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Fanfiction

Mud and Blood - Blutsverräter

von Dr. S

Noch in derselben Nacht verschwand Mulciber aus ihrem Leben – hoffentlich für immer. Er musste bereits mitten in der Nacht seine Koffer packen und wurde am frühen Morgen von seinen Eltern abgeholt und dabei von zwei Auroren begleitet. Der Unverzeihliche Fluch war sein sicheres Geleit nach Askaban.

Lily schlief so gut wie lange nicht mehr, auch wenn sie keine Gelegenheit mehr hatte alleine mit Regulus zu sprechen. Allerdings fand sie seine Nachricht auf ihrem Kissen. Sirius hatte seine Drohung wahrgemacht und es irgendwie an der Magie der Gründer vorbei in den Schlafsaal der Mädchen geschafft. Es war ein kleines, gerade gefaltetes Pergament, von dem Regulus‘ scharfe, leicht verschnörkelte Handschrift in schwarzer Tinte hervorstach.

Liebste Lily,

ich schreibe dir auch auf die Gefahr hin, dass ich alles zwischen uns ruiniert habe. Mulciber hat etwas vor, und ich weiß, dass es mit dir zu tun hat. Wenn jemand verdient hat ihn auf frischer Tat beim Pläneschmieden zu ertappen, dann du. Ich weiß, dass du ihn für seine Taten genauso zur Rechenschaft ziehen willst wie ich. Triff mich um halb neun beim Krankenflügel und wir beenden diese Farce.

R. A. B.


Lily las die Zeilen wieder und wieder, fuhr mit dem Finger sanft über die Schnörkel ihres Namens, bis sie glaubte sie kopieren zu können. Regulus hätte all das mit ihr zusammen getan, selbst wenn sie danach keinen Schritt mehr miteinander in dieselbe Richtung getan hätten.

In seiner Nachricht klang alles so nüchtern und abschließend, als würde er sich zufrieden zurückziehen, wenn sie ihn nicht mehr sehen wollen würde, aber in der Realität hatte das anders ausgesehen. Er hatte sie nicht wie ein Spielzeug James überlassen. Er hatte sich auch nichts vorgemacht. Regulus hatte sich angehört, was sie zu sagen gehabt hatte und seine Meinung nicht geändert. Sie musste schmunzeln, wenn sie daran zurückdachte, wie er um sie gekämpft hatte. Vielleicht sollte sie jetzt eifersüchtig sein.

Am Nachmittag des nächsten Tages saß sie wieder mit dem Brief in ihrem Schoß auf ihrem Bett. Mary lag bäuchlings auf ihrem Bett und war über der Hexenwoche eingeschlafen; ihre Wimperntusche war verschmiert von Tränen, die Mulciber nicht verdient hatte.

Lily griff nach ihrer Feder und Tinte auf ihrem Nachttisch und zog beides in ihren Schoß. Sie nahm ein Stück Pergament und setzte die Feder an. Ihre smaragdgrüne Tinte perlte sich unter den ersten Worten:

Lieber Regulus,

es war ein langer, aufregender Tag und es tut weh, dass ich nicht mit dir darüber reden kann. Mary ist ziemlich durch den Wind. Ich kann dir nicht genau sagen, ob sie einfach erleichtert ist oder nicht doch etwas traurig. Jeder wird dir zustimmen, dass es verrückt ist jemanden wie Mulciber zu mögen, aber sie hat genau das einmal getan. Ich bin froh für sie, dass dieses ungesunde Durcheinander jetzt ein Ende nehmen muss, und froh für dich, dass du in Ruhe schlafen kannst, ohne dir um seine perfiden Pläne Sorgen zu machen –


Die Tür zum Schlafsaal öffnete sich und Dorcas kam herein. Sie trug noch ihre Quidditchroben und ihre Eule auf der Schulter, der sie anscheinend ein größeres Paket abgenommen hatte, das sie irgendwo zwischen Neugierde und Misstrauen schüttelte.

„Hi“, grüßte sie fröhlich. Mulcibers Lebwohl hatte sonst bei keinem Gryffindor eine Träne verursacht. Tatsächlich mussten sie ihm fast dafür danken, dass sie die seit Monaten ausgelassensten Stunden im Gemeinschaftsraum verbrachten.

Lily hielt sich einen Finger vor die Lippen und deutete auf Mary. Dorcas warf ihr einen mitleidigen Blick zu und stellte ihr Paket leise ab, nahm ihre Eule von der Schulter. Als sie mit dem stattlichen Waldkauz auf dem Arm sitzend zum Fenster ging, um ihn in die Dämmerung zu schicken, hielt Lily sie auf.

„Kann ich mir den ausleihen?“, fragte sie und zeigte ihr als zusätzliche Erklärung ihren angefangenen Brief.

Dorcas setzte die Eule auf Lilys Bettpfosten und zwinkerte ihr zu. Dann widmete sie sich mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit ihrem Paket.

Lily tunkte ihre Feder erneut ein und überlegte, wie sie subtil sein konnte. Ob sie das überhaupt sein sollte. Letztendlich schrieb sie einfach weiter:

Deine Nachricht hat inzwischen zu mir gefunden – frag mich nicht, wie dein Bruder es in den Schlafsaal der Mädchen geschafft hat. Normalerweise verwandeln die Treppen sich bei jedem Jungen in eine Rutsche, was er und James vor ein paar Jahren an regnerischen Tagen übrigens ausgiebig genutzt haben, um sich die Langeweile zu vertreiben.

Jedenfalls finde ich, dass du Recht hast. Wir haben noch eine Farce zu beenden. Lass uns das von Angesicht zu Angesicht tun. Ich habe heute Abend ein paar freie Stunden, die ich gerne in einen Zaubertrank investieren würde. Du weißt also, wo du mich finden kannst…

Alles Liebe,

Lily


Sie beendete ihre Unterschrift schwungvoll, und ohne noch einmal zu lesen und am Ende zu bereuen, was sie da verzapft hatte, faltete sie das Pergament fest zusammen. Der Waldkauz beobachtete sie dabei sehr genau und streckte gierig sein Bein aus, als Lily auf ihn zu kam. Sie öffnete das Fenster für ihn und er flatterte aus dem Turmfenster heraus, schlug einen zielstrebigen Bogen Richtung Kerker ein. Lily atmete tief ein und sog die laue Frühlingsluft in ihre Lungen.

