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Fanfiction

Fire & Fury - Ich würde brennen für dich - 27. Break free

von zaara

So, es ist vollbracht. Das nächste Kapitel. Etwas anders und vor allen Dingen länger als geplant, aber ich bin gespannt was ihr davon haltet und hoffe ihr seid noch alle dabei nach der langen Wartezeit^^ Das Schreiben wird definitiv nicht einfacher je weiter die Geschichte fortschreitet. Liegt wahrscheinlich auch an den ganzen Nebensträngen, die sich da so mit durchziehen. Also, bin ich mal wieder selbst Schuld^^

Bevor es losgeht noch Danke:

@Emmita: Danke für deine positive Rückmeldung, wobei mir gerade einfällt, dass ich es gar nicht geklärt hab, wo die Beiden herkommen...
@luthi1991: Ich bin rot wie eine Tomate geworden, als ich dein Review gelesen habe und freue mich dich zu FF begrüßen zu dürfen^^ Danke für all das Lob, ich hoffe ich kann dem weiterhin gerecht werden...
@ginny007: Du hast mich umgehauen mit all der Euphorie und YEAHHH! Ich bin Nummer 1! Danke auf jeden Fall dafür und ich hoffe du hast meinen Schrei bis zu dir gehört. Kann dir gar nicht sagen was das für mich bedeutet.
@readingrat: Freut mich zu hören und auch zu sehen, dass du immer noch dabei bist^^


Dann jetzt viel Spaß euch mit Kapitel 27 und wenn ihr mögt, dann lasst mir doch ein Review da.

lg eure zaara




27. Break free


Beunruhigt dachte ich an das Gespräch mit Potter zurück. An irgendeinem Punkt war unser Gespräch schief gelaufen und mir ging dieses verheißungsvolle Grinsen von ihm nicht mehr aus dem Kopf. So war das alles überhaupt nicht geplant gewesen. Allerdings: was lief in letzter Zeit schon so, wie ich es geplant hatte? Nicht allzu viel, wenn ich es mir recht überlegte.

Seufzend ließ ich mich in meinem Stuhl zurück sinken und betrachtete die Gebäudeskizze vor mir. Es behagte mir überhaupt nicht, dass keiner davon wusste. Schon allein deswegen, da auf dieser hier wesentlich mehr eingezeichnet war, als gewöhnlich. Ich hatte sie nämlich mit anderen, die öffentlich zugänglich waren verglichen und dies hier war nur eine Skizze, die Potter gemacht aus dem Gedächtnis gemacht hatte. So langsam kam ich zu der Überzeugung, dass wir dringend an das Original kommen mussten. Wenn das in die falschen Hände geriet.

Irgendjemand sollte davon erfahren. Wer weiß, was sonst noch passieren würde? Aber wie etwas preis geben ohne die Rumtreiber zu verraten? Man würde Fragen stellen und die Antworten war ich nicht bereit zu geben. Sie hatten mir ihr wohl größtes Geheimnis anvertraut. Remus hatte mir dieses Vertrauen entgegengebracht. Das wollte und konnte ich einfach nicht verspielen.
Und wie würde es jetzt mit Fin weiter gehen? Die Neugierde brannte mir unter den Nägeln und ich war auch etwas enttäuscht, dass er mich die ganze Zeit in dem Glauben gelassen hatte, für das Ministerium zu arbeiten. Es würde noch eine Weile dauern, bis ich ihn ausquetschen würde können. Solange sollte ich in meinem Zimmer warten. Bis seine Besprechung fertig war und er sich wieder an meine Fersen heften konnte. Um diejenigen zu finden, die mich lieber tot als lebendig hatten. Es war für mich langsam zur Unerträglichkeit geworden mit diesem Wissen zu leben. Lebte ich überhaupt noch? War ich nicht schon längst ein Schatten meiner selbst?

Überall rannte ich seit neustem in Sackgassen. Die Geheimnisse häuften sich an, als wären sie mit dem Geminio- Zauber belegt: Sobald man eines fand, vervielfältigten sich die Geheimnisse auf rasante Art und Weise. Inzwischen musste ich bei jedem Gespräch, das ich führte überlegen, was ich überhaupt noch erzählen konnte. Wem ich was aus welchen Gründen auch immer verschwieg. Ich fühlte mich gefangen. Gefesselt und gebändigt von dieser Heimlichtuerei. Wie in einem Kartenhaus. Ein unbedachtes Wort und alles war bereit zum Einsturz.

Unruhig ließ ich die Skizze auf meinen Schreibtisch sinken, stand auf und tigerte in meinem Zimmer hin und her, bis ich vor meinem Fenster stehen blieb. Heute war ein schöner Tag. Die Sonne machte ihrem Ruf alle Ehre und ließ die letzten Strahlen über das Land streifen an einem der letzten Tage des Herbstes. Goldener Oktober, gefolgt vom grauen November. Auf Hogwarts meist zutreffend.
Ich fühlte mich zugeschnürt. Eingesperrt. Ich hatte das dringende Verlangen nach draußen zu müssen. Freiheit zu spüren, auch wenn das vielleicht nur ein billiger Abklatsch davon war. Denn sahen wir der Realität ins einmal ins Auge: In nächster Zeit würde ich wohl nicht wirklich frei sein. Diese Welt ließ einen in letzter Zeit einfach nicht los. Sie verfolgte mich. Und vielleicht fand ich ja diese Höhle und das Original des Grundrisses.

Ohne über Konsequenzen nachzudenken, schnappte ich mir meine Jacke und stürmte nach draußen. Eine kleine Stimme im Hinterkopf, warnte mich, doch dieses Mal war ich nicht bereit auf sie zu hören. Sollten sie mich doch holen, wenn sie wollten. Ich würde ihnen schon zeigen, dass ich es ihnen alles andere als leicht machen würde. Dann sollten sie ein Schlammblut einmal richtig kennenlernen.
Hoch erhobenen Hauptes lief ich durch die Gänge von Hogwarts und stieß mit grimmigem Gesichtsausdruck das Tor nach draußen auf. Sofort spürte ich die wärmenden Strahlen der Sonne, schloss kurz die Augen und atmete frische Herbstluft ein. Der Wind fuhr mir durch die Haare und ich fühlte mich so frei wie schon lange nicht mehr. In einer Welle Übermutes rannte ich die Wiese zu Hagrids Hütte hinunter. Es tat gut, sich mal wieder frei bewegen zu können. Rennen zu können.
Ich lief auf den See zu, der ruhig vor mir lag und idyllisch in der Sonne glänzte. Dabei ließ ich es ganz darauf ankommen, ob mich einer der Lehrer abhalten würde. Aber niemand schien mir Beachtung zu schenken. Alle waren mit sich selbst beschäftigt. Jeder hatte seine eigenen Probleme zu bewältigen. Vielleicht ging es ihnen ja genauso wie mir. Vertrauen war eine schwierige Angelegenheit in Zeiten wie diesen.

Ich beschloss weiter am See entlang zu laufen. Es gefiel mir dem Schilf dabei zuzusehen, wie es im Wind sanft hin und her geschaukelt wurde, wie die Äste der Weiden, die ins Wasser hingen, angeschoben wurden von einer unsichtbaren macht und das Wasser in Bewegung setzten.
Fasziniert lief ich einfach weiter. Ich hatte das dringende Bedürfnis mich mal wieder so richtig auspowern zu müssen. Zu viel überschüssige Energie zu haben.

„- kapier … doch endlich! Du … nie… bedeutet! Du warst nur Mittel zum Zweck! Nichts weiter! Und jetzt hör endlich auf, mir nachzulaufen! Oder hast du immer noch nicht genug dresche abbekommen?“
Leise schlich ich mich an die Stimmen heran, die der Wind zu mir herüber getragen hatte. Noch bevor ich die beiden sah, wusste ich, dass es Ian und Dan waren.
„Lass uns abhauen, Dan! Noch bevor die etwas merken, können wir schon sonst wo sein und wir sind frei!“ Durch einen Haselnussstrauch hindurch sah ich Ian, der Dan gepackt hatte und ihn flehend ansah. Und ich sah Dan, der sich verzweifelt gegen die Macht wehrte, die Ian offensichtlich über ihn hatte. Lange sahen sie sich stumm in die Augen, bevor der Slytherin sich entschlossen abwandte und lachte. „Das ist so surreal! Merkst du eigentlich, wie erbärmlich du bist?! Er wird mich finden, Ian. Er würde uns finden und dann- Du hast doch gesehen, was mit Higgins passiert ist!“

„Aber so muss es doch nicht enden! Dan, bitte-“, erneut machte er einen Schritt auf ihn zu, doch dieses Mal stieß Dan ihn zurück und sah dabei direkt in meine Augen. Er hatte mich entdeckt! Wie lange wusste er schon, dass ich hier war?
Schockiert stand ich da, wie in Stein gemeißelt, als er sich wieder Ian zuwandte. Gebannt beobachtete ich das weitere Geschehen, nicht sicher, ob ich einschreiten sollte.

