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Fanfiction

Die Wanderungen der Minerva - Zwischenstopp im Irgendwo

von käfer

(eigene Erfindung)

Es summt und brummt von überallher, alles dreht sich. Um mich herum tanzen dutzende verschwommene weiße Einhörner. Sie verschmelzen miteinander, werden deutlicher und langsamer. Schließlich ist nur noch eines da, es bleibt stehen, schaut mich aus smaragdgrünen Augen an. Dann schüttelt es die Mähne, dreht sich um und läuft weg. Ich bleibe zurück, finde mich in einer staubigen Einöde sitzend wieder. Mit wackeligen Beinen stehe ich auf. Über mir gleißt eine grelle Sonne am blau-violetten Himmel, um mich herum ist nichts als gelbgrauer Staub. Ich könnte mich an Ort und Stelle zum Sterben niederlegen.
Verdursten ist kein schöner Tod.
Wie von einer Feder getrieben setze ich mich in Bewegung, gehe in die Richtung, in der ich einen bunten Flecken vor einem grünen Hügel erkennen kann.
Mit Einbruch der Abenddämmerung bin ich dort. Die Stadt – wenn der Ort diese Bezeichnung verdient – sieht eigenartig aus. Vier- und fünfstöckige Fachwerkhäuser neigen sich über den schmalen Straßen einander zu. Es herrscht ein reges Treiben in den Gassen, wer nicht mit anderen schwatzend herumschlendert, schlängelt sich gewandt durch die Grüppchen, nach allen Seiten laute Grüße schickend. Alle Leute hier, egal ob Männlein oder Weiblein, sind in kunterbunte Tücher gehüllt, die ständig herumflattern.
Jedes dritte Gebäude scheint ein Gasthaus zu sein. Trinkerlärm, schräge Musik und tausenderlei Essensgerüche wehen herum. Ich habe Hunger und Durst, wahrscheinlich muss ich mir mit Hilfe meines Zauberstabes etwas Geld beschaffen, um mein Essen zu bezahlen. Das ist an sich ganz einfach: man nimmt für Münzen runde Gegenstände, Knöpfe, Scheibchen von Ästen, Bachkiesel oder ähnliches, will man Geldscheine, kann man Blätter von beliebigen Bäumen pflücken. Den Dingen wird mit einem nicht allzu komplizierten Zauber das Aussehen von Geld gegeben und schon ist man zahlungsfähig. Die Sache hat nur einen Haken: Eine Minute nachdem das falsche Geld seinen Besitzer gewechselt hat, nimmt es seine ursprüngliche Gestalt wieder an. Dennoch kursieren Gerüchte, dass Stephen Selwyn den Reichtum seiner Familie genau damit begründet hat. In Muggelgeschäften soll er für Holzgeld teure Waren – Schuhe, Schweizer Uhren und dergleichen - erworben haben, die er dann im Zaubererviertel gegen harte Galleonen weiterverscherbelte.
Weniger Glück mit dieser Masche hatte Harold Prince, der in der Kneipe meines Großonkels damit angegeben hat. Zu seinem Pech befand sich unter den Gästen ein Spion des Aurorenbüros und Prince landete für ein paar Jahre in Askaban, wo Dementoren ihm das Hirn weichklopften.
Mein größtes Problem besteht im Moment darin, dass ich nicht weiß, wie hier das Geld aussieht.
Die Lösung naht schneller als gedacht. Am Gürtel des vor mir mehr hüpfenden als gehenden Mannes baumelt ein gelbseidenes Beutelchen, aus dem es verheißungsvoll klingelt. Ohne die Finger zu benutzen löse ich die Kordel und ein wahrer Münzregen ergießt sich auf die Straße, gefolgt von einem Fluch des Besitzers. „Genau deswegen bleibe ich bei meiner altmodischen Geldkatze“, sagt sein Begleiter und klopft sich an den Gürtel. Dort ist ein täuschend echt aussehender Katzenkörper befestigt. Alle vier Pfoten umklammern den Gürtel, der Schwanz steckt im Maul der Katze. Ich muss schlucken. Einmal habe ich versucht, an meinem eigenen Katzenschwanz zu nuckeln, nachdem ich das bei Nachbars Mieze gesehen hatte. Mir tat der Rücken furchtbar weh und das Fell kitzelte im Mund. Überhaupt halte ich nichts von Wäsche auf Katzenart.
Jedenfalls beteilige ich mich emsig am Aufsammeln der Münzen und am Ende haben sich die Bachkiesel in meinem eigenen Pompadour in blanke Münzen verwandelt.
