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Fanfiction

Mud and Blood - Scherbenhaufen

von Dr. S

Ein erstickter Schrei blieb in ihrer Kehle hängen. Lily schlug die Hände vor dem Mund zusammen, als James von Regulus‘ Faust gegen die Wand in seinem Rücken gerammt wurde. Seine Brille rutschte von der Nase, hing schief und mit einem zerbrochenen Glas herunter, auch als er sie gerade rückte. James zog ein merkwürdig amüsiertes Gesicht.

„Wow, Black, wie die Muggel, ja?“, sagte er mit einem schiefen Grinsen, das an der rechten Seite röter schien. „Das kannst du haben.“

Und er hieb seine Faust ohne zu zögern in Regulus‘ Gesicht. Lily rannte vor, um Regulus zu stützen, der stark ins Wanken geraten war, aber bevor sie ihn überhaupt erreichen konnte, fing er sich wieder und warf sich gegen James. Sie krachten gegen die Wand und tausend Jahre stabiler Stein schien unter ihrem Gewicht zu knirschen. Eine Ritterrüstung neben ihnen ging scheppernd zu Boden. Der Helm rollte vor Lilys Füße und brachte sie beinahe zum Stolpern, als sie eingreifen wollte. Weder Regulus noch James schienen das mitzubekommen. Eine Faust nach der anderen traf ins Ziel; jeder Aufprall hörte sich schmerzhafter als der davor an. Sie gingen in einem Hagel aus Schlägen zu Boden. James hatte Regulus unter sich eingepfercht und schlug ihm ungebremst gegen den Kiefer.

„James, hör auf“, schrie sie ihn an, aber da riss Regulus im wahrsten Sinne des Wortes das Ruder herum und beförderte James auf den Rücken.

„Regulus, bitte“, flehte sie schon fast.

James zog sein Bein ruckartig an und stieß sein Knie brutal in Regulus‘ Magen, schlug ihm alle Luft aus den Lungen. Er setzte mit einem Kieferschlag nach, dieselbe Stelle wie eben, und Regulus fiel zur Seite. James packte ihn an den Roben, als würde er ihn hochziehen wollen, aber Regulus schlug ihm den Ellenbogen hart gegen die Wange. Seine Brille fiel zu Boden.

„Aufhören, alle beide.“ Lily konnte rufen und schreien, was sie wollte, die beiden rollten sich weiter auf dem Boden herum und taten sich weh. Sie lief vor und packte die erstbeste Schulter, die zu fassen bekam. Mit aller Kraft, die sie hatte, zog sie Regulus von James herunter. Er war kaum auf den Beinen, da wollte er sich wieder auf ihn stürzen. „Bitte, Reg.“

Regulus schaute sie verdutzt an. Blut lief aus seiner aufgeplatzten Lippe, sein Kiefer war gerötet und unter seinem Auge bildete sich eine Schwellung, die sie an seine Quidditch-Verletzung erinnerte. Lily fasste sofort nach seinem Kinn, überströmt mit Blut, und fühlte sich, als wäre auf sie eingeschlagen worden.

„Was ist nur in euch gefahren?“, hauchte sie.

„Ja, Black“, spuckte James aus. „Was ist in dich gefahren? Was würde deine Mummy sagen, wenn sie sieht, dass du dich wie ein Muggel prügelst?“

„James, halt die Klappe“, zischte Lily.

Regulus riss sich mit einer ruckartigen Drehung des Kopfes aus ihrem Griff. Er blickte hasserfüllt auf James, der sich an der Wand hochzog.

„Du kannst nicht sauer auf mich sein, Lily“, sagte James und wischte sich Blut unter der Nase weg. Er sah nicht weniger schlimm als Regulus aus, vor allem ohne seine Brille. „Ich habe diesen Unsinn nicht angefangen.“

„Vielleicht sollte ich daran erinnern, was du gesagt hast“, gab Regulus zurück.

James stieß sich von der Wand ab und taumelte in seine Richtung. Er streckte die Brust raus. „Vielleicht solltest du das. Es ist immer lustig zuzuhören, wie du dich zum Demiguise machst.“

Regulus zuckte vor und Lily stemmte beide Hände gegen seine Brust, auch wenn er sich selbst zurückzuhalten schien. Er atmete schwer gegen ihre Handflächen. Sie konnte sein Herz rasen fühlen, als würde es sich wieder kopfüber in jeden dummen Streit stürzen wollen.

„Würdet ihr beide aufhören“, sagte sie angestrengt. „Das ist lächerlich.“

„Ja“, sagte James langgezogen und ließ seinen Blick von Regulus zu Lily und zurück schweifen. „Es ist eine lächerliche Farce.“

Regulus machte sich von ihr los. „Ich muss mir nicht anhören, wie du deinen verbalen Durchfall von fünf Jahren wieder ausspuckst“, sagte er und der kalte Blick, den er erst James zuwarf, traf danach Lily wie ein Pfeil in der Brust. Regulus drehte sich ohne ein weiteres Wort um und lief die Große Treppe nach oben.

Lily wollte ihm folgen, als James ihre Hand griff.

