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Fanfiction

Learn to fight, learn to kill - you're a Pureblood - Ein Herz, kälter als Eis

von LadyPeverell

Eine seltsame Leere machte sich in mir breit. Wie er so da lag, starr vor Angst, in Angst vor seiner eigenen Brut. Ich atmete aus und Ruhe breitete sich in mir aus, ein Gefühl der Befreiung kam über mich und mein Mundwinkel verzog sich zu einem Lächeln. Frei. Ich war frei. Meine eiskalten Finger umschlossen den ebenso kalten Griff meines Stabes und abermals atmete ich aus. Vielleicht hatte mir mein Vater mit seiner letzten Tat mein Leben und meine Zukunft voraus geplant, doch vielleicht hatte er in diesem Punkt gar nicht so schrecklich danebengelegen. Immerhin, ich hatte gerade meinen Vater ermordet und das Einzige was ich fühlte war das unbeschreibliche Gefühl von lang erwarteter Freiheit – wer sollte also demnach besser in eine Gruppe professioneller Killer passen, als ich?
Ich trat einen Schritt zurück, den Stab immer noch angewinkelt auf ihn gerichtet. Stürmisch wurde die Türe aufgerissen und Bellatrix machte entgeisterten Gesichtes im Raum halt. „Was ist…“ setzte sie zur Frage an, ihr Blick glitt zu meinem Vater. Ihre Augen weiteten sich, dann schweifte ihr Blick langsam wieder zu mir. „Sigyn, was ist geschehen?“ kamen die Worte langsam und gezogen über ihre Lippen. Das - Das war allerdings eine gute Frage.
Erst jetzt wurde mir die ganze Tatkraft meiner Worte klar und ich wich zwei Schritte nach hinten. Das Gefühl der Freiheit schwand und an seiner Stelle machte sich ein beklemmendes Gefühl breit. Bellatrix war sofort bei mir und entwand mir meinen Zauberstab. „Sigyn, bleib ruhig.“ Ich ließ mich auf mein Bett sinken und Bella setzte sich demonstrativ neben mich. Ihre Hand fuhr unablässig über meinen Rücken und sie redete ruhig auf mich ein. Immer und immer wieder fragte sie mich, was geschehen war, doch in meinem Kopf schwirrten tausend Gedanken. Das Problem war nicht das ich getötet hatte, sondern wen ich getötet hatte. Ich schloss die Augen um das Licht aus meinem Kopf zu verbannen, dass durch die hohen Fenster in den Raum fiel. Bellas Worte klangen unendlich weit entfernt und ich versuchte krampfhaft meine Gedanken zu ordnen. Mein Vater war tot, durch meine Hand hatte er den Weg ins Jenseits genommen. Eigentlich müsste ich doch komplett unter Schock stehen, aber nichts dergleichen war der Fall. Ich fühlte mich immer noch auf irgendeine unbestimmte Weise befreit.
Erst nach einigen Minuten, die ich wie in Trance an Bellas Schulter gelehnt hatte, fand meine Stimme den Weg wieder zurück in meinen Hals. Ich setzte mich auf, den Blick starr auf die Leiche meines Vaters gerichtet. Bellatrix blickte mich unsicher an und musterte mich von der Seite. „Ich habe ihn getötet.“ Meine Stimme war fest, keine Angst, aber auch keine Freude lag darin. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, mein Blut würde gefrieren. Mein Körper wurde eiskalt, meine Haut überzog sich mit einer Schicht, so kalt dass man nun wirklich sagen könnte ich bestünde aus Schnee, nicht nur aufgrund meiner Hautfarbe. Mein Herz schien zu schlagen aufzuhören, wurde von spitzen Eiszapfen umgarnt, die es in sich einschlossen und niemals wieder freizugeben vermochten.
Bellatrix gleichförmige Bewegung mit der sie unablässig über meinen Rücken gestrichen hatte, wurde langsamer und mit der anderen Hand fasste sie mein Kinn und drehte meinen Kopf zu sich. „Du hast was?“ fragte sie ungläubig und ich zuckte mit einer erschütternden Gleichgültigkeit die Schultern.
Bellas perlengleiche Augen starrten mich an und ich fühlte mich als würde ich in ein schwarzes Loch starren. „Glaubst du er ist von alleine umgefallen?“ vergewisserte ich mich bei ihr und obwohl man es hätte für einen Witz halten können, war es todernst gemeint.