Aufatmend betrete ich das nächstbeste Wirtshaus – nur um mit einem Anflug von Panik wieder hinauszulaufen und in das nächste zu gehen. Aber auch hier ist es so wie bei den Lokalen, in die ich bisher geschaut hatte: Speisen und Getränke werden nicht auf Bestellung gebracht, sondern die herumeilenden Kellner bieten an, was sie auf ihren Tabletts haben und die Gäste bezahlen unter den überaus wachsamen Augen des Obers, was sie herunternehmen. Das heißt, dass meine Mogelei mit den Bachkieseln sofort auffliegen würde. Was soll ich nur tun? Patrick wüsste bestimmt einen Ausweg, er hatte immer eine Lösung parat, ehe ich auch nur angefangen hatte zu überlegen. Ich stehe hier wie bestellt und nicht abgeholt, kämpfe mit meiner Panik und weiß nichts Besseres als fluchtartig das Lokal zu verlassen und das nächste aufzusuchen. Dabei gerate ich in eines, das größer ist als alle anderen zusammen. Hier herrscht ein unglaubliches Gedränge, Sitzplätze gibt es nur entlang der Wände, unzählige Leute stehen oder laufen herum. Ursache dafür dürfte wohl die Musikergruppe sein, die auf einer großen Bühne herumzappelt. Was die Instrumentalisten da oben produzieren, hat meiner Meinung nach mit Musik nichts zu tun, für mich ist es einfach nur ohrenbetäubender Krach. Das Publikum hier scheint es zu mögen, sie feuern die Musiker an, die noch mehr auf ihre Instrumente eindreschen. In dem Gewühle kann ich es wagen. Von einem Tablett schnappe ich einen Becher, von einem anderen ein Brötchen, bei dem auf beiden Seiten die Enden einer Wurst herausschauen, und werfe meine Münzen in die dafür vorgesehene Schale. Schon während die nächsten beiden Kunden nach den Würsten greifen, schiebe ich mich durch die Menge und versuche, so viel Platz wie möglich zwischen mich und den Kellner zu bringen.
Es gelingt mir und ich genieße erleichtert meine Wurst, bis ich merke, dass ich mich in die falsche Richtung bewegt habe – weg vom Eingang. Das wäre Patrick nie passiert! Er hätte mich sicher nach draußen befördert. Ohne meinen Mann bin ich hilflos und tollpatschig, Patrick hatte schon Recht, wenn er meinte, er müsse immer gut auf mich aufpassen.
Die Traube, die sich vor der Bühne gebildet hat, wird immer größer, ich werde weiter abgedrängt und finde mich an der hinteren Wand wieder, die den Gastraum von der Küche trennt. Durch zwei Türen eilen die Kellner hinein und heraus, an den Herden herrscht Hektik.
Ich muss hier raus. Die Gefahr, mit meinen verwandelten Münzen entdeckt zu werden, besteht noch immer, dazu ist es hier hinten furchtbar heiß und stickig. Mir rinnt der Schweiß in Bächen am Körper hinunter, auch andere Leute haben dicke nasse Perlen auf der Stirn.
Inzwischen sitzt hier hinten niemand mehr, alle drängen in Richtung Bühne und zappeln zu dem Lärm. Ich versuche, mich zwischen der Menge und der fensterlosen Rückwand durchzuschieben, aber weit komme ich nicht, im Gegenteil.
Plötzlich dringen Scheppern und Schreie an mein Ohr. Jemand brüllt, als würde er bei lebendigem Leibe geröstet. Es kracht und knistert merkwürdig. Die Schreie werden lauter. Einige wenige Leute am Rand der Menschentraube werden unruhig und schauen wie ich in Richtung Küche. Die Tür geht auf und eine Flammenwalze ergießt sich in den Gastraum. Geschrei und Gedränge. In Panik strömen alle in Richtung Ausgang. Sie schubsen sich und trampeln übereinander. Tische und Stühle fangen Feuer, alles brennt wie Papier. Wie gelähmt stehe ich da. Was würde Patrick jetzt tun? Er würde mit mir disapparieren. Oder doch versuchen, das Feuer zu löschen? Natürlich, erst löschen und dann verschwinden. Ich reiße meinen Zauberstab heraus: „Aguamenti!!!“
Ein Wasserfall ergießt sich über uns, das Feuer auf Möbeln und Wänden und Menschen wird gelöscht, aber aus der Küche schießt eine riesige Stichflamme meilenweit in den Himmel. Heißer Dampf zischt nach allen Seiten. Ich werde irgendwohin geschleudert und verliere das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir komme, stehen von dem Gasthaus nur noch ein paar Wandreste. Tote und Verletzte werden beiseite getragen. Niemand nimmt Notiz von mir. Wo früher einmal die Küche war, gähnt ein riesiges Loch, dessen Grund man nicht sehen kann. Willkommene Schwärze! Einen Sprung in diese Tiefe kann man unmöglich überleben. Ich vergewissere mich, dass ich hier nichts zurücklasse außer den Münzen, und springe.


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