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Fanfiction

Mud and Blood - Ein hoffnungsloser Fall

von Dr. S

@purpelrain: Haha, boring random fact, ich hab zu spät realisiert, dass die imo nicht so tolle Übersetzung von Sopophorousbohne Schlafbohne zu sein scheint. Hoffen wir, dass Regulus nicht auch eine einschläfernde Wirkung hat, wenn man ihn knackt. :D *Keks geb* Liebsten Dank fürs Lesen!

Nächstes Chapchen!
Viel Spaß!
Dr. S


Ein hoffnungsloser Fall

Einige Wochen und geschmolzene Kessel später schien Regulus noch immer nicht aufzutauen, aber Lily gewöhnte sich mehr und mehr an seine distanzierte Art. Sie wusste nicht genau, was es war, aber wie ein Eiswürfel im Sommer schien es nach einem Tag umringt von hitzigen Gemütern gut zu tun. Sie wünschte nur, dass sie eine ähnliche Wirkung auf Regulus hätte. Dass er schmelzen würde, zumindest ein bisschen, und mit ihr reden würde.

Es war nicht so, dass sie sich anschwiegen. Man konnte sich gut mit ihm unterhalten. Er war ehrlich, aber auf eine kalte, beinahe brutale Art, die sie mehr schätzte, als wenn man sie unter einem Grinsen und Witz versteckte, bei denen man doch nie wusste, woran man war. Und trotzdem war er amüsant. Nur sprach er nicht gerne, eigentlich nie über persönliche Dinge. Lily nahm das nicht persönlich. Sie bezweifelte, dass er mit irgendjemandem, der ihm näher stand, über seine Gefühle oder Probleme sprach.

Professor Slughorn war zufrieden mit ihrem Fortschritt, aber anscheinend gab es Momente im Klassenzimmer, während denen sich Regulus immer noch nicht konzentrieren konnte. Lily schloss das vor allem daraus, dass Professor Slughorn ihr nicht hatte sagen wollen, wer an seinen angekokelten Augenbrauen Schuld hatte. Er schien viel darauf zu setzen, dass sie Regulus‘ Probleme in den Griff bekam, damit er sich nicht darum kümmern musste. So charmant er war, wenn nichts für ihn dabei raussprang, investierte er auch ungerne.

Der Herbst wurde mit jedem Tag trüber und deprimierender. Mitten im Oktober kam sie sich vor, als hätte sie das letzte Mal vor Tagen die Sonne gesehen. Es regnete und stürmte, während sie in der Bibliothek nach Büchern über Felix Felicis suchte. Nicht, dass sie Regulus so einen Trank brauen lassen wollte, aber sie selbst wollte sich wirklich gerne daran versuchen und ein bisschen Freizeit hatte sie immer noch zu opfern.

Gerade lief ihr die Zeit davon. Sie hatte sich an einem verstaubten Grimoire festgelesen, dass William, dem Eroberer flüssiges Glück in die Schuhe schob, und nur noch fünf Minuten Zeit, um in die Kerker zu kommen. Dabei hatte sie einen wunderbaren Plan für heute, auch wenn es vielleicht nicht ausgeklügelt genug für einen Plan war. Eher eine Idee. Einen Hoffnungsschimmer, dass es Regulus auflockern würde etwas Euphorie zu brauen.

Sie hastete mit Madam Pince‘ missbilligendem Blick im Nacken aus der Bibliothek und schlitterte durch die Graue Dame hindurch in den Gang. Ein eisiger Schauer begleitete sie in Richtung der Großen Halle.

„Lily!“ Marys Stimme holte sie ein. Lily schaute über die Schulter, hielt aber nicht an. Mary lief aus einem Seitengang auf sie zu und hob gerade die Hand zum Winken, als ein merkwürdiger Ruck durch ihren Körper ging.

Rumms! Mary ging mit einem lauten Krachen zu Boden. Ihre Tasche entleerte sich über den halben Korridor, aus dem ein lautes Lachen dröhnte.

„Oh, Gott…“ Mary lief puterrot an und versuchte hastig den Inhalt ihrer Tasche, der sich über Korridor verteilt hatte, wieder einzusammeln.

Lily kam ihr entgegen. Das Lachen wurde lauter. Mulciber hielt sich den Magen vor Lachen, Avery trommelte mit der Faust auf die Fensterbank, wo Rosier sich breit grinsend ausgebreitet hatte. Und sie wusste genau, wer der Junge war, der mit einem schnellen Ausfallschritt in den Schatten verschwand, auch wenn sie ihn nicht beachtete. Severus hatte auch noch ein Grinsen auf den Lippen gehabt.

„Was soll das?“, fuhr sie Mulciber an, der sich nicht einmal die Mühe gegeben hatte seinen Zauberstab wegzustecken. „Was hast du getan, Mulciber?“

„Ich weiß nicht, wovon du redest, Evans“, sagte Mulciber immer noch glucksend. „Netter Fall, Macdonald. Sehr elegant.“

Lily trat in sein Blickfeld und versperrte seine Sicht auf Mary, die ein gepresstes Wimmern von sich gab. „Was hast du getan? Ein Stolperfluch, oder? Du weißt, dass Zaubern in den Korridoren verboten ist.“

„Beweis es“, sagte Mulciber.