Es war kein festes Date. Keine Uhrzeit, aber ein vertrauter Ort für sie beide. Sie hatten sich so oft im Klassenzimmer für Zaubertränke gesehen, sich dort kennengelernt und angefangen näherzukommen. Ihr fiel kein besserer Ort für ein Treffen ein.

Lily schloss das Fenster und griff nach ihrer Bürste, zog sie ein paar Mal durch die langen Haare. Das dunkle Rot fiel glänzend über ihre Schultern und der Kontrast zu ihren Augen ließ das Grün darin mehr leuchten. Die dunklen Ringe darunter waren verschwunden. Sie sah nicht mehr so müde aus, wie gestern, obwohl sie nicht viel in dieser kurzen Nacht geschlafen hatte. Der ganze Druck war von ihr abgefallen und sie fühlte sich leichter, sicherer bei jedem Schritt, auch ohne Felix Felicis an ihrer Seite.

Sirius hatte tatsächlich versucht ihr den Rest des flüssigen Glück wieder aufzudrängen, und kurz hatte sie sich fast verlocken lassen. Aber sie wusste nicht, wie sie ihr Felix Felicis besser einsetzen könnte.

Sie hatte schon die besten Voraussetzungen, um alles zwischen Regulus und ihr wieder einzurenken, auch ohne magische Hilfe.

Lily warf einen letzten Blick in den Spiegel, strich ihren Rock glatt und schnappte sich ihre Tasche. Sie winkte Dorcas, die sich mit dem Klebeband ihres Pakets abmühte, das an ihren Fingern, Haaren und Knien hängengeblieben war.

„Zurück zu Black, hm?“, fragte sie leise. „Kommst du heute Nacht noch wieder?“

Lily griff nach dem Klebeband und entfernte es mit einem Ruck von Dorcas‘ Hals. Ihr entfuhr ein lautloser Schrei und Lily beantwortete das mit einem Schmunzeln.

„Bis nachher“, sagte sie und ging.

Im Gemeinschaftsraum und auf der Großen Treppe begegneten ihr wieder neugierige Blicke, aber diesmal weitaus weniger verurteilend. Lily ignorierte sie genauso wie die der letzten Wochen. Sie ging zielstrebig in die Kerker herunter, in den Mary sich jetzt vielleicht wieder traute. Es schien merkwürdig verlassen und düster hier unten, als hätte Mulcibers Abschied hier für weniger positive Gemüter als überall sonst im Schloss gesorgt. Auf dem Weg zum Klassenzimmer für Zaubertränke begegnete sie zwei missmutigen Erstklässlern, die vor ihr Reißaus nahmen, und dem Blutigen Baron, der mit rasselnden Ketten durch eine Wand verschwand.

Im Professor Slughorns Klassenzimmer war sie alleine. Lily hatte nicht damit gerechnet, dass Regulus wie ein gut erzogener Hund hier auf sie warten würde. Sie setzte sich an ihren üblichen Platz, packte Zaubertränke für Fortgeschrittene aus und sammelte die Zutaten zusammen. Die UTZ-Prüfungen rückten jeden Tag näher und auch wenn sie keine Angst vor Zaubertränke hatte, tat es ihr gut sich vorzubereiten.

Und alles schien fast von alleine zu gehen. Asphodelwurzel zu zerkleinern und sorgfältig mit dem Mörser zu bearbeiten erledigte sich im Handumdrehen, genauso wie die Baldrianwurzel in nahezu gleichgroße Stücke zu zerhacken. Sie musste ein gutes Messer erwischt haben. Die Sopophorousbohne ergab sich der scharfen Klinge ohne ihren sonstigen Widerstand. Lily drückte den Saft trotzdem heraus und in den dampfenden Kessel. Leise summend rührte sie im Uhrzeigersinn, bis ihr Trank einen hübschen Violettton annahm.

Das Knarren der sich öffnenden Tür holte sie aus ihrer Melodie. Lily ließ von ihrem Kessel ab und drehte sich herum. Lily lächelte.

Regulus schloss die Tür. Es war ein so vertrautes Bild, wie er mit gestrafften Schultern und durchgestreckter Wirbelsäule dort stand, eine Hand noch am Türgriff, als sei er nicht ganz sicher, ob er kommen oder gehen wollte. Er sah sehr gut aus, als wäre die Erschöpfung auch von ihm abgefallen und hatte sein Gesicht frischer zurückgelassen, sein tiefschwarzes Haar glänzender und seine Augen stechendscharf wie frisch poliertes Silber. Genau wie sie trug er noch seine Schuluniform, einen grauen Pullover über seinem Hemd, aber ohne Umhang.

Lily strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und merkte dabei, wie sehr die Dämpfe des Trankes ihre eben noch gebürsteten Strähnen aufgebauscht hatten. Etwas verlegen plättete sie ihr Haar mit den Fingern.

Ein Schmunzeln zuckte über Regulus‘ Lippen. „Ich hab deine Nachricht bekommen.“

„Gott sei Dank hast du nicht vierundzwanzig Stunden gewartet, um sie zu lesen.“

„Solange du Sirius nicht als Eule missbrauchst, passiert das sicher nicht. Der Beruf ist nichts für ihn.“ Regulus kam näher und schien jeden Schritt sorgfältig zu berechnen. Sein Blick fiel auf Lilys Kessel, den er kurz musterte. „Wie geht es Macdonald?“

„Oh, sie schläft sich aus.“

„Nicht sehr schön, dass sie von Mulcibers Abschied so mitgenommen ist. Das würde ihm zu sehr gefallen.“

„Sie ist ein hübsches, junges Mädchen mit Verstand – sie kommt darüber weg“, sagte Lily.

„Wenigstens eine, hm?“

Lily runzelte die Stirn.

„Snape und Wilkes hocken schon den ganzen Tag zusammen wie zwei Hennen, die ihre Eier ausbrüten. Ich will ehrlich gesagt nicht sehen, was dabei schlüpft“, erklärte Regulus. „Avery scheint auch nicht sehr glücklich. Er ist vorhin zu mir gekommen und hat gesagt, wenn ich vorhabe meine Prioritäten erneut zu überdenken, sollte ich nicht davon ausgehen, dass ich jemals die Gelegenheit bekomme mich von Lily Evans anfeuern zu lassen.“

„Will er mir verbieten ins Stadion zu gehen?“, fragte Lily.

