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Fanfiction

Mud and Blood - Sopophorousbohnen

von Dr. S

An einem stürmischen Freitagabend saß Lily in Slughorns Klassenzimmer und wartete. Der Wind heulte durch die Kerker und brachte die Fackeln in den Gängen zum Flackern. Eine perfekte Atmosphäre um Ann Radcliffe zu lesen. Sie war nervös, angespannt und irgendwie aufgeregt. Das hier könnte schlecht ausgehen.

Die Tür öffnete sich mit einem leisen, unheimlichen Knarzen und Regulus Black kam herein. Er entdeckte Lily und verharrte auf der Türschwelle. Sie lächelte. Black drehte sich um und ging.

„Hey, warte!“ Lily stand auf und eilte ihm nach. „Wo willst du denn hin?“

Black blieb mitten im verlassenen Gang stehen, während sie sich aus dem Klassenzimmer lehnte. „Ich hab mich in der Tür geirrt, tut mir leid.“

„Nein.“ Lily schob die Tür weiter auf und bemühte sich um ein einladendes Lächeln, als sie ihn hereingestikulierte.

Black schaute sich aber noch einmal um und vergewisserte sich, dass niemand im Begriff war vorbeizukommen. „Du gibst mir Nachhilfe?“

„Hast du ein Problem damit?“

„Ich hatte Snape erwartet.“

Lily spürte einen Stich zwischen den Rippen. „Ach?“

„Professor Slughorn sagte, sein bester Schüler würde auf mich warten.“

„Sein bester Schüler wartet auf dich, dabei handelt es sich allerdings um mich. Komm wieder rein. Es zieht hier draußen.“

Black rührte sich nicht von der Stelle. „Ich brauche keine Nachhilfe in Zaubertränke.“

Lily war sich merkwürdig sicher, dass er etwas anderes gesagt hätte, wenn Severus hier auf ihn gewartet hätte. „Professor Slughorn sieht das anders.“

Black atmete tief durch und linste in Richtung seines Gemeinschaftsraums, wo er sicherlich lieber wäre. „Ich habe keine Zeit für diesen Unsinn.“

„Du meine Güte.“ Lily verdrehte die Augen und packte Black an der Front seiner Roben. Sie zog ihn aus dem Gleichgewicht und dank des Überraschungsmoments ohne viel Widerstand in das Klassenzimmer hinein. „Würdest du dich bitte nicht so anstellen?“, raunte sie und drückte die Tür gegen einen heftigen Windzug zu. „Ich will dir bloß helfen.“

Auch ohne die Möglichkeit von neugierigen Blicken mit Lily Evans gesehen zu werden entspannte Black sich nicht. Er stand bis in den letzten Muskel verkrampft vor Lily und atmete schwer. „Ich brauche deine Hilfe nicht“, sagte er und griff an Lily vorbei nach dem Türgriff.

Sie schob sich dazwischen. „Professor Slughorn ist da anderer Meinung.“

Lily glaubte die Andeutung eines Schattens über Blacks Gesicht huschen zu sehen, aber es konnte auch gut der Wind sein, der erneut die Fackeln aufflammen ließ.

„Du hast Probleme in Zaubertränke, das ist in Ordnung“, sagte Lily schnell. „Ich bin hier, um dir zu helfen.“

„Ich brauche deine Hilfe nicht“, wiederholte Black mit aufeinander gepressten Zähnen. „Du schuldest mir nichts, Evans. Wenn du denkst, dass du irgendetwas ausgleichen musst, hast du dich geschnitten. Ich habe nur meine Pflicht getan.“

„Und ich tue meine. Professor Slughorn möchte, dass du dich verbesserst oder zumindest den Willen zeigst, dass dir Zaubertränke nicht egal ist“, sagte Lily. Es war eine winzig kleine Lüge, immerhin hatte sie Slughorn das überhaupt erst eingeredet, aber sie hielt es für besser Black das nicht zu erzählen. „Ansonsten lässt er dich durchfallen.“

Black verzog keine Miene. „Ich kriege das alleine hin. Geh mir aus dem Weg.“

Lily hielt seinem starren Blick stand, auch wenn er eisig wie der Wind unter ihre Kleidung ging. „Er wird deinen Eltern Bescheid sagen.“

Black blinzelte. Etwas in seinen Augen veränderte sich, verdunkelte sich unter einem diesmal eindeutigen Schatten. Einen Moment glaubte Lily, es wäre Angst, aber bevor sie genauer hinsehen konnte, drehte Black ihr den Rücken zu. Er ging an den Platz, den sie vorbereitet hatte, und setzte sich hin. Ganz so, als hätten sie nicht erst darüber diskutieren müssen, dass er bleiben sollte.