Sie hatte wohl bemerkt, dass ihr der Mund offen stand, denn sie schloss ihm von einer Minute auf die andere hastig und blickte zu dem Mann. „Nein. Sigyn…aber…“ abermals verzog ich meinen Mund zu einem Lächeln. „Er ist tot, Bella. Ich habe ihn getötet. Und ich …“ nun hatte ich wieder ihre volle Aufmerksamkeit. „Was und?“ fragend blickte sie mich abermals an und ich hatte das Gefühl ihre Augen würden mich jeden Moment verschlingen. „Und…ich fühle mich gut dabei. Sicher, gerade saß mir der Schock sichtlich in den Knochen, aber nun…ich bin frei.“ Bellatrix ungläubigen Blick nach zu urteilen hielt sie mich nun entweder für komplett verrückt oder sie brach gleich in freudiges Jubeln aus, weil ich endlich - über etliche Umwege - in ihre Welt gekommen war. Schließlich war ich nicht die erste von uns beiden, die ihrem Vater die Bleiche ins Gesicht getrieben hatte. Bella hatte kurz nach der Aufnahme durch den dunklen Lord, ihren eigenen Vater für Ungehorsam gegenüber seiner Lordschaft bestrafen müssen. Sie hatte die Geschichte nur kurz angesprochen, als sie mir das Mal präsentiert hatte, doch ihre Augen hatten gefunkelt, als sie mir in wenigen Worten die Qualen geschildert hatte.
Dennoch, nun war nichts von beidem der Fall. Bellas Mundwinkel zuckten zwar nach oben, doch sie brach weder in wilden Jubel aus, noch schüttelte sie mich und versuchte mich wieder zur Vernunft zu bringen. „Sigyn…du magst von ihm befreit sein, doch…du bist nicht von allem anderen befreit. Was hat er eigentlich getan, dass du dich so in Rage geschrien hast?“ man hatte es also gehört… ich blickte zu meinem Arm, auf dem das dunkle Mal prangte. Bella sog hörbar die Luft ein und strich über die kräftigen, schwarzen Linien, die wie Kohle auf meiner weißen Haut wirkten. Sie sprach es nicht aus, doch ich wusste genau, was sie dachte. Ich hatte mich von meinem Vater befreit und war nun, trotz allem eine Anhängerin des dunklen Lords. Aber Regulus… Als hätte Bellatrix meine Gedanken gelesen, erhob sie sich und sah mich prüfend an. „Ich will dir keinen weiteren Schock versetzen, aber…deines Vaters Unterschrift auf dem Ehevertrag meiner Tante…“ sie hielt inne und sah mich prüfend an. In Gedanken vervollständigte ich ihren Satz – gilt immer noch. Ich war Regulus immer noch versprochen und hatte keine andere Wahl. Ich schluckte und erhob mich ebenfalls. Bella sah mich an. Die komplette Leere die meine Augen ausstrahlten, hatte sie wohl verunsichert, denn sie wandte ihren Blick ab und sah den Mann auf dem Boden an.
„Was machst du nun mit ihm?“ eine berechtigte Frage und in dem Moment in dem sie über Bellas Lippen kam, kam mir auch schon eine Idee.

In irgendeiner Weise bekam ich Angst vor mir selbst, dass ich so gar nichts fühlte, als mein Vater von den Flammen zerfressen wurde, die aus meinem Zauberstab geschossen waren. Zum Ende hin hatte ich diesen Mann zwar gehasst, doch war er nicht immer noch mein Vater gewesen? Konnte der Hass den ich für ihn empfand wirklich stärker sein, als das Leben das er mir ermöglicht hatte? Das Feuer das meinen Vater umzüngelte war nicht stark genug, um die Eisgitter um mein Herz zu schmelzen. Der Mann der dort verbrannte war einst mein Vater gewesen, doch ich hatte lange genug mit ihm gekämpft. Mit der Flamme, die sich um seine Brust zog und begann sein Herz zu verzehren, wurde mir klar, dass er für mich schon viel länger tot war. Er war aus meiner Sicht bereits gestorben, als ich fünfzehn gewesen war und er mir die Regeln für die Suche nach einem perfekten Mann, einem perfekten Schwiegersohn für sich, dargelegt hatte. In jenem Augenblick hatte ich mich von ihm gelöst, war das Band zwischen uns immer dünner geworden, hatte ich ihn nur noch ungerne in meiner Nähe ertragen.
