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Fanfiction

The Curse Of Pure Blood - All is fair in love and war.

von silver1122

Im Gemeinschaftsraum angekommen steuere ich zielstrebig auf Ella zu, die an einem der schweren Tische sitzt und ihre Hausaufgaben vor sich ausgebreitet hat.
„Wieso hast du nicht auf mich gewartet?“, frage ich vorwurfsvoll, während ich mich ihr gegenüber setze. Ella legt stirnrunzelnd ihre Feder beiseite und zieht einen Schmollmund.
„Du bist doch nach dem Frühstück auch einfach verschwunden, ohne mir Bescheid zu sagen.“
In ihren blauen Augen steht eine deutliche Anklage und ich stöhne leise auf.
„Hat Damien dir nichts erzählt?“, will ich verwundert wissen und Ella schüttelt verwirrt den Kopf.
„Was sollte er mir denn erzählen?“, erwidert sie misstrauisch und ich berichte ihr sowohl von meinem missglückten Gespräch mit Orion als auch von Damiens Aufmunterungsversuch am See. Ellas Miene wechselt von sauer zu mitleidig und als ich fertig bin, greift sie rasch nach meiner Hand.
„Orion ist ein vollkommener Idiot.“, versichert sie mir und sagt damit genau das, was ich in so einer Situation von einer Freundin hören will.
Ich bringe ein kleines Lächeln zustande und drücke ihre Hand, während sie mich nachdenklich mustert.
„Dass du und Damien euch mal zusammenraufen würdet, hätte ich nie erwartet. Du regst dich doch sonst immer nur über ihn auf.“, wundert sie sich und ich zucke gleichmütig mit den Schultern.
„Er hat sich ja auch immer wie ein Trottel benommen.“, erwidere ich schlicht und da Ella diesbezüglich nichts zur Verteidigung ihres Zwillings hervorbringen kann, nickt sie nur wortlos und wechselt dann unvermittelt das Thema: „Belvina Flint! Also wirklich!“, schnaubt sie und ich presse unwillig die Lippen aufeinander.
„Wieso weiß eigentlich jeder außer mir wer das ist?“
Empört werfe ich mein Haar über die Schulter, doch Ella lacht nur und entgegnet zwinkernd: „Das könnte daran liegen, dass du dich meistens mit dir selbst beschäftigst.“
Der eine oder andere würde das vielleicht als Kritik oder gar als Beleidigung auffassen, doch mir ist klar, dass es sich hier lediglich um die wertungsfreie Feststellung einer Tatsache handelt. Ella und ich sind seit unserer Kindheit die besten Freundinnen und sie wäre wohl die Letzte, die mich für mangelnde Bescheidenheit verurteilen würde.
„Pff, als ob du da besser wärst.“, gebe ich grinsend zurück und bringe Ella damit erneut zum Lachen.
Plötzlich tritt eine Gruppe schnatternder Mädchen in den Gemeinschaftsraum und lässt sich auf den Sofas nieder, während einige von ihnen die anwesenden Herren der Schöpfung mit koketten Augenaufschlägen zu betören versuchen. Kopfschüttelnd wende ich mich ab und beschließe, ebenfalls mit meinen Hausaufgaben zu beginnen.
„Das ist sie.“, sagt Ella aus heiterem Himmel und nickt in Richtung der Neuankömmlinge, die ich nun mit neu erwachtem Interesse mustere. Es sind ausnahmslos Siebtklässlerinnen und ich kenne sie alle, bis auf…
„DIE?!“, entfährt es mir etwas zu laut, was mir ein paar neugierige Blicke beschert.
Verstört sehe ich von Belvina Flint zurück zu Ella und bin absolut sprachlos. Dass das nicht allzu oft vorkommt, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Aber dass Orion mir dieses graue Mäuschen vorzieht, ist einfach unvorstellbar. Sie sitzt zwischen Arcadia Goyle und Rosalia Malfoy und sieht genau so unscheinbar aus, wie das letzte Mal als ich sie gesehen habe. Ihr halblanges, schmutzig-braunes Haar ist zu einem Pferdeschwanz gebunden, ihr Gesicht ist blass und nichtssagend und überhaupt kann sie mir in keinster Weise das Wasser reichen.
„Das ist doch wohl nicht sein Ernst?!“, speie ich entrüstet aus und Ella fasst beschwichtigend nach meiner Hand.