„Fangen wir an?“, fragte er, ohne sie anzusehen.

Lily musste sich einen bissigen Kommentar verkneifen, als er so tat, als würde sie das Ganze hier hinauszögern. Ehrlich gesagt hatte sie nicht erwartet, dass er so schnell seine Meinung ändern würde. Oder überhaupt. Anscheinend hatte sie das Richtige gesagt. Niemand kam gerne mit schlechten Noten nach Hause. Vor allem nicht zu strengen Eltern.

Sie setzte ein Lächeln auf und nahm neben Black Platz. Er schaute sie abwägend von der Seite an und schien zweimal sicherzugehen, dass der Abstand zwischen ihnen groß genug war. Sie versuchte das zu ignorieren.

„Also, wir fangen mit dem Trank der lebenden Toten an. Professor Slughorn hat ihn euch am Anfang des Jahres gezeigt, nicht wahr?“ Sie bekam keine Antwort. „Viele denken, dass sie sich nach ihren ZAGs ein Jahr freinehmen können, aber all das hier kommt in den UTZ-Prüfungen dran.“

Black machte den Eindruck, als würde er das alles für absolute Zeitverschwendung halten. „Du nimmst deine Abschlussprüfungen nicht sehr ernst, wenn du für sowas hier Zeit hast.“

„Hey, es ist eine super Art, das alles zu wiederholen“, gab Lily zurück. „Hol dein Buch raus und fang an. Ich will mir ansehen, wo deine Fehler liegen. Du hast eine Stunde.“

Black holte Zaubertränke für Fortgeschrittene aus seiner Tasche und suchte das Rezept heraus. Er fing an die Zutaten zu schneiden, abzumessen und in seinem Kessel zum Kochen zu bringen. Lily hielt sich so gut sie konnte im Hintergrund. Ab und zu wanderte Blacks Blick in ihre Richtung. Er schien sich nicht wohl unter der Beobachtung zu fühlen. Seine Schnitte wurden unsauberer und er goss beinahe zu viel Wermutessenz in seinen Kessel, bemerkte das aber gerade noch.

Je weiter der Trank voranschritt, desto weniger schien Lilys Anwesenheit ein Problem zu sein. Black wirkte konzentriert und arbeitete still vor sich hin, aber je ruhiger und mehr er bei sich zu sein schien, desto gröber hackte er seine Baldrianwurzeln. Mit den Gedanken war er offensichtlich woanders, und Spaß sah auch anders aus.

„Okay, okay…“ Lily griff dazwischen, als Black in die komplett falsche Richtung zu rühren begann. Der Trank fing an schwarze Rauchwolken auszustoßen. Sie ließ ihn mit einem Wischen ihres Zauberstabs verschwinden, bevor er explodierte.

Black schaute sie verständnislos an. „Ich war nicht fertig.“

„Deine Augenbrauen können sich später bei mir bedanken. Wenn du fertig geworden wärst, wären sie nämlich nicht mehr unter uns“, sagte Lily. „Du musst bei der Sache bleiben. Die wichtigste Zutat eines Zaubertranks ist deine Konzentration.“

Black klopfte genervt mit den Fingern auf den Tisch. Sein Blick ging auffällig in Richtung der Tür.

„Lass es uns zusammen versuchen.“ Lily nahm sich ein zweites Messer und eine der Baldrianwurzeln, schob eine zweite vor Blacks Messer. „Du hackst darauf ein, als würdest du einen Eintopf machen. Versuch es ein wenig gleichmäßiger.“

„Wozu? Damit du meinen Trank wieder verschwinden lassen kannst?“

„Damit er dir nicht explodiert. So.“ Lily schnitt die ersten zwei Stücke extra sorgfältig ab und zeigte Black, wie groß sie in etwa werden sollten. Dann bedeutete sie ihm ebenfalls anzufangen.

