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Fanfiction

Um das Leben meiner Schwester - Sturmnacht

von SynthiaSeverin

„Kommt rein, schnell, kommt rein!“

Der Ruf dröhnte wie ein verzerrtes Echolot durch das brandende Meer der aufziehenden Nacht. Im dichten Vorhang aus prasselnden Tropfen konnte Albus das Zauberstablicht seines Vaters nur noch als verschwommenes Flackern in der Ferne ausmachen. Über die Dächer der Häuser peitschte der Sturm, riss an den Ziegeln, zerrte an den Balken und trieb Albus aufgewirbelten Staub und von den Bäumen abgerissene Blätter entgegen. Sein tropfnasses Haar, das sich aus der Schleife gelöst hatte, klatschte ihm gegen das Gesicht. Es war schwer, mit den feuchten Händen den glitschigen Griff des Weidekorbs festzuhalten, in dem die Kohlköpfe ein Bad in Regenwasser nahmen. Er warf einen Blick zu Aberforth hinüber, der sich kaum weniger abmühen musste, während der Himmel über ihnen rumorte. Der letzte Augusttag versank in einem tosenden Unwetter, das den Garten in ein Schlammmoor verwandelte. Ächzend stakten die beiden Jungen auf das Haus zu. Ein Glück nur, dass Bastus sie führte, dachte Albus. Hätte der Kniesel sie nicht aufgespürt und nachhause gelotst, er hätte nicht wissen mögen, wie es ihnen jetzt ergehen würde. Schon eine Minute wartete der Kater unter der Regenrinne neben Percival, den er mit seinem Maunzen aufgescheucht und nach draußen gelockt hatte. Schweigend folgten Albus und Aberforth ihrem Vater ums Haus.

Der fahle Schein eines zweiten Zauberstablichts kam ihnen entgegen, als die Brüder die Eingangstüre erreichten. Es war Kendra, die in ihrem Morgenmantel die alte Holztreppe herunterkam.
„Den könnt ihr draußen lassen“, sagte sie hastig, den Blick auf den Weidenkorb gerichtet, worauf die Jungen ihn absetzten. Aberforth schüttelte sich wie ein Pudel, ehe er über die Schwelle trat. Doch es nützte nichts: Unter ihm bildete sich eine Pfütze auf dem Dielenboden. Gerade als Albus seinem Bruder folgte, ließ ein Blitz hinter ihm die Häuser der Nachbarschaft grell aufleuchten und der schallende Donner, der nicht lange auf sich warten ließ, brachte den Türrahmen zum Erzittern. Staub rieselte auf Albus herab, da hob Percival den Zauberstab.
„Colluportus!“ – und es herrschte Stille. Solange jedenfalls bis Aberforth niesen musste.
„Wo seid ihr gewesen? Warum habt ihr so lange gebraucht?“, fragte Kendra scharf, während Albus am andere Ende der Treppe ein Gesicht im Halbdunkel erspähte, das mit dem Getrippel von Füßen sofort wieder im Obergeschoss verschwand.
„Was?“, fragte er.
„Ich wollte wissen, wo ihr gewesen seid?“
Kendra klang ärgerlich.
„Is‘ meine Schuld“, schniefte Aberforth in sein Taschentuch, „Wir war’n so früh fertig, da dacht‘ ich, wir könnten noch ein paar Pilze im Wald sammeln. Also sind wir ums Dorf rum und haben Morcheln und Stockschwämmchen gesucht. Siehst du?“
Albus konnte seine Mutter schnaufen hören, während er dem flüchtenden Schatten nachsah.
„Was hast du dir nur dabei gedacht, Aberforth? Euch hätte wer weiß was zustoßen können!“
„‘Tschuldigung, Mutter“, murmelte Aberforth kleinlaut, „Kommt nicht mehr vor“.
Kendra atmete leise aus.
„Siccare“, sagte sie und Albus spürte, wie sich das Schmutzwasser aus seiner Kleidung wrang und er langsam trocknete, „Geht euch umziehen. Ich wärme euch etwas vom Abendessen auf.“
Mit einem kurzen Blick zu seinem Vater, der bis jetzt keinen Ton gesagt hatte, wandte Albus sich um und schlich die Treppe hinauf.

