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Fanfiction

Mud and Blood - Der Orden des Phönix

von Dr. S

Die ganze Welt schien diese Tage dunkel und finster zu sein, als stünde der Sommer nicht kurz vor der Tür. Voldemorts Präsenz schlich sich über Hogwarts‘ Schwelle, wie der kalte Atem hunderter Dementoren. Niemand konnte die Augen mehr vor ihm und seinen Machenschaften verschließen. Oder zumindest sie konnte das nicht.

Lily ging durch den Korridor im siebten Stock, hielt sich selbst dabei im Arm. Jeder ihrer Schritte ging so schwer, als würde sie sich selbst ziehen müssen. Tränen standen in ihren Augen. Es kostete sie noch mehr Kraft sie nicht zuzulassen, falls sie jeden Moment in jemanden rennen könnte. Sie hatte Stunden gebraucht um sich wieder auf die Korridore zu trauen. Inzwischen war das Schloss wie ausgestorben. Die Ausgangssperre hatte alle in ihre Gemeinschaftsräume getrieben und die Dunkelheit hatte ins Schloss gefunden. Fackeln brannten an den steinernen Wänden der Korridore und erleuchteten ihren Weg in einem rotorangenen Licht, dass die Schatten tanzen ließ.

Regulus war bestimmt längst zurück in seinem Gemeinschaftsraum, vielleicht auch in seinem Schlafsaal. Ihr schossen all die Dinge durch den Kopf, die er gesagt hatte, und sie konnte noch immer nicht glauben, dass er so stur darauf beharrt hatte, dass es eine gute Idee sei. Es war eine ehrenhafte, aber beschissene Idee. Am liebsten hätte sie das Professor Dumbledore selbst ins Gesicht gesagt.

Eine Mischung aus Wut und Angst quellte in ihren Augen, wenn sie daran dachte, und sie beschleunigte ihre Schritte in Richtung Portrait, als könnte sie davor flüchten, was Regulus gesagt hatte. Was es bedeutete.

Sie fragte sich unweigerlich, ob sie je wieder seine Hand halten würde. Ob er sie je wieder in den Arm nehmen würde. Sie küssen würde.

Lily musste gegen einen schmerzhaften Knoten in der Kehle anatmen, der es ihr schwer machte zu reden. Der Fetten Dame gegenüber wollte sie das genauso wenig zeigen, wie irgendjemand anderem. Sie versuchte die Schultern zu straffen, sich gerade zu halten und presste das Passwort erfolgreich hervor. Die Fette Dame gab den Weg frei, ohne sie zweimal anzusehen, und gähnte, als sie hinter Lily wieder ins Schloss fiel.

Der Gemeinschaftsraum war verlassen, aber ein warmes Feuer prasselte im Kamin und sorgte für Schattenarme, die sich ihr entgegen streckten. Sie fühlte sich grässlich allein, ein irrationales Gefühl, das wusste sie, dafür musste James ihr nicht sagen, dass sie viele Menschen hatte, die sie gern hatten. Aber Regulus konnte sie nicht ersetzen. Lord Voldemort hatte ihr ihre Eltern weggenommen und jetzt würde er ihr auch Regulus wegnehmen. Schon wieder.

Ihr schossen die Tränen in die Augen und niemand war da vor dem sie sie zurückhalten musste. Lily presste sich beide Hände gegen den Mund, so fest, dass sie ihre Lippen zittern spürte, und der Schluchzer kam ihr trotzdem über die Lippen.

Ein Rumpeln durchschlug die Stille. Etwas Hartes war auf den Boden vor dem Kamin gefallen. Ein wirrer schwarzer Haarschopf schaute hinter der Sofalehne hervor. James starrte sie aus großen Augen an, die Hände von sich gestreckt, als hätte er etwas von sich geworfen. Lily streckte den Hals leicht, als sie ein leises „Au“ hörte. Sirius setzte sich auf dem Teppich vorm Kamin auf und rieb sich den Rücken. Er schaute Lily mit hochgezogener Augenbraue an, dann runzelte er die Stirn.

Lily wischte sich über ihre Wange, als sie die Hände vom Mund zog. „Ich hab euch nicht gesehen, Jungs. Entschuldigt.“ Sie drehte sich zu den Treppen, um in ihren Schlafsaal und die Sicherheit hinter ihren Vorhängen zu verschwinden, als Sirius ihr in den Weg lief.

„Alles in Ordnung, Lily?“, fragte er.