Lily streckte die Hand aus. „Gib mir deinen Zauberstab und ich tu’s.“

„Ach?“ Mulciber drehte seinen Zauberstab behutsam in den Fingern. „Woher solltest du denn wissen, wie man den benutzt?“

Avery dämpfte sein Lachen, indem er das Gesicht in Rosiers Beinen vergrub, was nicht besonders viel half. Das Lachen verging ihm erst, als Rosier ihm das Knie gegen die Nase schlug.

„Nachsitzen“, sagte Lily.

Mulciber schaute sie entsetzt an. „Wie bitte?“

„Du bist ein gemeiner, bösartiger Trollverschnitt; mit Nachsitzen bist du noch einmal gut davon gekommen“, antwortete Lily ruhig, während die Zornesröte langsam aber sicher bis zu Mulcibers Haaransatz stieg. Sie hörte seinen Fingerknöchel knacken, als er die Fäuste ballte.

„Das willst du dir lieber nochmal überlegen, Evans“, zischte er. „Wag es nicht dich mit mir anzulegen.“

Drohungen schreckten sie nicht ab, auch wenn sie es beim letzten Mal mit einer Schlammpackung bezahlt hatte. Lily reckte das Kinn, bereit die Herausforderung anzunehmen.

„Lass gut sein, Lily“, sagte Mary da.

Aber Mulciber wollte nichts gut sein lassen. Er stemmte sich von der Fensterbank weg und trat auf Lily zu, so dicht an sie heran, als würde er erwarten, dass sie vor ihm zurückwich. Sie tat genau das nicht. Mulcibers Atem streifte unangenehm warm über ihre Wange.

„Du solltest lieber auf deine kleine Schlammblut-Freundin hören, Evans, oder ich muss dir aus erster Hand zeigen, wie gemein und bösartig ich sein kann.“

„Drohungen retten dich nicht vor deinem Nachsitzen. Ich –“

„Lily, lass es gut sein“, wiederholte Mary schärfer.

„Ja, du auch.“ Avery klopfte Mulciber grinsend auf den Rücken. „Lass gut sein.“ Dann ließ er sich von Rosier in dieselbe Richtung ziehen, in die sich Severus‘ Schatten gestohlen hatte, und Mulciber, nachdem er Mary über Lilys Schulter einen letzten, neugierigen Blick geschenkt hatte, wandte sich ebenfalls zum Gehen. Er verabschiedete sich mit einer sarkastischen Verbeugung.

Lily half Mary auf die Beine, die immer noch auf dem Boden gekauert und ihre Tasche umschlungen hatte. „Alles okay?“

„Frag das meine dreißig Pfund teure Strumpfhose“, murmelte Mary und drehte ihr blutiges Knie hin und her, anscheinend mehr um den Riss im feinen Nylon besorgt, als um die Schürfwunde.

„Wer kauft eine Strumpfhose für dreißig Pfund?“, fragte Lily und holte ihren Zauberstab heraus. Mit einem Tippen gegen Marys Knie heilte sie die Schürfwunde.

„Äh, jemand der nicht nach einem Mal tragen in Fetzen herumlaufen will?“

Lily schaute auf die Nylonfetzen herunter, die von Marys Bein hingen, und sparte sich eine Antwort. „Du kannst sie damit nicht durchkommen lassen. Sonst denken sie, du lässt dir alles gefallen.“

„Als ob das irgendetwas bringen würde“, sagte Mary bitter. „Die tun, was sie wollen. Du kannst nichts dagegen tun und ich erst recht nicht, nicht einmal Professor Dumbledore kriegt das hin, oder Mulciber wäre damals von der Schule geflogen für das, was er getan hat. Ist er aber nicht. Keine Beweise, das sagen sie doch so gerne, oder? Slytherins halten zusammen und Leuten wie uns hört sowieso niemand zu. Ein Stolperfluch wird das sicher nicht ändern.“

„Du hättest mich ihnen wenigstens Nachsitzen geben können“, sagte Lily.

Mary schenkte ihr ein kleines Lächeln und hakte sich bei ihr ein, führte sie den Gang herunter in Richtung der Großen Halle, in die entgegengesetzte Richtung der Slytherins. „Wieso versuchst du immer noch dich mit ihnen anzulegen?“

„Das ist mein Job“, sagte Lily, „und vielleicht lernen sie was daraus.“

Mary schnaubte spöttisch. „Du machst sie nur wütender. Slytherins sind allesamt Bastarde und nicht in der Lage sich zu ändern. Gerade du solltest das wissen.“

Lily dachte an Severus‘ Schatten, der sich aus ihrem Blickfeld gestohlen hatte, ein Lachen noch halb auf den Lippen. Sie schüttelte den Gedanken ab. „Das ist nicht fair, Mary. Sie sind nicht alle Bastarde, nur weil sie Slytherins sind.“

„Wirklich? Nach allem, was dir mit denen passiert ist, solltest du das besser wissen.“

Lily wusste es besser, und sie war kurz davor Mary zu erzählen, dass Regulus eine gute Ausnahme wäre. Er beleidigte sie nicht oder lachte sie aus, obwohl er mehr als eine Chance hatte. Er schaute nicht auf sie herunter, weil sie aus einer Muggel-Familie kam. Er schaute auf so ziemlich jeden herunter, auf eine Weise, die sie ihm irgendwie schon nach dem ersten Mal nicht mehr übel nehmen konnte. Dafür stand ihm seine fast schon übertriebene Ernsthaftigkeit zu gut. Sie sah schon vor sich, wie er sie verurteilend anblicken würde, wenn sie zu spät kam.