Ich fühlte nichts, weil er für mich schon lange Zeit vorher gestorben war – lange hatte ich Zeit gehabt seinen Tod zu verarbeiten, hatte mich immer mehr entfremdet und von ihm entfernt. Den schönen Erinnerungen an meinen Vater, den Mann der mit mir Vic streichelte, mir reiten beibrachte, mich beschützte und mir das Fliegen gelehrt hatte, würden bleiben. Die Erinnerungen an den Mann der gerade von den Flammen verzehrt wurde, die an denjenigen der lediglich darauf bedacht war einen guten Mann für seine Tochter zu finden und sich nicht mehr um sie kümmerte, sich nicht mehr für das Mädchen interessierte, dass dort durch die Hallen seiner Villa lief und sich langsam zu einer erwachsenen Frau entwickelte, würden schwinden. Meinen Vater würde ich nie vergessen, ich hatte ihn nie vergessen, doch der fremde Mann in den er sich verwandelt hatte würde nach und nach aus meinem Gedächtnis verschwinden. Wie Schnee, der mit zunehmender Sonne dahin schmilzt, bis nichts mehr von ihm übrig ist.
Unablässig hatte ich auf die roten und gelben Flammen gestarrt, bis von dem Menschen nur noch ein schwarzes Pulver übrig war. Bellatrix hielt den Kopf gesenkt und hatte die Augen geschlossen. Ich griff nach meinem Stab und mit einem Wink des Holzes drehte sich die Asche in einer Spirale zusammen. Mit einer weiteren Bewegung formte sich eine schwarze Rose, deren Holz so schwarz war wie Ebenholz, deren Blüten wirkten als könnten sie jeden Moment zerfallen und doch waren sie so stark wie pechschwarzer Stahl. Die Blätter und Stacheln der Rose glänzten metallisch und doch pochte in ihnen das Leben, das sowohl in Menschen als auch in Pflanzen weilte.
Sie schwebte über dem glatten Boden und ich musterte die Blüten aus schwarzer Asche genau.
Meine Finger schlossen sich um die schwarze Blume, die niemals verwelken würde und die Stacheln bohrten sich in meine Haut. Bella beobachtete mich genau, wie ich mit ehrfürchtigem Blick das schwarze Gewächs aufnahm und betrachtete.
Und ich wusste auch schon genau, wo der Platz der Rose sein sollte. Sie würde auf dem samtenen Kissen vor dem Raben im Zimmer meiner Mutter weilen und von dem Raben beschützt werden.

Nach einer langen Nacht, die ich Großteiles mit der Bewunderung des silbernen Mondes verbracht hatte, setzte ich mich ruckartig in meinem Bett auf. Es war noch sehr früh, doch Eleonore rüttelte unablässig an meinem Arm.
„Was?!“ Bella schlief in einem der Gästezimmer, doch ich hatte die Befürchtung, dass sie, auch wenn sie im unteren Stockwerk lag, durch meinen Schrei trotz allem erwacht war. Eleonore war erschrocken zurück gesprungen und sah mich nun verängstigt an. „Nun rede schon!“ wies ich sie an. „Es wird doch einen Grund haben, dass du mich mitten in der Nacht weckst!“ ein Blick auf die Uhr, verriet mir, dass ich etwas übertrieben hatte. Es war halb sechs Uhr morgens. – Aber das war trotz allem früh! Eleonore nickte und stellte sich aufrecht hin. „Ja, eure Stute Miss…“ meine Augen weiteten sich und im nächsten Moment griff ich nach meinem Morgenmantel, sprang aus dem Bett und stieß Eleonore zur Seite. Sie hatte nicht ausgeredet, aber wenn es um meine Aethonstute ging, brauchte ich keine Stundenlangen Erklärungen oder Geschichten.
Ohne auf weitere Ausführungen von Eleonore Rücksicht zu nehmen, spurtete ich in den Garten, zu dem abgetrennten Bereich, in dem meine Stute ihre Privatsphäre genießen konnte. Anstatt den Rotfuchs allerdings liegend und röchelnd vorzufinden, lief sie mit einem freudigen Wiehern auf mich zu. Weshalb hatte mich Eleonore dann also geweckt? Ich strich meinem Prachtmädchen die überlangen Mähnenhaare aus der Stirn und war schon drauf und dran mich wieder auf den Weg ins Haus zu machen und Eleonore gehörig meine Meinung zu sagen, als mein Blick auf Vics Bauch fiel. Sie war ungewöhnlich dünn. Mein erster Gedanke galt der Vermutung sie hätte sich irgendeine Krankheit zugezogen und fraß nicht mehr richtig, bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel.
