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Fanfiction

Erinnerungen - Sichtwechsel - Flucht aus dem Elternhaus (Sirius)

von Savannah

Hier kommt auch schon das nächste Kapitel. :) Wie versprochen, werde ich die Kapitel chronologisch ordnen, weshalb das hier jetzt auch das Erste ist.
Die Idee ist von Brina, die mir wieder einen netten Kommentar geschrieben hat. :) Freu mich wie immer riesig über das Lob und natürlich auch über die Vorschläge.
Leni-04: Danke für den langen Kommentar! Dass es dir so gut gefallen hat, freut mich wirklich sehr, weil ich mir echt unsicher war, wie mein Geschreibsel aus Sirius' Sicht ankommt. Und auch die Vorschläge für weitere Kapitel sind toll! Ich werde mich bemühen, sie alle umzusetzen!

Das Kapitel ist ziemlich lang für meine Verhältnisse, aber teilen wollte ich es auch nicht.


~.~.~.~.~

Es war ein ganz normaler Morgen. Ich wurde aus dem Schlaf gerissen, als meine Mutter mit der Faust an die Tür hämmerte. Sie war noch nie ein zurückhaltender oder gar sanfter Mensch gewesen.
„Das Essen steht auf dem Tisch!“ Ihre Stimme war schneidend, schrill und kalt. Besonders dann, wenn sie mit mir sprach. Ich wälzte mich herum und stöhnte in mein Kissen. Es war eine sehr kurze Nacht gewesen. Ich hatte mich um achtzehn Uhr aus dem Haus geschlichen, um mich mit Emilia zu treffen. Sie war eine auffallend hübsche Hufflepuff, die nicht ganz so einfach zu haben gewesen war, als die anderen. Was nicht bedeutete, dass ich besonders lange gebraucht hätte, um sie weichzuklopfen. Es war ein sehr schöner Abend gewesen und eine noch schönere Nacht. Sie war ein Jahr älter und sie wusste, dass keine ernsthafte Beziehung daraus werden würde. Das hatte mir besonders an ihr gefallen.
Als ich mich dann um halb zwei zurück ins Haus, am Hauselfen und an meinen Eltern vorbei in mein Zimmer geschlichen hatte, wollte ich mich eigentlich direkt Schlafen legen, doch da hörte ich Krones Stimme aus dem Spiegel auf meinem Nachttisch. Er habe schon stundenlang versucht, mich zu erreichen. Ich musste ihm einfach zuhören. Selbst wenn das Gesprächsthema, wie viel zu oft in letzter Zeit, Lily Evans war.
Also war es halb drei geworden und dann halb vier. Und dann war ich über dem Spiegel eingeschlafen und die Kante hatte sich über Nacht in meine Wange gegraben. Doch trotz der überwältigenden Müdigkeit, den Kopfschmerzen und dem Muskelkater, den ich vom Quidditch spielen hatte, schlug ich sofort die Beine über die Bettkante, als ich die Stimme meiner Mutter hörte. Gehorsam war in dieser Familie eine lebensnotwendige Charaktereigenschaft und wenn ich sie schon nicht besaß, so musste ich zumindest so tun als ob, wenn ich keine Strafe kassieren wollte.
Ich ging zügig ins Bad, duschte und kämmte mein Haar. Ein Glück war es leicht zu bändigen. Mit Krones Stachelfrisur hätte ich mir wohl eine Glatze schneiden müssen. Ein tadelloses Äußeres war schließlich das A und O eines Blacks. Sie waren seit Generationen für ihr gutes Aussehen bekannt. Zumindest eine Sache, für die ich meinen Vorfahren dankbar war.