Lily blieb erschrocken stehen und schaute hastig auf ihre Armbanduhr.

„Was ist?“, fragte Mary, die sie losgelassen hatte, als Lily ihren Arm zu ruckartig hochgerissen hatte.

„Ich bin spät dran“, sagte Lily, und das war eine Untertreibung. Sie lächelte Mary entschuldigend an und drehte sich in Richtung Treppe. Bevor sie die Stufen heruntereilen konnte, hielt Mary sie am Arm zurück.

„Wozu?“, fragte sie neugierig.

Lily ging die ersten Stufen rückwärts herunter. „Professor Slughorn hat mich um einen Gefallen gebeten.“

„Du bist ziemlich oft in den Kerkern in letzter Zeit. Was genau machst du da unten?“

„Du kannst ja mitkommen und es dir anschauen“, sagte Lily lächelnd. Sie wusste, dass Mary seit ihren ZAGs keinen Fuß mehr freiwillig in die Kerker gesetzt hatte und keine Neugierde sie dort herunter bringen würde. Vielleicht war es nicht besonders nett das ausnutzen, aber lange dachte Lily nicht darüber nach. Sie drehte Marys Schmollmund den Rücken zu und eilte die Treppe herunter, bog dann in die Kerker ab.

Schatten und flackernde Fackeln begrüßten sie. Der silberne Schimmer des Blutigen Barons verschwand gerade in einer Wand und ließ sie alleine in dem ausgestorbenen Gang zurück. Außer dem Pfeifen des Windes war hier unten nichts zu hören, nicht einmal der prasselnde Herbstregen, der von Tag zu Tag schlimmer wurde.

Als sie die Tür zum Klassenzimmer für Zaubertränke öffnete, wartete Regulus dort schon. Er saß an einem der Tische und las in einer Zeitung, hörte weder, wie sie die Tür schloss, noch ihre Schritte näherkommen. Vielleicht tat er auch nur so.

Lily beugte sich über seine Schulter und warf einen Blick in den Tagespropheten. Das Dunkle Mal lachte ihr von einem schwarzweißen Himmel entgegen; das Lieblingsbild des Propheten in letzter Zeit.

„Interessante Neuigkeiten?“, fragte Lily und drehte gleichzeitig mit Regulus den Kopf herum.

„Du bist spät, Evans“, sagte er.

Sie öffnete den Mund, entdeckte gleichzeitig den rotblauen Fleck an Regulus‘ Hals und bekam kein Wort über die Lippen. Ein scharfer Stich zwischen ihren Rippen ließ sie schnell wieder Abstand nehmen. Sie setzte sich auf die andere Seite, sodass sie nicht aus Versehen auf Regulus‘ Hals starrte. Verwirrt wühlte sie nach Zaubertränke für Fortgeschrittene in ihrer Tasche.

„Scheint, dass die Todesser sich mal wieder in den Vordergrund schieben mussten“, sagte sie.

„Du bist sonst nie spät“, erwiderte Regulus und faltete genauso beschäftigt seine Zeitung sorgfältig zusammen, allerdings mit einer Ruhe, die Lily gerade nicht in sich hatte. Anscheinend hatte sie doch nicht so falsch damit gelegen, dass ein hübsches Gesicht Regulus‘ Verstand vernebelte.

„Ich war in der Bibliothek und auf dem Weg hierher, als es Ärger gab. Mulciber versucht wieder den Titel Mistkerl der Schule für sich zu beanspruchen“, antwortete Lily. „Was haben die Todesser diesmal angestellt?“

Regulus verstaute den Tagespropheten in seiner Tasche. „Der Prophet ist nicht gerade für seine Glaubwürdigkeit bekannt, Evans. Die Hälfte davon ist wahrscheinlich Propaganda. Niemand würde sich selbst freiwillig Todesser nennen“, sagte er gelangweilt und fixierte Lily dann. „Hat er dir wehgetan?“

Sie runzelte die Stirn. „Wer?“

„Mulciber. Du hast gesagt, es gab Ärger.“

„Oh.“ Lily hatte keine Nachfragen erwartet. Es verwirrte sie genauso, wie es ihr eine verlegene Hitze in die Wangen trieb. „Es ging nicht um mich. Wieso? Angst, dass ich ihm diesmal wirklich Punkte abgezogen habe?“

Regulus musterte sie so genau, dass sie seinen Blick unter ihrer Haut zu spüren glaubte. Ihre Wangen wurden noch wärmer und so, wie er sie anstarrte, konnte ihm das nicht entgehen. Lily zog ihre Haare über ihre Schulter und band sie in einen schnellen Zopf, versteckte so hoffentlich jeden Hauch Rosa.