„Fass mich nicht an! Lauf mir nicht mehr nach, wenn dir dein Leben auch nur irgendetwas wert ist, Thenior! Du vergisst, was ich alles über dich weiß. Was glaubst du wird passieren, wenn alle Welt herausfindet, dass du eine Schwuchtel bist?“, drohte er und packte ihm am Kragen. „Du bist so erbärmlich“, kopfschüttelnd stieß er ihn mit erschreckender Leichtigkeit zu Boden. Gekrümmt vor Schmerzen blieb der Rothaarige auf dem Boden liegen. „Ach ja?“ Mit Tränen in den Augen und schmerzverzehrtem Gesicht sah Ian zu dem Slytherin. „Wenigstens habe ich den Mut zu meinen Gefühlen zu stehen, Dan. Ich würde alles für dich riskieren! Verdammt… ich habe alles riskiert! Und alles verloren! Deinetwegen! Es war dein verdammter Scheiß-Plan!“
„Halt die Fresse! Lass mich einfach in Ruhe und sei nicht so eine verdammte Heulsuse! Ich kann das echt nicht mehr hören!“ In seiner Stimme mischte sich Wut mit Panik. Er benahm sich wie ein Tier, das man in die Enge getrieben hatte und nicht zum ersten Mal fragte ich mich, um was es da eigentlich ging. Was hatte Ian verloren? Was hatte er riskiert? Für mich gab es nur eine logische Erklärung: Er war in den Angriff auf seine Eltern irgendwie verwickelt. Aber stimmte das tatsächlich? Oder ging es hier um noch etwas ganz anderes, das meinen Horizont weit überstieg?
Dan jedenfalls, tat was alle Tiere taten, die man in die Enge getrieben hatte: Er stieß seinen, wenn auch nur verbalen, Angreifer erneut zu Boden und ergriff die Flucht.

Er kam direkt auf mich zugelaufen.

Panisch riss ich die Augen auf und hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Was hatte er vor?
Warum hatte ich nicht gleich die Flucht ergriffen, als er mich entdeckt hatte? Ach, ja. Richtig. Dämliches Helfersyndrom. Ich konnte Ian unmöglich hier allein lassen. Aber niemand wusste, dass ich hier war. Mit ziemlicher Sicherheit hatte niemand gesehen, dass ich in Richtung des Sees verschwunden war.
Hastig sah ich mich nach den besten Fluchtmöglichkeiten um. Schön, das ich schon so fertig vom Laufen vorher war. Hätte ich mir auch gleich noch eine Schleife umbinden können.
Noch bevor ich einen Fuß gesetzt hatte, um mich zu verstecken spürte ich Hooks festen Griff, der sich um meinen Arm schlang und mich mit sich mit zog.

„Wehe, du fängst an zu schreien!“, knurrte er wütend.
„Au! Nicht so fest! Was ist mit Ian?“, beschwerte ich mich halbherzig. Es waren noch keine anderen Slytherins aus dem Gebüsch gesprungen und auf irgendeine verrückte selbstmordgefährdete Art vertraute ich Hook.
„Dann mach nicht so ein Theater, Evans und Thenior kommt auch mal einen Moment ohne dich aus!“

Er klang allen Ernstes genervt! Bei meiner Entführung! Arschloch! Hätte er sich vorher denken können, dass ich nicht widerstandslos aufgeben würde.
„Jeder weiß, dass ich hier bin. Die werden mich vermissen“, verlegte ich mich meinerseits aufs Drohen. Er konnte unmöglich wissen, dass dies nicht stimmte.
„Netter Versuch. Aber die würden dich nie allein hier rum laufen lassen. Nicht wenn du eine Zielscheibe auf dem Rücken trägst“, hämisch sah er mich an, als er mich unvermittelt los ließ.

Wütend rieb ich mir über meinen schmerzenden Arm. „Was soll das? Was hast du vor?“, zischte ich.
Wütend fuhr er zu mir herum. „Was ich vorhabe? Evans, was hast du vor? Wo ist dein Schatten, der für deine Sicherheit sorgen soll? Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt?“
„Glasklar. Was glaubst du, wieso Fin sonst hier ist?“, schnaubte ich empört.
„Ach, er ist doch hier? Komisch ich sehe ihn gar nicht…“, sagte er und begann Blätter von der Eiche vor uns herum zu drehen und nach Fin zu suchen, als hätte er sich unter einem versteckt.
„Lass den Scheiß!“, platzte mir nach einer kleinen Weile der Kragen und ich schlug ihm auf die Schulter.

„Schön, kommen wir also zur Sache. Warum bist du uns gefolgt? Was hast du vor?“, verlangte er zu wissen und widmete mir wieder seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
„Ich bin euch nicht gefolgt! Ich bin einfach so über euch gestolpert!“, fauchte ich.
„Und das soll ich dir glauben?“
„Wirst du wohl müssen“, gab ich einsilbig zurück. „Was ist eigentlich los mit dir Hook? Du liebst ihn doch. Was soll das?“
„Das geht dich einen Scheiß an! Ich warne dich, Evans: Misch dich nicht in Sachen ein, die dich nichts angehen!“, sagte er und seinen Augen ließen Blitze auf mich herab regnen.
„Er wird nicht locker lassen, das weißt du!“, warf ich ihm vor.
„Evans, wir sind hier nicht in einer deiner Therapiestunden! Wir werden uns jetzt nicht ins Gras setzten, Blumenkränze flechten und gegenseitig über unsere Gefühle plaudern! Tu lieber das, was du am besten kannst: pack dein Helfersyndrom aus, geh zu Ian und sorg dafür, dass ihr unbeschadet ins Schloss kommt!“, verlangte er von mir.
Abgekämpft fuhr er sich dabei über die Stirn, bevor er mich einfach stehen ließ und davonging.

„Hook! Hey! das kannst du nicht machen!“, schrie ich ihm hinterher. Er konnte mir nicht einfach sagen, was ich zu tun hatte und dann abhauen ohne dass ich auch nur irgendeine Antwort von ihm bekommen hatte. In letzter Zeit war ich öfter in diesen Situationen gewesen. Tu einfach das was ich dir sage und vertrau mir, dass es das richtige ist.
Grrrrr. Das hing mir inzwischen gewaltig zu den Ohren raus!

Seufzend lief ich in die Richtung, aus der wir gekommen waren und entdeckte Ian an einem Baum gelehnt, das Gesicht in seinen Händen vergraben.

Unsicher näherte ich mich ihm. „Ian?“

Erschrocken zuckte er zusammen und sah zu mir auf. Seine roten Haare standen in alle Richtungen ab, sein Gesicht war aschfahl und man sah jede Sommersprosse überdeutlich. Er war ein Häufchen Elend.
„Was machst du hier?“, begrüßte er mich unfreundlich und wischte sich über seine Augen.
„Eigentlich wollte ich meine Freiheit genießen, aber naja, du kennst das ja. Es kommt immer anders als man denkt“, antwortete ich ihm ausweichend und setzte mich neben ihm, lehnte einfach meinen Kopf gegen seine Schulter und schloss meine Augen.

Eine Weile schwiegen wir, hörten den Vögeln zu, lauschten dem Wind und ließen uns völlig vereinnahmen von der unverwechselbaren Atmosphäre des Waldes in der Dämmerung.

