um. Dann griff sie zu ihrem Zauberstab.
„Expecto Patronum!“, rief sie und sogleich stieg ein milchig weißer Rauch aus der Spitze des Stabes hervor und formte sich zu einer Taube. Diese umkreiste zweimal ihren Kopf und flatterte dann auf einen Wink ihres Zauberstabes durch die offenstehende Tür davon. Ohne zu zögern wandte sie sich wieder ihrer Lehrerin zu, die sich mittlerweile verzweifelt die Haare raufte.
„Ruhig, Professor. Dr. Galen wird gleich kommen. Sie müssen sich jetzt ausruhen.“
Und mit sanftem Druck versuchte sie, Professor McGonagall dazu zu bewegen, sich wieder hinzulegen. Doch diese zuckte bei der Berührung zusammen und schrie in schrillem Ton:
„Nein! Lasst mich in Ruhe! Das werde ich nicht zulassen!“ In heller Panik schlug sie um sich. Ein brennender Schmerz ließ Tilly abermals zurückweichen. Betroffen hielt sie sich die linke Wange mit der Hand. In diesem Moment betrat Dr. Galen den Raum. Schnell hatte er begriffen, was vor sich ging. Mit einigen hastigen Schritten hatte er das Bett erreicht. Mit beiden Händen umfasste er die Arme seiner Patientin und drückte sie behutsam zurück auf ihr Kissen.
„Schwester, schnell, die Gurte!“ Tilly reagierte sofort und fixierte die Arme ihrer Lehrerin mit breiten Ledergurten an den Seitenstützen des Krankenbettes.
„Sehr gut, und jetzt holen Sie mir eine fiebersenkenden Infusion der Stufe 3 sowie einen Schlaftrank der Stufe 2.“ Die junge Frau nickte und eilte aus dem Zimmer, während der Heiler sich wieder seiner Patientin zu wandte, die sich mit aller Kraft gegen die Haltegurte stemmte und mit glasigem Blick einen unsichtbaren Punkt an der Decke fixierte. Beruhigend legte er ihr seine Hand auf die glühende Stirn.
„Ist ja gut. Gleich wird es Ihnen besser gehen.“
Auf einen Schlenker seines Zauberstabes hin öffnete sich die Tür des weißen Schränkchens neben der Tür und heraus schwebten eine metallene Schüssel und ein Stapel weiße Leinentücher und landeten sanft auf dem Nachttisch.
„Aguamenti!“, murmelte er, nahm das oberste Tuch vom Stapel, faltete es und tränkte es in der nun mit Wasser gefüllten Schüssel.
„So, das wird Ihnen gut tun.“, sagte er und legte Professor McGonagall das feuchte Tuch auf die Stirn. Diese stöhnte leise auf, und ein heftiger Schauer durchfuhr ihren ganzen Körper.
„Hier, bitte schön.“, sagte Tilly, die gerade wieder ans Bett getreten war und reichte dem Heiler die gewünschten Utensilien. Der wechselte den Infusionsbeutel aus, zog dann eine Spritze mit dem Schlaftrank auf und injizierte deren Inhalt in den Infusionsschlauch.
„Damit müssten wir das Fieber unter Kontrolle bekommen. Wechseln Sie die Umschläge bitte alle halbe Stunde.“, erklärte er an Tilly gewandt. „So, und nun kümmern wir uns erstmal um Ihre Wange. Zeigen Sie mal her.“
Er trat an Tilly heran und untersuchte den blutigen Kratzer, der sich quer über ihre Wange zog.
„Ein wenig Diptamessenz wird helfen. Kommen Sie mit.“ Damit führte er die blasse Tilly auf den Gang hinaus.
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