Lily nickte und schaute kurz zu James, versuchte ihm ein Lächeln zuzuwerfen, weil er aussah, als würde er zwischen den Sofakissen verschwinden wollen, aber ihre Lippen zitterten nur.

„Geht’s um Regulus? Wegen was auch immer er mit Dumbledore besprochen hat?“, hakte Sirius nach.

„Ich weiß, dass du neugierig darauf bist, aber du besprichst das besser mit Regulus, Sirius. Ich sollte nicht –“ Lily schluckte hart gegen den Knoten, der ihre Kehle zuschnürte an, und presste sich erneut eine Hand vor den Mund, als würde das ihre zitternde Stimme verstecken. „Ich sollte nicht…“

„Habt ihr euch gestritten?“ Sirius sagte das, als würde er es für unmöglich halten, wie ein Muggel Magie.

Lily kniff die Augen zusammen. „Dumbledore hat ihm vorgeschlagen, dass es eine wunderbare Idee wäre sich Voldemort anzuschließen, um an Informationen für ihn zu kommen.“ Es sprudelte aus ihr heraus, wie vorhin die Tränen, als sie Regulus den Rücken zugekehrt hatte. „Regulus hält es für das Richtige, aber ich nicht. Man kann doch nicht von ihm verlangen, dass er sein Leben wegwirft und für den Rest vorgibt jemand zu sein, der er nicht ist. Und ich kann nicht – ich kann nicht wieder sein Geheimnis sein. Er könnte mich nicht mehr ansprechen, ich könnte nicht zu ihm, wenn ihm etwas passieren würde – ich könnte nichts tun. Ich wäre nutzloser, als ich es jetzt bin.“ Ihr liefen Tränen über die Wangen und sie konnte Sirius so nicht mehr anschauen. „Bin ich egoistisch?“, fragte sie und starrte dabei auf den Boden.

„Nein. Er ist ein Idiot“, sagte Sirius.

Lily schaute ihn wieder an, konnte sein Gesicht aber nur verschwommen erkennen. Sie blinzelte dagegen an, während ein Schluchzer in ihrer Kehle kratzte. Ein erbärmlicher Anblick, der sich in Sirius‘ grauen Augen spiegelte. Er schien sich immer sehr unwohl zu fühlen, wenn er Tränen sah. Lily versuchte wenig erfolgreich sich zusammenzureißen. Kurzerhand nahm Sirius sie in den Arm und ihr Schluchzer wurde von seiner Brust gedämpft, ihre Tränen von seinem zerknitterten Hemd getrocknet. Lily ließ sich dankbar von ihm halten und über den Rücken tätscheln, während sie stumm ihre Tränen laufen ließ. Wie viele sie vergießen konnte, wusste sie irgendwann nicht mehr.

„Der Bastard bricht dir wohl gerne das Herz.“ James war hinter dem Sofa hervorgekommen und lehnte mit verschränkten Armen an der Rückenlehne. Sein abschätziger Blick schien für Regulus persönlich bestimmt zu sein.

Lily nahm das Gesicht von Sirius‘ Schulter und wischte sich über die feuchten Wangen. Sie schüttelte scharf den Kopf, bevor James noch etwas sagte. Sirius reichte ihr ein Taschentuch mit dem sie die Spuren ihrer Tränen verschwinden lassen konnte.

„Danke“, sagte sie mit kratziger Stimme.

„Er hat das nicht wirklich vor. Regulus würde dich nicht mal vom Sofa werfen, wenn jemand reinplatzt“, sagte Sirius. „Er wirft doch nicht alles weg, um den Helden zu spielen. Das wäre Wahnsinn.“

„Das wäre das einzig Mutige, was ein Slytherin je getan hat“, bemerkte James, wofür diesmal sogar Sirius ihn strafend ansah. „Es wäre Wahnsinn, aber es würde etwas bringen, oder siehst du das anders, Tatze? Regulus stand doch schon mit einem Fuß in Voldemorts Tür. Er kann leicht wieder reinkommen. Wenn Dumbledore ihn dabei unterstützt kann auch nichts schiefgehen.“

Lily schaute ihn entsetzt an, worauf James ein Gesicht zog, als würde er sich auf die Zunge beißen. Er zuckte mit den Schultern.

„Dumbledore ist keine Garantie für Sicherheit, James“, sagte sie. „Er ist ein großer Zauberer, aber auch nur ein Mensch. Und er verlangt zu viel.“

„Dumbledore ist der größte Zauberer unserer Zeit. Wenn jemand weiß, wie man Voldemort vernichten kann, dann er. Wir sollten ihm vertrauen. Regulus‘ Hilfe könnte diese Sache um Jahre verkürzen.“

„Es ist nicht deine Entscheidung, was er mit seinem Leben anfängt.“

„Deine auch nicht, anscheinend“, gab James zurück.