„Weißt du, ich wünschte einfach, ich könnte ihn da raus holen. Aber ich schaff es einfach nicht. Egal wie sehr ich mich darum bemühe. Ich komm einfach nicht an ihn ran! Dabei weiß ich genau, dass er nicht so ist wie die anderen. Niemals so sein könnte“, durchbrach er die Stille.
„Er hat Angst, Ian“
„Wir haben doch alle Angst. Wir sitzen alle im selben Boot, oder nicht?“, verzweifelt stand er auf und begann vor mir auf und ab zu tigern. Ich wusste, dass ihn die Machtlosigkeit gegenüber dessen, was uns beherrschte wahnsinnig werden ließ. Ich kannte das nur zu gut. „Aber wir haben eine Wahl. Die Wahl uns für eine Seite zu entscheiden! Und er hat definitiv die Falsche getroffen!“, wütend trat er mit seinem Fuß gegen einen Baum. „Au! Scheiße!“

„Sei mal still, Ian!“, nervös sah ich auf eine Stelle nicht weit von uns, von der ich eine Bewegung wahrgenommen hatte. Ich kniff die Augen zusammen konnte aber in der zunehmenden Dunkelheit nicht wirklich etwas erkennen.
Da schoss aus dem Unterholz ein Fuchs hervor und flüchtete sich in den Wald zurück. Offenbar hatten wir ihn bei seiner Jagd gestört.
„Was war das?“, ängstlich betrachtete Ian unsere Umgebung.
„Nur ein Fuchs“, beruhigte ich ihn, als mir etwas auffiel, was mich in Panik versetzte. Füchse waren Nachtaktiv. Krochen aus ihren Verstecken in der späten Dämmerung. Betonung auf SPÄT.

„Ian, wie spät ist es eigentlich?“, schockiert drehte ich mich zu ihm um.
„Scheiße! Wir müssen dringend ins Schloss zurück! Vielleicht haben wir ja Glück und es hat noch keiner unser Fehlen bemerkt“, versuchte er mich wenig überzeugend zu beruhigen und seine eigene Panik zu unterdrücken. Hektisch erhoben wir uns und liefen los in Richtung Schloss.

Es hatte garantiert jemand unser Fehlen bemerkt und wenn es wirklich schon so spät war, wie ich vermutete, dann war ich wirklich am Arsch. Fin hatte unter Garantie mitbekommen, dass ich weg war und alle in Alarmbereitschaft versetzt.

Wirr schwirrten mir alle möglichen Konsequenzen von Strafarbeiten über Folter durch den Kopf, als ich mit meinem Fuß an irgendetwas hängen blieb.

„Ahh!“, stieß ich aus, als ich schmerzhaft auf meinen Knien landete.

„Lily! Alles okay?“, besorgt musterte Ian mich.

„Warum ist das plötzlich so verdammt Dunkel?! Ich seh ja nicht mal mehr meine eigenen Füße! Wie soll ich dann unbeschadet durch diesen dämlichen Wald kommen?!“, schimpfte ich, während ich mich aufrappelte und mir die Knie abklopfte. Das hatte mit Sicherheit eine hübsche Schürfwunde gegeben, so wie meine Knie brannten. Das würde sich mit Sicherheit toll zu meinem Kleid heut Abend machen, vorausgesetzt dass ich überhaupt noch zur Party gehen durfte.

Naja, zur Not würde ich mich eben einschleichen. Aschenputtel- Undercover, oder so. Das wollte ich mir auf keinen Fall nehmen lassen. Seit Wochen freute ich mich auf die Party, um mal wieder einen unbeschwerten Abend mit den Mädchen verbringen zu können.

So schnell es uns möglich war, liefen wir weiter. Leider war „so schnell es uns möglich war“, aufgrund der behinderten Sicht, maximal Kriechtempo. Als wir uns endlich auf dem Weg befanden, der um den See führte, atmeten wir beide erleichtert aus. Ab hier würde es wesentlich schneller gehen, zumal hier doch ein wenig mehr Sicht vorhanden war. Tiefste Abenddämmerung sozusagen mit einem Hauch Mondenschein.

Zielstrebig ließen wir Hagrids Hütte hinter uns und liefen auf das Schloss zu. Die Turmuhr zeigte kurz nach acht Uhr an. Das Essen war also schon so gut wie vorbei. Mist! Mist! Mist!
Ich berechnete die Wahrscheinlichkeit unbemerkt durch das Eingangstor zu kommen auf minus Unendlich und zog Ian zur Seite.

„Die werden garantiert einen Wachposten dahinter haben. Wir sollten uns einen etwas unauffälligeren Weg suchen, meinst du nicht auch?“
„Ach, und was schlägst du vor? Es gibt nicht allzu viele Wege, wie man unbemerkt herein kommen kann“, belehrte er mich unwirsch. Offensichtlich hatte er sich mit seinem Schicksal schon abgefunden.
„Da steht ein Baum. Direkt vor meinem Fenster. Da können wir rein klettern und niemand erwischt uns, wie wir von draußen kommen“, schlug ich ihm vor.

Kurz wägte er seine Möglichkeiten ab, bevor er mir mit einem Nicken sein Einverständnis gab. So schlichen wir uns also zu dem Baum, den schon die Rumtreiber als Eingang missbraucht hatten. In diesem Moment war ich ihnen fast dankbar für ihren Ideenreichtum. So könnten wir wenigstens versuchen, so zu tun, als wären wir die ganze Zeit im Schloss gewesen.

„Da hoch sollen wir klettern?! Ernsthaft?!“, ungläubig war Ian stehengeblieben und sah den Baum mit dem größten Respekt an.
„Hör mal, du kannst dich auch gern gleich erwischen lassen, aber ich definitiv nicht. Ich habe einen Ruf zu verlieren“, erklärte ich ihm mit Nachdruck und begann mich an einem tief hängenden Ast hochzuziehen. Einen kurzen Augenblick war ich im Geäst verschwunden und hörte wie Ian mir fluchend folgte.
Als ich vor meinem Fenster auf einem stabil aussehenden Ast stand, hatte ich das Gefühl, das alles viel zu glatt gegangen war. Das war auch der Moment in dem mir einfiel, dass meine Fenster fest verschlossen waren und ich keinen Zauberstab bei mir trug.

„Ian? Hast du deinen Zauberstab dabei?“ Die Zeit, bis seine Antwort folgte, kam mir unendlich lang vor. Und sie bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen.
„Nein, wieso?“
„Weil meine Fenster geschlossen sind und wir sie irgendwie unauffällig aufbekommen müssen“, antwortete ich mit meinen Nerven am Ende.
„Warum um alles in der Welt gehst du ohne Zauberstab aus dem Haus?!“, blaffte er.
„Ach, und wo ist deiner?“, fauchte ich zurück. Er war auch nicht viel besser. „Und jetzt?“
Zweifelnd sahen wir uns an.
„Wir könnten das Fenster kaputt schlagen und es gleich wieder reparieren“, schlug er vor und begann im selben Moment nach einem etwas stärkeren Ast zu suchen.
„Spinnst du? Ich sagte unauffällig! Dann hätten wir gleich durch das Eingangstor gehen können!“, böse funkelte ich ihn an.
„Dann schlag was besseres vor“, trotzig starrten wir uns an, als mein Blick auf Potters Fenster fiel. Potters geöffnetes Fenster wohlbemerkt. Und es brannte kein Licht, weshalb ich mal stark davon ausging, dass er nicht dort war.

„Wir nehmen das da“, zeigte ich ihm das offene Fenster.
„Dir ist bewusst, dass wir uns im 3. Stock befinden, in einer Höhe von geschätzten 100 Metern und du vorhast, dich ungesichert an diesem Sims entlang zu schlängeln?!“
„Bei dir klingt das wahnsinnig negativ, aber ja. So sieht mein Plan aus“, bestätigte ich. „Du kannst ja hier waren und ich lass dich dann durch mein Fenster herein“
Sofort griff ich nach dem Wasserspeier der neben meinem Fenster befestigt war und mir hoffentlich Halt geben würde. Nach einem letzten Durchatmen stieß ich mich vom Baum ab und hatte das Gefühl eine Kuschelstunde mit der Mauer abzuhalten, so eng und beherzt wie ich mich an sie drückte. Langsam tastete ich mich nach links. Ich schob meine Füße langsam vorwärts und vor allen Dingen mied ich es, auch nur einen Blick nach unten zu werfen. Das konnte einfach nicht gut ausgehen.

Neben mir vernahm ich das schwere Atmen Ians.
„Gleich haben wir es geschafft. Nicht mehr weit. Es kann nichts passieren“, flüsterte ich vor mich hin und konzentrierte mich ganz auf diese Reihenfolge. Das lenkte mich von meinem Verlangen ab, doch nach unten zu sehen und damit die Katastrophe zu provozieren.
„Funktioniert das?“, unterbrach Ian meinen Singsang skeptisch.
„Bis jetzt bin ich noch nicht gefallen, oder?“, gab ich patzig zurück, als ich an Potters Fenster angelangt war. Vorsichtig spähte ich um die Ecke, konnte aber niemandem in dem Raum entdecken. Vielleicht sollte ich Potter mal mitteilen, dass es äußerst gefährlich war, sein Fenster so offen stehen zu lassen. Hier konnte ja sonst wer reinkommen.