„Das habe ich auch gesagt“, sagte Regulus und Lily gluckste. „Er ist ganz rot geworden und hat sich darüber aufgeregt, dass ich mich dumm stelle.“

Lily verging ihr kleines Lachen wieder. Etwas unsicher schob sie die Hände ineinander und wrang sie wie einen nassen Schwamm. „Er will dich tatsächlich aus dem Team werfen? Meinetwegen?“

„Er wird es androhen.“ Regulus winkte ab. „Kurz vor dem Saisonende riskiert er nicht mich zu ersetzen. Ich bin ein recht passabler Spieler, auch wenn das bei den Gryffindor-Spielen nicht so oft rüberkommt.“

Lily schüttelte den Kopf, falls er wirklich davon ausging, dass sie all die Jahre nicht gemerkt hatte, dass er mehr als ein passabler Spieler war.

Regulus schenkte ihr einen Blick, der für seine Verhältnisse strahlte, als würde er dem Feuer unter dem Kessel Konkurrenz machen. „Und selbst, wenn er mich rauswirft, kann ich nächstes Jahr wieder spielen“, sagte er in einem überaus geheimnisvollen Tonfall. „Professor Slughorn hat mir ein kleines Geheimnis verraten, bei dem es um den neuen Platz des Kapitänsabzeichens an meiner Brust geht.“

Lily schnappte nach Luft. Sie machte einen Satz vor, um ihn zu umarmen, streckte bereits die Hände aus und hielt sich in letzter Sekunde zurück. „Das ist ja fabelhaft. Ich dachte, sie entscheiden diese Dinge erst im Sommer.“

„Es scheint zu helfen, wenn man einen guten Draht zu seiner Lieblingsschülerin hat“, sagte Regulus schulterzuckend.

Lily nutzte ihre noch halb ausgestreckte Hand und schlug ihm sanft gegen die Schulter, wofür Regulus ihr ein kleines, aber wunderbar warmes Lächeln zeigte. Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Herzlichen Glückwunsch“, murmelte sie.

Regulus beobachtete sehr genau, wie sie sich durch ihr Haar fuhr, und nahm eine Strähne zwischen die Finger, folgte ihr von Lilys Schulter aus bis zu den Spitzen.

„Ich bin dem Dampf aus dem Kessel wohl etwas nahe gekommen“, entschuldigte Lily ihr Haar.

Er schüttelte den Kopf. „Das machst du immer. Du vergisst mehr als nur deine Frisur, wenn du etwas zusammenbrauen darfst. Mich auch… Zumindest hast du keine Augen mehr für mich gehabt.“

Lily ließ ihre Hand auf seinem Arm liegen und schüttelte den Kopf. „Ich hab nur versucht mich zu konzentrieren.“

Ein leicht violetter Hauch von Rauch stieg aus dem Kessel empor.

„Oje.“ Lily zog den Kessel vom Feuer und stellte ihn sorgsam beiseite. Der Trank hörte auf zu blubbern, als würde er sich über die fehlende Aufmerksamkeit beschweren, und kehrte zu seinem ursprünglichen Violettton zurück. Regulus musterte die ruhige Oberfläche sehr genau und seine Augen blitzten auf, als er den Inhalt erkannte.

„Der Trank der lebenden Toten“, sagte er.

Lily strahlte ihn an. „Ja. Sehr gut.“

„Irgendetwas muss wohl hängengeblieben sein“, murmelte Regulus und griff an Lily vorbei, brachte seinen Duft an sie heran, bis sie davon mehr eingenebelt wurde, als von den viel intensiveren Dämpfen. Zu ihrer Überraschung nahm Regulus den Kessel und setzte ihn wieder auf das Feuer. „Ich wollte dich nicht aufhalten.“

Lily schüttelte den Kopf, aber Regulus fasste sie an der Hüfte und schob sie an ihren Platz vor den Kessel. Leicht schräg blieb er hinter ihr stehen.

„Fühlst sich wie eine Ewigkeit an, dass du mich dazu gezwungen hast“, raunte er ihr ins Ohr.

Lily schaute über die Schulter und zog die Augenbrauen hoch. Sie fragte sich, ob Regulus sich absichtlich so dicht hinter sie stellte, um sie komplett aus dem Rahmen zu werfen. Gerade hätte sie nichts lieber getan als den Trank verbrennen zu lassen und sich gegen ihn zu lehnen.

„Gezwungen ist ein wenig übertrieben“, gab sie zurück und blieb wo sie war.

Regulus nahm die fein zermahlene Asphodelwurzel und schaute Lily fragend an.

„Du weißt, dass sie jetzt dort reinkommt“, sagte Lily.

„Ja, weil ich wochenlang nichts anderes getan habe, als die Rezeptur in meinen Kopf zu hämmern, damit du mich nicht mehr wie einen idiotischen Erstklässler ansiehst.“

„Ich hab dich nie für schlecht in Zaubertränke gehalten, Regulus.“

„Bei den ganzen Dämpfen konnte ich dir das wohl nicht ansehen“, sagte Regulus und streute ohne zu zögern die richtige Menge Asphodelwurzel in den Trank. Lily rührte um und musste sich zwingen nicht immer wieder über die Schulter zu spicken. Regulus‘ Hand streifte ab und zu ihre Schulter. „Ich konnte nicht einmal meine Sopophorousbohnen schneiden, ohne zu verbluten“, murmelte er.

Lily lachte auf, als sie sich daran erinnerte. Der Trank wurde unter ihrem Rühren zunehmend klarer, und Regulus wartete die genau richtigen Momente ab um perfekt getimter, als es alleine möglich war, die restlichen Zutaten hinzuzufügen.

„Du hattest mehr Angst, dass mein Blut den Trank ruiniert, als um meine Finger“, sagte Regulus.

„Du hast mich gehasst, weil ich dich überhaupt dazu gebracht habe.“

„Gezwungen“, korrigierte Regulus. „Und hab ich nicht… Ich glaube, ich habe damals alles gehasst.“

„Hast du nicht“, erwiderte Lily leise.

