von Spulenwurzel
Das schöne Abendlicht wirft lange Schatten im Krankenflügel und die goldenen Strahlen wärmen Alices Gesicht. Seit knapp einer Woche ist Alice wieder wach und obwohl sie noch bettlägerig und immer noch recht schwach ist, hat sie Phasen, in denen sie sich konzentrieren kann und keine so grossen Schmerzen hat. Der Besucherstrom hat nicht abgenommen und so wird es ihr auch selten langweilig. Ihre Mutter hat ihr von zu Hause ihr Tagebuch mitgebracht, damit „du etwas mehr oder minder Sinnvolles zu tun hast, wenn du hier im Bett gefangen liegst!“, wie sie mit fordernder Stimme meinte. Alice hat nicht damit gerechnet, das Buch schon so bald wieder zu sehen und hat auch keine Lust verspürt, darin zu schreiben. So hat es unter ihrem Bett gelegen, bis Leon es eben erst gerade entdeckt hat. Schon liegt es in seinen Händen und neugierig blickt er seine Freundin an. Alice findet sein Interesse schmeichelhaft und gleichzeitig weiss sie ganz genau, dass Leon insbesondere letzten Sommer DAS Hauptthema in ihrem Tagebuch war, was zu Peinlichkeiten führen könnte, würde er es zu lesen bekommen. Als Leon sie also fragt: „Bitte, darf ich es lesen?“, muss sich Alice das Ganze doppelt und dreifach überlegen. Das Problem war, dass sie selbst nicht mehr genau wusste, was sie überhaupt geschrieben hatte. „Ok, aber du darfst nicht allzu sehr lachen und den letzten Teil, den vom letzten Sommer, musst du mir vorlesen, ich weiss nämlich selbst nicht mehr, was ich geschrieben habe und so kann ich deine Reaktionen gerade mitbekommen.“
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