Vorsichtig schwang ich mein Bein über das Fensterbrett und ließ mich langsam in Potters Zimmer gleiten.

Ohne mich weiter aufzuhalten half ich nun auch Ian rein, ging zur Tür und lauschte.

„Ist die Luft rein?“, fragte Ian über meine Schulter hinweg.
„Pscht!“, zischte ich ihm verärgert zu und bedeutete ihm mit meinen Händen sofort still zu sein, da ich mir nicht sicher war, ob jemand in unserem Gemeinschaftsraum war, oder nicht.
„Ich denke wir können es riskieren“, schätze ich und drückte vorsichtig die Türklinke nach unten. Ich linste durch den dünnen Spalt und konnte niemanden entdecken.

Schnell begleitete ich Ian zum Ausgang, bevor er noch einmal kurz stehen blieb und sich zu mir wandte. „Können wir unser, ähm… kleines Gespräch bitte für uns behalten?“
„Natürlich. Ian, ich will dir wirklich helfen. Und du brauchst jemanden, der dir wenigstens zuhört. Lass mich derjenige sein. Ich kenne euer Geheimnis, naja zumindest den Großteil davon. Lass mich dir helfen Ian!“, flehte ich ihn an und wartete gespannt auf seine Antwort. Die beiden hatten einfach etwas besseres verdient.

„Wir werden sehen“, verabschiedete er sich und hätte seine Antwort kaum nichtssagender Ausdrücken können. Frustriert schloss ich die Tür und ging in mein Zimmer. Ich war mit Sicherheit die Einzige, die wusste was auch nur annähernd mit Ian los war. Das konnte er nicht allein durchstehen und vielleicht ließ Hook sich ja doch noch zur Vernunft bringen. Immerhin schien bei ihm noch nicht alles verloren, sonst hätte er heute sowohl Ian als auch mich fertig gemacht. Mir ging sein verzweifelter Blick einfach nicht mehr aus dem Sinn. Er hatte ausgesehen wie eine Ratte in der Falle, die nur darauf wartet, dass der alles vernichtende Schlag kam.

Und vielleicht fand sich auf diesem Weg ja doch noch die Möglichkeit an Severus heranzukommen. Ich weigerte mich einfach die Beiden aufzugeben. Sie sollten nicht wegen ein paar schlechter Entscheidungen ihr ganzes Leben versauen.
Ich war mir sicher, dass sie sich etwas anderes für ihre Zukunft wünschten und vor allen Dingen, dass Hook durchaus mehr für Ian übrig hatte, als er Ian weißmachen wollte.

Nach einem Blick auf meine Uhr stellte ich fest, dass es schon längst Zeit war, sich zu Alice zu begeben. Wir hatten uns vor der Party treffen wollen, um uns gemeinsam fertig zu machen.
Seufzend sammelte ich meine Klamotten zusammen, als ich Lärm aus dem Gemeinschaftsraum vernahm.

Mich innerlich wappnend, trat ich entschlossener als ich eigentlich war aus meinem Zimmer und tat so als wäre ich nicht stundenlang verschwunden gewesen. Irgendwann musste ich mich stellen und vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung.
Doch schon in der Sekunde als James Blicke auf mich fielen, wusste ich, dass Hoffnung immer noch ein Wunschtraum von mir war, den ich ganz schnell wieder ganz tief begraben konnte.
„Wo zum Teufel bist du gewesen?“, verlor er keine Zeit zu Fragen, nachdem sich seine Gesichtszüge wieder normalisiert hatten.
„Bibliothek?“
„Mit Sicherheit nicht!“, erwiderte er geladen. „Also: wo?“
„Vielleicht hast du mich einfach nicht gesehen! Ich war ziemlich weit hinten, da kommt kaum einer hin“, versuchte ich ihm zu erklären.
„Lily, du sollst mich nicht anlügen. Ich habe keine Ahnung, wo du gewesen bist, aber eines kann ich dir mit Sicherheit sagen: Du warst nicht im Schloss. Also, ich höre!“, verlangte er erneut mit Nachdruck und warf damit meine Geduld und Gutmütigkeit Stück für Stück über Bord.

Was sollte das überhaupt heißen: Er wusste mit Sicherheit? Ließ er mich etwa überwachen? Außerdem war ich ihm keine Rechenschaft schuldig! Das war immer noch mein Leben. Und in diesem traf ich meine Entscheidungen immer noch selbst. Trotzig schob ich mein Kinn vor und funkelte ihn an. Ich ließ mich mit Sicherheit nicht wie ein kleines Kind behandeln!
„Du hast schon gehört, wenn du es nicht verstehst ist das dein Problem, Potter!“, giftete ich und registrierte mit großen Augen wie Potter aufgebracht die Distanz zwischen uns überbrückte und sich direkt vor mir aufbaute, die Hände in die Seiten gestemmt, als müsste er sich davon abhalten mich kräftig durchzuschütteln.

„Das hier ist kein Spaß, Lily! Wenn du dein Schicksal herausforderst, kann das auch gehörig schief gehen!“, brüllte er direkt vor mir, als wäre ich eine Schwerhörige Neunzigjährige.
„Ist es aber nicht!“, verteidigte ich mich und stieß ihn mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte nach hinten.
„Hätte es aber! Und keiner hätte dir helfen können, weil niemand gewusst hat, wo du zum Teufel nochmal steckst!“, donnerte er weiter und versetzte mir jetzt seinerseits einen kleinen Schubser.
„Das hätte dir auch sonst nicht weiter geholfen! Glaubst du tatsächlich, dass wenn mich jemand entführen würde, es einen Unterschied macht, ob du nun weißt von wo ich verschwunden bin oder nicht? Denk doch mal nach Potter!“, wies ich ihn in die Schranken und umrundete das Sofa, das nun als Barriere zwischen uns diente. Man konnte ja nie wissen. So wie Potter mich nämlich gerade ansah, war er derjenige, der mich gleich bei lebendigem Leibe zerreißen würde und nicht irgendein anderer Irrer.
„Das-“
„WO ZUM TEUFEL HAST DU GESTECKT?“
Wenn ich schon gedacht hatte, dass Potter schlimm war, so hatte ich mich getäuscht. Er war wie sich jetzt herausstellen sollte nur die Miniversion dessen, was jetzt auf mich an Vorwürfen und bösen Blicken hereinbrach.
„Bibliothek?“, knirschte ich abermals kleinlaut und sah Fin unsicher in seine meerblauen Augen.
„Das kann nicht sein! Ich habe alles abgesucht! Weißt du eigentlich was für einen Ärger du mit dieser bescheuerten Aktion verursacht hast? Einfach abzuhauen? Ehrlich Lily, ich hätte dich für wesentlich reifer gehalten und nicht für eine von diesen dummen Gänsen, denen ein kleines Abenteuer wichtiger ist, als ihr eigenes Leben“, machte er seinem Ärger Luft.

Fassungslos starrte ich ihn während dieser Schimpftriade an. Seine Worte verletzten mich und in meinem Innern schaffte ich es einfach nicht ich dazu aufzuraffen ihm zu widersprechen.
„Jetzt halt aber mal die Luft an!“, ging Potter dazwischen und baute sich schützend vor mir auf.
„Geh mir aus den Augen, wenn ich mit ihr rede!“ Fin hatte seine Augen zu schlitzen verengt und seine Hand war unmerklich zu seinem Zauberstab gezuckt.

„Erst regst du dich ab!“, forderte Potter ruhig und bewegte sich dabei nicht einen Millimeter.
„Den Teufel wird ich tun! Ich bin stinksauer und habe ein Recht darauf sie zusammenzustauchen! Weißt du eigentlich was sie angerichtet hat? Die glauben alle, dass ich nicht einmal in der Lage wäre auf eine Achtzehnjährige aufzupassen! Ich-“
„Darum geht es hier? Deswegen bist du so wütend?!“, entsetzt schob ich Potter beiseite. „Weil ich dein Ansehen angekratzt habe?“
„Nein, aber was glaubst du was die davon halten?“
„Keine Ahnung. Wer sind denn die?“, schrie ich hysterisch zurück. Ich hatte wirklich angenommen, dass Fin mich mochte und ich nicht nur irgendein Job für ihn war.