Den ganzen Tag hatten sie mit den Browns zusammen Großtante Thelma bei der Ernte des Drachenblaukrauts geholfen und keiner von ihnen beiden wäre auf den Gedanken gekommen, heute noch in ein Unwetter zu geraten. Immerhin hatte es seit Albus‘ Geburtstag Anfang Juli kaum einen Tropfen geregnet und Albus glaubte fast, Mould-on-the-Wold hätte sich in eine Tropenstadt verwandelt, während sein Vater im Staub von Afrika Höhlenmalereien entzifferte. Jetzt kam ihm der Gedanke töricht vor. Großtante Thelma hatte kurz vor ihrem Aufbruch mit der Hand am Hexenhut zum dunkler werdenden Himmel aufgesehen und leise verkündet:
„Da braut sich was zusammen. Ein böses Omen, ein böses Omen.“
Doch keiner von ihnen hatte sie gefragt, was sie damit meinte. Albus dachte an einen Besuch von Mr. Longbottom, der Großtante Thelma die letzten zwei Monate so viele Eulen mit parfümierten Briefen geschickt hatte, dass sie auf seinen Namen nur noch mit einem gereizten „Nie wieder Alkohol“ reagierte. Nun wusste er es besser: Es war das Gewitter.
„Glaubst du, es gibt Hausarrest?“, fragte Aberforth, während er seine Hose fast in den Nachttopf warf und sich das Schlafhemd überstreifte.
„An den astrápsi den vrontái*“, antwortete Albus und musterte das Wetterleuchten hinter den regenverhangenen Scheiben. Dann strich er sich die Haare auf die Schultern und verschwand durch die Tür.
„Und das heißt? He, was heißt das?“, keuchte Aberforth und stolperte hinter ihm die Treppe hinab.

Sie nahmen das Nachtmahl nicht im Esszimmer ein. Kendra hatte im Salon den Kamin befeuert, um die Regenkälte aus ihren Körpern zu treiben. Und auf dem Wohnzimmertisch standen zwei spärlich gefüllte, dampfende Teller. Es war mollig warm in der Stube. Albus‘ Vater hatte sich mit seiner Pfeife und einem Buch niedergelassen, seine Mutter ihr Strickzeug geholt. Fast hätte es im Salon gemütlich sein können. Doch das Gewitter schwoll jetzt erst richtig an. Unablässig trommelte der Regen gegen die Hauswand und die Scharniere der Läden quietschten unheimlich im Sturm. Fast klang es wie das Jaulen eines geschlagenen Hundes. Irrte Albus sich oder wurde das Donnern draußen immer lauter? Und wie anders war es drinnen in der Stube. Die Porträts in der Bildergalerie machten bleiche, verkniffene Mienen und sprachen kein Wort. Genau wie Kendra und Percival, die ihren Tätigkeiten nachgingen und ihren Söhnen kaum einen Blick zuwarfen. Albus stöhnte innerlich auf. Das war ihre Strafe. Sie waren erst nach der Bettgehzeit heimgekehrt, also behandelte man sie auch so, als würden sie längst schlafen.
„Schmeckt’s“, flüsterte er Aberforth zu, um sich wenigstens mit irgendwem zu unterhalten – und bekam ein Grummeln zur Antwort.
Es war ihr Vater, der schließlich das Schweigen brach.
„Der Wald ist nicht ungefährlich“, bemerkte er beiläufig zwischen zwei Zügen an seiner Pfeife und handelte sich damit einen strengen Blick von Kendra ein.
„Urgroßonkel Marvin wurde im Wald von etwas angegriffen, wie mir Urgroßvater als Kind immer erzählte. Eine schlimme Geschichte.“
Aberforth fuhr erschrocken auf.
„Wieso? Was ist mit ihm geschehen?“, sagte er, zu schnell und zu hastig, um seine Furcht zu verbergen.
Percival legte das Buch beiseite und blickte ernst zur Gartentüre.
„Sie trugen ihn tot über diese Schwelle“
Fast verschluckte sich Albus an einer Gabel voll Erbsen und spürte das Zusammenzucken seines Bruders neben sich.
„Tot?!?“, rief Aberforth.
„Ja, sonderbar. Es wurde nie geklärt, was genau ihn da angefallen hat“, meinte ihr Vater abwesend.
„Heißt das, dass- dass-“
„-Percival, das reicht“, mischte sich Kendra nun ein und legte das Strickzeug beiseite, „Diese Nacht ist unheimlich genug und du machst den Jungen noch zusätzlich Angst.“
„Böses Omen“, keuchte Aberforth in sich hinein, während ihre Mutter sich ihnen zuwandte.
„Es stimmt, was euer Vater erzählt“, erklärte sie, „Aber das ist weit über hundert Jahre her. Das Ministerium hat den Wald danach gründlich in Augenschein genommen, immerhin leben hier viele Muggel. Seitdem ist nie wieder ein solches Unglück vorgekommen. Trotzdem solltet ihr im Dunkeln nicht allein dort draußen unterwegs sein.“
Albus blickte hinab in seinen Teller. Warum erinnerten ihn die blanchierten Kohlrabischeiben auf einmal an Lethifolds und die dunklen Fleischstücke an Acromantula? Er wollte gerade eines der Fleischstücke aufspießen, als plötzlich…

