Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Dog Days - Ein Faible für Risiken

von Dr. S

Zwei Jahre alte Wanted-Poster, so hatte er Sirius Black in Erinnerung. Mit einem eingesunkenen Gesicht, das einem Schädel glich, und verfolgten Augen, abgemagert und dem Wahnsinn nahe. Jetzt war dieses Gesicht nicht mehr als ein paar Zentimeter von seinem entfernt, und Draco hatte seinen Schock noch nicht überwunden, um sich zu zwingen wegzusehen.

Black hatte Gewicht zugelegt, was Draco nicht nur an seinen volleren Wangen sah, sondern an dem Körper über sich spüren konnte. Sein Haar war lang und pechschwarz, wie das Fell seiner Animagusgestalt. Es hing glatt herunter bis zu Dracos Gesicht und rahmte es wie ein Vorhang ein. Er hatte graue Augen, dunkler als Dracos, wie ein Nebel, der nachts aufzog und alles um sich herum gnadenlos verschlang.

Dracos Herz schlug hart. Vor Panik. Er versuchte weiter zurückzuweichen und presste den Hinterkopf dabei hart gegen den Holzboden, als könnte er dadurch verschwinden. Black schien immer näher zu kommen. Seine Haarspitzen streiften Dracos Wangen. Er stemmte die Hände neben Dracos Schultern auf dem Boden auf, kesselte ihn auch so ein.

Draco nutzte den Moment und rammte seine Faust gegen Blacks Brustbein, stieß ihn mit einem Keuchen weg von sich. Er kroch zur Seite weg, arbeitete sich von Ellenbogen und Knien auf Hände und Füße hoch und stürzte auf dem Weg in eine aufrechte Haltung zur Tür.

„Woah, hiergeblieben!“ Black warf sich von hinten gegen ihn. Draco knallte schmerzhaft auf den Bauch. Er kratzte mit den Fingern über den Boden, als er mit allen Mitteln versuchte sich weiter vorwärts zu ziehen. Black packte sein rechtes Handgelenk und drückte es hart gegen die Holzdielen. „Bleib, wo du bist.“

Draco spürte heißen Atem an seinem Ohr und traute sich nicht mehr sich zu bewegen. Die Tür erhob sich wenige Meter entfernt, schwach umrissen im Schein des leise knisternden Feuers. So nah…

Black packte ihn an der Schulter und drehte ihn mit einem Ruck herum. Wieder lag Draco auf dem Rücken, Black über sich wie ein hungriges Tier, aber diesmal ließ er sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Er reckte stolz das Kinn, bis Black eine Augenbraue hochzog.

„Also… Was machen wir jetzt mit dir?“, fragte Black rau.

Draco atmete gegen sein Herz an, das ihm bis in die Kehle schlug. „Du wirst mir nichts tun, Black.“

Black schaute ihn mit einer Mischung aus Neugierde und Verwirrung an, dann grinste er. „Natürlich werd ich dir nichts tun“, sagte er. „Das heißt nicht, dass ich dich hier einfach rauslaufen kann, Kleiner. Du könntest dich verplappern.“

Draco stellte sein linkes Bein auf und spürte, wie sich Blacks Körper noch enger gegen seinen presste. Er konnte sich keinen Zentimeter wegbewegen. „Merkwürdig… Man sollte meinen, ich hätte in den letzten Wochen was gesagt, wenn ich so ein Plappermaul wäre.“

Black schnaubte amüsiert. „Guter Versuch…“ Er schob seine Hand unter Dracos Umhang, so unerwartet, dass Draco erstarrte. Black tastete sich über seine Rippen bis zur Innentasche seines Umhangs, wo er Dracos Zauberstab fand. Er zog ihn hervor und hielt ihn unter Dracos Nase. „Ich könnte dein Gedächtnis löschen, damit wären wir beide aus dem Schneider.“

Das Weißdornholz war gefährlich nahe. Draco schaute daran vorbei direkt in Blacks Augen. „Du würdest diesen Abend auslöschen, aber ich wüsste immer noch, dass du dich hier versteckst. Dafür müsstest du die ganzen letzten Monate löschen, und das würde auffallen. Du denkst wirklich, dass ich dich mit Fang verwechselt habe? Du bist ein riesiges Zottelvieh und er ein sabbernder Feigling.“

Blacks Wangenmuskeln zuckten. Er musterte Draco genau, als würde er allmählich in Erwägung ziehen, dass er die Wahrheit sagte. Dann stand er auf, ließ Draco am Boden liegen und ging zur Tür, die er mit einem Stups seines eigenen Zauberstabs verschloss.

