Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Mud and Blood - Nachts im Schloss

von Dr. S

Die Nacht war tiefdunkel und eiskalt, aber Lily war warm. Sie saß neben Regulus auf der Mauer, den Kopf an seine Schulter gelehnt und die Beine über seine geschlagen. Er hatte ihr seinen Umhang geliehen und um die Schultern gelegt. Vor ihnen tanzte eine blauweiße Flamme in der Luft, strahlte eine leichte Wärme aus und tauchte den tiefen Schnee in überirdisches Schattenspiel aus kühlen Grautönen.

Sie lächelte über das ganze Gesicht und konnte einfach nicht damit aufhören. Jedes Mal, wenn sie es versuchte, wanderte ihr Blick wieder nach oben und bekam Regulus ins Profil. Sein abwesender Blick und das leicht zerwühlte Haar standen ihm unglaublich gut. Mit den Fingern fuhr er über ihren Oberschenkel, sanft und kaum merklich, aber doch genug, dass ihr alles andere als kalt wurde.

„Und deswegen ist Mulciber ein Idiot“, endete er und schaute Lily endlich wieder in die Augen, worauf sie eine Ewigkeit gewartet zu haben schien. Sie konnte noch so gegen ihr Lächeln anbeißen, es ließ sich nicht unterdrücken, als er ihr eine lose Haarsträhne aus der Stirn strich und dabei ihre Haut auch nur streifte. „Weshalb niemand einen Knut auf das geben sollte, was er sagt.“

Lily hielt seine Hand fest, bevor er sie von ihrem Gesicht wegziehen konnte. „Ich hab keinen Knut für ihn übrig, keine Sorge.“

„Wirklich? Ich hätte auch noch ein paar unschöne Geschichten über Snape im Repertoire“, sagte Regulus.

Lily kam der bittere Geschmack zurück in den Mund, aber lange blieb er nicht. Sie bereute keine Sekunde lang Regulus alles erzählt zu haben, das Mulciber sich erlaubt hatte. Und auch nicht, was Severus ihr an den Kopf geworfen hatte. Sie fühlte sich leichter, leicht genug, als würde sie jeden Moment vom Boden abheben, wenn Regulus sie loslassen würde. Er hatte Severus‘ Worten nicht geglaubt, dass sie sich herumtrieb wie die neue Schulschlampe, und er hatte mehr als eine passende Bezeichnung für Mulciber übrig. Es tat gut das zu hören.

Lily schüttelte den Kopf. „Es geht mir gut.“ Sie schmiegte sich enger in Regulus‘ Halsbeuge und atmete tief ein, bis ihr die leichte Note Zitrone seines Shampoos in die Nase stieg. Seine Schulter schien wie für ihren Kopf gemacht. Ihre Finger tasteten sich über seine Brust, hart und warm unter dem seidigen Stoff seines Hemdes, und spielten mit den schweren Knöpfen dort.

„Du bist eiskalt.“ Regulus streichelte über ihren Oberschenkel. Seine Hand blieb in ihrer Kniekehle liegen, hielt ihre Beine auf seinem Schoß fest. „Vielleicht sollten wir reingehen.“

„Vielleicht will ich noch nicht reingehen.“

„Und wie sähe das aus, wenn jemand die Schulsprecherin weit nach der Ausgangssperre draußen findet?“

Lily zuckte mit den Schultern. „Ich riskiere gerne ein paar Hauspunkte, wenn ich dafür noch fünf Minuten hier sitzenbleiben darf.“

Regulus lächelte sie an. Eine hauchzarte Kurve seines Mundes, sanft aber ehrlich, und mehr, als sie je zuvor von ihm bekommen hatte. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Einen Atemzug lang schien alles auszusetzen. Dann rührte Regulus‘ Hand auf ihrem Oberschenkel sich, fuhr unter ihre Beine, als würde er sie greifen wollen. Lilys Puls raste doppelt so schnell, als er sie näherzog, und halb aus Verwirrung, halb aus Aufregung, kam sie ihm entgegen. Regulus holte sie mit einem Ruck dicht an sich heran und stand in nahezu der gleichen Bewegung auf, hob sie hoch.

Lily keuchte und lachte gleichzeitig auf. „Was machst du da?“

„Ich will mir keine Erkältung einfangen“, sagte Regulus und griff sie fester um die Hüften und Beine. Seine linke Hand auf ihren Rippen brannte sich durch Stoff und Haut, steigerte die Hitze in ihrem Inneren ins schier Unerträgliche. Und seine rechte hielt ihre Beine so gut, dass sie nicht das Gefühl hatte sich selbst festhalten zu müssen. Regulus hatte sie und das fühlte sich gut an.

Lily knotete die Finger in seinem Nacken locker ineinander. Die Spitzen seines Haars kitzelten ihre Fingerkuppen und sie wollte am liebsten die Hände in ihnen vergraben. „Du hättest deinen Umhang nicht aufgeben sollen, hm?“

Regulus hatte ein halbes Nicken für sie übrig und ging seine ersten Schritte in Richtung Schloss.