WUMM

Von oben herab erschallte ein gewaltiges Donnergrollen, das wie eine Lawine durch die Wände wallte. Die Porzellanteller an der Tapete klirrten. Die Porträts riefen hektisch durcheinander. Und sie alle, Menschen und Gemälde, rissen im Reflex die Köpfe empor.
„Das Gewitter muss direkt über dem Haus sein“, bemerkte Percival beeindruckt, während ihm die Pfeife aus dem Mund glitt. Dann erschallte ein Schrei.
„Mutter! Mutter!“, gellte es voller Angst durchs Treppenhaus und Füße trampelten in Windeseile über die Decke und die morschen Stufen hinab. Doch da war noch etwas. Etwas, das nicht vom Dachboden kam: Ein lautes, unablässiges Meckern. Aberforths Augen weiteten sich vor Schreck. Dann sprang er wie von der Tarantel gestochen auf und raste zur Gartentür.
„Was hast du vor?“, rief Albus ihm hinterher.
„Pedro!“, schrie er panisch, „Pedora ist noch draußen!“
„Aberforth, nicht!“, mahnte ihn Kendra. Doch zu spät. Er hatte bereits die Jalousien gelichtet, die Tür entriegelt und stürmte nach draußen. Ohne nachzudenken sprang Albus auf und rannte seinem Bruder hinterher. Noch immer schüttete es aus Kübeln und der Wind peitschte ihn um die Ohren. Er musste Aberforth zurückholen, das war sein einziger Gedanke, während die grellen, irisierenden Blitze nur vage Schemen offenbarten. Dann, plötzlich geschah es. Ein gleißendes Licht flutete den Garten, so dass es Albus für einen Moment blendete. Es schien direkt in die Kastanie zu fahren und in dem Schein sah er die Ziege, die in Todesangst an dem Seil riss, mit dem sie am Stamm festgebunden war.
„PEDRO! NEIN!“, schrie Aberforth wie am Spieß. Und in diesem Augenblick verschwand das Seil. Es war einfach nicht mehr da als hätte es sich vor ihren Augen in Nichts aufgelöst. Pedro rannte los, stieß Aberforth über den Haufen und sprang aufs Haus zu, als Albus seinen Bruder erreichte.
„Was-was ist geschehen?“, murmelte Aberforth benommen.
„Ich glaub, du hast gezaubert“, entgegnete Albus verblüfft. Dann ließ ein weiteres, ohrenbetäubendes Donnergrollen den Garten erzittern und ein beißender Geruch durchzog die Luft.
„KOMM, SCHNELL INS HAUS!“, rief Albus, zerrte seinen Bruder in die Senkrechte und schleifte ihn zurück zur Gartentüre, wo ihre Eltern bereits warteten.

