von MeropeGaunt
Kling!
Erschrocken zuckte Hermine, die sich gerade in einem Kapitel des Buches "Geschichte der Zauberei - ein Zusatz" vertieft hatte, hoch. Ihre Augen suchten ihre gegenüberliegende Tischseite der großen Halle ab- und trafen auf Ron, der ärgerlich schnaubte und soeben eine Gabel vom Boden aufhob, die ihm aus den Fingern geglitten war.
"Meine Güte, meine Hände schwitzen. Die sollten das Besteck mal mit irgendetwas... naja, riffeligem überziehen."
Hermine hob seicht die Augenbrauen an. Es war nicht das erste Mal am heutigen Morgen, dass Ron sich seltsam (nun ja, seltsamer als sonst) verhalten hatte. Noch bevor sie und Harry gemeinsam mit Ron die große Halle betreten hatten, war er doch glatt gegen einen Türrahmen gelaufen und hatte einem Erstklässler dafür die Schuld zugebrüllt - sehr zum Ärger von Proffessor Mc Gonnagall, die just in der Nähe gestanden hatte.
Mit puterrotem Kopf hatte er sich also morgens am Tisch eingefunden.
"Mit etwas Riffeligem? Eventuell solltest du einmal lernen, die Gabel richtig zu halten."
Harry kicherte leise über Hermines soeben genannten Kommentar- sehr zum Ärger von Ron, der direkt wieder zu zetern begann.
"Das ist nicht witzig, Harry! Denn eigentlich bist du an allem Schuld! Was fällt dir ein, die erste Runde des Trimagischen Tuniers so gut zu überstehen... Nicht, dass ich es nicht gewusst hätte, aber vor Aufregung wäre ich fast gestorben!"
Hermine wandte sich wieder ihrem Buch zu, mit einem leichten Kopfschütteln. So war es seit Tagen gewesen, das Gewusel, das Gerede, die Wetten, nachdem alle Teilnehmer die erste Runde - Drachen - erfolgreich überwunden hatten. Sicherlich hatte Hermine genauso gezittert wie Ron, jedoch hatte sie innerlich immer noch die Nerven behalten können. Die Gastschüler der anderen Schulen und die ständigen Wortgefechte um "Wer ist besser" gingen ihr jedoch gehörig auf die Nerven.
Sie tastete gerade nach einem Stück Toast, als eine Stimme im Hintergrund erschien, die ihre Aufmerksamkeit wieder weg aus dem Buchkapitel riss. Leicht hob sie den Blick, um zu sehen, wer es war- es war Cedric Diggory, ebenfalls Champion, der sich leicht zu Harry hinüber beugte und ihm leise etwas sagte.
Seine Stimme wirkte angespannt, fast etwas leidend - doch seine Augen leuchteten vor Aufregung. Harry nickte seicht bei den Worten Cedric's, die Hermine nicht verstehen konnte, so leise sprachen sie. Da sie gleich eh mit dem Essen fertig war, legte sie das Buch zur Seite und spießte den letzten Bissen Rühreis auf, während sie Harry und Cedric musterte.
Im Augenwinkel verfehlte gerade ein Stück Toast, auf die Gabel gespießt, Rons Mund und fiel mit der Ketchup verschmierten Seite auf seinen Schoß, gefolgt von einem grimmigen "Das darf doch nicht wahr sein!".
Hermine's Blick glitt von Harry's schwarzem Rabenhaar hinüber zu Cedrics. Sie konnte die Farbe nicht genau bestimmen, es war kein Braun, aber auch kein Blond. Straßenköterblond, würde man eventuell in der Muggelwelt sagen, hier würde man kaminbräunlich bis leicht rußig sagen. In Gedanken kichterte Hermine über diesen, von ihren eigenen Gedanken hervorgebrachten Satz.
Es dauerte eine Weile, bis sie bemerkte, dass Cedric und Harry sie beide musterten. Etwas verstohlen faltete sie ihre Hände auf dem Tisch, flach, und erwiderte die Blicke, zuerst Harrys, dann glitten ihre Augen langsam zu Cedrics. Ein leises "Bitte was?" entglitt ihr.