„Lass ihn, Lily. Du willst ihm nach diesem Auftritt doch nicht nachlaufen.“

„Was?“ Lily fuhr herum und riss ihre Hand aus James‘. „Du hast dich mindestens genauso dämlich aufgeführt. Was sollte das Theater? Nur damit du deine bescheuerten Späße aus der fünften Klasse fortführen kannst –“

„Es war kein Spaß“, fuhr James scharf dazwischen. Er schaute auf den Boden, die Augen ohne Brille merkwürdig verwundbar. Man konnte fast Mitleid mit ihm haben und Lily wehrte sich nicht stark genug dagegen. Sie bückte sich und hob seine Brille auf. Eines der Gläser war zersprungen, der Bügel schief, und als James sie auf seine blutende Nase schob, rutschte sie wieder ein Stück herunter. Lily verschränkte die Arme, um sich davon abzuhalten sie gerade zu rücken.

„Das ändert nichts daran, dass es grässlich von dir war“, presste sie hervor und sträubte sich dagegen ihren Ärger verrauchen zu lassen. „Wenn du die ganze Zeit Bescheid wusstest, warum sagst du sowas dann erst?“

James straffte die Schultern und schob seine Brille wieder gerade. „Weil ich mit dir ausgehen möchte.“

Lily atmete scharf aus. „Du hast mich die ganze Zeit angelogen.“

„Ich habe dich nicht angelogen. Du hattest ein Geheimnis und ich habe so getan, als wüsste ich nichts davon. Halbwegs“, sagte James schulterzuckend. „Es ist dasselbe, wenn du so tust, als wüsstest du nicht über Remus Bescheid und wir, allen voran er, so tun, als wüssten wir nicht, dass du es weißt.“

Lily wischte sich eine lose Haarsträhne aus der Stirn. Sie war der Reiberei zu nahe gekommen, um irgendeine Ordnung in ihren Haaren zu behalten, und es hätte ihr nicht egaler sein können. „Wieso konntest du mir mein Geheimnis dann nicht lassen, so wie ich euch eure lasse? Weil ich weiß, dass ihr vier mehr als das eine habt, von dem ihr glaubt, dass ich es weiß.“

„Weil er nicht gut für dich ist. Nicht gut genug“, korrigierte James sich, als Lily den Mund zum Widersprechen öffnete. „Er ist ein anständiger Junge, für die Verhältnisse aus denen er kommt. Ein bisschen versnobt, naiv und… du weißt schon.“

„Du meinst alles, was du nicht bist?“, fragte Lily schnippisch.

James seufzte und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Das Blut an seinen Fingern blieb in seinen Haaren kleben und er schien nichts davon zu merken. Nicht wie er aussah, und nicht, wie lächerlich er sich machte.

„Ich will ihn dir nicht schlecht reden, Lily. Aber wir haben eine Geschichte, du und ich –“

„Wir sind Freunde und das war eine lange Geschichte. Reicht das nicht?“

„Nein“, sagte James ungewöhnlich ernst und brachte Lily zum Schlucken.

„Wie wäre es, wenn du mich meine eigenen Entscheidungen treffen lässt, James?“

„Du hast offensichtlich Probleme damit“, sagte James und fand den Ansatz eines beinahe provozierenden Grinsens wieder. In seinen Augen flackerte ein Feuer, das jede Motte in den Tod gelockt hätte. „Du hast mir immer noch keine Antwort gegeben.“

„Weil sie offensichtlich ist, James“, gab Lily zurück. „Ich weiß, es gibt momentan sehr viele unangenehme Gerüchte über mich, aber ich bin nicht so ein Mädchen.“

„Ich würde das nie von dir denken“, sagte James. „Und es würde keine Gerüchte mehr geben, wenn du mit mir ausgehst.“ Er zuckte schief grinsend mit den Schultern. „Außer Hochzeitsgerüchte.“

Lily schnaubte. „Ich werde nicht mit dir ausgehen, James, selbst wenn es Gerüchte über die Riesenkrake und mich gäbe“, sagte sie bissig und drehte sich um, kam aber nicht weit, als James sie mit einem Ruck zurückzog. Diesmal bekam sie ihre Hand nicht aus seiner. „Lass mich bitte los.“

„Gib mir nur eine Minute.“

„James.“

„Bitte.“ Seine Hand verkrampfte sich um ihre und betonte seine blutigen Fingerknöchel. Nicht alles sein eigenes Blut. Mit der anderen Hand, nicht minder aufgeschürft, griff er in seine Hosentasche und holte seinen Zauberstab heraus. „Ich möchte dir nur was zeigen, bevor du gehst. Und dann kannst du deine Entscheidungen ganz alleine treffen.“ Er streckte den Zauberstab aus und murmelte: „Expecto Patronum.“

Das silberne Licht an der Spitze flackerte, wie eine heruntergebrannte Kerze im Wind, das einzige Anzeichen dafür, dass James angespannt war. Das Wölkchen, das sie einen Moment an Regulus‘ erinnerte, entwickelte Beine, einen Kopf und ein stattliches Geweih. Ein Hirsch. Er überstrahlte alle Fackeln in der Eingangshalle und schien selbst die Nacht hinaus auf die Ländereien zu treiben. Lily beobachtete mit fest zusammen gepressten Lippen, wie der Patronus durch die Halle galoppierte und vor ihr stehenblieb. Sie ignorierte die Schnauze, die sich ihrer Hand entgegenstreckte, als würde sie gestreichelt worden. Was sie unweigerlich an den Hirsch aus dem Wald denken ließ.