„Ihr beide gehört nach Gryffindor“, flüsterte ihr Vater stolz, als sie Schwelle erreichten. Ihre Mutter indessen blickte sie nicht einmal an. Wie eine Salzsäule stand sie im Rahmen und starrte hinaus auf den Garten, während ihre Lippen leicht zuckten.
„Percival?“, hauchte sie ungläubig. Albus drehte sich um, folgte ihrem Blick und dann zuckte er zusammen. Die Kastanie stand in lichtlohen Flammen, Holz knirschte und etwas Großes, Dunkles fiel direkt in ihre Richtung.
„ZURÜCK! ZURÜCK!“, schrie ihr Vater mit aufgerissenen Augen und stieß ihn und Aberforth ins Wohnzimmer hinein. Albus konnte kaum mehr sehen, was da auf sie zuraste, da zogen sein Vater und seine Mutter schon die Zauberstäbe und hasteten in den Garten. Sekundenschnell schossen sie ihre Magie auf das fallende Etwas ab, das im Blitzlicht aus mehreren verzweigten Armen zu bestehen schien. Der Donnerlärm verschluckte jedes Geräusch, so dass Albus die Sprüche seiner Eltern nicht hörte. Doch er sah, dass das große Etwas zuerst schrumpfte und dann plötzlich als ein Schwarm goldener Vögel in den Himmel empor flatterte. Im strömenden Regen atmeten Kendra und Percival tief aus und das Blitzlicht offenbarte unverhohlene Erleichterung auf ihren Gesichtern, als sie zum Haus zurückkehrten. Doch erst als sie die Schwelle passiert hatten, nahm jemand die kleine, blonde Gestalt war, die barfüßig und still die ganze Zeit über im Schatten vor der Esszimmertür ausgeharrt hatte. Wie schlafwandlerisch und ohne sich zu rühren starrte Ariana an ihren vorbei in den Garten.
„Die Kastanie“, murmelte sie nur und in ihren Augen spiegelte sich pures Entsetzen.

In dieser Nacht fand Albus keinen Schlaf. Immer wieder wälzte er sich in seinem Bett herum. Nachdem seine Augen aber nach einer geschlagenen Stunde noch immer nicht zufallen wollten, gab er schließlich auf und beschloss, die Zeit mit Lesen zu verbringen. Auf leisen Sohlen kletterte er die Sprossenleiter herab, holte sich ein paar Bücher aus seinem Regal und nahm das Säckchen mit jenen kaltleuchtenden Murmeln mit, die sich prima als Leselicht eigneten. So wühlte er sich unter seiner Bettdecke durch die Seiten, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, mit dem man vom Blitz getroffene Kastanien wieder herstellen konnte. Doch er fand nichts. Also steckte er stattdessen seine Nase in Brodwin Brandblases gescheiterte Phönixzähmung. Endlich, als die Nacht schon weit vorgeschritten war, überkam ihn doch noch so etwas wie eine selige Müdigkeit. Schläfrig klappte Albus den Wälzer zu, verstaute gähnend die Murmel im Säckchen und machte sich daran, noch vor dem Einnicken die Sachen zurück an ihren Platz zu bringen. Er hatte gerade seinen verwuschelten Kopf unter der Decke hervorgestreckt, als er erkannte, dass er nicht der Einzige war, der in dieser Nacht kein Auge zugemacht hatte. Vor dem Fenster, hinter dem inzwischen wieder ein sternklarer Himmel glänzte, stand jemand im Mondlicht. Es war Aberforth, der hinaus in den Garten blickte. Verwundert räkelte sich Albus, ließ die Bücher vom Bett auf den Boden plumsen und sprang die Leiter hinab. Aberforth regte sich nicht, als er zu ihm trat. Er schaute ihn nicht einmal an. Nur sein Mund bewegte sich kaum merklich.
„Sie hat gesagt, ein böses Omen. Das hat Tante Thelma gesagt“, flüsterte Aberforth ängstlich, während er wie gebannt auf die Kastanie starrte.
Albus presste die Lippen aufeinander.
„Hmm“, machte er. Mehr fiel ihm nicht ein. Er wusste doch auch nicht, was er sagen konnte, um seinen Bruder zu beruhigen. Ihm war nicht weniger mulmig zumute. Sein Herz lag ihm schwer im Leib und die Härchen in seinem Nacken richteten sich auf, wenn er auf das blickte, was noch vor Stunden der stolze Familienbaum der Dumbledores gewesen war. Jetzt sah die Kastanie nur noch zum Gruseln aus. Ganze drei der fünf mächtigen Äste hatte der Blitz gebrochen und verbrannt und nur noch zwei reckten sich in grotesken Windungen zum schwarzen Himmel empor wie die verkrüppelten Gliedmaßen eines Kriegsinvaliden. Für einen Moment dachte Albus, dass es vielleicht besser gewesen wäre, wenn gleich der ganze Baum mit all seinen Ästen umgekippt wäre. Wenn es ihn im Ganzen entwurzelt hätte, vielleicht hätte man ihn dann einfach wieder aufrichten können. Hatte er in einem Buch über den Anbau magischer Pflanzen nicht so etwas gelesen? Wie hieß der Titel noch gleich? Giesberts glänzender Gartenführer? Nein, aber irgendwas mit Garten. Er musste unbedingt die Bücher nochmal durchsehen.

