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Mud and Blood - Zwischen Schwestern und Zweifeln

von Dr. S

Das Feuer im Kamin knisterte, verschlang gierig Kohlen und Holz, und tauchte das Wohnzimmer in ein warmes Licht. In der Ecke daneben strahlte der Weihnachtsbaum mit dem Feuer um die Wette. Eine bunte Lichterkette war um die grünen Zweige gewickelt, wie eine leuchtende Schlange. Dunkelheit sickerte durch die Fenster hinein. Die hereinbrechende Nacht hatte die hohen Häuser aus Ziegeln verhüllt und nur die Straßenlaternen warfen ein schmutziges Licht um sich.

Lily lag auf dem Sofa und strich über den langen, silbergrünen Wollschal, den sie sich um den Hals drapiert hatte. Regulus‘ Schal. Sie hatte ihn unter den Weihnachtsgeschenken für ihre Eltern und Petunia in ihrem Koffer gefunden. Seit dem misslungenen Ausflug nach Hogwarts hatte sie es erst aufgeschoben ihn zurückzugeben, weil es zwischen Regulus und ihr angespannt gewesen war, und es dann wohl vergessen. Sie fragte sich, ob Regulus ihn wohl vermisste. Er hatte sie nie auf seinen Schal angesprochen. Natürlich hatte er auch keine Ahnung, dass sie ihn mitgenommen hatte. Wenn, dann ging er wohl davon aus ihn in den Drei Besen liegengelassen zu haben. Und eigentlich war sie froh den Schal hier zu haben.

Wenn sie die Nase darin vergrub und tief einatmete, war es, als würde sie sich an seine Schulter lehnen. Die Wolle roch noch ganz leicht nach Regulus. Zumindest in ihrem Kopf.

„Könntest du aufhören an diesem alten Lumpen zu schnüffeln?“ Petunia kam ins Wohnzimmer, die Nase gerümpft, und setzte sich in den Armsessel beim Kamin. Sie hatte die Zeitung dabei und schlug sie auf. Neuerdings las sie gerne den Politikteil, weil ein ganz bestimmter jemand aus ihrer Firma sich gerne über die Inkompetenz des Premierministers aufregte, aber wenn niemand sie beobachtete, landete sie doch wieder beim Klatsch und Tratsch.

Lily warf den Schal zurück um ihren Hals und beobachtete deutlich, wie Petunia hinter ihrer Zeitung darüber die Augen verdrehte. Sie sahen sich eher selten, seit Petunia eine Stelle in einem Londoner Büro angenommen hatte. Über die Feiertage kam sie nach Hause und trug dabei weiterhin hochgeschlossene Kostüme und hohe Schuhe, als wäre sie auch hier auf der Arbeit. Ihr blondes Haar steckte in einem festen Knoten, was ihr langes Gesicht nicht vorteilhaft betonte und sie ein wenig wie ein Pferd aussehen ließ.

Petunia verlor bald das Interesse an ihrer Zeitung, als Prince Charles wohl keine neue Freundin zum Lästern anzubieten hatte. „Woher hast du den überhaupt?“, fragte sie Lily über den Zeitungsrand hinweg.

„Ich hab ihn gefunden. Er gehört jemandem aus meiner Schule“, sagte Lily.

„Aber nicht diesem schrecklichen Jungen, oder?“

„Nein“, sagte Lily gedehnt, aber Petunia tat weiterhin so, als könnte sie sich nicht an Severus‘ Namen erinnern.

„Gut so. Dass du dich mit dem überhaupt je abgeben hast. Er wusste nicht einmal, was Shampoo ist. Und seine Eltern… Schräge Leute. Das kommt wohl von diesen Genen“, sagte Petunia.

„Mr. Snape ist ein Muggel, das weißt du, Tuney. Magie hat rein gar nichts damit zu tun, dass er ein riesengroßer Bastard ist“, sagte Lily.

„Wer weiß… Vielleicht hätte er sich nicht auf diese Frau einlassen sollen.“ Petunia senkte endgültig die Zeitung. „Wieso hast du den Schal noch? Oder willst du Häuser tauschen?“

„Man kann die Häuser in Hogwarts nicht tauschen“, murmelte Lily und strich über das Ende von Regulus‘ Schal. Sie lächelte abwesend, als sie vor sich sah, wie gut ihm das Grün gestanden hatte. „Ich bin nicht dazu gekommen ihn zurückzugeben.“

„Aha…“ Petunia schien sich nicht zwischen ihrer Neugierde und dem Widerwillen über Hogwarts zu sprechen entscheiden zu können. „Willst du ihn noch zurückgeben?“

„Ja“, sagte Lily misstrauisch.

Petunia hob die Augenbrauen. „Lohnt sich so ein erbärmlicher Vorwand auch?“

Lily schmunzelte in den Schal hinein und nickte stumm. Sie spürte die Wärme in ihre Wangen steigen, je bohrender ihre Schwester sie anstarrte.

