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Fanfiction

Mud and Blood - Dinner

von Dr. S

James wich nicht von ihrer Seite. Er blieb an ihrer Bettkante sitzen, als der Schmerz zu viel wurde und die Ohnmacht nach ihr zu greifen drohte. Ihr Flug von der Treppe hatte ihr einige Schürfwunden, einen gebrochenen Knöchel und eine Platzwunde auf der Stirn beschert. Alles Dinge, die Madam Pomfrey in wenigen Minuten heilen konnte, und währenddessen lenkte James sie mit dämlichen Witzen ab. So dämlich, dass sie noch Tage später darüber schmunzelte.

Regulus war kurz danach in den Krankenflügel gekommen. Er verharrte im Türrahmen, wo Lily ihn halb in den Schatten verborgen entdeckte, und starrte zu ihnen herüber, als würde eine unsichtbare Wand ihn davon abhalten zu ihr zu kommen. Dabei hätte sie nichts lieber getan als seine Hand zu halten.

Dorcas und Mary rasten an ihm vorbei, ohne Regulus‘ Gegenwart zu bemerken, und überschütteten Lily mit so viel Sorge, dass Madam Pomfrey kurzerhand alle wegschicken wollte, um für Ruhe zu sorgen. James rettete sich, indem er sich kurzerhand zu Remus auf das Bett neben ihrem setzte. Madam Pomfrey ließ es ihm kopfschüttelnd durchgehen. James schien es gewohnt zu sein, dass er mit vielem durchkommen konnte, und gerade war Lily dankbar dafür.

Erst als Sirius am Abend vorbeikam, um sich nach ihr zu erkundigen, ließ James sich überzeugen mit ihm zu gehen. Lily hatte das Gefühl, dass niemand anderes ihn dazu gebracht hätte. James verabschiedete sich mit merkwürdig ernster Miene von ihr, die das Lächeln nicht ganz aus seinem Gesicht vertrieb. Es heiterte sie auf, und als seine Finger über ihre Hand streiften, lächelte sie unfreiwillig zurück.

Nur nachdem James mit Sirius verschwunden war, kam Regulus herein. Remus‘ Blicke und sein Stirnrunzeln schienen ihn nicht zu stören, genauso wenig wie Madam Pomfreys brüske Erklärung, dass es sehr spät war. Er ignorierte beides und setzte sich an Lilys Seite, auch wenn er sich recht steif erkundigte, wie es ihr ging.

Es musste James gewesen sein, der ihn auf Abstand gehalten hatte.

Als Remus sich hinter seinem Vorhang schlafen legte, nahm Regulus ihre Hand und ließ sie nicht mehr los, bis Lily eingeschlafen war.

Anderthalb Tage blieb sie im Krankenflügel. Madam Pomfrey wollte sichergehen, dass nicht mehr hinter der Kopfverletzung steckte, aber auch lange nachdem Lily wieder unfallfrei die Korridore entlangging blieb die Sorgenfalte auf Regulus‘ Stirn.

„Es geht mir gut“, sagte Lily zum gefühlt tausendsten Mal.

Regulus fragte sie zum Glück nicht ständig, wie es ihr ging, wie Mary es sich angewöhnt hatte, aber er sah sie mit diesem Blick an, als wäre der bewölkte Himmel vor seine Augen gezogen.

„Das sagst du mir bloß, damit ich mir keine Sorgen mache“, antwortete er. Aus der Spitze seines Zauberstabs kam eine löchrige, silberne Wolke. Sie hatten sich Professor Slughorns Klassenzimmer ausgeborgt, aber die Kessel und Zutaten blieben unbenutzt. Stattdessen versuchten sie sich an einem Patronuszauber. Eher weniger erfolgreich.

„Ich darf mir keine Sorgen um dich machen, also darfst du dir auch keine um mich machen“, sagte Lily.

Regulus zog mit dem Zauberstab eine Schleife in die Luft. Seine Wolke verdichtete sich nicht. „Dich hat aber nicht aufgehalten, dass ich deine Sorge nicht wollte. Also nehm ich mir das Gleiche raus.“

Lily rutschte von dem Pult, auf dem sie gesessen und ihn beobachtet hatte. Sie schlich sich hinter ihn, auch wenn sie ganz genau wusste, dass er sie selbst aus dem schmalsten Augenwinkel im Blick hatte.

Er trug feinere Roben und über seinem Hemd eine Weste, die sich eng an seinen Oberkörper schmiegte. Eines von Professor Slughorns Dinnern wartete auf sie und verlangte zwar nicht den Grad Schick der Weihnachtsfeier, aber immer noch mehr als genug. Lily hatte ihre Schuluniform ebenfalls gegen etwas Hübscheres eingetauscht, und es hatte sich fast wie ein richtiges Date angefühlt, als sie so in die Kerker gekommen war um Regulus vorher zu treffen.

Lächelnd beugte sie sich um ihn herum.

Regulus quittierte das mit einer hochgezogenen Augenbraue. Er war mit den Gedanken woanders, wie er es auch gerne bei seinen Zaubertränken gewesen war, und dementsprechend schmächtig war sein Patronus. Die silberne Wolke würde von einem Dementor ohne mit der Wimper zu zucken aufgesaugt werden – falls Dementoren Wimpern hatten.

„Du konzentrierst dich wieder nicht genug, Regulus.“ Lily stellte sich an seine Seite, griff um ihn herum und führte seinen Zauberstab in eine geradere Haltung. Sie schmiegte sich an seinen Rücken heran, was ihn nur gerader stehen ließ â€“ aber wie könnte sie nicht? Er war nah und kein störendes Augenpaar konnte sie auseinanderreißen. „Denk an eine glückliche Erinnerung.“ Sie stützte das Kinn auf seiner Schulter ab und lächelte mit den Lippen an seinem Ohr. „Oder hast du keine?“

Regulus schaute sie an, ein kleines Schmunzeln um die Mundwinkel, das ihr genau sagte, dass er wusste, worauf sie anspielte. Das silberne Glitzern seiner Patronus-Wolke hatte sich in seinen grauen Augen verfangen, ließ sie strahlen wie die Eisschicht unter dem Mondlicht.

