Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Dog Days - Verräter

von Dr. S

Was auch immer Potter mit seinem Fanclub trieb, Draco hatte aufgeben es herausfinden zu wollen. Ob es nun eine Revolution werden sollte oder einfach ein illegaler Club, um sie für den Kampf gegen den Dunklen Lord vorzubereiten, er hatte nicht die Zeit sich mit Potters Problemen herumzuschlagen. Er hatte einen Berg an Hausaufgaben abzuarbeiten, der nur höher wurde, je näher die Weihnachtsferien kamen, und Quidditchtraining. Hufflepuff schlug Ravenclaw knapp in einem recht spannenden Spiel.

Draco hatte das Spiel eingequetscht zwischen Crabbe und Goyle beobachtet, während Zabini eine Reihe hinter ihm keine Sekunde die Klappe gehalten hatte und Pansy ständig zum Kichern brachte. Nott hatte ihm zugemurmelt, dass das Absicht wäre, aber Draco hatte nicht nachgehakt. Mit seinem Omniglas hatte er die Gryffindor-Tribünen abgesucht und Potter sehr weit oben, sehr versteckt gefunden, Weasley und Granger natürlich an seiner Seite. Er hatte grimmig ausgesehen, als wäre er nur ungerne hier und lieber in der Luft, was nicht passieren würde, solange Umbridge an der Schule war. Und dabei hatte er über zotteliges schwarzes Fell gestreichelt.

Sirius hatte sich das Spiel mit seinem Patensohn angesehen. Eine dumme, sehr risikoreiche Aktion; also genau das, was man von ihm erwarten würde. Draco hatte vom Spiel nicht mehr viel mitgekriegt. Er hatte bereut, dass er Sirius nicht neben sich hatte oder als Hund mit der Schnauze in seinem Schoß. Die ganze Zeit hatte er damit verbracht sich den Abend vor Augen zu führen, als das Spiel zur Sprache gekommen war und er beinahe gefragt hätte. Eigentlich gab es nichts zu bereuen. Sirius hätte niemals zugestimmt. Wieso sollte er sich das Spiel mit ihm ansehen, wenn er auch Harry Potter an seiner Seite haben konnte?

Noch Tage später verfolgte ihn das stechende Gefühl in der Brust, das er in diesem Moment gespürt hatte. Nicht einmal unter der Dusche, wenn heißes Wasser auf ihn niederprasselte, ließ es ihn in Ruhe. Dabei verging kaum ein Tag, an dem er Sirius nicht sah. Abends, wenn Potter nicht länger in der Nähe war, besuchte er ihn der Hütte des Wildhüters, wo er als Hund vor dem Kamin lag. Wie in den ersten Wochen hier sprang er mit wedelndem Schwanz auf Draco zu. Vielleicht, weil er Sandwiches und Kuchen dabei hatte. Sirius mochte Zitronenkuchen und Draco nötigte die Hauselfen in der Küche gerne ihn zu backen. Ein glücklicher Zufall. Und im Gegenzug brachte Sirius ihm seine verschwenderische Heilpaste bei und den Levicorpus-Zauber, wenn auch unter der Bedingung, dass er ihn nicht vor Potter anwendete.

Sie redeten und lachten viel miteinander. Manchmal so lange, dass Draco die Ausgangssperre einfach verpasste. Dank Sirius kannte er jetzt aber diverse Abkürzungen, um Filch aus dem Weg zu gehen. Draco verbrachte eine Menge Zeit bei Sirius Black, aber es schien nie genug zu sein.

Er dachte viel und oft an ihn. Wenn er nachts wach lag, wenn der Unterricht ihn langweilte und wenn Pansy versuchte seine Hand zu nehmen. Sirius‘ Hand hatte sich so anders angefühlt. Er erinnerte sich sehr genau und oft an den Moment, als Sirius seine Hand genommen und Magie aus ihm geholt hatte, wie er sie noch nie gespürt hatte. Heiß und prickelnd. Und verwirrend. Seine Hand, sein Atem an Dracos Ohr, sein Körper so dicht an seinem; nichts davon konnte er verdrängen.

Trotzdem konnte er am folgenden Sonntagmorgen nicht abwarten ihn wiederzusehen. Er trank seinen Kürbissaft in einem Zug und behielt Potter dabei im Auge. Verborgen hinter einem Wall aus Büchern sah es nicht so aus, als hätte er heute für mehr Zeit, als einen Berg an Hausaufgaben abzuarbeiten.

Seine Hoffnungen wurden begraben, als der morgendliche Schwarm Eulen in die Halle flatterte und sein Waldkauz vor ihm landete. Er streckte sein Bein aus, an dem ein Pergamentumschlag gebunden war. Draco schluckte hart und setzte sein Glas ab. Er hatte das Malheur mit seiner Eule und dem Brief komplett verdrängt.

Sein Vater wusste jetzt von Sirius. Er wusste, dass er hier war, und hatte sicherlich schon alles in die Wege geleitet, um Sirius loszuwerden.

Draco traute sich gar nicht den Umschlag zu nehmen, aber sein Waldkauz streckte ihm das Bein immer wieder entgegen. Er hatte keine andere Wahl und band den Brief vom Eulenbein, aber anstatt ihn zu öffnen starrte er den Umschlag an, wie Teeblätter aus denen er die Zukunft lesen wollte.

