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Fanfiction

Reue - III.4 - Auf Messers Schneide

von Gipsy

Er hatte darauf bestanden, dass Miss Dumbledore an diesem Montagmorgen in Zaubertränke neben ihm saß. Noch immer war er sich nicht sicher, was er von diesem merkwürdigen Mädchen halten sollte. Sie hatte ihn am Sonntag beeindruckt durch die ruhige Gelassenheit, mit der sie den nicht freundlichen gemeinten Sticheleien der anderen Schülerinnen begegnet war. Auch die Art, wie sie sich gegenüber Professor Slughorn gezeigt hatte, bestätigte, dass sie eine intelligente, selbstbewusste Hexe war, die durchaus zu höflicher Konversation und angemessener Etikette fähig war. Warum also verhielt sie sich ihm gegenüber so anders?

Es war offensichtlich, dass sie ihm seine charmante Art niemals glauben würde. Egal, was er tat oder sagte, sie schien stets sofort nach einem niederen Motiv zu suchen. Auch heute Morgen, als er ihr freundlich den Platz neben sich freigehalten hatte, war sie ihm nur mit einem düsteren Blick begegnet und hatte sich offensichtlich äußerst widerwillig neben ihm niedergelassen. Warum?

Sollte er ihr die Geschichte glauben, dass sie einfach besser darin war als andere, falsche Freundlichkeit zu entdecken, und dass sie aus Gewohnheit misstrauisch war, wenn ihr jemand mit aufgesetzter Maske begegnete? Sie hatte überzeugend geklungen, als sie das erzählt hatte, ebenso wie er ihr beinahe glauben konnte, dass sie kein Interesse an Streit mit ihm hatte. Niemand hatte das, selbst eine mächtige Hexe wie sie nicht, dafür hatte er selbst gesorgt.

Und doch. Es gab zu viele Kleinigkeiten, die nicht zusammen passten. Sie begegnete ihn mit einem Maß an Ablehnung, das über normales Misstrauen hinausging. Es mischte sich auch zu oft echte Angst in diese Ablehnung, Angst, die durch keine seiner Taten hervorgerufen werden konnte. Und dann waren da wieder diese Momente, in denen sie merkwürdig provokant, ja beinahe trotzig war. Ihr Streit war für Hermine Dumbledore klein und unbedeutend? Er wusste, sie hatte diese Worte absichtlich gewählt, um ihn zu reizen. Was ging in ihr vor, dass sie mal in unbegründete Panik verfiel, wenn sie mit ihm sprach, und ihn mal ohne Anlass provozierte und sich über die Maßen selbstbewusst gab?

Mit halben Ohr folgte er den Ausführungen von Professor Slughorn, der ihnen gerade die Anweisungen für den Trank, den sie in den nächsten Wochen brauen sollten, an die Tafel schrieb. Es sollte eine Partnerarbeit werden, da der Zaubertrank offensichtlich anspruchsvoll war und die Zutaten teilweise nur abends während der Dunkelheit aus den Gewächshäusern zu holen waren. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Hermine sich bei den Erklärungen verkrampfte. Offensichtlich missfiel es ihr, dass sie heute neben ihm saß und entsprechend gezwungen war, die nächsten Wochen mit ihm zusammen zu arbeiten.

„Tom, mein Lieber“, riss ihn da Slughorn aus seinen Betrachtungen, „kommen Sie doch bitte kurz vor.“

Mit seinem charmantesten Lächeln erhob er sich von seinem Stuhl und begab sich zu seinem Professor. Es entging ihm nicht, dass Hermine, die auf ihrem Platz zurückblieb, erleichtert aufatmete. Warum nur war sie in seiner Gegenwart stets so angespannt?

„Was kann ich für Sie tun, Professor?“

„Sehen Sie, Tom“, begann Slughorn und mit einem Mal bemerkte er, dass sein sonst so selbstsicher wirkender Professor etwas zögerte. Fragend hob er eine Augenbraue, um ihn zum weiter reden zu animieren. Ein tiefes Seufzen folgte, dann sagte Slughorn etwas zu schnell: „Miss Dumbledore ist die einzige Frau in dieser Klasse. Sie arbeiten zusammen mit ihr an diesem Trank und müssen dafür auch abends im Dunkeln hinaus zu den Gewächshäusern. Ich weiß, Sie sind ein anständiger junger Mann, Tom, dennoch ist es meine Pflicht, Sie darauf hinzuweisen, dass Sie diese Zweisamkeit mit einer Dame nicht ausnutzen sollten.“