„Willst du ihn wieder haben und mich wieder absetzen?“, fragte Lily, auch wenn sie nichts weniger wollte, als Regulus‘ Arme zu verlassen. „Es ging mir dort auf der Mauer zu gut, um jetzt schon zu gehen.“

Regulus‘ Mundwinkel zuckten erneut in ein kleines Lächeln, das seine Augen ganz anders zum Leuchten brachte. Er hatte ein faszinierendes Lächeln, das sie stundenlang hätte betrachten können, aber es dauerte nie lang genug. Es war ansteckend, fast so ansteckend wie James Potters.

„Ich zwinge dich auch dazu, dir keine Erkältung zu holen“, sagte Regulus und bahnte sich mit knirschenden Schritten den Weg durch den knöcheltiefen Schnee. Die frischgefallenen weißen Flocken glitzerten im fahlen Mondlicht, das es silbrig durch die dunklen Wolken schaffte. Wunderschön, und doch hatte Lily nur einen kurzen Blick für ihre Umgebung übrig. Das Grau von Regulus‘ Augen bot ihr nicht nur das, sondern viel mehr. Er brachte es näher an sie heran, als er sich zu ihr lehnte. „Ich will am Ende nicht alleine gesund sein.“

„Du bist so hinterlistig“, gab Lily zurück.

„Willst du sauer auf mich sein?“

„Ja“, seufzte Lily und lehnte sich zurück an Regulus‘ Schulter. „Aber nicht jetzt…“

Sie gluckste, als Regulus einen großen Schritt über eine Schneewehe machte und die Bewegung durch ihren ganzen Körper ging. Die blauweiße Flamme folgte ihnen, beleuchtete die fast zugeschneiten Spuren von Pfoten im Schnee, wie von einem großen Tier. Der Weg zurück ins Schloss war kurz und viel zu schnell zurückgelegt. Die Eingangshalle versank in absoluter Stille. Nur ein paar Fackeln an den Wänden versuchten die Schatten zu vertreiben. Es musste später sein, als Lily gedacht hatte.

Vor der Großen Treppe ließ Regulus sie herunter, aber nicht weg. Lily landete auf beiden Füßen und direkt wieder in seinen Armen. Vielleicht hatte er auch keine Wahl, weil sie ihn gar nicht loslassen wollte. Sie löste ihre Hände aus seinem Nacken, strich ihm über die Schultern und fand sich mit beiden Händen auf seiner Brust wieder. Der oberste Knopf seines Hemdes stand offen und entblößte ohne störende Krawatte ein bisschen mehr Haut und Hals. Es stand ihm gut, so ein bisschen aus dem Scheitel geraten und locker, und es schien sich auch auf seine Haltung abzufärben. Er hielt sich gerade wie immer, aber sie konnte fühlen, dass seine Muskeln entspannter waren. Keine Verkrampfungen, keine Knoten. Das beste Kompliment, das sie stumm von ihm bekommen konnte.

Lily seufzte. Ihr gingen so einige Fragen durch den Kopf, wo sie jetzt kurz davor schien Regulus Gute Nacht zu sagen. Was das hier überhaupt bedeutete, ob sie es wiederholen würden, wenn auch weniger aufgebrezelt. Und Lucius Malfoys Gespräch mit Regulus hatte sie auch noch nicht ansprechen können. Aber ihr Herz war schneller als ihr Kopf und haute die banalste Frage von allen raus: „Du fährst nach Hause über die Ferien, oder?“

Regulus schien auch etwas anderes erwartet zu haben. Er nickte. „Weihnachten ist angeblich ein Familienfest. Du fährst auch, oder?“

Lily überlegte kurz. Sie hatte nicht viel daran gedacht, dass sie in ein paar Stunden im Zug nach Hause sitzen würde, aber gerade schien ihr nichts besser die Laune zu verderben, als eine ganze Woche nichts von Regulus zu sehen. Wieso auch konnte Professor Slughorn seine Weihnachtsfeier nicht mitten im Dezember machen?

„Ich könnte Professor McGonagall bitten mich wieder von der Liste zu streichen“, sagte sie und schob den Zeigefinger durch das offenstehende Knopfloch von Regulus‘ Hemd. „Du könntest dasselbe tun und wir hätten das Schloss fast für uns alleine.“ Sie fühlte sich in ihrem leicht lasziven Tonfall ein wenig an James erinnert und fand es deswegen eher bedenklich, dass Regulus‘ Mund eindeutig amüsiert zuckte.

„Das wäre nett, wenn es möglich wäre“, sagte er. „Ist es aber nicht.“

„Willst du nicht?“, fragte sie und schmollte extra ein kleines bisschen. „Zumindest darüber nachdenken?“

„Nein“, sagte Regulus und dämpfte Lilys Enthusiasmus, als hätte er einen Eimer Wasser über ein Feuer gegossen. „Ich kann nicht, du kannst nicht, und wir stehen nicht einmal auf der Liste. Ich versuche nicht über Dinge nachzudenken, die ich sowieso nicht haben kann. Das deprimiert nur.“

Lily zog ihn am Kragen zu sich herunter. „Du hast mir einen Schrecken eingejagt.“

Regulus fuhr ihr über die Wange. „Ich dachte, Gryffindors kriegen keinen Schrecken.“

„Klischees“, flüsterte sie gegen seine Lippen. Er war nah genug, dass sie seinen Atem spüren konnte und erwartungsvoll die Augen schloss. Aber anstatt einem Kuss bekam sie einen Schock, als Regulus sie plötzlich am Arm packte und mit sich zog. Er riss sie hinter eine Rüstung neben der Treppe und drückte sie mit seinem Körper gegen die Wand, so dicht, bis die Schatten sie verschluckten.