„Die halt! Meine Güte, das interessiert doch überhaupt nicht! Fakt ist, dass du mir eine Erklärung schuldest!“, aufgebracht warf er die Arme in die Luft.
„Mich schon!“, mischte sich Potter ein und versperrte mir abermals den ungehinderten Blick auf Fin.
„Geh weg!“, fauchte ich ihn an und schob ihn mühsam ein paar Millimeter beiseite.
„Das ist dein Problem, Potter. Was viel mehr interessiert ist, dass DU“, zeigte er anklagend auf mich, was in mir den Drang hervorrief Potter doch lieber wieder vor mich zu schieben, da er ja sonst auch immer an allem Schuld war, „ einfach abgehauen bist und damit dein Leben gefährdet hast für nichts und sich mir jetzt die Frage stellt: Wieso?“

„Das ist wirklich schön, dass sich dir diese Frage jetzt stellt! Weißt du welche Fragen sich mir inzwischen stellen? Wer bist du? Woher kommst du? Für wen arbeitest du?“, schrie ich ihn an und ging auf Abwehr. „Und das sind nur ein paar von sehr sehr vielen!“
„Die dich aber nicht interessieren müssen. Wichtig ist nur, dass ich jetzt da bin um dich zu beschützen, denn das ist mein Job, Lily!“ Wütend standen wir uns gegenüber.

„Dann finde dich damit ab, dass du ihn offensichtlich nicht gut beherrschst! Großartig anstrengen musste ich mich ja nicht“, erwiderte ich eingeschnappt und begann intensiv meine Fingernägel zu betrachten.
„Evans, so ungern ich es auch zugebe: aber das ist nicht witzig. Im Gegenteil. Dir hätte sonst was passieren können. Du darfst denen nicht noch in die Hände spielen“, ergriff ausgerechnet Potter für Fin Partei.

„Danke, Potter“, überrascht starrte er den Schwarzhaarigen an.
„Bedank dich nicht zu früh. Ich bin genau wie Lily der Meinung, dass du uns ein paar Antworten schuldig bist“, gab er grimmig zu.
„Ich kann euch aber keine geben! Das geht euch alles nichts an! Genießt doch einfach eure Schulzeit“, schlug er allen Ernstes vor.
„Und ignorieren was hier vor geht?“, antwortete ich mit süß-saurer Stimme und wechselte einen kurzen Blick mit Potter. So würden wir auf jeden Fall nicht weiter kommen. Und auch nicht an Informationen gelangen.
„Okay, du hast ja Recht. Es tut mir leid, okay? Ich brauchte einfach mal Zeit für mich. Das hier war mir alles zu viel. Deswegen bin ich einfach gegangen“, ruderte ich zurück und starrte Fin erwartungsvoll an.

„Wehe, du machst das noch mal! Du kannst durchaus mit mir reden, Lily. Ich bin kein Arsch“, nahm er die Entschuldigung schneller an als ich dachte und ich sprang auf um ihn zu umarmen.
Ein verärgertes Räuspern veranlasste mich dazu, die Umarmung schneller zu lösen als ich eigentlich wollte. Fin hatte einfach diese Wirkung auf mich.

„Gut, dann werde ich jetzt mal den Rest verständigen“, meinte er und wandte sich zur Tür.
„Wirst du sehr viel Ärger bekommen?“, fragte ich ängstlich nach. Das hatte ich wirklich nicht gewollt und es tat mir wirklich leid ihm so viel Ärger verursacht zu haben.
„Das wird schon“, erwiderte er aufmunternd. „Wir sehen uns dann auf der Party“
Sprachlos starrte ich ihm hinterher, da ich nicht gedacht hätte, dass er doch so schnell nachgeben würde, doch die Ruhe währte nicht allzu lange.
Verständnislos ließ Potter seinen Blick misstrauisch zwischen uns hin und her gleiten.

„Okay, jetzt versteh ich gar nichts mehr. Lily, wo bist du gewesen?“, fragte er erneut, als Fin schon längst weg war und fixierte mich mit seinen schokofarbenen Augen.
„Ich war einfach mal weg. Das muss dir reichen“, erklärte ich ihm mit Nachdruck und lief wieder in mein Zimmer.
„Du kannst mich nicht immer einfach so abspeisen und dir einbilden, ich würde dir das durchgehen lassen wie Goldlöckchen das tut“, lief er schimpfend hinter mir her und stand mitten in meinem Zimmer ohne meine Erlaubnis wohlbemerkt und sah mir dabei zu, wie ich meinen Kleiderschrank durchwühlte.

„Mist, wo ist dieses blöde Kleid“, fluchte ich leise und tat so als hätte ich ihn nicht gehört. Frustriert begann ich, meine Sachen einfach hinter mir auf den Boden zu schmeißen. Irgendwo musste es ja sein.
„Lily, ich rede mit dir!“, mischte er sich ungeduldig in meine Suchorgie ein.
„Ich aber nicht mit dir, Potter. Zumindest nicht darüber. Finde dich einfach damit ab, dass ich mir ein paar freie Minuten gegönnt habe“, wies ich ihn ab und starrte konzentriert auf den Inhalt meines Schrankes. Beziehungsweise auf die Leere.
Nichts! Wo war bitte dieses Kleid?! Es war ein Geburtstagsgeschenk von Petunia gewesen, wenn auch ein sehr hässliches, aber für die Halloweenparty würde es sich bestens eignen.
„Okay, worüber willst du dann reden?“, fragte er mich statt einfach mal zu gehen. Trotzdem ließ ich ihn nicht einfach abblitzen. Irgendwann würde ich sowieso mit ihm wegen der Karte sprechen müssen. Wieso dann also nicht jetzt? Es war das perfekte Ablenkungsmanöver von der Frage nach meinem Verbleib.

„Die Karte. Ich habe sie mit allen Karten verglichen, die in der Öffentlichkeit so existieren, also zur Vorführung für Touristen, Architktonische Wunderwerke usw. und ich habe herausgefunden, dass“, begann ich meinen Vortrag, während ich zu meinem Schreibtisch lief auf dem ich die Karte hatte liegen lassen, „sie nicht nur die Wachposten verzeichnet, sondern auch Geheimgänge, irgendwelche Schächte von denen ich nicht weiß, warum sie da sind und eine unterirdische Anbindung ins Nirgendwo…wo steckt sie nur? Sag mal hast du irgendwas hier drinnen angerührt? Ich hatte sie doch genau hier liegen…“
„Vielleicht musste sie ja auch mal raus?“, schlug er mit beleidigtem Tonfall vor.
„Das ist nicht witzig, Potter!“, fauchte ich zurück.
„Siehst du mich lachen? Nein. Also, bist du dir sicher-?“

„Ja, verdammt! Ich bin mir sicher, ich hatte sie genau hier liegen“, fieberhaft begann ich zu grübeln. Ich hatte vorhin gar nicht darauf geachtet, ob sie noch da war. „Scheiße, Potter! Wenn die in die falschen Hände gerät! Damit kommt sogar Filch ohne Probleme ins Haus des Ministers!“
Ohne mich aus den Augen zu lassen, griff Potter in seine Hosentasche und holte diesen komischen Spiegel aus der Tasche mit dem er mit Black kommunizieren konnte.

„Pad!“, rief er hinein und nicht mal eine Sekunde später hallte Blacks Stimme durch den Raum.
„Prongs! Alles okay? Wir haben alles abgesucht, aber immer noch keine Spur von Lily und-“, ratterte er hektisch herunter.
„Alles okay. Sie ist wieder da. Aber das ist grad unwichtig. Wir haben-“

„Unwichtig? Wo war sie denn? Und erzähl mir bitte, dass sie halbtot wieder aufgetaucht ist, weil ich sonst eigenhändig für eine Gefahrensituation sorgen werde“, empörte er sich.
„Mir geht es gut. Danke der Nachfrage, Black“, teilte ich ihm ungefragt mit. Besser er wusste, dass ich hier stand, dann würde er sich vielleicht zusammenreißen.
„Schön, Evans. Freut mich. Und wo hast du gesteckt?“, fragte er in besorgniserregend nettem Tonfall.
„Lily? Hey, was?“, mischte sich Alice Stimme in die Unterhaltung.
„Hey, Alice. Alles gut ich musste nur mal abschalten. Treffen wir uns einfach in einer halben Stunde bei euch?“, würgte ich sie ab und betete, dass es funktionieren würde.
„Klar, sicher dass alles gut ist?“, wollte sie sich erneut versichern.
„Ja!“, antwortete ich mit dem Geduldsfaden schon sehr weit am Ende. Kurz darauf hörte man ein Tür klappern, das verkündete dass sie den Raum verlassen hatte.