Ich wickelte mir ein Handtuch um die Hüften und kam aus dem Bad, genau rechtzeitig, wie jeden Morgen. Denn Regulus kam schon mit Rändern unter den Augen angelaufen, um im Bad zu verschwinden. Ich hatte meine Zeichen von zu wenig Schlaf mit einem einfachen Zauber zunichte gemacht. Von der Regelung, Minderjährige dürften außerhalb von Hogwarts nicht zaubern, hielten meine Eltern nämlich überhaupt nichts und machten sich die Tatsache zunutze, dass lediglich festgestellt werden konnte, wenn in der Nähe eines Minderjährigen Magie verwendet wurde. Und nicht, ob dieser Minderjährige tatsächlich der Schuldige war. Diese Grauzone hatte mir und Regulus schon einige Male die Haut gerettet, wenn wir wieder einmal unsere Heilkünste an den erlittenen Fluchwunden beweisen mussten. Ja, ich hatte jedes Buch über schwarze Magie und Reinblutfanatismus gelesen, das man mir aufgetragen hatte. Einerseits natürlich aus Angst vor einer Bestrafung, andererseits aus dem einfachen Grund, dass man sich nur gegen etwas zur Wehr setzen konnte, das man kannte. Mein Lieblingsbuch hatte mir mein Onkel Alphard geschenkt. Es hieß Tausend Zaubersprüche und –tränke zur Heilung von Fluchwunden. Ich versteckte es unter einem Stapel Muggelzeitschriften, denn die würden meine Eltern unter keinen Umständen anrühren. Nach fünfzehn Jahren in dieser Familie konnte ich das Buch so gut wie auswendig.
Wie ein Uhrwerk, das funktionierte, aber nicht lebte, ging ich zurück in mein Zimmer und zog mich an. Nicht Jeans und T-Shirt, nein. Ich zog mich an wie es sich für einen richtigen Zauberer gehörte, selbst wenn ich keinen Schritt vor die Haustüre setzen würde. Ein dunkelgrüner Umhang und ein dazu passender, entsetzlich grässlicher Hut. Obwohl ich es hasste, mich so zu sehen, musste ich mein Spiegelbild überprüfen, den Umhang zurechtzupfen und den Hut geraderücken. Ich ging die vielen Stufen nach unten ins Esszimmer.
Unser hässlicher Hauself Kreacher stand in der Küche und murmelte Beleidigungen gegen mich und alle anderen Blutsverräter, Schlammblüter und Schmarotzer in das Rührei, das auf dem Herd brutzelte. Ich konnte ihm eigentlich kaum verübeln, dass er einen derartigen Hass gegen mich hegte, schließlich war er das beliebteste Opfer meiner Eltern, wenn ich etwas nicht zu ihrer Zufriedenheit erledigte. Er war unser Prügelknabe. Und da Regulus unsere Eltern viel seltener zornig machte, konnte Kreacher ihn ausgesprochen gut leiden.
Der Duft nach Essen ließ meinen Magen knurren, doch ich wusste, es würde noch mindestens eine halbe Stunde dauern, ehe ich den ersten Bissen nehmen durfte. Brav setzte ich mich an den Tisch. Kurz darauf kam Regulus und wir wünschten uns höflich einen guten Morgen. Früher hatten wir gescherzt, gelacht und geredet. Heute schwiegen wir uns an, jeder in seine eigenen düsteren Gedanken vertieft.
Die Schritte meiner Mutter waren energisch und bestimmt. Unverwechselbar. Ich hätte sie überall wiedererkannt. Sie setzte sich und wünschte uns einen guten Morgen. Wir erwiderten den Gruß höflich und Kreacher brachte das Frühstück.
Ich blickte verstohlen zum verlassenen Platz meines Vaters. Selbst wenn Orion Black ein stolzer, sturer und grausamer Mann war, war er bei Weitem nicht so unberechenbar wie seine Frau. Gelegentlich hatte ich sogar das Gefühl, dass er mich noch nicht ganz abgeschrieben hatte. Ganz im Gegensatz zu meiner Mutter, die mich in der kurzen Zeit des Jahres, die ich zu Hause verbrachte, ignorierte so gut es ging. Umso überraschter war ich, als sie nun das Wort an mich richtete.
„Sirius.“, sagte sie und legte das Besteck zur Seite. Mein Kopf fuhr hoch. Es bedeutete niemals etwas Gutes, wenn meine Mutter mich ansprach. Hatte sie etwas von gestern Abend mitbekommen? Kreacher, der gerade neuen Tee gebracht hatte, schrumpfte ängstlich in sich zusammen. Ebenso wie mein Innerstes.
Meine Stimme war neutral, niemand hörte das Beben. „Ja, Mutter?“
„Du bist jetzt fünfzehn Jahre alt.“, sagte sie langsam und machte eine lange Pause, in der sie mich gründlich musterte. „In zwei Jahren bist du volljährig und beendest die Schule.“
Ich wartete gebannt darauf, dass sie fortfuhr. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus.
