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Fanfiction

Die Wogen des Lebens - Kapitel 3

von atiaahmed

Kapitel 3

Das letzte Mal bei "Die Wogen des Lebens"
Snape hat erfahren, dass Harry und andere Schüler mit einer Blutfeder gefoltert wurden. Mithilfe des Direktors hat er dem ein Ende gesetzt und dann mit all seinen Schülern die Murtlap-Salbe durchgenommen, damit sie sich selbst verarzten können.

---

Nach der letzten ereignisreichen Stunde war Harrys Kopf voller widersprüchlicher Gedanken. Er war mit großer Vorsicht noch einmal alles durchgegangen was innerhalb kurzer Zeit geschehen war. Er erinnerte sich noch immer deutlich an jede einzelne Erinnerung, die er von Snape gesehen hatte. Das Gespräch mit Sirius und Remus hatte ihm Perspektive für die Ferien gegeben und ein Ziel, dass er zu erreichen hatte: Verhindern, dass Snape erfuhr was er im Denkarium gesehen hatte. Um jeden Preis! Also hatte er fast fiebrig geübt und auch die Hilfe seiner Freunde in Anspruch genommen. Es hatte ihn effektiv von seiner Übellaunigkeit abgehalten. Harry war sich dessen bewusst, dass er seit dem Sommer furchtbare Launen hatte. Doch der Stress, der auf ihm lastete, war kaum zu ertragen. Nach allem was er im Friedhof nach dem Trimagischen Turnier erlebt hatte, konnte ihm doch keiner übel nehmen, dass er mit der jetzigen Situation frustriert war oder? Das Ministerium verweigerte jede logische Schlussfolgerung aus Cedrics Tod und machte ihn damit noch sinnloser als er ohnehin schon war. Alpträume plagten Harry jede Nacht, wenn er keine Visionen von Schlangen hatte, die unschuldige Ordensmitglieder zerfleischten. Das Schlimmste daran war, dass er das auf dem vordersten Platz miterleben durfte, nur um dann auch noch zu erfahren, dass der schlimmste Zauberer aller Zeiten zeitweise in seinen Gedanken umher lungerte. Und um dem die Krone aufzusetzen wurde er von jeder wirklichen Information über Voldemort und seine Schergen ferngehalten.
Und dann war da noch Umbridge. Zugegeben, seit Dumbledore den Elternbeirat eingeschaltet hatte, durfte kein Lehrer mehr Nachsitzen beaufsichtigen, dennoch hatte die Kröte nicht aufgehört täglich Lügen zu verbreiten und ihre Schüler weder auf Prüfungen noch das Leben im Krieg vorzubereiten.
All das belastete Harry ungemein, dennoch bemerkte er auch, dass sein Schlafrhythmus sich seit Montag verbessert hatte. Er hatte in den letzten beiden Nächten erholsamen Schlaf gehabt, seit Umbridge die Macht über die Folter ihrer Schüler genommen wurde. Es hatte sich eine große Sorge von seinen Schultern gehoben, da er jetzt wusste, dass nicht nur er, sondern auch seine Mitschüler vor ihr sicher waren. Seit er sich vorgenommen hatte Okklumentik zu lernen, schien sich alles dem Besseren zuzuwenden.
Von Fred und George hatte Ron kurz nach ihrem Abflug gehört. Nachdem sie eine riesige Unordnung hinterlassen hatten und Peeves auf Umbridge losließen, hatten sie sich sogleich aufgemacht ihren Scherzartikelladen zu öffnen. Sie standen natürlich erst am Anfang, hatten sich aber bereits Räume angesehen und schienen kurz vor einer Entscheidung zu stehen. Von Mrs. Weasley hatte darüber noch niemand etwas gehört. Harry hoffte, dass sie sich beruhigte und die beiden nicht enterbte.
Was Harry jedoch mehr beschäftigte als Umbridge, die ihren Kollegen hinterherrannte, um Kleinigkeiten zu erledigen, da sie befürchteten „nicht die Befugnis zu haben“. Oder hinter vorgehaltener Hand zu grinsen als Peeves eine Schleimspur vor ihrem Büro legte. Oder die Pfütze, die die Zwillinge hinterlassen hatte, die sich trotz ständigem Fluchens von Filch keinen Zentimeter rührte. Oder alles andere was den Rest der Schule bewegte, mehr als das war es Snapes Rolle in diesem Chaos, die ihn interessierte. Er hatte sich für seine Schüler eingesetzt. Er hatte seinen strengen Lehrplan umgeworfen und ihnen allen beigebracht wie sie sich selbst vor Wunden heilen konnten, die ihnen von der Kröte zugefügt wurden. Natürlich konnte Umbridge hierüber nur im Stillen kochen, denn sie würde nicht zugeben, dass sie die Täterin war. Auch konnte sie Snape nicht in den Lehrplan greifen oder ihm verbieten eine Heilsalbe zu lehren, die vollkommen harmlos war, wenn auch etwas zu einfach zu brauen – noch nicht jedenfalls. Er hatte sich mit seiner Slytherin-Taktik der stillen Rebellion seinen Kollegen angeschlossen und gleichzeitig verhindert ihr eine Waffe gegen ihn zu übergeben. Sie konnte nur das Gesicht verziehen und bis sie eine entsprechende Regel durchgesetzt hatte, wäre er schon über alle Berge.
Doch Harry verstand nicht, er konnte nicht nachvollziehen wieso Snape das wollen würde. Wieso würde er sich in irgendeine Art Gefahr begeben von seinem dunklen Meister enttarnt zu werden, nur um seinen Schülern zu helfen? Snape war der widerliche Dreckskerl, der ihnen das Leben zur Hölle machte. Er war nicht der gute Samariter, der ihnen einen Ausweg aus einer ausweglosen Situation bot. Harry konnte sein Bild von Snape nicht mit diesen neuen Fakten in Einklang bringen. Er musste zulassen, dass er einen gewissen Respekt für den Mann entwickelte. Anders als alle anderen Erwachsenen hatte er tatsächlich etwas getan! Das war definitiv neu.