„Ich habe auch keine Ahnung, was das soll, aber eins weiß ich genau: Belvina ist definitiv nicht Orions Typ –“
Mein geschnaubtes „Sie ist niemandes Typ.“, unterbricht sie und bringt mir einen strafenden Blick ein. Doch ich verdrehe nur die Augen und gestikuliere wild in Richtung dieser Vogelscheuche: „Na guck sie dir doch an! Sie sieht stinklangweilig aus!“
Mein giftiger Ton kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass ich völlig verzweifelt bin. Ich weiß nicht, ob ich es besser finden würde, wenn Orions Begleitung hübsch wäre, aber von einer solchen Person in den Schatten gestellt zu werden, ist schon mehr als demütigend.
„Du hast ja Recht.“, seufzt Ella und fügt schulterzuckend hinzu: „Aber du kannst nun mal nichts machen.“
Langsam lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und taxiere dieses Flint-Flittchen, während sich ein wölfisches Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet.
„Das wollen wir doch erstmal sehen.“ murmele ich, ohne auf Ellas mahnende Worte zu achten.
***
„Mach schneller Luce, sonst haben wir nachher zu wenig Zeit.“ nörgelt Ella und ich schnappe mir rasch meine Tasche, bevor ich ihr hinterhereile.
Das Wochenende ist wie geschaffen für einen Ausflug nach Hogsmeade und die Sonne gibt sich alle Mühe, den Herbst ein wenig zu erwärmen. Leider würden wir keine Gelegenheit haben, das schöne Wetter draußen vor einem der Cafés zu genießen, denn heute steht die Kostümsuche an.
Während Ella und ich durch die Straßen gehen, ist es mehr als auffällig, dass uns ausschließlich Gruppen von Jungen begegnen. Scheinbar ist Ella der gleiche Gedanke gekommen, denn sie zieht unwillig die Brauen zusammen und seufzt: „Die Läden werden schon alle proppenvoll sein.“
Ich brumme zustimmend und wir biegen in eine Straße ein, in der sich der größte Kostümhandel des Dorfes befindet. Leider ist Hogsmeade keine Hochburg für Shoppingtouren und man kann die Boutiquen dort an einer Hand abzählen.
Vor „Enchanting Costumes and Stunning Masquerades“ hat sich bereits eine Schlange von aufgeregten Mädchen gebildet, die in das allem Anschein nach völlig überfüllte Innere des Ladens gelangen wollen.
„Es hat überhaupt keinen Sinn dort hinein zu gehen.“, stellt Druella nüchtern fest und wir bleiben unentschlossen vor dem großen Schaufenster stehen, in dem Kürbisse tanzen und eine einsame Fledermaus um ein ausgestelltes Ogerkostüm flattert. Angewidert verziehe ich den Mund.
„Wieso in Merlins Namen sollte sich irgendjemand ausgerechnet als Oger verkleiden wollen?!“, frage ich, während ich etwas befremdet die Puppe in dem grünen Fatsuit mustere. Diese zwinkert träge vor sich hin und nimmt eine drohende Haltung an, als sie bemerkt, dass sie Publikum hat. Ella schüttelt verständnislos den Kopf und ich spähe an der Puppe vorbei in den Verkaufsraum.
„Da ist eine ganze Meute drin. Lass uns besser weitergehen.“, schlage ich resigniert vor und wir machen uns auf den Weg, um einen anderen Laden zu suchen.

„Hallo Ladys!“, ruft auf einmal jemand hinter uns und wir drehen uns überrascht um.
Da wir das Geschäftsviertel des Dorfes längst hinter uns gelassen haben, kann man nicht gerade sagen, dass wir mit bekannten Gesichtern gerechnet hätten. Andererseits hätte ich wissen sollen, dass mir auch heute nichts erspart bleiben würde. Ich bin dieses Jahr aber auch ein totaler Pechvogel.
Damien, Abraxas und Orion haben uns mittlerweile eingeholt und haben alle drei ein arrogantes Grinsen im Gesicht. Doch während Orion damit etwas verwegen und sexy aussieht, macht es Damiens Züge noch ein wenig weicher und lässt Abraxas‘ bleiches Gesicht einfach nur kalt und unnahbar wirken.