Wenn sie einen Patronus heraufbeschwören wollte, musste sie nur an den Moment im Schnee denken, als Regulus sie zum ersten Mal geküsst hatte. Ihr Patronus strahlte heller und kräftiger als jemals zuvor. Sie hoffte, dass es ihm genauso ging.

„Es ist nicht so einfach, da irgendwas zu greifen“, sagte Regulus. „Vor allem, wenn ich ständig daran denke, wie du diese Treppe herunterstürzt.“

„Es geht mir gut“, sagte Lily erneut und strich über Regulus‘ Schultern, wieder viel zu angespannt. Zumindest lehnte er sich gegen sie. Erlaubte sich für einen Moment ihre Nähe zu genießen.

„Du hast nicht gesehen, wie du da gelegen hast“, sagte er rau. „Desorientiert, hilflos… blutend. Für einen Moment hab ich gedacht… Das hätte schlimmer ausgehen können, Lily.“

Sie umarmte ihn von hinten, schmiegte sich über seine Schulter dicht an seinen Hals. „Du warst ja da…“

„Ich hab nur da gestanden und zugesehen, wie James Potter den Helden gespielt hat…“

„James hat mir geholfen, Regulus“, sagte Lily sanft. „Das ist sein Job und ich vermute auch seine Natur. Außerdem wäre es sicher wie ein Schürhaken für unser Gerüchtefeuer gewesen, wenn du mich getragen hättest. Hättest du das gewollt?“

„Ist es auch seine Natur stundenlang deine Hand zu halten?“

Lily drückte einen Kuss in seinen Nacken. Sie wollte nicht einmal so tun, als wäre sie sauer auf James. Er hatte sich so lieb um sie gekümmert.

„Versuch dich zu konzentrieren“, sagte Lily und legte ihre Hand erneut auf Regulus‘, führte seinen Zauberstab mit ihm zusammen. „Für mich.“

Regulus schwang den Stab wenig motiviert. „Ich konzentriere mich darauf, wer dir das angetan hat.“

Lily seufzte. „Und wenn es wirklich nur meine eigene Schuld war?“

Regulus drehte sich herum und seine Patronuswolke verpuffte ohne Aufmerksamkeit endgültig. „Du hast gesagt, es wäre ein Stolperfluch gewesen.“

„Ich habe gesagt, dass es sich wie ein Stolperfluch angefühlt hat“, sagte Lily, aber ihr Lächeln prallte an Regulus‘ Stahlblick ab. „Selbst wenn sich jemand einen schlechten Scherz geleistet hat, ist es jetzt so gut wie unmöglich irgendetwas zu beweisen. Professor McGonagall hat das selbst gesagt.“

„Jemand? Du meinst Mulciber“, sagte Regulus und umfasste ihre Hand fest. Seinen Zauberstab hielt er achtlos in der freien Hand. „Er hat dir gedroht. Nicht direkt, aber was er zu Lucius gesagt hat, war eindeutig und vielleicht sogar gefährlicher. Du solltest besser als die meisten wissen, wozu er in der Lage ist, nachdem, was er mit Macdonald gemacht hat.“

„Und du solltest besser als die meisten wissen, dass man ihm besonders schlecht etwas nachweisen kann“, sagte Lily. „Zumindest hast du mir das gesagt.“

Regulus ließ sich nicht beirren, seine Miene verhärtete sich sogar noch und sein Blick bekam die Schärfe eines Messers. „Wenn er dafür verantwortlich ist“, sagte er bedrohlich leise, „werde ich seinen Zauberstab brechen, wie er es mit deinem Genick vorhatte.“

Lily hob die Hand an sein Gesicht, strich vorsichtig über seine linke Wange. Das Veilchen vom Quidditch hatte eine Woche gebraucht um zu verschwinden. Eine Woche, in der jeder zu stürmische Kuss Regulus hatte zucken lassen. Wenn auch nie genug, um sie weit wegzustoßen.

„Es gibt viele Schüler hier, die mich nicht leiden können“, sagte sie, auch wenn Regulus sie anschaute, als würde sie ihm das Blaue vom Himmel lügen. „Halb Ravenclaw scheint sauer auf mich zu sein, weil ich mich an Regulus Black heranrobbe.“ Sie rückte wirklich ein wenig näher an ihn, drängte sich gegen seine Brust und legte die Arme um ihn.

Regulus schnaubte leise. „Bitte was?“

„Ich hab dir davon erzählt.“

„Du hast mir erzählt, dass diese zwei Mädchen dazu tendieren dich zu beleidigen und ein Ravenclaw dich auf sehr absonderliche Weise angebaggert hat.“

„Sie sind eifersüchtig.“

„Fawley ist sicher nicht eifersüchtig. Er hat mich immer abgewiesen, wenn ich ihn eingeladen habe.“

Lily gluckste und schlug ihm auf den Rücken, womit er inzwischen schon rechnete. „Ist es so absurd für dich, dass zwei giggelnde sechzehnjährige Mädchen für dich schwärmen könnten?“

Regulus öffnete den Mund, zögerte aber. „Wieso sprechen wir plötzlich über mich? Und so einen Nonsens?“

„Wieso willst du nicht darüber reden?“, fragte Lily amüsiert.

„Es ist absurd für mich, dass sie dir wehtun würden, weil sie irgendetwas an mir finden könnten. Was sowieso meistens darauf basiert, dass sie mich für eine etwas kleinere Version von Sirius halten“, sagte Regulus trocken. „Sie haben dir verbal wehgetan, weil manche Ravenclaws gerne so tun, als würden sie mehr wissen, als sie wirklich tun. Das ist eine Demonstration von besserwisserischer Arroganz.“

Lily seufzte über Regulus‘ doch recht eindeutigen Bruder-Komplex. Und sie lächelte darüber, dass er ‚manche‘ sagte, anstatt unvorsichtig alle über einen Kamm zu scheren.

„Ich will niemandem irgendetwas vorwerfen, Regulus. Aber es könnte auch der dumme Streich eines Erstklässlers gewesen sein, der schiefer gegangen ist, als erwartet.“

„So oder so, ich behalte Mulciber im Auge“, sagte Regulus.