Er nahm sein Messer ohne einen Funken Enthusiasmus in die Hand und begann zu schneiden.

„Ich mache das nicht, um dich zu quälen“, sagte Lily.

„Nicht? Ich dachte, das wäre dein Lebensinhalt“, sagte Black trocken. Er brachte seinen Humor genauso emotionslos rüber, wie er alles sonst zu tun schien. Lily hatte ihn noch nie auch nur eines dieser halben, herablassenden Lächeln zeigen sehen. Sein Bruder hatte die gut drauf. „Ich weiß, warum du das tust, Evans.“

„Tust du das?“

„Du denkst, dass du mir etwas schuldig bist. Das hatten wir schon.“

„Dann bildest du dir verdammt viel auf dich ein. Du hast mir geholfen und ich habe Danke gesagt. In einer normalen Welt wären wir quitt.“ Lily wich Blacks skeptischem Blick aus und lehnte sich über seine geschnittenen Wurzeln. „Sehr gut. Jetzt zu den Sopophorousbohnen.“ Sie legte eine der schrumpeligen Bohnen vor Black ab und schmunzelte über sein frustriertes Seufzen, das sie noch gut aus ihrer Begegnung mit diesen Dingern in Erinnerung hatte.

Er setzte das Messer an und versuchte die Klinge durch die Hülle zu stoßen. Die Bohne sprang aus seinen Fingern und ihm ins Gesicht, beinahe ins Auge. Lily gluckste, was ihr einen finsteren Blick einbrachte. Allmählich gewöhnte sie sich daran so angesehen zu werden und konnte sich mit einem Lächeln wehren.

Black sammelte die Bohne wieder ein. Er hielt sie zwischen Zeigefinger und Daumen fest, während er das Messer senkrecht darauf legte. Er stieß zu und rutschte prompt ab, schnitt nur knapp an seinem Finger vorbei.

„Pass auf.“ Lily griff seine Hand und drehte sie auf der Suche nach einem möglichen Schnitt, aber Blacks Haut war unversehrt. Seine Hand war eiskalt, aber unversehrt. „Blut würde den ganzen Trank ruinieren.“

„Ich versuche nicht hineinzubluten, keine Sorge“, sagte Black kühl.

Lily schüttelte den Kopf amüsiert über seinen Sarkasmus. „Hier. Ich zeig dir, wie es einfacher geht.“

„Das ist unmöglich“, murmelte Black und eine Spur Frustration schlich sich in seine Stimme.

„Es ist nicht unmöglich“, sagte Lily und führte Blacks Hand in ihrer auf die richtige Position, um die Bohne zu zerquetschen. Der Saft trat unter dem Druck der Klinge wie von selbst aus.

„Im Buch steht schneiden. Will Borage, dass man einen Finger verliert?“

„Vielleicht eine Fingerkuppe“, sagte Lily, und Black schnaubte. „Man muss sich nicht immer an die Regeln in einem Buch halten. Die sind nicht Gesetz. Borage schreibt nur über die seiner Meinung nach beste Methode, aber anscheinend lag er falsch. Siehst du, wie leicht man den Saft herausdrücken kann?“

„Bist du da drauf gekommen?“, fragte Black.

Lily zögerte. „Wieso? Bist du beeindruckt?“

„Ja.“

Lily schaute ihn an, verwundert und ein bisschen skeptisch. Blacks kalte graue Augen gaben ihr keinen Hinweis darauf, ob er sich einen Scherz mit ihr erlaubte. Im Gegenteil sogar. Er schien es vollkommen ernst zu meinen.

Sie wusste nicht, was sie an diesem stets so ernsten Gesichtsausdruck aus der Fassung brachte. Vielleicht war es der schiere Kontrast zu Sirius. Sie sahen beide verboten gut aus, die gleichen schwarzen Haare und grauen Augen. Regulus war ein wenig kleiner, schmaler gebaut und er schien sich gegen jeden Anflug von Lässigkeit zu sträuben. Sein Blick hatte etwas penetrierend scharfes, wie von frisch gewetzten Messerklingen. Er schien glatt durch alles durchzugehen, genau dorthin, wo man ihn nicht haben wollte. Wo ein dummes Herz ins Stolpern geriet.

