von IraBlack
Sirius
Sirius konnte nicht einschlafen, er wälzte sich von einer Seite zur anderen und versuchte erfolglos Ruhe zu finden. Er vernahm Peters leises Schnarchen und hörte wie James im Schlaf vor sich hin murmelte. Letzterer war sofort nach dem Spiel in den Schlafsaal geeilt und hatte sich dort für den Rest des Abends verkrochen.
Sirius konnte es ihm nicht verübeln, er hatte wirklich einen missratenen Tag hinter sich: Erst hatte Lily ihn mal wieder im Gemeinschaftsraum vor den Augen aller Gryffindors abblitzen lassen und anschließend hat er sich beim Spiel gegen Slytherin den Schnatz direkt vor seiner Nase wegschnappen lassen. Und dann auch noch von dem Bruder seines besten Freundes, dem verhassten Bruder, wohlbemerkt, der vermutlich gerade mit den anderen Slytherins in deren Gemeinschaftsraum saß und seinen Spaß hatte.
Sirius stand auf und ging zum Fenster, er betrachtete den See, wie er still und unbeweglich da lag. Bis sich plötzlich etwas tat und eine Gestalt in den See sprang. Wie blöd kann man eigentlich sein, dachte Sirius, mitten in der Nacht im schwarzen See mit einer Riesenkrake zu baden? Da drehte die Gestalt den Kopf in Sirius' Richtung und dieser erkannte eben jenen verhassten, kleinen Bruder, dessen scharze Haare, den seinen so ähnlich, das blasse Gesicht umrahmten. Sirius schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Er wollte Regulus nicht sehen!
Aber im Schlafsaal konnte er auch nicht bleiben, also stand er auf und verließ, darauf bedacht Remus, der den leichtesten Schlaf hatte, nicht zu wecken den Schlafsaal. Im Gemeinschaftsraum ließ er sich auf eines der gemütlichen, roten Sofas sinken, er blickte ins Feuer und döste für ein paar Minuten weg, aber er war trotzdem zu unruhig, um schlafen zu können und entschied sich einen nächtlichen Streifzug durch das Schloss zu unternehmen. Die fette Dame murmelte etwas im Schlaf, als Sirius das Porträt leise wieder zu schob und in Richtung Astronomieturm den Gang entlanglief. Doch schon bei der ersten Ecke stieß er gegen eine kleinere Gestalt, die, durch den plötzlichen Widerstand überrascht, nach hinten taumelte und unsanft auf dem Boden landete.
Sirius beugte sich hinab, musterte die Person und lächelte spöttisch, als er seine Cousine Bellatrix erkannte. "Darf ich dir aufhelfen, Cousinchen?" Er streckte ihr die Hand hin, ohne ernsthaft zu erwarten, dass Diese sie annehmen würde. Bellatrix sah ihn nur arrogant an und stand, sich mit einer Hand abstützend, selbst auf. "Sirius, welch Wunder, dich zu solch später Stunde noch im Schloss zu sehen! Solltest du dir nicht lieber die Augen über euren erbärmlichen Auftritt heute ausheulen?" "Nun, ich denke, es ist eher eine Überraschung dich hier noch zu sehen Bella. Solltest du nicht in deinem Bettchen liegen und für die Schule lernen, da deine Noten für eine würdige Black ja wirklich zu wünschen übrig haben? Oder zumindest schlafen, um über Nacht ein wenig schöner zu werden, sodass du perfekt in das Bild einer vorbildlichen Reinblüterin für deine Eltern passt? Oder deinen zukünftigen Ehemann? Habe ich etwas verpasst? Gibt es schon den Glücklickchen, der dich zur Frau nehmen darf? Ich nehme an, die liebe Tante Druella hat bereits einen passenden für dich gefunden." Sirius beobachtete zufrieden, wie Bellas Wangen rot wurden vor Zorn und sie zischte: "Ich werde niemanden ohne meinen Willen heiraten, was erlaubst du dir? Ich habe es..." Doch Sirius unterbrach sie genervt "Ich weiß, ich weiß, der zwar sympathische und doch höchst naive Schwur zwischen Dromeda und dir. Aber Bella, seien wir mal ehrlich, du wärst nie stark genug, dich deiner Familie zu widersetzen, du könntest nie den Mut zum Außenseitertum aufbringen! Folglich wirst du in nicht allzu ferner Zukunft ehelichen!" Jetzt wirkte Bellatrix zwar etwas nachdenklich, doch nicht minder zornig. "Was nimmst du dir eigentlich heraus, Sirius? Wenn ich heirate, dann bestimmt nicht um meiner Eltern Willen..." "Nein stimmt Bella, du tätest es für Geld, Macht und Einfluss. Wie sieht es aus, wird es Malfoy oder ein Lestrange?" "Du hast doch keine Ahnung, unsagbarer Blutsverräter! Selbst wenn ich einen von ihnen zum Mann nehmen würde, was wäre schon dabei? Sie sind meine Freunde und ich kann Ihnen vertrauen! Allerdings wüsste ich nicht, was dich das zu interessieren hat, Sirius! Was tust du überhaupt hier? Wo bleibt Potter oder schämt er sich so sehr, dass er es nicht wagt aus eurem unwürdigen Gryffindorturm herauszukommen?" Sirius packte sie am Arm, "Pass auf, was du sagst, Bella! Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, du befindest dich im Gryffindorturm! Was also tust du hier?" Bella schüttelte seinen Arm ab, "Ach Sirius, viel interessanter ist doch, was du hier tust, so ganz alleine? Wo bleibt eines deiner kleinen Flittchen, die du so gerne mit dir herumschleppst oder hat es etwa jemand geschafft das Herz des Mädchenschwarms von Hogwarts zu erobern ?" "Was willst du hier?" "Was machst du hier?" Was macht Regulus im See?" Bella schien überrascht, dann lächelte sie überlegen. "Ich wüsste zwar nicht was dich das angeht, aber Reg", sie betonte den Kosenamen seines Bruders genussvoll,"unsere Freunde und ich feiern, wie du es dir eigentlich denken könntest, wenn du ein wenig mehr Verstand hättest, unseren Sieg." "Und warum bist du dann nicht bei Reg und euren Freunden? Und Regulus im See?" "Ach weißt du, wir Slytherins, haben vermutlich andere Sitten uns die Zeit zu vertreiben, als minderbemittelte Gryffindors, wie ihr es seid." Bellatrix zeigte ein falsches Lächeln und schob sich an Sirius vorbei, dieser blickte Bella nocheinmal abfällig an, ehe er hoch erhobenen Hauptes in die entgegengesetzte Richtung davonschritt.
Doch bereits hinter der nächsten Ecke blieb er stehen und wartete bis ihre Schritte in der Dunkelheit verklangen. Sein Instinkt sagte ihm, dass das hier noch interessant werden könnte und da er sowieso nicht schlafen konnte, folgte er von Neugier gepackt, leise, seiner Cousine den Gang zurück. Er bog nichtsahnend um die Ecke.
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