29. April
Zur nächsten Stunde Okklumentik musste sich Harry wieder die Belehrungen seines Lehrers anhören. Als er Luft nahm, um Harry zum hundertsten Mal zu sagen, dass er sich konzentrieren sollte, unterbrach der Schüler mutig:
„Professor?“
„Wenn Sie mich fragen wollen, ob wir aufhören, ist die Antwort ‚Nein, noch lange nicht‘“, grummelte Snape und massierte sich das Handgelenk, das Harry mal wieder unbewusst mit einem Zauber angegriffen hatte.
„Entschuldigung.“, murmelte Harry mit einem Blick auf Snapes Handgelenk „Ich kann mich nicht konzentrieren.“ Snape warf ihm einen bösen Blick zu, doch bevor er unterbrechen konnte, sprach Harry schnell weiter „Wieso haben Sie die Murtlap-Salbe mit allen Klassenstufen durchgenommen?“
Snape blinzelte verwundert „Das ist es, was sie ablenkt?“
Harry nickte.
„Dann kann ich helfen: Sie sind meine Schutzbefohlenen.“
Harry starrte ihn so an, als warte er auf eine Erklärung, die mehr Sinn machte. Snape verdrehte die Augen.
„Nur weil ich eine Rolle spiele, die mich dazu veranlasst ungerecht gegenüber gewissen Schülern zu sein“ er gab Harry einen bedeutungsschwangeren Blick „heißt das noch lange nicht, dass ich beiseite stehe und mir ansehe wie sie gefoltert werden.“
„Aber…“, begann Harry, er war sich selbst nicht sicher, was er sagen wollte.
„Mrs. Umbridge ist… sie ist nur auf Geheiß des Ministeriums hier. Wäre sie eine normale Lehrerin, hätte sie absolut keine Chance. In dem Moment, in dem klar wäre, dass sie eine Blutfeder benutzt hat, würde sie in hohem Bogen aus der Schule fliegen. Mit Flüchen auf ihren Fersen. So wie die Dinge stehen, müssen wir Lehrer uns mit einer leisen Rebellion zufrieden geben. Das beinhaltet auf meiner Seite, meinen Schülern die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu heilen.“, er machte eine kurze Pause und endete irritiert: „Wenn sie es nicht bevorzugen, mit ihren Verletzungen zu Madam Pomfrey zu gehen.“
„Wegen den paar Kratzern…“, murmelte Harry peinlich berührt
„Exakt. Wegen solch dummen Überlegungen wurde mein Einschreiten notwendig.“, zischte Snape wütend, Harry massierte schuldbewusst eine Stelle an seinem Unterarm und wich Snapes Blick aus. „Was glauben Sie wie Professor McGonagall reagiert hat, als ich sie davon in Kenntnis setzte? Ein ungarische Hornschwanz wäre stolz auf sie gewesen. Wir Hauslehrer haben eine Verantwortung unseren Schülern gegenüber, die über das hinausgeht, was ein normaler Lehrer ihnen schuldig ist.“
Harry sah Snape verwundert an, er hatte ganz vergessen, dass auch Snape Hauslehrer war. Wenn auch bloß von Slytherin...
„Der Hauslehrer ist das Oberhaupt seines Hauses. Wer ist für gewöhnlich das Oberhaupt einer Familie, Potter?“, fragte Snape streng in seinem Lehrer-Tonfall.
„Der Vater?“, riet Harry, Snape nickte.
„Oder die Mutter, ja. Professor McGonagall wird auch Ihnen am ersten Tag mitgeteilt haben, dass Ihr Haus Ihre Familie ist. Professor McGonagall, als Oberhaupt Ihres Hauses, hat eine elterliche Pflicht gegenüber Ihnen und Ihren Hauskameraden. So wie ich dieselbe Pflicht meinen Slytherins gegenüber habe.“, Snapes Stimme hatte einen ruhigen Klang angenommen und verwundert bemerkte Harry, wie er es mochte ihr zuzuhören. Snape stand während seiner Erklärung auf, ging um den Tisch und lehnte sich dann an ihn. Er stand nun direkt vor Harry, ohne ein Hindernis zwischen ihnen. „Aber nicht nur meine Slytherins nehmen für mich diese Rolle ein. Professoren Sprout, McGonagall und Flittwick würden Ihnen bestätigen: Sobald man den Eid eines Hauslehrers ablegt, ist man verpflichtet jedem Schüler in jeglicher Notsituation, wie ein Elternteil zur Seite zu stehen.“
„Sie legen einen Eid ab?“, fragte Harry verwundert und sah interessiert zu seinem Lehrer auf. Das hatte er noch nie gehört, er würde später Hermine fragen. Vielleicht würde er auch selbst einmal „Eine Geschichte Hogwarts“ aufschlagen...
„Ja. Es ist Tradition.“, erklärte Snape, noch immer ruhig „Der Eid selbst ist nicht magisch bindend. Es ist eine Verpflichtung, die allein an das eigene Ehrgefühl appelliert. Aber so wie meine Kollegen, muss auch ich mich nie an den Eid zu erinnern. Allein der Anblick eines Schülers in Not bringt uns alle sofort in einen Zustand, den man wohl am ähnlichsten mit einem Beschützerinstinkt vergleichen kann. Es ist Hogwarts ganz eigene Magie, die nur jemand verstehen kann, der hier Schüler war und nun Lehrer ist.“
Harry starrte Snape fasziniert an und für einen Moment sah Snape ihn mit einem Blick an, der ihm einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Peinlich berührt trennte Harry den Blickkontakt. Was war denn das? Er erinnerte sich nicht, dass ihn je jemand so angesehen hatte...
„Als Sie Ende des letzten Jahres aus dem Irrgarten kamen“, Harry versteifte sich bei der Erwähnung jener Nacht „sind alle Hauslehrer auf den Rasen gestürmt. Sie haben Ihre Umwelt nicht wahrgenommen, aber neben Dumbledore, waren sie die ersten an Ihrer Seite. Cedric Diggory und Sie… es war ein ganz eigentümliches Gefühl.“
Harry blickte wieder auf, Snape schien in seinen Gedanken verloren, er blickte an Harry vorbei, als er weiter sprach „Ich sah Mr. und Mrs. Diggory, ich sah ihren Schmerz und obwohl ich ihn noch nicht einmal annähernd nachfühlen konnte, nicht in dem Maß… Ich spürte, dass auch ich etwas verloren hatte, das ich nie wieder erlangen würde. Eine Leere, wie eine Schlucht im Innern…So wie alle anderen Hauslehrer auch. Wir sprachen darüber, später. Ich erinnere mich noch an Professor Flittwicks Worte, er sagte er spürte einen Abgrund in sich öffnen und zur selben Zeit, als er sah, dass Sie relativ unversehrt waren, konnte er Hoffnung spüren. Er sah Sie, verletzt und leidend, aber lebendig und konnte sich auf einmal vorstellen, dass die Welt weitergehen würde, obwohl ein unermesslich wertvolles Stück darin fehlte.“
Harrys Mund fühlte sich trocken an, er fühlte sich ausgelaugt und zur gleichen Zeit gestärkt „So fühle ich mich, wenn ich Fawkes singen höre.“
Snape blinzelte und sah ihn nachdenklich an, er nickte langsam „Ja, man kann es vergleichen.Es fühlte sich wie Phönix-Gesang an, als ich sah, dass Sie überlebt hatten.“
Harry fühlte wie sein Nacken und Gesicht wärmer wurden, es war als habe Snape ihm gerade ein unglaubliches Kompliment gemacht. So unerwartet und erfreulich war dieser Umstand, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Wie antwortete man auf so etwas? Sein Leben lang hatte er gedacht, seine Eltern hätten ihn allein gelassen. Doch seit fünf Jahren hatte er vier Elternteile. Einen fröhlichen, aufgeweckten Vater; eine strenge Mutter; einen anderen, mürrischen Vater und eine weitere, herzliche Mutter. Er nahm einen Atemzug und stellte entsetzt fest, dass er zitterte.
„Ich denke es ist genug für heute.“, meinte Snape sich räuspernd und stieß sich vom Tisch ab „Üben Sie, Potter. Das nächste Mal gibt es keine Ausreden.“
Als Harry die Treppen des Kerkers hinauf ging, fiel ihm auf, dass Snape ihm eigentlich das alles erzählt hatte, um weiter üben zu können. Aber stattdessen hatte er ihn einfach entlassen. Die Sache schien auch ihm nahe gegangen zu sein.