Lily schluckte hart. „Ich sage ihm nicht, was er zu tun oder zu lassen hat, James.“

James fuhr sich seufzend durch die Haare. „Sorry. Ich will nicht, dass er dir wehtut. Wirklich. Aber du magst ihn und willst nicht, dass ihm was passiert – natürlich hast du was dagegen, wenn er ein kleines Risiko eingehen will.“

„Ich habe etwas dagegen, weil es zu viel verlangt ist.“

„Ich würd’s tun, wenn ich einen Knut Schauspieltalent hätte“, sagte James. „Was ist mit dir, Tatze?“

Sirius zuckte mit den Achseln. „In einer Welt, in der mir irgendwer zutrauen würde Voldemorts rechte Hand zu sein. Oder seine Linke.“

„Ihr denkt nicht nach. Es geht nicht darum, was ihr euch jetzt hier beim Kaminfeuer zusammenreimt“, fuhr Lily dazwischen. „Das ist kein kleines Risiko wie ein Sturzflug beim Quidditch. Hier geht es um ein Leben in Voldemorts Schatten. Das würde ich nicht schaffen und ihr zwei auch nicht. Regulus könnte das hinbekommen, aber es würde ihn kaputt machen, und das schaue ich mir nicht an.“

Lily atmete schwer, als wäre sie gerade sieben Stockwerke nach oben gespurtet. Sie schaute Sirius und James beide kurz an, dann drehte sie sich auf den Absätzen um und lief zurück zum Portraitloch.

„Lily, es tut mir leid. Ich hab geredet ohne zu denken“, rief James und seine Schritte folgten ihr hastig. „Wo willst du hin?“

Lily war schon mit einem Fuß aus dem Gemeinschaftsraum heraus, als sie sich wieder zu ihnen umdrehte. In ihren Augen brannte nicht einmal mehr eine kleine Träne, dafür glühte Wut und Entschlossenheit in ihrer Brust.

„Ich werde Dumbledore sagen, was ich davon halte.“

James‘ Augen weiteten sich, als hätte sie gedroht dem Zaubereiminister Feuerwhiskey ins Gesicht zu schütten, und seine Brille rutschte ihm leicht von der Nase. Er sah aus, als würde er sie festhalten wollen, aber Sirius bekam seine Hand vorher zu fassen und zog ihn wenig subtil zurück. Lily schlug das Portrait hinter sich zu. Die Fette Dame rief ihr ärgerlich etwas nach, das bis auf den Tonfall komplett an Lily vorbeiging.

Sie rannte die Treppen so schnell die bewegenden Stufen sie ließen herunter, hüpfte einmal sogar über einen sich auftuenden Abgrund, ohne einen Gedanken an die fünf Stockwerke unter ihr zu verschwenden. Innerhalb weniger Minuten war sie unten angekommen und kam schlitternd vor Professor Dumbledores Büro zum Stehen. Sie keuchte dem Gargoyle das Passwort entgegen und er gab ihr unbekümmert den Weg zur Wendeltreppe frei, die zu Dumbledores Tür führte.

Lily klopfte barsch gegen das Holz. Dumbledores Stimme bat um „einen Moment“, aber sie beachtete das nicht und stieß die Tür auf, die gegen irgendetwas prallte und ein leises „umpf“ daraus entlockte.

„Lily.“ Professor Dumbledore stand bereits hinter seinem Schreibtisch, sonst hätte er sich bei ihrem Auftritt sicherlich erhoben. „Ich bin mir sicher, dass es sehr dringend ist, wenn Sie so hereinkommen, aber ich muss hier noch etwas zu Ende führen.“

Lily hieb beide Hände auf seinen Schreibtisch und brachte ein fragiles Instrument aus Silber zum Wackeln. „Das ist mir egal, Professor. Ich hätte Ihnen das schon vor Wochen sagen sollen“, sagte Lily in demselben Atemzug, den sie seit sie losgelaufen war in sich zu halten schien. „Was Sie Regulus da einreden ist nicht richtig. Ich kann nicht fassen, dass Sie ihn wirklich in Voldemorts Arme schicken wollen. Haben Sie eine Sekunde nicht daran gedacht, wie nützlich das sein könnte, und was das aus ihm machen würde? Er wäre ein Todesser, ob mit ganzem Herzen oder nicht, und müsste sich so verhalten. Wollen Sie ihm das antun?“