„Hab ich nicht, falls es dich interessiert“, sagte sie. „Hätte ich aber. Wie kannst du es mit Mulciber aushalten? Er scheint immer unerträglich zu sein.“

Regulus zuckte mit den Achseln, worauf Lily ihn forschend ansah. „Er hat einen sehr schwarzen Humor, mehr weiß ich nicht.“

„Dann suchst du dir deine Freunde nicht sehr gut aus.“

„Wir sind keine Freunde, auch wenn du das gerne behauptest.“

„Nicht?“ Lily konnte ihre Überraschung nicht verbergen. Regulus hatte sie nie zuvor korrigiert, wenn sie impliziert hatte Mulciber wäre sein Freund, allerdings hatte er es auch nie bestätigt. „Dafür seh ich dich oft in seiner Nähe.“

„Ich kenne Avery vom Quidditch und Rosier ist ein entfernter, angeheirateter Cousin von mir. Sie mögen Mulciber und Wilkes und auch Snape“, sagte er. „Man kennt sich eben.“

„Und du lachst nicht über seinen schwarzen Humor? Du findest es nicht lustig, wenn er behauptet, ich wüsste nicht, wie ein Zauberstab funktioniert?“, fragte Lily.

Regulus‘ Blick machte ziemlich deutlich, dass es mehr als sehr schwarzen Humor brauchte, um ihn zum Lachen zu bringen. „Ich wüsste nicht, wieso du überhaupt auf Mulcibers Kommentare reagieren solltest“, sagte er und klang noch desinteressierter als sonst. „Du bist eine Hexe, Evans. Eine sehr talentierte.“

Vielleicht war es gerade sein unterkühlter Tonfall, aber das war das Süßeste, was sie seit langer Zeit gehört hatte. Lily lächelte ihn an. Normalerweise war das der Startschuss für ihn wegzusehen und sie fünf Minuten lang zu ignorieren, aber diesmal nicht. Sein Blick haftete an ihr, und als würde ihr Lächeln abfärben, zuckten seine Wangenmuskeln. Nur kurz.

„Findest du?“, fragte sie.

„Allerdings fehlt dir etwas Talent in Sachen Zeit“, sagte Regulus und rieb sich über die malträtierte Stelle seines Halses, erstickte Lilys Antwort so. „Wir sollten anfangen.“

Lily nickte und zückte ihren Zauberstab, ließ mit einem Schwung die nötigen Zutaten und einen Kessel aus der Vorratskammer kommen. „Ich dachte, dass wir uns heute an Euphorie wagen.“

Regulus hörte endlich auf über seinen Hals zu reiben und schlug die passende Seite in Zaubertränke für Fortgeschrittene auf. Lily behielt ihn im Auge, während er stumm den Kessel aufstellte und anfing die Zutaten zu schneiden. So machten sie es immer. Jedes Mal saß sie neben ihm und behielt jede seiner Bewegungen genau im Auge, bis sie mittlerweile genau wusste, wie er sein Silbermesser ansetzte und die Finger auf irgendwelche Wurzeln legte. Heute fiel ihr eine neue, andere Bewegung auf, die seine Schnitte unsauberer werden ließ: Er rieb sich fortwährend über den Hals.

Ihre Laune wurde zunehmend trüber, wie das schlechte Herbstwetter. Nicht einmal Mulciber hatte sie so heruntergezogen, wie der Gedanke, wer womöglich so nah an Regulus herangekommen war. Wen er herangelassen hatte. Wie musste so ein Mensch sein?

Als Regulus seine ungeschälten Schrumpelfeigenstückchen achtlos in den Kessel fallen ließ, weil er sich erneut über den Hals fuhr, konnte sie sich nicht mehr zurückhalten.

„Juckt es dich?“, fragte sie und wunderte sich selbst über ihren eisigen Tonfall, der Regulus‘ Konkurrenz machte.

„Hm…“ Regulus rührte missmutig in seinem braunen Gebräu herum, das weit von dem vorgesehenen Sonnengelb des Elixiers entfernt war.

„Jemand scheint dich sehr gern zu haben“, bohrte Lily weiter.

Regulus wog den Kopf leicht hin und her. „Nicht meine Interpretation.“

Lily schaute ihn verwirrt und mit verschränkten Armen an.

Regulus gab auf sein braunes Gebräu mit Rühren retten zu wollen und drehte sich zu Lily. „Hier.“ Er krempelte seinen Ärmel hoch, bevor sie protestieren konnte, und zeigte ihr seinen linken Unterarm. Ein noch tieferer blauroter Fleck in Form eines Bisses prangte auf seiner blassen Haut. Ihr erster Gedanke war, dass sie nicht wissen wollte, wer das getan hatte. Ihr zweiter, dass sie wissen musste, was das getan hatte.

„Oh, mein Gott“, hauchte sie. Unter dem Biss war die blau schimmernde Pulsader angeschwollen, die man sicher auch sonst unter seiner blassen Haut sehen konnte. „Das sieht böse aus. Was war das?“

Regulus sah aus, als müsste er sich zu den nächsten Worten durchringen: „Bowtruckle. Einer hat mich in Pflege magischer Geschöpfe angefallen. Wehe, du lachst, Evans.“

Lily presste die Lippen aufeinander und hob entschuldigend beide Hände. „Ich hätte zu gerne gesehen, wie du das hingekriegt hast.“

„Ich hätte nichts weniger gewollt, als dass du das gesehen hättest“, murmelte Regulus, ließ Lily aber nicht weiter über diese Worte nachdenken. Er tippte gegen seinen Hals. „Er ist mir an den Hals gesprungen und als ich ihn endlich da wegbekommen habe, hat er sich an meinem Unterarm festgebissen. Professor Kesselbrand hat gesagt, dass er noch nie einen so aggressiven Bowtruckle gesehen hätte. Nachdem er aufgehört hat zu lachen, natürlich.“

„Lass mich mal sehen“, sagte Lily und streckte ihre Hand nach Regulus‘ Handgelenk aus, aber im selben Moment zog er seine Hand zurück, bevor sie ihn berühren konnte. Seit ihrem ersten Treffen hier machte er das so, selbst wenn sie ihm nur helfen wollte etwas zu schneiden. Sie wusste beinahe nicht mehr, wie seine Hand sich angefühlt hatte, und sie würde ihre Erinnerung gerne auffrischen.