„Du hast uns öfter enttäuscht als ich zählen könnte.“, sagte sie. „Du hast uns und die ganze Linie der Blacks verraten, indem du nach… Gryffindor gekommen bist.“ Sie spie den Namen meines Hauses aus wie ein Schimpfwort. „Doch du bist trotz allem immer noch unser Sohn. Du bist ein Black und wir lieben dich.“
Ich schluckte. Alles hätte ich erwartet. Aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte.
Um die Lippen meiner Mutter bildete sich ein feines, kaum merkliches Lächeln. „Und deshalb haben wir uns im letzten Jahr sehr darum bemüht, eine gute Partie für dich zu organisieren.“
Alle Luft wich aus meinen Lungen. Eine gute Partie. Natürlich.
„Ihr wollt mich verheiraten?“, rutschte es mir heraus, ehe ich mich zügeln konnte und ich bereute es augenblicklich.
Die Gesichtszüge meiner Mutter verhärteten sich. „Nicht in diesem Ton, Sirius!“
Ich schrumpfte in mich zusammen wie zuvor Kreacher. So großspurig ich mich auch vor anderen gab, so feige war ich im Angesicht meiner Mutter. „Entschuldige.“
Zufrieden entspannte sie sich und ließ sich zurück in ihren Stuhl sinken. „Also, interessiert es dich, wen wir ausgewählt haben?“
„Selbstverständlich.“, sagte ich so zurückhaltend wie möglich.
„Sie entstammt einer Familie, die über Generationen hinweg reinblütig geblieben ist. Ihr Name ist Melisande Greengrass. Sie ist so alt wie du.“
„Geht… geht sie nach Hogwarts?“, fragte ich mit mühsam beherrschter Stimme. In meinen Ohren rauschte es.
Meine Mutter lächelte wieder. Wieso lächelte sie mich heute ständig an? Sie verabscheute mich. Sie verabscheute mich für alles, was ich tat und für alles, was ich war. Oder doch nicht?
Da war ein winziger, dämlicher, naiver Hoffnungsschimmer in meiner Brust. Trotz allem war da noch immer ein Teil in mir, der sich Anerkennung von seinen Eltern wünschte. Ganz egal, was sie taten, sie waren doch noch immer meine Eltern, oder?
„Nein, sie geht nicht nach Hogwarts.“, sagte meine Mutter und ihre Stimme klang beinahe… sanft. Ich fröstelte. „Dein Vater und ich dachten, es wäre das Beste, wenn wir jemanden auswählen, der… weit weg von alldem aufgewachsen ist.“
Weit weg wovon? Weit weg von Du-weißt-schon-wem? Weit weg von der Rivalität zwischen Slytherin und Gryffindor? Oder weit weg von meinen Freunden?
Ich wechselte einen kurzen, verstohlenen Blick mit Regulus, der dem Gespräch gespannt folgte. Er schien ebenso überrascht zu sein wie ich. Doch auf seiner Stirn hatte sich eine misstrauische Falte gebildet.
„Sie geht nach Beauxbaton, stammt aber ursprünglich aus England. Wir dachten, das passt ganz wunderbar.“ Wieder ein Lächeln. „Toujours pour.“
„Toujour pour.“, erwiderten ich und Regulus mechanisch und meine Gedanken ratterten. Heiraten. Melisande Greengrass. Sie war weit weg vom Reinblutwahnsinn aufgewachsen. Was, wenn sie nett war? War sie dann der Schlüssel zu meinem Glück? Würden mich meine Eltern wieder akzeptieren, wenn ich ihr das Jawort gab? Hätte ich wieder eine Familie? Wäre dann alles gut?
Dummkopf, schalt mich der Gryffindor in meinem Kopf. Elender Feigling, das glaubst du doch nicht wirklich. Du hast nicht all die Jahre gegen sie gekämpft, um gleich klein bei zu geben, wenn man dir einen Knochen hinwirft.
Denn genau das tat meine Mutter. Sie stellte mir ihre Liebe in Aussicht. Doch zu welchem Preis?