„Der Schal gehört also einem Freak aus deiner Schule…“

„Er ist kein Freak“, sagte Lily und setzte sich auf, zog den Schal dabei von ihrem Hals. Sie faltete ihn in ihrem Schoß ordentlich zusammen. „Er ist intelligent, witzig auf eine trockene Art, ein kleiner Idealist… Er kann zuhören und subtil sein – vielleicht ein wenig zu subtil manchmal.“ Sie lächelte strahlend. „Und er sieht sehr gut aus.“

Petunia verzog die Mundwinkel. „Ich hatte mehr von dir erwartet. Du gehst mit einem Freak aus dieser Schule aus?“

Lily verdrehte die Augen. „Wir gehen nicht miteinander aus. Glaube ich. Es ist problematisch“, sagte sie. „Seine Eltern wären nicht sehr begeistert von mir.“

„Gut, seine Eltern sind Leute mit Verstand. Wahrscheinlich wollen sie auch nichts mit dieser Schule zu tun haben.“

„Seine Eltern sind Zauberer, Tuney. Sie legen wert darauf, dass sie sich auch nur mit reinen Zauberern abgeben, und weil meine Eltern Muggel sind, bin ich nicht gut genug für sie oder ihren Sohn.“

„Ach?“ Petunia schien ehrlich überrascht. „So rum gibt es das auch?“

Lily strich Regulus‘ Schal sorgfältig glatt und ignorierte die alles andere als subtilen Sticheleien ihrer Schwester. „Ja, so rum gibt es das auch…“

Voldemort ging ihr durch den Kopf. Heute Morgen erst hatte sie im Tagespropheten gelesen, dass man eine Gruppe von Muggel-Teenagern tot aufgefunden hatte; das Dunkle Mal hatte über ihnen am Himmel geprangt. Und versteckt auf der sechsten Seite hatte sie das Foto eines bekannten Gesichts entdeckt. Der Mann mit der Vorliebe für Drachenleder, der sich auf Professor Slughorns Party mit Remus unterhalten hatte, war über Weihnachten verschwunden. Anscheinend war er Auror gewesen. Schlagzeilen wie diese häuften sich, und wenn sie sie las, kamen ihr ihre Gedanken an Regulus merkwürdig albern vor.

Sie hatte auch über Lucius Malfoy nachgedacht, der ihr ausgerechnet an Weihnachten von der Titelseite entgegengestarrt hatte, die Augen selbst auf dem Foto kalt und berechnend. Seine Familie hatte dem St. Mungos Hospital für magische Krankheiten eine großzügige Summe gespendet, und Malfoy hatte seine frisch angetraute Frau mitgenommen und Spielzeuge an Kinder mit Drachenpocken verteilt. Lily wünschte sich, drei Weihnachtsgeister hätten Malfoy dazu gebracht, wie Ebenezer Scrooge, aber sie wusste es besser.

Und sie war sich nicht sicher, ob Regulus das genauso wusste. Er hatte Malfoy nicht schlechtreden wollen, als sie sich das letzte Mal über ihn unterhalten hatten, was sie im Nachhinein nicht verstehen konnte. Dass Regulus auch noch mit den Malfoys am Heiligabend zum Abendessen verabredet gewesen war, gefiel ihr nicht. Ganz besonders nicht, wenn sie sich an Malfoys Gespräch mit Regulus erinnerte. Sie bereute kaum etwas im Moment so sehr, wie ihn nicht darauf angesprochen zu haben.

Malfoy hatte ihm gedroht. In ihrer Erinnerung hörte es sich so an. Er habe bis nach Weihnachten Zeit sich für oder gegen irgendetwas zu entscheiden, und Malfoys Ton nach gab es nur eine richtige Entscheidung. Irgendetwas sagte ihr, dass es nicht um ein Praktikum im Ministerium ging. Malfoy war niemand, auf den man sich einlassen sollte, aber was für sie klarer als frisch geputztes Glas war, schien Regulus nicht einmal in den Sinn zu kommen.

Sie seufzte und versuchte sich an einem optimistischen Lächeln. „Aber er denkt nicht so. Es ist ihm egal, wo meine Magie herkommt, weil ich mehr als genug davon habe.“

„Oh, das klingt wunderbar!“

Lily drehte sich gleichzeitig mit Petunia um und entdeckte ihre Mutter, die im Türrahmen stand und noch einen Teller abtrocknete. Sie lächelte von einem Ohr bis zum anderen.

„Mum“, echauffierte Lily sich. „Wie lange stehst du da schon?“

„Lange genug für die interessanten Details. Wann stellst du uns den jungen Mann denn vor?“ Sie stellte den Teller auf der Anrichte ab und lehnte sich neben Lily über das Sofa, strich ihr durch die langen Haare. „Ich bin sicher, dein Vater wäre auch neugierig auf ihn. Ein richtiger Zauberer, das hört sich spannend an.“

„Mum…“ Lily konnte aus dem Augenwinkel deutlich sehen, wie Petunia sie bohrend anblickte.

„Wenn ihr soweit seid, meine ich. In dem Alter erwartet man nicht von euch, dass ihr nach zwei Wochen vor den Alter tretet“, sagte ihre Mutter und drückte einen Kuss auf Lilys Scheitel. Sie schnappte sich ihren Teller wieder, winkte damit und verschwand zurück in den Hausflur.

Lily faltete Regulus‘ Schal ordentlich zusammen und legte ihn neben das Sofakissen. Sie fing Petunias Blick auf, irgendwie mitleidig und doch bitter.

„Falls ihr je soweit seid“, sagte Petunia gepresst.