Lächelnd rieb ich ihr über die Nase und drückte ihr einen Kuss auf das rotbraune Fell.
„Herzlichen Glückwunsch meine Hübsche.“ Ich kraulte sie unterm Kinn und lief dann zum Gatter, welches ich ohne zu zögern öffnete und Vic begrüßte mich abermals mit einem lauten Wiehern, diesmal allerdings in ihrem Zuhause. Sie kam zu mir und drückte ihren riesenhaften Kopf gegen meinen Bauch. Ich wuschelte ihr durch die lange Mähne und musste lachen, da sie unablässig nach einem Stück Schokoladenkuchen in den Taschen meines Morgenmantels suchte. Sie liebte Schokoladenkuchen und meist brachte ich ihr ein Stück mit, wenn ich sie schon so früh morgens besuchen kam – heute hatte ich nicht dran gedacht, ich war mir nicht einmal sicher, ob wir überhaupt etwas Kuchenähnliches im Haus hatten. „Du freches Gör!“ lachte ich und drückte sie spielerisch ein wenig von mir weg, woraufhin sie nur noch mehr entgegen stemmte und schließlich ließ ich die spielfreudige Stute gewinnen. Erfreut breitete sie ihre riesenhaften Schwingen aus, die mit einzelnen schwarzen Federn im roten Federkleid bestückt waren und warf den Kopf zurück. Wüsste ich es nicht besser würde ich sagen das freche Tier lachte mich aus, aber so etwas würde Vic natürlich niemals tun. „Wo ist denn der Nachwuchs?“ brachte ich die Unterhaltung nun endlich auf den Punkt und sie sah mich etwas mürrisch an, fast als wäre sie beleidigt, dass ich das Kleine sehen wollte, doch in ihren großen Augen spiegelte sich auch Freude über mein Erscheinen und noch mehr mütterlicher Stolz. Mit kunstvoll, fächerartig angelegten Flügeln und stolz herausgereckter Brust stupste sie mich an und gab mir so zu verstehen, dass ich ihr folgen sollte. Ihre großen Hufe schleuderten kleine Steinchen in alle Richtungen und ich bemerkte, dass das Gras hier ziemlich aufgewühlt war, an dieser Stelle musste sie ihr Nest gebaut haben. Es war außerhalb des Waldes, nahe am Haus, was einerseits bedeutete, dass sie sich bei der Geburt wohler fühlte, wenn sie in der Nähe meines Schlafgemaches war, aus dem sie mich jeder Zeit mit einem schrillen Wiehern hätte rufen können und andererseits, dass das Fohlen als erstes auf dieser Welt den wundervollen Mond hatte betrachten können.
Sie führte mich an den Waldrand und stellte sich dann so, dass ich an ihr vorbei einen Blick auf das kleine Fohlen erhaschen konnte. Es war komischerweise schwarz, was bei Aethons wohl als Albino angesehen werden konnte. Das Kleine lag, zusammen gerollt an einem alten, von einer Seite ausgehöhlten Baumstumpf und hatte schon Recht große Flügel. Sein Fell sah wunderbar weich und flauschig aus und seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig, was auf einen ruhigen Schlaf hindeuten ließ. Vic hatte ihren Kopf gesenkt und betrachtete mich angeberisch von der Seite. Ich brachte keinen Ton heraus. Das Kleine war so wundervoll. Vielleicht war an einem Sprichwort der Muggel ja doch etwas dran, für jede Seele die von dieser Welt ging, kam neues Leben auf die Erde. Gestern hatte ich meinen Vater verloren und in derselben Nacht hatte Vic etwas so wunderschönem das Leben geschenkt. Mittlerweile fühlte ich mich recht beobachtet von der Stute, die mich immer noch erwartungsvoll musterte.
„Darf ich…“ begann ich zu fragen und es schien als würde sie die Augen rollen. „Also…ja?“ sie schubste mich mit der Schnauze in Richtung des Kleinen Aethons und, wie so oft in den letzten Tagen, wurde ich auffordernd angeblickt. Ich grinste und nährte mich dem kleinen, schwarzen Geschöpf langsam. Bei jedem Schritt raschelte das Laub des Waldbodens unter meinen Füßen und die Ohren des kleinen Wesens zuckten. Vor dem Kleinen ging ich in die Knie und reckte ihm vorsichtig meine Hand entgegen. Mit dem fremden Geruch, das es in die Nase bekam, erwachte das Kleine und hob verschlafen den Kopf. Kaum hatte es geblinzelt und mich erblickt, schien es hellwach, denn es zog den Kopf ruckartig zurück und sah mich prüfend an. Die Augen des Fohlens waren rostrot, sowie sein linkes Vorderbein eine rote Socke aufwies, wie ich nun bemerkte.