Wie immer wenn ich Orion gegenüberstehe, fängt mein Herz an zu flattern und ich muss mich sehr konzentrieren, um halbwegs gleichmäßig zu atmen. Seit unserem Zusammentreffen auf dem Korridor nach der Duellierstunde, haben wir nur das Nötigste miteinander gesprochen. Dabei hat sich unsere Kommunikation im Wesentlichen auf: „Ich schneide die Wurzel.“, „Okay, dann zerstampfe ich eben die beschissenen Käferaugen.“ und „Ich hab gesagt, du sollst drei Mal umrühren! Kannst du nicht zählen?!“, beschränkt.
Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass unsere Partnerarbeit in Zaubertränke mehr als schleppend verläuft und wir ziemlich hinter dem Zeitplan herhinken. Wahrscheinlich liegt das hauptsächlich an mir, weil ich die meiste Zeit damit verbringe, Orion nicht zu Nahe zu kommen und ihn so gut es geht zu ignorieren. Aber er ist schließlich auch nicht ganz unschuldig an der ganzen Situation.
Ellas Stimme bringt mich ins Hier und Jetzt zurück, indem sie neugierig fragt: „Was macht ihr denn so weit draußen?“
Scheinbar hat sie vergessen, dass Orion Black überhaupt keine freundlich gestellten Fragen verdient hat, weshalb ich die Arme vor der Brust verschränke und schnippisch einwerfe: „Vielleicht haben sie sich ja verlaufen.“
Orion zieht eine Braue hoch und mustert mein hoffentlich ausreichend abweisendes Gesicht, während Damien belustigt zwischen uns beiden hin und her schaut und Abraxas sich dezent im Hintergrund hält. Wahrscheinlich hat er beschlossen, dass dieses Gespräch unter seiner Würde ist.
„Eigentlich könnten wir euch dasselbe fragen.“, schnarrt Orion zu Ella gewandt und Damien seufzt genervt auf: „Wir suchen einen Laden mit Kostümen, der nicht völlig überfüllt ist. Ich nehme an, euch geht es genauso. Wäre damit dann alles geklärt?“
Ella beeilt sich zu nicken, doch ich schnaube nur geringschätzig.
„Hast du noch was zu sagen, Prinzessin?“, will Orion lauernd wissen und sieht mich unverwandt an. Ich schenke ihm mein strahlendstes Lächeln und entgegne betont charmant: „Ich dachte nur gerade, dass ein Kostüm bei dir eigentlich gar nicht nötig ist.“
Sofort erscheint ein wölfisches Grinsen auf seinem markanten Gesicht und er kommt einen Schritt auf mich zu, während die anderen uns stirnrunzelnd beobachten. Inzwischen ist er mir viel zu nahe und es kostet mich meine ganze Selbstbeherrschung, nicht zurückzuweichen.
„Und warum denkst du das? Vielleicht meinst du ja damit, dass ich ganz ohne Kleider sowieso besser aussehe?“
Er hebt fragend eine Augenbraue und der intensive Blick seiner silber-grauen Augen hält mich gefangen. Sofort werden meine Knie weich und mein Herz schlägt so laut, dass ich befürchten muss, er könnte es hören. Ich räuspere mich verhalten und zwinge mich zu einem selbstsicheren Lächeln, bevor ich ihn herausfordernd ansehe und mit etwas heiserer Stimme entgegne: „Ich wollte damit sagen, dass du keine Verkleidung brauchst. Geh einfach mit deinen normalen Sachen hin und jeder wird wissen, dass du einen arroganten Idioten darstellst.“
Ich höre Ella nach Luft schnappen und Damien und Abraxas laut auflachen, während Orion mich für einen Sekundenbruchteil entgeistert anstarrt. Mit einem tiefen Atemzug wappne ich mich für einen Wutausbruch, doch der bleibt aus.
Stattdessen bemerke ich zu meiner Überraschung ein belustigtes Funkeln in seinen Augen und könnte schwören, dass seine Mundwinkel kurz gezuckt haben. Aber noch bevor ich mir ganz sicher bin, dass ich mich nicht doch geirrt habe, wendet Orion sich ab und schlendert zurück zu seinen Freunden, die ihm höhnisch entgegen grinsen.
„Lasst uns besser gehen, Jungs. Wir wollen die beiden doch nicht davon abhalten, sich was Hübsches zum Anziehen zu besorgen. Wenn sie schon allein zum Ball gehen müssen, sollten sie doch wenigstens nett aussehen.“, raunt Orion so laut, dass wir es nicht überhören können. Ella und ich wechseln einen fassungslosen Blick, während die Jungs sich lachend trollen und nur Damien sich noch einmal umdreht, um uns ein entschuldigendes Lächeln zuzuwerfen, bevor sie in eine Seitengasse verschwinden.