„Du kannst einen Patronus. Hübsch“, sagte sie kühl. Sie wehrte sich dagegen darüber nachzudenken. So wie sie sich wehrte über den Moment auf der Großen Treppe nachzudenken, als sie James zu nahe an sich gelassen hatte. Wenn sie nicht darüber nachdachte, war es nicht wichtig.

James musste seine Brille erneut zurechtschieben. „Ich weiß, was dein Patronus ist, Lily. Glaubst du nicht, das bedeutet etwas?“

„Es ist nur ein Patronus, James. Willst du alle Menschen aneinander ketten, die einen Hund oder eine Katze haben?“

James verdrehte tatsächlich die Augen, aber er lächelte, als würde sie ihn unglaublich amüsieren. „Du bist gerade so ein Muggel“, murmelte er. „Lebst du noch nicht lange genug mit Zauberei? Es bedeutet, dass wir gut zusammen passen.“ Er machte einen Schritt nach vorne, direkt in ihre unmittelbare Nähe, aber sie ließ sich davon nicht verschrecken. „Ich weiß, dass dir das nicht entgangen ist.“

Sein Patronus strahlte blendend hell und war ungewöhnlich warm an ihrer Seite. James hob die Hand an ihr Gesicht und Lily fing seine Finger ab, bevor sie ihre Wange berühren konnte.

„Ich will, dass du dich morgen bei Regulus entschuldigst“, sagte sie. „So, wie er sich bei dir entschuldigen wird. Gute Nacht, James.“

Er wirkte gar nicht mehr bemitleidenswert, sondern schaute ihr trotz Blut und Schürfwunden im geschwollenen Gesicht mit einem triumphierenden Grinsen hinterher, und Lily konnte nicht schnell genug die Große Treppe nach oben steigen. James‘ Patronus verpuffte ins Nichts und die Dunkelheit kehrte ins Schloss zurück.

Es war nicht dunkel genug, dass sie die Gestalt im Korridor des ersten Stocks nicht bemerkt hätte, auch wenn sie sich sofort in die Schatten stahl. Lily bog ab und anstatt weiter nach oben zu steigen ging sie in den Korridor.

Regulus lehnte an der Wand neben einem riesigen Buntglasfenster. Die Fackel zwischen zwei Klassenzimmertüren auf der gegenüberliegenden Seite erreichte ihn nicht mit ihrem warmen Licht. Der abnehmende Mond fiel im falschen Winkel durch das Fenster und warf surreale Muster auf den Boden, während Regulus sich kaum von den Schatten abhob. Sie konnte seinen Umriss sehen. Er strich über seinen linken Unterarm, schien dort mit den Fingerspitzen etwas zu zeichnen.

„Da bist du ja“, sagte Lily, aber auch jetzt drehte sich Regulus nicht nach ihr um. Er starrte zur Tür auf der anderen Seite und krempelte seinen Ärmel herunter. Lilys Lächeln blieb unbemerkt. Sie bekam auch keine Reaktion, als sie sich ihm weiter näherte. „Was machst du hier oben, Regulus?“

„Ich hab nicht nachgedacht, als ich gegangen bin“, sagte Regulus. „Auf halbem Wege die Treppe hoch, konnte ich schlecht umkehren und mich noch besser zum Demiguise machen.“

Lily seufzte und stellte sich auf seine linke Seite neben das Fenster. So konnte sie wenigstens sein Profil besser erkennen, aber genau das schien Regulus nicht zu wollen. Er drehte den Kopf in die entgegengesetzte Richtung.

„Ich wollte Potters theatralische Liebeserklärung nicht stören“, murmelte er.

„Es war keine Liebeserklärung, nur ein Patronus.“

„Ein sehr kompatibler Patronus. Es gibt wenige Dinge, die romantischer sind. Ein silberner Hirsch, der an der Seite einer silbernen Hirschkuh über die sternenbehangenen Ländereien galoppiert. Vielleicht solltest du zurückgehen und das mit ihm zusammen ausprobieren.“

Lily griff nach Regulus‘ Kinn, aber er drehte sich erneut weg, schaute zum anderen Ende des Korridors, wo sie Schritte hören konnte, die nach oben gingen. James, wahrscheinlich.

„Chance verpasst“, sagte Regulus. „Morgen ist auch noch ein Tag…“

„Oh, bitte. Es ist doch nur ein Patronus“, wiederholte Lily.

