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Mud and Blood - Traditionen

von Dr. S

Zwölf riesige Weihnachtsbäume standen in der Großen Halle. Hagrid hatte sie am frühen Sonntagmorgen hereingetragen. Schnee hatte noch auf den grünen Tannenzweigen gelegen, war inzwischen aber geschmolzen und zu nassen Pfützen auf dem Boden geworden. Nach dem Frühstück fanden sich die Vertrauensschüler zusammen, um sie wie jedes Jahr zu dekorieren.

Lily kümmerte sich um den weitaus größten Baum hinterm Lehrertisch und sprühte goldenes Lametta aus ihrem Zauberstab auf die Zweige. Sie wagte immer wieder einen Blick durch die Zweige auf die andere Seite der Halle, wo Regulus große silberne Glaskugeln bis an die obersten Zweige schweben ließ und sie mit einem fast peniblen Sinn für Symmetrie verteilte.

Sie hatte noch nicht mit ihm über Hogsmeade geredet. Bei ihrer letzten Nachhilfestunde hatten sie sich eisig angeschwiegen. Regulus hatte sie keine Sekunde lang hinter seine Fassade blicken lassen, sie kaum angesehen und genauso wenig geredet. Seine Schluckauflösung hatte nicht darunter gelitten. Noch nie war ihm ein Trank so schnell und so einwandfrei gelungen. Beinahe, als hätte er sich extra Mühe gegeben. Vielleicht um sie loszuwerden.

Lily hatte nichts zu beanstanden gehabt und damit auch keine Ausrede Regulus länger als nötig festzuhalten. Und ein Teil von ihr war froh darüber gewesen. Er hatte nicht bleiben wollen und hatte auch nicht das Gespräch mit ihr gesucht. Als wären sie auf eine rein geschäftliche Ebene zurückgesackt. Falls sie jemals mehr gewesen waren…

Verwirrt wandte Lily den Blick ab und entdeckte, dass ihr Tannenzweig inzwischen unter einem guten Kilo Lametta heruntersackte. Eine verlegene Röte schoss in ihre Wangen. In letzter Zeit passierten ihr öfter solche Dinge. Als wäre sie nicht mehr zurechnungsfähig. So zerstreut war sie seit ihren ZAGs nicht mehr gewesen und das hatte sie Severus zu verdanken gehabt.

Er kämpfte sich hinter ihr mit einem Weihnachtsbaum ab. Dekorationen hatten ihm nie gelegen. Lily schaute sich über die Schulter nach ihm um und kreuzte seinen Blick, der starr an ihr hing. Severus fuhr blitzschnell herum und das Lametta, das er dabei aus seinem Zauberstab schoss, wickelte sich um ihn, als wäre er in das Netz einer Acromantula gestolpert. Seine Partnerin hüpfte kreischend zur Seite, anstatt ihn aufzufangen, als er von seinem Hocker fiel, komplett in glitzernde Silberstreifen verheddert. Lily wollte instinktiv nach James und seinem vielleicht gezückten Zauberstab Ausschau halten.

„Wohin mit dem Rest, Lily?“

Sie fuhr herum und sah über die andere Schulter direkt in James‘ haselnussbraune Augen. Er grinste und hielt einen Mistelzweig über sie. Einen Moment lang hatte sie wieder den nervtötenden Fünftklässler vor Augen, der sie mit seinen Anmachsprüchen dazu brachte die Augen zu verdrehen.

„Hab ich dich erschreckt?“, fragte James. „Du scheinst ein bisschen abgelenkt. Wer macht seinen Job hier nicht richtig?“ Er sah an ihr vorbei in Severus‘ Richtung und sein Blick schien sich hasserfüllt zu verdunkeln.

„Nimm den Mistelzweig bitte aus meinem Gesicht“, sagte Lily und duckte sich unter dem Grünzeug weg, bevor James auf dumme Gedanken kam.

