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Fanfiction

Um das Leben meiner Schwester - Das doppelte Dorf

von SynthiaSeverin

Wussten sie es oder wussten sie es nicht?

Den ganzen langen Weg zu Großtante Thelma dachte Albus über diese Frage nach. Da ihr Haus abgelegen von den anderen mitten in der Heide stand, waren er und Ariana eine ganze Weile unterwegs. Viel Zeit zum Nachdenken also. Links und rechts von ihrem Weg erhoben sich die Häuser des Dorfes. Doch eigentlich war es nicht nur ein Dorf, das sie durchquerten.

Es waren zwei.

Zwei, die übereinandergelegt waren wie die Schichten eines Cumberland Pies. Einmal gab es das Mould-on-the-Wold der Muggle und einmal das Mould-on-the-Wold der Zauberer. Albus und Ariana kamen an den Häusern ihrer Klassenkameraden vorbei. Im Garten der Browns jagten Rudolph, Ruby und die Crabbes durch die Luft und schlugen sich Bälle zu, während der vierjährige Nelson vor der Schaukel auf seinem Besen eingenickt war. Im Haus gegenüber kickten ein paar Jungen und ein Mädchen einen Ball auf ein Scheunentor, in dem ein kleiner Junge stand und verzweifelt versuchte, ihn zu halten. Die Spiele ähnelten sich auf gewisse Weise. Doch nur das eine kannte Albus. Das andere war ihm gänzlich fremd. Er winkte Ruby und Rudolph zu, die sie gegrüßt hatten und zog mit Ariana weiter durchs Dorf.

Sie kamen zur Werkstatt von Roadflick Crabbe, dem Vater von Marc, Calvin und Eldore.
„Was soll das heißen, nicht durch den MÜV gekommen?“, schallte ihnen eine zornige Männerstimme von hinter dem Hoftor entgegen.
„Der Morschungsgrad des Achsenstiels liegt im roten Bereich, das Profil der Borsten ist so gut wie abgefegt. Die Flugzauber entsprechen nicht mehr der neusten Magie und sind zudem stellenweise defekt. Es tut mir wirklich leid, Mister Loopflight, aber ich kann diesen Besen wahrlich nicht wieder für den Flugverkehr freigeben. Sie wären eine fliegende Gefahr für andere wie für sich selbst.“
„Sie sind Flugbesen-Magier, dann machen Sie Ihre Arbeit und reparieren mir den Feger!“
„Ich bedauere, aber bei solchen Mängeln lohnt sich eine Reparatur nicht. Der Kauf eines neuen Besens käme Sie vermutlich günstiger.“
„Ich hab 80 Galleonen für diesen Besen bezahlt und bin nur zwei Mal Kurzstrecke damit geflogen!“
„Besitzen Sie ein Besenzertifikat, das diesen Kauf belegt?“
„Nein“
„Dann sollten Sie in Zukunft einen Bogen um dubiose Gebrauchtbesenhändler machen, Mister Loopflight. Dieser Besen jedenfalls ist reif für den Kamin. Einen schönen Tag.“

Ein Schnauben, die Tür flog auf und ein grimmiger Zauberer in einem abgewetzten, hellblauen Gewand stürzte mit einem alten Kehrbesen in der Hand auf die Gasse. Sekunden später war er disappariert. Über einem Schaufenster, in dem Öle und Pflegesets ausgelegt waren, hing ein Messingschild: Crabbes Flugbesenwerkstatt. Unter einem ganz ähnlichen Messingschild am Ende der Straße begutachtete gerade ein Mann mit einem schmutzigen Lederschurz um die Hüften die gebrochene Speiche eines Wagenrads. Albus und Ariana bogen um die Ecke kurz bevor sie ihn erreichten. Hinein in eine Seitengasse, über der ein Holzbogen mit der Aufschrift „Drachengässchen“ prangte.