Langsam und vorsichtig reckte es den Kopf wieder nach vorne und schnupperte an meiner Hand. Misstrauisch zog es den Schädel noch einmal zurück und beäugte mich prüfend. Dann startete es einen weiteren Versuch und seine weiche Schnauze nährte sich abermals meiner Hand. Der Atem des kleinen war warm und seine Schnauze hatte schließlich meine Hand erreicht. Seine Nase war wundervoll weich und so zierlich, dass ich mit jeder Berührung Angst hatte dem kleinen weh zu tun. Es presste seine Schnauze in meine Hand und ließ sich, nun von der Neugier gepackt, von mir streicheln. Das Aussehen seines Fells hatte nicht getäuscht, es war wunderbar weich und flauschig, dass Bella nun sicher der Gedanke gekommen wäre, das Kleine als Badehandtuch einzustellen.
Ich kraulte es am Kinn und erhob mich dann. Zuerst sah mich das Kleine hoch interessiert an, dann tat es, es mir gleich.
Seine Beine waren lang und staksig, sodass sich mir die Frage stellte, wie es so sicher stehen konnte, geschweige denn, wie man mit solchen Zahnstochern laufen, springen, rennen oder ähnliches sollte und sich nicht alle zwei Sekunden verhakte. Sein kurzer Schweif peitschte freudig und es reckte die Brust ebenso selbstsicher heraus, wie seine Mutter, wenn auch etwas unsicherer.
Mit einem Blick zwischen die Hinterbeine bestätigte sich mein Verdacht, dass es sich um einen kleinen Hengst handelte, der nun versuchte mit einem Schlag seiner Flügel seinen Stand auszugleichen, der leicht nach links gekippt war. Seine Beine wackelten noch etwas, aber er stand einigermaßen sicher. Ein Prachtexemplar.

Mit einem Blick zu Vic, sah ich, dass sie meine Meinung über ihren Sohn teilte. Die nächste Frage, die sich uns stellte, war die Namensfrage und da hatte die Mutter natürlich ein Wörtchen mitzureden. Vic und ich hatten uns immer auf irgendeine Weise verständigt. Sie verstand mich und wenn ich ihrem Gedankengang nicht ganz folgen konnte, klopfte sie mit den Hufen auf Gegenstände und einmal hatte sie sogar etwas mit dem Huf in die Erde geritzt.
„Welchen Namen soll dein Sohn tragen?“ ich warf der Stute einen fragenden Blick zu und der kleine Hengst stupste mich mit dem Huf an, um wieder meine vollkommene Aufmerksamkeit zu erlangen. Vic sah durch die vielen, kahlen Äste, denen so kurz nach dem Winter noch kein neues Laub gewachsen war und blickte in den Himmel. Dann breitete sie, soweit es ihr zwischen den Bäumen möglich war, die Flügel aus und schlug zweimal schwach mit ihren riesenhaften Schwingen. Es sollte also etwas mit fliegen sein, so viel hatte ich verstanden. „Himmelsläufer?“ angewidert zog die Stute ihre Flügel wieder zusammen und sah mich sichtlich schockiert von meinem Vorschlag an. Mir huschte ein Lächeln übers Gesicht und ich suchte weiter nach etwas passendem. „Winterflügel?“ die Stute schüttelte demonstrativ den Kopf und langsam begann ich zu grinsen. „Aello?“ die Stute sah so aus, als zöge sie eine Augenbraue nach oben, schien aber zu überlegen – das war ja schon ein Anfang. „Das ist griechisch und bedeutet ‚Schnellflügel‘“ erläuterte ich ihr, woraufhin sie wieder den Kopf schüttelte.
Manchmal war es schwierig sich mit einem Aethon zu verständigen, nun bestand die Schwierigkeit darin, mit einem überaus starrsinnigen, um nicht zu sagen dickköpfigen Aethon eine Idee und Meinung zu teilen.