„Ich auch.“ Lily strich über Regulus‘ Brust und richtete die Seiten seiner Robe. „Probierst du es noch einmal?“

Regulus ließ sie widerwillig los und richtete seinen Zauberstab in die Mitte des Raumes. Er atmete durch und sie beobachtete, wie seine Augen sich konzentriert verengten. Eine leichte Röte schlich sich unauffällig auf seine Wangen. Er machte eine ziemlich abgehackte Bewegung mit dem Zauberstab.

„Expecto Patronum.“

Ein Strom von silbernem Nebel sprühte aus der Zauberstabspitze, nur um kurz darauf wieder zu verschwinden.

„Du musst schon richtig daran denken“, sagte Lily.

„So einfach ist das nicht“, presste Regulus sichtlich unwohl hervor.

Lily griff seinen Arm und lehnte sich gegen ihn. Sie wusste, dass es für jemanden wie Regulus, der ungerne irgendetwas an Gefühlen zeigte, besonders schwer sein musste sich vollkommen auf seine Emotionen einzulassen.

„Du bekommst es schon sehr gut hin. Viele Zauberer kriegen nach mehr als einer Stunde Übung keine Wolke zustande“, sagte sie und umfasste Regulus‘ Zauberstabhand, führte sie in die richtige Position.

„Willst du es mir nochmal zeigen?“, raunte Regulus und drehte den Kopf leicht in ihre Richtung. Lily hielt seinen Blick fest, erhaschte den Glimmer eines Schmunzelns auf seinen Lippen, und das reichte. Sie ließ weder Regulus‘ Zauberstab los, noch seine Hand.

„Expecto Patronum.“

Die silberne Hirschkuh galoppierte quer durch die Mitte des Raumes, ohne dabei den Boden zu berühren oder irgendein Geräusch zu machen. Sie schlug einen Bogen und kehrte zu ihnen zurück. Ihr Licht war blendend hell, besonders in den stets düsteren Kerkern.

Regulus streckte die Hand aus und fuhr über die Nase der Hirschkuh. Seine Finger gingen glatt hindurch. „Wenigstens ein Tier, das nicht vor mir davonläuft.“

Lily stupste ihn an.

„Das ist nicht selbstverständlich. Sirius konnte schon in der dritten Klasse einen Patronus. Sein Zottelvieh hat mich im Hausflur immer umgerannt.“

„Im Hausflur? Er hat in den Ferien gezaubert?“

„Du hast in den Ferien Tränke gebraut, Lily.“

„Was immer noch nicht Zaubern ist“, sagte Lily unschuldig, worauf Regulus sie anstupste. „Was für ein Zottelvieh meinst du?“

„Ein Hund“, sagte Regulus.

„Passend zu seinem Namen, hm?“

Regulus verdrehte die Augen und schaute auf seine Uhr. „Wir sollten langsam, sonst kommen wir noch zu spät zu Professor Slughorns Dinner. Er wäre am Boden zerstört, wenn seine Lieblingsschülerin ihn versetzt.“ Er ließ von ihr ab und verbeugte sich in Richtung Tür.

Lily schüttelte amüsiert den Kopf und strich ihren Rock glatt. „Ich finde es immer noch ein wenig merkwürdig, sich zum Abendessen umzuziehen. Als wären wir in Vorkriegszeiten bei König Edward gelandet.“

„Zu Hause ziehen wir uns jeden Abend zum Essen um“, sagte Regulus. „Das ist Tradition. Was wiederum bedeutet, dass Sirius es nicht ausstehen kann. Vor ein paar Jahren ist er vollkommen nackt runtergekommen.“

Lily gluckste und hielt sich beide Hände vors Gesicht. Sie wollte es sich nicht vorstellen, konnte aber nicht anders. Das Gesicht von Regulus‘ Eltern musste unvergesslich gewesen sein.

„Unsere Eltern waren nicht begeistert“, beantwortete er ihre stumme Frage. „Ganz davon abgesehen, dass wir unsere Cousine Narcissa und ihren damals noch Verlobten Lucius zu Gast hatten. Aber es war ein sehr amüsanter Abend, das muss ich zugeben – auch wenn ich dankbar dafür war, dass er zur Abwechslung seine Serviette benutzt hat.“

Lily lachte hinter vorgehaltener Hand und fächerte sich mit der anderen Luft zu. Ihr stieg die Hitze ins Gesicht, bis sie sich unsicher war, ob sie es demnächst sein würde, die Sirius nicht mehr in die Augen sehen konnte.

Regulus lächelte zurück, auf eine angenehm warme Art, die nicht viel mit Belustigung zu tun hatte. Er griff die Hand, die ihr als Fächer gedient hatte, und bevor sie ihn fragend anschauen konnte, zog er sie näher.

„Zumindest hab ich dich vorgewarnt“, sagte er mit gesenkter Stimme und Lilys Verwirrung wuchs sichtlich. „Du solltest wissen, worauf du dich einlässt, wenn du einmal zum Abendessen kommst.“

Lily stützte sich auf seiner Brust ab und ertastete zufällig sein rapide schlagendes Herz. „Was?“

Regulus behielt sein Lächeln bei, auch wenn es wackelte. Es nahm seinen attraktiven Zügen nichts, gab ihnen aber eine ganz andere Seite. „Ich dachte, dass du in den Ferien zum Essen kommen könntest.“

Lily war ehrlich überrascht, dass er ihr diesen Vorschlag unterbreitete. Sie hatte noch vor Augen, wie er ihn Sirius anvertraut und als dumme Idee abgetan hatte. „Deine Eltern werden jemanden wie mich nicht einmal in ihr Haus lassen – nackt oder mit Kleidung.“

„Du bist meine Freundin, früher oder später müssen sie dich kennenlernen“, sagte Regulus und griff ihre Hand fester, als Lilys Finger anfingen zu zittern. „Ob mit einem Knall oder nicht spielt keine Rolle. Ich will nicht den Eindruck machen, als würde ich dich für einen Fehler halten, weil ich das nicht tue. Und wenn sie das anders sehen, ist das ihre Entscheidung.“

„Sie werden das anders sehen“, sagte Lily.