„Oh, keine Sorge. Das ist nur eine dumme, alte Tradition.“ James warf den Zweig zurück in die kleine Kiste, die er unter seinen Arm geklemmt hatte. „Also, wohin damit? Beim Trophäenzimmer bin ich fertig, und über dem Eingang zur Großen Halle, hab ich genug verteilt, dass niemand durchkommt ohne einen Schmatzer zu kassieren. Allerdings könnte das den ein oder anderen Stau geben, wenn die Schüler sich anstellen oder… na ja, nicht voneinander lassen können.“

Lily runzelte die Stirn. Sie traute James mit einer Kiste Mistelzweige nicht, seit er sie in ihrem fünften Jahr nahezu jeden Tag ständig unter einem abgefangen hatte. Manchmal war er wie aus dem Nichts selbst in den verlassensten Korridoren aufgetaucht, als wüsste er immer, wo sie sich aufhielt.

„Ich glaube, du hast genug verteilt.“ Lily wagte wieder einen kurzen Blick zu Regulus, der halb hinter seinem Weihnachtsbaum verschwunden war, um ihn wohl auch hinten hübsch aussehen zu lassen. Irgendwie war diese Genauigkeit charmant.

„Was ist hier passiert?“, fragte James.

Lily folgte seiner ausgestreckten Hand zu dem Lamettahaufen, der immer noch einen Ast beinahe zum Brechen brachte. James schnappte sich eine Handvoll Lametta und wog sie in den Fingern, wie ein Kobold Gold.

„Sieht aus, als hätte eine Fee sich hier übergeben“, sagte er.

Lily gluckste unfreiwillig. Sie schnappte James das Lametta weg und verteilte es ohne Zauberstab auf einem leeren Ast, ganz so, wie sie es zu Hause bei ihren Eltern tun würde.

„Du hast behauptet, du würdest das alleine hinkriegen“, sagte James und schüttelte mit gespielter Enttäuschung den Kopf über sie. Als Lily darauf nur mit einem müden Lächeln reagierte, schien er ein wenig ernster zu werden. „Alles in Ordnung bei dir? Nur damit du’s weißt, das mit Snape war ich nicht.“

Lily schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Ich weiß. Ich hab gesehen, wie er sich das selbst angetan hat.“

James mochte damit nichts zu tun haben, aber er schien sich über den Gedanken alleine sehr zu amüsieren. Lily hatte Schwierigkeiten ihm das übelzunehmen. Wenigstens verhexte er Severus nicht mehr grundlos. Nicht, dass Severus jemals mehr Gründe gehabt hatte um James auch gerne mal einen Fluch in einem unbeobachteten Moment aufzuhalsen.

„Brauchst du doch Hilfe?“, fragte James und lehnte sich gegen den Stuhl von Professor Dumbledore, während er den Weihnachtsbaum betrachtete. Das goldene Lametta spiegelte sich auf seinen Brillengläsern und brachte das Haselnussbraun seiner Augen zum Glänzen.

„Sieht es so schlimm aus, ja?“, gab Lily zurück.

James schüttelte den Kopf. „Sieht aber auch nicht phantastisch aus. Du solltest sehen, was Sirius mit dem Baum oben im Gemeinschaftsraum gemacht hat. Er hat ein Händchen dafür, wenn er in der richtigen Stimmung ist. Wir hätten ihn ja mitnehmen können.“ Seine unschuldige Miene täuschte Lily keine Sekunde lang.

„Ich bin mir sicher, dass keiner von euch genau das geplant hat. Bis zum Mittagessen werdet ihr es wohl getrennt voneinander aushalten.“ Sie konnte sich genau vorstellen, wie sie den Vormittag damit verbracht hätte James und Sirius von allem anderen abzuhalten als die Große Halle weihnachtlich zu gestalten.

James zuckte die Schultern und musterte ihren Baum. „Jaah… Wenn du meinst, dass dieses Gebilde das Aushängeschild der Halle sein soll…“

„Verschwinde, James.“ Lily warf ihm eine der roten Weihnachtskugeln entgegen und er griff sie geschickt wie einen Quaffel aus der Luft.

„Bist du noch sauer auf mich?“, fragte er und warf die Kugel dabei hoch in die Luft, um sie wie selbstverständlich wieder aufzufangen.

„Weswegen sollte ich sauer sein?“

„Wegen dem, was ich in den Drei Besen gesagt habe.“

Lily runzelte die Stirn. „Oh… Das hab ich ganz vergessen.“

Für einen Moment sah James verletzt aus. Der Schatten auf seinem Gesicht verwirrte Lily, verschwand aber, bevor sie herausfinden konnte, wo er herkam.