Lily merkte, dass sie immer noch seine Hand festhielt, und zog ihre Finger schnell weg.

„Versuch’s alleine“, sagte sie und legte ihre Hand etwas unschlüssig in ihrem Schoß ab. Sie schloss und öffnete die Faust, während sie beobachtete, wie Black sich mit einer zweiten Bohne abmühte. Mit einem Schmatzen drückte er den Saft aus der Bohne heraus und verzog darüber den Mund.

Lily schmunzelte. „Ich bin da nicht selbst drauf gekommen. Jetzt musst du nicht mehr beeindruckt sein.“

Black ließ den Saft aus den Bohnen in den Kessel tropfen. „Wenigstens bist du ehrlich. Davon kann ich beeindruckt sein.“

Lily lächelte vor sich hin, dann griff sie rüber zum Kessel und fing an zu rühren. „Hier. Gib sieben Tropfen von dem Wasser hinzu, während ich rühre.“ Black beugte sich über den Kessel, eine kleine Falte zwischen den Augenbrauen. Jetzt schien er konzentriert. „Siehst du, wie die Baldrianwurzelstückchen verschwinden? Wir wollen eine glatte Flüssigkeit. Heiz das Feuer unter dem Kessel an und rühr im Uhrzeigersinn, bis der Trank klar wird – lass dir Zeit, du schlägst keine Sahne.“

Der Trank hellte sich erfolgreich weiter auf.

„Wunderbar. Jetzt entgegen dem Uhrzeigersinn. Hier.“ Lily drückte Black den Rührstab in die Hand und führte ihn die ersten zwei Umdrehungen, damit er ein Gefühl dafür bekam. Seine Hand war wieder eiskalt und das fühlte sich merkwürdig angenehm unter ihrer Handfläche an. „Und wieder mit. Dafür brauchst du ein wenig Gefühl.“

Je klarer der Trank wurde, desto mehr schien sich Blacks Gesicht aufzuhellen. Lily konnte sich nicht täuschen. Sie hingen beide so weit über dem Kessel, dass sie bei einer ruckartigen Bewegung mit den Köpfen gegeneinander stoßen würden. Lily zog sich rechtzeitig zurück, als sie das bemerkte.

„Sehr gut“, sagte sie, als Black mit dem Rühren aufhörte und eine klare Flüssigkeit in seinem Kessel blubbern hatte. „Ich hab das erst beim fünften Versuch hingekriegt.“

„Dir ist klar, dass das hier nicht als eigenständiger Versuch meinerseits durchgeht, oder?“, gab Black zurück.

„Das sollte ein Kompliment sein, Black“, sagte Lily schöpfte eine Kelle des Trankes in eine Phiole.

„Bevormunde mich nicht, Evans. Ich bin kein Idiot und sehr wohl in der Lage einen Zaubertrank ohne deine Hilfe zu brauen. Das habe ich schon vorher alleine geschafft. Was tust du da?“

„Oh, ich dachte, wie probieren aus, wie gut gelungen der Trank ist.“ Lily hob die Phiole an die Lippen, aber die einzige Reaktion, die sie aus Black herausholte, war ein Augenrollen. Sie setzte die Phiole ab und stopfte einen Korken drauf. „Ich mache nur Spaß.“

„Machst du das öfter?“, fragte Black trocken.

„Ab und zu“, sagte Lily leicht genervt. Es kam ihr vor, als würde sie wieder das erste Mal versuchen eine Sopophorousbohne zu knacken. „Ein bisschen Humor würde dir auch gut tun, Black.“

„Mein Bruder ist der mit dem Humor, falls du es noch nicht gemerkt hast“, sagte Black, und Lily musste aller Frustration zum Trotz schmunzeln. Vielleicht stimmte etwas nicht mit ihr, dass sie diese Art trockenen Humor so mochte. Im Moment, fest im Blick von Blacks eisigen Augen, hasste sie sich dafür.

„Offensichtlich“, sagte sie und bereute das im selben Moment.

Black schoss von seinem Platz hoch, als hätte man ihn geschlagen. „War’s das jetzt? Kann ich gehen?“

Lily stand ebenfalls auf. Die plötzliche Feindseligkeit war ihr nicht entgangen. „Sicher. Ich werde den Trank Professor Slughorn zeigen, damit er sieht, dass du dich bemühst.“

Black wandte sich in einem Wirbel aus Roben zum Gehen.