Getuschel drang ihnen entgegen. Sie waren kaum ein paar Schritte gegangen, als sie zwei Hexen in Kleidern mit viel zu vielen Rüschen, gepuderten Gesichtern und engelshaft gelockten Haaren in die Arme liefen.
„Hast du schon gehört, die gute Mrs. Kesselleck hat neuerdings eine Affäre mit dem jungen Schnatzer“, schnatterte die eine, „Jawohl, ich hab die beiden zusammen gesehen. Also mich wundert das ja nicht- bei der Ehe. Fünf Jahre und noch immer keine Kinder. Bis auf die kleine Nichte Olivia und ob die nicht eine Squib ist… nun ja. Und der Schnatzer, der ist ja ein so charmanter und gutaussehender Mann. Und noch immer Junggeselle. Ach, wenn mein Eddie nicht wäre, also wüsst ja auch nicht, ob ich ihm widerstehen könnte, schöne Augen zu machen.“
„Du, das ist noch gar nichts, Schwesterherz“, antwortete die andere, „Weißt du, was ich über die alte Thelma Brown gehört habe? Die soll sich von ihrem Neffen eine Chimäre aus Griechenland mitgebracht haben lassen, um die als Haustier zu halten. Stell dir das mal vor!“
„Nein, nicht wahr!“
„Und ob, Ich hab heute genau gesehen, wie einige Ministeriumsleute dort appariert sind, um sie zu verhaften. Ein Glück kann man da nur sagen, ein Glück. Stell dir mal vor, die wäre ausgebrochen und hätte das Dorf unsicher gemacht. Nicht auszudenken. Aber die alte Brown hatte schon immer nicht alle Tassen im Schrank. Kohlköpfe mit Drachenmist…“
Ariana kniff die Augen zusammen und starrte den beiden Hexen finster an. Dann warfen sie Albus einen Blick zu. Und es brauchte es keine Worte, um zu erraten, was sie dachte: Greengrass…

Allmählich hatte Albus einen vagen Verdacht, was Elzibath Greengrass‘ Kopf auf Ballongröße hatte anschwellen lassen, als ihre Schwester sie vor eine Woche händetätschelnd in den Garten der Dumbledores geführt hatte und Kendra mit Tränen in den Augen um Rat und Hilfe angefleht hatte. Schnell schob Albus seine Schwester weiter das Drachengässchen hinab, ehe die beiden Hexen merkten, dass sie belauscht worden waren.

Noch vielen weiteren Männern, Frauen und Kindern begegneten die Geschwister auf ihrem Weg zu Großtante Thelma. Die einen trugen Hosenträger und Hemden oder Schürzenkleider. Die anderen runenbestickte Roben, zipfelige Röcke und fliegende Umhänge. Die einen bedeckten ihre Köpfe mit Kappen und Hauben, die anderen mit spitzen Hüten. Hier trieben die einen mit Stöckchen Holzreifen die Hauptstraße hinab, dort sausten andere auf geheimen Gassen mit Kinderbesen durch die Luft. Hier schleppten die Einen ihre Einkaufskörbe in „Kates Krämerlädchen“, dort die anderen in „Maggies Magiestübchen“.

Mit einem stummen Staunen, das seiner kleinen Schwester entging, betrachtete Albus das bunte Treiben um sich her. Es schien ihm unbegreiflich, dass von all diesen Dingen die Muggle nur die Hälfte wissen sollten. Und doch war es so. Alles in Albus‘ Welt war vor deren Augen durch mächtige Zauber verborgen. Das hieß, fast alles. Ein paar Wohnhäuser waren auch für sie sichtbar, so wie das der Dumbledores. Doch von Quidditch und Besenwerkstätten, von Zipfelröcken und Magiestübchen wussten sie nichts. Und er? Was wusste er von der Welt der Muggle? Genauso wenig. Niemand hatte Albus je erzählt, welche Spiele Mugglekinder spielten, wo ihre Väter ihre Besen reparieren ließen oder wo sie ihre Mütter hinschickten, wenn denen der Kopf geschwollen war. Kein Erwachsener hatte Albus gegenüber je viele Worte darüber verloren, wie die Muggle eigentlich lebten. Nicht einmal Mister Suffergreen, der doch irgendwo zu beiden Welten gehörte.

Es war als ob eine unsichtbare Mauer durch Mould-on-the-Wold teilte ging und scheinbar interessierte es keinen Zauberer und keine Hexe, was auf der anderen Seite lag.