Kopfschüttelnd machen wir uns wieder auf den Weg und setzen unsere Suche fort. Die ohnehin schon kaum vorhandene Lust auf diesen verdammten Ball ist mir gehörig vergangen und ich starre düster vor mich hin, während Ella mit verkniffenem Gesichtsausdruck neben mir her schreitet und meckert: „Woher will der denn wissen, dass wir keine Begleitung haben?! So eine Frechheit…“
Ihre restliche Schimpftirade bekomme ich nicht mehr mit, denn ich bin vollauf damit beschäftigt, diese grauen Augen aus meinem Kopf zu kriegen. Orions Worte bohren sich wie kleine Nadeln in mein Herz und das Schlimmste daran ist, dass er auch noch Recht hat. Ich habe nicht vor, mit jemand anderem als ihm auf dieses Fest zu gehen, weil niemand sonst auch nur im Mindesten meinen Ansprüchen genügen würde. Da gehe ich lieber allein.
Nur langsam wird mir bewusst, dass Ella immer noch herumnörgelt, aber jetzt scheinbar ein anderes Thema gefunden hat: „…Ich habe keine Ahnung, warum unsere Eltern uns nicht schon vor Schuljahresbeginn Bescheid gesagt haben, dass es einen Ball geben wird. Wir hätten in aller Ruhe in London oder sogar in Paris oder Mailand nach Kostümen suchen können. Aber nein, jetzt müssen wir uns hier mit Bauerntrampeln um irgendwelche Kleider von der Stange schlagen.“
„Wahrscheinlich war das Ganze Dumbledores Idee und man hat die Eltern erst informiert, als wir schon im Schloss waren. Schließlich hätte man dieses Erlaubnisformular, von dem der alte Trottel gefaselt hat, sonst auch mit der üblichen Einkaufsliste und den ZAG-Ergebnissen zusammen schicken können.“, sinniere ich laut vor mich hin und füge schnaubend hinzu: „Dumbledore wollte damit bestimmt erreichen, dass alle Schüler ungefähr dieselben Chancen haben sich ein Kostüm zu besorgen. Aber es stimmt: Das hier ist absolut würdelos.“
Ella sieht mich erstaunt an und entgegnet: „Das klingt tatsächlich ganz nach Dumbledore; du könntest Recht haben.“
Selbstsicher recke ich das Kinn und sage: „Natürlich hab ich Recht.“, was Ella wohlweislich unkommentiert lässt und stattdessen auf einen kleinen Laden mit hübscher Fassade deutet, der ziemlich versteckt in einer abgelegenen Seitengasse liegt. Hätte sie mich nicht auf ihn aufmerksam gemacht, wäre ich sicher daran vorbeigelaufen.
„Sollen wir uns das mal anschauen?“, fragt Ella unsicher und macht einen zaghaften Schritt auf das Geschäft zu.
Ich werfe einen misstrauischen Blick auf das Schild über der blau gestrichenen Tür, auf dem in goldenen Lettern das nicht sehr aussagekräftige Wort: „Lysette’s“ geschrieben steht.
„Meinst du denn, man kann hier Kostüme kaufen?“, äußere ich meine Zweifel, doch Ella zeigt nur auf ein spärlich ausgestattetes Schaufenster, in dem ein paar recht akzeptable Kleider und einige Halloween-Artikel zu sehen sind.
Bei Salazar, ich bin noch nie in einem No-Name-Laden gewesen und eigentlich habe ich nicht vor das zu ändern. Aber das Zusammentreffen mit Orion hat mich ausgelaugt und ich bin nicht in der Stimmung zu streiten. Scheinbar sehe ich noch immer recht skeptisch aus, denn Ella packt mich am Arm und zieht mich näher zur Tür des Geschäfts.
„Komm schon, Luce. Was haben wir zu verlieren? Wir sehen uns drinnen ein wenig um und wenn es uns nicht gefällt, gehen wir wieder und lassen uns von unseren Eltern ein paar mögliche Kleider schicken.“
Auf meine schockierte Miene hin, fährt sie hastig fort: „Oder wir schreiben an Madam Malkin und lassen sie etwas aussuchen. Sie kennt uns schließlich ganz gut.“
Dieser Vorschlag klingt schon viel besser. Nicht auszudenken was dabei herauskommen würde, wenn ich meiner Mutter freie Hand bei meiner Garderobe lassen würde.