„Was –“

Er legte ihr einen Finger auf die Lippen und Lily folgte seinem Blick, der eindeutig nach links zum Ende der Treppe ging. Erst jetzt hörte sie das Gekicher, das aus den Schatten des ersten Stocks kam. Eine Gestalt mit einem enormen Hut schälte sich aus dem Fackelschein heraus, begleitet von einem leisen Geklingel wie von Glocken. Peeves, der Poltergeist, hangelte sich an der Decke entlang. Er kickte gegen den Rahmen eines Portraits, worauf es kippte und seinen schlafenden Bewohner aus dem Rahmen kippte. Peeves gluckste fröhlich, während ein dumpfes Schreien aus dem Portrait drang.

Der Poltergeist schaute sich in der Halle um, als würde er sein nächstes Ziel suchen. Sein Blick ging glatt über ihre Köpfe. Als er nichts Interessantes zu finden schien, verschwand Peeves in Richtung Kerker. Sein Lachen verklang erst nach einer gefühlten Minute.

Regulus nahm den Finger von Lilys Lippen und blickte sie entschuldigend an. „Peeves.“

„Gute Reflexe“, sagte Lily. „Auch wenn du es jetzt schwer haben wirst durch den Kerker zu kommen.“

„Hauptsache, er hetzt uns den Hausmeister nicht auf den Hals.“

Lily nickte und zog Regulus‘ Umhang von ihren Schultern, warf den schweren, warmen Stoff wieder seinem Besitzer über. „Dann heißt es jetzt wohl gute Nacht.“

Regulus griff ihre Hand, bevor sie sie wegziehen konnte, nahm ihre Finger locker in seine. Er hatte kühle Hände, kräftig, aber immer etwas zögerlich. „Ich könnte dich auch nach oben bringen.“

„Ach?“ Lily umfasste Regulus‘ Hand fest. „Glaubst du, dass ich alleine den Weg nicht finde?“

„Nein, ich will mich nur vor Peeves drücken“, sagte Regulus und strich dabei über Lilys Fingerknöchel. Er machte einen Schritt von ihr weg, nahm seine ganze Körperwärme mit, und wartete darauf, dass sie ihm folgte. „Kommst du?“

Lily schloss den einen Schritt Distanz sofort und ließ den ganzen Weg nach oben keinen neuen Zentimeter zwischen sie kommen. Sieben Stockwerke mit seiner Hand in ihrer schienen immer noch zu kurz. Sie schmiegte sich an seine Seite und hielt sich mit der anderen Hand an seinem Arm fest. Und es waren nicht ihre Schritte, die das gemächliche Tempo vorgaben. Regulus ließ sich Zeit. Nicht, um Peeves aus dem Weg zu gehen, da war sie sich sicher.

Das Portrait der Fetten Dame war in sieben Jahren noch nie so schnell nähergekommen.

„Da wären wir.“ Lily ließ Regulus‘ Hand nicht los, aber ging einen Schritt vor und drehte sich so zu ihm um, sodass sie einander ansehen konnten. Sie lächelte ihn an und er trat mit einem Ausdruck in den Augen auf sie zu, als hätte er keine andere Wahl. Er schob ihr dieselbe Haarsträhne aus der Stirn, die ihr immer vor die Augen rutschte.

„Schlaf gut“, sagte er.

„Du auch.“ Lily schob die freie Hand in seinen Nacken, und obwohl sie nicht zog oder ihn zwang, beugte er sich näher, lehnte die Stirn gegen ihre. „Ich wünschte, du müsstest nicht gehen. Und… das hätte ich vielleicht nicht laut sagen sollen.“

„Ich hab nichts gehört“, sagte Regulus.

Lily lachte leise. „Sehen wir uns morgen beim Frühstück?“

Regulus‘ Gesicht schien sich zu verdunkeln. „Sehen, ja.“

Endlich beruhigte Lilys Puls sich, aber sie begrüßte das Gefühl nicht. „Oh… Du meinst…“

„Ich meine, dass ich das hier ungerne mit der ganzen Schule teilen will. Dann hätten wir Peeves auch einen Blick erlauben können. Er hätte ein Lied gedichtet.“ Wenn er auf einen amüsierten Blick oder etwas in der Art wartete, dann vergeblich. „Findest du nicht?“

„Schämst du dich für mich?“

„Nein.“ Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen und Lily wollte sie gerne glauben. Regulus seufzte. „Es ist nur… Ich brauche etwas Zeit, um das zu überdenken. Das hat nichts mit dir zu tun.“

Lily ließ ihn los. „Natürlich hat das was mit mir zu tun. Wenn meine Eltern Zauberer wären, hättest du kein Problem.“

Regulus schaute sie bohrend an, als hätte sie ihm die Wahrheit ins Gesicht geschlagen. „Du könntest es auch auf die Gesellschaft oder mich schieben. Meine Eltern sind sehr konservativ. Sehr streng. Ich muss nur –“

„Ich versteh wieso“, sagte Lily und klopfte ihm hoffentlich beruhigend gegen die Brust. „Ich finde es lächerlich, aber ich versteh’s.“