Vor dem ‚Gurgelden Kelpie‘ schließlich hielt Albus inne.
„Ist etwas?“, fragte Ariana.
„Nein, nichts. Ich will nur etwas nachsehen“, sagte er hastig und drückte schon die Nase an den schmutzigen Scheiben platt. Drinnen im düsteren Schankraum drängten sich einige verhüllte Gestalten um einen Tisch mit einer einzigen Funzel und pokerten offensichtlich um das Horn, das zwischen ihnen lag. Sie waren fast die einzigen Gäste. Nur ein weiterer Zauberer saß noch an der Bar. Und da, auf dem Boden zwischen den schlammigen Fußspuren war auch er: Gunnar Goyle, der schlimmste Zaubererjunge des ganzen Dorfes. Er kauerte unter einem der Barhocker und träufelte mit einem dreckigen Grinsen einer Kröte einen zähflüssigen Trank auf Körper. Die Kröte begann wie unter Krämpfen zu zucken und sonderte schließlich ein schleimiges Sekret ab, ehe sie reglos liegenblieb. Die beiden Kleinkinder, die mit dumpfem Blick neben Gunnar saßen, klatschten begeistert in die Hände, tauchten ihre Finger in den Schleim und beschmierten sich gegenseitig die Gesichter damit. Albus aber wich angewidert von der Scheibe zurück.
„Was ist denn da drin los“, drang ihm Arianas ungeduldige Stimme ins Ohr.
„Apó mikro ke apó trelló mathaínis tin alíthia*“, sagte er kopfschüttelnd, griff ihre Hand und zog sie vom Fenster fort, „Lass uns gehen, Anna!“

Das ‚Gurgelnde Kelpie‘ galt vielen ehrbaren Zauberern und Hexen in Mould-on-the-Wold als zwielichtiger Ort, zumindest wenn man Vaters Reden glauben durfte. Percival Dumbledore hielt nicht viel auf Hulk Goyle. Wenn die Dumbledores ausgingen, dann in ‚Madam Fortescues feinem Cafe‘, in dem es die leckerste Torte, das cremigste Eis und zu Walpurgis, Halloween und wann immer Madam Fortescue gerade Lust darauf hatte rauschende Tanzabende gab. Seinen Namen hatte das Gurgelde Kelpie von dem Wasserdämon, der im sumpfigen See hinter dem Haus leben sollte. Doch falls es den Wasserdämon dort je gegeben hatte, so hatte das Zaubereiministerium sich schon lange darum gekümmert. Niemand, den Albus kannte, hatte je ein Kelpie dort gesehen. Den Sumpf aber mieden die Kinder. Und ebenso die Schenke. Hulk Goyle, so erzählte man sich im Dorf, sei der größte Mugglehasser in Mould-on-the-World. Unheimlich stolz auf sein reines Blut. Noch stolzer als andere Reinblüter, die aus alten, angesehenen Zaubererfamilien stammten. Ja so stolz, dass sogar die Greengrass-Cousinen sich ungläubig anschauten und vor Ekel die Gesichter verzogen, wenn sie hinter vorgehaltener Hand über den Stammbaum der Goyles lästerten. Gerüchte, deren genauen Inhalt Albus nicht kannte. Er fand die Greengrass-Cousinen albern belauschte ihre Tuscheleien nie länger als nötig.

Andere Dinge über Hulk Goyle waren ihm weit besser zu Ohren gekommen. Wie dass Goyle dafür plädiere, Muggle als Tierwesen einstufen zu lassen. Vater hatte sich beim Abendbrot einmal furchtbar darüber aufgeregt, nachdem er im Dorf mit dem Wirt darüber in Streit geraten war. Auch Squibs wie Suffergreen betrachtete Goyle nur zur Hälfte als Menschen. Dass er seinen Sohn zu Suffergreen schickte, lag wohl nur daran, dass er selbst kaum Lesen und Schreiben konnte, geschweige denn sich auf Latein und Griechisch verstand. Zumindest vermutete Albus das, nach all den Gerüchten, die er über Gunnars Vater gehört hatte. Über die Schwelle der Schenke wagten sich nur Zauberer und Hexen seines Schlages: Zwielichtige Gestalten, radikale Reinblüter, Mugglehasser.