„Wir sehen uns in zwei Tagen?“, rief Lily ihm nach.

Black blieb mit der Hand auf dem Türgriff stehen. „Wieso?“

„Du denkst nicht, das ein einziges Mal reicht, oder? Wir machen das, bis Professor Slughorn eine Verbesserung bei dir sieht. In zwei Tagen, selbe Zeit, selber Ort.“

„Ich kann nicht. Ich habe Quidditch-Training.“

„Hast du nicht. Ich hab deinen Stundenplan gecheckt“, sagte Lily.

Black hatte ihr noch immer den Rücken zugedreht, und Lily fühlte sich davon eigenartig zurückgewiesen. „Hast du dir rausgepickt, wann es dir am besten passt mich zu demütigen, ja?“

„Demütigen? Das hier ist keine Demütigung, Black.“

„Doch, das ist es“, presste Black hervor. „Nachhilfe in Zaubertränke, lass es dir auf der Zunge zergehen. Wer braucht Nachhilfe in Zaubertränke?“

Lily machte einen Schritt auf ihn zu, zögerte aber die Hand auf seine Schulter zu legen. Sie hatte nie einen Moment darüber nachgedacht, dass Black sich gedemütigt fühlen konnte, aber jetzt machte es Sinn. Er hatte nicht nur zugeben müssen nicht gut in Zaubertränke zu sein, sondern auch noch vor einem nahezu fremden Menschen. Nicht einmal einem seiner Slytherin-Freunde, sondern die Sorte Mensch, die er sonst sicherlich vermied. Aber darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Jedes ihrer Lächeln musste sich wie purer Hohn angefühlt haben.

„Du stellst dich nicht dumm an, Black. Wenn du anfängst dich besser zu konzentrieren, dann brauchst du das alles auch gar nicht mehr. Was immer in deinem Kopf rumfliegt, bring es nicht in den Unterricht.“ Sie nahm ihre halb ausgestreckte Hand ungenutzt zurück, als Black über die Schulter schaute. „Wenn du unbedingt willst, kann ich Professor Slughorn sagen, dass du lieber mit Snape arbeiten willst.“

Black musterte sie von Kopf bis Fuß. „Nein.“

Für einen Moment fühlte sie sich bevorzugt, dann beugte Black sich an sie heran.

„Du wirst niemandem ein Wort hiervon sagen“, sagte er in einem heiseren Flüsterton, als könnte irgendwer sie durch die dicken Wände hören. „Niemandem. Am allerwenigsten meinem Bruder.“

Lily nickte. „Wenn du das willst, okay.“

Ein Teil von ihr war sich sicher, dass er nicht Gefahr laufen wollte für seine ‚Nachhilfe‘ ausgelacht zu werden, ein anderer aber flüsterte ihr zu, dass es ihre Schuld war. Dass ihr Blut nicht rein genug war, um als die passende Gesellschaft durchzugehen. Aber hier ging es nicht um sie. Sie war nicht Blacks Problem, das hatte er selbst gesagt.

„Gut. Dann bis Sonntag“, sagte Black und griff nach der Tür.

„Regulus.“

Er hielt inne.

„Wenn du reden willst“, sagte Lily, ohne sich von seinem misstrauischen Blick aus der Fassung bringen zu lassen, „mein Angebot steht. Ich hab zwei Ohren und eins kannst du mir abkauen.“

Regulus zog eine Augenbraue hoch.

„Nicht buchstäblich“, fügte sie grinsend hinzu.

„Wiedersehen“, sagte Regulus und ging.

Lily blieb alleine mit einem Tisch zum Aufräumen zurück. Sie blickte Regulus einen Moment nach, lauschte seinen Schritten, die in Richtung des Gemeinschaftsraums verschwanden. Ein plötzlicher Windzug schlug ihr die Tür vor der Nase zu. Lily seufzte auf.

Sie ließ den Trank verschwinden, stellte die Zutaten und den Kessel zurück an ihre Plätze, bevor sie selbst das Klassenzimmer für Zaubertränke verließ. Der Wind folgte ihr durch die düsteren Kerkergänge zur Treppe. Beim Aufstieg blieb sie in Gedanken bei Regulus Black.