„Es geht schon“, sagte Regulus und krempelte seinen Ärmel wieder herunter.

„Das sieht böse aus“, wiederholte Lily. „Du hättest zumindest zu Madam Pomfrey gehen sollen. Nächstes Wochenende brauchst du die Hand, wenn ich mich recht erinnere.“

Quidditch rückte näher. Das erste Spiel zwischen Gryffindor und Slytherin entfachte Jahr für Jahr wieder die ohnehin hitzigen Rivalitäten zwischen den beiden Häusern. James hatte kaum genug Zeit ihr irgendwo aufzulauern, so viele Trainingseinheiten hatte er angesetzt. Abends fand man ihn K.O. vorm Kamin liegen, den Kopf im Schoß seines besten Freundes, und Sirius schaute sie wie ein knurrender Wachhund an, wenn sie mit Schulsprecherkram in seine Nähe kommen wollte.

„Wäre dir sicher recht, wenn ich nicht spielen kann“, sagte Regulus. „Ein leichter Sieg für Gryffindor.“

„James würde nicht gewinnen wollen, weil du ein Handicap hast.“

Regulus schnaubte leise. „Natürlich nicht. James Potter ist die Fairness in Person.“

Die Bitterkeit in seiner Stimme ging über puren Sarkasmus hinaus. James Potter war kein Thema, das sie mit Regulus besprechen wollte und er anscheinend auch nicht. Er beugte sich weg von ihr über seinen Kessel, aus dem inzwischen Rauch in feinen Ringen aufstieg. Der Trank darin war weit von dem Sonnengelb entfernt, den er annehmen sollte. Regulus blickte zweimal in sein Buch und begann dann gegen den Uhrzeigersinn zu rühren. Seine Lippen bewegten sich, als er stumm mitzählte.

„Machst du dir Sorgen wegen dem Spiel?“, fragte Lily.

Regulus stockte in seinem Rühren. „Du lenkst mich ab, Evans.“

„Das ist ein hoffnungsloser Fall und nicht Euphorie“, sagte Lily, stemmte sich hoch und setzte sich neben den Kessel auf den Tisch. Aus dieser Position konnte Regulus ihrem Blick schlecht ausweichen, aber anstatt ihn sah sie in den Kessel, wo ein braunes Gebräu eine riesige Blase produzierte. Sie schöpfte eine Kelle des Tranks und ließ ihn langsam wieder in den Kessel tropfen. „Kannst du mir sagen, wieso?“

„Euphorie ist ein Elixier. Elixiere sind aromatisch und süß“, sagte Regulus. Lily spürte seinen Blick auf sich und fixierte sich auf den Trank, rührte mit der Kelle darin herum. „Das ist das genaue Gegenteil.“

Lily nickte. „Weißt du, was falsch gelaufen ist?“

„Zu viel Schrumpelfeige.“

Lily schlug ihren Zauberstab gegen den Kessel und ließ den Inhalt verschwinden. „Du hast dich wieder nicht richtig konzentriert. Bist du sicher, dass dein Arm dir nicht mehr wehtut, als du zugeben willst?“

„Es ist nicht mein Arm“, sagte Regulus und rieb sich dabei wieder über den Hals, was diesmal nur Mitleid in Lily weckte. „Ich wäre nicht seit Wochen hier, wenn ich mir ständig den Arm verletzen würde.“

„Dann Quidditch?“

Regulus schaute auf seine Hände, die auf den Tisch gestemmt hatte. Seine Fingerspitzen streiften ihren Umhang, der neben ihrem Oberschenkel über den Tischrand fiel. „Wartest du auf irgendwelche Informationen, die du James Potter dann verraten kannst?“

„Wieso sollte ich das tun?“

„Man sieht euch oft zusammen“, murmelte Regulus.

„Schulsprecherkram“, sagte Lily. „Ich hab niemandem gesagt, dass wir das hier tun, Regulus. Es ist unser kleines Geheimnis.“

Regulus schaute sie an, sein Blick schärfer als das Silbermesser neben seinem Kessel, und Lily fühlte die Wärme zurück in ihre Wangen kriechen. Sie betete innerlich dafür, Regulus würde wieder wegsehen, und lächelte ihn doch an. Regulus zog eine Augenbraue hoch.

„Unser Geheimnis?“, fragte er skeptisch. „Du hast wirklich niemandem davon erzählt? Nicht einmal meinem Bruder?“

Lily schmunzelte. „Nein.“

„Wirst du rot, Evans?“

„Na ja… Wenn ich Mr. Potter glauben kann, bin ich heiß. Das kommt vielleicht von innen“, sagte sie und warf sich in einem Anflug von gespielter Arroganz das Haar über die Schulter.