„Heißt das, du willst nicht?“

Lily atmete zittrig durch und bekam trotzdem keine Luft, als Regulus sie unsicher bis in das Grau seiner Augen ansah. „Natürlich“, stieß sie in einem Atemzug aus und warf sich gegen ihn, küsste ihn ungeschickt auf den Mund. „Natürlich will ich.“

Regulus zog sie in seine Arme und drehte sie einmal mit sich im Kreis, hob sie in seinem Enthusiasmus von den Füßen. Lily klammerte sich haltsuchend an seinen Rücken, lachte und küsste ihn, als er sie wieder absetzte.

„Wieso sollte ich nicht wollen?“, hauchte sie gegen seine Lippen.

Regulus schüttelte den Kopf und öffnete den Mund, aber Lily würgte jede dumme Erklärung, warum sie nicht wollen könnte, mit einem Kuss ab. Sie schluckte jede Silbe und hörte nicht auf, bis er es war, der sie nicht mehr wegließ. Er schob eine Hand in ihre Haare und zerstörte das Bisschen an Arbeit, das sie für das Abendessen hineingesteckt hatte. Sie gab das zurück, indem sie Falten in dem ordentlich gebügelten Stoff seiner Roben hinterließ. Sein Rücken war noch immer bis in jeden Muskel angespannt, und sie schien es nicht besser zu machen. Sie spürte, wie seine Schulterblätter sich verkrampften, als er die Arme enger um sie schloss, sie so fest hielt, dass sie ihre Füße gar nicht mehr brauchte.

Sie hätte den Abend tausendmal lieber hier verbracht, als bei Professor Slughorn.

„Wir sollten wirklich“, murmelte Regulus, als hätte er ihre Gedanken gelesen, und Lily löste sich endgültig mit einem Seufzen.

„Zusammen?“, fragte sie.

Regulus zuckte mit den Schultern. Er ließ sie einen Moment ehrlich verwirrt zurück, dann griff er nach der Tür und öffnete sie schwungvoll. Mit einem Nicken bedeutete er ihr vorzugehen. Lily tat ihm diesen Gefallen, aber sie ließ seine Hand nicht los und ging rückwärts hinaus auf den Korridor. Er biss sich auf die Unterlippe und sie lachte über seinen Versuch sein Lächeln nicht zu zeigen.

„Was machst du da?“

Lily ließ Regulus‘ Hand instinktiv los und fuhr herum.

Severus stand an der Ecke. Er blickte sie finster aus seinem öligen Vorhang aus Haaren heraus an. Seine Roben hingen an ihm wie die Schatten in den Korridoren und ließen ihn fast darin verschwinden.

„Was ist so lustig?“, fragte Severus und streckte sich, als würde er über ihre Schulter sehen wollen.

Regulus trat heraus und an ihre Seite; Lily spürte, wie seine Schulter gegen ihre drückte.

„Ah, ich verstehe“, sagte Severus. „Und ich dachte, der Schlag auf den Kopf, als du von der Treppe geflogen bist, hätte dich vernünftig werden lassen, Lily.“

Es war das erste Mal, dass sie seit dem Schlamm-Desaster miteinander sprachen, wenn man es sprechen nennen konnte, und Lily erkannte gerade, dass sie gut und gerne darauf verzichtet hätte.

„Pass auf, was du sagst, Snape“, sagte Regulus, und Lily legte sicherheitshalber eine Hand auf seinen Arm, auch wenn sie wusste, dass Regulus der letzte war, der sich mitten im Korridor zu einem Duell hinreißen lassen würde.

„Wieso? Hast du Angst, alles, was ich sage, könnte geistreicher und humorvoller sein, als was du mit Hilfe eines Gripsverschärfungstranks hinbekommst? Weil das selbst der trotteligste Hufflepuff schafft.“ Severus sah sehr zufrieden mit sich aus. „Also frage ich mich wirklich, was aus deinem Mund gekommen sein kann, das irgendwen zum Lachen bringt.“

„Was auch immer es war, es würde sicherlich nicht deinen Humor treffen“, sagte Regulus kühl.

„Dafür hat es nicht genügend Schlamm beinhaltet“, sagte Lily und im Gegensatz zu Regulus konnte sie den Ärger nicht aus ihrer Stimme halten.

„Das bezweifele ich“, sagte Severus und zeigte ihr mit zitternden Lippen eine schlechte Imitation seines süffisantesten Grinsens. „Du warst doch dabei, Lily.“

Regulus umfasste Lilys Hand fest, genau als sie in Richtung ihres Zauberstabs zuckte.

„Du benimmst dich lächerlich, Severus“, sagte sie um Ruhe in der Stimme bemüht. „Wenn deine Mutter dich so reden hören würde…“

„Oh, das erste, was ich tun werde, wenn der Dunkle Lord mein Talent erkannt hat, ist ihm das Schlafzimmer meines Vaters zu zeigen“, sagte Severus zischend, „damit er mich von dieser Bürde erlöst.“

Lily wusste, wie sehr Severus seinen Vater verachtete und Tobias Snape tat nicht viel, um dieses Bild von sich zu ändern, aber irgendjemandem, egal wem, Lord Voldemort zu wünschen erschien ihr wie der letzte, eindeutige Beweis für eine grausame Ader.

„Dann steckt mehr von deinem Vater in dir, als du glauben magst“, sagte sie. Severus‘ Kiefer verkrampften sich, sein Gesicht lief ziegelrot an, und er wehrte sich mit allem, was er hatte, gegen die Zuckungen in seinem Gesicht. Lily wandte sich Regulus zu. „Gehen wir.“

Regulus‘ eisiger Blick war wie an Severus festgefrorenen, aber er sträubte sich keine Sekunde, als Lily ihn den Korridor herunterzog.

Sie erreichten Professor Slughorns Büro einige Biegungen später. Beinahe jedes seiner Abendessen fand hier statt, auch wenn er sich gerne darüber beklagte, wie sehr er sein Büro im Kerker hasste. Dirk Cresswell war bereits da und genoss die Gelegenheit Professor Slughorn für sich alleine zu haben. Sein Gespräch fand ein abruptes Ende, als Lily mit Regulus an ihrer Seite hereinkam. Severus‘ Worte blieben auf dem Korridor zurück.