Beinahe wäre ihm ein ungläubiges Schnauben entfahren, doch sofort riss Tom sich wieder zusammen. Natürlich, der gute alte Slughorn war ein Beschützer aller unberührten Jungfrauen und schien sich sehr um Anstand zu kümmern. Er zwang einen sehr ernsten, nachdenklichen Ausdruck auf sein Gesicht, als er erwiderte: „Sie haben vollkommen Recht, Professor. Ihre Bedenken sind verständlich, doch seien Sie versichert, ich wäre der letzte Mann, der so eine Situation ausnutzen würde. Und glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass Miss Dumbledore besser als jedes andere Mädchen in der Lage ist, sich gegen einen Schuft, der solche Versuche wagen würde, zu verteidigen.“

„Ich weiß ja, Tom“, beeilte Slughorn sich zu versichern, „Sie sind ein anständiger Bursche. Aber als Ihr Lehrer muss ich Sie trotzdem darauf hinweisen. Sie sehen das hoffentlich nicht als übertriebene Einmischung?“

„Aber nein“, erwiderte er mit seinem offensten Lächeln, „Ihre Sorge ehrt Sie und zeigt nur, was für ein verantwortungsbewusster Lehrer Sie sind. Ich danke Ihnen für Ihre Worte und Ihr Vertrauen.“

Als er schließlich zu seinem Platz zurückkehrte, bemerkte er, dass Hermine bereits sämtliche Anweisungen von der Tafel abgeschrieben hatte und sogar schon damit begonnen hatte zu notieren, wo die einzelnen Zutaten zu finden waren. Neben einigen auf ihrer Liste entdeckte Tom darüber hinaus kryptische Kürzel aus Buchstaben und Zahlen.

„Was wollte Slughorn von dir?“, erkundigte sie sich, nachdem er wieder neben ihr Platz genommen hatte, blickte ihn dabei jedoch nicht an. Er beschloss, diesen Mangel an Anstand für den Augenblick zu ignorieren, und erwiderte trocken: „Er wollte sicherstellen, dass ich dich nicht des Nachts überfalle, wenn wir gemeinsam draußen im Gewächshaus sind.“

Nun schaute sie doch von ihrem Pergament auf und für den Bruchteil einer Sekunde meinte Tom, so etwas wie Belustigung in ihren Augen zu sehen, doch sofort kehrte das bekannte, ausdruckslose Gesicht zurück: „Das ist aber freundlich von ihm. Hattest du vor, die Situation auszunutzen?“

Skeptisch hob er eine Augenbraue: „Ich habe es nicht nötig, Frauen zu überfallen. Zufällig gibt es genug, die sich mir freiwillig hingeben würden.“

Ein humorloses Lachen erklang, während Hermine ihn weiter aufmerksam musterte: „Ich dachte eher daran, dass sich kaum eine bessere Gelegenheit bieten würde, mich verschwinden zu lassen.“

Gegen seinen Willen starrte er sie an. Was ging nur in diesem Mädchen vor? Hatten sie nicht erst am Wochenende darüber gesprochen, dass sie nicht mehr streiten wollten? Wieso provozierte sie ihn nun schon wieder? Oder meinte sie die Frage ernst? Fürchtete sie wirklich, dass er ihr etwas antun wollte? War sie deswegen so angespannt gewesen, als Slughorn das Projekt erklärt hatte? Wieso traute sie ihm so etwas zu? Sicher, er hatte vor dem Wochenende ernsthaft darüber nachgedacht, aber das konnte sie unmöglich wissen. Seine Gedanken rasten, während er angestrengt nach einer passenden Antwort suchte. Es sah ihm nicht ähnlich, dass ihn ein anderer Mensch sprachlos machte, noch dazu eine Frau.