Regulus hielt sie fest, als sie einen Schritt von ihm wegmachen wollte. „Ich lasse dich nicht gehen, wenn du sauer auf mich bist.“

„Ich bin nicht sauer.“ Lily musste Regulus kaum ansehen um zu erkennen, dass er ihr nicht glaubte. Sie schob ihn weg von sich und zog ihre Hand aus seiner. „Ich denke, dass es an mir liegt, weil ich gehört habe, was du zu Lucius Malfoy gesagt hast. Man denkt nicht viel über unscheinbare Dinger ohne magisches Blut nach, oder?“

„Warte, Lily.“ Regulus umfasste ihren Arm, dann ihre Hand, hielt sie weiter vom Gehen ab, und sie ließ ihn. Ihr Name aus seinem Mund trieb ihr noch immer eine Gänsehaut über den Rücken.

„Ist schon gut, Regulus.“

„Nein. Ich weiß, wie sich das angehört haben muss, aber…“ Regulus drehte sich in ihren Weg, als Lily sich dem Portrait zuwandte, zwang sie ihn wieder anzusehen. „Aber ich weiß nicht, wieso du dich angesprochen gefühlt hast.“

Lily runzelte die Stirn, sah aber lieber die Fette Dame an, die im Schlaf gegen ihren Rahmen gesackt war.

„Du hast mehr als genug magisches Blut“, sagte Regulus. „Du bist eine talentierte Hexe, gut genug, um mir Zaubertränke beizubringen. Und wenn du unscheinbar wärst…“ Lily schaute zu ihm hoch und traf seinen tiefen, hart fokussierten Blick, der glatt unter ihre Haut ging. „…dann hätte ich die Augen heute Abend von dir nehmen können.“ Er strich ihr über die Haare. „Oder als du voller Schlamm warst.“

Lily konnte nicht anders als zu lächeln und sie verpasste Regulus dafür einen sanften Klaps gegen den Oberarm. Sie wollte etwas sagen, aber ihr kam nur ein verlegenes Lachen über die Lippen. „Wir wissen aber beide, dass Malfoy auf mich angespielt hat.“

„Und jetzt wissen wir beide, dass ich nicht auf dich angespielt habe. Auf was du mehr wert legst ist deine Entscheidung“, sagte Regulus.

Lily wollte gar nicht sauer auf ihn sein. Sie war es auch nicht. Er hatte so oft die Gelegenheit gehabt sie schlecht zu machen, um sich selbst vor Sticheleien zu bewahren, hatte es aber nie getan. Nicht einmal um Mulciber das Maul zu stopfen. Sollte Lucius Malfoy doch denken, was er wollte.

Lily stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte einen Kuss auf Regulus‘ Wange, dicht bei seinem Mundwinkel. „Denk nicht zu viel nach“, sagte sie leise. „Davon kriegst du nur Kopfschmerzen.“

Regulus schloss die Distanz wieder, wich Lilys Mund aber aus und presste seine Lippen gegen ihre Stirn. Einen Moment länger als sie sich gelassen hatte. Lily schloss die Augen und hielt sich an den Seiten seiner Robe fest, als würde sie ihn so davon abhalten können sich zu lösen, was er keinen Wimpernschlag später tat.

„Gute Nacht“, raunte er ihr zu.

Lily lächelte ihn an. Sie hielt ihn nicht so fest, dass er nicht hätte gehen können, aber loslassen wollte sie auch nicht. Regulus schaute sie an, wie nach dem verlorenen Quidditch-Spiel, als der Schnatz zwischen seinen Fingern geflattert hatte, aber ihm nichts gebracht hatte. Lily fuhr sich über die Lippen und Regulus machte eine plötzliche, aber geschmeidige Bewegung nach vorne und küsste sie. Endlich.

Lily strahlte gegen seine Lippen und krallte sich an seine Roben. Regulus war schon so nah, dass sie ihn gar nicht näherziehen konnte, aber sie versuchte es trotzdem, und er kam ihr so heftig entgegen, dass sie aus dem Gleichgewicht und ins Stolpern geriet. Die Wand in ihrem Rücken rettete sie – oder vielleicht waren es Regulus‘ Arme, die sich um ihre Hüften schlangen, sein Gewicht, das sie so eng gegen die Wand presste, dass sie nichts außer dem kalten Stein hinter ihr und seinem Körper spürte. Die erste Berührung seiner Zunge ließ sie am ganzen Körper erzittern, ohne dass ihr ansatzweise kalt war.

Er küsste sie, als hätte er nur diese eine Chance, und als er sich lösen wollte, schlang sie die Arme um seine Schultern, zog ihn zurück. Sie wühlte sich durch die tiefschwarzen Strähnen seiner Haare bis auf seinen Hinterkopf, zwang ihn so nah, dass ihnen keine andere Wahl blieb als mit- und gegeneinander zu atmen.

Ein Schnarchen ließ sie aus dem Kuss fahren. Die Fette Dame regte sich im Schlaf, aber sonst konnte sie niemanden in den Schatten des Korridors erkennen, und das einzige Geräusch schien Regulus‘ beschleunigte Atmung und ihr heftig schlagendes Herz zu sein. Sein Blick war genauso panisch zu den Schatten gesprungen wie ihrer. Lily musste sein Gesicht wieder zu sich drehen.