„Selbstverständlich darfst du selbst entscheiden.“, sagte sie und griff nach meiner Hand. Ich zuckte zusammen, beherrschte mich aber, sie nicht wegzuziehen. Es war die zärtlichste Berührung seit sie mich an meinem ersten Schultag zum Abschied umarmt hatte. „Wir wollen dich schließlich zu nichts zwingen, Sirius.“
Ich war fassungslos, wusste nicht, was ich von alldem halten sollte. Walburga Black war eine Schlange, die sich ganz wunderbar darauf verstand, andere Menschen zu manipulieren. Doch was, wenn sie es dieses Mal wirklich ernst meinte mit der Aussöhnung? Wenn sie wirklich etwas wiedergutmachen wollte?
„Wo ist Vater?“, fragte ich tonlos.
„Er arrangiert gerade ein Treffen.“
„Ein Treffen…“
„Zwischen dir und Melisande. Ihr werdet euch wunderbar verstehen, da bin ich mir sicher. Sie ist ein ausgesprochen hübsches Mädchen. Langes braunes Haar, blasse Haut, braune Augen. Sehr bescheiden und zurückhaltend für eine Beauxbaton.“
Die Hand meiner Mutter war warm und weich. „Und wann… soll dieses Treffen stattfinden?“
„Das werden wir schon sehen.“, sagte sie. „Dein Vater kommt gegen Mittag zurück.“

~.~.~.~.~

„Heiraten?!“, rief James so laut durch den Spiegel, dass ich fürchtete, man könnte es selbst durch den Muffliato im ganzen Haus hören.
„Schhhh!“, zischte ich und lauschte prüfend. Nichts rührte sich. Erleichtert atmete ich auf. „Ja, heiraten. Du hast mich schon richtig verstanden.“
„Und du kennst sie überhaupt nicht?“
„Nope. Hab sie noch nie gesehen.“
James kniff die Augen zusammen und musterte mich lange. „Alter, sag bloß du denkst drüber nach, es wirklich zu tun…“
Ich holte tief Luft, nur um sie gleich darauf wieder auszustoßen.
„Sag, dass das nicht wahr ist, Tatze.“, sagte James und seine Stimme klang vorwurfsvoll.
Ich raufte mir die Haare. „Und was wäre denn so schlimm daran, wenn ich es tun würde?“
„Ähm… Lass mich mal überlegen.“, erwiderte James gespielt nachdenklich. „Ach genau! Deine Eltern zwingen dich dazu! Du hast dir geschworen, dir nichts mehr von ihnen sagen zu lassen. Diese Greengrass ist wahrscheinlich eine eitle, reinblütige, verwöhnte Ziege. Du wirst nie wieder von ihr loskommen. Deine Eltern hätten noch mehr Kontrolle über dich. Und du liebst sie nicht!“
Ich schnaubte. „Komm mir jetzt bitte nicht mit der großen Liebe. Du weißt, dass ich nicht an solchen Kitsch glaube.“
„Das kannst du nicht machen, Tatze.“, sagte James langsam und sah mich an wie einen Fremden.
„Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?“, fragte ich. „Ich kann schlecht nein sagen.“
„Davor schreckst du doch sonst nicht zurück.“
„Du hast ja keine Ahnung…“, erwiderte ich düster. „Meine Eltern können sehr überzeugend sein, wenn sie wollen.“
Nicht einmal James, meinem besten Freund, dem ich mein Leben anvertrauen würde, hatte ich alles von Zuhause erzählt. Ich konnte es nicht. Ich würde das Mitleid nicht ertragen. Ich könnte nicht ertragen, wenn er sich auf diese absurde Art und Weise schuldig fühlen würde für jedes Lachen und für jedes Wort, das er über seine eigenen Eltern sprach.
„Hau ab.“, sagte James plötzlich. Leise, als könnte uns jemand belauschen. „Hau einfach ab, Sirius. Du kannst zu mir kommen. Meine Eltern lieben dich. Sie würden dich sofort aufnehmen.“
Ich dachte darüber nach. Noch lange nachdem ich den Spiegel wieder weggelegt hatte dachte ich über James‘ Worte nach. Das Angebot war verlockend. Doch Weglaufen war noch nie meine Art gewesen, Probleme zu lösen. Ich wollte kein Feigling sein.