Eine klare Flüssigkeit blubberte in ihrem Kessel; ein perfekter Trank der lebenden Toten. Lily löschte das Feuer unter dem Kessel und drehte den Kopf über die Schulter, um Regulus‘ Gesicht nah an ihrem vorzufinden. Er hatte keine Augen für den Trank, und wenn das die ganze Zeit so gewesen war, hatte er den perfekten Rhythmus scheinbar im Blut. Lilys Herz schlug höher und weiter bei dem Gedanken, wie viel Magie in seinen Fingern steckte.

„Dass du ausgerechnet diesen Trank üben willst“, sagte Regulus, wirkte aber gar nicht verwirrt.

Lily lächelte ihn an. „Was hast du denn gedacht?“

„Ich dachte, du verkorkst Ruhm, füllst den Tod ab oder rührst dir Glück zusammen“, sagte Regulus, als könnte sie mit ihren Fingern die Welt in ihrer Bahn halten. „Letzteres hast du ja leichtfertig an meinen Bruder verschenkt.“

„Leichtfertig?“ Lily stellte sich vor, wie Sirius solche Worte voller Ernsthaftigkeit in den Mund nahm, als wäre er nicht einmal vom Astronomieturm gesprungen nur um zu testen, ob er im Fall einen Besen zu sich beschwören könnte – konnte er. „Na ja, ich brauche kein Glück. Nicht so sehr wie er. Bist du sauer auf mich?“, fragte sie und drehte sich ganz herum, lehnte sich rücklings gegen den Tisch. Die Hitze des Kessels sammelte sich in ihrem Rücken, pferchte sie zusammen mit Regulus‘ Körperwärme ein und ließ sie schneller atmen. Ihre Brust hob sich gegen seine. „Weil ich dein Geschenk verschenkt habe?“

Regulus schüttelte den Kopf. „Ich glaube, wir haben unsere Chance Felix Felicis richtig zu benutzen sowieso verpasst. Soweit ich mich an die Gesichter meiner Eltern erinnere…“ Er schaute sie an und doch irgendwie durch sie hindurch. „Wir müssen unsere Farce noch klären.“

Lily stützte sich nach hinten ab, berührte dabei mit der flachen Hand die kühle Klinge ihres Silbermessers. Bevor sie auch nur daran denken konnte, dass sie Gefahr lief sich zu schneiden, griff Regulus ihre Hand und brachte ihre Fingerkuppen in Sicherheit. Seine Finger waren genauso kühl, wie Lily sie in Erinnerung hatte. Ein wunderbar vertrautes Gefühl, das genau das Gegenteil in ihr auslöste. Ihre Haut wurde unter seiner Berührung viel wärmer. Als würden Schübe von Lava durch ihre Adern gehen.

Sie schluckte hart und ihre Stimme kam trotzdem gepresst über ihre Lippen: „Sind wir eine Farce?“

Regulus schaute sie aus seinen Augen wie frisch poliertes Silber an. „Wenn wir eine wären, würde ich es nicht beenden wollen.

Lily verschluckte sich an ihrem eigenen Herzschlag, als sie einatmete. Sie wollte so viele Dinge sagen, aber das Einzige was herauskam, hatte nichts mit Glück zu tun: „Ich dachte, ich hätte dich verloren.“

„Ich dachte, ich hätte alles ruiniert“, sagte Regulus viel kühler, als sie es jemals geschafft hätte.

„Du hast mir so gefehlt“, sagte Lily und holte nach, was sie die ganze Zeit schon hatte tun wollen. Sie warf sich Regulus um den Hals und umarmte ihn fest. So fest, als würde ein kleiner Windhauch ihn sonst wegreißen.

Regulus schloss die Arme um sie um ließ sie nicht mehr weg. Er strich ihr aufgebauschtes Haar wieder glatt, zarter und besser als eine Bürste. Lily schloss die Augen. Es hatte ihr so unglaublich gefehlt, wie er sie hielt. Einen Arm eng um ihre Hüfte geschlungen, um sie gegen seine Mitte zu pressen, und das mit einer Art, als würde er die Welt so in ihrer Laufbahn halten können. Man musste sich nicht festhalten, und sie tat trotzdem nichts lieber.

„Lily…“

Sie presste das Gesicht in seine Halsbeuge und atmete tief ein und aus.

„Lily, bevor du denkst, ich hätte nicht alles ruiniert“, begann Regulus, „muss ich dir was sagen.“

Lily wollte sich nicht lösen, aber als Regulus die Arme von ihr nahm machte sie widerwillig einen Schritt zurück – seinen Arm ließ sie aber nicht los.

„Ich will dich nicht noch weiter in mein Chaos ziehen“, sagte Regulus mit rauer Stimme. „Aber du verdienst die Wahrheit. Du warst ehrlich zu mir, Lily, und ich wollte auch immer ehrlich zu dir sein.“

„Du warst immer ehrlich, Regulus.“

„Dann muss ich es jetzt auch sein.“

„Oje.“ Lily atmete schwer aus. „Du hast festgestellt, dass du lieber James als mich küsst?“

Regulus verdrehte die Augen, aber ein Schmunzeln auf seinen Lippen fegte die Ernsthaftigkeit aus seinem Gesicht, wie ein Herbstwind lose Blätter von den Bäumen. „Um ehrlich zu sein hat es sich angefühlt, als hätte ich meine Lippen auf einen Flubberwurm gepresst.“

Lily lachte auf und fasste nach Regulus‘ Hand – sie griff ins Leere.

Regulus schluckte leise. „Ich weiß, du willst ablenken. Und ich würde so gerne abgelenkt werden, aber… lass mich das hier tun.“

Verwirrt beobachtete Lily, wie er seine Hand aus ihrer Reichweite zog und nach dem Saum seines Pullovers griff. Sie verstand erst, was er tat, als er seinen Pullover bis zu seinem Brustbein hochgezogen hatte.

„Was machst du da?“, fragte sie vorsichtig nach und im Vergleich zu ihrem rapide zunehmenden Herzschlag sehr leise.

Regulus riss sich den Pullover über den Kopf und schaute sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an, während das zerwühlte Haar ihm zurück ins Gesicht fiel. „Was hast du denn gedacht?“, fragte er und legte seinen Pullover zur Seite. Mehr schien er nicht ausziehen zu wollen.