Lily runzelte die Stirn. „Was meinst du?“

„Dein lieber Freund hält dich anscheinend für einen Freak, Lily“, sagte Petunia. „Wieso sollte er deinetwegen riskieren seine Eltern zu verärgern? Anscheinend bist du nichts richtig. Weder ein normaler Mensch, noch eine Hexe.“

„Das ist nicht mehr lustig, Petunia.“

„Gut“, presste Petunia hervor, aber ihr Gesicht verzog sich dabei in ein bitteres Lächeln. „Weil ich keine Scherze mache. Du verdienst, dass das schiefgeht. Dass dieser Junge dir das Herz bricht.“

Lily reckte das Kinn. „Ach? Und wieso verdiene ich das?“

„Es ist deine Schuld, dass ich nie einen richtigen Freund hier finden konnte. Weil du merkwürdig und seltsam bist. Alle fragen sie immer nach dir, aber wir dürfen ihnen nicht verraten, was für ein Monster du bist. Deinetwegen muss ich Vernon anlügen. Ich kann nicht mit ihm über meine Familie reden oder ihn hierher bringen, weil er nach dir fragen würde. Er ist ein wundervoller, normaler Mann und wenn er herausfinden würde, was für eine Missgeburt du bist, würde er nie wieder ein Wort mit mir reden“, sagte Petunia und krallte die Fingernägel dabei tief in die Armlehnen des Sessels, als würde sie sie herausreißen wollen. „Mum und Dad halten ihn sogar für langweilig, weil er kein Freak wie du ist.“

Lily verengte die Augen zu Schlitzen, was das Brennen in den Winkeln nur zu verstärken schien. „Mum und Dad halten deinen Vernon für langweilig, weil er langweilig ist. Dafür muss man ihn nicht einmal getroffen haben“, sagte sie. „Und wenn er dich wirklich mag, dann lässt er sich von mir nicht abschrecken.“

Petunia stieß sich aus dem Sessel und schoss hoch. „Wag es nicht ihn zu beleidigen, du missgünstiges Biest“, zischte sie.

„Ich bin missgünstig?“

„Es geht immer nur um dich. Du, du, du. Lily hier, Lily da. Lily bringt die Teetassen zum Singen, Lily hat Krötenschleim in den Taschen, Lily hat einen Freund!“ Petunias Augen quollen hervor. Ihre Fingerknöchel waren weiß, so fest ballte sie die Hände zusammen. „Tu der Welt einen Gefallen und jag dich mit deiner tollen Magie in die Luft.“

Lily blieb stur sitzen. „Es ist nicht meine Schuld, dass du dein Leben interessanter reden musst, als es ist. Und Vernon Dursley hilft dir dabei nicht, weil er nie über etwas anderes als sich redet. Oder warum kommst du zu keinem Wort, wenn ihr telefoniert?“

Petunia schien einen Moment um jedes Wort verlegen, dann brach es laut aus ihr heraus: „Dein Freund weiß ja nicht einmal, was ein Telefon ist!“

Lily öffnete den Mund, aber bevor sie Petunia sagen konnte, was sie erleben würde, wenn sie noch einmal so über Regulus redete, klingelte es an der Tür. Lily stand auf. „Ich geh schon“, sagte sie scharf, aber laut genug, damit ihre Mutter es hörte. Dann schob sie sich an Petunia vorbei in den Flur, nicht ohne sie mit der Schulter anzurempeln.

Die Wut brannte in ihren Augen. An der Haustür nahm sie sich einen Moment um dagegen anzureiben, allerdings mit mäßigem Erfolg. Sie holte tief Luft und riss die Tür auf.

Regulus stand auf der Türschwelle. Lily wollte ihren Augen nicht trauen. Sie blinzelte und schaute zweimal hin, die Wut in ihrem Inneren war wie auf einen Schlag weggewischt. Er hob ein wenig verlegen die Hand zu einem Winken. Lily schnellte vor und fiel ihm um den Hals. Sie umarmte ihn fest, als müsste sie sichergehen, dass er nicht wieder verschwand und sie durch ihn durch vorneüber in den Schnee fiel.

„Sag mir bitte, dass du nicht die positive Version eines Irrwichts bist“, murmelte sie.

Regulus legte seine Hände auf ihren Rücken. „Ich weiß nicht. Gut möglich, dass ich verschwinde, wenn du mich auslachst.“

Lily gluckste, und Regulus ließ sie prompt lockerer, machte einen Schritt von der Türschwelle zurück in den Schnee.

„Ah, siehst du. Schon bin ich weg…“

Sie hielt ihn an der Front seiner Roben fest und zog ihn zurück. „Hi.“

Regulus schaute an ihr vorbei und trotz seines Scherzes machte er einen unsicheren Eindruck. „Hi.“

„Was machst du hier?“, fragte Lily immer noch lächelnd. Petunias Worte schienen Jahre her zu sein und hatten gerade keinen Platz in ihrem Kopf, während sie versuchte zu realisieren, dass Regulus wirklich hier war. Bei ihr. Weit weg von London, wo er eigentlich sein sollte.

„Ich… hätte Bescheid sagen sollen“, murmelte Regulus und mit jedem Wort wurde es deutlicher, dass ihm die Situation unangenehm war. Lily merkte erst auf den zweiten Blick, wie müde er aussah. Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen, die sonst scharf und fokussiert wie Wurfmesser ihr Ziel trafen, jetzt aber fast schon konfus überallhin außer zu ihr schweiften.