Mein Vater kehrte nicht wie versprochen am Mittag zurück. Erst als die Sonne schon hinter den Häuserdächern versunken war, klingelte es an der Türe. Orion Black war groß, noch größer als Walburga und sein Haar war trotz des Alters noch voll und schwarz. Er wirkte aufgebracht. Sein Umhang war durchnässt vom Regen, der draußen vom Himmel prasselte. Mit einem energischen Schlenker seines Zauberstabs trocknete er sich.
„Sirius. Auf ein Wort.“
Ich folgte ihm in den Salon, wo er sich ein Glas Feuerwhiskey einschenkte. Mir bot er auch eins an und ich nahm es schweigend entgegen. Im Gegensatz zu meiner Mutter hatte mein Vater hatte nie viel für Speichellecker übrig gehabt.
„Ich war bei der Familie Greengrass in Frankreich.“, begann er ohne Umschweife. „Deine Mutter hat dir von der geplanten Hochzeit erzählt, nehme ich an?“ Er wartete meine Antwort nicht ab, sondern fuhr gleich fort. „Sie waren nicht begeistert, als sie das von dir erfahren haben, Sirius. Überhaupt nicht begeistert. Es hat mich einige Überredungskunst und einen Haufen Galleonen gekostet. Du solltest mir dankbar sein. Verflucht dankbar. Eigentlich solltest du auf Knien vor mir kriechen dafür dass ich mir solche Mühe gebe, dich wieder in die magische Gesellschaft einzugliedern, Sohn!“
Ich schwieg.
Er musterte mich lange und eindringlich. Dann deutete er mit der linken Hand auf mich. „Du hast schon wieder dieses rebellische Funkeln in den Augen. Ich hab dir schon mal gesagt, ich will das nicht mehr sehen, Junge. Schneid dir mal eine Scheibe von deinem Bruder ab, der weiß, wann man besser den Blick senkt, um sich keinen Ärger einzuhandeln.“
„Ich bin nicht Regulus.“, sagte ich und sah ihn weiter an. Selbst oder vielleicht gerade weil mein Vater seine Wut offen zeigte, fürchtete ich mich vor ihm weniger als vor meiner Mutter. Mein Vater brüllte und tobte und zog den Zauberstab wenn ich unverschämt war. Meine Mutter lächelte und strich mir über das Haar und ich sah den Fluch nicht bevor er mich traf.
Orion Black stellte das leere Glas auf die Kommode. „Nein, du bist nicht Regulus, das weiß ich… Ich frage mich nur, was wir falsch gemacht haben. Wieso hasst du uns so, Sirius? Wieso hasst du deine eigene Familie? Wir sind dein Blut.“
Ich stellte das Glas ebenfalls ab. Meine Hände waren eiskalt. „Diese Frage hast du jetzt nicht wirklich gestellt, oder?“
Ich wagte nicht, ihn anzusehen, als ich die Worte sprach. Für derartige Ungezogenheit hatte ich mir schon den einen oder anderen Fluch eingefangen. Doch manchmal war mein Mund einfach schneller als mein Verstand. Und selbst wenn ich mich schon jetzt fühlte wie ein geprügelter Köter, war da dieser Gryffindorstolz in mir, der mich wärmte. Mut. Mut war jetzt wichtig, wenn ich tun wollte, was ich mir vorgenommen hatte.
„Wie bitte?“, fragte Orion Black leise und kam einen bedrohlichen Schritt auf mich zu.
Ich lachte ohne jegliche Belustigung auf. „Du hast mich jetzt nicht wirklich gefragte, weshalb ich euch hasse, oder, Vater?“ Ich sah auf. Seine Augen waren zwei Eissplitter, der Zauberstab lag in seiner Hand. Am liebsten wäre ich davongelaufen. Mein Herz pochte schmerzhaft schnell gegen meinen Brustkorb. Mein Kopf dröhnte. Gryffindor. Ich bin ein Gryffindor. „Rate doch mal. Vielleicht kommst du darauf.“
Ich sah auf seine Zauberstabhand. Er hielt den Stab immer so locker in den Fingern. Die Worte kamen ihm immer so leicht über die Lippen. Niemandem auf der Welt sollte es so leicht fallen, den eigenen Sohn zu verfluchen.