Vielleicht hatte Lucius ihm Anweisungen geschickt und noch gar nichts in die Wege geleitet, das Sirius schaden würde. Vielleicht hatte er Zeit um Sirius vorzuwarnen. Auch wenn er eigentlich genau das nicht tun sollte. Was würde sein Vater von ihm denken, wenn er ihm die Chance nahm Sirius Black in die Finger zu kriegen? Er hatte sich das so oft ausgemalt, als er geglaubt hatte, Sirius wäre wirklich abgehauen, und der Gedanke war nicht schön gewesen. Lucius‘ enttäuschter, eisiger Blick saß ihm im Nacken.

Jetzt hatte Draco die Chance Black wieder ans Messer zu liefern und seine Haut zu retten. Sogar mehr als nur seine Haut zu retten. Ein Titel im Tagespropheten, Ruhm für den angeschwärzten Namen Malfoy, und der Stolz seines Vaters. Lucius wäre stolz auf ihn. So stolz vielleicht, dass er ihm den Dunklen Lord vorstellte. Das war mehr, als er je gewollt hatte.

Aber Black… Sirius vertraute ihm. Irgendwie. Er vertraute ihm so weit, dass er Draco jeden Abend gehen ließ, ohne ihn in Filchs frisch geölte Folterketten laufen zu lassen. Sirius‘ durchdringender, warmer Blick saß ihm genauso im Nacken.

Draco riss den Umschlag mit dem Zeigefinger auf und entfaltete das Pergament. Angespannt überflog er die ersten Zeilen, in denen Lucius seinen Fleiß bemängelte und davon ausging, dass man Schnecken schon im vierten Jahr verschwinden lassen sollen könnte. Über die Niederlage ließ Lucius sich bis zum Ende der Seite aus. Draco drehte sie herum, angespannt bis in den letzten Muskel, und fand einen einzigen letzten Satz dort.

Deine Mutter lässt schön grüßen.

Draco las die letzte Zeile mehrere Male und drehte das Pergament erneut um, auf der Suche nach mehr. Irgendetwas musste er übersehen haben. Nichts über Potters verdächtiges Verhalten. Nichts über die Tatsache, dass er für Potters Spielverbot gesorgt hatte. Nichts über Sirius.

Draco faltete den Brief wie in Trance zusammen und steckte ihn zurück in den Umschlag. „Komm, Merlin.“ Er hielt dem Waldkauz den Arm hin, sodass er mit einem Flattern aufsprang, und stand auf.

„Wo willst du hin?“, hörte er Pansys Stimme wie aus weiter Ferne fragen.

„Eulerei“, murmelte Draco und trug seinen Waldkauz aus der Halle. Merlin kletterte von seinem Unterarm auf seine Schulter und knabberte behutsam an seinem Ohr. Ihm schien nicht zu gefallen, dass Draco sich nicht euphorisch über den Brief freute, den er ihm gebracht hatte.

Der Schnee auf den Ländereien lag mittlerweile so hoch, dass man knietief in ihm versank, wenn man vom Weg abkam. Draco stapfte durch das Weiß hoch zur Eulerei, wo er Merlin neben eine schneeweise Schleiereule setzte, die ihm hochmütig den Rücken kehrte. Sein Waldkauz streckte eifrig das Bein aus und schaute Draco gierig aus seinen riesigen Augen an.

Draco faltete den Brief zusammen. „Ich schreibe nicht zurück.“

Merlin zog sein Bein ein und drehte ihm beleidigt den Rücken zu, schüttelte dabei sein Gefieder.

Diese Ablehnung entlockte Draco nicht einmal ein Wimpernzucken. Lucius erwartete nicht, dass er zurückschrieb. Wahrscheinlich würde sein Brief diesmal sogar direkt im Feuer landen. Draco atmete gegen den Ärger an, der in ihm wuchs. Er trat ans Fenster und sog die eiskalte Luft ein, beide Hände auf die verschneite Fensterbank gestemmt. Der Schnee grub sich zwischen seine Finger und hinterließ sie tiefrot. Seine linke Hand presste den Pergamentumschlag in den Schnee.

Er hätte nicht erwarten sollen… Sein Vater war ein vielbeschäftigter Mann… Draco stieß eine Atemwolke in die Kälte. Er wollte den Brief wegstecken, aber er konnte nicht.

Vielleicht sollte er Lucius zurückschreiben. Vielleicht sollte er jeden Funken Ärger in Tinte fassen und ihm zurückschicken.

Draco schluckte gegen einen heißen Kloß an, der sein Bemühen um ruhiges Atmen erschwerte. Von hier aus konnte er die Zinnen von Hogwarts sehen, aber nicht auf die Ländereien.

Draco wischte zwei Handvoll Schnee von der Fensterbank, als er sich abstieß und aus der Eulerei stürmte. Er hastete die vereisten Stufen herunter, schlitterte die letzten beiden herunter und landete schwankend im Schnee. Einen Moment blieb er stehen, orientierte sich neu und rang dabei nach Atem. Von der kurzen Strecke durfte er eigentlich nicht außer Atem sein. Ihm war heiß und er zitterte trotzdem bis in die Fingerspitzen.

Er grub die Finger so fest in den Umschlag, dass das Pergament knisternd zerknüllte. Ohne den Zinnen Hogwarts‘ einen Blick zu schenken kämpfte er sich durch ein kleines Stück ausufernden Waldes in Richtung der Hütte des Wildhüters. Die Äste knarzten unter dem Gewicht des Schnees, der in einer dicken Schicht auf ihnen lag. Selbst das ganze Weiß konnte die Dunkelheit nicht aus dem Verbotenen Wald treiben, selbst der Rand wirkte stets dämmrig.