Lily legte ihm eine Hand auf die Wange; seine Haut war eiskalt unter ihren Fingern. „Alles in Ordnung?“

„Ich… Ich wollte nicht unhöflich sein und das hier gehört sich nicht, aber ich wollte…“ Er schaute ihr das erste Mal direkt in die Augen und die Gänsehaut, die über ihren Rücken lief kam nicht von dem eiskalten Wind. „Ich sollte wieder gehen.“

„Was? Nein.“ Lily ließ seine Roben nicht los, umfasste mit der anderen Hand Regulus‘. Seine Finger waren noch kälter als sein Gesicht, als hätte er eine halbe Ewigkeit hier draußen in der Kälte verbracht. „Du störst nicht, Regulus. Im Gegenteil.“

Regulus blickte auf ihre Hand und strich über ihre Fingerknöchel, schien aber noch immer als würde er wieder gehen wollen. „Es ist –“

„Wer ist so spät noch an der Tür, Lily?“ Ihr Vater streckte den Kopf aus seinem Arbeitszimmer, und Regulus ließ ihre Hand abrupt los. Gleichzeitig lehnte ihre Mutter sich aus der Küche und Petunia kam aus dem Wohnzimmer, neugierig wie sie war, blieb aber im Türrahmen stehen. Ihr Mund öffnete sich zu einem stummen „oh“ und ihr Blick wanderte einmal mehr als notwendig über Regulus. Sie mochte ihn für einen Freak halten, aber sie fand ihn attraktiv, dazu musste Lily nicht mit ansehen, wie Petunia ihren langen Hals streckte, als würde sie einen Vampir anlocken wollen.

Regulus dagegen wirkte bei dem Anblick ihrer Familie panisch, wie ein wildes Rehkitz, das vor ein Auto gerannt war. Er stand stocksteif da, aber seine Augen weiteten sich leicht. Sie sah ihm an, dass er versuchte sich gerade zu halten.

„Ähm, Regulus? Das sind meine Eltern und meine Schwester Petunia.“ Lily trat einen Schritt zur Seite und neben Regulus, damit ihre Eltern ihn besser im Blick hatten und Petunia sich mehr recken musste, um angewidert zu tun. „Mum, Dad, das ist Regulus Black. Wir kennen uns aus Hogwarts.“

„Oh.“ Ihr Vater tauschte seinen angespannten Ton blitzschnell gegen ein breites Lächeln ein. Er kam übermütig aus seinem Arbeitszimmer und stolperte dabei fast über die lose Diele bei der Treppe, als er mit ausgestreckter Hand auf sie zukam. Regulus zögerte seine Hand zu nehmen, aber ihr Vater ließ ihm keine Wahl. Er packte zu und schüttelte enthusiastisch. „Ein Zauberer, wie spannend. Es ist eine Weile her, seit ich einen getroffen habe. Das letzte Mal war Lily noch ein Kind und wir haben einen neuen Kessel für ihre Experimente gekauft. In der Wickelgasse, erinnerst du dich, Schatz?“

„Winkelgasse, Dad“, sagte Lily.

Ihr Vater nickte abgehackt. „Du wolltest immer unser Haus in die Luft jagen. Sie hat ihr Zimmer mit Regenbogen gefüllt, als sie vierzehn war. Unglaublich, nicht wahr?“

Regulus zog eine Augenbraue hoch und schaute Lily von der Seite an. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

„Freut mich jedenfalls sehr, Reg…“ Ihr Vater stolperte über die zweite Silbe.

„Regulus“, half Regulus ihm und zog seine Hand aus der Umklammerung ihres Vaters. „Freut mich auch, Sir.“

„Regulus?“ Ihre Mutter hatte weniger Probleme mit dem Namen und kam langsam näher, damit sie mit jedem Schritt Regulus‘ Statur besser mustern konnte. Sie entschuldigte sich mit ihren nassen Gummihandschuhen dafür, dass sie Regulus‘ Hand nicht schütteln konnte. „Ein interessanter Name. Was ist das? Gälisch?“

„Latein“, sagte Regulus und schluckte hart. „Regulus ist ein Stern. Es ist Familientradition uns Sternennamen zu geben.“

„Extravagant“, sagte ihr Vater. „Euresgleichen macht das gern, nicht wahr? Erinnert mich an Severus.“

„Sie haben auch ganz normale Namen, Liebling“, sagte ihre Mutter. „James, zum Beispiel. Richtig, Lily?“

Lily zwang sich zu einem kleinen Lächeln, aber ihr gefiel nicht, wie Regulus die Stirn darüber runzelte, dass ihre Mutter sich ausgerechnet an James zu erinnern schien. Vielleicht hatte sie sich einmal zu oft über ihn beschwert.

„Ich wollte nicht stören, Mrs. Evans, Mr. Evans“, sagte Regulus und trat wieder einen Schritt zurück. Er nickte Petunia zu, die mit fest verschränkten Armen und heruntergezogenen Mundwinkeln aussah, als hätte er ihr vor die Füße gespuckt. Bei ihrem Anblick würde jeder Gryffindor ohne Verstand und zu viel Mut einen Rückzug machen wollen. „Miss Evans.“

„Du störst absolut nicht“, sagte ihr Vater und fasste Regulus an der Schulter. „Komm rein, Junge. Du erfrierst da draußen ja noch.“

Regulus betrachtete die Hand ihres Vaters genauso argwöhnisch, wie Petunia seine Roben. Sie waren nicht besonders ausgefallen, wie ein längerer Mantel mit asymmetrischer Knopfleiste, der perfekt geschnitten seine Schultern betonte.

Lily lächelte ihn ermutigend an, als Regulus sehr zögerlich ihr Haus betrat. Er schaute sich um, seine Augen wanderten zu den Bildern ihrer Großeltern an der Wand, die nicht zu ihm zurückschauten oder ihm winkten. Petunia gab den Weg ins Wohnzimmer frei, ohne ihre abwehrende Haltung aufzugeben, und ließ ihren Vater Regulus ins Haus bringen. Lily warf ihr einen warnenden Blick zu.