Es fiel ihr verdammt schwer ihn einzuschätzen. In einem Moment schaute er sie an, als wäre sie ein dämlicher Kniesel, der ihm hinterherlief, und im nächsten war er beeindruckt von ihr. Selbst in ihrem Kopf hörte sich das falsch an, aber er hatte es gesagt. Nicht widerwillig, nicht verlegen. Und er hatte es nicht zurückgenommen, auch als sie ihm die Chance gegeben hatte.

Lily wurde warm bei diesen Gedanken. Sie strich sich abwesend über die Handinnenfläche, wo seine kühlen Finger ihren Abdruck hinterlassen hatten. Kein unangenehmes Gefühl. Ganz im Gegenteil sogar… Dann stieg sie umso schneller die Treppenstufen hoch, als könnte sie seinen Blick in den Kerkern zurücklassen. Sie mochte nicht sein Problem sein, aber was immer das war, es ließ sie nicht in Ruhe.

Regulus war nicht schlecht in Zaubertränke, das hatte sie nicht nur gesagt, damit er sich weniger gedemütigt fühlte. Er war nur mit den Gedanken woanders, und das, wo er sonst so fokussiert war. Was konnte ihn so ablenken? Ein hübsches Gesicht? Liebeskummer? Das schien ihr zu weit hergeholt zu sein. Quidditch vielleicht.

„Warum so grüblerisch?“, raunte eine Stimme in ihr Ohr.

Lily erschrak innerlich, ließ sich das aber nur anmerken, indem sie einen längeren Moment die Augen schloss. Als sie sie wieder aufschlug und den Kopf drehte, grinste James Potter ihr entgegen. Sirius, natürlich wie immer an seiner Seite, winkte ihr mit einer kleinen Laolawelle seiner Finger.

Sie hatte das leise Gefühl, als würde das Schicksal ihr Sirius vor die Füße werfen, damit sie mit ihm über seinen jüngeren Bruder sprach. Lily verwarf den Gedanken genauso schnell, wie er gekommen war. Sie hatte Regulus versprochen niemandem etwas zu sagen. Sirius am allerwenigsten.

„Oh, so trübsinnig? Vielleicht heitert dich das hier auf.“ James holte einen Blumenstrauß hinter seinem Rücken hervor und hielt ihn Lily entgegen.

Sie seufzte geschlagen und nahm ihn an, roch an dem Arrangement aus Flieder und weißen Rosen. „Danke, James. Will ich wissen, wo du den her hast?“

„Willst du nicht“, sagte Sirius.

„Ich habe ihn konfisziert. Drittklässler, die mitten im Korridor zaubern.“ James schüttelte den Kopf. „Als Schulsprecher kann ich über solche Regelverstöße nicht hinwegsehen.“

Lily lächelte. Ein Teil von ihr konnte immer noch nicht glauben, dass irgendwer James Potter zum Schulsprecher gemacht hatte. „Vielleicht hättest du daran heute Morgen denken sollen, als ich deinen Freund dabei beobachtet habe, wie er einen ganzen Korridor mit Seifenblasen gefüllt hat. Nur zu deiner Unterhaltung.“

James schaute Sirius an, der unschuldig ein Portrait betrachtete, indem ein Ritter mit seiner Lanze versuchte Nogschwänze zu jagen.

„Keine Sorge, Lily. Ich hab ihm schon eine Strafarbeit aufgebrummt.“

Lily setzte sich wieder in Bewegung, mit James und Sirius gleich neben ihr. „Und die wäre?“

„Ja?“, fügte Sirius hinzu, anscheinend genauso neugierig.

„Ich hätte gerne eine Massage“, sagte James und kassierte einen Stoß mit dem Ellenbogen von Sirius. Sie grinsten beide breit genug, als wäre das ein Insiderwitz.

„Und ich will in den siebten Stock getragen werden, aber niemand tut mir den Gefallen“, sagte Sirius.

„Ich würde dich ja aufspringen lassen, aber dann kommen wir beide nie an.“

„Leben und sterben geht am besten zusammen.“

Lily zupfte gedankenverloren an einem Rosenblatt herum.