„Ah, Lily!“, rief Professor Slughorn aus und schlug Dirk fast ins Gesicht, als er sich mit ausgebreiteten Armen zu ihr drehte. „Hübsch wie eh und je. Und Sie haben Regulus gleich mitgebracht. Bitte, setzen Sie sich.“

Regulus zog ihr einen Stuhl heraus und bot ihn ihr mit einem knappen Nicken an, was Lily schon wieder schmunzeln ließ. Sie setzte sich und er schob den Stuhl wie ein richtiger Gentleman unter ihr zurecht, bevor er den Platz zu ihrer Rechten besetzte. Lily lächelte ihn verschmitzt an, was er geflissentlich ignorierte und sie dadurch nur noch mehr lächeln ließ.

„Severus“, rief Professor Slughorn, als die Tür sich knarrend hinter ihnen aus dem Schloss bewegte. „Bitte, bitte. Immer rein mit Ihnen.“

Lily suchte unter dem Tisch Regulus‘ Hand und fand sie auf seinem Bein. Er kam ihr entgegen und verschränkte ihre Finger miteinander.

Severus schlurfte an ihnen vorbei und plumpste gegenüber in den Stuhl direkt neben Professor Slughorn. Dirk, der bis eben gestanden hatte, schaute ihn entsetzt an. Er war schnell dabei sich auf die andere, noch freie Seite zu setzen. Severus schenkte ihm nicht einmal einen Seitenblick. Er starrte stumm auf seinen leeren Teller. Der Vorhang seiner Haare schien zuzufallen, und im Gegensatz zu Dirk, der sich bis zur perfekt sitzenden, aber lächerlichen Fliege herausgeputzt hatte, wirkte er noch mehr fehl am Platz.

Die letzten Mitglieder trudelten nach und nach ein; Lily fing den Blick des Mädchens aus Ravenclaw auf, das sie das nicht so schlimme S-Wort geschimpft hatte, und lächelte sie an, was unerwidert blieb. Sie setzte sich neben Dirk, vielleicht nur deswegen, weil es der beste Ort war um Lily grimmig anzusehen.

Es klopfte an der Tür.

„Sind wir zu spät?“

Lily drehte sich um und entdeckte James und Sirius in der offenen Tür stehen. Sie hatten sich beide für das Dinner umgezogen, und Lily war ganz froh, dass Sirius sich diesmal an die Traditionen gehalten hatte. Sie musste trotzdem glucksen, als sie seinen Blick kreuzte.

„Natürlich nicht, meine Jungs. Kommen Sie herein“, sagte Professor Slughorn. „Wir haben Sie schon erwartet.“

Sirius grinste erst sie, dann Regulus an, als wäre er froh darüber sie nebeneinander zu sehen. Er setzte sich auf den Platz neben seinem Bruder und zog den noch freien Stuhl zu seiner Rechten gerade heraus, als James abbog. Er ließ sich auf den Stuhl zu Lilys Linken fallen, grinste sie dabei breit an. Sirius‘ Grinsen fiel genauso schnell in sich zusammen.

„Hi“, sagte James. „Was für eine Überraschung dich hier zu sehen.“

Lily schmunzelte. „Du wärst nicht so überrascht, wenn du öfter kommen würdest.“

Regulus‘ Hand zuckte in ihrer. Sie strich über seinen Handrücken.

„Ich hatte einen wunderbaren Gast, wissen Sie“, sagte Professor Slughorn und quetschte sich zwischen Severus und Dirk, Letzterer auf einmal recht abgelenkt von seiner weiblichen Sitznachbarin. „Barnabus Cuffe wollte vorbeischauen – er hat es im letzten Jahr zum Leiter des Tagespropheten geschafft. Er schickt mir die Zeitung von morgen schon heute. Manchmal komme ich mir vor, als könnte ich in die Zukunft sehen.“

„Wieso konnte er nicht kommen?“, fragte das Ravenclaw-Mädchen.

„Honoria, meine Liebe, wenn ich Ihnen das jetzt verrate, müssten sie die Zeitung morgen nicht lesen“, sagte Professor Slughorn und gluckste selbst über seinen Witz. „In letzter Zeit geschehen viele Dinge, die in die Zeitung gehören, auch wenn wir lieber nicht von ihnen hören würden, und das erfordert manchmal spontan eine Terminänderung. Adrian, Sie hätten Barnabus gefallen. Er sucht übrigens einen neuen Photographen. Der letzte ist bei einem Bericht zu tief in die Mysteriumsabteilung vorgedrungen… Merlin weiß, wo er jetzt ist.“

„Das sollten sie nicht in die Stellenanzeige schreiben“, raunte James ihr zu.

Lily verdrehte die Augen in seine Richtung.

„Da wir dann alle hier sind, können wir uns dem Essen widmen. Ich weiß, deswegen sind die meisten von Ihnen hier.“ Professor Slughorn musste nur den Zauberstab schwingen und schon war der Tisch mit außergewöhnlichen Köstlichkeiten bedeckt. Er strahlte sie an, als hätte er alles davon selbst gekocht. In der Mitte des Tisches, umringt von Beilagen, lag ein riesiger Vogel, der ein bisschen an einen Pfau erinnerte.

„Lucius hätte das nicht gefallen“, murmelte Regulus. „Die Malfoys haben einen ganzen Garten voller Pfauen.“

Lily gluckste. „Hat Malfoy sich seinen Gang dort abgeschaut, ja?“

Regulus drückte ihre Hand mit dem Hauch eines Schmunzelns, bevor er sie losließ um seinen Teller zu füllen.

Der Vogel schien jeden einzuschüchtern, bis Professor Slughorn sich daran machte ihn theatralisch mit dem Zauberstab zu zerlegen. Dabei ließ er es sich nehmen zu erwähnen, dass er eigentlich kein dunkles Fleisch essen sollte, bevor er genau das auf seinen Teller lud. Lily war noch dabei den Vogel skeptisch zu betrachten, als von beiden Seiten Teller in ihr Blickfeld kamen. Regulus reichte ihr die Kartoffeln und James gleichzeitig Kürbispüree.