Gerade als Albus sich dem Regal zuwenden wollte, ertönte ein leises Quietschen hinter ihm und ein Lichtschein streifte sein Gesicht. Pedro, den Aberforth nach dem Sturm mit ins Bett genommen hatte, wachte auf sprang meckernd in die nächste Ecke. Erschrocken fuhren Albus und Aberforth um. Im Türrahmen erschien ein vertrautes und sehr verschlafenes Gesicht.
„Nanu, ihr seid noch wach?“
„Vater“, keuchte Aberforth und brachte keinen Ton mehr heraus.
„Ich wollte mir gerade einen Schluck Wasser genehmigen, da hörte ich Geräusche aus eurer Kammer. Warum seid ihr beiden nicht im Bett?“
Albus blickte zu seinem Vater auf, während dieser sich mit der Nachtlampe in der Hand und der Schlafmütze auf dem Kopf ins Zimmer schob.
„Abber hat Angst wegen Großtante Thelma“, entgegnete er ruhig.
„Großtante Thelma?!?“, fragte Percival verwundert und blickte den jüngeren seiner beiden Söhne an. Albus nutzte die Gelegenheit, um sich zum Regal davonzustehlen.
„Sie-Sie hat gesagt, dass das ein böses Omen wäre“, sagte sein Bruder hinter ihm zittrig.
„Was?“, fragte Percival ruhig, „Und wann hat sie das gesagt?“
„Heute Nachmittag auf dem Feld, als der Himmel lila wurde“, antwortete Albus an Aberforths Stelle, zog einen Stuhl zum Regal und stieg darauf, „Sie meinte, da braut sich was zusammen.“
Ein Schlucken war zu hören und Aberforth sagte kleinlaut: „Stimmt“.
Dann ein Seufzen.
„Komm, setzt dich einmal zu dir“, sprach Percival sanft und dem Rascheln nach zu urteilen hatte er sich gerade auf das untere der beiden Betten gesetzt. Noch einmal raschelte es, ehe Percival wieder sprach.
„Hör mal, Aberforth. Das, was heute geschehen ist, ist eine traurige Sache. Ich glaube uns allen ist ein wenig flau zumute und gut schläft heute wohl keiner unter diesem Dach. Und ja, ein sonderbarer Zufall ist es obendrein. Aber weißt du, solche Zufälle gibt es manchmal ohne dass eine verborgene Bedeutung dahinterstände. Großtante Thelma ist eine herzensgute Frau, das steht außer Zweifel, aber sie ist auch ein klein wenig abergläubisch. Du tust gut daran, nicht immer alles für bare Münze zu nehmen, was sie sagt.“