Die Hütte kam nach wenigen Minuten in Sichtweite. Dracos Schritte wurden leichter und schneller. Er lief durch den Schnee bis an den Waldrand, wo er am Stamm einer hohen Eiche stehenblieb. Die Hintertür der Hütte öffnete sich und Sirius‘ Gesicht tauchte auf. Sein dämliches, dreistes Grinsen füllte Dracos Magen mit einer anderen Wärme.

„Ich hatte gehofft, du würdest vorbeischauen“, sagte Sirius aufgeregt. „Und einmal ohne die beiden Vertrauensschüler, wie kommt’s?“

Draco konnte kaum anfangen sich zu wundern, da kam der wirre schwarze Haarschopf in sein Blickfeld. Potter eilte in den Hintergarten der Hütte und Sirius entgegen. Sie umarmten einander. Sirius drückte Potter so fest, dass er einen würgenden Laut aus ihm quetschte. Etwas piekste schmerzhaft zwischen Dracos Rippen.

„Du bist unheimlich gut drauf“, murmelte Potter, worauf Sirius nur noch breiter grinste. „Und du solltest nicht hier draußen sein. Wenn Hermine –“

„Hermine ist nicht hier.“

„Gehen wir trotzdem rein.“ Potter schob ihn in die Hütte des Wildhüters hinein. „Ich muss gleich wieder in die Bibliothek. Wollte dir nur was zu essen vorbeibringen.“

Für einen Moment schweifte Sirius‘ Blick in seine Richtung und Draco wich instinktiv hinter den Baum zurück.

„Was ist mit deiner Hand?“, fragte Sirius. „Harry, zeig mir deine Hand.“

Kurz darauf fiel die Tür ins Schloss und Draco konnte kein Wort mehr hören. Es interessierte ihn auch nicht. Black verbrachte seine Zeit lieber mit Potter. Dracos Anwesenheit hätte ihn niemals so zum Strahlen gebracht. Er hatte sich das Gegenteil auch nicht eingebildet. Nicht einmal für einen Moment. Keinen noch so kurzen, wärmenden Moment lang.

Das Knistern von Pergament, das zerknüllt wurde, stieg ihm in die Ohren. Draco hatte die Faust fest um den Umschlag geballt. Sein Vater konnte Blacks Gefühle sicherlich nachvollziehen. Er musste Draco auch erdulden, obwohl er lieber andere Dinge tat.

Draco trat rücklings gegen den Baum, hart genug, dass seine Hacke anfing schmerzhaft zu pochen. Schnee rieselte von den Ästen auf ihn nieder. Draco wischte die Flocken aus seinen Haaren und hinkte zwei Schritte, bevor er sich demonstrativ ungerührte zurück in den Wald schlug. Weg von der Hütte.

Er trat einen Tannenzapfen vor sich her, kickte ihn immer weiter von sich weg. Mit jedem Mal wuchs seine Wut noch. Letztendlich trat er so heftig gegen den Tannenzapfen, dass er mit der Wucht eines Klatschers gegen den nächsten Baum schlug. Der Aufprall schüttelte den Baum und der Wind tat den Rest dazu. Draco hörte ein feines Rascheln über sich. Im nächsten Moment krachte eine geballte Ladung Schnee aus den Ästen herunter und direkt auf ihn.

Draco schnappte nach Luft. Der eiskalte Schock kroch unter seinen Umhang und Pullover und lähmte ihn für einen Moment. Aber anstatt seine Wut abzukühlen, brach sie mit einem Mal hundertmal stärker hervor.

Draco riss seinen Zauberstab hervor und schlug dem Baum die geballte Ladung Schnee entgegen, unter die er ihn begraben hatte. Die Äste schwankten leicht und ein letzter Rest Puderschnee rieselte auf Draco nieder. Draco formte einen Schneeball nach dem anderen mit dem Zauberstab, die neben und hinter ihm wie eine kleine weiße Armee schwebten, und feuerte sie nacheinander gegen den Baumstamm. Der pappige Schnee blieb in kreisförmigen Abdrücken an der Rinde kleben, wie Einschusslöcher. Aber das reichte nicht. Der Schockzauber brach wie von selbst aus seiner Zauberstabspitze heraus und schlug heiß im Baum ein, brannte sich tief in die Rinde. Ein dampfendes Loch blieb zurück.

Draco sackte auf die Knie, stützte die Hände in den Schnee. Er zitterte und atmete schwer, wie nach einem Spurt um den Schwarzen See herum. Der Brief lag noch immer zerknüllt in seiner linken Hand. Er wusste nicht, auf wen er sauer war. Auf diesen Brief, seinen Vater, den merlinverdammten Baum oder Black. Der dämliche Black, mit seinem dämlichen Grinsen, der ihn nie umarmen würde.

Draco kniff die Augen zusammen, als würde das diese Gedanken auslöschen oder wenigstens verdrängen, wie das Tageslicht. Stattdessen stieg ein unangenehmes Brennen in seine Augenwinkel. Das letzte Mal, hatte er nach der Niederlage gegen Gryffindor dagegen ankämpfen müssen. Er presste eine eiskalte Hand gegen seine Augen. Es half. Nicht schnell, aber mit jedem Atemzug ein bisschen mehr.