„Hermine. Müssen Hauslehrer einen Eid ablegen?“, fragte er am nächsten Morgen am Frühstückstisch, Hermine sah ihn überrascht an und sagte
„Ja, wenn ein Lehrer als Hauslehrer ausgesucht wird, muss er einen offiziellen Eid ablegen. Darin verpflichtet er sich seine Schüler wie Kinder zu schützen und sich um ihr Wohlergehen zu kümmern. Während wir in Hogwarts sind stehen Hauslehrer in Eltern statt ein.“
Harry summte bestätigend und fragte dann „Nur für sein eigenes Haus oder...?“
„Na ja, als Eltern stehen sie nur für ihr eigenes Haus ein. Schützen muss aber jeder Lehrer seine Schüler, egal ob Hauslehrer oder nicht.“, erklärte Hermine „Wieso fragst du?“
„Snape hat was erwähnt...“, murmelte Harry „er sagte deshalb hat er die Murtlap-Salbe mit allen gemacht.“
„Oh!“, meinte Hermine und lächelte „Ja, das kann schon sein. Aber es ist kein magisch bindender Eid. Sonst könnte Umbridge sich wohl kaum so benehmen.“
„Aber sie ist doch kein Hauslehrer.“
„Auch normale Lehrer verpflichten sich, ihre Schüler zu schützen.“, meinte Hermine „Aber von einem Eid habe ich nicht gelesen, da hast du Recht. Das gibt es wohl nur für Hauslehrer.“
Harry zögerte einen Moment und lehnte sich dann vor „Hermine, er sagte auch etwas über... Die letzte Aufgabe im Turnier, als ich zurück kam.“
Hermines Blick wurde gleich sanft und sie sah verständnisvoll aus.
„Er meinte... ich kann es nicht wiederholen, aber dass es sehr schlimm für ihn und die anderen Hauslehrer war, wegen... Cedric.“, er schluckte schwer und fuhr dann fort „Und, dass mein Überleben ihnen... Hoffnung gab.“
Hermine nahm kurz seine Hand und meinte dann „Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen...“
In diesem Moment schreckten beide hoch, als Ron seine Tasche schwer auf den Boden warf und sich ihnen gegenüber hinsetzte „Hey!“
„Hey.“, meinte Hermine mit einem Stirnrunzeln und zog ihre Hand zurück „Wieso bist du so spät?“
Ron gähnte weit zur Antwort und meinte dann „Gestern spät ins Bett.“
Hermine gab ihm einen genervten Blick und er zuckte nur mit den Schultern, während er schnell begann zu essen. Wofür Hermine und Harry wenigstens 30 Minuten brauchten, vernichtete Ron in weniger als 10. Als sie die große Halle verließen, schnappte er sich noch ein belegtes Brötchen.
„Du bist unmöglich.“, murmelte Hermine genervt, als er zu ihnen aufholte und sie gemeinsam zum Unterricht gingen.