„Wir haben dich aufgezogen, Sirius.“, sagte er mit unterdrückter Wut in der Stimme. „Wir haben dich geliebt, wir haben uns alle Mühe gegeben, dir unsere Werte zu vermitteln. Ehre, Stolz und Reinheit des Blutes.“
„Da hast du’s!“, spie ich ihm entgegen. „Da hast du deinen Grund! Dieser Scheiß Reinblutwahnsinn macht mich krank! Ich hasse die Bücher, ich hasse die Flüche, ich hasse meine Verwandtschaft, ich hasse meinen Namen, ich hasse dieses Haus und ich hasse euch!“
Der Fluch traf mich wie ein Faustschlag ins Gesicht und ich wurde auf den Boden geschleudert. Ich hörte nichts mehr, meine Sicht war verschleiert. Als undeutlicher Schemen stand mein Vater über mir, bedrohlich wie ein Dementor. Ich hörte seine Worte nicht. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment zerplatzen und ich schrie.
Der Fluch wurde von mir gerissen, als Regulus in den Raum stürmte. „Lass ihn!“, rief er. „Bitte… lass… lass ihn in Ruhe.“
Hatte er das wirklich gesagt oder war es ein Traum? Ich kroch weg von meinem Vater so schnell ich konnte und zog meinen eigenen Zauberstab. Richtete ihn auf den Mann, den ich so sehr hasste, einfach dafür, dass er mein Vater war und ich nicht das Geringste daran ändern konnte. Niemals.
„Ich werde das Mädchen nicht heiraten.“, sagte ich und schmeckte Blut in meinem Mund, wo meine Lippe aufgeplatzt war. „Ich werde… ich gehe.“
Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich echte Überraschung in den Augen meines Vaters. „Sag das nochmal.“
„Ich gehe, Vater.“, sagte ich und rappelte mich auf. „Und ich komme nicht mehr zurück.“
Regulus klappte der Mund auf. Zuerst sah er voller Furcht auf unseren Vater, dann voller Abscheu auf mich. Ich wusste, was er dachte. Ich ließ ihn im Stich. Ich lief davon. Er würde die Konsequenzen tragen müssen. Es tut mir leid, Reg. Es tut mir so leid. Aber du musst es doch verstehen. Du musst verstehen, dass ich nicht bleiben kann.
Als ich zurück zu meinem Vater sah, grinste er. Schauerhaft. Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. Obwohl ich ihn schon so oft verärgert hatte, war da noch nie dieser rasiermesserscharfe Zug um seinen Mund gewesen. „Und wohin will der feine Herr gehen? Zu den Blutsverrätern oder zu den Schlammblütern?“
Ich richtete den Zauberstab auf ihn und mein Vater lachte höhnisch auf. „Das wagst du nicht, Junge. Du hast kein Fünkchen Mumm in den Knochen, um…“
Der Fluch ließ ihn einige Schritte zurücktaumeln, doch hätte er ihn nicht abgewehrt, so läge er nun an der anderen Seite des Salons, begraben unter all den reinblütigen Teetassen, die sich in den Regalen stapelten. Die Scherben wären auf dem reinblütigen Teppich verteilt. Ich würde gerne sehen, ob sein Blut wirklich so rein war.
Krank. Das alles machte mich krank!
Orion Black brüllte vor Wut auf und plötzlich war Regulus fort. Ich wehrte die Flüche meines Vaters ab so gut ich konnte, doch ich war erst fünfzehn und hoffnungslos unterlegen. Am Rande bekam ich mit, wie mein kleiner Bruder mit meiner Mutter zurückkam.