Ich sah zum Himmel, wo langsam die ersten Strahlen der Sonne über den Horizont krochen und die Morgendämmerung in richtiges Tageslicht verwandelten. Sonne…Himmel…meine Gedanken sponnen Fäden in jede nur erdenkliche Richtung und schließlich fiel mir eine alte Muggelsage ein. Meine Eltern hatten mich einst mit nach Griechenland genommen, in das Labyrinth des Minotaurus und an viele andere Orte, an denen Muggeln scheins magische Wesen begegnet waren. Eine jener Muggelsagen war mir besonders im Gedächtnis hängen geblieben. Sie handelte von Vater und Sohn, die von einer Insel fliehen wollten und dazu mit Wachs Taubenfedern an ihren Armen befestigten. Der Vater hatte dem Sohn immer vorgehalten, er solle weder zu nah an die Sonne fliegen, denn das schmelze das Wachs und er solle auch nicht zu nahe an den Ozean fliegen, nicht aus Angst vor Seeschlangen, sondern weil das Meerwasser die Taubenfedern von dem Wachs lösen könnte. Der Junge, naiv und beflügelt von dem Gefühl des Fliegens, stieg immer weiter hinauf und schließlich schmolz die Sonne das Wachs und er stürzte in die unbändigen Fluten…Ikarus war sein Name gewesen und da einem Aethon nicht die Flügel abfallen konnten, wenn es zu nahe an die Sonne flog und auch nicht, wenn Wasser seine Schwingen berührte, fand ich den Namen nun wirklich sehr passend.
Ich sah zu dem kleinen, schwarzen Hengst, der mich aus seinen großen Augen durchdringend anblickte. Er sah in irgendeiner Weise total niedlich aus, aber wenn er erst ein großer, edler Hengst war, dessen kräftige Schwingen ihn über den Himmel trugen, würde der Name vortrefflich passen. „Ikarus.“ Die Nüstern des Kleinen zitterten und er reckte den linken Vorderhuf, mit der roten Socke zu mir, um mich damit anzustupsen. Das hieß dann wohl ja – blieb noch abzuwarten, was die Mutter dazu zu sagen hatte. Vic sah von mir zu ihrem Sohn und neigte dann, wenn auch etwas wiederwillig, ihren großen Kopf.

Bellatrix kam schon vollkommen bekleidet und mit Besen in die Küche. Ich verweilte gerade am Herd, ein kleiner Silberlöffel rührte in meinem Tee, in der einen Hand hielt ich ein Croissant, mit der anderen blätterte ich in dem vor mir schwebenden Tagespropheten. Ich sah kurz zu ihr auf und musterte sie ein, zwei Sekunden lang. „Was hast du denn vor, werte Bellatrix?“ fragte ich sie beiläufig und konzentrierte mich wieder auf den Artikel über die Todesser, der auf Seite vier im Tagespropheten in fetten Buchstaben abgedruckt war. Sie suchten die Hälfte der Bekannten meines Vaters, so wie Bellatrix Vater. Den Namen meines Vaters hatte ich noch nicht gefunden – nun gut, jetzt würde er ohnehin in einem Artikel für gesuchte Personen nichts mehr taugen.
„Wir wollten unsere Kleider abholen?“ keifte sie mich etwas gereizt und ich grinste. Ich hatte weder das Gefühl etwas vergessen zu haben, noch dass ich etwas verdrängt hatte. „Muss ich überhört haben…“ murmelte ich und sah dann zu ihr auf. Sie hatte den Mund beleidigt verzogen und blickte mich bitterböse an. „Ach Bella, jetzt sei doch nicht so! Vic hat ihr Fohlen bekommen!“ Bella rollte die Augen und nun trat ein genervter Gesichtsausdruck auf. „Super Sache Sigyn. Echt toll. Machst du dich jetzt noch fertig?“ ich schüttelte, belustigt über ihre Ungeduld, den Kopf. „Nein Bella…kannst du…“ bettelnd blickte ich sie an und mit einem Seufzten nickte sie. „Danke Bella.“ Lächelte ich und umarmte sie. „Mja…“ maulte sie, immer noch etwas genervt und beleidigt, aber auch mit Verständnis.