„Setz dich, setz dich, mein Junge.“ Ihr Vater drückte Regulus auf das Sofa. Lily setzte sich neben ihn, ehe ihr Vater zu aufdringlich wurde, und musterte Regulus besorgt von der Seite. Es war spät, zu spät vielleicht für Besucher, und so unangenehm wie Regulus sein Auftritt zu sein schien, besonders vor ihren Eltern, wusste er das. Was immer ihn hierher gebracht hatte, musste also wichtig sein.

„Möchtest du etwas trinken? Einen Tee zum Aufwärmen?“, fragte ihre Mutter. Ihre nassen Gummihandschuhe tropften auf den Teppich, aber sie schien für nichts außer Regulus Augen zu haben.

Regulus schüttelte den Kopf. „Nein, danke, Mrs. Evans. Ich wollte nur –“

„Also, Regulus.“ Ihr Vater mühte sich noch immer mit den restlichen zwei Silben von Regulus‘ Namen ab. „Was verschlägt dich nach Cokeworth? Wohnst du in der Nähe?“

Lily schaute ihren Vater über Regulus‘ Schulter an und hob beide Augenbrauen. Er ignorierte sie.

„Nicht wirklich, Mr. Evans“, sagte Regulus. Er saß sehr steif auf dem Sofa, bis in die Kiefer angespannt. Wenn er sich um ein Lächeln bemühte, scheiterte er kläglich. „Ich wohne in London.“

„London?“ Ihre Mutter strahlte Petunia an. „Tuney hat dort eine Stelle.“

„Ich tue etwas Nützliches für die Gemeinde“, sagte Petunia.

Regulus blinzelte. Lily verdrehte die Augen.

„Du bist den ganzen weiten Weg hierhergekommen? Wie?“, fragte ihr Vater und Lily sah an seinem Blick, dass er etwas über Besen oder fliegende Teppiche hören wollte.

„Ich bin appariert“, sagte Regulus.

„Appariert? Lily sagt, dass das sehr ungemütlich ist“, sagte ihr Vater. „Ihr müsst eine Prüfung dafür machen, nicht wahr? Wie alt bist du nochmal? Wissen deine Eltern, dass du hier bist?“

Lily versuchte ihm irgendwie deutlich zu machen wenigstens langsamer zu sprechen, aber ihr Vater schien das nur als Ermunterung aufzufassen.

„Ich hab meine Prüfung erst nächstes Jahr. Mein Hauself hat mich hergebracht“, sagte Regulus.

„Hauself?“ Ihr Vater beugte sich neugierig an Regulus heran. „Ist er jetzt hier? Kann ich ihn sehen?“

„Dad.“ Lily schüttelte sachte den Kopf in seine Richtung.

„Und, Regulus?“, sprang ihre Mutter ein. „Wie lange seid ihr zwei ein Paar?“

„Mum!“

„Oh, ich dachte, weil er für dich von London hierhergekommen ist“, sagte sie und schien sich über Lilys rote Wangen nur noch mehr zu freuen. „Wie habt ihr euch kennengelernt?“

Sie machte es nicht gerade besser. Lily war selten etwas so unangenehm gewesen, wie eine Beziehung gegenüber ihren Eltern definieren zu müssen, obwohl sie selbst noch keine Definition dafür hatten.

Regulus versuchte sich noch gerader hinzusetzen. Unter seinen Wangenknochen lag ein hauchzarter rosa Schimmer. „Ich bin Vertrauensschüler. Wir arbeiten sozusagen zusammen.“

Ihre Mutter wartete lächelnd auf mehr.

„Regulus hat mir aus einer Schlammpfütze geholfen“, sagte Lily, damit Regulus die Nachhilfe nicht erwähnen musste.

„Magie schützt einen nicht vor Tollpatschigkeit, hm?“, sagte Petunia.

„Magie schützt einen nicht vor ungehobelten Mistkerlen“, sagte Regulus etwas schärfer in Petunias Richtung.

„Du musst es ja wissen“, erwiderte Petunia. „Ein normaler Mensch würde zu einer normalen Zeit vorbeikommen.“

Regulus verkrampfte sich bis in die Kiefer.

„In deinem Wörterbuch bedeutet normal um sechs im Bett zu sein“, gab Lily zurück.

Petunia öffnete empört den Mund.

„Mädchen, bitte“, sagte ihr Vater.

„Du lässt sie damit durchkommen?“, fauchte Petunia. „Ihr Freund kommt mitten in der Nacht vorbei. Was werden die Nachbarn denken?“

„Dass wir nicht mehr im Mittelalter leben?“, warf Lily ein. „Vielleicht könntet ihr uns eine Minute geben?“

„Ist schon gut“, sagte Regulus und stand auf. „Ich sollte wirklich gehen. Entschuldigen Sie die Störung, Mrs. Evans, Mr. Evans.“ Er verabschiedete sich von ihren Eltern und übersah Petunia geflissentlich.

„Regulus, warte.“ Lily schnappte sich den Schal vom Sofa und folgte ihm. „Mum, Dad, ich bringe Regulus auf den Nachhauseweg.“

„Gut, wenn du meinst, Liebes“, sagte ihr Vater. „Aber sei vorsichtig. Es ist schon spät.“

„Ich hab meinen Zauberstab dabei“, sagte Lily und zog Regulus mit sich in den Flur.

„Lily, das ist nicht nötig“, murmelte er.