Später am selben Tag, nachdem der Unterricht beendet war, verschwand Hermine kurz in ihren Schlafsaal und kam dann mit einem dicken Wälzer herunter. Sie legte ihn Harry auf den Schoß und er las „Hogwarts – eine Geschichte“, er grinste sie an und öffnete das Buch.
„Blätter weiter zum Kapitel 'Angestellte'. Da gibt es einen ganzen Bereich nur über die Lehrer.“, meinte Hermine „Da steht auch was zum Eid.“
Harry lehnte sich mit dem schweren Buch zurück und begann zu lesen, seine Hausaufgaben vor sich vergessen. Als er eine Weile später aufsah, waren seine beiden Freunde tief in ihren Hausaufgaben versunken. Ron war gerade dabei sich selbst gedankenverloren unter der Nase mit seiner Feder zu kitzeln. Hermine las mit gerunzelter Stirn eine Stelle aus ihren Quellen. Sie bemerkte, dass er sie beobachtete und sah fragend auf.
„Hier steht nichts über das Gefühl, dass er beschrieben hat.“
„Was hat er denn gesagt?“
Harry druckste ein wenig herum, aber sagte dann „Na ja, er meinte er hätte sich gefühlt, als würde ein Phönix singen, als er sah dass ich überlebt habe.“
Aus irgendeinem Grund fühlte er seinen Nacken heiß werden bei der Aussage. Hermine lächelte wieder sanft und meinte dann „Er war wohl einfach erleichtert, dich wohlauf zu sehen.“
„Snape?“, fragte Harry misstrauisch „Erleichtert mich zu sehen?“
Hermine kicherte und nickte „Hört sich verrückt an oder? Aber ich denke nicht, dass er dich tot sehen will.“
„Ja, vielleicht mit ein paar gebrochenen Knochen und in großen Schmerzen, aber ganz bestimmt nicht tot.“, warf Ron mit amüsiert glitzernden Augen ein.
„Er hat mir damals das Leben gerettet, im ersten Schuljahr.“, meinte Harry und sah kurz in die Ferne „Und er sagte zu Mrs. Malfoy er müsse auch andere außer ihrem Sohn und seiner Tochter beschützen. Ich denke er meinte mich und... alle anderen, die zu dieser Zeit geboren wurden.“
„Neville hat auch Ende Juli Geburtstag.“, meinte Hermine und sah zu dem Klassenkameraden, der noch immer Babyspeck hatte und irgendwie immer unbeholfen und kindlich wirkte.
„Ja, aber die meisten in unserem Jahrgang wurden doch im Jahr 1980 geboren oder?“, warf Ron ein
„Ich habe das Gefühl ich werde das Mädchen nie vergessen. Libera.“, meinte Harry, sein Blick noch immer in der Ferne „Sie hatte schwarze Locken, wie ihre Mutter. Sie war so jung.“
Hermine warf Ron einen unruhigen Blick zu.
„Die Art wie er über ihren Tod geweint hat... Ich habe noch nie etwas so Trauriges gesehen.“
„Harry.“, meinte Hermine mitfühlend und er riss sich aus seinen Erinnerungen, er gab ihr ein schmerzerfülltes Lächeln.
„Ich hab nur nie erwartet, dass er so echt sein könnte, weißt du Hermine?“, sie nickte verstehend „Dass er eine Familie hatte, dass er sie liebte. Er hat sie verloren und er hat trotzdem weiter gekämpft. Es ist seltsam zu wissen, dass es ihn berührt hat, als er mich lebendig sah. Er hat so viel Schlimmes gesehen, wieso sollte es ihn rühren, mich verletzt zu sehen?“
„Es war schon komisch, richtig? Er war derjenige, der dich in den Krankenflügel brachte.“, flüsterte Hermine „Er hat dein Bein verarztet.“
Harry sah sie verwundert an. Sie hatte Recht! Er erinnerte sich noch ganz genau daran. Er hatte gerade miterlebt wie Barty Crouch Junior unter Einfluss von Veritaserum die Wahrheit berichtete als Dumbledore ihn bat mit ihm in sein Büro zu kommen...

Dumbledore erhob sich und bat Professor McGonagall Barty Crouch zu bewachen, da er Harry mitnehmen wollte.
„Harry.“, wandte sich Dumbledore an den Jungen und gehorsam erhob er sich. Er schwankte und im nächsten Moment hatte Snape seinen Arm ergriffen und stützte ihn. Beide folgten Dumbledore in den Korridor „Ich möchte dich bitten, in mein Büro zu kommen...“
Auf einmal richtete sich Snape in voller Größe auf, schob Harry ein wenig hinter sich und unterbrach kühn „Nein.“
„Severus...“, es war ein warnender Ton in der Stimme des Direktors.
„Nein, Dumbledore.“, wieder Snape ruhig „Der Junge geht in den Krankenflügel. Alles andere – und jeder andere – kann warten. Wenn Sie möchten, bringe ich ihn selbst dorthin und Sie können sein... Haustier dorthin begleiten.“
„Es ist wichtig, dass er versteht, Severus.“, wiederholte Dumbledore die Worte, die er zuvor an Minerva gerichtet hatte.
„Ich werde ihn nicht zwingen, einen Schlaftrunk zu nehmen.“, gab Snape leise nach und fügte dann dringlich hinzu „Sehen Sie ihn an, Dumbledore! Er kann kaum gehen, er schwankt bei jedem Schritt. Er hat Acromantula-Gift in seinen Adern und ein aufgerissenes Bein, dass er seither dauernd belastet hat. Er geht in den Krankenflügel. Jede Unterhaltung kann darauf warten, dass er ein Schmerzmittel genommen hat.“
Dumbledore blickte Snape lange an, doch Snape blieb standhaft.
„Du hast Recht, natürlich.“, gab der Direktor zu Harrys Verwunderung nach „Wir machen es wie du vorgeschlagen hast.“
Snape nickte, verfestigte seinen Griff um Harrys Arm und zog ihn von Dumbledore fort. Sobald der Direktor außer Sichtweite, war wurde Harrys Atmung schneller, mit einem Mal begann er an dem Arm zu zerren, der ihn weiterzog. Allein mit Snape zu sein, einem Mann dem er nie vertraut hatte, schien die kurz begrabene Panik wieder in ihm aufsteigen zu lassen. Nach all dem was er diese Nacht erlebt hatte, war das leicht zu verstehen. Snape blieb stehen und musterte ihn einen Moment.
„Sie brauchen sich nicht zu fürchten, Potter.“, raunte er dunkel und appellierte leise an den Verstand seines Schülers „Sie haben das Feindglas in Moodys Büro gesehen? Ja? Ich war darin sichtbar, so wie Ihre Hauslehrerin und der Direktor, nicht wahr?“
Harry nickte taub, die Information registrierte er wie ein unerhebliches Detail, das er später genauer betrachten wollte. Plötzlich schien alles unerheblich. Snape zog ihn weiter. Jeder Schritt schoss mit einem stechenden Schmerz in sein Bein und bald musste er keuchend stehen bleiben. Snape sah ihn durchdringend an und beschwor dann eine Liege aus dem Nichts her.
„Nicht notwendig.“, murmelte Harry mit zitterndem Bein, Snape legte ihm wortlos eine Hand auf die Brust und drückte ihn auf die Liege, bis er sich nicht mehr wehrte und halb darauf saß, halb lag. Ohne auf Harrys Reaktion zu warten, nahm Snape seine beiden Beine und legte sie in einer schnellen Bewegung auf die Liege. Dann hob er den Stab und ließ Harry vor sich schweben. Sie betraten so den Krankenflügel, wo Snape seine Liege über eines der Betten schwebte und dann verschwinden ließ. Er holte Madam Pomfrey und nachdem sie ihn diagnostiziert hatte, schickte er sie hoch zu Moodys Büro, um den alten Auror zu verarzten und gab Harry selbst das Schmerzmittel.
„Es ist kein Schlafmittel hierin, deshalb ist es nicht annähernd stark genug. Die Schmerzen werden nicht vollkommen verschwinden.“, erklärte er und zeigte ihm eine andere Phiole „Wenn der Direktor das Gespräch beendet hat und Sie schlafen möchten, nehmen Sie das hier. Das ist Traumlos-Schlaftrank.“
Harry nickte, ohne aufzusehen. Snape erhob sich und kam dann mit zwei Tinkturen zurück. Leise begann er zu erklären, während er an Harrys Bein arbeitete.
„Ich werde ihr Hosenbein wegschneiden müssen. Sie haben Glück, dass sich keine Fetzen in Ihrer Wunde befinden, aber so kann ich nicht arbeiten...“ Er reinigte die Wunde und nahm dann die Tinktur „Hiermit desinfiziere ich Ihre Wunde, es wird stechen.“ Harry spürte den Schmerz, aber er war erträglich, nichts im Vergleich zu dem, was er heute schon erlebt hatte „Das Acromantula-Gift wird Madam Pomfrey mit einem Gegengift neutralisieren. Es steht hier bereit, Sie sollten es morgen früh bekommen. Sie können es nicht früher nehmen, da es mit dem Schmerz- und Schlafmittel reagieren würde. Aber das Gift hat keinen sofortigen Effekt und die Heilung wird bereits durch den Schlaf in Kraft treten.
Das hier ist Diptam, es schließt alle oberflächlichen Wunden.“ Und als Snape großzügig das Mittel über die Wunde schüttete, schloss sie sich vor Harrys Augen. Harry hatte während Snapes Monolog kein Wort herausgebracht. Er hörte nur still zu, so aufmerksam wie er noch nie im Zaubertränkeunterricht zugehört hatte. Snapes ruhige, leise Stimme fühlte sich wie Balsam an. Sie war sehr viel heilender, als die Tinkturen, die der Lehrer zu seiner Heilung benutzte. Harry bemerkte erstaunt, dass er sich geborgen und sicher fühlte. Nicht über das vergangene nachdenken zu müssen, auch wenn es nur eine trügerische Ruhe vor dem Sturm war, war die Verschnaufpause, die er unbedingt gebraucht hatte. Nachdem der Tränkemeister fertig war, sah Harrys Bein wie neu aus. Er starrte es an. Könnte man doch nur alles so leicht mit Magie erneuern... Cedric...
In diesem Moment kam Dumbledore mit einem großen schwarzen Hund herein und unterbrach Harrys Gedanken. Snape erhob sich und schritt wortlos vorbei und aus dem Krankensaal. Hund und Lehrer teilten einen tiefgründigen Blick, bevor die schließende Tür ihren Augenkontakt trennte.