„Ich lasse nicht zu, dass du den Blacks Schande bereitest, du Bastard!“, rief mein Vater gerade. „Ja, du bist ein Bastard! Du kannst kein Black sein! Du bist kein Black! Du bist nicht würdig diesen Namen zu tragen!“
Er schleuderte mich gegen die Wand und der Zauberstab fiel mir aus der Hand, rollte davon. Ich hechtete danach, doch jemand schnappte ihn mir vor der Nase weg. Ich blickte in Regulus‘ graue Augen, die mich voller Trauer musterten. „Wir waren Brüder, Sirius.“
„Wir sind Brüder, Reg.“, sagte ich und rappelte mich auf. Er wich vor mir zurück. „Bitte, gib mir den Zauberstab.“
„Damit du noch mehr Schaden anrichten kannst?“, fragte Regulus voller Abscheu. „Weißt du eigentlich, was du tust? Du machst alles kaputt! Schon immer, seit wir klein waren, hast du immer nur alles kaputt gemacht, Sirius! Ich bin es leid, dir immer wieder zu verzeihen! Ich bin es leid, dich verstehen zu wollen!“
„Bitte, Reg.“, flehte ich. „Lass mich nicht im Stich.“
Regulus lachte traurig. Enttäuscht. „Wer lässt hier wen im Stich?“
„Schluss jetzt mit dem Theater.“, fuhr unsere Mutter dazwischen. „Gib mir den Zauberstab, Reg. Und Sirius…“ Sie warf mir einen Blick zu, der töten könnte. Ihre braunen Augen wirkten tintenschwarz. „Ich will gütig sein und dir eine allerletzte Chance geben. Du kannst dich jetzt entschuldigen, nach der Schule das Mädchen heiraten und zu unserer Familie gehören. Oder du gehst. Und wenn du gehst, dann wisse, dass du keine Familie mehr hast. Nie wieder.“
„Ich habe eine Familie, Mutter.“, sagte ich mit zitternder Stimme, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. „Seit ich nach Hogwarts gehe, habe ich eine Familie. Und ihr gehört nicht dazu.“
Und noch ehe Orion wütend zu einem nächsten Fluch ausholen konnte, wirbelte ich herum und rannte. Ich floh. Ich lief einfach weg. Und es fühlte sich mutiger an als alles, was ich je getan hatte.

~.~.~.~.~

Zu James. Ich musste zu James. Doch ich hatte nichts, bis auf die Kleidung, die ich am Leib trug. Den Hut schmiss ich in eine schlammige Pfütze, kaum dass ich aus dem Haus war. Später bereute ich es. Denn es war bitterkalt und der Regen prasselte unbarmherzig auf meinen Kopf. Schon nach wenigen Minuten war ich bis auf die Knochen durchnässt.
Zu Fuß waren es über drei Stunden bis zu James‘ Haus. Drei Stunden, einmal quer durch ganz London. Hätte ich doch nur meinen Zauberstab, dann könnte ich einfach den Fahrenden Ritter rufen, wie üblich. Ohne Zauberstab war ich ein Niemand. Ich konnte nicht in die Winkelgasse, ich konnte mir kein Zimmer im Tropfenden Kessel mieten, ich konnte kein Geld in Gringotts abheben. Muggelverkehrsmittel schieden auch aus, ich hatte kein Muggelgeld.
Und so raffte ich meinen Umhang enger um die Schultern und ging entschlossenen Schrittes durch den strömenden Regen in Richtung Mitcham.
Nach einer halben Stunde fror ich erbärmlich und schlotterte am ganzen Leib. Ich kam auf die Idee, per Anhalter zu fahren. Das Handzeichen dafür hatte ich in Muggelkunde gelernt. Also streckte ich meinen Daumen aus und sah hoffnungsvoll jedem Scheinwerfer hinterher. Keiner hielt an. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Ich war Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, ein langer Umhang schlotterte bis auf den Boden, mein Haar war überlang und klebte mir am Kopf und ich war tropfnass. So einen wollte keiner in sein Auto einladen. Schon gar nicht so spät am Abend.
Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben und erwartete, dass mein Daumen gleich vor Kälte abfallen würde, als tatsächlich ein Scheinwerferlicht neben mir zum Stehen kam. Es war ein kleines, kanariengelbes Auto. Der Fahrer kurbelte das Fenster hinunter. „Ziemlich mieses Wetter für einen Fußgänger ohne Regenschirm, was?“, fragte er. Ich trat näher heran und beugte mich hinunter. „Wo soll’s denn hingehen?“
„Mitcham, Sir.“, antwortete ich mit klappernden Zähnen.
„Mein lieber Junge, du bist ja ganz durchgefroren.“, sagte der Fahrer. Er musste etwa Mitte zwanzig sein und sein Haar war feuerrot. „Komm, spring rein. Ich fahr die Heizung hoch.“
„D-d-danke. Danke, Sir.“, bibberte ich und ließ mich auf die Rückbank fallen. Die Wärme, die mich umfing, war unglaublich.
„Keine Ursache, Junge.“, sagte der Mann und streckte mir durch die Sitze eine Hand entgegen. „Ich bin Arthur Weasley.“
Ein Weasley. Von allen Menschen auf den Straßen Londons hatte mich ausgerechnet ein Zauberer ins Auto geholt. „Sirius.“, stellte ich mich vor.