Seine Knie wurden mit jeder Minute, die er im Schnee saß, kälter, bis er sie irgendwann gar nicht mehr spüren konnte. Abwesend saß er im Schnee und zog die Finger über die zerknitterten Kanten des Umschlags.

In ihm rumorte ein Monster, das sich wünschte, er hätte Black erfolgreich ans Messer geliefert.

Er weigerte sich etwas dagegen zu tun. Etwas gegen das Chaos an Gedanken zu tun, die sich zu schnell durch seinen Kopf bewegten, als dass er sie hätte einfangen können. Er wollte Leere in seinem Kopf.

Draco wusste nicht, wie lange er so da saß und den Brief glättete. Irgendwann hörte er den Schnee knirschen, wie unter Schritten, und schaute auf. Er saß im Verbotenen Wald, zwar nicht sehr weit drinnen, aber weit genug, dass Filch versuchen würde ihn von der Schule zu werfen. Vielleicht war es aber nicht Filch, sondern ein Monstrum aus dem Wald, das sich ihm näherte. Draco hörte mehr als zwei Füße, die auf ihn zu kamen.

Etwas stupste gegen seine Schulter.

Ohne eine Ahnung, was auf ihn wartete, drehte Draco den Kopf langsam herum und blickte in Sirius‘ Hundeaugen. Der Hund hechelte, wobei seine Schnauze sich in eine Art Grinsen verzog. Niemand außer ihm vereinte Gefahr und Verspieltheit besser in einem Körper.

Der Hund schaute sich suchend um, dann verwandelte er sich in einen Menschen, der auf allen Vieren vor Draco kniete. Sein Grinsen war unangebracht nahe.

„Sind deine Freunde in der Nähe?“, fragte Sirius leise.

Draco schüttelte den Kopf.

Sirius entspannte sich und richtete sich aus der Hundeposition auf, blieb aber vor Draco sitzen. „Ich hab gesehen, wie du in den Wald gegangen, aber nicht wieder rausgekommen bist. Was ist los?“

Draco wusste nicht, was er sagen sollte.

Sirius klopfte ihm locker auf die Schulter, schaute ihn aber nicht an. Er hatte etwas hinter Draco ins Auge gefasst, das ihn zu amüsieren schien. „Was hast du mit dem armen Baum gemacht?“

Draco war zu beschäftigt diese Situation einzuordnen, um zu antworten. Er verstand nicht, was Sirius hier wollte. Im Moment wollte er ihn nicht sehen. Er hätte lieber den Hund hier gehabt, dem er das Fell streicheln konnte, während er den Kopf in seinen Schoß gelegt hatte. So wie beim letzten Mal, als Sirius ihn im Wald gefunden hatte. Er hatte mit dem Hund reden können, mit dem Menschen wollte er aber genau das nicht. Er wollte nicht, dass Sirius ihn für ein weinerliches Baby hielt.

„Draco? Ist irgendwas passiert?“

Er schaute auf seinen Brief herunter. Sirius folgte seinem Blick.

„Was ist das?“, fragte er. „Hast du schlechte Nachrichten bekommen? Ist irgendwas mit deiner Mutter? Deinem Vater?“

Draco schüttelte den Kopf. Als Sirius erneut nachhaken wollte, hielt er ihm den Brief entgegen, damit er selbst lesen konnte. Sirius seufzte und setzte sich in den Schnee wie auf ein gemütliches Kissen. Beim Lesen fiel sein langes Haar in sein Gesicht und versteckte es wie ein schwarzer Vorhang.

„Hm… Scheint, Lucius ist ganz heiß darauf sicherzustellen, dass er der beste Malfoy im ganzen Stammbaum ist“, sagte Sirius und faltete den Brief wieder zusammen, als wäre es das Leichteste auf der Welt. „Nimm dir das nicht zu Herzen.“

„Es geht nicht um das, was er geschrieben hat“, sagte Draco, „sondern, was er nicht geschrieben hat. Er hat meinen Brief gar nicht gelesen.“

Sirius sagte nichts. Er faltete den Brief noch einmal und noch einmal, bis er ganz klein war.

Dafür kamen mehr und mehr Worte aus Dracos Mund: „Er hat ihn höchstens überflogen, sonst hätte er mir ganz andere Dinge zurückgeschrieben. Es war wichtig. Also hab ich es ans Ende des Briefs gesetzt, weil man das so macht, oder? Aber ich hab meinen Vater anscheinend so sehr gelangweilt, dass er nicht einmal die Hälfte gelesen hat. Und wenn es nicht so wichtig gewesen wäre, hätte ich das wahrscheinlich nicht einmal gemerkt. Wer weiß, wie oft er das schon gemacht hat? Er hält mich für einen langweiligen, dummen Jungen, und damit hat er auch noch Recht!“

„Das stimmt nicht.“

„Wieso glaubt er dann, er würde damit durchkommen?“

Sirius war anzusehen, dass es ihm davor sträubte etwas Positives über Lucius zu sagen. „Vielleicht hat er einfach nicht gewusst, was er dazu sagen soll. So geht es manchen Menschen oft.“

„Dazu hätte er was gesagt“, sagte Draco. „Ich weiß nicht einmal, wie oft er das schon getan hat. Ob er je mehr als die ersten Zeilen meiner Briefe gelesen hat.“

Er beschwerte sich bei Sirius Black darüber, dass sein Versuch ihn zu verraten von Lucius überlesen worden war. Die Ironie stieß ihm bitter auf. Er konnte ihm nicht in die Augen sehen und blickte in seinen Schoß. Ohne den Brief hatten seine Hände nichts mehr zu tun und lagen nutzlos und rot von der Kälte da.