„Du hast Recht!“, hauchte Harry „Alles war so wirr, ich habe es vollkommen vergessen... Er hat sich um mich gekümmert, er hat mich geheilt...“
Hermine nickte und Ron wirkte widerwillig „Du schuldest ihm nichts. Hermine hat's doch gesagt: Als Lehrer hat er eine Pflicht.“
„Ja, aber Dumbledore wollte direkt mit mir sprechen. Er hat sich nicht darum gekümmert, dass mein Bein durchbohrt und voller Spinnengift war.“, ärgerte sich Harry „Snape hat die Wunde geschlossen, er hat mir Schmerzmittel gegeben. Er hat mir Traumlos-Schlaftrank dagelassen...“
„Was willst du sagen, Harry?“, fragte Hermine, Harry zuckte mit den Schultern
„Ich weiß nicht... Seit ich die Erinnerung gesehen habe, kann ich ihn nicht hassen. Aber... ich denke ich muss den Respekt ihm gegenüber jetzt auch nicht mehr spielen.“
Ron verzog das Gesicht, aber Hermine lächelte zufrieden „Wenn du ihn nicht wegen seines Wissens respektierst, dann tu es wenigstens dafür.“

06. Mai
Harry fühlte sich diese Woche besonders gut, da er ein DA-Treffen am Wochenende auf die Beine stellen konnte, währenddessen viele ihren Patronus-Zauber ausfeilten. Auch wenn nur die wenigstens einen gestaltlichen Patronus auf die Beine stellte, so war es doch ein unglaublich gutes Gefühl von solch kräftigen, positiven Gedanken umgeben zu sein. Der weiße Nebel, der aus den Zauberstäben seiner Klassenkameraden kam, war ein Beweis dafür, dass es viel Gutes in Harrys Leben gab. Er war umgeben von Mitschülern, die zur selben Zeit an den glücklichsten Moment ihres Lebens dachten und versuchten ihm Gestalt zu geben. Es war ein unheimlich schönes und vereinendes Gefühl. Harry konnte Umbridge ins Gesicht grinsen, als er sie das nächste Mal sah und freute sich wie ein Schneekönig, als sie keine Gelegenheit fand ihm dafür Punkte abzunehmen oder auf andere Weise zu bestrafen. Er hatte das Gefühl alles bewältigen zu können, sogar Okklumentik.