„Aber es gibt doch auch Wahrsager, oder Vater?“, keuchte Aberforth, „Die gibt es doch?“
„Ja, allerdings“, fuhr Percival nachdenklich fort, „Nun, die meisten Prophezeiungen, erweisen sich im Nachhinein als falsch. Der Tagesprophet berichtet stetig darüber, welche Vorhersage einmal wieder nicht in Erfüllungen gegangen ist. Und einen Wahrsager aus der Linie der Dumbledores hat es noch nie gegeben.“
Für einen Moment herrschte Schweigen, während Albus mit der Leuchtmurmel die Regale entlang fuhr. Als er sich am Ende der Reihe umdrehte, konnte er aus dem Augenwinkel das Gesicht seines Bruders erhaschen, der ihren Vater noch immer finster anschaute. Doch es kümmerte ihn nicht. Er hatte ein Buch zu finden. Wie hieß es und wo war es nur?
Percival seufzte erneut, dann atmete er tief ein.
„Nun gut, Aberforth. Ich sehe, ich kann dir diese Grillen nicht austreiben. Ich bezweifle zwar, dass Tante Thelma neuerdings ihr Talent fürs Wahrsagen entdeckt hat, doch sei‘s drum. Gehen wir also davon aus, sie hat Recht. Dann lass dir eines gesagt sein: Es gibt mächtigere Dinge als Vorhersagen. Dinge, mit denen sich jede böse Prophezeiung besiegen, jedes böse Schicksal abwenden lässt.“
„Und die wären?“
„Zusammenhalt“, antwortete Percival rasch, „Solange wir in diesem Haus alle fest zusammenhalten, kann uns nichts etwas anhaben. Wenn wir aufeinander Acht geben, sind unsere Stämme hundert Mal stärker als die der Kastanie.“
„Kannst du das versprechen?“
„Gewiss. Wollen wir einen Eid darauf leisten? Einen gewöhnlichen, ohne Magie. Magische Eide sind mit Vorsicht zu genießen.“
Albus hörte nicht, was sein Bruder antwortete. Doch er wäre fast vom Stuhl gefallen, als sein Vater ihn ansprach.
„Albus, hast du gehört was wir besprochen haben?“, rief er ihm zu, während er und Aberforth im Schein der Lampe ihre Hände übereinander legten.
Albus nickte stumm.
„Dann, magst du nicht herüberkommen und in unseren Schwur einwilligen?“
Es war mehr eine Aufforderung als eine Frage. Albus antwortete nicht. Er kletterte nur missmutig vom Stuhl und stapfte hinüber zum Bett. Was blieb ihm auch anderes übrig?
„In dieser Nacht“, erklärte Percival bedeutungsvoll, als auch Albus seine Hand auf die seines Vaters gelegt hatte, „wollen wir Dumbledore-Männer uns feierlich schwören, immer zusammenzuhalten, was auch geschehen mag. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um einander sowie die Frauen unserer Familie zu beschützen. Wir werden nie vergessen, dass unser Zusammenhalt unsere stärkste Waffe ist, um alle Schlachten zu meistern. Wenn ihr diesen Schwur besiegeln wollt, so sprecht ‚ich schwöre‘“
„Ich schwöre“, erklärte Percival bestimmt.
„Ich schwöre“, stimmte Aberforth im Brustton tiefster Überzeugung ein.
„Ich schwöre“ murmelte Albus. Doch eigentlich hatte er nicht einmal richtig zugehört, was sein Vater gesagt hatte. Ungeduldig schaute er hinüber zum Regal. Er musste weiter nach dem Buch suchen. Denn eines wusste Albus: Egal um welches Problem es auch ging, irgendwo stand in irgendeinem Buch die Lösung. Man musste nur das richtige finden.
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*Wenn es nicht blitzt, kommt auch kein Donner


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Ich habe diese Bücher für mich selbst geschrieben. Was passiert ist, ist ein Schock für mich. Ich dachte mir, dass die Bücher vielleicht drei Menschen gefallen werden, neben mir meiner Schwester und, vielleicht, meiner Tochter.
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