Sie schob mich von sich weg und sah mich ernst an. „Du schuldest mir was!“ ich grinste. „Ja natürlich.“ Lächelnd strich ich meiner besten Freundin durch die wilden Haare. „Wie wäre es mit einem ordentlichen Haarschnitt?“ gespielten Empörens öffnete sie den Mund und hob mir ihren Zauberstab an die Kehle. „Ich warne dich, Sigyn…“ lachend drückte ich ihren Zauberstab in ihre Richtung und sie stimmte mit ein. Kein anderer Zauber und auch keine andere Hexe würde verstehen, wie wir an diesem Morgen lachen konnten, hatte ich doch gestern meinen Vater ins Jenseits verbannt und müsste eigentlich zwei Jahre lang in schwarz herum laufen, doch wir hatten die Geschehnisse längst verdrängt. Zuletzt hatte ich ohnehin nicht mehr viel mit meinen Vater anzufangen gewusst und selten gesehen hatte ich ihn auch, weshalb an diesem Morgen nichts außergewöhnlich war. Es war, als wäre er irgendwo im Ausland und würde erst in ein paar Wochen zurückkehren, wie er es so oft getan hatte. Irgendwann würde mich die Vergangenheit vielleicht wieder einholen, doch momentan war ich einfach nur glücklich. Meine Stute hatte den hübschesten kleinen Hengst zur Welt gebracht, den man sich vorstellen konnte und meine beste Freundin war wirklich einfach nur die Beste!
„Wie heißt es denn?“ Balla fasste ihren Besen und machte sich auf den Weg nach draußen. „Ikarus – es ist ein kleiner Hengst.“ Teilte ich ihr grinsend mit und noch im Türrahmen warf sie mir schöne Grüße zu, die ich ihm ausrichten sollte. Dann begab sie sich auf den Weg zu unserer Schneiderin, die Kleider abzuholen, für deren Anfertigung mein Vater verantwortlich war.

Ich aß noch mein Croissant und legte den Artikel nach der Hälfte des Textes weg. Es war deprimierend, was dort geschrieben stand. Nachdem ich endlich satt war, fasste ich den Plan mir erst einmal etwas Angemessenes anzuziehen und mich dann noch einmal zu Vic und dem kleinen Ikarus zu begeben, doch soweit sollte es nicht kommen.
Gerade als ich mich auf den Weg nach oben zu meinem Ankleidezimmer begeben hatte, vernahmen meine Ohren das dumpfe Geräusch des Türklopfers, der auf die schwere Ebenholztür niederschlug. Zweimal, dreimal ließ jemand den goldenen Drachen, der ringförmig am Wappen der Familien Peverell, draußen am Eingangstor prangte, gegen das schwarze Holz fahren. Bella konnte es nicht sein, sie war erst wenige Minuten zuvor gegangen, außer sie hatte etwas vergessen, doch die Türe würde ihr ohne Wiederstand Einlass gewähren. So konnte es lediglich jemand fremder sein. Ich beschloss nicht zu öffnen, so lange ich nicht ordentlich angezogen war und kaum hatte ich diesen Beschluss gefasst, pochte es ein weiteres Mal. Schnell eilte ich die lange Wendeltreppe hinauf und öffnete die Türe zu meinem Ankleidezimmer. Kurzerhand entschied ich mich für ein schlichtes, schwarzes Kleid, mit einem Wasserfallausschnitt, sowohl vorne als auch hinten, der mir ein wundervolles Dekoltee zauberte, allerdings keine zu tiefen Einblicke gewährte und meinen Rücken wunderschön zauberte – auch wenn es rein gar nichts mit Zauberei oder Hex Kraft zu tun hatte – sowie meine recht breiten Schultern schmaler erscheinen ließ. Mit einem Wink meines Zauberstabes waren meine Haare gewaschen und in einem ordentlichen, geflochtenen Zopf über meine Schulter gelegt. Ich liebte diesen wirklich praktischen Spruch, den mir einst meine Mutter beigebracht hatte. Noch schnell schlüpfte ich in meine hohen, schwarzen Stiefel und machte mich dann, zufrieden mit meinem Aussehen, auf den Weg zur Tür.
Seit ich in meinem Ankleidezimmer verschwunden war, hatte sich keiner mehr bequemt den Türklopfer zu bedienen und nun erklärte sich mir auch der Grund.
Gerade bog ich um die Kurve der Wendeltreppe, als ich ein fremdes Gesicht blickte. Automatisch fuhr meine Hand zu meinem Zauberstab und ich hielt in meinen Schritten inne. Der Fremde war schon beim ersten klackenden Schritt meiner hochhackigen Schuhe auf der hölzernen Treppe auf mich aufmerksam geworden. Meine Augen glitten prüfend an ihm hinunter. Er wirkte nicht wie ein Einbrecher, auch nicht wie ein Straftäter. Seinen Zauberstab hatte er nicht gezückt.