Professor Dumbledore hatte langsam die Augenbrauen nach oben gehoben, blieb aber ruhig. Kein Anzeichen von Zorn über ihren Einbruch in sein Büro blitzte hinter der Halbmondbrille auf. „Lily, ich kann nachvollziehen, dass Sie aufgewühlt sind, aber vielleicht sollten Sie bedenken, dass meine Pläne wohl durchdacht sind.“

„Wenn Merlin zu Ihnen kommen würde und sagt, dass er es für eine wunderbare Idee halten würde Chimären und Knuddelmuffs zu kreuzen, würden Sie das auch gut finden. Sie sind ein großer Zauberer, Sir, und ich vertraue Ihnen, aber Sie sind ein Mensch und Menschen machen Fehler. Menschen wie Sie vielleicht noch größere. Und von Regulus zu verlangen, dass er sein Leben und seine Zukunft aufgibt, um für Sie an Voldemorts Seite zu stehen, ist falsch. Sie sind verzweifelt, mehr wahrscheinlich, als ich verstehen kann, aber es ist falsch“, sagte Lily entschieden. Ihre Hände auf Dumbledores Tisch zitterten, ihre Stimme aber nicht.

Für einen Moment schien Dumbledore über ihre Schulter zu schauen, bevor er wieder ihren Blick kreuzte. „Sie entwaffnen mich mit Ihrer Ehrlichkeit, wie immer. Einer der Gründe, warum Sie Schulsprecherin sind und das Passwort zu meinem Büro kennen“, sagte er und Lily wusste nicht, ob er wollte, dass sie sich fühlte, als würde er diese Entscheidung gerade hinterfragen. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie sich selbst gezügelt. Sie wusste, dass sie weit ging, aber kein Schritt war ihr zu viel, wenn es um Regulus ging. Er konnte sie ruhig für immer dafür hassen, dass sie das hier tat, ihm eine bescheuerte, ehrenhafte Chance sich zu beweisen nahm, aber sie würde das nicht zulassen.

„Regulus ist ein guter Mensch, Professor“, sagte Lily ernst, um Dumbledores Ablenkung abzuwehren und ihn wieder zum Thema zurückzubringen. „Ein wunderbarer, idealistischer, unglaublich talentierter Zauberer. Ich verstehe, warum Sie seine Hilfe gut gebrauchen können, aber bitte nicht so. Er hätte nicht zweimal über diesen Vorschlag nachgedacht, wenn meine Eltern noch am Leben wären.“

„Haben Sie Angst, dass es Ihre Schuld sein könnte, wenn Regulus eine falsche Entscheidung trifft?“

„Ich weiß, dass es nicht gut für ihn wäre.“ Lily ballte die Hände auf dem Tisch zu Fäusten und atmete gegen ihr hart klopfendes Herz an. Es war nicht einfach Dumbledore bei diesen Worten in die unnachgiebigen Augen zu blicken. „Ich bin eine ganz passable Hexe, Professor Dumbledore. Ich will Ihnen helfen etwas gegen Voldemort zu unternehmen, genauso wie Regulus. James, Sirius und Remus geht es genauso. Und ich bin mir sicher, dass Dorcas sich diese Gelegenheit auch nicht nehmen lassen würde. Wir sind keine Kinder mehr, die Sie vor diesem Krieg beschützen müssen. Sie können uns nicht in eine Welt gehen lassen, auf die wir nicht vorbereitet sind. Aber wir werden auch nicht Ihre Puppen sein. Oder Ihre Soldaten. Wir werden ein Team sein, und mit einem Graben aus Geheimnissen lässt es sich schlecht zusammenarbeiten, Sir.“

Dumbledore zog die Augenbrauen nach oben, aber unter seinem langen Bart blitzten zuckende Mundwinkel auf. „Nun, ich habe das Gefühl, dass ich einer solchen Ansprache schlecht widersprechen kann. Was meinen Sie, Regulus?“

Lily drehte sich um, als Dumbledore erneut über ihre Schulter schaute. Ihr war von einer Sekunde auf die andere, als hätte jemand ihr alle Luft aus den Lungen getreten. Regulus stand neben der geöffneten Tür, die ihn an der Schulter getroffen haben musste, als sie hereingekommen war. Er trug seine undurchschaubare eiskalte Maske, hinter der Lily seine Augen funkeln sah. Fawkes, Dumbledores Phönix, saß neben ihm auf seiner Stange und betrachtete interessiert das Gespräch.