„Ähm, danke“, sagte Lily und fühlte sich verpflichtet von beidem zu nehmen.

„Sirius, mein Junge“, sagte Professor Slughorn. „Geht es Ihnen gut? Sie sehen aus, als könnten Sie eine ganze Nacht Schlaf gebrauchen.“

Sirius grinste und nahm das Kürbispüree, das Regulus von James genommen und an ihn weitergereicht hatte. „Es geht mir blendend“, sagte er und gab das Püree an das Ravenclaw-Mädchen weiter, ohne es anzurühren. „Jeder, der in seinem Abschlussjahr ausgeschlafen wirkt, macht irgendetwas falsch.“

„Es ist schön zu hören, dass Sie das ernst nehmen“, sagte Professor Slughorn und er lenkte sein Grinsen in Regulus‘ Richtung. „Und es ist schön Sie beide wieder zusammen zu sehen.“

Sirius verschränkte die Arme auf seinem Teller, als das Ravenclaw-Mädchen ihm die Kartoffeln geben wollte, die inzwischen einmal herumgereicht worden waren. Sie schwang zu Regulus rüber, lächelte ihn an als würde das die Kartoffeln schmackhafter machen. Regulus spießte sehr offensichtlich eine Kartoffel von seinem Teller mit der Gabel auf und schob sie sich in den Mund. Das Mädchen stellte sichtlich beleidigt die Kartoffeln ab.

„Ihr Vater hat mir geschrieben, dass Sie sich in die Familiengeschäfte einbringen, Sirius?“, bohrte Professor Slughorn weiter.

„So hört es sich an, als würde ich eine Wahl haben“, sagte Sirius und lachte alleine über seinen Scherz. „Ja, ich versuche mich daran. Wir haben ein paar hübsche magische Artefakte aus Ägypten erstanden, die Howard Carter in den 20ern übersehen hat. Ein bisschen zu schwarzmagisch für meinen Geschmack, aber wenn man einen vernünftigen Fluchbrecher darauf ansetzt, kann sich ihr Wert sicher um das Doppelte steigern. Eine passable Investition.“

Severus schnaubte, ohne sich Mühe zu geben subtil genervt zu sein. „Nur du bekommst es hin über schwarzmagische Artefakte zu besprechen und jeden zu langweilen, Black.“

„Da musst du dich ja auskennen, Snape. Du machst den Mund auf und ich schlafe ein“, sagte Sirius unschuldig lächelnd. „Nach deinem Abschluss hast du sicher Chancen als Sandmännchen.“

„Nun, aber“, gluckste Professor Slughorn. „Wir wollen uns doch nicht streiten.“

„Ich wünschte, mehr Menschen würden von schwarzer Magie gelangweilt sein“, sagte Lily. „Davon abgesehen, dass sie sowieso nur so interessant für viele ist, weil sie verboten ist.“

„Ja“, sagte Severus. „Verbotene Dinge haben das so an sich. Wir könnten Regulus um eine genauere Erläuterung bitten. Er kennt sich mit einer Neigung zu verbotenen Dingen aus.“

Regulus trank einen großen Schluck Wasser und schluckte extra hart. Alle starrten ihn an und schienen zu erwarten, dass er etwas sagte.

„Also“, begann Professor Slughorn etwas steif, „wir wollen uns nicht über schwarze Magie unterhalten. Das würde Professor Dumbledore gar nicht gefallen.“

„Das ist unangenehm“, murmelte James ihr zu, während Professor Slughorn sich Dirk zuwandte, der zur Abwechslung eher enttäuscht darüber schien sich nicht seiner Sitznachbarin widmen zu können. „Schniefelus ist heute wieder einmal ein richtiger Sonnenschein, nicht wahr?“

Lily fing Severus‘ Blick selbst quer über den Tisch auf. „Wann ist ihm in letzter Zeit mal nichts über die Leber gelaufen?“, gab sie zurück.

„Um fair zu sein, er hat nicht ganz Unrecht. Ich glaube nicht, dass der Verbotene Wald so verlockend wäre, wenn er der ‚hereinspaziert-Wald‘ heißen würde.“

Lily kniff die Augen zusammen und stöhnte leise auf. „Oh, James.“

„Ah, sei ehrlich, tief in dir hast du es lustig gefunden“, antwortete er und spießte eine kleine karamellisierte Möhre auf, der er grinsend den Kopf abbiss.

„Es muss auch Platz für schlechte Witze auf der Welt geben“, bemerkte Regulus.

Lily lächelte ihn an und legte unter dem Tisch eine Hand auf sein Knie. Er schaute sie kurz an, bevor er sich wieder ganz seinem Essen widmete. Professor Slughorn philosophierte derweil über seine Zeit in Ägypten, als er einem Schüler, der sich als Fluchbrecher versucht hatte, aus einer Pyramide hatte helfen müssen. Sirius wirkte müder denn je, als er sich bemühte zuzuhören. Seine grauen Augen hatten nichts scharfes mehr an sich, sondern wirkten trüb wie ein verregneter Himmel. Ab und an drifteten sie in James‘ Richtung, begegneten dabei einmal Lilys und huschten umso schneller zurück zu Professor Slughorn. Als der Nachtisch an der Reihe war – ein imposanter Etagenpudding, der in Flammen stehend vor ihnen erschien – hatte Sirius immer noch nicht viel gegessen.

„Alles in Ordnung bei ihm?“, fragte Lily Regulus.

„Er versucht ein bisschen zu sehr sich zu benehmen“, murmelte Regulus. „Möchtest du von dem Vanillepudding?“

„Oh, du solltest Schokolade probieren, Lily“, sagte James und deutete auf den Pudding, den er sich auf den Teller häufte. Er hielt ihr einen vollen Löffel unter die Nase. „Du kannst von meinem kosten.“

Lily wich glucksend von dem Löffel zurück. „Kannst du den denn entbehren?“

„Für dich mache ich eine Ausnahme.“

Regulus lehnte sich leicht vor, sodass sein eiskalter Blick James förmlich aufspießte. „Hast du deine Manieren vergessen, Potter?“, presste er hervor.