„Es ist meine Schuld“, fuhr er mit trockenem Sarkasmus fort. „Sicher hätte er lieber einen Potter als Sohn. Ich mach ihm immer nur Schwierigkeiten und nie etwas recht. Ich bin langweilig.“

„Hey.“ Sirius fasste Draco am Kinn und hob es an, bis er ihm in die Augen sehen musste. „Du bist nicht langweilig“, sagte er mit einer Überzeugung in der Stimme, die es schwer machte dagegen zu argumentieren. „Aber du bist ein Idiot. Du zitterst, bis in die Kiefer. Wegen einem Idioten wie deinem Vater solltest du dir keine Erkältung holen.“

Draco hatte nicht gemerkt, wie kalt ihm war, bis Sirius sein Zittern angesprochen hatte, und trotzdem schoss eine spürbare Wärme in seine Wangen, als Sirius über die Linke fuhr.

„Komm. Wir wärmen dich jetzt auf.“ Sirius stand auf und zog Draco mit sich auf die Beine. Seine Hand blieb auf Dracos Schulter liegen, während er ihn aus dem Wald führte.

„Ich wollte dein Stelldichein mit Potter nicht stören“, murmelte Draco.

„Was?“, fragte Sirius glucksend und schüttelte den Kopf über Dracos Wortwahl. „Harry ist schon eine Weile weg. Du musst dir keine Sorgen machen, dass er dir die Show stiehlt.“

Draco schnaubte darüber. Trotzdem folgte er Sirius durch den Wald. Gute zehn Minuten folgten sie seinen Fußspuren, übergetrampelt von Pfotenspuren, wo Sirius ihm gefolgt war. Er hatte keinen Gedanken daran verschwendet sie zu verwischen, weshalb Sirius ihn wohl so leicht gefunden hatte. Am Waldrand verwandelte Sirius sich in seine Animagusgestalt und lief voraus zur Hintertür der Hütte. Draco verwischte ihre Spuren sorgfältig und ließ sich mehr Zeit als notwendig. Sirius war in der Hütte verschwunden, als er fertig war, hatte die Tür aber für ihn offengelassen. Er zögerte allerdings einzutreten.

Sirius erschien in der Tür. „Komm schon. Harry wird sich heute nicht mehr blicken lassen, falls du Angst hast.“

„Ich hab keine Angst vor Potter“, sagte Draco abfällig und stolzierte an Sirius und seinem Schmunzeln vorbei in die Hütte. Eine Woge der Wärme schlug ihn mit der Kraft einer Ohrfeige entgegen. Draco zitterte nur noch heftiger. Die Wärme schien es nicht unter seine Kleidung oder gar bis zu seinen Knochen zu schaffen. Sirius schob ihn auf den Kamin zu und drückte ihn davor zu Boden. Er hatte Tee aufgesetzt, der in einem Kessel über dem Feuer brodelte.

Draco versuchte das Zittern seiner Glieder zu unterdrücken und anstatt sich an dem Feuer zu wärmen, versteckte er die Hände unter seinen Umhangseiten.

„Hast du keine Angst?“, fragte er Sirius aus dem Mundwinkel, ohne sich vom Feuer abzuwenden. „Dass Potter hier jetzt reinkommen könnte und uns zusammen sieht?“

„Ehrlich gesagt, stelle ich mir das eher amüsant vor.“

Ein Rascheln von Wolle ertönte hinter ihm. Draco drehte sich ganz stur nicht um und bereute das, als etwas Warmes seinen Rücken berührte. Er zuckte schreckhaft zusammen und Sirius gluckste darüber. Dabei war es nur eine Wolldecke, die Sirius wie einen zweiten Umhang um seine Schultern legte.

Sirius setzte sich neben ihn auf den Boden. „Außer Hermine vielleicht. Das wäre eher weniger amüsant. Sie ist so schon sehr erpicht darauf mich loszuwerden, da wäre es ein gefundenes Fressen, dass du über mich Bescheid weißt.“

Die Decke wärmte ihn zusammen mit dem Feuer und Sirius‘ Lächeln. Draco wurde unangenehm bewusst, dass Sirius ihm wohl die Decke aufgedrängt hatte, unter der er nachts schlief. Darüber nachzudenken ließ ihn nicht weniger zittern, trieb aber trotzdem eine ganz andere Wärme in seinen Körper.

Draco zitterte stumm vor sich hin.

„Willst du reden?“, fragte Sirius.

„Wie… wie lange bleibst du noch hier?“

Sirius hob eine Augenbraue, weil er anscheinend über etwas ganz anderes hatte reden wollen, das Draco vergessen wollte. „Bis Hagrid wieder kommt, mindestens. Er hat mir eine Nachricht geschickt, dass es noch eine Weile dauern könnte. Irgendetwas hält ihn auf und wo ich auf seine Hütte aufpasse, will er sich etwas mehr Zeit lassen.“

„Bringt er etwas von seinem Familienausflug mit?“

„Ich hoffe nicht.“ Sirius klang sehr skeptisch. Jeder wusste, dass Hagrid eine Affinität für zu gefährliche Tierwesen hatte. Draco graute vor der nächsten Unterrichtsstunde mit dem Halbriesen, wenn er eine Neuentdeckung anschleppte. Anscheinend verriet sein Gesicht das Sirius.