„Ich kann nichts hinzufügen, Sir“, sagte er sachlich.

Lily schluckte hart. Plötzlich zitterte sie wieder am ganzen Körper und wagte deswegen nicht den Mund zu öffnen.

„Bevor Sie uns Gesellschaft geleistet haben, Lily, hat Regulus mir etwas ziemlich Ähnliches gesagt“, sagte Dumbledore, als wäre sie zum Tee vorbeigekommen. „Nachdem er mir gesagt hat, dass er meinen Vorschlag ablehnen muss.“

Lily riss sich von Regulus‘ festem Blick los und starrte Dumbledore aus großen Augen an, bevor sie wieder Regulus ins Visier nahm. Ihr war danach ihn zu schlagen und gleichzeitig zu küssen. Eine Mischung, die ihr anscheinend nur erlaubte ein leises „was?“ zu hauchen.

Regulus hob die Achseln. „Ich mag Ehrlichkeit ein bisschen zu sehr, um gut für sowas zu sein.“

Lily wollte unweigerlich den Kopf schütteln. Sie wusste, dass jedes Geheimnis nirgendwo sicherer sein konnte, als in Regulus‘ Armen. Aber sie konnte sich nicht rühren und nicht einmal atmen. In ihrem Kopf rauschten all die Worte durcheinander, die sie Dumbledore eben gesagt hatte, während Regulus hinter ihr gestanden hatte. Sie fühlte sich merkwürdig alleine zwischen den beiden und lief langsam aber sicher rot an.

„Ich nehme mir zu Herzen, was Sie beide gesagt haben“, erklärte Dumbledore und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch, faltete die Hände zusammen. Er wirkte wie ein Richter, der ein schweres Urteil zu fällen hatte. Aus der Ecke gab Fawkes einen ermutigenden Laut von sich. „Fawkes anscheinend auch. Aber Sie sollten sich sputen, wenn Sie nicht von Mr. Filch erwischt werden wollen. Ein paar Minuten haben Sie sicherlich, um sich auszusprechen“, meinte er mit einem Blick auf die Uhr auf seinem Tisch. „Gute Nacht, Lily. Regulus.“

Lily konnte zum Abschied nur nicken. Regulus hielt ihr die Tür offen und versuchte dabei ihren Blick einzufangen, aber auch ihn konnte sie nicht mehr ansehen. Mit heißen Wangen rauschte sie an ihm vorbei und die Wendeltreppe herunter. Regulus‘ Schritte folgten ihr wie vorhin erst James‘, aber er holte sie am Eingang ein und bekam ihre Hand zu fassen. Lily riss sich sofort aus seinem Griff.

Regulus verzog keine Miene, als wären all seine Gesichtszüge eingefroren. Sie mochte seine kühle Art, hatte immer geglaubt, dass sie verstand was darunter war. Gerade wollte sie ihm am liebsten eine Ohrfeige verpassen und diese Maske zerschmettern. Sie musste ihm mit geröteten Augen und Wangen gegenüberstehen, während er sich perfekt unter Kontrolle hatte.

Regulus streckte seine Hand erneut aus, diesmal langsamer, und Lily ließ zu, dass er ihre umfasste, begegnete seinem Blick aber mit erhobenem Kinn, und seine grauen Augen schienen sich daraufhin nur tiefer in ihre zu bohren. Er kam einen Schritt in ihre unmittelbare Nähe.

„Beeindruckender Auftritt“, bemerkte er, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. „Ich hätte mich nie getraut so mit Dumbledore zu sprechen.“

„Deswegen hast du dich auch nicht bis auf die Knochen blamiert“, entgegnete Lily.

Regulus‘ Blick brannte sich in ihre Haut, wie in der Nacht, als sie das letzte Mal uneingeschränkt glücklich gewesen war. Die irrationale Angst überkam sie, dass er so jede Tränenspur auf ihren Wangen sehen können würde.

„Ich finde nicht, dass du dich blamiert hast“, sagte er leise und seine Stimme bekam einen heiseren Schlag, der eine andere Wärme in Lilys Wangen trieb. „Ich fand das sehr beeindruckend. Sehr mutig.“

Lily fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Ihre Hand hatte in Regulus‘ Umklammerung aufgehört zu zittern. „Dumbledore hat Recht. Wir sollten uns sputen, bevor Filch uns in seine Folterkammer sperrt. Gute Nacht, Regulus.“ Sie küsste ihn auf die Wange, um sich zu verabschieden, nur damit er sie nicht losließ, sondern näher an sich zog und den Kopf zu ihr drehte, ihre Lippen mit seinen streifte. Lily schloss ganz automatisch die Augen und wollte sich gegen ihn lehnen, als ein Rumpeln durch den Korridor ging.