Lily stieg eine unangenehme Hitze in die Wangen. „Dass du dein Hemd ausziehen willst? Da fallen mir keine Gegenargumente für ein.“

Regulus löste die Manschette seines linken Hemdärmels und Lily verstand, worauf er hinauswollte. Sie griff nach seinem Arm und schüttelte den Kopf.

„Regulus, du weißt, dass ich das nicht gesagt habe, um deine Eltern zu ärgern“, sagte sie ernst. „Es ist mir egal, was auf deinem Arm ist. Es ist nur ein Arm und repräsentiert nicht den Rest von dir. Du bist nicht einer von Lord Voldemorts Lemmingen.“

Regulus schien jedes ihrer Worte aufzusaugen, und als er trotzdem seinen Ärmel hochkrempelte, schien es ihm viel leichter zu fallen. Er schien sogar entschlossener ihr jetzt zu zeigen, was darunter war, also tat sie das Erste, was ihr in den Sinn kam und schob seinen Ärmel das letzte Stückchen über die dunklen Linien hinaus.

Das Mal prangte auf Regulus‘ blasser Haut wie ein Schlammfleck auf einem weißen Hemd. Es wirkte provozierend in seiner Deplatziertheit. Die Ränder der dunklen Linien waren noch genau wie vor einer Woche tiefrot, als wären sie frisch hineingebrannt worden und wund. Es sah schmerzhaft aus.

Der Totenschädel grinste ihr hämisch entgegen. Jeden Tag musste Regulus diesen Anblick ertragen. Lily sah das erste Mal wirklich hin. Um den Totenschädel schlang sich eine Art Schärpe, als hätte er etwas gewonnen, und sein Grinsen bekam dadurch etwas Triumphierendes, was ihn in Lilys Augen noch demütigender machte. Auf der Schärpe war mit krakeliger Schrift ein Wort in Regulus‘ Arm geritzt: Blutsverräter.

Lily blieb ein ersticktes Keuchen in der Kehle stecken. Sie fuhr mit den Fingern über die Buchstaben, über die Linien des schmerzhaft aussehenden Mals. Das war nicht das Dunkle Mal. Das war eine Beleidigung.

Ihre Knie gaben nach und sie setzte sich hin. Regulus fiel auf den Platz neben ihr. Sie saßen wie in der Vergangenheit, wenn sie halbwegs unbeschwert Tränke gebraut hatten um Regulus‘ Noten zu retten.

„Wer?“, presste sie hervor. „Wer hat dir das angetan?“

Regulus zuckte, als würde er sich am liebsten aus ihrem Griff befreien. Seine Stimme zitterte weder, noch wellte sich irgendetwas an ihr unter Emotionen. Er blieb ruhig wie die Oberfläche des Sees an einem windstillen Tag. „Lucius Malfoy“, sagte er. „Nachdem ich dich in den Ferien besucht habe, ist er zu mir gekommen und wollte wissen, ob ich noch alle Hippogreife im Stall habe, weil ich in der Nacht davor ohne das Dunkle Mal gegangen bin. Ohne überhaupt danach zu fragen. Er konnte nicht verstehen wieso. Er wollte es auch nicht verstehen, weil ich es ihm mehr als einmal erklärt habe. Er hat gesagt, wenn ich mir den Kopf von dem hübschen Gesicht eines… eines Schlammbluts verdrehen lasse, dann bricht mir das mein Genick.“

Lily umschloss Regulus‘ Hand mit beiden Händen und hielt seine eiskalten Finger fest zwischen ihren.

„Ich hatte darauf keine Antwort, und nichts zu sagen war wohl das absolut Falsche“, sagte Regulus heiser. Er packte sein eigenes Handgelenk, knapp über Lilys Fingern, und drückte so fest zu, dass sie es spüren konnte. Seine Adern schimmerten blau durch seine blassen Haut hindurch und das Mal mit seinen Wundrändern schien umso dunkler zu werden. „Er hat meinen Arm so gegriffen, ihn herumgedreht, seinen Zauberstab hier gegen gedrückt und gesagt, dass ich meinen Eltern doch ein Mal versprochen hätte, auf das sie stolz sein könnten.“

Lily hatte Tränen in den Augen, halb Wut, halb Schmerz.

„Ich könnte ein richtiges Dunkles Mal daraus machen, wenn ich zur Vernunft komme“, sagte Regulus. „Bis dahin sollte mich das hier daran erinnern, was ich in seinen Augen bin. Was ich für meine Familie wäre, wenn ich mich… für dich entscheide.“

Lily hielt seine Hand fest, auch als er sie nicht mehr wegziehen wollte. „Das hast du die ganze Zeit vor mir versteckt? Dass du mutiger bist als alle Malfoys zusammen?“

„Lily, ich habe gar nichts getan“, antwortete Regulus. „Ich war nicht mutig.“

„Lucius Malfoy hat dir wehgetan – er hat dich gefoltert, Regulus. Und du hast dich nicht wie ein Fähnchen im Wind gedreht und nachgegeben. Für mich bist du sehr mutig.“

Regulus wich ihrem Blick ein wenig verlegen aus.

„Was haben deine Eltern dazu gesagt?“, fragte Lily. Sie erinnerte sich sehr genau daran, wie Mr. Black ihr Regulus‘ Arm unter die Nase gehalten hatte, als wäre es etwas, auf das man stolz sein konnte. Das Dunkle Mal würde in seinen Augen in diese Kategorie fallen, das hier aber sicher nicht.

„Sie wissen nicht, was es wirklich ist“, sagte Regulus. „Sie denken beide, es wäre das Zeichen des Dunklen Lords. Dass ihr Sohn jemand ist, auf den sie stolz sein könnten. Sirius hat mir geholfen die Buchstaben abzudecken. Er wollte mich anscheinend schon immer mal mit Make-up einschmieren.“

Lily konnte sich das leider zu genau vorstellen. Genauso wie die Tatsache, dass Sirius in einem schmerzhaften Moment, der sicherlich viel Panik mit sich brachte, etwas Humor an Regulus‘ Kopf warf. Sie wünschte, sie wäre bei ihm gewesen.

„Tut es weh?“, fragte sie.