„Wenn du Pflege magischer Geschöpfe nicht magst“, sagte Sirius, „warum wählst du es dann nicht ab?“

„Ich kann nicht. Das steht nicht zur Debatte“, antwortete Draco. „Ich musste meinen Vater überzeugen, dass er es mich überhaupt wählen lässt. Jetzt sagt er, dass ich es in der UTZ-Prüfung mit Auszeichnung bestehen sollte, wo ich es doch so gerne machen wollte. Ich wusste ja nicht, dass das Fach so ein Desaster wird.“

„Dein Vater ist ein Idi-“

„Nenn ihn nicht so“, sagte Draco leise, aber scharf. Er ließ niemanden schlecht über seinen Vater reden, aber aus Sirius‘ Mund hörte es sich richtig an und deswegen wollte er es nicht hören.

„Draco, du –“

Der Teekessel pfiff und Sirius stand auf, um ihn vom Feuer zu heben. Er stellte ihn auf dem Tisch ab und füllte dort zwei Becher mit Wasser, warf Teebeutel hinein. Draco nutzte den Moment und zog die Hände aus seinem Umhang, wärmte sie sich an den heißen Flammen des Kamins. Im nächsten Moment hatte er eine Teetasse in den Händen, die eine eigene Wärme verbreitete.

Sirius setzte sich wieder, aber diesmal viel näher. „Dein Vater ist ein Idiot.“

Draco pustete den Dampf von seinem heißen Teewasser, verzweifelt darum bemüht sich auf etwas anderes als den vertraulichen Tonfall von Sirius‘ Stimme zu konzentrieren. „Was ist mit deinen Eltern?“, fragte er herablassend.

„Oh, die waren riesengroße Idioten.“ Sirius grinste Draco an, aber seine Mundwinkel verkrampften sich ungewohnt. Er zögerte einen Moment und schien abzuwiegen, wie viel er Draco verraten konnte. „Die einzigen Briefe, die ich von ihnen bekommen habe, waren Heuler. In der zweiten hat einer von ihnen den halben Gryffindortisch in die Luft gesprengt, weil ich ihn nicht geöffnet habe. Danach hat James sie für mich in den Schwarzen See gehext.“

Er lächelte auf diese sanfte Weise, die Erinnerungen an James Potter immer aus ihm hervorholten. Sein Blick entfernte sich, als könnte er in die Vergangenheit sehen und diese Szenen noch einmal in Echtzeit beobachten. Ein Blick, der in Dracos Brust stach.

Draco trank einen Schluck Tee. Zitrone. Seine Lieblingssorte. Als hätte Sirius ihm absichtlich diesen serviert. Der Gedanke war das letzte bisschen Wärme, das er brauchte, um nicht mehr zu zittern.

„Du warst kein besonders guter Sohn, oder Black?“, murmelte Draco.

„Dafür hatten sie meinen Bruder. Regulus war alles und mehr als sie wollten. Was sie mir furchtbar gerne vorgehalten haben. Besonders meine liebe Mutter. Sie hatte ein ungemütliches Temperament.“

Draco stellte sich vor, wie das mit Sirius‘ Temperament zusammengepasst haben könnte. Seiner Ansicht nach nicht sehr gut. „Hat dich das nicht gestört?“

Sirius fuhr sich durch die langen Haare. „Ich hab sie gehasst. Alle miteinander.“

„Bist du deswegen von zu Hause abgehauen?“

Sirius schaute ihn an, eine Kälte in den Augen, die Draco unter die Haut ging. „Woher –“

„Meine Mutter“, sagte Draco schulterzuckend. „Sie hat es mal erwähnt. Als du ausgebrochen bist, hatte sie Angst, du würdest vorbeikommen und uns alle umbringen. Ich durfte den Sommer über nicht aus dem Haus, außer wenn sie nicht da war. Dann hab ich mich rausgeschlichen.“

Sirius‘ Mundwinkel zuckten zufrieden. „Ja, ich bin abgehauen, als ich sechzehn war. James hat mich aufgenommen, bis ich auf eigenen Beinen stehen konnte. Ich hatte gehofft, nie wieder in mein…“ Er unterbrach sich selbst und schaute Draco von der Seite an, dann schüttelte er den Kopf. „Wie auch immer.“

Draco wollte nachhaken, aber es fühlte sich an, als würde er auf einen wunden Punkt treffen. Normalerweise bohrte er gerne und tief, bei Sirius allerdings… fühlte es sich falsch an. „Und dein Bruder? Hast du ihn je wiedergesehen?“

Sirius trank einen großen Schluck und leckte den Rest Tee von seinen Lippen, biss dabei in die Untere hinein, um keinen Tropfen entkommen zu lassen. Draco vergaß, was er gesagt hatte, und erinnerte sich dafür viel zu gut an den Moment, als Sirius‘ Gesicht nur eine schnellen Vorstoß von seinem entfernt gewesen war.

„Nein“, sagte Sirius und schreckte Draco aus seinen Gedanken, bevor sie in unpassende Gefilde wandern konnten. „Natürlich haben wir uns in Hogwarts gesehen, meistens sind wir uns aber aus dem Weg gegangen. Wir haben kein Wort mehr miteinander gewechselt. Mein idiotischer kleiner Bruder.“

„Er ist tot, nicht wahr?“

„Deine Mutter hat dir das auch erzählt?“, fragte Sirius.