„Meine Frage war offensichtlich als Scherz gemeint“, fuhr Hermine da fort, ihr Gesicht immer noch verschlossen, „doch dein entsetztes Starren verrät mir, dass mein Schuss ins Blaue wohl tatsächlich mitten ins Schwarze getroffen hat.“

Unter Aufbringung all seiner Selbstbeherrschung entspannte Tom seine Fäuste, die er unwillkürlich geballt hatte, und blickte sie ebenso ausdruckslos an: „Du suchst bei jeder Gelegenheit den Krieg mit mir. Waren deine Worte am Wochenende nicht ernst gemeint?“

„Kannst du es mir verübeln, dass ich nach allem, was ich bisher von dir gesehen habe, tatsächlich unsicher bin, wie freundlich oder feindlich du mir gesonnen bist?“, zischte Hermine ihm leise zu, ehe sie ihren Blick wieder auf ihr Pergament senkte. „Ich habe kein Interesse an einem Kleinkrieg mit dir, ja. Aber kann ich darauf vertrauen, dass du wirklich darauf eingehst? Ich bin einfach nur vorsichtig, Tom Riddle. Und kannst du wirklich mit reinem Gewissen behaupten, dass es nicht Momente gab, wo du mich am liebsten ins Jenseits gehext hättest?“

Als wäre damit die Unterhaltung beendet, fuhr sie fort, Notizen zu allen Zutaten zu machen. Er nervte ihn maßlos, wie unbeeindruckt sie von ihm war. Gegen seinen Willen jedoch musste er zugeben, dass sie Recht hatte. Es war immer besser, vorsichtig zu sein, und er wäre enttäuscht von ihr gewesen, wenn sie ihm plötzlich vertraut hätte. Konnte er sie dazu bringen, ihm zu vertrauen? Sie wusste, dass er nicht der charmante Junge war, für den ihn alle hielten. Konnte er sie trotzdem davon überzeugen, dass er ihr nichts Böses wollte? Wäre es möglich, nach diesem verqueren Start ihr Vertrauen zu gewinnen? Sie war nicht ihr Onkel, sie war nur ein junges Mädchen, einfacher zu beeinflussen und zu manipulieren.

Es wäre ein interessantes Spiel.

"Was bedeuten die Kürzel hinter den Zutaten?", erkundigte er sich, nachdem er beschlossen hatte, zumindest für den Augenblick auszuprobieren, wie sie reagieren würde, wenn er seine Verachtung verbarg. Er war es gewohnt, seine echten Gedanken und Gefühle zu verstecken und wenn er es nur lange genug aushielt, dies auch ihr gegenüber zu tun, wer wusste, ob sie ihm dann nicht irgendwann glaubte. Wer wusste, wozu es nützlich sein könnte, eine intelligente Hexe, die mit Dumbledore verwandt war, manipulieren zu können?

"Das sind die Abkürzungen für Buchtitel und Seitenzahlen, unter denen man Details zu den Zutaten findet", erläuterte Hermine, ohne zu ihm aufzublicken. "Ich habe relativ gut im Kopf, welche Bücher Informationen zu welchen Zutaten bereithalten und habe dort jeweils schnell nachgeschlagen, welche Seitenzahlen sich genau damit beschäftigen. Für einen guten Trank reicht es nicht aus, einfach nur die Zutaten in der korrekten Reihenfolge hinzuzugeben", fuhr sie fort, während sie ein anderes Buch von dem Stapel vor sich griff, "das habe ich im sechsten Schuljahr schmerzhaft gelernt."

Nur unwillig erinnerte sich Hermine daran, wie oft Harry einen perfekten Trank gebraut hatte, weil er den Anweisungen aus dem Buch des Halbblutprinzen gefolgt war. Als sich schließlich herausgestellt hatte, dass Snape hinter diesem Namen steckte, wunderte sie nichts mehr. Offensichtlich hatte Snape sich schon zu Schulzeiten die Mühe gemacht, mehr über jede Zutat herauszufinden und so die beste Art, wie man sie für verschiedene Tränke zubereiten sollte, herausgefunden. Sie hatte ihre Lektion gelernt.

Ungeduldig bemerkte sie, dass Riddle sie einfach nur ausdruckslos von der Seite anstarrte. Mit einem Seufzen drehte sie sich zu ihm um: "Was?"

"Charmant wie eh und je, werte Hermine", kommentierte er spöttisch, während er die Arme vor der Brust verschränkte. "Wo hast du nur diesen Umgangston gelernt?"

"Entschuldige, dass ich auf unhöfliches Starren nicht mit Charme reagiere", gab Hermine bissig zurück, dann fügte sie an: "Du könntest mir zur Hand gehen und die Absätze über die Zutaten, zu denen ich schon Bücher rausgesucht habe, exzerpieren. Oder ist das hier doch keine Gruppenarbeit?"