„Wenn dem so wäre“, sagte er, „wieso hast du dann niemandem erzählt, wo ich bin?“

Draco setzte sich vorsichtig auf, je nachdem, ob Black wieder plante ihn niederzureißen. „Ich hab auf die richtige Gelegenheit gewartet.“

„Falsche Antwort. Davon abgesehen, dass du mehr als eine perfekte Gelegenheit hattest.“ Black ging vor ihm die Hocke und begab sich wieder auf Augenhöhe mit Draco. „Du willst mir also ernsthaft vormachen, du hast seit Wochen gewusst, wer und wo ich bin?“

„Mein Vater hat es mir dein Animagus-Geheimnis verraten, als wir von London abgefahren sind und du es dir nicht verkneifen konntest, hinter dem Zug herzulaufen.“

„Du machst das hier nicht unbedingt einfacher für dich, Draco“, sagte Black. „Ich kann dich nicht hier weglassen und riskieren, dass du mich auslieferst.“

„Wenn ich das hätte tun wollen, wärst du schon wieder in Askaban.“

„Und wieso hast du’s nicht getan? Zehntausend Galleonen Preisgeld für meinen Kopf waren nicht genug?“

Draco schnaubte abfällig. „Im Gegensatz zum Wiesel hab ich das nicht nötig.“

„Ja, ja, Ron ist in einer Mülltonne aufgewachsen. Wir haben alle dein Lied gehört“, sagte Black.

„Geht ins Ohr, hm?“

„Konzentration, Draco.“ Black stupste ihm mit der Spitze von Dracos eigenem Zauberstab gegen die Stirn. „Ich kann das da drin auch einfach alles löschen. Dann läufst du mit einem Schwamm anstatt einem Gehirn durch die Gegend.“

Draco wusste nicht, was er sagen sollte. Gerade wusste er nicht einmal mehr, warum er Sirius nicht ans Messer geliefert hatte, als er es noch in der Hand gehabt hatte. Er hätte. Aber er hatte sich ablenken lassen wie damals, als Hagrid einen Drachen in dieser Hütte aufgezogen hatte. Die Gelegenheit, ihn zu verraten, hatte nie perfekt genug sein können.

Black beobachtete ihn einen Moment, bevor er sich aufrichtete. „Was hältst du davon, wenn wir uns bei einer Tasse Tee genauer unterhalten?“

„Du hast mich hier eingesperrt“, sagte Draco. „Hab ich eine große Wahl?“

Black schaute ihn von oben herab an. „Nein.“ Er streckte die Hand aus und hielt sie Draco hin, als würde er ihm aufhelfen wollen. Draco ignorierte diese Geste und half sich selbst hoch. Black tat das mit einem Augenrollen ab, bevor er den Kessel auf das Feuer setzte. Draco warf einen Blick auf die Tür.

„Denk nicht mal dran“, sagte Black, ohne den Blick vom Kessel zu nehmen.

Draco setzte sich auf einen der hohen Stühle an Hagrids Tisch. Seine Füße baumelten einige Zentimeter über dem Boden und er schwang sie gelangweilt hin und her, während Black ihn ignorierte und ins Feuer schaute. Das warme Licht umriss seine Züge in einem Zusammenspiel aus Rot und Orange. Ebenmäßige, hübsche Züge. Black war ein gutaussehender Mann, daran hatte selbst Askaban nichts geändert. Draco fragte sich, wie er vor den zwölf Jahren unter Dementoren ausgesehen hatte.

Der Kessel pfiff und Draco schaute zurück zur Tür. Er musste hier raus. Oder sich zumindest überlegen, was er sagen konnte, das ihn hier rausholen würde.

Mit einem Klonk landete eine Teetasse direkt vor ihm auf dem Tisch. Draco zuckte herum. Black hatte die Tasse mit einem Schnippen seines Zauberstabs heraufbeschwört.

„Du denkst schon wieder über Dinge nach, die sich nicht gehören“, sagte Black und schenkte Draco heißes Wasser ein. Er schmiss einen Teebeutel hinterher. Die Tasse war so groß, dass Draco sie mit beiden Händen kaum umfassen konnte. Das heiße Wasser wärmte seine Hände auch durch das Porzellan durch.

Surreal. Er saß an einem Tisch mit Sirius Black und trank Tee. Aber etwas in ihm war sich sicher, dass Black ihm nichts tun würde.