Regulus schnaubte herablassend. „Deine Hypokrisie erinnert mich an Sirius. Heute Nachmittag, als du mir einen Patronus gezeigt hast, konntest du nicht aufhören zu betonen, dass er eine Projektion all unserer positiven Emotionen ist. Liebe hat den Ruf einer positiven Emotion, nicht wahr?“

„Du hast keinen Grund so kalt zu sein, Regulus“, sagte Lily. „Wenn Severus‘ Patronus eine Hirschkuh wäre, würde James ihn auch nicht um eine Verabredung bitten.“

„Aber er hat es bei dir getan“, sagte Regulus in seinem sachlichsten Tonfall, als würde er Fakten aus dem Tagespropheten vorlesen, und gerade tat das weh. Als würde er ihr etwas vorwerfen, für das sie nichts konnte. Ihr Patronus war immer gewesen, was er eben war. „Es bedeutet etwas, Lily, wie Potter gesagt hat. Ihr passt gut zusammen, jeder kann das sehen. Ich kann froh sein, dass bei meinem Patronus-Versuch keine Maden aus meinem Zauberstab gekommen sind, um mich und mein dunkles, dunkles Herz zu verschlingen.“

„Du hast kein dunkles Herz“, sagte Lily.

„Willst du das nochmal sagen, aber diesmal mit der Information, dass ich mir gerade ausgemalt habe alle drei Unverzeihlichen Flüche an James Potter auszuprobieren?“

„Sag das bitte nicht.“

„Wieso? Es ist die Wahrheit“, erwiderte Regulus eisiger als die Nachtluft.

Lily schluckte gegen den Kloß in ihrer Kehle an. Sie streckte beide Hände nach Regulus‘ Gesicht aus. „Sieh mich an.“

Regulus schlug ihre linke Hand weg, barsch aber nicht hart. Lily schreckte nicht zurück, nahm die Hände auch nur ein Stück herunter.

„Wieso?“, zischte er. „Damit du dich an den Moment erinnern kannst, als ich mich auf Potters Niveau herabgelassen hab?“

„Weil ich mir Sorgen mache, dass du Schmerzen hast“, sagte Lily ruhig.

„Ja. Weil ich ein fragiles Pflänzchen bin, während Potter dich durch das ganze Schloss tragen kann.“

Lily seufzte. Sie packte Regulus am Arm und zog mit einem Ruck an ihm, brauchte noch einen zweiten, um seinen Widerstand zu brechen und ihn vor das Fenster zu ziehen. Der fahle Mondschein, verfärbt vom Buntglas, und der Fackelschein ließ sie genug von seinem Gesicht erkennen. Er sah nicht schlimmer aus, als nach dem Quidditch-Training. Seine Unterlippe war aufgeplatzt und hatte eine rote Blutspur auf seinem Kinn hinterlassen, die er versucht hatte wegzuwischen. Ein Schnitt war neben seiner Augenbraue aufgeplatzt und versuchte ein Veilchen anschwellen zu lassen.

Lily strich das Haar aus seiner Stirn, um sich die kleine Platzwunde anzusehen. Regulus schaute an ihr vorbei. Sein finsterer Blick zog seine Augenbrauen zusammen und straffte den Schnitt unangenehm.

„Ich krieg das wieder hin“, sagte sie und zückte ihren Zauberstab.

„Potter hatte wohl kein Wehwehchen“, murmelte er und zischte, als sie den Schnitt mit einem Tippen ihres Zauberstabs zuwachsen ließ. „Oder er wartet darauf, dass du sie gleich in seinem Schlafsaal wegküsst.“

Lily stellte sich auf die Zehenspitzen und presste ihre Lippen gegen Regulus‘, trotz der Verletzung dort. Sie schmeckte sein Blut und spürte, wie seine Lippen sich verkrampften. Er erwiderte ihren Kuss nicht und als sie sich löste, biss er einen Schmerzenslaut zurück.

„Ich hoffe, das hat wehgetan“, raunte Lily ihm zu und heilte auch die aufgeplatzte Lippe mit einem einfachen Schnippen. Sie steckte ihren Zauberstab weg und als wieder aufschaute, sah Regulus sie endlich an.

„Du hast kein Recht sauer auf mich zu sein“, sagte er noch immer eisig bis das Grau seiner Augen.

„Du hast kein Recht grausam zu sein, Regulus. Ich habe nichts getan.“

Seine Mundwinkel zuckten nach unten, aber er verzog sie nicht. Ein Rest Schmerz schien an ihnen zu hängen und sie zittern zu lassen. „Ja, nichts. Warum hast du nicht einfach Nein gesagt, Lily?“, haute er raus.

Lily fühlte sich, als wäre sie durch das Eis in den kalten See gebrochen. „Ich war überrascht. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Was hätte ich denn auch sagen sollen? Du willst nicht, dass ich irgendwem von dir erzähle.“

„Potter weiß es doch sowieso, wenn ich richtig gehört habe. Und du wusstest, dass er es weiß.“

„Das ist was anderes, als es ihm zu bestätigen.“

„Und das ist keine Ausrede. Du hättest ihm einfach sagen können, dass du mit einem narzisstischen Widerling mit einem sonnensystemgroßen Ego nichts zu tun haben willst“, sagte Regulus scharf.