„Hat er das?“

„Vor… zwei Jahren“, gab Lily schulterzuckend zurück. „Inzwischen hat er sein Mundwerk im Griff.“

Regulus‘ Wangenmuskeln zuckten, fast so, als würde ein Lächeln sich anbahnen. „Vermisst du schon, wie er immer durch die halbe Halle geschrien hat, dass er mit dir ausgehen will?“

„Das hast du mitgekriegt, hm?“

Regulus‘ Kiefer entspannten sich. Sie hatte ihn nie zuvor so nah an einem Lächeln gesehen. Sein Gesicht wirkte weicher und aufgeschlossener, noch viel hübscher als sonst schon. „Mir hat immer gefallen, wie du ihn hast abblitzen lassen. Zum Beispiel, dass du lieber mit der Riesenkrake ausgehen würdest.“

Lily lachte und duckte sich gleichzeitig verlegen zwischen ihre Schultern. „Na ja, die Riesenkrake hat sicher ihre Vorzüge. Sehr gute Umarmungen, zum Beispiel.“

„Eine Menge Leute würden von der Klippe in den Schwarzen See springen, wenn James Potter mit den Fingern schnippt. Mein Bruder auch.“ Er schnaubte leise. „Ganz besonders mein Bruder.“

„Ziemlich wahrscheinlich würden sie Hand in Hand von der Klippe springen“, sagte Lily.

„Du hättest sie runtergeschubst. Verbal, natürlich.“

Lily lächelte stumm. Vielleicht wäre es nicht gut Regulus zu sagen, dass sie James nicht hasste, dass sie es vielleicht nie getan hatte, auch wenn er jeden ihrer Nerven qualvoll strapazierte und ein Ego so groß wie das Sonnensystem hatte. Dasselbe galt für Regulus‘ Bruder. Sirius und James waren keine schlechten Menschen, aber sie wollte das Regulus nicht unter die Nase reiben. Sie wollte James Potter wirklich mit niemandem diskutieren. Sie wollte, dass Regulus ihr vertraute, zumindest ein bisschen, und nicht das genaue Gegenteil erreichen. Das wäre kontraproduktiv.

Sie hatte aber noch ein Ass im Ärmel. Eine Kleinigkeit, die die ganze Sache vorantreiben könnte.

Lily nickte zum Kessel. „Sollen wir es noch einmal mit Euphorie probieren?“, schlug sie locker vor. „Oder willst du lieber einen Heiltrank ausprobieren?“

Regulus nahm die Hand von seinem Hals, wo er schon wieder, scheinbar unbewusst, hingegriffen hatte. „Du schienst so erpicht auf Euphorie zu sein. Lass es mich nochmal versuchen.“

„Das ist die richtige Einstellung.“ Lily setzte sich neben Regulus hin und holte die Schrumpelfeige zu sich herüber, hackte sie mit ein paar schnellen Bewegungen, die so glatt gingen, dass es sie selbst überraschte, in die passende Größe. Sie war ganz froh um ihr Glück mit dem Messer, so scharf wie Regulus jede ihrer Bewegungen beobachtete, als könnte er sie so besser nachahmen. Trotzdem machte er sich mit weitaus weniger Enthusiasmus an den Rest der Schrumpelfeige.

„Damit das klar ist“, murmelte Regulus, als er die Basis aus Schrumpelfeige in seinem Kessel zum Kochen brachte, „ich stelle mich nicht in allen Fächern so dämlich an.“

Lily bedeutete ihm langsamer zu rühren. „Du meinst, außer Pflege magischer Geschöpfe?“

Regulus verkrampfte sich bis in die Schultern. „Willst du andeuten, dass ich ein Idiot bin, Evans?“

„Nein“, sagte Lily. „Aber du konzentrierst dich entweder nicht richtig oder du glaubst, dass du gute Noten nicht nötig hast.“

„Du denkst, ich bin faul“, sagte Regulus. „Dass ich mich darauf verlasse, dass mein Name und das Gold meiner Eltern mir eine sichere Zukunft beschaffen.“

Lily ging von nichts weniger aus, als dass Regulus faul war. Dafür sah sie ihn zu oft mit einem Buch in der Hand auf den Ländereien, in den Korridoren und auch in der Bibliothek. Manchmal arbeitete er hart, manchmal starrte er nur aus dem Fenster und beobachtete, wie die Regentropfen an der Scheibe entlangliefen. Vielleicht dachte er, dass der Stand seiner Familie ihn retten würde, wenn er sich hängenließ, aber sie konnte das nicht glauben. Nicht, wenn sie daran dachte, wie sein Gesichtsausdruck beinahe ängstlich geworden war, als sie seine Eltern erwähnt hatte.

„Ich weiß nicht“, flunkerte sie und hoffte mehr als ein bisschen, dass das Regulus endlich zum Reden bringen würde. Wenigstens dazu sich zu rechtfertigen.

„Dann ist das hier ein hoffnungsloser Fall“, sagte er trocken.

Lily seufzte. „Ich wäre nicht hier, wenn du ein hoffnungsloser Fall wärst.“

Regulus schaute sie nur kurz an und kippte beinahe Honigwasser in seinen Trank.

„Warte.“ Lily versuchte seiner Hand den Weg abzuschneiden, aber Regulus zuckte vor ihr zurück und zwei Tröpfchen fielen in den Trank. Hastig nahm sie ihm das Fläschchen ab. Der Trank nahm ein grelles Türkis an, weit von Sonnengelb entfernt. „Das gehört da nicht rein.“

Regulus sah aus, als hätte sie seine versteinerte Miene mit einer Ohrfeige eingerissen. Er blickte nach oben zur Decke und atmete scharf ein.