Sie zuckte von Regulus weg und sah Filchs Schatten am anderen Ende des Korridors auftauchen. Er fluchte leise, musste wohl gegen eine Rüstung gestolpert sein. Bevor Lily darauf reagieren konnte, zog Regulus sie an der Hand mit sich mit, geradewegs durch einen Seitengang hinaus in den Innenhof.

Eine kühle Brise kam ihnen entgegen und trieb die restliche Wärme des Tages aus den Schlossmauern. Der Himmel lag klar und wolkenlos in einem tiefen Schwarz über ihnen. Die Mondsichel stand über dem Wald, umzingelt von unzähligen silbernen Sternen. Auf dem Astronomieturm tummelten sich im Moment Schüler um genau diese Konstellationen zu identifizieren.

Lily verschränkte einen Arm vor der Brust, hielt sich an dem anderen fest, weil Regulus ihre Hand nicht losließ â€“ oder sie seine. „Hier draußen sollte Filch uns auch nicht erwischen.“

„Ich will noch nicht ‚Gute Nacht‘ sagen“, erwiderte Regulus.

„Was willst du dann sagen?“, gab Lily zurück.

Regulus drehte ihre Hand in seiner und strich sanft über ihren Daumen, wo sein klobiger Siegelring noch steckte. Er hatte ihn nie zurückgewollt und Lily ihn einfach nicht zurückgegeben.

„Haben wir Schluss gemacht?“, fragte er.

Lily musste diesen Satz wie einen Schlag ins Gesicht verdauen. „Wäre dir das lieber?“

„Was denkst du, Lily?“ Regulus schüttelte den Kopf.

„Ich weiß nicht, was ich denken soll. Du änderst deine Meinung wie ein Fähnchen im Wind, und du redest nicht mit mir darüber. Ich weiß nicht… Ich hätte einen Moment oder eine Nacht gebrauchen können, um darüber nachzudenken, was das gerade war.“

Regulus nickte verstehend, ließ ihre Hand aber nicht los, um ihr diesen Moment zu geben. „Wie wäre es, wenn du bei einem Spaziergang nachdenkst?“ Er deutete in Richtung Ländereien, die verlassen und weit genau dazu einzuladen schienen. Und Lily hielt Regulus‘ Hand genauso fest, wie er ihre. Sie wollte nicht loslassen.

„Hast du Angst, dass ich James Potter wieder zu nahe komme, wenn ich jetzt nach oben laufe?“, fragte sie.

„Ich hab Angst, dass wir nie wieder ein Wort miteinander reden. Bitte.“ Er nahm ihre Hand fest in seine beiden. „Lass uns ein Stück gehen.“

„Wir sollten nicht“, murmelte Lily. „Nicht einmal Vertrauensschüler dürfen sich um diese Zeit noch draußen aufhalten.“

„Dann zieh mir alle von Slytherins Punkten ab. Das ist mir relativ egal“, sagte Regulus.

Lily seufzte auf und löste ihren verschränkten Arm, ließ zu, dass Regulus sie mit sich durch den Innenhof zog, wo er vorhin erst all diese Dinge gesagt hatte. Sie ließen sich von diesen Erinnerungen nicht aufhalten und durchquerten den steinernen Hof, liefen hinaus auf die Ländereien.

Unter dem Sternenhimmel konnte die Umgebung nicht in absoluter Finsternis versinken. Das Gras erholte sich in einem tiefen Grün vom ständigen Regen und Schnee, in der Ferne schimmerte das Silberlicht der Sterne auf der ruhigen Oberfläche des schwarzen Sees. Allein der Verbotene Wald versank in kompletter Finsternis, und er umringte Hogwarts‘ Ländereien fast vollständig wie eine schwarze Mauer. Hinter ihnen strahlte Hogwarts aus vielen Fenstern und den Turmzinnen, wie eine Festung belagert von Schatten. Die Welt schien diese Tage auch unter Sternen- und Mondlicht unnatürlich dunkel.

Sie wanderten den Abhang herunter und an der Eiche vorbei, unter der Lily außerhalb der Wintermonate gerne ihre Hausaufgaben erledigt hatte. Auch wenn Mary sagte, dass sie davon nicht weniger blass wurde.