„Meine Eltern haben ihn mal erwähnt.“

Sirius tat das mit einem halben Nicken ab. „Jaah… Der Idiot wollte es unseren Eltern um jeden Preis recht machen, und das hat ihn umgebracht.“

„Er war ein Todesser“, murmelte Draco. „Wie –“

„Das willst du nicht wissen, Draco. Er hat Panik gekriegt und das bitter bezahlt. Voldemort –“

Draco zuckte zusammen, ein tief sitzender Reflex, der Sirius die Augen verdrehen ließ.

„Voldemort“, sagte er sehr betont, „lässt dich nicht gehen, wenn du dich ihm einmal angeschlossen hast. Dienen, ein ganzes Leben lang, oder Tod. Eine andere Wahl hat man nicht. Was auch immer dein Vater dir erzählt, romantisier das nicht. Die Realität eines Todessers hat nichts Ruhmreiches an sich. Wenn du vom Gegenteil ausgehst, bist du genauso ein Idiot wie mein Bruder. Und wenn du diese Laufbahn bei deiner Berufsberatung mit Snape besprichst, weil du es deinem Vater recht machen willst, bist du ein noch größerer Idiot.“

Dracos Augen brannten wie das Kaminfeuer. Er stellte seine Teetasse ab, um nicht deutlich zu zeigen, dass seine Finger zitterten. „Danke.“

„Draco.“ Sirius blickte ihn entschuldigend. „Ich meinte nicht –“

„Natürlich nicht“, sagte Draco angestrengt.

„Ich meine nur, dass das nicht der richtige Weg wäre.“

„Als würde es irgendwas bringen!“, platzte es aus Draco heraus. „Nichts, was ich tue, reicht ihm. Nichts. Ich bin Mittelmaß, und er wollte jemand besonderes. Potter, der Junge, der überlebt hat, so jemand wäre genau, was er will. Egal, wie heldenhaft er sich aufspielt. Ich kann tun, was ich will… Ich… Ich weiß nicht, was ich falsch mache!“

„Draco…“ Sirius rutschte an ihn heran, legte seine Hand auf Dracos Schulter.

„Wurde ich einfach falsch geboren?“, fragte Draco wie in Rage. Seine Zähne klapperten mitten im Satz, als wäre ihm wieder eiskalt. „Konnte er mich schon als Baby nicht leiden oder… oder hab ich irgendwas irgendwann falsch gemacht? Was hab ich gemacht, dass er nicht einmal meinen verdammten Brief lesen will?! Er ist mein Vater! Er sollte sich… Er sollte zumindest so tun… besser so tun…“

Sirius fasste ihn an beiden Schultern und zerrte seinen Oberkörper vor. „Komm her“, murmelte er gegen Dracos instinktiven Widerstand und zog ihn gegen seine Brust.

Draco zitterte vor Wut und etwas anderem, das nicht Kälte war. Verwirrt verfolgte er das Gefühl von Sirius‘ Armen, die sich um seinen Oberkörper legten, wie ein Käfig, der ihn an Ort und Stelle hielt. Er spürte die Wolle von Sirius‘ Pullover über seine Wange kratzen. Die kleinste Bewegung verschob den Stoff und ließ ihn das Fleisch darunter erahnen. Er wagte nicht mehr sich zu rühren.

„Was machst du da?“, fragte er steif.

„Ich hab’s für angebracht gehalten“, antwortete Sirius. Sein Atem kitzelte Draco beim Sprechen. Jedes Wort, jede Silbe kroch in einer Gänsehaut über seinen Hals und Nacken und tiefer herunter. „Du bist ziemlich in Ordnung, Draco, und alles andere als dumm. Und wenn dein Vater dir das nicht zeigen kann oder nicht will, dann ist er der größte Idiot von allen.“

Draco konnte Sirius‘ Herz rapide in seiner Brust schlagen hören. Warum auch immer, aber der Rhythmus ermutigte ihn. Er rückte sich zurecht, bis er den Kopf an Sirius‘ Schulter legen konnte, und wickelte die Arme gleichzeitig um Sirius‘ breite Schultern. So fest er konnte klammerte Draco sich an ihn, bis kein eisiger Zentimeter sie noch voneinander trennte. Da war nur noch Wärme. So viel Wärme, dass es ihn nicht störte, dass die Decke von seinem Rücken rutschte.

Sirius hielt sie nicht fest, sondern streichelte über Dracos Hinterkopf. Seine Finger glitten über sein Haar, als hätten sie nie etwas anderes gemacht, und verfingen sich kein einziges Mal mit diesem fiesen Ziepen in ihnen, das er sonst gewohnt war.

Draco drehte den Kopf, bis er die Stirn frontal gegen Sirius‘ Schlüsselbein drückte. Er atmete schwer und hart, und mit jedem Atemzug verschwand der Gedanke an Lucius in weite Ferne. Sirius roch gut, sicher würde er auch gut schmecken. Zumindest nach Zitronentee. Besser vielleicht.

Draco hob den Kopf, drehte ihn weiter Sirius entgegen, bis er seinen Kiefer im Blick hatte. Seinen Mund. Draco fuhr sich über die eigenen Lippen, heiß unter der Berührung seiner Zunge. Sirius‘ Atem kitzelte seine feuchten Lippen. Sein Mund öffnete sich gegen Dracos. Er schmeckte den ersten Hauch Zitrone. Draco schloss die Augen, und im nächsten Moment war Sirius‘ Mund weg.