James hatte sich wie ein Bastard aufgeführt, ja, aber sie hatte keinen Gedanken mehr daran verschwendet. Wenn sie an den letzten Hogsmeade-Besuch dachte, dann fiel ihr Regulus‘ Abgang ein und sein Gespräch mit Mulciber, und allein das trieb ihr die Hitze in die Wangen. Manchmal aus Wut, manchmal aus etwas anderem heraus. Besonders nachts, wenn sie wach lag und sich nicht mehr ärgern wollte, hing sie sich noch länger an Mulcibers Worten auf. Daran, dass er behauptet hatte, Regulus würde sie mögen, und dass er es nicht abgestritten hatte. Auch wenn sie es nicht wollte, trieb er der Gedanke ein Lächeln ins Gesicht.

Die Realität sah allerdings anders aus. Regulus sah sie nie an. Sie kreuzte nie seinen Blick, wenn sie sich beobachtet fühlte und aufschaute. Meistens hatte er ihr den Rücken zugedreht. Mulciber hatte das sehr wahrscheinlich nur gesagt, um ihn zu ärgern, und Regulus hatte nicht darauf reagiert, um sich nicht ärgern zu lassen.

Zwischen den Tannennadeln hatte sie ihn einigermaßen im Blick, wie er sich gerade wieder zur Vorderseite seines Baume begab, eine silberne Weihnachtskugel in der rechten Hand, die er scheinbar nicht mehr hatte unterbringen können. Lily beobachtete einen kurzen Moment, wie er einen Platz dafür suchte.

„Wieso macht Black das alleine?“, fragte James, der ihren Blick offensichtlich bemerkt hatte.

Lily zuckte gleichgültig die Schultern. „Dirk Cresswell hat sich nicht wohl gefühlt. Ich glaube, er hat den falschen Schnee verschluckt.“

„Na ja, wenn du meine Hilfe nicht brauchst, vielleicht kann ich sie Black anbieten.“

„Das würdest du tun?“, fragte Lily verwundert.

„Wieso nicht?“

„Ich hab gehört, Sirius hat nicht das beste Verhältnis zu seinem Bruder. Und was wird aus deinen restlichen Mistelzweigen?“ Sie tippte gegen die Kiste mit Mistelzweigen, die James noch unter seinem Arm trug.

„Sirius wird mich nicht umbringen, wenn ich seinem Bruder unter die Arme greife. Anscheinend halte ich es nicht bis zum Mittagessen ohne einen Black aus.“ Er grinste. „Und Mistelzweige sind ein super Gesprächsbeginn.“

Lily musste gegen ihren Willen lächeln. „Das wäre sehr nett von dir, James.“

Er tat das mit einem Winken ab. Noch vor ein paar Jahren hätte man ihn nicht einmal mit dem Imperius-Fluch dazu bekommen, einem Slytherin zu helfen.

„Aber wenn ich mit Black durch bin und du hier immer noch diesen armen Baum verunstaltest, helfe ich dir“, sagte James und warf Lily die Weihnachtskugel zu, die sie gerade so eben mit beiden Händen fing. Er zwinkerte ihr zu, als sie die Kugel an den Zweig hängte, und ging um den Lehrertisch herum auf Regulus und dessen Baum zu.

Lily behielt sie im Auge, während sie die Kugel besser auf den Tannenzweig schob. Es war ein merkwürdiger Anblick James Potter und Regulus Black nebeneinander zu sehen, nicht nur, weil James wirklich davon ausging Mistelzweige wären ein guter Gesprächsbeginn. Der Kontrast zwischen ihnen war nicht so scharf, als würde Feuer auf Eis brennen, aber er war da. Subtil nicht beißend. James trug das Chaos selbst in seinen Haaren und von seinem Schulsprecherabzeichen war wieder einmal nichts auf seinem heraushängenden Hemd zu sehen, während Regulus in gebügelten Roben und mit perfekt geknoteter Krawatte auf ihn herunterblickte. Ein Lächeln gegen eine hochgezogene Augenbraue.