„Also Evans, du musstest mal abschalten?“, wiederholte Sirius wie ein kleines Kind und hörte sich dabei so an, als würde er ein schwerwiegendes Trauma verarbeiten.
„Sagte ich doch, aber-“
„Das heißt, ich habe das komplette und vor allem letzte Halloweenfestessen verpasst, weil du einfach mal abschalten musstest und nicht irgendwo halb tot rumgelegen hast, wie Prongs uns die ganze Zeit prophezeit hat?!“vorwurfsvoll hallte seine Stimme durch den Raum und ich spürte wie mein linkes Auge gefährlich zu zucken begann.
„Das Festessen?! Du regst dich ernsthaft wegen des Festessens auf?“, schrie ich durch den Raum und wünschte mir Sirius wäre hier und ich würde nicht nur diesen dummen Spiegel anschreien, der auf meinem Schreibtisch lag. Das war lange nicht so befriedigend.
„Leute-“, begann Potter, wurde aber von Sirius gleich wieder unterbrochen.

„Ja, das ist das beste, dass es im ganzen Jahr auf Hogwarts gibt und ich habe mich jedes Jahr darauf gefreut und jetzt habe ich wegen dir, das wirklich letzte, das wir auf Hogwarts erleben werden verpasst. Ich hatte nicht mal die Gelegenheit die Kürbis- Pudding Schalen mit den Marshmallows und dieser Sauce, von der ich bis heute nicht weiß, wie sie heißt, ein letztes Mal zu genießen und mich zu verabschieden!“, fuhr er mich weiter an.
„Das tut mir aber leid, Black! Weißt du einige von uns haben echte Probleme-“
„Nein, du hast jetzt ein echtes Problem! Ich-“
„DAS REICHT JETZT!“, bebend vor Zorn riss er den Spiegel von mir weg und drehte mir den Rücken zu.
„Sirius wir haben jetzt andere Probleme. Die Karte aus der Höhle ist weg und Lily hat herausgefunden, dass da noch sehr viel mehr Informationen drauf waren, als wir ursprünglich dachten. Als ihr in ihrem Zimmer wart, um sie zu suchen, war die Karte da noch auf dem Schreibtisch?“, fragte er, seine Stimme vor Anspannung kaum zu ertragen.
„Sorry, aber da hab ich nicht drauf geachtet, ich dachte ja wir suchen nach Hinweisen, die darauf hindeuten, wer Ms Neunmalklug entführt hat!“, antwortete er schnippisch.
„Black das ist nicht witzig!“, schrie ich durch den Raum.
„Schön, dass du den Ernst meiner Lage erkannt hast, Evans!“, schrie er zurück.
„Was ist mit Moony oder Wormy?“, überhörte Potter unser Gezanke.

„ Wart mal, hey Moony, Wormy, als ihr bei Lily im Zimmer wart wisst ihr noch ob die Karte aus der Höhle dort lag? Was- ja sie ist wieder da. Brauchte wohl mal Abstand und hat die Karte offen liegen lassen, wie blöd kann man sein!“, schnaubte er abfällig und vergaß dabei offenbar, dass ich jedes Wort hören konnte. Nur mit viel Mühe gelang es mir nicht zu versuchen durch diesen Spiegel zu steigen.

„Nein? Okay, also die wissen beide nichts und ich soll dir ausrichten, dass es schön ist, dass du wieder da bist“, berichtete er wenig bis gar nicht begeistert.
„Scheiße!“, fasste ich die Situation kurz für meine Begriffe aber treffend zusammen. „Und sonst war keiner hier drin?“
„Fin war drinnen!“, rief Potter plötzlich und sah mich mit diesem komischen Gesichtsausdruck vorsichtiger Euphorie an.
„Vergiss es! Der würde es nie wagen!“, stellte ich gleich klar.
„Du kannst nicht einfach den einzigen Verdächtigen, den wir haben von der Liste streichen“, protestierte Potter.
„Er ist kein Verdächtiger und war somit auch nie auf der Liste!“, widersprach ich ihm vehement.
„Ach und warum nicht? Erkennst du das an seinen ach so tollen vertrauenserweckendem güldenen Haar?!“, machte er sich über ihn lustig.
„Ist da etwa jemand eifersüchtig?“, blitzte ich ihn an.
„Nein, es macht mich nur wütend, dass du bereit warst zu glauben, wir hätten etwas mit Higgins Tod zu tun gehabt und Fin so bereitwillig Vertraust und ihn auf ein Podest stellst!“, offensichtlich frustriert begann er durch den Raum zu laufen.

„Ich werde ihn fragen, okay?“, lenkte ich ein.
„Ach und was genau willst du fragen?!“, fuhr er aufgebracht herum.
„Keine Ahnung. Mir wird schon etwas einfallen ohne euch zu verraten“, entgegnete ich zuversichtlicher als ich eigentlich war. „Vielleicht mache ich es ja so wie ihr bei Slughorn“, überlegte ich laut.
„So ungern ich es auch zugebe, aber Fin ist nicht Slughorn, Lily. Du spielst schon wieder mit dem Feuer und vergisst dabei, dass du dich auch verbrennen kannst“, eindringlich baute er sich vor mir auf und zwang mich ihm in die Augen zu schauen.
„Potter, wir brennen doch längst schon alle. Ich feuer höchstens etwas nach“, lächelte ich ihm selbstbewusst entgegen und spürte wieder diese Verbundenheit. Diese Spannung zwischen uns, die uns gefangen nahm und einfach nicht los ließ.

„Hört mal, wenn ihr dann fertig seid mit was auch immer ihr da gerade treibt und wofür ich dankbar bin, das ich es nicht sehen muss, solltet ihr euch vielleicht für den Ball fertig machen. Es sei denn du hast deine Meinung bezüglich der Aufsicht geändert“, durchbrach Sirius dieses was auch immer und ließ uns auseinander fahren. „Und Evans, du schuldest mir etwas!“, verabschiedete er sich unvermittelt.

„Kleid“, wisperte ich und wandte mich ab.
„Meinst du dieses?“, fragte er und zeigte auf mein Bett.
„Hättest du mir das nicht eher sagen können?“, empört nahm ich es und sah ihn erwartungsvoll an.
„Was?“ Irritiert sah er zurück.
„Ich würde mich jetzt gern fertig machen. Hättest du vielleicht die Güte zu verschwinden?“, bat ich ihn und hörte Sirius schallendes Lachen.
Mit hoch rotem Kopf rappelte Potter sich auf und verließ schnell das Zimmer. Immer noch schmunzelnd zog ich schnell mein Kleid über, um mich sofort auf den Weg zu Alice und Janine zu machen, die hoffentlich schon wussten, dass ich von meinem Ausflug wieder zurück war und nicht allzu sauer auf mich waren.
Keuchend rannte ich also die Treppe zu den Mädchenschlafsälen hinauf und platze ins Zimmer.
„Lily, na endlich!“, umarmte Alice mich. „Du musst mir helfen. Janine sitzt jetzt schon seit einer Viertelstunde da drin und weigert sich wieder rauszukommen!“
Etwas irritiert nicht mit Fragen nach meinem Verbleib bombardiert zu werden, sah ich auf die geschlossene Tür, die ins Bad führte.
„Was wollte sie denn da drin?“, fragte ich verwirrt.
„Uns überraschen und jetzt hat sie sich da drinnen verbarrikadiert“, erklärte sie mir.

„Jetzt komm schon raus!“, rief ich kurz entschlossen. Heute war irgendwie nicht mein Tag.
Ungeduldig standen Alice und ich vor der Badezimmertür und warteten auf Janine. Um meiner Bitte Nachdruck zu verleihen, schlug ich mehrmals gegen die Tür. Vielleicht war aber auch Geduld an diesem Abend nicht unbedingt eine meiner Stärken.