„Erinnerst du dich?“, fragte Lily und deutete den Abhang herunter zu einer kleinen Kuhle im Gras. „Da hat Mulciber mich in den Schlamm gestoßen und du hast mir aufgeholfen.“

„Wenn ich mich richtig erinnere, hast du dir nicht aufhelfen lassen“, sagte Regulus.

Lily lächelte ihn schwach an. „Reg, wenn du Dumbledore nur Nein gesagt hast, weil du dich von mir gezwungen fühlst, ist das auch nicht richtig. Ich will nicht, dass du nur Dinge tust, die ich richtig finde.“

Regulus blieb stehen und Lily hatte Angst sich zu ihm umzudrehen, falls er das genauso sah, falls er es jetzt erst einsah und sauer auf sie wurde. Als er nichts sagte, schaute sie vorsichtig zu ihm auf, aber von Ärger war in seinem Gesicht keine Spur. Seine kühle Fassade blätterte ein wenig unter seinen zuckenden Wangen, und sie fragte sich, ob er darunter genauso viel Kummer versteckte wie sie.

„Lily, ich wollte nie Ja sagen“, flüsterte er fast.

Lily runzelte die Stirn. Bis eben hatte Chaos in ihrem Kopf geherrscht und jetzt schienen all die Gedanken zum Stehen zu kommen, als hätte ein Immobilis-Zauber sie getroffen. „Aber du… du warst so überzeugt.“

Regulus schloss einen Moment die Augen und schien sich zu sammeln. „Du hattest Recht. Dumbledore hat mich bei der Trauerfeier nochmal angesprochen. Wir sind darauf gekommen, weil ich anscheinend genauso so nutzlos dagestanden habe, wie ich mich gefühlt habe.“

„Du warst nicht nutzlos“, sagte Lily leicht geschockt, weil nichts ihr mehr geholfen hatte als Regulus‘ Hand an diesem Tage fest in ihrer zu wissen. So wie jetzt gerade. Er war immer noch das einzige, was sie davon abhielt drauf los zu laufen und Voldemort zahlen zu lassen. Der Eiswürfel, der ihre brennende Wut abkühlte.

„Aber ich hab mich so gefühlt. Ich wusste nicht, wie ich dir helfen kann, ob ich irgendetwas richtig mache. Dann hat Dumbledore mir diesen Vorschlag gemacht, und er hat sich so viel besser angehört. Alles aus seinem Mund hört sich irgendwie logisch an. Ich habe ihm gesagt, dass ich es mir überlegen und mit dir besprechen werde. Aber der Zeitpunkt schien nie richtig. Er hat mich ein paar Mal drauf angesprochen, und vorhin hat er nachgefragt, ob ich bereit wäre es zu tun. Und das wäre ich. Immer noch.“ Regulus umklammerte ihre Hand fester, als würde er sich gerade an ihr festhalten müssen und nicht umgekehrt. „Aber es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass es meine erste Wahl wäre.“

Lily hätte nicht gedacht, dass sie sich noch verwirrter fühlen konnte, und dass es sich wie eine große Leere anfühlen würde. „Also machst du es meinetwegen. Und du wirst irgendwann bereuen es nicht getan zu haben…“

„Nein, Lily. Weil wir darüber reden oder diskutieren, ändere ich meine Meinung. Wegen deinen Argumenten. Nicht weil ich es dir rechtmachen will. Ich habe dem Dunklen Lord nicht abgesagt, weil ich lieber mit dir zusammen sein will – nicht ganz jedenfalls. Du kennst mich… Ich bin pragmatisch.“

Lily drückte seine Hand sanft. „Ich versteh’s nicht ganz, Regulus. Wieso hast du mir das nicht vorhin gesagt, wenn du das gar nicht tun willst?“

Regulus schaute den Hang hinunter zum See und Lily glaubte einen verlegenen Schimmer auf seinen Wangen zu sehen. „Du warst so wütend, und ich konnte sehen, wie traurig du darunter bist. Ich dachte, wenn ich es vernünftig erkläre, würdest du es für richtig halten. Ich wollte es für richtig halten. Damit ich dir irgendwie helfen kann…“

Lily schüttelte den Kopf, auch wenn Regulus sie nicht ansah. „Oh, Reg…“

„Ich weiß, dass ich keine Garantie für Spaß bin. Ein James Potter könnte dich im Moment zumindest zum Lachen bringen…“

Lily griff Regulus‘ Hände und zog sie dicht an sich heran, bis er sie wieder ansah. „Du machst mich tausendmal glücklicher als ein dummer Witz. Du bringst mich zum Lachen.“

„Und zum Weinen“, fügte Regulus sachlich hinzu.