Lily hob die Augenbrauen und blinzelte perplex, aber bevor sie auf diesen hasserfüllten Ausbruch antworten konnte, störte sie ein Mauzen.

„Wen haben wir denn da? Schüler außerhalb ihrer Betten“, zischelte eine Stimme zu ihnen. Mr. Filch stand am anderen Ende des Korridors. Mrs. Norris an seiner Seite hatte sie bereits mit ihren leuchtendgelben Katzenaugen ins Visier genommen.

Lily stöhnte auf. „Wir haben alles unter Kontrolle, Mr. Filch.“

„Sicher, sicher…“ Der Hausmeister wandte sich ihnen händereibend zu. „Solche wie ihr habt immer die perfekte Ausrede parat, selbst wenn man sie auf frischer Tat ertappt.“

„Mr. Black ist Vertrauensschüler und ich Schulsprecherin, Mr. Filch. Wir sind auf unserer Patrouille“, sagte Lily.

„Ausreden, Ausreden“, säuselte Filch. Mrs. Norris kam auf sie zu, blieb dann plötzlich stehen und schnupperte an der Tür zu den Jungentoiletten. Sie mauzte alarmierend. „Ich weiß, Liebes. Wir haben sie schon.“

Lily rollte mit den Augen und ging auf Filch zu. Sie holte das Schulsprecherabzeichen aus ihrer Tasche und hielt es ihm unter die Nase. Er wich davon zurück, als würde es ihm die Luft zum Atmen nehmen. Sein Blick ging über ihre Schulter zu Regulus, der dasselbe zu tun schien. Filchs Laune sackte rapide nach unten.

„Ihr wisst, dass Professor Dumbledore Patrouillen auf den Ländereien für Schüler untersagt hat“, krächzte er.

„Wir sind nicht draußen“, erwiderte Regulus trocken.

Filchs Wange zuckte. „Ja, natürlich… Komm, Mrs. Norris. Na, komm schon.“ Mrs. Norris protestierte mauzend, aber als Filch wieder um die Ecke bog und sie an der Tür zurückließ, blieb ihr nichts anderes übrig als ihm zu folgen, auch wenn sie sich ein feindseliges Fauchen in Lilys Richtung nicht sparte.

Lily drehte beiden Rücken zu. Regulus tastete sich bis zum anderen Ende der Fensterbank zurück in ihre Nähe. Vielleicht waren es die vielen verschiedenen Farben des Fensters, aber sein Ausdruck schien weniger finster. Er blieb eine Schrittlänge von ihr entfernt stehen.

„Wenn Potter dich jetzt noch einmal fragen würde, hättest du Ja gesagt?“, fragte er.

„Nein“, sagte Lily sofort, aber perplex, dass er das überhaupt in Betracht ziehen konnte. Sie lächelte. „Ich hab einen Freund, Regulus, falls du dich erinnerst. Ich bin nicht diese Art von Mädchen.“

Regulus schüttelte sachte den Kopf, als wolle er stumm sagen, dass er das nicht gemeint hatte. „In einer Welt, wo ich nicht existiere, hättest du Ja zu Potter gesagt?“

Lily verging ihr Lächeln. Sie kam den einen Schritt auf Regulus zu, der sie voneinander trennte, und suchte seinen Blick. Er wich ihr nicht aus, begegnete ihr aber mit einer Kälte, die seine Unsicherheit nicht ganz verschleiern konnte.

„Ich kann mir keine Welt vorstellen, in der du nicht existierst“, sagte Lily, „und in dieser Welt würde ich immer mit dir ausgehen wollen, Reg.“

Er schaute auf den Boden, als wäre ihm das unangenehm, griff aber ihre Hand. Sie konnte die Schürfwunden auf seinen Knöcheln spüren.

„Reg? Das ist neu“, sagte er merkwürdig rau.

Lily drückte entschuldigend seine Hand. „Magst du es nicht?“

„Nein, Honigblümchen, ich liebe Spitznamen.“

Lily hieb ihre Hand sachte gegen Regulus‘ Brust und klammerte sich zwischen zwei tiefroten Blutflecken an seiner Weste fest. Sie biss ihr Lächeln zurück, als sie wie aus dem Nichts Regulus‘ Finger auf ihrer Wange spürte. Lily stemmte sich gegen den Druck, der ihr Kinn anheben sollte, schaute aber vorsichtig zu ihm hoch. Regulus strich über ihre Wange und ließ sie nur heißer glühen.

„Ich hasse es, wenn Potter dich zum Lachen bringt“, murmelte er.

„Wenn er will, kann er ganz witzig sein“, antwortete sie. „Aber das bedeutet nichts.“

Regulus fuhr ihr durchs Haar, ordnete die durcheinandergekommenen Strähnen sanft. „Wenn wir uns vor zwei Jahren nähergekommen wären, hätten wir ihn gemeinsam hassen können.“

„Hass ist ein großes Wort“, sagte Lily. „Ich glaube nicht, dass ich ihn je gehasst habe.“

Regulus durchbohrte sie mit einem eisigen Blick.

„Es tut mir leid, wenn ich dir wehgetan habe“, sagte Lily und senkte den Blick wieder.