„Kannst du nicht mitkommen?“, hauchte sie.

Regulus sah sie verwirrt an. „Wohin?“

Lily schüttelte den Kopf, scheinbar zu vernebelt für einen klaren Gedanken. Sie spürte eine unangenehm große Hitze in ihre Wangen steigen. „Ich weiß nicht… Ich rede wohl Unsinn.“

„Weil es spät ist“, sagte Regulus.

„Weil ich nicht will, dass du weggehst.“

Regulus küsste sie noch einmal, tief und hungrig. Seine Lippen wanderten von ihren Lippen zu ihrem Kiefer, immer weiter und tiefer bis zu ihrem Hals. Lily entfuhr ein erstickter Seufzer, und Regulus löste sich.

„Ich sollte wirklich gehen“, murmelte er.

Lily schaute ihn abwesend an, die rechte Hand noch tief in seinen zerwühlten Haaren vergraben. Das Chaos ließ sie an James denken. Lily zog ihre Hand weg.

„Wir sehen uns morgen“, sagte sie schmunzelnd. „Nur sehen, keine Sorge.“

Regulus öffnete den Mund, um ihr zu widersprechen oder sie zu korrigieren, vielleicht klarzustellen, dass er gerne auch mehr wollte, als sie nur zu sehen, oder auch das genaue Gegenteil, aber Lily stoppte ihn mit einem kurzem Kuss.

„Lass dich nicht von Peeves erwischen.“

Regulus schaute sie fragend an.

„Du weißt schon… Um ihm aus dem Weg zu gehen hast du mich begleitet.“

Regulus nickte. „Ah, ja. Danke, dass du mich daran erinnerst, was für ein Feigling ich bin.“

Lily biss gegen ein Grinsen an, was sich als schier unmöglich gestaltete, als Regulus ihr über die Wange strich.

„Schlaf gut“, sagte er.

„Du auch.“ Lily fing einen letzten, kurzen Kuss auf, bevor Regulus von ihr wegtrat. Sie lehnte sich gegen die Wand und atmete tief durch, ließ Regulus bei keinem Schritt aus den Augen.

Ein paar Meter entfernt zögerte er. „Ich weiß nicht, wie du das siehst“, sagte er, „aber es war keine schlechte Idee sich mal zu amüsieren.“

Lily nickte sachte. „Da stimm ich dir zu.“ Sie schenkte ihm ein lockeres Winken und er drehte sich um, verschwand mit wenigen schnellen Schritten zwischen den Schatten im Treppenhaus. Lily lauschte seinen Schritten, die in der Ferne verebbten, und innerhalb weniger Herzschläge war sie alleine in kompletter Stille. Bis auf das Schnarchen der Fetten Dame.

Lily weckte das Portrait und musste die Stille prompt gegen eine Schimpftirade tauschen. Sie sagte das Passwort gefühlte hundert Mal, bevor die Fette Dame sie endlich in den Gemeinschaftsraum ließ. Lily schob die Tür mit ihrem Körper zu, lehnte sich rücklings dagegen und ließ das Lächeln zu, das sie seit Regulus‘ Abschied quälte. Sie schloss die Augen und lächelte in die Dunkelheit hinein, seufzte leise.

„Lily?“

Lily schlug die Augen auf. „James.“

James saß auf dem Sofa vor dem Kamin und blickte sie über die Rückenlehne an. Er schien dabei gewesen zu sein aufzustehen und sackte wieder zurück. Sein überraschter Gesichtsausdruck ließ sie schlucken. Der Gedanke, dass James nur ein paar Meter hinter einer mehr oder weniger dicken Wand gewesen war, während sie Regulus geküsst hatte, ließ sie sich unwohl fühlen, nahm ihr aber nicht das Lächeln. Das schien sie heute nicht mehr loszuwerden. Sie zeigte es James.

„Ich… wusste nicht, dass du noch da draußen warst, Lily“, sagte James und zog die Füße wieder in den Schneidersitz. Er trug bereits seinen Schlafanzug. Die karierten Hosenbeine gingen bis weit über seine Knöchel und sein Haar stand wie eh und je in alle Richtungen ab, als wäre er gerade mit beiden Händen hindurchgefahren. Das knisternde Feuer im Kamin warf ein warmes Licht auf sein Gesicht, während der Schnee sich hinter ihm auf den Fensterbänken türmte. Alles an ihm schien gemütlich. Man wollte sich glatt zu ihm setzen.

Er schob seinen Ärmel zurück, in der Hand dabei ein Pergament, und schaute demonstrativ auf seine Uhr. „Jetzt muss ich dir wohl Punkte abziehen“, murmelte er. Sein Grinsen war schief.

„Oje, und ich hatte auf Nachsitzen gehofft“, gab Lily zurück.

James stieß ein leises Schnauben aus, das mehr von einem Lachen hatte, und sah wieder in die Flammen, anstatt sie an. „Sirius würde ich Nachsitzen geben“, sagte er. „Ich dachte, du wärst schon im Schlafsaal. Hab dich nicht mehr gesehen, nachdem Sluggy mich in Beschlag genommen hat. Das… ist sonst nicht deine Art. Nach der Ausgangssperre draußen rumzustreunen.“

„Nur, weil ich mich nicht erwischen lassen, so wie du.“

James schlug sich eine Hand auf die Brust und verzog das Gesicht, als hätte er Schmerzen, während Lily näherkam. Sie lehnte sich über die Lehne des Sofas zu ihm herunter.