Regulus nickte. „Manchmal mehr, manchmal weniger. Es ist mit Hilfe von schwarzer Magie eingebrannt, Diptam oder Murtlap-Essenz bringen nicht viel. Ich hab eine Menge ausprobiert.“

„Wird es nicht verschwinden?“

Regulus schien kurz abzuwägen, wie er das beantworten sollte. „Es wird, wenn das echte Dunkle Mal an seine Stelle kommt. Deswegen hat Lucius sich das ausgesucht. Er will unbedingt, dass ich mich den Todessern anschließe, und er scheint sich sehr sicher zu sein, dass ich es tun werde.“

„Er wird es verschwinden lassen“, sagte Lily. „Nächstes Mal, wenn er mir unter die Augen tritt, werde ich dafür sorgen, dass er sich bei dir entschuldigt oder er wird nicht gehen, ohne eine Narbe von mir davon zu tragen.“

Regulus‘ warmer Blick brannte sich bis unter ihre Haut.

Lily legte ihre Hand auf die wunden dunklen Linien auf Regulus‘ Arm, und die Muskeln darunter schienen sich zu entspannen. „Hast du mich deswegen auf Abstand gehalten?“

Regulus schaute ihr in die Augen. Sein Blick verzehrte sie mit seiner Wärme, als wäre alles Eis auf der grauen Iris geschmolzen. „Nein“, sagte er. „Nicht ganz, jedenfalls.“

„Du meinst, ja“, sagte Lily und strich sanft dem Puls nach, der durch Regulus‘ Arm pochte.

„Ich meine, dass ich unser kleines Geheimnis nicht ausnutzen wollte. Das gehört sich nicht.“ Das Thema schien Regulus gleichzeitig unangenehm und sehr wichtig zu sein. „Und was hättest du denn gesagt, wenn ich dir dieses Ding auf einmal unter die Nase gehalten hätte? Hättest du mir geglaubt, dass es nicht das Dunkle Mal ist? Oder wärst du davon ausgegangen, dass ich das nur sage, um dir doch… näherzukommen?“

„Hattest du Angst, dass ich so reagieren würde?“, fragte Lily verwirrt.

„Ich hatte… Befürchtungen irrationaler Art“, sagte Regulus streckte die Wirbelsäule noch ein wenig mehr als sonst durch. „Ich wusste, dass es nicht das Richtige war dir nichts zu sagen. Dann habe ich wieder gedacht, dass es das letzte Gespräch wäre, das wir führen würden, oder dass du mich mit Mitleid überhäufen würdest. Ich…“ Er fuhr sich durch die Haare und stieß einen schweren Seufzer aus. Regulus griff ihre Hand und zog sie von seinem Arm, verschränkte seine leicht nervösen Finger mit ihren. „Sehr viele Dinge, die ich fühle oder tue oder sage, wenn es um dich geht, sind irrational. Wie James Potter ins Gesicht zu schlagen.“

Lily gluckste.

„Gut irrational, anscheinend. Weil ich es wieder tun würde“, sagte er mit einem harten Ausdruck in den Augen, als würde er an einen ganz anderen Gefühlsausbruch denken.

Lily ließ sich von diesem Blick förmlich in Brand stecken. Sie griff in seinen Nacken und zog ihn an sich heran, presste ihre Lippen in einem festen Kuss gegeneinander. Ein warm prickelnder Schauer lief ihren Rücken herunter und schien brennend heiß zu werden, als Regulus sie mit einem Ruck näher an sich zog und ihren Kuss erwiderte. Lily spürte seinen Puls unter ihrer Hand in seinem Nacken rasen, fast so schnell und außer Kontrolle wie ihr eigener. Regulus schob sich enger gegen sie, öffnete den Mund und ließ sie nicht mehr aus dem Kuss, auch als ihr der Atem ausging, und Lily schlang die Arme nur fester um ihn. Ihre Hand wühlte sich durch seine tiefschwarzen Haare, die durcheinander zurückgeblieben waren, seit er seinen Pullover darüber gezogen hatte.

Sie öffnete die Augen halb und zog sich gerade weit genug zurück, um das Chaos zu sehen, das vor seiner Stirn lag. Lily strich die Haare wieder zurück und fand sich sofort in einem neuen Kuss wieder, tiefer und verlangender, als hätte sie ihn mit Amortentia eingesprüht.

Lily fuhr über seinen Arm und spürte die Linien dabei noch deutlicher als zuvor. Sie löste sich von den glühenden Lippen, die ihren sofort nachkamen. „Sollte ich…“

Regulus unterbrach sie mit einem Kuss. Seine Hand lag noch breit gefächert auf ihrem Rücken und hielt sie so dicht an ihm fest, dass sie nichts außer der Hitze seines Körpers spürte. Auch als sie sich lösten, kitzelte sein Atem noch ihre Lippen.

„Was ist mit deinen Eltern?“ Bei jedem Wort streifte sie seinen Mund mit ihren Lippen. „Sie hassen mich noch.“

Regulus strich ihr über die Wange und durch die langen Haare. „Ich hätte immer noch gerne, dass du zu Besuch kommst.“

„Obwohl dein Vater meinetwegen –“

„Das war nicht deine Schuld, Lily“, sagte Regulus. „Ich hätte das nie sagen sollen. Er hatte Zeit sich an den Gedanken zu gewöhnen. Ein zweites Mal wird er keinen Schock erleiden.“

„Du denkst aber nicht, dass sie ihre Meinung über mich ändern, oder? Weil ich das bezweifele.“

„Wenigstens können wir sagen, dass wir es versucht haben“, sagte Regulus. „Sie haben mir ein Essen zugesagt.“

„Bevor oder nachdem sie mich gesehen haben?“

„Sie haben mir eins zugesagt“, wiederholte Regulus. „Und sie werden es mir erlauben. Sei es nur, weil sie glauben, dass sie mir beweisen können, dass wir nicht zusammen passen, wenn du den falschen Löffel für Suppe und Boullion nimmst.“

Lily lächelte ihn an. Sie wollte Ja sagen, und das nicht nur trotz des Verhaltens seiner Eltern, sondern gerade deswegen. Auch wenn Suppe und Boullion für sie das Gleiche waren.