Regulus schien sich sogar noch gerader halten zu wollen, als James ihn ansprach. Sein Blick ging über die Schulter in Lilys Richtung und sie ließ den Tannenzweig schnell los, sodass er wie eine Schranke zwischen ihre Blicke schwang. Einen Moment lang beschäftigte sie sich mit der Weihnachtskugel, die sie wirklich nicht noch besser befestigen konnte, und sah dann wieder zu James und Regulus herüber. Sie schienen sich arrangiert zu haben – Regulus fand einen Platz für seine Silberkugel und James ließ eine Feenfigur auf die Spitze des Baumes schweben.

Es war ein merkwürdiger Anblick, und er brachte sie leicht durcheinander. Lily schluckte gegen ihren unregelmäßigen Puls an. Sie konnte sehen, wie James‘ Mund sich bewegte, aber seine Lippen nicht lesen. Sie fragte sich, was James Regulus wohl sagen mochte. Er konnte nicht lange seine Klappe halten und so, wie Regulus die Augen verdrehte, schien er bloß einen dummen Witz gemacht zu haben.

Vielleicht war es eine gute Idee James und Regulus miteinander reden zu lassen. Immerhin war James Sirius‘ bester Freund und wenn er sich einigermaßen mit Regulus verstand, würde das sicher auch der gespannten Beziehung der beiden Brüder weiterhelfen.

Lily versuchte das Positive zu sehen, auch wenn ihr Verstand ihrem Gefühl sehr heftig widersprechen wollte, und widmete sich wieder dem Weihnachtsbaum, der noch etwas Lametta brauchte. Dazu wickelte sie noch eine breite, rotgoldene Girlande um den Baum, vom Bauch bis zur Spitze, bis die Tanne in einem funkelnden Kleid aus Rot und Gold steckte. Dieser Anblick würde niemand darüber hinwegsehen lassen, dass Gryffindor die meisten Punkte im Rennen um den Hauspokal hatte, aber Lily hatte trotzdem noch eine kleine Löwenfigur, die auf die Spitze gesetzt werden wollte. Sie tippte den Löwen mit dem Zauberstab an und er gab ein tiefes Brüllen von sich, dann ließ sie ihn auf die Spitze fliegen.

Aber das nächste Brüllen kam nicht vom Löwen.

„Sag das nochmal. Na, los. Trau dich!“, blaffte James‘ Stimme. Lily fuhr gerade noch rechtzeitig herum, um dabei zuzusehen, wie James die sowieso nicht große Lücke zwischen sich und Regulus schloss. Brust an Brust standen sie voreinander und durchbohrten sich mit hitzigen Blicken, als würden sie Flüche aufeinander schießen.

„Hey.“ Lily eilte zu ihnen, an den vier Tischen und aufgescheuchten Vertrauensschülern vorbei. Sie stellte sich zwischen die beiden, schob sie jeweils mit einer Hand auf der Brust voneinander weg. „Was ist hier los?“

„Willst du ihr sagen, was los ist, Black?“

„Ich weiß nicht, Potter. Du hast versucht mir an den Hals zu gehen.“

James machte einen Satz vor, und Lily musste beide Arme gegen ihn und Regulus stemmen, damit sie auf Abstand blieben. Sie funkelte James wütend an.

„Reiß dich zusammen, James. Du bist Schulsprecher und keiner hier sollte sehen, dass du dich so aufführst“, sagte sie zischend und mit den Blicken der anderen Vertrauensschüler im Nacken. Sie fixierte Regulus. „Und du… Was hast du gesagt?“

Regulus schnaubte. „Du glaubst ihm?“ Er betrachtete James abfällig über Lilys Schulter. „Es ist meine Schuld, dass Potter sich nicht unter Kontrolle hat?“

„Wieso sollte sie mir nicht glauben? Ich bin kein Lügner“, fuhr James ihn an.