Zur übernächsten Stunde konnten Lehrer und Schüler die Lehre auf das nächste Level anheben.
„Sie haben es geschafft ihre Gefühle zu unterdrücken, sodass sie Ihnen bei der Verteidigung Ihres Geistes nicht mehr im Wege stehen.“, fasste Snape zusammen, sein Ton war streng, aber Harry bemerkte zufrieden, dass er nicht beißend war und die üblichen Beleidigungen fehlten „Heute versuchen wir, präventiv zu arbeiten. Nächtlich leeren Sie Ihren Geist, noch immer mithilfe der 'Leinwand', richtig?“
Harry nickte, bereit sich jeden Moment, vor dem nächsten Angriff zu wehren.
„Ich möchte, dass Sie etwas anderes probieren. Benutzen Sie eine härtere Oberfläche. Etwas Undurchdringliches.“
Harry überlegte, dann nickte er. Für ihn war Hogwarts undurchdringlich. Da er kein Bild der magischen Schutzwälle hatte, die unsichtbar waren, stellte er sich einfach die steinernen Mauern vor.
„Verstecken Sie Gedanken, die ich nicht erreichen soll, hinter dieser Oberfläche.“, ordnete Snape an und machte sich für den Angriff bereit „Auf drei. Eins, zwei, drei – Legilimens!“
Harry spürte den Eindringling in seinem Geist und führte die Mauer zwischen sie. Er spürte wie Snape sie entlang streifte, wie er auf der anderen Seite darüber strich. Die Berührung hörte abrupt auf und bevor sich Harry versah, hatte Snape die Mauer übersprungen. Doch ohne sich eine Erinnerung anzusehen, entfernte er sich aus Harrys Gedanken. Harry blinzelte, als er wieder das Büro und nicht die gedankliche Wand vor sich sah.
„Eine Mauer.“, meinte Snape nachdenklich und blickte auf Harry hinab „Sie müssen sich auf die Gedanken und Erinnerungen konzentrieren, die Sie mir in keinem Fall zugänglich machen wollen. Es sollten wenige, auserwählte Stücke sein. Je geringer die Anzahl, umso besser die Chance, sie zu schützen und zu verstecken. Beginnen Sie mit einer. Schützen Sie sie rundherum mit ihrer Mauer. Wenn Sie eine schützen können, fügen Sie eine weitere hinzu und so weiter. Bedenken Sie, dass Sie sie nicht nur schützen, sondern auch verstecken müssen. Sie sind ein junger Okklumens, Sie haben noch nicht viel Erfahrung und Übung...“
„Wir üben seit Wochen!“, unterbrach Harry empört
„Ich übe seit über einem Jahrzehnt und kann mich erst jetzt mit dem dunklen Lord messen.“, antwortete Snape knapp „Wenn Sie dem dunklen Lord Ihre gefährlichsten Gedanken wie ein schön verpacktes Geschenk vor die Nase stellen, sollten Sie sich nicht wundern, dass er es öffnet. Machen Sie sich ihr Leben leicht, Potter. Ihr geschütztes Paket werden Sie verstecken müssen. Kleine Pakete sind, einfacher zu verstecken.“
Harry nickte widerwillig. Wieder schützte er seinen Geist vor dem Angriff des Legilimentikers und dieses Mal war er dazu in der Lage die einzige Erinnerung, die er in der Mauer verschlossen hatte, zu schützen. Es war der Moment in dem ihm klar wurde, dass alle in der DA sich gerade in Gedanken an ihrem persönlichen schönsten Momenten befanden. Snape nickte und befahl ihm eine weitere Erinnerung hinzuzufügen. Sie kamen zu fünf Erinnerungen, bevor Snape die Hand hob.
„Das reicht. Üben Sie diese Erinnerungen, immer innerhalb der Mauern zu verstecken. Nie mehr als fünf. In der nächsten Stunde werden wir die Übung wiederholen und ich möchte, dass Sie jedes Mal meinen Zugang verhindern. Erst wenn Sie das schaffen, können wir weiterarbeiten.“
Harry nickte und wandte sich dann zum Gehen. Er zögerte an der Tür und wandte sich dann mit ernsthaften Blick zu Snape um.
„Professor?“
Snape sah auf.
„Danke. Ich habe mich erst letztens erinnert, dass sie mich nach dem Trimagischen Turnier verarztet haben. Das hätten Sie nicht tun müssen und ich... Äh... Ich hätte mich vorher bedankt, aber es ist so viel passiert und...“
„Sorgen Sie sich nicht.“, unterbrach Snape sein Geplapper „Ich habe keinen Dank erwartet, darum kann er auch nicht zu spät kommen. Ich kann nicht sagen, dass es mir ein Vergnügen war, aber es hat mir keine Umstände bereitet.“
Harry gab ihm ein schiefes Lächeln und nickte, bevor er den Raum verließ und einen nachdenklichen Snape zurückließ.

Dank? Dafür, dass er sich wie ein geistig normaler Erwachsener verhielt und einen verletzten Schüler verarztete. Snape setzte sich Stirn runzelnd an seinen Platz und lehnte seinen Kopf nach hinten. Dieser Junge war ein Rätsel. Wie er in einem Moment stark im nächsten verletzlich sein konnte. Wie er jahrelang arrogant und dann auf einmal so demütig sein konnte. Einmal war er sanftmütig und fürsorglich wie seine Mutter und dann war er unversöhnlich und grausam wie sein Vater. Vielleicht, so dachte sich Severus mit einem Mal, war er keines von beiden. Weder sein Vater noch seine Mutter. Vielleicht gehörte diesem jungen Mann ja seine ganz eigene Schublade, denn er passte in keine der beiden anderen rein.
Snape starrte gedankenverloren an die Tür seines Büros und dachte darüber nach was aus diesem Jungen geworden wäre, hätten seine Eltern überlebt. Wäre er ein unverbesserlicher Schulhoftyrann wie sein Vater? Wäre er verwöhnt und auf ein Podest gestellt worden? Nein, hätten die Potters überlebt, so hätten sie sicherlich mehr als ein Kind gehabt. Harry wäre dann der älteste Bruder. Hätte diese Verantwortung ihn seiner Mutter ähnlicher gemacht oder wäre er mehr wie seine Tante Petunia geworden? Hätte er sich um seine Geschwister gekümmert und versucht ihnen ein Vorbild zu sein? Das konnte sich Severus gut vorstellen, wenn er ihn mit seinen Freunden beobachtete. Wie der Junge dauernd versuchte zwischen ihnen Frieden zu stiften und sie ihm alle so nah am Herzen lagen. Er hätte seine Geschwister geliebt, er wäre ein guter großer Bruder gewesen.
Ja, hätten seine Eltern überlebt, er wäre ein selbstbewusster, verantwortungsvoller und liebenswerter junger Mann geworden. Severus stellte ihn sich so wie Charlie Weasley vor. Ruhig und ausgeglichen, aber zur selben Zeit mit einem unstillbaren Durst für Abenteuer. Ja, er wäre die Potter-Version eines Charlie Weasley geworden. Snape dachte einen Moment an Harrys Vater, an die Gene, die ihm mitgegeben wurden. Hätten diese seine Entwicklung verändert? Wäre er einen andere Weg gegangen? Wie viel Einfluss hätte seine Erziehung gehabt und wie sehr hätte seine Natur darauf zugreifen können? Snape schloss die Augen, mit Potter und Lily als seine Eltern wäre er ein glücklicher Junge gewesen.