„Wir sind doch unter uns“, sagte James schulterzuckend und bog mit dem Löffel in Regulus‘ Richtung ab. „Willst du probieren, Black?“

Regulus verengte die Augen leicht. „Danke.“

James war dabei den Löffel wieder in Lilys Richtung zu drehen, als Regulus vorschnellte und ihr den Happs vor der Nase wegschnappte. James‘ riesengroße Augen waren fast so amüsant, wie Regulus‘ steinerne Miene, als er mit einem Mund voller Schokoladenpudding zurück in seinen Sitz sackte.

Lily lachte leise und sie war nicht alleine. Dirk prustete so plötzlich los, dass er das Ravenclaw-Mädchen an seiner Seite mit halb gekautem Schokoladenpudding besprühte. Sie riss die Augen fast so weit wie James auf und stieß ein leises Wimmern aus. Danach gab es kein Halten mehr, sogar Professor Slughorn lachte. Lily reichte dem armen Mädchen ihre Serviette und als sie sich über den Tisch lehnte, bemerkte sie, dass es merkwürdigerweise Sirius war, der kein Schmunzeln zustande brachte. Er kreuzte ihren Blick und für einen Moment sah er verletzt aus, als hätte sie sein Gesicht in den riesigen Pudding gedrückt. Dann grinste er sie an und ließ die Augenbrauen hüpfen. Lily setzte sich sehr verwirrt wieder hin.

„Auf der Note sollten wir den Abend ausklingen lassen“, sagte Professor Slughorn und tätschelte Dirk, der sich an seinem Pudding verschluckt hatte, den Rücken. „Ein Lachen ist die beste Gutenachtmusik.“

Das Ravenclaw-Mädchen sah aus, als wäre sie weit von einem Lachen entfernt und würde am liebsten im Boden versinken. Sie linste zu Regulus, dann zu Sirius und versteckte ihr Gesicht schließlich hinter Lilys Serviette.

Stühle rückten und die meisten schienen nicht schnell genug wegzukommen; man hörte ihr Lachen aus dem Korridor kommen. Regulus half ihr aus dem Stuhl, wie er es vorhin schon getan hatte, und sie dankte ihm dafür mit einem Lächeln. Während sie sich von Professor Slughorn verabschiedeten, ging James zu Sirius und Lily hörte ihn deutlich fragen, was los sei. Sie sah ihn den Kopf schütteln, als Regulus‘ Hand ihre berührte, wenn auch nicht griff.

„Ich bring dich nach oben“, sagte Regulus.

Lily strich ihm dankbar über den Arm. „Du denkst, dass ich ein paar Stufen nicht alleine schaffe.“

Regulus behielt sein Pokerface auf. „Wenn du stolperst, ruf ich James Potter, damit er dich tragen kann, keine Sorge.“

Lily stieß ihn locker an. Sie war froh, dass Regulus sie begleiten wollte, nicht nur weil sie näher als sonst nebeneinander gingen. In den dunklen Korridoren, nur alle paar Meter von schwachen Fackeln beleuchtet, würden sie wahrscheinlich sowieso niemandem auffallen. Und sie wusste immer noch nicht, ob es das war, was Regulus wollte.

„Wegen vorhin“, fragte sie, als sie die Treppen erreichten und Regulus sie vorgehen ließ. „War es dein Ernst, dass ich deine Eltern treffen soll?“

Regulus streckte die Hand nach ihr aus, da war sie schon zwei Stufen über ihm, und nahm ihre Finger sanft zwischen seine. Er holte sie mit ein paar schnellen Schritten ein, stoppte nicht auf ihrer Stufe und zog sie gleich weiter.

Lily lächelte. Sie erreichten die fast verlassene Eingangshalle. Oben auf dem Treppenabsatz der Großen Treppe verschwand der dunkle Schatten einer Gestalt im ersten Stock. Lily rückte etwas enger an Regulus.

„In letzter Zeit komm ich mir seltsam beobachtet vor“, murmelte sie ihm zu, die Augen noch in den ersten Stock gerichtet.

Regulus folgte ihrem Blick, aber er konnte dort niemanden sehen, weil niemand dort war. Nicht einmal ein Geist oder gar Peeves.

Lily grinste verlegen und schüttelte den Kopf. Es war albern, aber ihr kamen immer wieder die Schritte ins Gedächtnis, die sie am Tag ihres Sturzes gehört hatte. Und jedes Mal, wenn sie sich umgedreht hatte, war niemand hinter ihr gewesen. Es war albern. Sie lebte in einem riesigen Schloss voller Schüler. Manchmal schien man das Echo von Schritten aus dem letzten Jahrhundert zu hören.

Schritte, wie sie sie jetzt hörte. Lily packte Regulus‘ Arm instinktiv und fuhr herum, starrte angespannt in den dunklen Schacht der Wendeltreppe in den Kerker. Die Schritte kamen schnell näher. Es waren zwei Paar.

„Reggie?“ Sirius brach aus der Dunkelheit. Er stoppte direkt vor ihnen und runzelte die Stirn über Lilys Seufzer. Dicht auf seinen Fersen schlenderte James in die Eingangshalle. Er grinste sowohl Regulus als auch Lily an.

„Hast du einen Moment, Reg?“, fragte Sirius und nickte seinen Bruder zu sich. Regulus sah aus, als würde er widersprechen wollen, aber Lily gab ihm einen lockeren Schubs in Sirius‘ Richtung. James ließ den beiden etwas Platz und gesellte sich zu ihr.

„Das war doch ganz nett“, sagte er.

„Du meinst, als Severus verbale Schläge ausgeteilt hat oder als der Pudding Cresswell fast erstickt hätte?“

James tat so, als würde er das abwägen. Lily schlug ihm gegen den Arm, behielt aber Sirius und Regulus im Auge. Sie konnte Sirius‘ Flüstern hören, aber nicht was er sagte.

„Wir sollten das wiederholen“, sagte James und lächelte sie ungewöhnlich sanft an.