Regulus stupste ihr Kinn nach oben und diesmal ließ er nicht zu, dass sie sich dagegen wehrte. „Potter hat das nicht getan, um mich zu provozieren – auch wenn es sicher ein netter Zusatz war. Es ist meine eigene Schuld, dass ich mich… habe gehen lassen.“

Lily musste unweigerlich schmunzeln, als er das erst nach einem kleinen Räuspern herausbrachte. „Falls es dir etwas bringt, er sah mindestens so schlimm aus wie du.“

Regulus ließ sich nicht anmerken, ob ihm das etwas brachte. „Nur mindestens, hm?“

Lily holte ein Taschentuch hervor und wischte damit das letzte Blut von Regulus‘ Kinn. Er ließ ihr Gesicht dafür los, wehrte sich aber nicht dagegen. Seine Hand fuhr auf ihre Hüfte und zog sie gegen sich.

„Ist alles wieder in Ordnung?“, fragte Lily und steckte das blutverschmierte Taschentuch weg. „Zwischen uns?“

„Was würdest du tun, wenn es nicht in Ordnung wäre?“, gab Regulus zurück und der heisere Schlag seiner Stimme trieb einen Schauer Lilys Rücken herunter.

„Du bist verletzt“, sagte sie schmunzelnd, dachte aber alles andere als amüsiert an die Schläge und Tritte, die nicht in seinem Gesicht gelandet waren, sondern genau dort, wo sie ihre unvorsichtigen Hände auf seinem Oberkörper hatte. „Und wahrscheinlich immer noch sauer. Du meinst das nicht so.“

Regulus griff in ihren Nacken und lehnte sich wie zu einem Kuss vor. Lily wich nicht aus, aber seine Lippen streiften ihre kaum, als ein Klirren dumpf durch den Korridor schallte.

„Was war das?“, fragte Lily. Sie hatte das letzte Mal, als merkwürdige Geräusche ihr gefolgt waren, noch zu gut im Kopf um sie zu ignorieren.

„Filch?“, raunte Regulus.

„Nein, er ist in die andere Richtung gegangen, oder?“

Es klirrte erneut und ein Fluchen drang durch die Tür zu den Toiletten. Lily eilte gleichzeitig mit Regulus auf die Tür zu. Sie klopfte an.

„Ist da jemand?“, rief sie, bekam aber keine Antwort. „Alles in Ordnung?“

Als keine Antwort kam, tauschte sie einen Blick mit Regulus. Vielleicht hatte die Maulende Myrte einen Abstecher in die falsche Toilette gemacht oder Peeves präparierte einen Spaß für morgen.

„Alles in Ordnung“, kam es da zurück. Die Stimme ließ Lily erneut zu Regulus schauen, entsetzter diesmal.

„Sirius?“ Lily brauchte keine Antwort darauf und nur die Tatsache, dass es die Jungentoilette war, hielt sie davon ab hineinzugehen. „Soll dein –“

Regulus schüttelte hastig den Kopf. „Er will mich sicher nicht sehen“, murmelte er. „Sonst wäre er vorhin gegangen, als ich hier draußen rumstand, oder? Er muss da ewig drin sein…“

Lily runzelte die Stirn, hakte aber nicht nach. Zumindest nicht jetzt. Sie klopfte erneut. „Soll ich jemanden holen?“

„Schon gut.“ Die gepresste Art, wie er das sagte, ließ sie ihm nicht unbedingt glauben. Sie suchte noch einmal Hilfe bei Regulus und er nickte zur Tür.

„Ich komm jetzt rein“, sagte Lily und schob die Tür auf.

Düstere Schatten schlugen ihr entgegen. Der helle Marmor versank nicht ganz in ihnen; die Umrisse der Waschbecken waren klar und deutlich zu erkennen. Am hintersten Waschbecken stand Sirius mit dem Rücken zu ihr. Der Spiegel vor ihm war unter einem tiefen Riss zersprungen. Scherben lagen auf dem Boden.

„Es geht mir gut, Lily, wirklich“, sagte er über die Schulter. „Gib mir einfach einen Moment.“

Lily schwang den Zauberstab und holte sich ein Licht zur Unterstützung, warf es ans Ende des Raumes. Der helle Schein ließ die Scherben am Boden funkeln und machte das glitzernde Rot auf ihnen sichtbar. Blut.

Lily schnellte vor. „Was ist passiert?“

Sirius beachtete sie gar nicht. Er war dabei eine große Scherbe wieder in den Spiegel einzusetzen. Seine rechte Hand blutete stark und zitterte so heftig, dass ihm das scharfe Stück Glas wieder aus den Fingern rutschte. Sein Hemdärmel saugte jeden Tropfen Blut gierig auf.

Lily griff nach seinem Arm. „Sirius, was um Himmelswillen ist passiert?“

„Der Spiegel hat mir gesagt, ich hätte eine hässliche Fresse“, sagte Sirius trocken. Lily musste seine Hand festhalten, damit er nicht wieder versuchte die Scherbe in den Spiegel zu setzen. „Es ist wie ein großes Puzzle. Ich hab das unter Kontrolle, wirklich.“

„Ach? Hast du deswegen vergessen, dass du ein Zauberer bist?“, fragte Lily.