Das brachte die Frage auf ob er jetzt glücklich war. Snape war sich nicht sicher. Seine Beobachtungen der letzten Jahre zeugten ganz sicher davon, dass er Zuhause in Surrey nicht glücklich war. Aber dieses Unglück hatte ihn zu seinen Freunden geführt und vor allem zu den Weasleys. Hätte Petunia sich ein Herz wachsen lassen, vielleicht wäre er dann ihr zuliebe niemals nach Hogwarts gekommen. So wie es der Fall war, konnte er es kaum erwarten, dass die Ferien vorüber waren und er zurück nach Hogwarts konnte. Snape seufzte bei dem Gedanken, Potter war genauso wie er selbst vor vielen Jahren auch. Sie hatten so viel gemeinsam, es war erschreckend.
Snape warf einen weiteren Blick zur Tür, so als könne jemand seine Gedanken lesen, wenn er nur nah genug wäre.
Er schloss wieder seine Augen und stellte sich vor was gewesen wäre, hätte er den Jungen zu sich genommen. Snape zog eine Grimasse, als habe er Zahnschmerzen. Gütiger Gott, er wäre ein furchtbarer Vater gewesen, vor allem für ein Kleinkind. Wie hätte er denn jemals all die Bedürfnisse eines Kleinkinds erfüllt? Aber zur gleichen Zeit war er sich sicher, dass er es besser gemacht hätte als die Dursleys. Es hätte ihn schlaflose Nächte gekostet und er hätte irgendwie seine Arbeit und die Erziehung eines Kindes unter einen Hut bringen müssen. Er hätte einen sicheren Ort für den kleinen Waisen finden müssen. Er hätte ein Vater sein müssen, ohne jemals erfahren zu haben, was das bedeutete. Aber er hätte es getan, er hätte all das getan. Für Lily hätte er alles auf sich genommen. Snape schüttelte den Kopf. Welchen Sinn machten all diese Gedanken denn? Als die Zeit reif war, hatte er nichts getan. Er hatte den Einjährigen seiner rachsüchtigen Tante überlassen. Jetzt darüber nachzudenken was hätte sein können, war kompletter Quatsch. Schwerfällig erhob er sich aus seinem Sessel. Er sollte sich nicht mit solchen Dingen aufhalten. Er sollte sich lieber auf die Zukunft vorbereiten. Es gab andere Dinge, die er für den Jungen tun konnte und er würde sich diesen mit ganzem Herzen widmen.

Und eines dieser Dinge war, den Jungen zu testen. Also beobachtete er den Jungen Mann, während dem Essen, im Korridor, auf dem Weg zum Hogwarts-Gelände und versuchte seine Schilde zu brechen. Er begann gleich am nächsten Morgen während des Frühstücks. Potter war gerade dabei ein Ei zu essen und als dabei plötzlich sein Gehirn angegriffen wurde, ließ er Gabel mitsamt Eigelb in seinen Schoß fallen. Snape zog sich schnell zurück als er sich der Mauer entgegen sah und beobachtete wie Potter fluchte und eine amüsierte Granger seine Roben säuberte. Die anderen Gryffindors am Tisch lachten herzhaft über ihn und seine Wangen nahmen einen gesunden Ton an. Als er wieder aufblickte suchte sein Blick seinen Lehrer und Snape hob eine Augenbraue als Antwort zum Todesblick den er erhielt. Das nächste Mal als Snape ihn angriff, war Potter vorbereitet. Es war im Gang zwischen Klassen und Harry starrte ihn konzentriert an. Er schaffte es zwar den Angriff abzuwehren, lief aber direkt in eine Gruppe von Mädchen hinein und entschuldigte sich dann mit hochrotem Kopf bei ihnen. Neugierig bemerkte Snape, dass Miss Chang eine von ihnen war und als einzige genauso rot wurde wie Harry. Seltsam. Als er dann vor der nächsten Stunde noch einmal seinen Geist attackierte stolperte der Junge die Treppen zum Ausgang herab und wurde von Malfoy und seinen Konsorten verspottet. Der böse Blick den Snape dafür erntete, brachte ihn nur schwer davon ab schadenfroh zu lächeln. Es hatte schon einen hohen Unterhaltungsfaktor den jungen Okklumens zu testen, das musste er zugeben.