Albus fröstelte, als ein Bild aus den Tiefen seiner Erinnerung in ihm aufstieg. Ein seltsam verschwommenes Bild. Er sah den Tisch in der Ecke vor seinen Augen, viel größer als er eigentlich war. Er sah einen riesigen Teller dampfender Suppe und das mürrische Gesicht eines alten Mannes mit bohrenden, hellblauen Augen. War es wahr? War es wahr, dass er als kleines Kind einmal in der Schenke gewesen war? Oder spielte ihm seine Fantasie bloß einen Streich? Und wenn es wahr war, war Albus dann auch ein Mugglehasser wie all die anderen? Aberforth war auch schon einmal in der Nähe des Gurgelden Kelpies gesichtet worden. Am Sumpf hinter dem Haus, mit einem Stock und einem zerschlissenen Ochsengeschirr, das er wohl von einem seiner Bauernfreunde hatte mitgehen lassen. Und die Greengrass-Cousinen hatten drei Wochen lang darüber getuschelt, dass Aberforth sich mit Gunnar Goyle angefreundet hätte und nun Muggle jage.

Hinter ihnen ertönte das Gebell und Gekläffe eines Crups als Ariana und Albus sich vom Gurgelde Kelpie anwandten und wieder der Gasse folgten.

Die Lücken zwischen den Häusern wurden nun immer größer. Grasflächen, Hühnerställe, Gärten und Gänsezäune nahmen den Platz ein. Bald hatten die Geschwister den Dorfrand erreicht, liefen hinaus, immer den gewundenen Pfad nach. Vorbei an Kiefern und Wacholder mitten hinein in die Heide, bis sie den verfallenen, hellen Zaun des Einsiedlerhofs erreicht hatten. Tante Thelma sahen sie schon vom Weiten mit ihrem langem, weißen Haar und dem violetten Hexenhut, der samtig in der Sonne glitzerte. Sie stand in ein altes Flickenkleid gekleidet auf einem Feld voller Kartoffelbauchpilze und schirmte mit der Hand ihre Augen gegen die Sonne ab, während sie nach ihren Besuchern Ausschau hielt.
„Ah! Mein Großneffe und meine Großnichte!“, rief sie als sie die Kinder erkannte und ließ vor Freude einen Kartoffelbauchpilz fallen, der sich zugleich in lauter Blüten über das Beet streute.
„Albus, Ariana, schön euch zu sehen. Kommt doch rein!“
„Guten Tag, Großtante“, rief Ariana fröhlich, während sie über das Gatter kletterte und dabei ihr Rüschenkleid aufriss, „Wie geht es dir?“
„Nun ja, ich sollte nicht klagen, nicht wahr? Und euch beiden? Reparo“
Sie richtete ihren Zauberstab auf Arianas Kleid, während Albus seiner Schwester über den Zaun folgte.
„Ganz gut, Großtante. Wir haben Rudolph und Ruby getroffen“ Die Brown-Geschwister waren Großtante Thelmas Enkel und Enkelin, „Und wir sollen dir schöne Grüße von Mutter aus -“
„-Dürfen wir den Hippogreif sehen, Großtante? Dürfen wir, dürfen wir?“, platze Ariana sofort mit leuchtenden Augen heraus.
Großtante Thelma musterte sie für einen Augenblick, dann bückte sie sich, hob einen Eimer voll Drachendung auf und schritt langsam in Richtung Kohlfelder weiter. Ariana und Albus folgten ihr.
„Er ist nicht mehr hier“, erklärte die alte Hexe betrübt und gab der Venemosa Tentacula einen kräftigen Klapps auf die Schlinge, die diese gerade nach Ariana ausgestreckt hatte, „Einige Delegierte der Tierwesen-Behörde waren heute Morgen hier, um ihn mitzunehmen.“ .
Sie blieb stehen und seufzte.
„Glaubt nicht, dass ich nicht wüsste, warum ihr hier seid. Eure Mutter hat euch geschickt, liege ich richtig?“
„Ja“, sagte Albus, „Sie wollte sich noch einmal erkundigen, wie es dir geht.“
„Du meinst wohl, sie wollte wissen, ob diese alte Tatterkreisin ihre eigene Blauäugigkeit, sich in ein schwererziehbares Haustier zu vernarren, doch noch überlebt hat“
Albus blinzelte. Großtante Thelma lächelte bitter.
„Entschuldige bitte. Diese Frage war gemein von mir. Ihr Kinder könnt ja nichts für die ganze Geschichte. Du brauchst sie nicht beantworten, Albus. Ich kann mir schon denken, was Kendra über mich gesagt hat. Gutmütige, gutgläubige alte Hexe, die sich nur zu gerne übers Ohr hauen lässt. Nicht richtig hinschaut, wenn sie sich einen Hofgenossen anschafft.“
Großtante Thelma seufzte schwer. Albus sah gerade noch den dunklen, traurigen Blick in ihren Augen, dann schleppte sie sich auch schon weiter.
„Nein“, rief er und sprang ihr sofort hinterher, „Das hat Mutter nicht gesagt. Sie sagte, dass sie glaube, dass das alles Schuld dieser Scamander sei und du das nächste Mal sicher eine bessere Wahl bei deinen Haustieren treffen wirst.“
Ariana runzelte die Stirn.
„Aber das hat Mutter doch gar-“
„Schscht!“, zischte Albus ihr zu, „Das braucht sie nicht zu wissen.“
Großtante Thelma drehte sich um, lächelte zögerlich.
„Nun, Kinder, ich glaub ich hab noch ein wenig Früchtebrot da. Mögt ihr nicht reinkommen, auf eine gute Tasse Tee?“
Die Geschwister zögerten keine Sekunde.