Sirius stockte. In dem zertrümmerten Spiegel konnte sie mehrere Reflektionen seines Gesichts sehen und alle realisierten gerade, wie schwer er es sich machte.

„Lass mich deine Hand ansehen“, bat Lily und drehte Sirius‘ Hand behutsam in ihre Richtung. Unter dem ganzen Blut konnte sie kaum etwas erkennen. So wie er sich mit der anderen am Waschbecken abstützte, hatte er schon genug davon verloren. Er schwankte etwas.

„Sieht eklig aus, hm?“, murmelte er ihr grinsend zu.

Lily drehte den Wasserhahn auf und hielt Sirius‘ Hand darunter. Er stöhnte durch die aufeinandergebissenen Zähne, zuckte aber nicht weg. Das Wasser wischte das Blut weg und legte tiefe Schnittwunden auf seinen Fingerknöcheln frei. In einem steckte noch ein großer Glassplitter. Lily ließ den mit einem Wink ihres Zauberstabs herausfliegen und mit einem zweiten Wisch heilte sie die Schnitte.

„Der Spiegel muss dich ganz schön wütend gemacht haben“, sagte sie und schaute ihn forschend an, als er wieder nur grinste. „Was machst du noch hier, Sirius?“

„Oh, ich…“ Er winkte ab und drehte sich ohne Vorwarnung um, schaute zur Tür. Als Lily seinem Blick folgte, entdeckte sie Regulus dort nicht. „Ich wollte gerade gehen, als ich Mrs. Norris gehört hab und ihr geh ich lieber aus dem Weg. Mr. Filch sucht nur nach einem Grund seine Ketten wieder mal einzuölen. Wenn du mir Punkte abziehen willst…“

Lily schüttelte den Kopf. „Soweit über der Ausgangssperre bist du wirklich nicht.“

Sirius war merkwürdig blass. Er hob sich wie der Marmor aus der Dunkelheit ab und hatte leichte Schräglage. Lily ließ ihn nicht los, auch als er seine Hand wegziehen wollte, aus Angst, er würde einfach umkippen.

„Setz dich einen Moment“, sagte sie.

„Es geht mir gut“, erwiderte Sirius und schnaubte, als hätte er sich in den kleinen Finger geschnitten und sie machte ein Drama daraus. „Was willst du hier überhaupt?“

Lily beschlich das leise Gefühl, dass er sich an Regulus herantastete, und sie wunderte sich, ob irgendetwas zwischen ihnen vorgefallen war. Ob sie ineinander gelaufen waren oder ob es etwas war, das sie vorhin zueinander gesagt hatten. Sirius hatte recht fluchtartig das Weite gesucht.

„Ich mache meine Patrouille“, sagte sie und beobachtete über den Spiegel, wie Regulus‘ Umriss sich in den Türrahmen schob. Er blieb dort und als er ihren Blick auffing, schüttelte er sachte den Kopf. „Langweiliger Schulsprecherkram, du weißt schon.“

Sirius grinste schief und hob eine Scherbe aus dem nassen Waschbecken.

„Sirius, was ist los?“, fragte sie. „Wenn du denkst, dass niemand merken würde, dass etwas nicht stimmt, musst du weniger Blut verlieren.“

Sirius schloss den Mund wieder, anstatt ihr noch einmal zu sagen, dass alles in Ordnung war. Ohne Vorwarnung schmiss er die Scherbe ins Waschbecken, zerschmetterte sie in viele hundert Einzelteile. Er fuhr sich mit der nassen Hand übers Gesicht und durch die Haare, strich sie in feuchten Strähnen zurück.

Lily legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Willst du meinen Bruder noch?“, fragte Sirius und schaute dabei auf die Scherben.

Lily nickte verwirrt. „Sehr.“

Sirius‘ Mund zuckte mehr in eine Grimasse als ein Lächeln. „Dann ist wirklich alles in Ordnung.“

„Oh, bitte. Sag mir einfach was los ist. Ich verspreche, dass ich es niemandem sagen werde.“ Lily rieb gegen die zitternde Anspannung in Sirius‘ Schultern an. „Es ist wegen deinen Eltern, oder? Du tust nicht gerne so, als würde dich irgendwas interessieren, was sie für dich im Sinn haben…“

„Ich hatte vergessen, was für ein Gefängnis es ist“, murmelte Sirius. „Als würde man mit ausgehungerten Dementoren auf Askaban festsitzen. Nur, dass du ihre grinsenden Gesichter sehen kannst, wenn sie dir die Seele aussaugen.“ Er schluckte hart. „Aber das ist nicht das Schlimme…“

Lily fragte nicht nach.

„Ich dachte, ich müsste da nicht alleine durch. Ich dachte, wenn ich zurückgehe, dann würde allen voran James verstehen, wieso. Aber anscheinend bin ich nur ein Verräter ohne Prinzipien…“

„Das hat er nicht gesagt“, erwiderte Lily.