„Warum bist du noch auf?“, fragte sie.

James zuckte mit den Schultern. „Wieso bist du noch unterwegs?“

Lily gab das Schulterzucken zurück und erntete ein leises Seufzen von James.

„Ich konnte nicht schlafen“, sagte er.

„Also vertreibst du dir deine Zeit mit Lesen?“ Lily schnappte sich das Pergament aus James‘ Hand und erhaschte einen Blick auf scharfe Linien, wie bei einer Karte, bevor James es sich wieder holte.

„Oh, das ist privat“, sagte James.

Lily setzte sich neben ihn auf das Sofa und lieh sich die Hälfte der Decke, die er halb auf seinem Schoß liegen hatte, zerknittert und fast so zerwühlt, wie seine Haare, was sie davon ausgehen ließ, dass er schon eine Weile hier saß. Sie zog die Beine auf das Sofa und winkelte sie an.

„Was steht da drauf?“, fragte sie neugierig. „Sah wie eine Karte aus.“

James schüttelte zögerlich den Kopf. „Privat ist privat, Lily.“

„Oh, aber wir stecken zusammen unter einer Decke“, sagte Lily und strich den Stoff über ihren Beinen glatt. „Ist das nicht privat genug?“

James gluckste. „Okay, aber kein Wort zu irgendwem, verstanden?“ Er lockte sie mit einem Nicken näher und Lily rutschte an seine Seite, schaute über James‘ Schulter, während er das hastig zusammengeklappte Pergament wieder auffaltete.

Ein Labyrinth aus Tintenlinien erstreckte sich über das Pergament, auf den ersten Blick überwältigend und scheinbar nicht zu entschlüsseln. Dann entdeckte sie vertraute Korridore und Klassenzimmer. Es war eine Karte. Eine Karte von Hogwarts, vom Kerker, wenn sie genau hinsah.

„Wow…“ Lily folgte mit dem Zeigefinger der Linie vom Klassenzimmer für Zaubertränke. „Das ist beeindruckend. Hast du die gemacht?“

„Nah, wir haben sie gemacht. Remus, Peter, Sirius und ich auch ein kleines Bisschen“, sagte James. „Wir streunen seit Jahren hier herum, da entdeckt man so Einiges und kann das auch mal aufschreiben. Hier. Siehst du diesen Geheimgang. Er versteckt sich hinter einer total unscheinbaren Steinmauer neben Sluggys Büro und führt direkt in die Nähe der Küche. Die Mauer öffnet sich aber nur bei einem Magenknurren. Die Entdeckung haben wir übrigens Peter zu verdanken. Sein Magen ist immer leer.“

Lily lachte. „Das ist wirklich beeindruckend, James. Zeigt das die ganze Schule?“, fragte sie und zog das Pergament aus den letzten Falten, entblößte weitere Stockwerke.

„Hat auch eine Weile gedauert. Letztes Jahr ist sie fertig geworden.“

„Die solltet ihr an die Erstklässler verteilen“, sagte Lily. „Erst gestern musste ich wieder einen aus einer Falltür im Dritten Stock fischen. Er wollte zum Astronomieturm…“

James grinste sie an. „Na ja, wenn du willst, dass sie alle zu kleinen Stalkern werden.“ Er breitete die Karte aus und zeigte auf das andere Ende des Kerkers. Ein Punkt namens ‚Sirius Black‘ kam dort aus Professor Slughorns Büro. „Die Karte zeigt dir jeden, der gerade im Schloss ist, und wo“, erklärte James.

Lily kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Jeder Schüler, jeder Lehrer, jeder Mensch, der einen Fuß in Hogwarts setzte, wurde auf dieser Karte durch einen kleinen, generalisierten Punkt abgebildet. Sie fragte sich unweigerlich, ob Sirius deswegen gewusst hatte, wo sie sich wann mit Regulus zum Tränkebrauen getroffen hatte. Ein anderer Teil fragte sich, ob James gerade ihren Namen mit Regulus‘ zusammen gesehen hatte.

Sie wusste, dass er zumindest wusste, was Sirius zu wissen glaubte. Sirius hatte ihr selbst gesagt, dass sie keine Geheimnisse voreinander hatten. Der Gedanke verunsicherte sie ein wenig, vor allem, weil Regulus ihr gerade gesagt hatte, dass er gerne noch eine Weile für sich behalten wollte, was zwischen ihnen war. Falls da etwas war.

Lily nahm den Blick von der Karte. „Du solltest etwas von dem Genie im Unterricht zeigen“, sagte sie und wich aus, als James sie mit dem Ellenbogen anstoßen wollte. Er grinste sie wieder so merkwürdig schief an, was ihm gar nicht stand. „Du… hast mich also kommen sehen?“

„Jaah, ich war überhaupt nicht überrascht“, sagte James deutlich sarkastisch, faltete die Karte zusammen und warf sie auf den Couchtisch.