„Jungs, ernsthaft, reißt euch zusammen“, sagte Lily. Sie ging sicher, dass keiner mehr versuchte den anderen mit mehr als seinem Blick zu erwürgen und ließ die beiden dann los. „Will mir jemand sagen, was los war, damit ich überhaupt was habe, das ich glauben kann?“

James nahm Abstand und schnappte sich seine Kiste vom Tisch, wo er sie abgestellt hatte. „Weißt du was, ich habe noch Mistelzweige zu verteilen. Mein Schoßhund freut sich da sicher drüber.“

Lily schaute Regulus fragend an, aber er schien genauso wenig erpicht darauf ihr irgendetwas zu sagen. Seufzend gab sie auf und wollte gerade zurück zu ihrem Baum, als Regulus sich in ihren Weg stellte.

„Können wir reden, Evans? Allein?“, fragte er mit Blick auf James, der hinter ihnen innegehalten hatte.

Lily bedeutete James mit einem Blick zu verschwinden und er drehte sich auf den Absätzen um. Als er außer Hörweite war, nickte Lily. „Meinetwegen.“ Sie winkte Regulus hinter sich her und führte ihn ans Ende der Halle, was ihm anscheinend noch nicht alleine genug war, also öffnete sie die Tür ins Trophäenzimmer.

Nichts außer Trophäen und Medaillen starrte ihnen entgegen. Aufgereiht in Glaskästen funkelten und glänzten sie wie ihre ganz eigene Weihnachtsdekoration. Und die fehlte hier auch nicht. James hatte den ein oder anderen Mistelzweig an die Decke und über der Tür angebracht, Tannenzweige wanden sich verschnörkelt um die Schaukästen und auf einem der Schaukästen graste eine Familie Miniatur-Hirsche im Gras.

Lily zog die Tür ins Schloss. Das Klicken des Schlosses ließ Regulus seine Aufmerksamkeit von einer Auszeichnung für besondere Verdienste um die Schule nehmen.

„Du hast mir James Potter auf den Hals gehetzt“, sagte er genauso scharf, wie sein Blick sie durchbohrte. „Wieso?“

„Was?“ Lily verstand ihn nicht. „Du warst alleine und James wollte helfen, das ist alles.“

„Du warst auch alleine. Wieso hat er dir nicht geholfen?“, fragte Regulus in einem eisigen Tonfall, der automatisch etwas Herablassendes hatte.

„Weil ich keine Hilfe gebraucht habe“, sagte Lily. „Und bei dir hätte das vielleicht anders ausgesehen, also –“

„Ich brauche keine Hilfe. Erst recht nicht von James Potter.“ Er spuckte James‘ Namen aus, als hätte jemand ihm einen Müllsack vor die Füße geworfen.

Lily verschränkte die Arme vor der Brust. „Pass auf, was du sagst, Regulus. James ist Schulsprecher und dafür verantwortlich, dass du deinen Job vernünftig machst. Wenn er sich davon selbst überzeugen will, dann darf er das. Vor allem, wenn er dir einfach nur helfen will.“

„Du denkst nicht wirklich, dass er mir helfen wollte?“, gab Regulus mit einem Schnauben zurück, als wäre Lily das naive Dummchen, das sich von Lord Voldemort einlullen ließ.

Zorn flammte ihn ihr auf, wie sie ihn seit Hogsmeade nicht mehr gespürt hatte. „Was hätte er sonst gewollt? Er hat keine perfiden Hintergedanken, Regulus. Er wollte nur helfen.“

Regulus atmete scharf aus, wie ein Drache, der sich gekitzelt fühlte, wenn man etwas Gutes über James Potter sagte. Eine fremde Röte stieg seinen Hals hinauf. „Schön, aber ich will keine Hilfe. Weder die von James Potter, noch deine. Ich dachte, das hättest du inzwischen kapiert.“

„Was soll das bitte heißen?“

„Du ignorierst mich. Du redest nicht mehr mit mir, du siehst mich nicht an, als ob du ein Recht darauf hättest sauer auf mich zu sein. Ich braue einen nahezu perfekten Trank und du interessiert dich nicht einmal dafür.“ Regulus presste die Lippen aufeinander, als er scharf gegen die Wut anatmete, die sich in seine Stimme schlich und sie aus seiner eisigen Ruhe schlug, wie ein kalter Winterwind. Es gelang ihm nicht ganz. „Du hast kein Recht sauer auf mich zu sein.“