Sie lächelte ihn an. „Doch, das ist es.“ Lily zog sich ihren Mantel an, griff sich eine schwarze Mütze und zog sie über die roten Haare. Regulus‘ Schal hielt sie seinem eigentlichen Besitzer entgegen. „Erkennst du den wieder?“

Regulus nickte und nahm ihr den Schal ab, die Augenbrauen nachdenklich zusammengezogen. „Woher hast du den?“

„Du hast ihn in den Drei Besen liegengelassen.“

„Und du hast ihn zwei Monate behalten?“, fragte Regulus mit einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue.

Lily schüttelte den Kopf. „Ich wollte ihn dir wiedergeben, aber es kam was dazwischen.“ Als Regulus auch die andere Augenbraue hochzog, fühlte sie sich veräppelt. Er glaubte ihr offensichtlich nicht. „Mulciber kam dazwischen. Wirklich.“

„Schon gut“, sagte Regulus und endlich schienen seine Kiefer sich wieder zu entspannen, auch wenn es nicht für ein Lächeln reichte. Er legte Lily den Schal um, drapierte ihn in mehrere Lagen um ihren Hals. „Dir steht er auch viel besser.“

Lily lächelte in den Schal hinein, der die untere Hälfte ihres Gesichts komplett verdeckte. Regulus zog ihre Haare vorsichtig unter dem Schal hervor, den Hauch eines Schmunzelns auf den Lippen. Aus dem Wohnzimmer kam das leise Kichern ihrer Mutter. Lily entschuldigte sich mit einem Blick bei Regulus und schubste ihn aus der Haustür, folgte ihm hinaus auf die Straße.

Hohe Häuser aus Ziegeln reihten sich auf beiden Seiten auf, standen so eng beieinander, dass die Dunkelheit in den schmalen Gassen zwischen ihnen noch dichter schien. Der Schnee am Bordstein war braun und matschig, auf den Fensterrahmen aber heller und unberührt. Alles schien hier dunkler, die Schatten, die Nacht, sogar der Schnee wollte nie lange weiß bleiben. Das Licht der verstaubten Straßenlaternen war fahl und ihr Lichtkegel schaffte es nie bis auf den Boden. Selbst die Häuser schienen sich lieber in Dunkelheit zu hüllen und zu verstecken. Aus vielen der Fenster leuchtete bereits nur noch das Licht von Weihnachtsbäumen.

Sie liefen die Straße herunter, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Lily befreite sich aus dem Schal und schlug ihn lockerer um ihren Hals, womit ihre Hände zu beschäftigt waren um überhaupt in Regulus‘ Nähe zu kommen. Sie blieb dicht an seiner Seite.

In der Ferne ragte der hohe Turm der alten Mühle auf und durchstieß unschön den grauschwarzen Nachthimmel, der wie ein nebeliger Vorhang über den verschneiten Dächern hing. Sie bogen in Spinner’s End, wo es nicht schöner wurde.

Müll lag auf der Straße, Fenster waren bei einer früheren Schneeballschlacht ohne viel Schnee zu Bruch gegangen und provisorisch zusammengeklebt worden, während die Scherben glitzernd im Matschschnee lagen. Aus einem der Häuser donnerte das Brüllen eines Mannes und zerstörte die sonst perfekte Stille. Keiner der Nachbarn reagierte darauf, wie immer, aber Regulus schien den Blick nicht von den Fenstern dieses einen Hauses abwenden zu können. Als es hinter den Scheiben krachte, zuckte er zusammen.

Lily fasste ihn am Arm, und als er sie wieder ansah, hakte sie sich bei ihm ein. Mr. Snapes Stimme schien zu verblassen. Lily hatte sich mehr als einmal einen Spaziergang im Schnee ausgemalt, und meistens mit Regulus an ihrer Seite. Aber in ihrer Vorstellung war der Schnee weißer gewesen, die Straßen nicht von Ziegelhäusern eingerahmt, sondern von verschneiten Wäldern und in der Ferne hatte sie irgendwie immer Hogwarts gesehen. Das hier war anders, aber trotzdem wollte sie nicht tauschen.

Sie erreichten das Ende von Spinner’s End und die Wiese, die dahinter lag. Schnee lag auf dem Gras, hier und da stand ein Schneemann, den die Kinder gebaut hatten, und wo sie den Schnee weggetragen hatten, waren dunkle Flecken zurückgeblieben. Hinter dem Abhang schlängelte der Fluss sich in Richtung Mühle. Ein leises Rauschen war das einzige Geräusch neben ihren Schritten in der Nacht.

Sie lehnten sich gegen den Zaun, der den Abhang zum Fluss abtrennte. Daneben ragte eine hohe Weide empor, deren Äste im Wasser hingen und mit Eiskristallen glitzerten, wie ein natürlicher Weihnachtsschmuck. Lily drehte sich um und blickte auf die dunkle Stadt herunter, ein wenig erfreulicher Anblick im Vergleich zum Fluss.

„Ich wusste nicht, dass du weißt, wo ich wohne“, sagte sie, als Regulus noch immer keine Anstalten machte ihr zu sagen, warum er überhaupt hier war.

„Du hast es mir gesagt“, sagte Regulus.

„Hab ich das?“

„Du hast es mir nicht auf einer Karte gezeigt, aber den Rest konnte ich deduzieren, weil ich weiß, wo Snape wohnt und dass ihr zusammen aufgewachsen seid.“

„Dann bin ich froh, dass du gut zuhören kannst“, sagte sie und umklammerte Regulus‘ Arm fester. Er schien sich daran nicht zu stören. Lily lehnte sich enger gegen ihn, bis der eisige Wind es nicht mehr zwischen ihnen durchschaffte. „Was ist los, Regulus? Alles in Ordnung?“

„Du meinst davon abgesehen, dass deine Schwester mich verabscheut?“

„Oh, keine Sorge. Sie verabscheut so ziemlich alles und jeden“, sagte Lily abwinkend.