„Verschwindest du eigentlich, wenn der Halbriese wieder zurückkommt?“, fragte Draco, während er beobachtete, wie das Wasser allmählich die goldbraune Farbe trinkbaren Tees annahm.

„Aha.“ Black setzte sich neben ihn, rückte seinen Stuhl aber so herum, dass er ihm in die Augen sehen konnte – hätte Draco den Blick gehoben. „Wenn du gewusst hättest, wer ich bin, hättest du dich was Hagrids Aufenthaltsort angeht niemals verplappert.“

„Außer ich hätte dich in Sicherheit wiegen wollen“, gab Draco zurück und rührte gespielt nachdenklich seinen Teebeutel durch das Wasser. „Unter uns, es war keine besonders wichtige Information.“

„Dein Daddy vertraut dir also nichts Wichtiges an?“

Draco ließ seinen Teebeutel zurück in die Tasse gleiten und schaute auf. Black zeigte weder ein Grinsen, noch ein Lächeln, aber seine Augen schmunzelten provozierend. Er nahm ihn nicht ernst.

„Mein Vater vertraut mir mehr an als ihr eurem Auserwählten. Potter hat keinen Schimmer, wo sein großer, haariger Freund sich rumtreibt, oder? Er starrt nur in die Ferne und hofft darauf, ihn irgendwann dabei zu entdecken, wie er wieder über die Ländereien trampelt. Wahrscheinlich in Begleitung seiner Riesen-Familie.“

„Wenn ich mich richtig erinnere, hast du deinen Vater diesen Sommer nicht sehr oft zu Gesicht bekommen. Wann genau hat er dir das alles also erzählt?“

Draco trank einen Schluck Tee und hob die riesige Tasse dabei ein Stück höher als notwendig, um die Röte in seinen Wangen zu verstecken. Er hatte vergessen, dass er dem Hund Sirius Black sowas erzählt hatte. Dass er vor ihm geweint hatte.

Die Wahrheit war, ja, sein Vater hatte ihn diesen Sommer nicht groß beachtet und wenn, dann mit reiner Ungeduld in den kalten grauen Augen. Dieses mehr oder weniger kleine Geheimnis auszuplaudern war gerechtfertigt. Aufsässig vielleicht, aber was scherte es ihn? Niemand wusste, dass er es wusste – bis jetzt. Black wusste jetzt, dass er es wusste. Und er war weniger panisch darüber, als Potter und seine Anhängsel in ihrem ersten Jahr, als Draco mit dem Wissen über den kleinen Drachen vor ihren Nasen herumgewedelt hatte. So ein kostbares Wissen diesmal für sich zu behalten schien logisch gewesen zu sein.

„Oder hast du zufällig an der richtigen Tür gelauscht?“, fragte Black. „Dafür scheinst du ein Händchen zu haben.“

„Wieso? Hast du gehofft, ich würde interessantere Dinge fallenlassen?“, gab Draco zurück. „Oder warum hast du mir sonst nicht in die Hand gebissen, damit ich nie wiederkomme?“

Black grinste – vielleicht fühlte er sich ertappt, vielleicht war es auch der rebellische Funke, der übergesprungen war. „Gehen wir mal davon aus, dass du die Wahrheit sagst…“ Black beugte sich auf verschränkten Armen aufgestützt über den Tisch, als würden sie eine nette, kleine Unterhaltung führen. „Was genau war dein Plan?“

Draco runzelte die Stirn.

„Du hast mich ziemlich lange frei herumlaufen lassen. Wieso?“

„Ich hatte andere Dinge im Kopf“, murmelte Draco und dachte an den miesesten Tag seines Lebens zurück. An Montagues demotivierende Predigt vor dem Spiel, an Potters Handrücken, der ihm den Weg zu dem Schnatz versperrte, an die vier unerbittlichen Fäuste, die ihn tiefer in den Boden rammten. Kein schönes Ende für sein letztes Spiel. Draco schluckte. Ab morgen würde die ganze Schule über ihn lachen – über den Ex-Sucher von Slytherin, der nie einen Schnatz vor Potter gefangen hatte. Gerade schien es verlockend, dass Black diesen Tag aus seinem Gedächtnis löschen würde. Er sollte ihn provozieren. Ein paar geschickte Worte und auch dieser Gryffindor würde ausrasten. Zweimal hatte er ihn schon zu Boden geworfen.

Er war sich nicht einmal sicher, ob Black sein Gedächtnis nicht so geschickt modifizieren konnte, dass er sich nur an ihn nicht mehr erinnern können würde. Wäre das schlimm? Eine weitere verpasste Chance, so wie er auch den Schnatz wieder verpasst hatte.