Lily spürte ein zittriges Lächeln auf ihren Lippen. „Ich hab dich schon dazu gebracht dein Temperament zu zeigen – ich glaube, wir sind quitt.“

Regulus zog ihre Hände an seine Lippen und küsste ihre Finger, machte aus Lilys halbem ein ganzes Lächeln.

„Also…“ Lily trat dicht an ihn heran, bis nur ihre fest ineinander verschränkten Hände zwischen ihnen waren. „Du und ich in Professor Dumbledores Orden des Phönix; klingt das nach der richtigen Entscheidung?“

„Wir haben die gleiche Entscheidung separat getroffen; sie könnte entweder sehr richtig oder sehr falsch sein“, sagte Regulus kühl und Lily hätte ihn dafür küssen können. Es waren keine Zweifel, die sie aufhielten, sondern ganz leise Vorsicht.

Sie löste ihre Hand mit der Fluchnarbe aus Regulus‘ Griff und strich ihm sanft über den linken Arm. Unter seinem Ärmel war Lucius Malfoys Demütigung sorgfältig versteckt, auch wenn Lily ganz genau wusste wo, wie groß und wie tief sie war.

„Bist du sicher, dass dir das reicht?“, fragte sie leise.

„Ich werde nicht bereuen kein Todesser zu sein“, sagte Regulus sachlich und ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich liebe dich, Lily. Es gibt keine richtigere Entscheidung als mit dir zusammen zu sein.“

Lily spürte ihr Herz für eine Sekunde aussetzen, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, um dann einen doppelt so schnellen Puls in ihrer Kehle zu schlagen. Sie befürchtete, er würde hören wie laut ihr Herz raste, wenn sie den Mund öffnete, und bekam keinen Ton heraus.

Regulus fuhr sich über die Lippen, während ein hauchzarter rosa Schimmer seinen Wangen Farbe gab. „Ich dachte, das wäre offensichtlich. Ich hab meiner Familie den Rücken gekehrt, um mit dir zusammen zu sein. Natürlich hab ich dich mehr als gern.“

„Ich liebe dich“, sagte Lily, ohne dass ihr Herz ihr dabei aus der Kehle sprang, und lächelte ihn strahlend an.

Regulus hatte ein kleines Lächeln für sie übrig, und der Glanz in seinen grauen Augen überstrahlte das Silberlicht der Sterne um Längen. Er beugte sich vor und Lily kam ihm hastig entgegen, sodass ihre Münder hart aufeinander landeten. Sie spürte sein Lächeln auf ihrem und schmiegte sich eng dagegen, öffnete ihre Lippen gegen seine. Lily krallte sich mit beiden Händen an seinen Roben fest und zog ihn näher, während seine enge Umarmung sie beinahe von den Füßen hob.

Schier atemlos seufzte sie gegen Regulus‘ Lippen. „Du hast nicht wirklich gedacht, dass wir uns nächstes Jahr kaum gesehen hätten, oder? Ich kann apparieren und Hogsmeade ist direkt um die Ecke.“

„Stiftest du mich dazu an das Gelände unerlaubt zu verlassen?“, gab Regulus leicht schmunzelnd zurück.

Lily zuckte mit den Achseln. „Nicht mehr, als du mich dazu anstiftest jetzt über die Ländereien zu wandern.“

„Das war’s wert.“

Lily nickte. „Das hoffe ich auch. Du hast ziemlich viele Punkte für Slytherin verspielt.“

Regulus schnaubte und hob sie mit einem Ruck von den Füßen. Lily schloss die Arme eng um seinen Nacken, gluckste in seinen Nacken. Sie musste sich nicht festhalten, weil er sie sicher und fest in den Armen hielt.

Die Schatten aus dem Wald krochen mit jeder Minute weiter über die Ländereien und selbst das schwache Licht der Sterne kam nicht mehr gegen die Nacht an. Aber in seinen Armen schien die Welt nicht mehr so dunkel, auch wenn sie es sein mochte.

Ende


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Ich war völlig panisch. Meine Eltern tanzen beide sehr gut, haben mir das aber anscheinend nicht vererbt. Alle Kids hatten etwa drei Wochen Zeit, um die Tänze einzuüben, aber weil ich so viele andere Szenen drehen musste, blieben mir nur ganze vier Tage. Sobald ich die Schritte halbwegs kapiert hatte, kam ich völlig aus dem Takt. Zum Glück soll Harry gar kein toller Tänzer sein.
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