"Unterstellst du mir, dass ich mich auf deiner Arbeit ausruhen will?"

Warum klang Tom Riddle so amüsiert? Amüsiert war definitiv nicht der Tonfall, der zu ihm passte, zumindest nicht im Umgang mit ihr. Es machte sie nervös, dass er ihr plötzlich eine andere Seite zeigte, ohne dass sie erkennen konnte, dass er sich verstellte. Und gewiss verstellte er sich, wenn er ohne Verachtung und Drohung mit ihr sprach, oder? Unsicher verteidigte sie sich: "Ich bin es gewohnt, für andere Schüler mitzuarbeiten."

"Ich ebenso", kam es immer noch freundlich von Riddle, "normalerweise bin ich derjenige, der andere auffordern muss, sich in die Gruppenarbeit einzubringen. Es ist ungewohnt. Insbesondere von einem Mädchen."

Mit einem verzerrten Lächeln blickte Hermine ihn an. Harry und Ron hatten sich nie sonderlich für die Schule interessiert und irgendwie endete es immer damit, dass sie ihnen half. Sie mussten manchmal nicht mal bitten, weil sie nicht anders konnte, als ihnen zu helfen. Dass ausgerechnet Voldemort zu Schulzeiten genauso hilfsbereit und aufopferungsvoll gewesen war wie sie, wollte ihr nicht in den Kopf.

"Das hat überhaupt nichts mit dem Geschlecht zu tun", schoss sie genervt zurück, "und im Gegensatz zu dir habe ich keinerlei Hintergedanken, wenn ich anderen helfe. Ich tue es, damit die Gruppenarbeit gelingt oder wenn ich jemanden mag. Ich erwarte keine Gegenleistung."

Langsam beugte Riddle sich vor und ergriff das erste Buch, das auf ihrer Liste stand. Während er die Seite aufschlug, fragte er leise: "Was veranlasst dich dazu, mir Hintergedanken zu unterstellen?"

Gerade wollte Hermine ihm Du bist ein Slytherin! an den Kopf werfen, da fiel ihr ein, dass sie nach außen hin ebenso in dieses Haus gehörte. Mit zusammengebissenen Zähnen zischte sie: "Deine Freundlichkeit ist aufgesetzt, also ist es vermutlich deine Hilfsbereitschaft auch."

Zu ihrem Entsetzen grinste Riddle sie an: "Niemand hilft anderen Menschen ohne Hintergedanken. Selbst die ach so edlen Gryffindors nicht. Mindestens erwartet man Dankbarkeit. Der Unterschied ist lediglich, dass wir Slytherins keinen Hehl daraus machen, dass wir Gegenleistungen erwarten. Warum also benimmst du dich wie ein Gryffindor und tust so, als ob du aus reiner Menschenliebe hilfst?"

Verbissen ignorierte Hermine seine verächtliche Bemerkung über ihr früheres Haus und erwiderte: "Du hörst nicht zu. Ich helfe Freunden ohne Gegenleistung, weil sie Freunde sind. Das nennt sich Loyalität. Und ich bringe mich in Gruppenarbeit ein, weil ich eine gute Note will. Wenn jemand anderes von mir Hilfe will, erwarte ich natürlich etwas dafür."

"Natürlich", schnaubte Riddle spöttisch, doch Hermine hatte keine Lust mehr auf dieses Gespräch und ignorierte ihn. Sie musste nur noch die letzten drei Zutaten aus den Büchern heraussuchen, dann war sie mit ihrer Liste fertig. Das sollte in den verbleibenden zehn Minuten der Stunde zu schaffen sein. Nachdenklich blickte sie auf die letzte Zutat: Entgeisterte Egel. Sie hatte bisher nur mit normalen Egeln für die Herstellung des Vielsafttrankes gearbeitet, fragte sich jedoch, warum diese spezielle Sorte jetzt für die Herstellung von Dr. Ubblys Unbeirrter Ölung nötig war.

Und dann fragte sie sich, warum sie sich überhaupt so ernsthaft mit diesen Schulaufgaben beschäftigte. Sie hatte definitiv Wichtigeres zu tun, als sich im Jahr 1944 um ihre Noten zu kümmern, egal, ob ihr voriges Ich hier Jahrgangsbeste war oder nicht.