Nachdem ich einmal tief durchgeatmet habe, schiebe ich meine Allüren mit aller Kraft beiseite und öffne entschlossen die Ladentür.
Drinnen riecht es angenehm nach Jasmin und es sieht sauber und aufgeräumt aus. Sofort nach unserem Eintreten, kommt eine schlanke und sehr elegant gekleidete Frau auf uns zu und rasselt einen Text herunter, den sie wohl zu jedem Kunden sagt: „Guten Tag, mein Name ist Lysette. Wie kann ich Ihnen helfen?“
Ihre dunkelbraunen Haare sind zu einem kinnlangen Bob geschnitten, der ihre hohen Wangenknochen und die mandelförmigen, fast schwarzen Augen betont, welche von langen Wimpern umrahmt werden.
Druella wirft mir einen mahnenden Blick zu und ich verdrehe unauffällig die Augen. Ich habe keine Ahnung, warum sie mir nie Manieren zutraut, aber ich tue ihr den Gefallen und halte den Mund. Während sie die Dame über unser Anliegen aufklärt, verschaffe ich mir einen Überblick über den von außen so unscheinbar wirkenden Laden und bin überraschender Weise ziemlich zufrieden mit dem, was ich sehe. Die aushängenden Kleider machen einen exklusiven und stilvollen Eindruck und zu meinem Erstaunen ist das Geschäft viel größer als ich zuerst angenommen hatte.
In diesem Moment bittet uns die hochgewachsene Frau, ihr zu folgen und geleitet uns sicheren Schrittes durch einen Türbogen in ein weitläufiges Nebenzimmer.
„Wenn Sie etwas gefunden haben, das Ihnen gefällt, rufen Sie mich einfach. Unsere Kostüme finden Sie dort hinten. Die Auswahl ist nicht besonders groß, aber ich versichere Ihnen, dass die Sachen von bester Qualität sind.“, erklärt sie uns gönnerhaft und ich schenke ihr ein liebreizendes Lächeln.
„Davon werden wir uns wohl besser selbst überzeugen.“, entgegne ich süßlich und gehe an der pikiert dreinblickenden Lysette vorbei auf die Kostüme zu, die in der rechten Ecke des Raumes hängen.
Erst jetzt fällt mir auf, dass wir nicht die einzigen Kunden sind. Zwei Mädchen stehen mit dem Rücken zu uns und ziehen ab und an ein Kostüm hervor, um es eingehend betrachten zu können. Offensichtlich wollen auch sie sich für den Ball einkleiden und sind damit potentielle Konkurrentinnen.
Ella ist mittlerweile bei mir angekommen und greift zielsicher nach einem langen, hellgrünen Samtkleid mit weitgeschnittenen Ärmeln, Schleppe und schmaler Taille.
„Das ist bestimmt ein Elfenkostüm, oder?“, murmelt sie und ich nicke zustimmend.
„Sieht ganz danach aus. Das würde dir sicher gut stehen.“, überlege ich, während Ella sich das Kleid schon über einen Arm legt und ihre Suche fortsetzt.
Sorgfältig besehe ich mir die Verkleidungen, doch keine davon kommt auch nur annähernd für mich in Frage. Mittlerweile bin ich den beiden anderen Mädchen näher gekommen und horche auf, als das eine mit nörgelnder Stimme sagt: „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du mit Orion Black zum Ball gehst.“
Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen und meine Hand verkrampft sich um den Stoff des Teufelskostüms, das ich gerade hervorgezogen habe. Vorsichtig blicke ich über meine Schulter und erst jetzt erkenne ich die Mädchen.
Arcadia Goyle steht mit mürrischem Gesichtsausdruck vor einem Ganzkörperspiegel und hält sich ein ziemlich hässliches Brautkleid an den Körper, das mit blutigen Sprenkeln übersäht ist. Währenddessen bewundert Belvina Flint irgendein Kostüm, das ich nicht sehen kann und sieht plötzlich sehr aufgeregt aus. Auch Ella hat inzwischen bemerkt, wer da mit uns im Raum ist und wirft mir einen unbehaglichen Blick zu.
„Luce, vielleicht sollten wir besser gehen.“, zischt sie, doch ich schüttele entschlossen den Kopf. Das wäre ja noch schöner, wenn ich mich von diesem Miststück aus dem Laden vertreiben lassen würde.