„Sie hat Recht. Es ist unpassend einfach so aufzutauchen. Kein guter erster Eindruck, den ich bei deinen Eltern gemacht habe.“

Lily blinzelte überrascht. „Du wolltest einen guten ersten Eindruck machen?“

Regulus schickte ihr einen kurzen Seitenblick, der wohl sagen sollte, dass er es nicht so gemeint hatte und sie das wissen sollte, aber sie stellte sich da lieber genauso stur, wie er, als er ihr die Sache mit dem Schal partout nicht hatte glauben wollen.

„Ich hatte kein Recht einfach aufzutauchen und dir die Entscheidung abzunehmen, wann ich und ob ich überhaupt deine Eltern kennenlerne“, sagte Regulus.

„Dann sind wir quitt“, antwortete Lily. „Nur, dass ich einen schlechten Eindruck bei deinen Eltern hinterlassen habe, als du bei meinen.“

Regulus schüttelte den Kopf, als wäre es nicht offensichtlich gewesen, wie sehr seine Eltern sie verabscheuten.

„Regulus, nicht, dass ich mich nicht freue dich zu sehen, aber was ist los?“, wollte Lily wissen.

Regulus kreuzte ihren Blick, schaute sie aus seinen eisig grauen Augen an, als gäbe es nichts anderes das ihn interessierte. „Ich musste dich sehen“, sagte er leise.

Das beantwortete Lilys Frage nicht und gab ihr keinen Hinweis, aber es löste eine Wärme in ihrem Magen aus, die es mit der bitteren Kälte hier draußen aufnehmen konnte. „Nur sehen?“, fragte sie, während Regulus den Schal strich, den sie sich jetzt ganz offiziell von ihm geliehen hatte. „Hattest du Ärger zu Hause?“

„Ein bisschen“, sagte Regulus. „Meine Mutter meint, dass ich es nicht wert bin angesprochen zu werden, solange ich nicht weiß, wie ich meine Gesellschaft auszuwählen habe. Ich solle ihr beweisen, dass ich nicht so verhunzt wie mein großer Bruder bin, wenn ich wieder mit ihr sprechen will. Sie sagt das gerne, wenn Sirius in Hörweite ist.“

„Das ist grausam“, sagte Lily entsetzt, aber Regulus zuckte nur mit den Schultern. „Das ist grausam. Ich hoffe, du hast nicht vor ihr irgendetwas zu beweisen.“

Regulus rieb sich über das müde Gesicht. „Ich hatte viel Zeit nachzudenken. Meine Eltern sind zu beschäftigt mit Sirius, um sich groß darum zu sorgen, dass ich Schande über die Familie bringe.“

„Wie ist es ihn wieder zu Hause zu haben?“, fragte Lily.

„Merkwürdig“, murmelte Regulus. „Er tut einfach so, als wäre er nie weg gewesen. Die meiste Zeit verbringt er damit in seinen Spiegel zu schauen.“ Lily runzelte darüber genauso die Stirn wie Regulus. „Mutter versucht ihn wieder loszuwerden und Vater… Ich glaube, er ist froh, dass Sirius wieder da ist. Immerhin ist er sein Erstgeborener. Er hat immer gehofft, dass Sirius sich wieder einkriegen würde.“

„Sirius hat das für dich getan“, sagte Lily. „Das weißt du, oder? Du hast ihm gesagt, dass er dich alleine gelassen hat und er versucht es wiedergutzumachen.“

Regulus schnaubte abfällig. „Er hat das getan um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Nach den Ferien ist er wieder weg und ich sehe nie wieder was von ihm.“

„Und wenn nicht?“

„Dann mache ich gerade einen riesen Fehler.“ Regulus kniff die Augen zusammen, als hätte er Schmerzen. „Oder auch nicht. Ich weiß nicht.“

„Ist schon gut, Regulus.“ Lily strich beruhigend über seinen Arm. „Was hast du getan?“

Regulus befreite sich aus ihrem Griff, als hätte sie ihn wie eine Acromantula angesprungen. Er stützte sich auf dem Zaun ab und starrte runter zum Flussufer, wo leere Konservendosen und Plastiktüten trieben. Seine Atmung ging schwer.

Lily schluckte hart. „Geht es um Malfoy?“

Regulus‘ Augen weiteten sich. Lily hatte Angst vor seiner Antwort, und vielleicht hatte sie es deswegen aufgeschoben darüber mit ihm zu sprechen. Auch wenn sie nach Professor Slughorns Weihnachtsfeier nur wenig Zeit gehabt hatten, hätte sie die nötige dafür finden können. Aber sie hatte nicht gewollt.

„Falls du es vergessen hast, ich hab gehört, worüber ihr gesprochen habt“, sagte Lily. „Er wollte, dass du irgendwann nach Weihnachten etwas für ihn tust, und was immer es ist, sogar er hat gemerkt, dass du Zweifel hast.“

„Ich bin sonst niemand, der leicht zweifelt“, murmelte Regulus und Lily entging nicht, wie er ihrem Blick auswich. „Ich weiß, was ich will, zumindest dachte ich das immer.“

Lily griff nach Regulus‘ linker Hand, aber er zog sie weg, als hätte er sich an ihren Fingerspitzen verbrannt. Sie nahm ihre Hand wieder herunter, legte sie unnütz auf den Zaun.