„So, wie du dich in Hogsmeade benommen hast, sollte ich nie wieder ein Wort mit dir reden.“

„Ich habe nichts falsch gemacht. Du hast mich angelogen.“

„Ich habe nicht gelogen.“ Lily wusste, dass das nicht ganz korrekt war, aber ihr liefen die Worte davon, ehe sie genauer über sie nachdenken konnte. „Ich hab gehört, worüber Mulciber und du euch unterhalten habt.“

Regulus‘ linke Augenbraue zuckte, schaffte es aber nicht nach oben. Alle Röte verschwand von seinem Hals und er schien blasser als zuvor. Er schnappte ertappt nach Luft und setzte an etwas zu sagen, das Lily gar nicht hören wollte. Sie drehte sich um und griff nach der Türklinke. Regulus hielt sie an der anderen Hand fest.

„Evans, warte.“

Lily wartete. Die Art, wie Regulus ihre Hand umklammerte, ließ sie automatisch wie angewurzelt stehenbleiben. Kurz konnte sie sich zumindest mit den Augen an der Tür festhalten, dann schaute sie zögerlich über die Schulter.

Regulus wich ihrem Blick aus. „Ich würde nie… Ich hab nie überhaupt darüber nachgedacht, sowas zu tun.“ Er biss sich auf die Lippe. Die Röte kroch diesmal auf seine Wangen, nicht auf seinen Hals. „Mulciber hat das nur gesagt, um mich zu ärgern. Ich hab nicht… Ich werde nicht… Ich meine, das kannst du nicht wirklich von mir denken… oder?“

Sie runzelte die Stirn, als Regulus die richtigen Worte nicht zu finden schien. Dann verstand sie, dass er anscheinend nicht über Lord Voldemort sprach. „Ich weiß, Regulus. Du würdest niemanden brauchen, der mich festhält.“ Das kam vielleicht falsch rüber, so wie er sie jetzt ansah, hart und tiefgehend, wie bei einem Legilimentiker. Sie fühlte sich auf einmal komplett entblößt. Ihre Hand zitterte zwischen Regulus‘ kühlen Fingern. „Es geht mir um die andere Sache.“

Regulus schien verwirrt. Sein Blick ging nach oben, und als er merkte, dass er viel zu nah an dem Mistelzweig über der Tür stand, machte er einen schnellen Schritt nach hinten. Lilys Hand rutschte aus seiner. „Was meinst du?“

„Lord Voldemort?“ Lily sagte seinen Namen in einem beiläufigen Tonfall, der Regulus nicht zu passen schien. Er reckte sein Kinn, schaute sie von oben herab auf diese Weise an, die ihn auch größer als James hatte wirken lassen. „Du hast über ihn gesprochen, als wär er der Erlöser der Zaubererwelt. Als hätte er auch nur die kleinste gute Absicht in dem, was er tut.“

„Deswegen redest du nicht mit mir?“, fragte Regulus.

„Du hast nicht mit mir geredet“, sagte Lily. „Ich wusste einfach nicht, wie ich es ansprechen sollte.“

„Wieso solltest du es ansprechen? Es geht dich nichts an, was ich außerhalb von Hogwarts oder Zaubertränke tue.“

„Ich mache mir Sorgen, Regulus. Dagegen kann ich nichts tun. Und ich will auch gar nichts dagegen tun.“

Regulus verzog angewidert die Mundwinkel. „Du glaubst die Propaganda-Artikel vom Tagespropheten wie jeder andere, dabei ist er nicht so. Große Zauberer wie er wecken Neid und der steigert sich zu Hass. Professor Dumbledore kennt das auch. Das Ministerium hat Angst, dass jemand wie der Dunkle Lord etwas ändern könnte, und sie mögen keine Veränderungen. Sie haben nichts mehr an ihren verstaubten Gesetzen geändert, seit den Kobold-Aufständen.“

„Oh, neuerdings hat der Dunkle Lord also politische Ambitionen, ja?“ Sie konnte sich die schnippische Abfälligkeit nicht verkneifen. „Das klingt sehr danach, als würdest du Propaganda glauben.“