Ohne auf Ellas besorgte Miene zu achten, beobachte ich Flint unauffällig dabei, wie sie mit dem auserkorenen Kleid in die Umkleidekabine verschwindet und nur Minuten später mit einem glücklichen Lächeln wieder heraustritt. Arcadia stößt einen spitzen Begeisterungsschrei aus und ich habe das Gefühl, dass mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird, denn was sie da an hat, ist ganz eindeutig und ohne jeglichen Zweifel mein Kostüm. Obwohl ich keine Ahnung habe, was genau man damit eigentlich darstellen soll.
Mit offenem Mund drehe ich mich zu Ella um, die neben mir steht und ebenso bestürzt auf das hässliche Entlein im perfekten Kleid starrt. Der silbrig-weiße Stoff fällt fließend bis zum Boden und umschmeichelt ihre zugegebenermaßen recht akzeptable Figur, die Ärmel sind aus zarter Spitze und insgesamt ist es einfach ein Paradebeispiel für schlichte Eleganz.
In diesem Augenblick kommt die Verkäuferin herangeschritten und zupft noch ein wenig an Flint herum, die mit entrücktem Blick ihr Spiegelbild betrachtet.
„Ganz ausgezeichnete Wahl, Miss. Sie werden eine wundervolle Todesfee abgeben.“ schwärmt Lysette und klatscht begeistert in die Hände.
Nun, man muss es nicht übertreiben. Ist ja nicht so, als würde sie plötzlich hübsch aussehen. Da braucht es mehr als ein tolles Kostüm. Oh, es sei denn, es gehört ein Maskenzauber dazu, der ihr Gesicht vollkommen verändert.
„Dieses Kleid ist absolut deplatziert an dieser Frau!“, zischt Ella mir zu und mustert Flint stirnrunzelnd, während ich eine ganz hervorragende Idee habe, die meine Laune sofort hebt.
„Du hast Recht. Deswegen wird sie es auch nicht nehmen.“, raune ich mit einem diabolischen Lächeln und ziehe unauffällig meinen Zauberstab aus dem Umhang.
Ella sieht mir alarmiert zu, sagt aber nichts, als ich Flint anvisiere und „Imperio.“ flüstere. Sofort wird ihr Blick glasig und sie sagt das, was ich ihr Kraft meiner Gedanken in den Mund lege: „Ich glaube, das ist nicht so ganz das Richtige für mich. Eigentlich suche ich eher nach einer witzigen Verkleidung.“
Lysette schaut sie erstaunt an, zuckt dann aber mit den Schultern und fügt sich dem Wunsch ihrer Kundin. Mit gerunzelter Stirn folgt Goyle ihrer Freundin zur Umkleidekabine und ich höre sie verwirrt fragen: „Etwas Witziges? Was bei Merlins Bart willst du denn mit etwas Witzigem?!“
Flint reagiert nicht auf Goyles Proteste, zieht das Kleid aus und übergibt es Lysette, die es wieder ordentlich an seinen Platz hängt.
Mit einem strahlenden Lächeln wende ich mich Ella zu, die mich gleichermaßen vorwurfsvoll und bewundernd ansieht.
„Ich weiß wirklich nicht, was ich dazu jetzt sagen soll.“, flüstert sie aufgeregt und ihr Blick schießt hinüber zu Flint, der Lysette gerade ein paar neue Verkleidungen zeigt. Rasch greife ich nach dem Todesfeekostüm und hänge es mir über den Arm, als mir ein neuer Gedanke kommt, der sogar in meinem Kopf etwas fies wirkt. Andererseits erfordern harte Zeiten auch harte Maßnahmen und im Krieg und in der Liebe ist schließlich alles erlaubt.
„Mir ist noch was eingefallen. Komm hier rüber.“, weise ich Ella an, die mir ein wenig ängstlich folgt und mit mir zusammen hinter einem Kleiderständer in Deckung geht. Wieder richte ich meinen Zauberstab auf Flint und lasse sie auf ein Kostüm deuten, das Lysette gerade in die Höhe hält.
Kurz darauf kommt sie in einem unförmigen, orangefarbenen Ungetüm aus der Kabine und während Ella und ich uns vor Lachen schütteln, kreischt Goyle hysterisch: „Ein Kürbis?! Du kannst doch nicht als Kürbis gehen!“
Doch der Imperius hat gesprochen und so kauft Flint das Kürbiskostüm und verlässt mit einer völlig fertig aussehenden Arcadia Goyle den Laden.


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