„Was sagst du zum letzten Tag der Osterferien?“, bot Regulus an. „Du kommst zu uns nach London und wir essen mit meinen Eltern. Sirius wird auch da sein, um die Antipathien auf sich zu ziehen. Du könntest… über Nacht bleiben und am nächsten Morgen fahren wir zusammen zurück nach Hogwarts.“

Regulus konnte den Satz so schnell er wollte beenden, Lily blieb trotzdem an dem nächtlichen Teil hängen. Sie rückte an Regulus heran, bis sie sich an seine Schulter schmiegen konnte, und ließ ihn dabei nicht aus den Augen.

„Über Nacht?“, raunte sie und lehnte sich wie zu einem Kuss gegen seine Lippen.

„Wir haben ein paar Zimmer mehr“, erwiderte Regulus.

Lily schmunzelte. „Das hört sich gut an.“

Regulus schloss die Distanz und küsste sie. Lily rechnete nicht mit dem Ruck der kam, als er ihre Beine auf seinen Schoß zog und in fast der gleichen Bewegung aufstand. Sie wickelte die Arme um seinen Nacken und hielt sich erst fest, da stellte er sie schon wieder auf den Boden. Lily lachte leise.

„Was…“

„Es wird spät“, sagte Regulus und griff nach seinem Pullover.

Lily hätte so gerne widersprochen. Sie hätte die ganze Nacht hier bei ihm bleiben können und mehr als ein Dutzend Hauspunkte dafür riskiert, sogar Dorcas‘ wissenden Blick.

Sie packte ihre Sachen zusammen und stolperte mehr als einmal gegen Regulus, als er ihr half die Zutaten wegzuräumen. Wie sie es so oft zusammen getan hatten. Als sie auf die Tür zusteuerte, stellte er sich in ihren Weg. Sein Haar hing ihm wieder vor die Augen, als hätte der Scheitel jede Kontrolle darüber verloren. Mit dem Ansatz eines Schmunzelns auf den Lippen sah er seinem großen Bruder sehr ähnlich. Auch wenn Lily weniger denn je verstehen konnte, wie irgendjemand Sirius hübscher finden konnte.

„Ich möchte dich nach oben bringen“, sagte Regulus.

Lily schaute auf ihre Uhr. Die Ausgangssperre war noch ein gutes Stück entfernt, auch wenn der Strom nach dem Abendessen längst nicht mehr die Treppen und Korridore verstopfen würde.

Regulus‘ Hand schob sich vor die Zeiger. Lily schaute ihn fragend an.

„Egal, wie spät es ist“, sagte er und nahm statt ihrem Handgelenk ihre Hand in seine.

Lily lächelte und ihr Herz klopfte hart, aber sie musste einen Kloß herunterschlucken. Sie fühlte sich besser und leichter, als nach einem Schluck Felix Felicis, und das machte ihr Angst. Nachdem die Wirkung des Zaubertranks nachgelassen hatte, war alles schief gegangen. Sie hatte Dinge umgerissen und gestottert. Was, wenn ihr das noch einmal drohte?

„Tu das bitte nicht, weil du denkst, dass du etwas reparieren musst“, sagte Lily leise.

Regulus öffnete die Tür und lehnte sich an den Rahmen, um sie vorbeigehen zu lassen. Ihre Hand ließ er dabei nicht los. Das war Antwort genug. Lily ging voraus und zog Regulus zwei Schritte lang hinter sich her, bevor er aufschloss und an ihrer Seite ging. Der Blutige Baron hörte trotzdem nicht auf mit den Ketten zu rasseln, als er an ihnen vorbeischwebte, und seine Nähe drängte sie automatisch enger aneinander.

Sie stiegen die Treppen nach oben, Hand in Hand, und nie hatte sich Treppensteigen aufregender angefühlt als Dutzende Schulregeln auf einmal zu brechen. Kaum in der Großen Halle fanden die ersten Blicke verstreuter Schüler sie, hier und da fingen ein paar Stimmen an zu tuscheln, was sich wie das Zischeln einer näherkommenden Schlange anhörte. Merkwürdigerweise störte diese Aufmerksamkeit sie noch weniger als alle, die sie alleine hatte ertragen müssen.

Auf dem Weg nach oben fragte Lily Regulus nach seinem ersten Tag ohne Mulciber aus, sie freuten sich gemeinsam über sein bevorstehendes Kapitänsabzeichen, und für ein paar Stockwerke ließen sie jedes unangenehme Thema weit hinter sich zurück. Das Tuscheln wurde von ihrem Lachen einfach geschluckt.

Als sie den siebten Stock erreichten und in den Korridor zur Fetten Dame einbogen, verlangsamte Regulus seine Schritte.

„Da ist noch etwas, das ich dir sagen wollte“, begann er ernst.

Lily schaute ihn verwirrt an und umfasste seine Hand automatisch fester.

„Professor Dumbledore hat mit mir über mein Pseudo-Mal gesprochen.“

Lily nickte. Sie erinnerte sich sehr gut daran, dass Professor Dumbledore sie am Morgen nach ihrem Streit mit Regulus in der Nische kauernd vorgefunden hatte.

„Er hat mir gesagt, wenn ich dieses Ding loswerden will, dann kann ich das tun. Ich hab dir gesagt, was Lucius im Sinn hat. Das ist ein Platzhalter, bis ich zur Vernunft gekommen bin“, sagte Regulus und strich über seinen Arm. „Dumbledore hat gesagt, wenn ich helfen will… wenn ich nützlich sein will, könnte das der richtige Weg sein.“

Der Schock traf Lily wie eine Ohrfeige und sie fühlte wie ihre Augen anschwollen. Sie konnte nicht glauben, dass Professor Dumbledore überhaupt einen solchen Vorschlag gemacht hatte.

„Ich könnte helfen, Lily. Ich habe die perfekten Voraussetzungen um das Vertrauen der Todesser zu gewinnen und ich könnte das ausnutzen, um ein paar Informationen weiterzuleiten. Nur, dass ich dafür behaupten müsste, einen Sinneswandel gehabt zu haben, was dich betrifft“, sagte Regulus und es fiel ihm hörbar schwerer das auszuformulieren. „Ich denke, niemand würde mir das ungerne abkaufen.“

Lily hob die Hand an seine Wange und streichelte über Regulus‘ Gesicht. „Ich schon. Und dann musst du mich auch nicht zum Essen einladen.“

„Ich dachte, das wäre ein guter Moment, um einen Streit zu inszenieren, wenn du es für eine gute Idee hältst.“

Für Lily stand das außer Frage. „Nein.“

„Ich dachte, dass du Dumbledore vertraust.“

„Das tue ich. Ich kenne keinen größeren Zauberer als Albus Dumbledore, aber das heißt nicht, dass er nicht in der Lage ist Fehler zu machen“, sagte Lily. „Er scheint verzweifelt zu sein, wenn er dich darum bittet.“

Sie sah Regulus an, dass ihm das genauso wenig wie ihr behagte. Wenn Dumbledore verzweifelt war, dann bedeutete das Lord Voldemort war gefährlicher als sie es hier abgeschottet hinter Hogwarts‘ Mauern mitbekommen konnten.