Doch sie kannte die Antwort darauf selber. Sie hatte gar keine andere Wahl, als sich anzustrengen, es gehörte einfach zu ihrer Natur. Egal, wie irrelevant ihre schulischen Leistungen hier waren, sie konnte nicht anders, als sich anzustrengen und zu lernen. Und wenn es eh ihre Aufgabe war, Tom Riddles Vertrauen und vielleicht sogar Freundschaft zu gewinnen, konnte sie es genauso gut über ihre einzige Gemeinsamkeit versuchen: Freude an Wissen.

"Was sehe ich hier?", riss sie da die Stimme von Professor Slughorn aus der Konzentration. "Meine beiden besten Schüler sind die einzigen, die noch nicht mit dem Brauen angefangen haben?"

Am liebsten hätte Hermine mit den Augen gerollt, doch sie riss sich zusammen und erwiderte lächelnd: "Wir wollen uns gut vorbereiten, immerhin ist der Trank anspruchsvoll und für die Krankenstation nützlich zugleich. Wenn wir ein einwandfreies Ergebnis abliefern, kann er eventuell im Krankenflügel genutzt werden."

Ein anerkennendes Lächeln trat auf Slughorns Gesicht: "Sehr löblich, wirklich, sehr löblich. Aber haben Sie keine Angst, nicht innerhalb der festgelegten Zeit fertig zu werden?"

Nun mischte sich auch Riddle ein, der, wie Hermine zu erkennen meinte, ebenso wenig begeistert über die Belehrung war: "Aber Professor Slughorn, die Tränke müssen doch so oder so zwischen den Stunden magisch eingefroren werden, weil die Brühzeit nicht so lange ist wie die angesetzte Projektzeit. Ob wir nun heute oder erst nächste Stunde damit beginnen, ist also doch unbedeutend."

"Ich sehe, Sie haben alles bedacht", erwiderte Slughorn freudestrahlend und klopfte Tom auf die Schultern, "und ich sehe, Sie beide arbeiten prächtig zusammen. Das freut mich wirklich ganz außerordentlich. Und nun sehen Sie zu, dass Sie Ihre Sachen zusammen packen und in die Pause kommen."

Rasch stopfte Hermine ihre Bücher in die Tasche, schnappte sich ihr vollgeschriebenes Pergament und eilte zum Ausgang. Sie hatte gesehen, dass Abraxas bereits im Gehen begriffen war und sie wollte endlich mit ihm reden. Sie konnte nicht akzeptieren, dass ihre aufkeimende Freundschaft durch irgendetwas, was Tom Riddle vielleicht gesagt hatte, erstickt wurde. Ohne diesen noch einmal anzublicken, schloss sie zu Abraxas auf.

"Abraxas, warte bitte!"

Zu ihrer Erleichterung drehte der blonde Junge sich um, auch wenn er dabei zögernd und unschlüssig wirkte. Sie konnte deutlich sehen, dass sein Blick kurz zu Riddle wanderte, doch da dieser selbst noch mit Packen beschäftigt war, widmete er ihr schließlich seine volle Aufmerksamkeit: "Wie kann ich dir helfen?"

Ungeduldig zog Hermine eine Augenbraue hoch: "Ich bitte dich. Warum bist du so steif und förmlich zu mir? Ja, wir haben uns gerade erst kennen gelernt, aber du verhältst dich, als ob du kein weiteres Interesse an mir hast. Warum?"

Offensichtlich sprachlos starrte Abraxas sie nur an. Da Hermine jedoch nicht willig war, das Thema auf sich beruhen zu lassen, verschränkte sie nur erwartungsvoll die Arme vor der Brust, während sie gemeinsam die Stufen hochstiegen. Es dauerte eine Weile, bis sie schließlich eine sehr lahme Antwort erhielt: "Ich hab dich nicht absichtlich gemieden, falls du das denkst. Es ergab sich nur so."

"Es ergab sich nur so", schnaubte Hermine, "genau. Abraxas, was ist los?"

Als habe sie einen empfindlichen Punkt getroffen, blieb er mitten auf der Treppe stehen und drehte sich wütend zu ihr um: "Warum bist du in Slytherin, Hermine? Dein ganzes Verhalten schreit danach, dass du nach Gryffindor gehörst. Die sind es, die immer unbedingt alles ehrlich und offen und direkt aussprechen müssen. Bist du nicht in der Lage, feine Untertöne zu erkennen? Kannst du Situationen und Verhalten wirklich nicht deuten? Erwartest du von mir, dass ich auf dein Nachbohren ehrlich antworte? Du bist zu neugierig!"