„Janine! Jetzt komm schon! Wir sind schon echt spät dran!“, forderte ich sie erneut auf und warf einen Blick auf die Uhr. ,Echt spät` war in diesem Fall eine glatte Untertreibung.
„Ach, und wessen Schuld ist das?“, kam es gedämpft zurück.
„Meine, aber das ist noch lange kein Grund es noch weiter hinauszuzögern! Also was ist jetzt?“
Was konnte nur großartig schief gegangen sein, so dass sie sich seit einer geschlagenen Viertelstunde nicht heraus traute?
„Nein! Geht ihr allein. Ich komm schon klar.“, schrie sie zurück und klang, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Scheinbar konnte doch ziemlich viel schief gehen.
Unsicher sahen wir uns an. Wir hatten keine Ahnung was los war. Da ich keine Lust hatte, noch länger zu warten, hexte ich die Tür einfach ohne Vorwarnung auf. Janine saß an der Wand gelehnt und weinte. Über ihre Haare hatte sie ein Handtuch zu einer Art Turban gebunden, das merkwürdig zuckte.

„Janine…was ist …das?“, fragte ich und deutete unsicher auf ihren Kopf.
„Eine Katastrophe.“, heulte sie und verkrampfte ihre Hände noch ein bisschen mehr. „Dieser dämliche Zauber ist schief gegangen. Statt Schlangen, wie Medusa persönlich, habe ich jetzt Regenwürmer im Haar! Von wegen Zauber für Dummies. Den Autoren sollte mal jemand erklären, was für Dummies bedeutet!“
„Was? Zeig!“, schrie Alice, drängelte sich neugierig an mir vorbei und begann an dem Handtuch zu zerren.
„Nein!“, wehrte sie sich verzweifelt und nicht minder kreischend und versuchte sich aus Alice Griff zu befreien. Ein bisschen erinnerte mich diese Szene an Schlammcatchen. Nur ohne den Schlamm und die Bikinis.

„Jetzt reißt euch mal zusammen.“, rief ich beide zur Ordnung, drängelte mich an Alice vorbei und zog Janine ohne Vorwarnung das Handtuch vom Kopf. Sie hatte nicht übertrieben. Statt Haare, hatte sie tatsächlich kleine, dafür aber lange Würmer auf ihrem Kopf die sich wild kräuselten.
„Wow, falls jemand fragt, sag einfach, dass seien Spaghetti.“, konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen und hatte Mühe mich auf den Beinen zu halten.
„Das ist nicht witzig! Überhaupt, vom deinem Kostüm wollen wir nicht erst reden!“, fauchte sie und versuchte ihre Haare in Ermangelung des Handtuchs wieder mit ihren Händen zu verdecken. Das ließ sie allerdings schnell wieder sein und verzog angeekelt ihr Gesicht. „Bei Merlin, wie ich Würmer hasse und jetzt hab ich einen ganzen Kopf voll damit!“
„Das bekommen wir schon wieder hin. Welchen Zauber hast du benutzt?“, wollte ich wissen und betete, dass er meine Fähigkeiten nicht überstieg. Den Kommentar über mein Kostüm überhörte ich einfach, denn zugegeben allzu viele Gedanken hatte ich nicht dafür verschwendet.

„Vipera fieri.“, weinte sie und riss sich ein Stück Toilettenpapier von der Rolle um sich zu schnäuzen.
„Okay. Woher hast du den?“, hakte ich nach, da ich damit sehr wenig anfangen konnte.
„Warte“, schniefte sie und ging aus dem Bad zu ihrer Tasche.
„Glaubst du, du bekommst das wieder hin?“, fragte Alice leise.
Stumm zuckte ich mit den Schultern. Ich hatte wirklich keine Ahnung. Aber ich hoffte es.
„Hier.“, drückte sie mir ein Buch Namens „Verzaubern für Dummies“ in die Hand. Ich hatte gar nicht gewusst, dass es so etwas überhaupt gab.
Gespannt schlug ich das Buch auf und blätterte bis ich die fragliche Seite gefunden hatte.
Konzentriert las ich sie mir durch und war vorsichtig optimistisch. „Okay, ich glaube das bekomme ich wieder hin. Setz dich mal auf den Stuhl hier.“, forderte ich sie auf. Danach nahm ich meinen Stab in die Hand und vollführte die komplizierte Bewegung, die im Buch abgebildet war in der Luft, während ich Vipera fieri laut und deutlich immer wieder aussprach. Irgendwann würde sich schon etwas tun.

„Wow!“, war Alice Kommentar und ich traute mich gar nicht so recht, Janine anzusehen. Ich nahm nur wahr, dass sich etwas tat. War auch schwer ein kleines Feuerwerk vor seinen Augen zu ignorieren.
„Das ist Klasse. Die beste Medusa, die ich je gesehen hab.“, anerkennend wollte Alice in Janines Haar greifen, als ein mehrstimmiges Zischen sie zurück zucken und mich doch aufblicken ließ.
„Denen solltest du aber noch Manieren beibringen.“, kicherte ich und betrachtete ihre Haare nicht ohne ein wenig Stolz auf mich und meine Zauberkunst. Viele kleine lila Schlangen hatten die Würmer ersetzt und standen von ihrem Gesicht ab. Zusammen mit ihrem atemberaubenden eng anliegenden grünen Kleid wirkte sie, als wäre sie direkt der griechischen Mythologie entsprungen. Im wahrsten Sinn des Wortes verzaubert.

Alice hatte sich dazu entschieden die Todesfee zu geben. Sie hatte alte, verschlissene Kleider an, die Blut verschmiert waren. Kombiniert hatte sie diese Aufmachung mit einem grauen Mantel, der eine lange spitz zulaufende Kapuze besaß und ihr etwas Geheimnisvolles und Gefährliches verlieh.
Um ihre Aufmachung zu unterstreichen, hatte sie sich blutrote Augen gehext und ihre Lippen schwarz angemalt. Ihre Haare hatte sie grau gefärbt und sah damit echt unheimlich aus.
„Dann können wir ja jetzt endlich gehen“, klatschte ich euphorisch in die Hände und begann beide Richtung Tür zu schieben.

„Moment! Lily. Was ist jetzt eigentlich mit dir? Ich dachte du mimst die „weiße Frau“ und stattdessen…. so etwas?“, ungläubig sah sie mich an und begann an meinem Kleid herumzuziehen.
„Das tue ich doch. Weißes Kleid. Unsichtbare Schuhe, sodass es aussieht als wäre ich barfuß.“, verwirrt erwiderte ich ihren Blick und sah noch einmal an mir herunter. Ich hatte keine Ahnung, was falsch sein sollte an diesem Aufzug. Außer, dass ich mir wirklich keine Gedanken weiter darüber gemacht hatte und im Gegensatz zu den anderen beiden innerhalb von fünf Minuten fertig gewesen war. Naja, gezwungener Maßen.
„Lily, du siehst aus wie eine süße unschuldige Erstklässlerin, die einen Ausflug mit ihren Eltern in den Park machen will. Bei Merlin! Du hast dir sogar die Haare ordentlich hoch gesteckt. Du sollst zum Fürchten aussehen und nicht wie die Unschuld vom Lande!“, beanstandete sie meine Verkleidung.
Hoffnungsvoll sah ich zu Alice. „Sorry, Süße. Aber sie hat Recht. Los setz dich. Das bisschen Zeit wirst du jetzt auch noch verschmerzen können und Fin auch.“
„Wieso Fin? Was ist mit Fin?“, fragte ich verwirrt. hatte er mit ihnen gesprochen? Was hatte er ihnen erzählt? wahrscheinlich ziemlich viel, wenn ich bedachte, dass sie mich nicht mit Fragen bestürmt hatten.
„Der wartet auf der Party auf uns. Hat gemeint du könntest ein wenig Freiraum brauchen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass er so scharf auf eine Schulparty ist, wo es zumindest für ihn illegal sein sollte sich so zu amüsieren, wie er es normalerweise wahrscheinlich gewohnt ist“ , setzte Alice gehässig hinzu. Sie konnte ihn wirklich auf den Tod nicht ausstehen!

„Jetzt hör doch mal auf, auf Fin herum zu hacken. Er ist wirklich nett, wenn man ihn einmal besser kennenlernt. Und er ist schon mal kein Aufreißer!“, verteidigte ich ihn trotz allem und funkelte Alice böse an.
„Lily, ernsthaft: Was hat dieser Kerl mit dir gemacht? Natürlich ist er ein Aufreißer! Sieh ihn dir doch nur mal an!“, zeterte sie und zerrte mich auf einen Hocker.
„Hey! Nein, das schöne Kleid!“, protestierte ich und wollte vom Hocker springen, aber Janine hielt mich zurück.
„Nichts da. Das kannst du später doch wieder reparieren“, beachteten mich die beiden nicht weiter und schwirrten emsig um mich herum.
Lange hielt ich es allerdings nicht still aus. Mir ging Alice Abneigung einfach nicht aus dem Kopf und ich mochte es nicht, wenn meine Freunde sich nicht verstanden.
„Außerdem kann er doch nichts für sein Aussehen!“, platze es aus mir heraus.
„Das stimmt, aber ich versichere dir, dass er weiß, wie man damit umgeht“, kommentierte sie und riss ein weiteres Stück aus meinem Kleid heraus.