Sein Amüsement fand ein jähes Ende mit dem Brennen seines linken Armes. Flink machte er sich auf zur Appariergrenze und verschwand mit einem leisen Plopp, sobald er sie erreichte. Er kam an eine verlassene Landschaft nah eines Waldes an und fiel sofort auf seine Knie.
„Severus.“, schnarrte sein Meister, zu Snapes Verwunderung war er vollkommen allein „Wie läuft deine Mission?“
„Ich hoffe Ihr habt bemerkt wie sehr der Geist des Jungen für euch geebnet wurde, mein Lord.“, flüsterte Snape mit gesenktem Blick.
„Nichts dergleichen, mein treuer Diener.“, war das Spott in seiner Stimme oder meinte er es ernst?
„Er schließt nun unwillentliche Visionen eures Geistes ab, mein Herr. Er erhält keine Informationen, die ihn nichts angehen.“
„Oh ja, das habe ich bemerkt.“, flüsterte Voldemort „Solche Informationen erhält Dumbledore aus anderer Quelle.“
Severus Herz setzte einen Schlag aus „Mein Herr?“
„Wir haben einen Spion in unserer Mitte, Severus. Aber sorge dich nicht, wir werden ihn ausfindig machen und vernichten.“
„Natürlich mein Herr.“, hauchte Severus und versuchte sich still zu verhalten. Seine Spionageaktivität ging immer in Sinuskurven. Mal musste er sich still verhalten, mal durfte er mutiger werden. Zur Zeit wäre sein Leben in Gefahr, wenn er weiter Informationen austauschen sollte.
„Sag, wie verhält sich Dumbledore?“
„Er verbringt viel Zeit auf einer geheimen Mission, mein Herr. Er hat niemanden eingeweiht worum es sich dabei handelt. Er war zuletzt auf dem Kontinent... Ich vermute er hat Grindelwald besucht.“
Voldemort lachte leise „Schwelgt er in Erinnerungen?“
„Grindelwald war ein mächtiger Zauberer, Herr. Vielleicht... unterhält er sich mit ihm über Strategien?“
Voldemort sah Severus eindringlich an und meinte dann leise „Erhebe dich.“
Severus stand auf und versuchte nicht zurückzuschrecken, als Voldemort ihn am Kinn fasste und sein Gesicht nah zu sich zog „Legilimens.“
Severus tauchte ab in seine Erinnerungen und ließ Gedanken zu diesem Themen auftauchen. Voldemort wusste, dass er ein Okklumens war und Kontrolle über seinen Geist hatte. Darum sah er dieses Verhalten als unterwürfige Offerte an, ihm die Suche zu erleichtern. Er ging achtlos mit den Gedanken und Erinnerung um und schob sie grob zur Seite, bis er genug gesehen hatte. Als er sich aus Severus' Geist zurückzog, ging er keuchend in die Knie. Sein Kopf war am Platzen, furchtbare, Nerven zehrende Schmerzen...
„Sehr gut, Severus. Ich bin zufrieden mit deinen Theorien.“, flüsterte Voldemort und blickte kalt auf ihn herab „Dennoch hast du den Geist des Jungen nicht genügend aufgeweicht für mich. Crucio!“
Die Schmerzensschreie des Tränkemeisters erfüllten die Landschaft, bis Voldemort von ihm abließ und apparierte. Severus lag keuchend in den Feldern und versuchte seinen Atem zu beruhigen. Das Adrenalin rauschte durch seine Adern und ließ nur langsam von ihm ab. Manchmal vermutete er, dass er süchtig danach war – süchtig danach, Voldemort an der Nase herumzuführen, ihm ins Gesicht zu lügen. Es hatte etwas Berauschendes an sich und sogar die Schmerzen in seinen Gliedern schienen ihm wie ein Pokal.
Als er jedoch versuchte wieder auf die Beine zu kommen, holte ihn sein Verstand ein. Er war zu alt hierfür! Seine Glieder knackten und seine Muskeln protestierten, als er wieder aufrecht stand und apparierte. Er stolperte als er ankam und schlurfte leise aufs Gelände und ins Schloss. Er ging nur wenige Schritte, bevor er etwas bemerkte und dann stocksteif stehen blieb. Er stand einen Moment da, bevor er den Kopf neigte und in die leere Eingangshall sprach.
„Zurück ins Bett, Mr. Potter, bevor ich Ihrem Haus einen großen Haufen Punkte abziehen muss.“
Es war einen Moment still, dann erschien ein schwebender Kopf ein paar Schritte vor ihm.
„Professor... Brauchen Sie Hilfe?“
„Was tun Sie hier, Potter?“, fragte Snape resigniert. Der Kopf schwebte ein wenig hin und her, es wirkte so, als verlagere der Junge das Gewicht.
„Ich habe Sie vom Fenster aus gehen sehen und dann... ich habe seine Gefühle gespürt, als er Sie gefoltert hat... Ich musste einfach sehen...“, er verstummte und besorgte grüne Augen mustern Snape. Snape gab ein genervtes Seufzen von sich.
„Mr. Potter. Hören Sie auf mich zu stalken“ Harry straffte die Schultern und sein Kopf schwebte plötzlich ein wenig höher „und kümmern Sie sich besser um Ihre Schilde! Es ist sehr viel wichtiger, dass diese stehen und halten. Ich habe heute schlimmere Verletzungen vermieden, weil Sie dazu in der Lage sind, seine Emotionen und Visionen zu blockieren. Hören Sie auf ihn anzuzapfen!“
Harry sah eigensinnig aus, grummelte aber dennoch ein „Ja, Sir.“
Snapes Stimme verlor ihren strengen Ton, als er fortfuhr „Außerdem bin ich ein Tränkemeister, ich bin dazu in der Lage, mich selbst zu verarzten.“
Mit diesen Worten rauschte er an Harry vorbei die Treppen der Kerker hinab. Harry blickte ihm nach und konnte nicht umhin zu bemerken, dass Snape ihm keinen einzigen Punkt abgenommen hatte.

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Nächstes Mal bei "Die Wogen des Lebens"

Der Direktor legte das Glas beiseite und seinem Freund eine Hand auf den Arm „Du wirst es schaffen, ich habe vollstes Vertrauen in dich.“
Snape blickte auf, seine Augen waren ruhelos, sein Ausdruck verzweifelt. Er wirkte, als verliere er die Kontrolle über etwas, das er unbedingt in Schach halten wollte und schließlich antwortete er heiser „Ich nicht.“


Hey Leute!

Wie findet ihr die Entwicklung soweit? Ich gebe mir große Mühe die Kapitel lang zu halten und übe dadurch ein wenig mehr die Gedankengänge der Charaktere aufzuzeigen. Wie findet ihr es bisher? Danke übrigens für die lieben Kommentare:

Legolas: Ich hoffe du bist dann doch noch dazu gekommen, es zu lesen. Ich würde mich über deine Meinung freuen!
MagicMarlie: Hey, danke für die Blumen! Hoffe dir hat dieses Kapitel auch gefallen
Mitsuki19: Das mit der Vorschau habe ich mal bei einer anderen Story ausprobiert und ich fands ganz gut, deswegen hab ichs auch hier übernommen
Killa68: Ja, also ich hatte so eine Vorgeschichte von Snape schon einmal gesehen und fands richtig klasse. Daher kam übrigens zuerst die Idee, aber diese Geschichte hat so viele Facetten entwickelt, es ist schwer sich noch daran zu erinnern woher sie ursprünglich kam ;)


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Spinnen hasse ich, aber Ratten finde ich echt cool, mir haben die Szenen mit Krätze also gar nichts ausgemacht.
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