Verblüfft starrte Hermine ihn an. Der Eindruck, dass Tom Riddle irgendetwas zu Abraxas gesagt hatte, verstärkte sich. Hatte er seinem angeblichen Freund gedroht, dass eine engere Beziehung zu ihr nicht ratsam wäre? Frustriert presste sie die Kiefer zusammen, während sie darauf wartete, dass Abraxas noch irgendetwas zu seiner Entschuldigung sagte, doch der schaute nur genauso störrisch auf sie herab, die Arme in den Taschen seines Umhangs vergraben.

"Schön", zischte sie schließlich, "ich habe verstanden. Ich bin nicht so dumm, wie du mir unterstellst, Abraxas. Ich weiß sehr wohl, was hier vor sich geht, aber ich hätte nicht gedacht, dass du so ein Feigling bist."

Das hatte ihn getroffen, das erkannte Hermine in dem Augenblick, da die Worte ihren Mund verließen. Er trat noch einen Schritt näher auf sie zu und zwang sie so, bis zur Wand zurückzuweichen. Ohne den Blickkontakt zu brechen, flüsterte er ihr zu: "Du verstehst gar nichts. Ich bin kein Feigling. Aber ich habe Freunde, gute Freunde. Dich kenne ich kaum. Und wenn ich zwischen zwei Freunden wählen muss, nehme ich den, den ich länger kenne."

"Niemand zwingt dich zum Wählen", gab Hermine unbeirrt zurück. Es machte ihr Angst, dass Abraxas sie auf dieselbe Art und Weise in die Ecke drängte wie Riddle, doch ihm traute sie keine ähnlichen Grausamkeiten zu. Immerhin hatte er ihr bestätigt, dass Riddle ihm nähere Freundschaft zu ihr untersagt hatte. Spannend. Und beängstigend.

"Was geht denn hier vor sich?"

Wenn man vom Teufel spricht!, dachte Hermine, während sie ihren Blick langsam zu Tom Riddle gleiten ließ. Abraxas seinerseits trat rasch einen Schritt zurück und schaute seinen Freund entschuldigend an: "Wir hatte nur eine kleine ... Meinungsverschiedenheit."

"Du streitest dich mit Miss Dumbledore?", fragte Tom vorgeblich überrascht. "Hat dir deine Mutter denn nicht beigebracht, dass man einer Frau nicht widerspricht?"

Der vollkommen überforderte Blick, den Abraxas seinem Freund zuwarf, sagte Hermine mehr, als beiden vermutlich lieb sein konnte. Also hatte Riddle wirklich interveniert. Und offensichtlich bestand zwischen beiden kein freundschaftliches Verhältnis, sondern eher ein - ja, was war das eigentlich? Hatte Riddle bereits seine Macht bewiesen und aus einstigen Freunden Untergebene gemacht, die jede Sekunde darum bemüht waren, ihm zu gefallen? War Abraxas deswegen so überfordert, weil er nicht wusste, ob er sich nun höflich oder ablehnend ihr gegenüber verhalten sollte? Wenn es dabei nicht um ihre Sicherheit gegangen wäre, hätte Hermine gelacht über die Absurdität dieses Verhaltens. Die beiden waren gerade siebzehn Jahre alt und bereits jetzt benahmen sie sich wie eine eingeschworene Mafiafamilie.

"Sei nett zu Miss Dumbledore, Abraxas!", wies Tom ihn zurecht, während er sich wie selbstverständlich bei Hermine unterhakte, um mit ihr den Weg nach oben fortzusetzen. "Sie ist neu hier und sie kann jeden Freund gebrauchen. Ihr habt euch doch bisher auch so gut verstanden."

Hermine war sich nur zu bewusst, dass Abraxas vollkommen durcheinander und überfordert wirkte, doch sie konnte es ihm nicht verübeln. Was für ein Spiel spielte Riddle? Wenn er Abraxas erst angewiesen hatte, sich von ihr fernzuhalten - aus welchem Grund auch immer! - und nun öffentlich eine gegenteilige Aufforderung traf, dann nur, weil er etwas plante. Woher kam der plötzliche Umschwung in seinem Verhalten? Doch gewiss nicht nur, weil sie sich am Samstag bei Slughorns Feier versöhnlich gezeigt hatte? Das war zu schnell, zu unglaubwürdig. Und es machte ihr Angst.


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