Er lächelte mir charmant entgegen und machte nicht die Anstalten sich zu bewegen. Er war groß gewachsen, hager, seine Haare waren dunkelblond und seine Augen entweder so dunkelbraun, dass sie als schwarz gesehen werden konnten, oder sie waren wirklich so undurchdringlich kohleschwarz, wie sie mir auf die Entfernung erschienen. Sein Gesicht war schmal, seine Unterlippe etwas größer als die Oberlippe, doch insgesamt war auch der Mund des Fremden eher schmal. Er war glatt rasiert und seine schulterlangen Haare hingen leicht gewellt, ungekämmt an seinem Kopf. Alles in allem erinnerte er mich ein wenig an einen blonden Rabastan Lestrange, der allerdings älter als der nun erst zwölfjährige war. Er musste die Schule ein Jahr vor mir abgeschlossen haben, denn ich glaubte mich zu erinnern ihm ein oder zweimal im Gemeinschaftsraum begegnet zu sein.
Um seine Schultern lag ein bodenlanger, schwarzer Mantel, mit dem er wohl durch den Regen gelaufen war, denn an dem derben Stoff perlten Regentropfen ab. Es regnete? Die arme Bella… Unter dem Mantel lugte ein ebenso rabenschwarzes Hemd hervor, dass mit silbernen Knöpfen zusammen gehalten wurde. Es schien ihm etwas zu groß, denn es beulte an einigen Stellen aus. Seine Gürtelschnalle glänzte ebenfalls silbern, war viereckig und erinnerte an nordische Runen. Der Gürtel selbst schien aus Schlangenhaut oder Drachenleder zu sein. Seine Hose war, wie nicht anderst erwartet, kohlrabenschwarz, so auch seine Stiefel die eine ungewöhnlich große Krempe hatten.
Ein verkorkster Rabastan Lestrange mit einem Cowboyeinschlag und Piratenstiefeln also.
Er wirkte wild, seine Augen schienen mit mir zu spielen, sein Mundwinkel zuckte leicht nach oben bei meinem Anblick. Ich würde sagen er hatte etwas mit Drachen zu tun, nicht weil ich auf seiner reinen Gesichtshaut irgendwo eine Narbe entdeckt hatte, sondern weil er diese Aura hatte, die ich bisher nur bei meinem Onkel bemerkt hatte, der ebenfalls mit Drachen arbeitete. Der Junge starrte Selbstbewusst sein aus, hatte einen Gesichtsausdruck der zu sagen schien, dass er alles schaffen könne, sowie er alles haben könne was er auf dieser Welt begehrte.
Nach typisch reinblütiger Art, musterte ich ihn mit kaltem Blick und versuchte den Blick den er spitzbübisch in mein Dekoltee warf, zu ignorieren.
Bella hatte mich eist als Blutprinzessin bezeichnet. Ihr war die Bezeichnung eingefallen, da ich alle Eigenschaften einer Reinblüterin in meiner Art vereinte, mein Auftreten jeden Tropfen Wasser in nächster Nähe zu Eis gefrieren ließ und, auch wenn ich nicht das typische Aussehen einer Reinblüterin hatte, sondern die zierlichen Züge und die mädchenhafte Art gegen eine Kämpfernatur und einen eisigen Blick eingetauscht hatte, ein enormes Selbstbewusstsein ausstrahlte, dass sogar die taffen Slytherin Jungs ab und an zu Sprachlosigkeit führte. Ich war nicht hässlich, bei Gott nicht! Ich war nur anderst und diese Andersartigkeit, die man von einer Frau dieser Zeit am wenigsten erwartet wurde, bekam jeder zu spüren der etwas tat, das mir nicht in den Kram passte. Irgendjemand musste doch damit beginnen die typische Reinblüterin zu wiederlegen, die sich an ihren Mann krallte und kommentarlos alles über sich ergehen ließ. Bella und ich hatten den Anfang gemacht – wir waren natürlich höflich, so auch in gewissen Themen zurückhaltend, wir wussten wann wir sprechen sollten und wann nicht, doch wir folgten mehr unseren Instinkten als der Etikette.
Meine Augen glitten an dem Jungen hinab, der meinem Blick folgte. Ein kurzer, lachhafter Laut entfuhr seiner Kehle und mein Blick wanderte sofort wieder zu seinen Augen.
Da ich wenig Lust darauf hatte mir mit ihm ein Blickduell zu liefern, begann ich nun eben ein Gespräch, denn er schien nicht gewillt selbst ein Wort zu sprechen. Giftig und Abweisend sprach ich von meinem erhöhten Platz zu ihm, darauf bedacht wenigstens etwas Höflichkeit an den Tag zu legen: „Mit wem habe ich die Ehre? Und vorallem interessiert mich, wie seid ihr in mein Haus gelangt?!“


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