„Nein, aber ich kann’s ihm ansehen. Die Art, wie er mich ansieht, wie er mich nicht einmal mehr anfasst…“ Sirius schüttelte den Kopf. „Er nimmt es mir übel.“

Lily fühlte sich merkwürdig schuldig. „Du wolltest doch nur helfen, daran ist nichts falsch.“

„Ich vermassel es immer, wenn ich das Richtige tun will“, sagte Sirius mit gepresster Stimme. „Solltest du das nicht wissen? Es endet immer in einem Desaster. Ich dachte, das hier wäre meine Chance die Sache mit Reggie geradezubiegen. Und jetzt stecke ich in diesem düsteren Keller von einem Haus fest, bis ich eingehe.“

„Du malst dir das schwärzer als es ist, Sirius“, sagte Lily sanft. „Die Gelegenheit für eine eigene Wohnung ergibt sich sicher früher als du denkst und –“

„Du verstehst das nicht“, fuhr Sirius dazwischen. Er drehte sich zu ihr um und hielt ihr seine andere Faust unter die Nase. Der klobige Siegelring mit seinem Familienwappen schnitt ihm förmlich in den Ringfinger. „Ich hab’s geschworen. Ich hab meinem Vater schwören müssen, dass ich nicht wieder abhaue.“

„Aber er kann dich doch nicht zwingen, wenn es dich unglücklich macht“, sagte Lily.

„Das ist der Nachteil eines Unbrechbaren Schwurs, Lily“, sagte Sirius und sackte gegen das Waschbecken in seinem Rücken. „Damit muss man leben. Wenn du ihn brichst, stirbst du. Und gerade ist das eine sehr verlockende Option, glaub mir.“

Lily wusste nicht, was sie sagen oder denken sollte. Sie schaute Sirius aus großen Augen an, sah ihren entsetzten Gesichtsausdruck über seine Schulter tausendmal in dem zerbrochenen Spiegel. Ein Zittern ging durch ihren ganzen Körper, blieb in ihrer Stimme hängen.

„Dein eigener Vater hat dich so einen Schwur leisten lassen?“

Sirius zuckte mit den Schultern. „Er hat mir keine große Wahl gelassen. Und es wäre mir egal gewesen. Bevor Reggie irgendetwas noch Dümmeres als letztes Jahr tut und es bereut. Solange ich James hätte. Ich hätte nicht mehr gebraucht um einen halbwegs guten Black zu spielen.“ Er rutschte an dem Waschbecken herunter, die Knie kraftlos und zitternd von dem Blutsverlust oder etwas anderem. Als er sich auf den Boden hockte, presste er sich die Hand mit dem klobigen Ring, der falscher denn je dort aussah, vor die Augen. „Aber anscheinend schließt sich das gegenseitig aus.“

Lily hockte sich neben ihn. Die Scherben auf dem Boden gruben sich in ihre Knie und sie rutschte trotzdem näher, legte diesmal beide Arme um seine Schultern. „Hast du James das gesagt?“

Sirius sagte nichts. Er presste sich die Hand fester gegen die Augen und schüttelte den Kopf.

„Du solltest das tun. Ihr sagt euch doch alles…“

Wieder schüttelte Sirius den Kopf.

„Wieso nicht?“, fragte Lily.

„Ich will kein Mitleid“, presste Sirius hervor. „Ich mache das Richtige, auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt. Voldemort kann sich einen anderen suchen, aber meinen Bruder kriegt er nicht. Regulus hat mir gezeigt, dass er doch ein gutes Herz hat, und das lasse ich nicht verrotten.“

„Sprich bitte mit James, Sirius. Wenn er das wüsste…“

„Wäre er nicht mehr zu beschäftigt dir hinterherzujagen?“ Sirius schaute hinter seiner Hand hervor, die Augen ungewöhnlich nass und gerötet. „Ein dummer Teil von mir will denken, dass er mir nur was beweisen will, aber seien wir mal ehrlich… Er ist nie ganz über dich weg. Vielleicht fühlt er sich auch nur verlassen und verfällt in alte Muster… Was weiß ich…“

„Hier geht’s nicht um James oder Eifersucht“, sagte Lily behutsam, weil sie sich auf sehr dünnes Eis vorwagte. „Sondern um dein Leben.“

Sirius schaute sie ein bisschen an, als wüsste er nicht, wo der Unterschied liegen sollte. In seinen tiefgrauen Augen sammelte sich die unbekannte Nässe, die so gar nicht zu dem ewigen Grinsen passen wollte, das sie von ihm gewohnt war.

„Ich will nur nicht, dass er mich alleine lässt“, murmelte Sirius und ließ den Kopf hängen.

Lily zog ihn gegen ihre Schulter und nahm ihn fest in den Arm. Etwas Nasses landete in ihrem Nacken. Sie strich über seinen angespannten, steinharten Rücken und überlegte angestrengt, was sie sagen könnte. Ihr Blick ging hilfesuchend zur Tür, wo Regulus in den Schatten des Korridors stand. Purer Horror hatte die Kälte in seinen Augen geschmolzen.


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