von MadameAriella
Es gab eine Zeit in der war alles noch in Unschuld und Leichtigkeit getaucht, ein Nebel undurchdringlich für all die Unannehmlichkeiten, die nicht von rosa Dunst umhüllt waren.
Doch wählte sie jeden ihrer Schritte mit bedacht, könnte jede falsche Bewegung sie doch verraten und alles auffliegen lassen, denn Andromeda trug eine schwere Last mit sich – denn niemand wusste, dass sie ein Doppelleben führte.
Für einen Außenstehenden wirkten ihre zögerlichen Bewegungen und ihr schweigsames Wesen, als sei sie unsicher gar verschüchtert –das passte nur zu gut in ihren Plan.
Alles nur die perfekte Täuschung, ihre gerade Haltung, die sauber hochgesteckten braunen Locken und das etwas schüchterne Lächeln.
Niemand durchschaute ihr Spiel, denn was niemand wusste nachts gab es Andromeda die feine Black Tochter nicht mehr – nachts da erwachten in Andromeda die Seeräuberin, die Rächerin der Wehrlosen, die Traumfängerin, die Drachenzähmerin und die edle Ritterin, die ihren Prinzen aus dem Zimmer im höchsten Turm befreit, denn in der Nacht war sie ein Held.
Denn dann war sie Buch – Abenteurerin, und zwar eine der Besten.
All das Getue mit den prunkvollen Kleidern, der grazilen Haltung und den Teepartys – das war die Welt ihrer kleinen Schwester, sie würde mal eine stolze Black mit einem edlen reinblütigen Ehemann abgeben.
Doch das war ganz und gar nicht Andromedas Welt, denn in diesen Punkt war sie sich ganz sicher, sie würde sich nicht verkaufen lassen für ihre Mitgift und sie würde über ihr Leben selbst bestimmen – denn sie war zu mehr bestimmt.
Doch Zeit steht nicht still, sie läuft weiter und auch Andromeda war nicht mehr das kleine Mädchen.
Sie konnte nun jeden Schritt völlig frei nach den anderen setzen, sie war unbeschwert die erdrückende Last war von ihr gewichen, genauer war sie von der Last gewichen, sie hatte es geschafft ihre Familie hinter sich zu lassen.
Sie hatte sich ihren Koffer, einen kleinen Teil der Bibliothek und ihr Leben in die Hand genommen und hatte die falsche Welt ihres Elternhauses verlassen.
Sie war nicht zum höchsten Turm geritten, gegen den Drachen angekämpft und hatte nicht ihren Prinzen aus dessen Gewalt entrissen.
Er stand einfach eines Tages vor ihr, nicht reich an Gold oder reiner Abstammung und doch sie hatte sich bedingungslos in ihn verliebt.
Einen Moment musste Andromeda über ihre kindlichen Gedanken lachen – ihre Phantasie hatte sie auch über all die Jahre nicht verlassen.
Und auch wenn sie nie gegen einen Drachen gekämpft, die Weltmeere umsegelt oder sich all die anderen phantastischen Träume ihrer Kindheit erfüllt hatte.
So hatte sie doch ihre ganz eigene Heldengeschichte geschrieben, wenn sie so auf ihr Leben zurücksah.
Und diese Geschichte war noch nicht zu Ende – bald fing nur ein ganz neues Kapitel an.
Bei diesem Gedanken strich sie liebevoll über ihren runden Babybauch und dachte an ihre noch ungeborene Tochter.
Ihr Blick fiel auf das Bücherregal und sie empfand tiefen Dank gegenüber diesen leblos dastehenden Büchern.
Doch sie wusste es besser, für Auserwählte erwachten sie zum Leben.
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