„Das ist vielleicht eine einmalige Chance“, sagte Regulus ernst. „Wir sollten darüber nachdenken –“

Lily presste einen Finger gegen Regulus‘ Lippen, um sie zu verschließen. „Wir finden eine andere Möglichkeit zu helfen, Regulus. Zusammen.“

Regulus lächelte sie an und unter ihrem Finger spürte sie wie sich seine Lippen stramm zogen. Sie strich sein Lächeln mit der Fingerspitze nach, beugte sich hoch und küsste ihn. Er schloss sie in eine feste Umarmung ein, aus der sie gar nicht mehr herauswollte, und erst die Fette Dame riss sie auseinander, als das Portrait zur Seite flog.

„Wenn du weiter so ein Gesicht ziehst, lässt du mir keine andere Wahl als einen Kitzelfluch, Krone – autsch!“

James war im Portraitloch stehengeblieben und Sirius rannte ihm in den Rücken. Gemeinsam stolperten sie hinaus auf den Korridor, direkt an Regulus vorbei, der Lily mit sich aus der Bahn zog.

„Wieso bleiben wir stehen?“ Remus kam aus dem Portraitloch, bemerkte Lily und lächelte, was zu einer verkrampften Grimasse wurde, als er Regulus neben ihr mit der Hand in ihrer entdeckte. „Hallo.“

Lily lächelte ihn an. Niemand kam mehr aus dem Portraitloch. James, Sirius und Remus blieben alleine. Die kleine, pummelige Gestalt von Peter fehlte hinter ihnen wie ein Schatten, der von zu viel Licht vertrieben worden war.

„Sieh mal einer an…“ Sirius drapierte seinen Arm um James‘ Schulter und lehnte sich lässig an ihn, schien aber bereit ihn jede Sekunde zurückzuhalten, falls eine Sicherung durchbrannte. „Bist du hier oben um deinen Freund zu besuchen, Reggie?“

James verdrehte die Augen und hieb seinen Ellenbogen nach hinten in Sirius‘ Magen. Sirius entfuhr ein tonloses Keuchen.

Lily schaute hoch zu Regulus, der zwar nicht einmal mit der Wimper zuckte, aber gerade deswegen aussah, als würde er James nacheifern wollen.

„Du bist sicher froh, dass nur wir es sind, Black“, sagte James.

„Wie gesagt: Ich bin gekommen, um meinen Freund zu sehen“, sagte Regulus sachlich.

Lily verkniff sich ein Glucksen, aber Sirius lachte voller Schadenfreude los und sogar Remus grinste hinter vorgehaltener Hand.

„Ich hätte dir das nie erzählen sollen“, murmelte James grimmig.

„Ja, weil ich jetzt den Rest meines Lebens bereue dein Gesicht in diesem Moment verpasst zu haben“, sagte Sirius grinsend.

„Also…“ James schien das ignorieren zu wollen. „Hast du dich endlich überwunden ein tolles Mädchen wie Lily nicht mehr bei deinen dreckigen Socken zu verstecken, Black?“

„James…“ Bevor Lily ihn zurechtrügen konnte, umfasste Regulus ihre Hand fester.

„Bald werden sie dich alle als Blutsverräter abstempeln. Ich hoffe, darauf hast du dich vorbereitet“, sagte James. „Besonders deine Familie.“

Brennender Zorn zuckte durch Lilys Arm – sie hätte James eine schallende Ohrfeige verpasst, wenn Regulus ihre Hand nicht festhalten würde. James wusste nicht, was so schmerzhaft in Regulus‘ Arm eingebrannt war. Er hatte nicht gefühlt, wie tief diese Beleidigung ging. Er wollte Regulus gerade nur ärgern.

Lily atmete tief durch. Wahrscheinlich meinte er es nicht einmal so.

„Ich werd’s als Kompliment verstehen“, sagte Regulus kühl.

James sah aus, als hätte Regulus ihm die Ohrfeige verpasst, fing sich aber schnell wieder und ahndete das mit einem Grinsen. „Sirius ist aus seinem rassistischen Elternhaus abgehauen“, sagte er triumphierend. „Das war ein Kompliment für mich.“

Er schnappte sich Sirius‘ Arm, der immer noch auf seiner Schulter gelegen hatte, und zog ihn daran hinter sich her den Gang herunter, bevor Sirius mehr als perplex blinzeln konnte. Remus übernahm das für ihn. Er blieb zurück und schien einen Moment nicht zu wissen, wohin mit sich. Sein wackeliges Lächeln schwankte zwischen Lily und Regulus.

„Wir, ähm… reden“, sagte er zu Lily und verabschiedete sich mit einem Winken, bevor er James und Sirius folgte.

Lily drehte sich zu Regulus herum und presste beide Hände gegen seine Brust, als müsste sie ihn von einem erneuten Schlagabtausch abhalten. „Lass dich bitte nicht provozieren.“

„Werde ich nicht“, sagte Regulus und nahm ihre Hand wieder, presste sie enger gegen seine Brust. Sie konnte sein Herz hören, auch wenn der Rhythmus keineswegs für Ruhe sprach. „Er ist verbittert, weil er nicht kriegt, was er haben will. Damit meine ich natürlich mich.“

Lily lachte auf und schlug ihre freie Hand gegen Regulus‘ Brust. „Muss ich mir Sorgen machen?“

Regulus zog sie mit einem Ruck an sich heran und küsste sie, was mehr als genug Antwort auf eine rhetorische Frage war. Er ließ sie nicht los, egal wie laut das Echo von kommenden und gehenden Schritten wurden, und zumindest in diesem Moment konnte Lily nicht glauben, dass ein beleidigendes Wort daran etwas ändern konnte.


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