„Also, wo hast du dich rumgetrieben?“, wandte sich James ihr wieder zu. Sein forschender Blick bekam Unterstützung von Sirius. Sie machten selten Dinge alleine, leben und wahrscheinlich auch nicht sterben, geschweige denn auf die Toilette gehen.

„Unten in den Kerkern“, sagte Lily.

James büßte etwas von seiner Mühelosigkeit ein. „Wieso das?“

Lily schaute von James zu Sirius und dachte an Regulus. „Nichts Besonderes. Ich hab mit Professor Slughorn gesprochen. Wieso?“

„Die Slytherins werden mit jedem Tag unausstehlicher.“ James drehte sich nach Sirius um und suchte seine Bestätigung. „Oder?“

Sirius zuckte lässig mit den Schultern.

„Was hast du überhaupt mit Sluggy zu besprechen?“, fragte James und senkte seine Stimme auf ein verschwörerisches Level. „Angst durchzufallen?“

„Na ja…“ Lily warf einen Blick rüber zu Sirius. „Hoffen wir nicht. Meine Eltern würden mich umbringen.“

Sirius lachte auf. „Oh, bitte. Ich hab deine Eltern gesehen. Sie tragen dich doch auf ihren Schultern aus King’s Cross.“

„Ach? Und was würden deine Eltern sagen, wenn du mit einem Troll in Zaubertränke nach Hause kommst?“

„Gar nichts. Ich bin volljährig und muss mich selbst für meine schlechten Noten bestrafen“, sagte Sirius.

„Wenn du jemals ein Troll kriegst, erinner ich dich dran, Sirius“, sagte James und ging vor, um der Fetten Dame das Passwort zu sagen.

„Und als du noch nicht volljährig warst?“, hielt Lily Sirius unauffällig zurück, während James durch das Portraitloch stieg. „Was hätten sie dann getan?“

„Mich über den Sommer in den Wandschrank gesteckt?“, schlug Sirius vor und grinste, als Lily ihn entsetzt ansah. „Ich weiß, wie man da rauskommt, keine Sorge.“

Lily wusste nicht, ob er Scherze machte oder nur ein wenig übertrieb. Oder gar nicht. „Das ist grausam. Ist das dein Ernst?“

„Die Welt der Reinblüter ist grausam, Lily, besonders wenn du ihre idyllische Traumblase zum Platzen bringst, dass sie von Geburt an besser sind, als alles und jeder andere.“ Sirius lächelte sie mitleidig an und lehnte sich mit verschränkten Armen neben das Portrait der Fetten Dame, die ihre Fingernägel betrachtete. „Meine Eltern erwarten Perfektion, und wenn ich ihnen nicht dafür reiche, siehst du, wie hoch ihre Standards sind.“ Er zwinkerte ihr zu, wurde dann schlagartig ein wenig ernster, was ihm nicht halb so gut wie seinem Bruder stand. Es ließ ihn beinahe depressiv aussehen. „Merlin sei Dank haben sie meinen Bruder dafür.“

„Sirius!“ James glitt aus dem Portraitloch und packte Sirius von hinten an der Front seines Hemdes. „Hör auf zu flirten. Ich musste alleine in den Gemeinschaftsraum gehen und alle haben mich angesehen, als wär ich so beliebt wie Schniefelus.“

Sirius rollte mit den Augen, sträubte sich aber nicht, als James ihn herumdrehte und hinter sich herzog. „Du willst nur meine Strafarbeit eintreiben.“

„Ich bin sehr verspannt.“

„Davon deine Position schamlos auszunutzen?“, kam es aus dem Portraitloch.

Aber wovon James so verspannt war, hörte Lily nicht mehr. Sie vergrub die Nase in ihren süß duftenden Blumen und dachte an Regulus, daran wie viel Druck wohl auf ihm lasten mochte. Ob es wirklich Angst gewesen war, die sie in seinem Blick gesehen hatte. Und ob sie etwas dagegen tun konnte.

Die Fette Dame schaute sie aus ihrem Bilderrahmen heraus an.

„Willst du hier heute nochmal durch?“, fragte sie genervt.

Lily straffte die Schultern. Am Ende hatte sie auch die Sopophorousbohne geknackt, obwohl es sie einige Versuche und Schnitte gekostet hatte. Und einen Blick über Severus‘ Schulter. Regulus konnte keine schwierigere Aufgabe sein.


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