„Ähm…“ Sirius lehnte sich so weit zurück, wie es in Dracos Umklammerung möglich war. „Was genau war denn so wichtig in deinem Brief? Was wollte Lucius nicht wissen?“

„Dass du hier bist?“

Sirius blinzelte, bis sein Blick hellwach schien. Er schob Draco aus seinen Armen. „Was? Du hast ihm geschrieben, dass ich hier bin?“

Draco saß plötzlich alleine da, als Sirius von ihm wegrutschte. „Es war sowas wie ein Versehen. Meine Eule ist geflogen, ohne dass ich es wollte.“

„Oh, aber du hast einen seitenlangen Brief geschrieben, dir sogar überlegt, dass du die großen Neuigkeiten ans Ende stellst. Sicher, dass du den nicht abschicken wolltest?“

„Es sollte überzeugend wirken“, sagte Draco spöttisch. Er sah nicht ein, was Sirius daran so aufregte. „Mein Vater hat ihn ja nicht gelesen.“

„Aber er hätte – oder er könnte.“ Sirius stand auf und drehte Draco den Rücken zu, fuhr sich mit beiden Händen durch die zerzausten Haare. „Was, wenn er ein schlechtes Gewissen kriegt und deinen Brief ganz liest? Was soll ich dann tun?“

Draco fühlte sich merkwürdig leer und wusste nicht, was er mit seinen Gliedmaßen anfangen sollte. Sirius machte sich Sorgen. Seine Freude am Risiko schien wie weggewaschen. Von dem Bisschen Vertrauen, das er in Draco gesetzt hatte ganz zu schweigen.

„Wieso hast du das gemacht?“, fragte Sirius erschöpft. Draco öffnete den Mund, aber Sirius ließ ihn keine einzige Silbe sagen. „Ich hab dich mit deiner Eule gesehen. Du wolltest sie mir vorhalten, mir drohen sie fliegen zu lassen, oder? Was hast du dir davon versprochen?“

„Ich…“ Draco zuckte mit den Schultern. „Ich wollte, dass du mich ernst nimmst.“

Sirius lachte trocken auf.

Draco rappelte sich hoch, den Zeigefinger wie seinen Zauberstab auf Sirius gerichtet. „Siehst du! Du nimmst mich nicht ernst. Du lachst immer über mich, egal was ich tue. Das muss ich mir nicht gefallen lassen.“

Sirius legte den Kopf in den Nacken, bis aus seinem Lachen nur einen Stöhnen wurde. „Weißt du was, ich nehme dich jetzt ernst. Verschwinde!“

„Was?“, zischte Draco.

Sirius deutete auf die Tür. „Verschwinde. Du bist ein mieser, kleiner Verräter, und ich hatte genug von Verrätern für den Rest meines Lebens. Ich will dich hier nicht nochmal sehen. Wenn du noch einmal in meine Nähe kommst, verschwinde ich und du siehst mich nie wieder.“

Draco errötete. „Wieso sollte mich das interessieren?“

„Wenn nicht, dann haben wir ja kein Problem.“ Sirius schnippte mit dem Zauberstab und die Tür sprang auf. „Raus.“

Draco suchte einen Moment lang nach einer Retourkutsche, aber Sirius‘ eisiger Blick verdarb ihn jeden noch so guten Spruch. Er drehte sich auf den Fersen um und stürmte aus der Hütte heraus.

Vorhin war er wütend genug gewesen einen Baum zu verkrüppeln; gerade fühlte er sich, als müsste er den ganzen Verbotenen Wald abfackeln. Schnaubend und keuchend wie ein Drache, dem das Feuer ausgegangen war, stapfte er durch den Schnee zurück zum Schloss.

Er hasste Black mit jeder Faser seines Seins. Er hasste ihn doppelt und dreifach für alles, was er gerade getan hatte, was Black ihn hatte fühlen lassen. Und irgendwo darunter tat es weh, dass Black so über ihn dachte.

Draco lief blind vor Zorn in die Eingangshalle.

„Chrm, chrm.“

Mit einem Quietschen seiner Schuhe bremste er ab und schaute nach rechts, wo das Krötengesicht von Dolores Umbridge neben den Türen stand. Sie lächelte ihn süßlich.

„Mr. Malfoy“, grüßte sie. „Darf ich erfahren, was Sie bei der angeblich verlassenen Hütte des Wildhüters zu suchen hatten? Ganz alleine?“

Draco atmete scharf aus. Es fehlte noch, dass er wegen Black Ärger bekam. Wegen einem scheinheiligen Bastard wie Bastard. „Na ja…“ Er hob unbekümmert die Schulter. „Ich dachte, ich hätte etwas gesehen, Professor.“

„Etwas?“, fragte sie.

„Oder jemanden“, sagte Draco desinteressiert. „Einen Mann. Langes schwarzes Haar und verdreckte Roben, wie in… wie man sie in Askaban trägt.“

Er sah, wie Umbridges kleine Augen aufleuchteten, als sie in den Köder biss.

„Das kam mir ein wenig merkwürdig vor, Professor. Ich wollte gerade jemandem Bescheid sagen“, sagte Draco und setzte sein falsches Grinsen auf.

Umbridge erwiderte sein Grinsen.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 3. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
Michael Goldenberg