von NamYensa
Amortentia
(Quad-Drabble, 400 Wörter)
Draco beugte sich über seinen Kessel, atmete langsam und tief den spiralförmig aufsteigenden Dampf ein und spürte sofort die Wirkung. Ein Gefühl von großer Zufriedenheit und Harmonie breitete sich in ihm aus und erfüllte jede Faser seines Körpers. Unwillkürlich schloss er die Augen und hätte gerne weiter in diesem Duft geschwelgt, aber –
"Was riechen Sie?", ließ Snapes scharfe Stimme die schöne Gefühlswallung wie eine Seifenblase zerplatzen.
"Altes Pergament und Leder", antwortete Draco prompt und atmete noch einmal tief ein. "Ja, genau – Bücher. Und Pfefferminz."
"Und die dritte Geruchskomponente?"
Draco zögerte. "Das ist etwas, das ich nicht wirklich erkennen kann."
Draco, du Heuchler! Du erkennst es ganz genau …
"Sie können es nicht bestimmen?", fragte Snape und hob ungläubig eine Augenbraue. "In welche Richtung geht es denn?"
"Ich weiß nicht genau, es ist irgendetwas … Blumiges."
Falsch. Nicht irgendetwas Blumiges. Warum nur musste er jetzt ausgerechnet zur Gryffindor-Ecke hinĂĽbersehen?
"Etwas Blumiges? Und sie können nicht sagen, welche Blume?"
Draco wich Snapes bohrendem Blick aus. "Nein."
Jasmin. Es war ganz eindeutig Jasmin. Nur zu gut kannte er diesen Duft, der Jahr für Jahr wie eine Glocke über Malfoy Manor hing, wenn im Garten die Sträucher blühten. Und es war genau der Duft, der sie umgab. Vorgestern waren sie in der Eingangshalle zufällig zusammengestoßen – na ja, nicht ganz so zufällig. Er war ihr in den Weg getreten, so dass sie gar nicht ausweichen konnte und es zwangsläufig zu diesem Zusammenstoß kommen musste. Und da hatte er ganz deutlich ihren Duft wahrgenommen – Jasmin mit einem Hauch Vanille und Moschus. Aber das konnte er doch nicht laut sagen. Sie hätte sofort gewusst …
Wieder schloss Draco die Augen und sog den Duft des Tranks in sich hinein, diesen wunderbaren, verführerischen Duft, von dem er sich nicht lösen mochte und der ihm eine wohlige Gänsehaut verursachte. Als er die Augen wieder öffnete, sah er den durchdringenden Blick Snapes auf sich gerichtet, der ihn in die Wirklichkeit zurückholte.
"Sie erkennen es wirklich nicht?", fragte dieser jetzt mit einem spöttischen Lächeln.
"Nein", behauptete Draco fest, obwohl er das GefĂĽhl hatte, dass Snape ihn durchschaute und ihm kein Wort glaubte.
"Wie bedauerlich", kam es alles andere als bedauernd zurück. "Augenscheinlich fehlt Ihrem Trank eine Ingredienz. Sie haben das Aschwinderin-Ei vergessen – eine grobe Nachlässigkeit, die Ihnen nicht hätte passieren dürfen. Und deshalb, so leid es mir tut –"
Leidtun – ja, sicher …
"– muss ich Ihnen dafür ein 'M' notieren."
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