Lily gab das zurück. „Nächsten Monat gibt Professor Slughorn wieder ein Dinner, das weißt du. Eine Wiederholung ist also schon geplant.“

James zuckte mit den Achseln. „Ach, ich dachte an eine kleinere Runde.“

Sirius schaute bei diesen Worten zu ihnen. Sein harter Blick ließ sich auch von Lilys Lächeln nicht aufweichen, und er schien gar nicht mehr zu hören, was Regulus ihm sagte.

„Das nächste Hogsmeade-Wochenende ist um Valentinstag herum“, sagte James. „Wir könnten den Pärchen einen Tisch in den Drei Besen stibitzen.“

Lily hatte selten einen Gedanken an Valentinstag in Hogwarts verschwendet. „Das wäre sicher amüsant. Ich hatte letztes Mal viel Spaß mit euch vieren.“

„Oh…“ James fuhr sich durch die sowieso schon wirren Haare und ließ sie zerwühlt zurück, als wäre er gerade aufgestanden. „Ich dachte eigentlich an dich und mich. Zusammen.“

Lily schaute ihn perplex an. Sein Blick glühte so warm, dass sie Angst zu schmelzen. Als sie wieder zu Regulus schaute, klopfte Sirius ihm zum Abschied auf die Schulter und schien die Große Treppe nicht schnell genug hochzukommen. James schien davon nicht viel mitzubekommen. Und jetzt, wo sie ihn genauer betrachtete, wirkte er merkwürdig angespannt.

„In Hogsmeade?“, fragte Lily. Sie wusste nicht, wo sie hinschauen sollte. Oder was sie sagen sollte.

Sirius‘ Schatten verschwand im ersten Stock und das Echo seiner Schritte schien in der Stille lauter als ihr Herz. Regulus drehte sich stirnrunzelnd in ihre Richtung, kam aber nicht näher, als würde er die Situation aus sicherer Entfernung besser abschätzen können. Und James schaute sie einfach an, die haselnussbraunen Augen strahlend als hätte er gerade den besten Streich seines Lebens geplant.

„Ja“, sagte er und lächelte sie an.

„Zusammen?“, brachte Lily atemlos hervor. „Du meinst…“

„Potter.“ Regulus kam näher, aber James streckte eine Hand wie ein Stoppschild nach hinten aus und ignorierte ihn einfach.

„Es ist nicht so, als hättest du einen Freund“, sagte James. „Oder?“

Regulus packte James‘ ausgestreckten Arm und riss ihn daran herum. „Was glaubst du tust du da?“, fragte er zischend.

Lily hob beschwichtigend, aber nutzlos eine Hand.

„Könntest du uns einfach einen Moment geben, Black?“, bat James verblüffend ruhig. „Geh zurück in den Gemeinschaftsraum, oder wo auch immer du dich in deiner Freizeit rumtreibst.“

Regulus‘ Kiefer verkrampften sich und seine Stimme kam nur gepresst über seine Lippen. „Ich weiß, was du hier tust. Hör auf mit diesem Spielchen.“

„Jungs“, sagte Lily hilflos.

„Oh, ich bin nicht derjenige, der Spielchen spielt. Ich meine es ernst. Also, wenn du mich bitte loslassen würdest.“ James riss sich barsch aus Regulus‘ Griff und stieß ihn weg von sich. Er drehte sich zu Lily um, brachte gerade noch ein Lächeln zustande, als Regulus ihn packte und mit voller Wucht gegen die Wand rammte.

Lily schlug sich erschrocken die Hände vor den Mund. Sie hatte Regulus nie so wütend gesehen und für viele hätte er vielleicht auch nicht wütend ausgesehen. Er zitterte nicht, schrie nicht und wurde nicht einmal rot, dafür aber eiskalt. Ein Schatten legte sich über seine Augen, der das Grau nicht weniger blitzen ließ. Seine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Wispern:

„Ich warne dich, Potter, wenn du denkst, dass ich nicht verstehe, was du heute Abend getan hast –“

„Was dann?“, gab James hitzig zurück. Er war das genaue Gegenteil, lehnte fast entspannt an der Wand, als würden Regulus‘ Hände seine Robe nicht so stramm ziehen, dass sie sich tief in seinen Hals grub. „Willst du mich in Grund und Boden starren, wie der verklemmte Sechstklässler, der du bist?“

„James!“, rief Lily empört.

„Wenigstens verschlucke ich mich nicht an meinem Ego, jedes Mal wenn ich versuche schlagfertig zu sein.“

„Regulus, bitte.“ Lily fasste ihn von hinten am Arm und spürte, wie hart sein Bizeps angespannt war, um James an Ort und Stelle zu halten. Er wurde auch nicht lockerer.

James schnaubte spöttisch. „Niemand mag es ein Geheimnis zu sein, nur weil du dich schämst, weißt du?“

„Damit kennst du dich ja am besten aus“, zischte Regulus.

James zuckte plötzlich, wie eine Schlange die zubiss, und stieß Regulus so fest von sich, dass er mit voller Wucht gegen Lily prallte. Sie stolperte zurück, hielt sich gerade noch am Treppengeländer fest, bevor sie das Gleichgewicht ganz verlor.

„Jungs, ernsthaft“, rief sie ärgerlich. „Ihr benehmt euch lächerlich!“

„Du bist lächerlich, Black“, übertönte James sie und es klang, als hätten sie gleichzeitig dasselbe gesagt. „Nicht einmal jetzt traust du dich zu sagen, was sie für dich ist.“

„Ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen!“

„Du hast Angst, dass sie Ja sagen könnte“, sagte James laut. „Weil du weißt, dass ich sie nie gefragt hätte, wenn ich keine Chance haben würde.“

Seine Stimme hallte noch Sekunden später von den hohen Wänden und ritzte jede Silbe in Lilys heftig pochenden Schädel. Die Fackeln an den Wänden loderten in einem eisigen Windzug auf und die Schatten griffen nach Regulus, verschlangen seine Gesichtszüge für einen Moment.

Dann schoss er vor und rammte seine Faust in James‘ Gesicht.


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