„Ich hatte einen Plan“, sagte Regulus, als würde das alles erklären. „Er hat sich ein bisschen geändert, nachdem Sirius weggelaufen ist, aber ich hatte immer einen Plan, was ich mit meinem Leben anfangen muss. Da war kein Platz für Zweifel.“

„Das heißt nur, dass du weißt, dass du Malfoy nicht trauen kannst, Regulus. Egal, was er dir versprochen hat.“

„Er hat mir nichts versprochen, Lily. Lucius ist auch kein absolut verdorbener Widerling. Er hat nur eine größere Klappe, als gut für ihn ist.“

„Nach allem, was er dir auf Professor Slughorns Weihnachtsfeier gesagt hat, kannst du nicht ernsthaft glauben, dass er dein Bestes im Sinn hat. Er würde dich sofort wegwerfen, wenn er so an dein Gold kommen würde, wenn ich mich richtig erinnere.“

„Natürlich hat er nicht mein Bestes im Sinn. Er hat sein Bestes im Sinn, immer. Aber…“ Regulus schaute sie nachdenklich an. „Erinnerst du dich an unser Gespräch im Trophäenzimmer?“

Lily nickte. „Über Voldemort.“

„Ich habe viel darüber nachgedacht, was du gesagt hast. Was es bedeuten würde, wenn du Recht hättest.“

„Hättest?“ Lily schüttelte den Kopf. „Ich habe Recht mit Voldemort. Wenn ich mir mit einer Sache sicher bin, dann damit, dass Voldemort das Wohl von niemandem außer sich selbst im Sinn hat.“

Regulus hob beruhigend eine Hand. „Wenn du Recht hast, bedeutet das, dass alles, woran ich geglaubt habe… genauso ein riesiges Lügenkonstrukt ist, wie die Schlagzeilen des Tagespropheten.“

„Das ist nicht wahr, Regulus. Du hast ein gutes Herz. Menschen wie Voldemort nutzen sowas aus, besonders wenn sie in der Lage sind gut mit Worten umzugehen“, sagte Lily. „Du hast nur auf den falschen Menschen gesetzt.“

Regulus‘ Blick hatte die Messerschärfe, mit der Sirius sie sonst durchbohrte. „Und wenn ich das wieder mache?“

Lily war sich nicht sicher, ob es noch um Voldemort ging oder vielleicht um Sirius. Oder um sie.

„Wenn ich jetzt einen Fehler mache und mir eine Chance entgehen lasse, auf die ich jahrelang gewartet habe? Wegen… ein paar Zweifeln?“

Lily schluckte gegen den Knoten in ihrer Kehle an, fester und schmerzhafter als bei Petunias Worten. „Du meinst, wegen mir“, sagte sie und musste sich anstrengen das Zittern aus ihrer Stimme zu halten. „Oder nicht, Regulus? Deine Eltern wollen mich nicht an deiner Seite sehen, Malfoy will das auch nicht, niemand scheint das zu wollen. Wenn du mich loswerden willst, um deiner Mutter zu beweisen, was für ein guter Sohn du bist, bitte. Aber du kannst nicht Schluss mit mir machen, weil wir noch nichts haben, das du beenden könntest.“

Regulus schüttelte hastig den Kopf. „Nein, Lily, ich… Nein.“ Er griff ihre Hand und Lily ließ ihn, obwohl die Erinnerung noch schmerzte, dass er seine vorhin weggezogen hatte. „Ich will nichts beenden – wenn es etwas zu beenden gäbe.“

Es war dieser Hauch von Humor, wie eine kühle Brise im Sommer, die sie auch jetzt zum Lächeln bringen wollte. Sie biss dagegen an, ließ sich aber von Regulus näherziehen. Er strich ihr das Haar aus der Stirn und zurück unter die Mütze. Seine Fingerspitzen schienen noch kälter auf ihrer brennenden Haut.

„Ich will mit dir zusammen sein“, sagte er leise, als würde er sich selbst nicht trauen das auszusprechen.

Lily gab dem Drang zu lächeln nach. Ihr Herz schlug einen Salto nach dem anderen bis in ihre Kehle, die nicht länger schmerzhaft zugeschnürt war. Sie schob ihre Hände in Regulus‘ Nacken und zog ihn zu sich herunter, küsste ihn. Seine Lippen waren eiskalt, aber sein Atem warm auf ihren, als er den Mund öffnete und den Kuss vertiefte. Er schlang die Arme um sie, zwang sie näher, und sie schmiegte sich gerne eng an ihren Freund. Lily lächelte in den Kuss hinein, und Regulus nutzte das aus um mit der Zunge ihre Lippen zu öffnen, zwischen ihnen durch in ihren Mund vorzudringen. Die Wärme in ihrem Magen breitete sich bis in ihre Zehen aus und kein eiskalter Windhauch konnte das Kribbeln lindern.

Ein Knall erschütterte die Nacht. Regulus zuckte von ihr weg und ließ sie atemlos zurück. Er schaute über die Schulter, was Lily ihm gleichtat. Ein Schatten hob sich unten beim Fluss vom Schnee ab. Die Gestalt stand steif da und starrte sie an, weite Roben flatterten um ihre Beine im eisigen Wind. In einer hektischen Bewegung riss die Gestalt ihre Kapuze herunter.

Severus verengte die Augen feindselig zu schmalen Schlitzen.


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