„Das Ministerium könnte jemanden wie ihn gebrauchen. Wir könnten ein neues Ministerium gebrauchen. Eines, das nicht darauf beharrt, dass wir uns vor der halben Welt verstecken. Er will etwas für unsere Gemeinschaft tun. Was ist falsch daran eine faire Behandlung für alle Zauberer zu wollen? Kannst du dir vorstellen, was das für uns bedeuten würde? Wir bräuchten all diese Geheimniskrämerei nicht mehr, keine Gedächtniszauber, keine abgelegenen Gelände für magische Tierwesen. Kein Zaubererkind müsste sich mehr in einem dunklen Haus in London oder sonst wo verstecken, sondern könnte draußen auf der Straße spielen, ohne dass die Muggel in Panik ausbrechen.“

„Du kannst das nicht tatsächlich glauben, Regulus. Du bist nicht dumm“, sagte Lily. „Er bringt keine hundert Muggel um, damit Zauberer sich nicht mehr verstecken müssen. Er bringt deswegen nicht muggelstämmige Zauberer um. Er tut das, weil er es kann. Weil es ihm Spaß macht.“

„Er würde nie einem Zauberer wehtun, wenn es nicht unbedingt nötig wäre“, sagte Regulus. „Er würde dir nichts tun, obwohl du muggelstämmig bist. Wenn du wolltest, würde er dich aufnehmen, weil du eine talentierte Hexe bist, und das alles ist, was für ihn zählt.“

Lily schob sich fahrig die Haare aus der Stirn. „So sah das letztes Jahr aber nicht aus“, sagte sie heiser und diesmal vermied sie es Regulus anzusehen. „Er war in Hogsmeade mit seinen Todessern, davon hast du sicher auch im Tagespropheten gelesen, falls du nicht live dabei warst. Sie haben einen Süßigkeitenladen angegriffen. Und ich habe diesem angeblichen Lord in die Augen, oder was von denen übrig ist, gesehen und keinen Funken Mitgefühl entdeckt. Weißt du, was ich gesehen habe? Dass er mich umgebracht hätte, weil ich eben zufällig im Weg stand.“

Regulus schüttelte vehement den Kopf. „Das sind diese Trittbrettfahrer an Anhängern“, sagte er gelassen, als hätte er einfach überhört, wie Lilys Stimme angefangen hatte zu zittern. „Leute, wie Mulciber. Die geben ihm einen schlechten Ruf.“

„Er nennt sich selbst der Dunkle Lord, Regulus!“ Lily suchte Regulus‘ Blick, aber jede einzelne Trophäe schien interessanter als sie zu sein, selbst als sie nah an ihn herantrat. „Wer tut das? Welcher jemand, der edle Motive hat, nennt sich Dunkler Lord?“

„Das ist Propaganda, Evans.“

„Er ist ein Psychopath. Er hat deinen Bruder mit einem Wink seines Zauberstabs aufgeschlitzt, weil er auch zufällig im Weg stand. Und Sirius ist sogar ein Reinblut, nicht wahr? Er schert sich nicht um unser Blut, ja, weil er sich um niemanden schert. Er hätte deinen Bruder getötet, wenn James nicht da gewesen wäre. Bist du zu entschlossen sie zu hassen, um das zu erkennen?“

„Er kann nicht so schlimm sein“, murmelte Regulus, als würde er mit beiden Händen eine schwach brennende Kerze vor dem Wind schützen.

„Du kannst nicht so blind sein“, antwortete Lily.

„Du verstehst das nicht, Evans.“

„Vielleicht ist das besser so. Ich würde mir um sich selbst Sorgen machen, wenn ich das verstehen würde.“ Sie kehrte Regulus den Rücken zu und ging zurück zur Tür.

„Evans.“ Wieder fühlte sie Regulus‘ Finger ihre streifen, aber diesmal zog sie ihre Hand rechtzeitig weg und griff nach der Türklinke. Sie bekam die Tür einen Spalt auf, als Regulus seine Hand gegen das Holz rammte und sie wieder schloss. Wie eine Schranke schloss sein Arm sie zwischen ihm und dem Türrahmen ein. „Warte, ich –“

„Regulus, lass mich einfach.“ Lily presste die flache Hand gegen Regulus‘ Brust, aber diesmal bekam sie ihn nicht so leicht weg, wie vorhin bei seinem Streit mit James. „Ich hab noch zu tun und –“

„Lass mich kurz erklären“, bat Regulus.