„Warum hast du sie angelogen?!?“, rief Ariana vorwurfsvoll, als sie in der Abenddämmerung wieder auf dem Trampelpfad in der Heide standen, „Du weißt, dass man das nicht darf!“
„Sie war doch so traurig, Anna“, rechtfertigte Albus sich, „Vielleicht wäre sie noch trauriger gewesen, wenn ich ja gesagt hätte.“
Ariana blieb stehen, verschränkte die Arme.
„Trotzdem!“, schnaubte sie.
„Außerdem war es keine Lüge. Also keine wirkliche. Mama sagte, dass sie sich wünschen würde, wenn Tante Thelma mit der Wahl ihrer Haustiere in Zukunft vorsichtiger ist. Wünschen ist fast dasselbe wie hoffen. Und hoffen fast dasselbe wie an etwas glauben. Also hat Mama eigentlich gar nicht mal so was anderes gesagt als dass sie daran glaubt, dass Großtante Thelma das nächste Mal besser aufpassen wird. Verstehst du?“
Ariana schaute ihn für eine Sekunde lang irritiert an. Dann verzog sie zornig das Gesicht.
„Nein! Und ich will’s auch gar nicht. Lügen ist böse“, rief sie – und stapfte davon.

Albus sah ihre Gestalt zwischen dem Heidekraut kleiner werden, sich allmählich am Horizont verlieren. Doch es kümmerte ihn nicht. Er kannte Ariana seit sechseinhalb Jahren. Sie hatte manchmal ihre Ausbrüche, konnte zur echten Zimtzicke mutieren, wenn sie sich aufregte. Doch bis sie zuhause wären, ja vielleicht schon auf der Brücke, hätte sie sich längst beruhigt und wäre wieder nur das liebe, kleine Mädchen wie immer.

So stand Albus seelenruhig auf dem Trampelpfad und blickte auf das Dorf, das in der Abendsonne schmorte. Im schwülen Dunst, der jedes Haus und jede Hütte in den Mantel einer flimmernden Silhouette kleidete gleich einer Fata Morgana. Und da fiel Albus plötzlich wieder ein, dass Mould-on-the-Wold nicht ein Dorf war, sondern zwei, die übereinandergelegt waren. Und das Wort schwebte vor ihm wie die schwirrende Luft: Lügen. Belogen die Zauberer nicht auch die Muggle? Belogen sie über all die Plätze, die im Dorf existierten und die sie nicht sehen konnten? Über all das, was um sie herum geschah? Es gab sogar ein Gesetz, das die Zauberer verpflichtete, zu lügen. Aber es war nicht immer so gewesen. Einst hatten die Muggle von der Magie gewusst. Damals, bevor es das Gesetz gab. Und nicht alles stand unter Abwehrzauber. Das Haus der Dumbledores zu Beispiel war nicht geschützt - als einziges in Mould-on-the-Wold.

Verwundert über diese Erkenntnis machte Albus sich auf den Heimweg. Die Fragen gingen ihn noch immer durch den Kopf, als er längst zuhause war und vor einem Glas frischer Ziegenmilch saß. Doch aus irgendeinem Grund wollte er sie weder seinem Vater noch seiner Mutter stellen. Fast so, als gäbe es einen Grund, sich dafür zu schämen.
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* Vom Kind und vom Verrückten erfährst du die Wahrheit


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