von Nerina
„Charlie! Charlie!“
Mit aufgeregter Stimme hetzte Oliver Wood den Flur entlang und versuchte die schnellen Schritte des Suchers einzuholen, sodass er neben ihm herlaufen konnte. Es dauerte einen Moment, bis der Rotschopf reagierte, aber nachdem Oliver ihn bat zu warten, blieb der Andere schließlich stehen und schenkte dem anderen ein Lächeln.
„Was gibt es, Olly?“, fragte der Ältere und richtete nochmals seine Tasche, die erneut von seiner Schulter rutschte.
Nach Luft schnappend blieb der Gryffindor vor Charlie stehen und sah ihn mit einem breitem Grinsen an.
„Habe gerade die Neuigkeiten gehört! Das ist wirklich...“ Oliver machte eine bedeutungsschwangere Pause und versuchte die richtigen Worte zu finden, sodass er der Nachricht, die er gerade erfahren hatte noch mehr Wichtigkeit beimengen konnte, als sie ohnehin schon enthielt. Charlie musste sich ein leises Lachen verkneifen, damit Oliver nicht annahm, dass er über ihn lachte. Es faszinierte und amüsierte ihn immer wieder, wie Oliver sich für so viele Dinge begeistern konnte und doch nur bei Zweien so viel Euphorie zeigte.
„Du hast ein Angebot von den Ballycastle Bats!“, platzte es schließlich aus dem Jüngeren heraus. Seinen vorherigen Satz zu beenden, wäre ihm ohnehin nicht gelungen, immerhin ging es hier um Quidditch und zwei der besten Mannschaften, die ausgerechnet an Charlie interessiert waren.
Wie sie von seinem Talent als Sucher spitz gekriegt haben, konnte der Rotschopf selbst nicht sagen, aber das war auch nebensächlich.
Die beiden jungen Männer gingen nun ein Stück weiter, um vor dem Quidditchtraining noch eine Kleinigkeit zu essen. Ohne dass ihn Charlie darum gebeten hatte, war Oliver gleich Feuer und Flamme und malte sich schon aus, wie die Bats dank Charlie erneut eine Meisterschaft gewannen und wie der Ältere leben würde, wenn er erstmal zum erfolgreichsten Spieler seiner Altersklasse gewählt werden würde. Charlie hörte sich das Ganze für einige Zeit an, lächelte hier und da mal und ließ Oliver erzählen. Er liebte es zu sehr, wenn er sich von Etwas so begeistern ließ, dass er anfing wie ein Wasserfall zu reden. Allerdings wusste der Weasley auch, dass er Oliver stoppen musste, bevor er sich irgendwelche falschen Bilder in den Kopf setzte.
„...und dann komme ich dich jede Ferien besuchen, um dir bei deinen Spielen zuzusehen und dir unter der Dusche den Rücken zu schrubben!“, zwinkerte Oliver hinzu und Charlie wusste, dass er spätestens jetzt etwas sagen musste. Der Sucher atmete tief durch und nahm seinen Freund bei der Hand, um diesen an die Seite des Ganges zu ziehen. „Hör mal, ich glaube nicht, dass du mir nach den Spielen den Rücken schrubben wirst, oder die Ferien über mir bei meinem Training zuschauen wirst!“, erklärte er in einem ruhigen Ton und fuhr sich kurz durch das rote Haar.
Oliver schien sichtlich die Freude aus dem Gesicht zu fallen und er braucht einen Augenblick, um seine Stimme zu finden, bevor er dann doch zu verstehen gab, dass er die Welt vom einen Moment auf den anderen nicht mehr verstand.
„Was soll das heißen? Willst du etwa Schluss machen, wegen dem Angebot oder... Ich meine, ich werde dir bei dem Training schon nicht auf die Nerven...“ Charlie unterbrach ihn und musste nun doch leicht auflachen, während er den Kopf schüttelte. „Was redest du denn da? Ich werde dich bestimmt nicht verlassen, nur weil ich woanders wohne!“, stellte er klar und nun schien sein Gegenüber noch verwirrter, als zuvor. Charlie atmete tief durch und zuckte leicht mit den Schultern, während er Oliver seine Beweggründe erklärte. „Es heißt, dass ich das Angebot nicht annehmen werde!“
Wenn Charlie mit Oliver Schluss gemacht hätte, wäre es furchtbar für den Jüngeren, das hatte man deutlich an seiner Reaktion gesehen. Doch die Tatsache, dass sich Charlie gegen eine Karriere als Sucher entschied war für den Anderen ein Weltuntergang.
„Was soll das heißen, du nimmst das Angebot nicht an? Char, das sind die Ballycastle Bats! So ein Angebot bekommst du kein zweites Mal!“, stellte er fest, während Charlie die Ruhe selbst blieb und nickte. „Ich weiß!“, entgegnete er ganz ruhig, woraufhin Oliver der Mund offen stehen blieb. „Aber, davon hast du doch immer geträumt... Ich meine...“
Charlie legte eine Hand auf seine Schulter und lächelte. „Nein, das war dein Traum und es soll auch deiner bleiben!“, erklärte er und legte schließlich seinen Arm um die Schulter des Anderen, um mit ihm zum Essen zu schlendern, wobei Oliver noch kurz nickte und sein Schock langsam aber sicher abebbte. Doch obwohl er Charlies Worte verstand, schwirrte ihm noch eine Frage im Kopf und so sah er den älteren neben sich an. „Aber wenn du kein Quidditchspieler werden willst, was ist dann dein Plan?“, fragte er interessiert und erhielt als ein Teil der Antwort das Lächeln, welches ihn seit seinem ersten Jahr in Hogwarts so fasziniert hatte.
„Ich will Drachen erforschen, egal wo!“, erklärte Charlie und zum ersten Mal konnte Oliver das Glitzern und die feurige Begeisterung in den Augen des Rothaarigen sehen.
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