„Du hast mir nichts zu erklären“, sagte Lily und schob sich dabei weiter in die Ecke des Türrahmens hinein, als könnte sie sich dort vor Regulus‘ penetrierendem Blick verstecken. „Du hast sehr deutlich gemacht, dass meine Meinung dich nicht interessiert.“

Sie bemerkte, wie Regulus‘ Blick nach oben schweifte. Einer der Mistelzweige hing direkt über ihnen und Lilys Herz machte einen unangebrachten Hüpfer, als Regulus sie wieder ansah, irgendwie unsicher.

„Ich will nicht, dass du mich für einen schlechten Menschen hältst“, sagte er.

„Wieso? Ich dachte, es interessiert dich nicht, was andere von dir halten, solange du denkst, du tust das Richtige. Wieso sollte es dich interessieren, was ich denke?“

Regulus hob beide Schultern. „Tut es einfach.“

Lilys Mundwinkel zuckte, obwohl sie nicht lächeln wollte. „Ich denke nicht, dass du ein schlechter Mensch bist.“

Regulus‘ Lippen zuckten ähnlich verkrampft, aber sein Blick ging wieder nach oben.

„Es ist nur ein Mistelzweig, Regulus“, sagte Lily und lächelte ihn trotz allem an. „Eine dumme, alte Tradition.“

„Ich mag Traditionen.“ Regulus legte eine Hand auf ihre Wange, strich mit dem Daumen sanft über ihr Jochbein. Eine brennende Hitze schoss in ihre Wangen und schien sich unter seiner kühlen Handfläche nur zu verstärken. Lily atmete tief ein und spürte Regulus‘ Brust gegen ihre drücken, als er sich vorbeugte. Sie reckte sich ihm entgegen und für einen Moment spürte sie seinen Atem ihre Lippen kitzeln, dann ertönte ein seltsames Klicken.

Die Tür ging auf und Regulus zuckte von ihr zurück.

„Lily, Professor McGonagall behauptet, das wären zu viele Mistelzweige. Kannst du ihr – ups.“ James blieb abrupt auf der Türschwelle stehen, als er ins Trophäenzimmer stürmen wollte und dabei fast in Lily rannte. „Ähm.“ Er schaute von ihr zu Regulus, der sich an den gegenüberliegenden Rahmen der Tür presste. „Alles okay?“

Regulus schnaubte abfällig und stieß James aus dem Weg, verschwand ohne ein weiteres Wort zurück in die Halle. James schaute ihm verwirrt nach, dann sah er Lily an und blieb einen Moment zu lange an ihren hochroten Wangen hängen.

„Sicher, dass alles in Ordnung ist?“

„Ja“, sagte sie scharf.

James behielt sie fest im Blick, bis Lily sich wie ein Ausstellungsstück im Museum fühlte. Seine Brille musste ihm die Sicht auf jeden roten Fleck in ihrem Gesicht erleichtern. „Ganz sicher? Was hat er gemacht, Lily?“

„James, es geht mir gut. Ich brauche keinen Beschützer“, fuhr sie James an und drehte ihm den Rücken zu. Das Letzte, was sie im Moment wollte, war James Potter in die Augen zu sehen.

„Sorry“, hörte sie ihn sagen und kurz darauf seine Schritte, die sich entfernten.

Lily presste eine Hand gegen ihre Lippen. Die Hitze in ihren Wangen schien nur stärker zu werden, bis sie glaubte jeden Moment wie Schnee zu schmelzen, und eine Pfütze auf dem Boden schien gerade keine schlechte Option zu sein.


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Ich will mehr wie jeder andere, dass Joanne K. Rowling mit meiner Luna zufrieden ist, denn es ist ihr Charakter. Ich hatte schon einen Albtraum davon, auf der After-Show-Party zu sein, Jo zu treffen und sie schüttelt nur ihren Kopf und schaut traurig. Das ist mein Irrwicht. Aber bis jetzt hat sie sich mir gegenüber positiv verhalten, also bin ich optimistisch.
Evanna Lynch