„Doch nicht etwa Black?“, fragte Weasley und ich verzog das Gesicht.
„Leider doch.“
Der rothaarige Mann lachte herzhaft. „Du liebe Güte, das wird Molly mir nie glauben! Ich hab tatsächlich den Rebellen der Blacks in meinem Auto sitzen! Wo hast du denn deinen Zauberstab, Junge?“
„Verloren.“, antwortete ich knapp.
„Na das ist schlecht. Du wolltest also tatsächlich den ganzen Weg bis nach Mitcham laufen?“, fragte er, zückte seinen eigenen Zauberstab und nach einem Schlenker war meine Kleidung wieder angenehm trocken, ebenso wie meine Haare. Ich hatte mich noch nie im Leben besser gefühlt.
„Danke. Ich danke Ihnen wirklich.“, brachte ich hervor.
„Ach hör auf, dich ständig zu bedanken, Junge. Ich nehm dich bis zur St. Leonards mit.“ Er fuhr wieder an und die Scheibenwischer kämpften lautstark mit dem Regen, während er durch Londons Straßen holperte. „Ich komm grad aus dem Ministerium. Du fragst dich jetzt bestimmt, weshalb ein Zauberer mit einem Auto fährt, anstatt zu apparieren, nicht wahr?“ Arthur Weasley lachte. „Ich hab eine Stelle im Büro gegen Missbrauch von Muggelartefakten ergattert.“ Es hörte sich so an, als wäre dies der beliebteste Job auf Erden und er war unüberhörbar mächtig stolz darauf, ihn erobert zu haben. „Und jetzt versuche ich, mich auch in das nichtmagische Leben einzugliedern. Jeden Dienstag und Donnerstag fahre ich mit dem Auto zur Arbeit. Es ist vollkommen frei von Magie, obwohl ich vorhabe, hier und da einige Besserungen vorzunehmen. Nur um die Maschine besser durchschauen zu können, versteht sich…“
Und so plapperte Arthur Weasley zwanzig Minuten lang wie ein Wasserfall. Er erzählte von all den wundersamen Dingen, die die Muggel erfanden, um ohne Magie zurechtzukommen. Ich erfuhr, dass sein größter Wunsch war, herauszufinden, wie Flugzeuge am Himmel blieben und er berichtete mir stolz von seiner Steckersammlung, die er Zuhause in einer Vitrine aufbewahrte. Ich hätte keine bessere Mitfahrgelegenheit finden können und als wir bei der St. Leonards angekommen waren, schenkte er mir sogar einen Regenschirm.
„Das ist wirklich nicht nötig. Es ist nicht mehr so weit, ich…“
„Ach papperlapapp. Nimm ihn jetzt und versprich mir, dass du ab sofort keinen anderen mehr benutzt.“ Er grinste. „Da steht nämlich der Laden von nem Kumpel drauf. Der könnte mal mehr Kundschaft gebrauchen.“
„Vielen Dank, Sir. Es war wirklich sehr freundlich, dass Sie mich mitgenommen haben. Und danke auch für die trockenen Klamotten…“
„Das hätte doch jeder gemacht. Und jetzt raus mit dir. Komm gut nach Hause.“
„Danke, Sie auch.“, grinste ich. „Und sagen Sie ihrer Frau einen schönen Gruß vom Rebellen der Blacks!“
Er lachte laut. „Mach ich ganz bestimmt. Vielleicht sieht man sich!“
Und dann stand ich wieder alleine im Regen, unter einem Regenschirm mit der Aufschrift Hoskins Elektroteile aller Art und sah dem kanariengelben Auto hinterher, das zum Abschied einmal hell aufleuchtete. Mir war warm und das nicht nur wegen der trockenen Klamotten. Der Rest des Weges verging wie im Flug.
Das hätte doch jeder gemacht, waren Arthurs Worte gewesen. Nein, das hätte nicht jeder gemacht. Doch Arthur Weasley war eine jener Personen, die noch an das Gute in jedem Menschen glaubten. Und ich hoffte, diese Einstellung würde ihm so schnell nicht verloren gehen. Denn was wäre die Welt schon ohne diese herzensguten Menschen?


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