„Da stimme ich Alice zu. Außerdem solltest du dich wirklich nicht so auf ihn versteifen. Sobald du wieder in Sicherheit bist, wird er gehen und seinen nächsten Job erledigen. Überleg doch mal: Ihr kommt aus völlig verschiedenen Welten“, erinnerte sie mich unnötiger Weise, bevor sie zurücktrat und zufrieden ihr Werk betrachtete.
Ängstlich sah ich an mir herunter: Sie hatten mein Kleid völlig zerfetzt. Angefangen von den Spitzen unten bis hin zu den Ärmeln. Wenigstens war in der Mitte alles heil geblieben. Seufzend sprang ich vom Hocker herunter und wollte gerade in Richtung Tür gehen, als sie mich am Arm festhielten und mich auf einen Stuhl setzten, der in der Mitte des Raumes stand.

„Du bist noch nicht fertig“, teilte Janine mir kurz angebunden mit und begann meine Frisur zu lösen.
„Nein! Ich werd Stunden brauchen um sie zu entwirren.“, protestierte ich erneut vergebens. Ich wurde einfach nicht beachtet. Das wurde ja immer besser. Allerdings hatten sie mich auch zum Grübeln gebracht. Glaubten sie etwa, dass ich nicht wusste, dass ich nur ein weiterer Job für Fin war? Das hatte er mir immerhin vorhin deutlich zu verstehen gegeben. Natürlich mochte ich ihn, aber es war auch schwer ihn nicht zu mögen und ja, man geriet bei ihm leicht ins Schwärmen. Und? Was war falsch daran?
„Was falsch daran ist?“, ungläubig sah Alice mich an. Uups, hatte ich das etwa gerade laut gedacht? „Lily, ich kenn dich doch. Du flirtest nicht einfach so. Dafür bist du nicht geschaffen. Entweder ganz oder gar nicht und wenn du diesem Idioten weiter so hinter her schmachtest, wird das ganz böse enden“, prophezeite sie und knallte den Lippenstift zurück auf die Kommode.
„Ach, weißt du ich glaube darum müssen wir uns keine Sorgen machen. Er ist doch für dich eh nur eine Ausrede, oder, Lily? In Wahrheit gehört dein Herz doch jemandem anders.“, wissend zwinkerte Janine mir zu.
„Hab ich was verpasst?“ – „Das wüsste ich allerdings auch gern.“ Verwirrt sahen wir Janine hinterher, die summend ins Bad gegangen war. Im Chor mit ihren Schlangen wohlbemerkt.

„Diese Viecher auf ihrem Kopf haben wirklich keine Nebenwirkungen?“, verunsichert warteten wir auf Janines Rückkehr.
„Ach, komm schon Lily! Du willst uns doch nicht allen Ernstes einreden, dass du nichts für James empfindest“, lächelnd kam sie wieder und legte mir eine Kette mit einem Kreuz um den Hals.
„Doch“, antwortete ich hastig und richtete meinen Blick stur auf das Fenster gegenüber.
Potter. Er löste etwas in mir aus, dass mir, wenn ich ehrlich war, eine Heidenangst machte. Ich wollte nicht einmal darüber nachdenken, was diese Gefühle bedeuten könnten. Ich wollte so nicht empfinden. Nicht für ihn. Er war so… Ja, was war er überhaupt? Ein Schürzenjäger ohne Frage. Jemand, der den Ernst des Lebens nicht erkannte und nur Blödsinn im Kopf hatte. Manchmal zumindest. Nicht immer. Heute nicht. In den vergangenen Wochen immer seltener.
Jemand, dessen Arroganz selten mit anderen Menschen in einen Raum passte. Okay, eigentlich nicht.
Jemand, der sich für das größte Geschenk an die Welt hielt. Okay, das passte auch irgendwie nicht auf den James Potter, den ich in den letzten Wochen kennengelernt hatte.
Arrrgh! Und was passte dann? Warum war es so schwer ihn unvoreingenommen zu betrachten? Warum konnte ich nicht akzeptieren, dass er sich vielleicht geändert hatte? Wenn er sich denn geändert hatte. Er verkomplizierte einfach alles. Das konnte ich jetzt nicht gebrauchen. Keine Ablenkungen. Meine Eltern würden sich schließlich in einem Jahr nicht von selbst beschützen und ich würde es ewig bereuen, wenn ich nicht jeden Verteidigungszauber gelernt hätte, der möglich gewesen wäre, wenn ich nicht abgelenkt gewesen wäre.
Und auch wenn sie momentan unter dem Schutz von Potters Eltern standen, konnte das schließlich nicht ewig so weiter gehen.
Außerdem mussten wir noch herausfinden, was mit dieser Karte war, da konnte ich mir keine Ablenkungen leisten. Das einzige, was ich wissen musste, war das ich ihm vertrauen konnte. Naja, zumindest was die Karte betraf.

„Lily-!“, begann Alice aufgebracht und riss mich aus meinen Gedanken.
„Ach, vergiss es. Das wird sie schon selber noch merken“, unterbrach Janine sie und hielt mir einen Spiegel vors Gesicht. „So. Fertig. Und jetzt darfst du uns gern vor Dankbarkeit winselnd in die Arme fallen.“
„Wow!“, stieß ich aus. Sie hatten mein Kleid vollkommen zerstört, mein Gesicht schwarz geschminkt und meinen Haaren einen noch dunkleren schwarzen Ton verpasst. Der Kontrast zwischen meiner hellen Haut und den nun schwarzen Haaren könnte nicht besser ausfallen.
Ich sah so aus, als wäre ich einer Gruselgeschichte entstiegen und hatte nichts mehr mit meinem früheren Ich zu tun. Von weitem war ich nicht wiederzuerkennen.

„Danke.“, stürmisch umarmte ich die Beiden und hüpfe aufgeregt auf und ab. Wie hatten sie das hinbekommen? Ungläubig griff ich mir in die Haare und fuhr vorsichtig den Stoff des Kleides hinab. Als ob ich da noch etwas zerstören könnte. Irgendwie begann der Abend plötzlich doch noch nach Spaß auszusehen und all die Fragen und mein Vorhaben Fin abzufüllen rückten irgendwie in den Hintergrund. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er etwas damit zu tun haben sollte. Außerdem hätte er mich dann nicht schon längst zur Rede gestellt? Es war doch schon äußerst fragwürdig wie ein Mädchen wie ich an eine solche Karte kommt.

Plopp. Erschrocken zuckte ich zusammen und sah zu Janine, die eine kleine Sektflasche geöffnet hatte und die prickelnde Flüssigkeit auf drei Gläser verteilte.
„Mädels. Auf den heutigen Abend. Genießen wir ausnahmsweise einmal unsere Jugend. Heute sind lange Gesichter verboten und jegliche Art Spaß erlaubt. Auf uns.“ Feierlich stießen wir mit unseren Gläsern an und inzwischen freute ich mich wirklich auf diesen Abend.
Vor allem wenn ich an den Nachmittag zurück dachte, konnte der Rest des Abends eigentlich nur noch besser werden. Hoffte ich zumindest.
„Jetzt aber los. Der arme Fin wartet schon eine halbe Ewigkeit auf uns“, trieb ich sie an und hielt ihnen demonstrativ die Tür auf.
„Lily, du bist unmöglich! Einfach unverbesserlich“, kopfschüttelnd ging sie an mir vorbei, während Janine ihr aufmunternd auf die Schulter klopfte. „Das wird schon“
„Ja, ja schon klar. Ich bin unmöglich, aber ihr seid auch keine Schulsprecher. Ihr wisst gar nicht wie das ist. Eigentlich hätte ich schon seit über einer Stunde da sein müssen. Immerhin hab ich auch Aufsichtspflichten“, teilte ich ihnen mit und dachte mit leichtem Grauen daran, was Potter schon alles hatte durchgehen lassen, da ich keine Sekunde daran zweifelte, dass die Rumtreiber nicht so lang für ihre Kostüme gebraucht hatten.


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