Lily lächelte beruhigt und tätschelte James‘ Rücken, merkte deutlich die angespannten Knoten in seinen Muskeln. Ein Gefühl, das sie eher mit Regulus verband, und vielleicht deswegen rieb sie ganz automatisch dagegen an.

„Wieso bist du noch auf, James?“, fragte sie ernster.

James zuckte wieder mit den Schultern, aber sein Blick war hellwach. Er schien genau zu wissen, was ihn vom Schlafen abhielt, und Lily musste nicht viel tiefer bohren. James seufzte und rieb sich unter der Brille über die Augen, schob die Gläser dabei fast bis zu seinem Haaransatz hoch. Er ließ die Hand wie einen Schutzschild vor seinen Augen liegen.

„Es war ein mieser Abend. Ein wirklich mieser Abend“, murmelte James.

„Ein Grund mehr ihn zu Ende zu bringen“, sagte Lily. „Oder hat Peter Recht und du kannst ohne Sirius nicht schlafen?“

James schaute sie an, einen Moment bloß aus seinen haselnussbraunen, amüsierten Augen, bevor die Brille wieder auf seine Nase rutschte. „Ich kann nicht schlafen, wenn er sauer auf mich ist. Ich schlafe besser, wenn ich sauer auf ihn bin.“

„Ich hatte keine Ahnung, dass ihr euch überhaupt streiten könnt.“ Das war nicht wahr. James und Sirius konnten streiten, und wenn sie es taten, schien das ganze Schloss darunter zu beben, aber es dauerte selten länger als vierundzwanzig Stunden, bis sie wieder miteinander lachten. Und sie wusste nicht, was davon die schlimmeren Konsequenzen für das Schloss hatte.

James verzog spöttisch das Gesicht. „Wir haben nicht gestritten. Wir haben diskutiert. Je später der Abend, desto anfälliger scheint man dafür zu sein – vor allem, wenn irgendwas gefeiert wird. Ist dir das schon mal aufgefallen?“

„Liegt wohl daran, dass man sich so darum bemüht unbedingt locker zu sein und das schlägt ins Gegenteil um“, sagte Lily schulterzuckend. „Worüber habt ihr… diskutiert?“

James seufzte so schwer, als wüsste er nicht, wo er anfangen sollte. „Wenn dein Freund sich etwas Dummes in den Kopf gesetzt hast, dann sagt man ihm das doch, oder? Du würdest ihn auch nichts Dummes machen lassen, oder? Aber er sagt, dass ich ihn nur aus egoistischen Motiven davon abhalten will… diese Dummheit zu machen. Verstehst du?“

Lily überlegte kurz. „Ich glaube, mir fehlt ein wenig mehr Kontext.“

James seufzte erneut. „Ich kann’s nicht besser sagen… Okay, warte.“ Er drehte sich in ihre Richtung. „Stell dir vor, es gibt einen freien Platz in der Quidditchmannschaft –“

„Quidditch? Das ist dein Beispiel, ernsthaft?“

„– und er möchte, dass Peter zumindest probiert diesen Platz zu bekommen.“

„Es geht nicht wirklich um Peter, oder?“

„Nein, Peter kann sich keine drei Sekunden auf einem Besen halten. Deswegen ist er mein Beispiel“, sagte James. „Also, Sirius möchte Peter ermutigen, damit er probiert in die Quidditchmannschaft zu kommen, und er findet, dass ich es für eine dumme Idee halte, weil ich keine schlechten Spieler in meiner Mannschaft haben will. Weil ich egoistisch bin. Nicht, weil ich mir um ihn Sorgen mache.“

„Aber es ist doch nichts Falsches daran jemanden zu irgendetwas zu ermutigen, James. Selbst wenn er nicht gut darin wäre“, sagte Lily, auch wenn sie sich ziemlich sicher war, dass sie seine Metapher nicht richtig verstanden hatte. „Es tut niemandem weh. Peter nicht und Sirius erst recht nicht.“

„Was, wenn doch?“, fragte James. „Was, wenn Sirius Peter seinen Besen dafür leiht und nie wieder fliegen kann, weil Peter ihn kaputt macht?“

Lily schüttelte hilflos den Kopf. „Willst du mir nicht einfach sagen, was los ist?“

James ließ den Kopf hängen. Er atmete tief durch. „Ich kann nicht… sorry.“

„James, du solltest einfach mit Sirius reden. Ganz in Ruhe. Erklär ihm, wieso du dir Sorgen um ihn machst und dass es dir dabei wirklich um ihn geht“, sagte sie. „Am besten ohne Metaphern, ja?“

James grinste nicht einmal schief. Er sah so unendlich betrübt aus, dass Lily fast das kribbelnde Glück in ihrem Magen vergaß. Es war nicht fair, dass James so deprimiert war, während sie das wahrscheinlich glücklichste Mädchen in ganz Hogwarts war. Und sie konnte dagegen auch nichts tun, egal wie schlecht es ihm zu gehen schien.

„Komm her.“ Lily zog ihn in eine Umarmung.

Einen Moment schien James sich noch weiter zu verspannen, dann schloss er die Arme fest um sie. Er vergrub das Gesicht in ihrer Schulter und seufzte dort warm gegen ihren Hals. Sein wirres Haar kitzelte. Lily kämmte die Haare mit den Fingern zur Seite. Es fühlte sich an, als hätte sie jemand in eine warme Decke gewickelt.