Lily roch an der Flaschenöffnung; der süße Duft des Honigwassers stieg ihr in die Nase. „Keine so schlechte Idee. Die Süße könnte gegen das Nasenjucken helfen. Könnte dich allerdings wild tanzen lassen…“

„Borage hat geschrieben, dass man etwas Süßliches hinzufügen soll, wenn man einmal umgerührt hat.“

„Ich glaube, er meint nachdem man das erste Mal mit rühren fertig ist“, sagte Lily. „Du musst rühren, bis die Schrumpelfeige vollkommen in den Trank übergegangen ist, und dann noch einmal nach der Hinzugabe von Wermut um den Trank fertigzustellen.“

Regulus schüttelte den Kopf. „Ich bin hoffnungslos.“

„Borage hält sich einfach mehr für einen Schriftsteller als Tränkemeister“, sagte Lily. „Hast du seinen Abschnitt über Felix Felicis gelesen? Flüssiges Glück bringt Glück. Also, das hätte ich mir auch denken können.“

„Ich komme hier seit Anfang Oktober alle zwei Tage her, Evans, und kriege nichts hin. Wenn du nicht einsiehst, dass ich hoffnungslos bin, dann bist du einfach dumm.“

„Hey.“ Lily zögerte einen Moment und ließ sich Regulus‘ Worte noch einmal durch den Kopf gehen. „Willst du, dass ich dich für hoffnungslos halte? Machst du das hier absichtlich?“

„Wenn du dich dann besser fühlst.“

Lily beugte sich über den Kessel und rührte gegen den graublauen Dampf an, der von dem kochenden Trank aufstieg. Allmählich nahm er ein helleres Grün an. „Das ist mehr als passabel.“ Sie gab zwei Tropfen Wermut in den Trank, der tieforange wurde. „Siehst du? Du musst dich nur besser konzentrieren, Regulus.“

„Vielleicht lenkst du mich ab“, erwiderte Regulus.

Lily fing seinen Blick von der Seite auf, hart aber nicht vorwurfsvoll, sehr verwirrend. „Ich bin nicht dabei, wenn du Professor Slughorns Augenbrauen abfackelst.“

Regulus schaute sie an, als würde er das Gegenteil behaupten. Seine Hände lagen bisher nutzlos und fest verschlossen auf dem Tisch, jetzt regte seine linke sich. Sie glaubte zuerst, dass er wieder nach seinem Hals greifen wollte oder vielleicht dem Biss auf seinem Arm, aber er tippte gegen die Flasche Wermut in Lilys Fingern.

„Bei dir sieht das so flüssig und einfach aus. Du misst nicht einmal ab…“

„Viel Übung“, sagte Lily und zwinkerte ihm zu. „Plus ein wenig Gefühl, glaube ich.“

Regulus‘ Zeigefinger streifte anstatt der Flasche ihre Hand und Lilys Puls stieg in eine unangenehme Höhe. Sicher keine absichtliche Berührung, aber so nah war sie seiner Hand nicht mehr gekommen, seit sie das erste Mal in diesem Raum versucht hatten miteinander auszukommen. Ihr rasender Puls brachte ihre Hand und die Flasche Wermut darin kaum merklich zum Zittern, aber zu deutlich für ihren Geschmack. Regulus‘ nachdenkliche Miene gab ihr das Gefühl er könnte ihr Herz schlagen hören.

Lily zog ihre Hand weg und ließ mehr Wermut in den Trank tropfen.

Regulus‘ Blick folgte ihr, noch nachdenklicher dank der zusammengezogenen Augenbrauen. „Soll das so qualmen?“

Lily schreckte zurück und klammerte sich mit beiden Händen an die halbleere Flasche Wermut. „Oh, nein. Nein, nein, nein.“ Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass Regulus ihrem herumfliegenden Zopf ausweichen musste. Qualm stieg in dicken Schwaden aus dem Kessel heraus. „Nein, zu viel Wermut.“

„Wirklich?“ Regulus‘ Stimme dehnte sich unter seinem Sarkasmus, aber Lily hatte keine Zeit für eine Retourkutsche. Der Rauch kam in einer großen Wolke, wie eine Blase kurz vor dem Platzen, aus dem glühendroten Trank. Lily packte Regulus an den Schultern und riss ihn mit sich zusammen auf den Boden.

Das mickrige Puff, das gleich darauf über ihnen ertönte, war eine reine Demütigung. Aber nicht so demütigend, wie Regulus‘ Blick und die hochgezogene Augenbraue, als sie den Kopf hob und auf ihn herunterblickte.

„Sorry“, murmelte Lily. „Ich hatte einen… größeren Knall erwartet.“

Regulus nickte sachte. „Als Experte in Sachen Knall kann ich dir sagen, dass das sehr enttäuschend war. Hat mich nicht umgehauen.“

Lily konnte nicht anders als ihn anzulächeln, genauso wenig, wie sie ihm lange für etwas böse sein konnte. Sie stemmte sich von seiner Brust hoch und streckte ihm die Hand entgegen, um ihm wieder aufzuhelfen. Aber genauso wie sie damals in der Schlammpfütze, bevorzugte er es sich selbst hochzuhelfen.