"Ob du die Hermine bist, deren Aufsatz letztens bei Professor Fllitwick vorgelesen wurde. Er sagte, eine jüngere Schülerin habe einen brillianten Aufsatz über Gravitation verfasst - auf Fünftklässler Niveau."
Hermine spürte Hitze auf ihre Wangen steigen. Wie er die Worte geformt hatte - einen Aufsatz über Gravitation... bei Rons Wortwahl wäre "dieser dingens... Schwebeaufsatz da" herausgekommen.
Sie räusperte sich, strich sich eine Strähne ihres buschigen Haares zurück und nickte.
"Ja, der war von mir. Ich hatte alle übrigen Hausaufgaben schon fertig, und irgendwie war an dem Abend nicht viel zu tun..."
Cedric glitt ein verschmitzes, leicht anerkennendes Lächeln über die Lippen.
"Er war sehr gut."
"Danke."
Einen Augenblick verweilten ihre Blicke, bis Cedric sich löste und Harry auf die Schulter klopfte.
"Also dann, Champ, wir sehen uns dann spätestens morgen. Bring gute Laune mit!"
Harry schnarrte, während Ron Cedrics Verschwinden mit einem glubschigen Blick folgte.
"Über was habt ihr...?"
"Es geht um ein Interview, das anscheinend morgen sein soll... Mehr weiß ich auch nicht."
"Achso."
Rons Blick wanderte zu Hermine.
"Einen Gravitä...Gravu... Schwebeaufsatz, der älteren Schülern vorgelesen wird? Willst du gleich eine Stufe überspringen, oder wie?"
Hermine rollte mit den Augen, während sie immer noch die leicht versiegende Hitze ihrer Wangen spürte.
"Nein, ich habe doch erklärt, worum es ging und wieso..."
"Pfffft."
Den verächtlichen Laut Rons kannte sie bereits.
Während die drei sich langsam erhoben und zu Kräuterkunde schlenderten, ihrer ersten Stunde am heutigen Mittwoch, tat die Luft Hermines Gesicht selten so gut wie jetzt. Die Hitze wich; jedoch wichen einige andere Gedanken während des ganzen Tages nicht aus ihrem Kopf.
Und als sie abends in ihrem Himmelbett lag, alle Aufgaben erledigt, die Hand süßlich taub vom Schreiben der Aufsätze und Hausaufgaben, da strichen ihre Gedanken seicht um eine Gestalt mit schönem Gesicht, mit strubbigem, jedoch nicht ungepflegten Haar und Augen, die seltsam tief in ihrem Kopf gewütet hatten.... Die Augen suchten die ihren in der Dunkelheit in ihren Gedanken, striffen sie, sanft spürte sie einen Lufthauch an ihrer Wange.
"Du bist außergewöhnlich", flüsterte eine warme Stimme in ihrem Kopf, strich über ihren Hals mit einem Finger, nahm einen zweiten dazu, so sanft....
Die warmen Wangen näherten sich ihren erhitzten, berührten sie, es war wie Feuer, und als sich sachte der weiche, geschmeidige Mund auf ihren legte, ihn liebkoste, sie fest küsste und die Hände tiefer fuhren, da seufzte sie und wollte mehr, krallte ihre Hände in die Haare des Hinterkopfs Cedrics, griffen danach, zogen, wollten mehr... spürten den Druck seiner warmen Hände, sein Atmen an ihrem Schlüsselbein, ein Lufthauch ging tiefer...
Und ihr nächster Seufzer weckte sie selbst aus, schreckte sie hoch aus ihrem Traum, und verschwitzt schüttelte sie die Decke auf, in die sie sich unwillkürlich verkrallt hatte.
"Was war das...", fragte sie sich selbst in der Dunkelheit, leise flüsternd, bevor sie den Kopf schüttelte und sich selbst mahnte, diese mädchenhaften Gedanken abzuwerfen.
Denn ein Junge wie er, würde niemals ein Mädchen wie sie nehmen wollen.
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