„Vielleicht bin ich egoistisch“, murmelte James. „Vielleicht will ich einfach nicht riskieren, dass er mich allein lässt. Selbst als ich gedacht hab, dass ich niemanden mehr hab, hatte ich immer Sirius.“

Lily strich ihm über die kurzen Haare im Nacken. Sie wünschte, jemand würde irgendwann einmal so etwas über sie sagen. Vielleicht ein bisschen weniger kitschig.

„Du bist ein guter Freund, James“, sagte sie leise. „Wenn irgendjemand das bestätigen kann, dann Sirius.“

Sie spürte James‘ kurzes Nicken mehr, als dass sie es sehen konnte. „Du sprichst hoffentlich aus Erfahrung“, murmelte er.

Lily gluckste.

„Weißt du…“ James ließ sie lockerer, aber nicht los, und lehnte sich gerade genug zurück, um sie anzusehen. Er war nah genug, dass sie sich selbst in der Spiegelung seiner Brillengläser sehen konnte. „Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht. Du warst vorhin ziemlich durch den Wind… Ich hätte dir gar keine Punkte abziehen können, für was immer dich wieder aufgeheitert hat.“

Lily lächelte ihn an, während eine glühende Hitze in ihre Wangen stieg.

„Vielleicht kannst du mir dein Geheimnis verraten, dann kann ich’s auch ausprobieren“, sagte James und Lily prustete ihm fast ins Gesicht, drehte gerade noch ab und gluckste in seine Schulter. Sie war sich nicht sicher, ob er wusste, was er da gesagt hatte, dafür umso sicherer, dass Regulus sich nicht gerne als Aufheiterungsmittel an James Potter ausborgen lassen wollte.

Ein Räuspern ließ sie verstummen. James ließ sie ziemlich abrupt los und Lily konnte sich ohne Widerstand umdrehen. Sirius lehnte am Portraitloch, das Gesicht halb in den Schatten.

„Du bist spät“, sagte Lily in die unangenehm dicke Stille hinein.

„Ich hab auch schon überlegt wieder zu gehen“, sagte Sirius und deutete hinter sich auf den Durchgang. „Falls ich störe, kann ich das immer noch nachholen.“

„Ich sollte dir Nachsitzen geben“, sagte James mit heiserer Stimme.

Sirius verschränkte abwartend die Arme vor der Brust. „Macht ruhig. Ich krieg ein paar Stunden Nachsitzen locker rum. Da hab ich Übung drin.“

„Ich hab einen Scherz gemacht“, sagte James und Sirius quittierte das mit einem eindeutigen Augenrollen, das wohl sagen sollte, dass er das gewusst hatte.

Lily stand auf. „Von mir kriegst du keine Strafarbeit, Sirius. Es ist Weihnachten.“

„Und wer im Glashaus sitzt…“ Sirius beendete seinen Satz lieber damit seine Augenbrauen hüpfen zu lassen.

Lily strich ihre Roben glatt und versuchte diesen Kommentar einfach zu ignorieren. „Gute Nacht, Jungs. Wir sehen uns morgen.“

James sprang förmlich vom Sofa, als hätten die Sprungfedern darin ihn nach oben katapultiert. „Nacht, Lily.“

Sirius sagte gar nichts, und sein scharfer Blick war stumm noch tausendmal schlimmer, driftete von ihr zu James und zurück.

Lily winkte ihm vielleicht gerade deswegen noch einmal extra und verabschiedete sich in Richtung ihres Schlafsaals. Als sie die Treppen nach oben stieg, hörte sie deutlich das scharfe Flüstern:

„Du bist also nicht egoistisch?“

„Sirius, ich hab nichts gemacht. Du solltest mir ein bisschen vertrauen. Vielleicht könntest du dir zumindest anhören, wieso ich finde, dass du einen Fehler machst, wenn –“

„Wenn du mir zuhören würdest, wüsstest du, dass ich bloß mit ihm reden wollte. Mehr nicht. Aber in letzter Zeit ist alles, was ich tue, gleich ein riesengroßer Fehler, ja?“

Lily zwang sich schneller zu gehen, auch wenn sie anfing neugierig zu werden, worum es ging. Heute hatte sie allerdings schon genügend Gespräche belauscht und es war nie gut ausgegangen. Sie schloss die Schlafsaaltür leise hinter sich und damit das letzte Raunen aus dem Gemeinschaftsraum aus.

Dunkelheit umschloss sie und ließ sie ungestört dem Lächeln nachgeben, das sie heute nicht mehr loszuwerden schien. Sie zog die Festtagsroben aus, tauschte sie gegen einen gemütlicheren Schlafanzug und kuschelte sich unter ihre Decke, wo sie ganz dem Moment nachhängen konnte, als Regulus sie geküsst hatte. Zumindest für jetzt wollte sie auch an nichts anderes von diesem Abend denken. Sie hatte eine ganze Woche um zu grübeln, bis sie Kopfschmerzen bekam, da konnte es nicht falsch sein diesen einen Moment vollends zu genießen.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 4. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Er kann sich wunderbar in andere Menschen versetzen und hat viel Sinn für Humor. Ein großartiger Filmemacher.
David Heyman über Alfonso
Cuarón