Lily widmete sich enttäuscht dem Rest des Tranks. Eine wabbelige rote Puddingmasse war aus dem Kessel gelaufen und tropfte vom Tisch. Sie dampfte noch leicht, weckte aber keinerlei Euphorie in Lily.

„Oh, nein…“ Sie schöpfte eine Kelle ihrer letzten Hoffnung auf einen weniger steifen Black aus dem Kessel. In sieben Jahren Zaubertränke war ihr sowas noch nicht passiert. Einmal hatte sie ihr Zimmer mit Regenbögen gefüllt, sehr zu Severus‘ Belustigung und Petunias Entsetzen.

„Nichts ist passiert, Evans. Der Kessel ist nicht einmal angeschmolzen“, sagte Regulus, als er Lilys Enttäuschung scheinbar nicht nachvollziehen konnte.

„Das ist nicht… Ich hatte gehofft… Nicht so wichtig.“ Lily winkte ab. Es war besser, dass Regulus nicht wusste, dass sie gehofft hatte, ein paar Euphorie-getränkte Dämpfe würden seine Zunge lockern.

„Was?“ Regulus musterte sie nur noch genauer und als würde ihr Lächeln ihm irgendetwas verraten. Er zog seine Schuhspitze durch die tiefrote Zaubertrankpfütze auf dem Kerkerboden. „Du warst sehr erpicht darauf Euphorie zu brauen“, murmelte er, „weil du gedacht hast, es könnte mir nicht schaden.“

„Regulus…“ Lily schüttelte den Kopf. „Ich habe gar nichts gedacht. Euphorie ist eine sehr gute Übung. Es ist meine Schuld, dass es schiefgegangen ist…“

„Du hast gehofft ein Tropfen davon würde mich zum Reden bringen“, sagte Regulus. „Oder zum Tanzen? Du wolltest mich lächerlich machen.“

„Nein!“, entfuhr es Lily entrüstet. „Wieso denkst du immer gleich, alle würden dich demütigen wollen. Ich dachte nur, es wäre ein passender Trank.“

„Bei dem Ausgang war das wahrscheinlich der letzte Trank, den du mir beibringen wirst. Professor Slughorn sollte mir jemanden mit Talent an die Seite stellen“, zischte Regulus, drehte sich auf den Hacken um und schritt zur Tür.

Lily überholte ihn mit zwei großen Schritten und warf sich förmlich zwischen ihn und die Tür. Sie presste sich so dicht dagegen, dass Regulus nicht an die Klinke kam.

„Geh mir aus dem Weg, Evans.“

„Geh nicht zu Professor Slughorn. Ich weiß, dass hier war keine gute Idee, aber mehr war es auch nicht. Ich hatte keinen bösen Masterplan, oder sowas. Ich will dir bloß helfen.“

„Ich brauche deine Hilfe nicht“, sagte Regulus scharf.

„Ich denke, dass du dich besser fühlen könntest, wenn du jemanden zum Reden hast“, erwiderte Lily ruhig. „Zumindest könntest du es ausprobieren. Ich kann ein Geheimnis für mich behalten, das solltest du jetzt wissen.“

Regulus schaute sie von oben herab finster an. Er war größer als sie, größer als Mulciber, aber sie fühlte sich nicht eingeschüchtert. „Ich habe es dir schon einmal gesagt: Du schuldest mir nichts, Evans.“

„Ich mache das hier nicht, weil ich dir irgendwas schulde.“

„Warum dann?“

„Weil ich mir Sorgen mache?“

Regulus verengte die Augen leicht, schien aber eher neugierig als misstrauisch. „Wieso solltest du dir Sorgen um mich machen?“

Lily hob in einem Anflug plötzlicher Ahnungslosigkeit beide Schultern. Sie hatte eine Antwort, die sie Regulus aber nicht geben wollte. Nicht, wenn er sie so ansah, als würde er mittels Legilimentik in ihren Geist eindringen wollen. Ihr Herz fing schon wieder an lauter und höher zu schlagen, je länger sein Blick an ihr festhielt. Sein Atem streifte ihre Wange, wie vorhin erst Mulcibers, aber doch ganz anders. Eine Gänsehaut schoss ihre Arme herauf und ihren Nacken herunter, als Regulus sich näher lehnte.

Sie war bereit die Augen zu schließen, war vielleicht schon dabei, als ein Klicken hinter ihr sie aus dem Moment riss. Ihr Halt im Rücken verschwand und sie stolperte nach hinten. Regulus hatte die Tür geöffnet und schob sich an Lily vorbei auf den Korridor. Er sagte nichts, blickte nicht einmal zurück, und ging schnellen Schrittes in Richtung Gemeinschaftsraum.

Erst dann atmete Lily wieder durch. Schnappend und etwas zittrig.

Sie musste an Mary denken und an das, was sie gesagt hatte. Lily verbarg ihr glühendes Gesicht in den Händen. Vielleicht waren alle Slytherins gleich. Sie konnte Black nicht einschätzen, und je mehr sie es versuchte, desto schwieriger schien es zu werden. Vielleicht war sie einfach ein dummes, naives Mädchen, das nicht dazu lernte. Definitiv war das hier eine dumme Idee gewesen.


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Elisabeth Sparrer, Abendzeitung