„Quidditch?“ Blacks Blick erinnerte ihn an den Hund, der ihn eben noch angeknurrt hatte und dann den Kopf in seinen Schoß gelegt hatte. Draco wich ihm betont unberührt aus und schwenkte seine Teetasse.

„Quidditch.“

Black rückte scharrend mit seinem Stuhl an ihn heran. Draco hatte kaum Zeit zu reagieren, da umfasste eine große, sehr menschliche Hand sein Kinn. Blacks Finger waren stark, aber sanft, rau, aber nicht auf eine unangenehme Weise. Er zückte mit der anderen Hand ein Taschentuch, befeuchtete es und wischte damit über Dracos Kinn.

„Das wollte ich vorhin schon machen. Du siehst aus, als hättest du das Herz eines Hippogreifs gegessen“, murmelte er und hob das jetzt rote Taschentuch an Dracos Nase. Ein plötzlicher Schmerz ließ Draco zurückzucken, aber Black löste den Griff um sein Kinn nicht. Er tupfte das Blut vorsichtig weg. „Nichts gebrochen, keine Sorge.“

Draco ließ keine von Blacks Bewegungen aus den Augen. Black war zu nah, als dass er groß eine Wahl gehabt hätte. Irgendetwas musste er aber vorhaben. Eben noch warf er ihn auf den Boden, dann machte er ihm Tee und verarztete ihn. Kein Gryffindor würde so etwas ohne Hintergedanken tun. Nicht für ihn. Vor allem nicht jemand, der Harry Potter nahestand. Black musste auf den richtigen Moment warten sein Gedächtnis aus dem Hinterhalt zu löschen. Er wollte ihn in Sicherheit wiegen.

„Apropos“, begann Black. „Was genau ist nach dem Spiel passiert? Harry und George haben dich sicher nicht vor Freude niedergerungen.“

„Natürlich nicht“, sagte Draco mit trockenem Sarkasmus. „Es war meine Schuld. Es ist immer meine Schuld, wenn Gryffindors die Kontrolle über sich verlieren.“

Black schenkte ihm einen eindeutigen, aber nicht vorwurfsvollen Blick. Dann drehte er Dracos Kopf leicht nach rechts und schaute sich sein Auge an. Black sah ihn direkt an und doch irgendwo an ihm vorbei. Dracos Blick fand keine Erwiderung.

„Natürlich“, murmelte Black. Seine Berührung hinterließ ein warmes Pochen unter Dracos Auge. Schmerz zog sich bis zu seinem Jochbein.

„Vielleicht…“ Draco zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hab ich ein paar der Zeilen erwähnt, die es nicht in Weasleys Lied geschafft haben. Was über seinen Vater… seine Mutter… Potters Mutter…“

Black schmunzelte. „Du hast sie provoziert.“

„Sie haben sich provozieren lassen“, sagte Draco, so bitter das auch auf seiner Zunge lag.

Blacks Schmunzeln machte ihn sauer. Er nahm ihn nicht ernst. Wahrscheinlich hielt er ihn für einen großspurigen Slytherin-Bastard. Als würde er nur ein paar Beleidigungen raushauen können und nichts außer Gefühlen verletzen. Dabei hätte er ihn ans Messer liefern können. Er würde ihn ans Messer liefern, wenn er hier rauskam. Es war dämlich gewesen, es bis jetzt nicht zu tun.

Black zückte seinen Zauberstab und tippte Dracos Wange an. Die pochende Wärme wurde von einem kühlen Hauch vertrieben. Draco rieb testend über seine Wange. Der leise Schmerz war verklungen, aber eine fremde Wärme blieb. Verwirrt schaute er Black an und versuchte zu ergründen, was er damit bezweckte, aber so sehr er seinen Kopf auch anstrengte, er kam nicht drauf.

„So, wie neu“, sagte Black zufrieden. „Besser?“

Draco nickte weder, noch erwähnte er das leichte Pochen unter seinen Rippen, das sich gerade bemerkbar machte. Die geballten Fäuste von Weasley und Potter musste dort ebenfalls etwas hinterlassen haben.

„Du machst die ganze Arbeit deines Patensohns zunichte“, sagte Draco.

Black grinste verschmitzt. „Er wird drüber wegkommen.“

„Du hattest deinen Zauberstab an meinem Kopf und mein Gedächtnis ist noch intakt. Chance verpasst, Black.“

„Findest du? Vielleicht sollten wir den Club der verpassten Chancen gründen.“ Die Belustigung in Blacks Augen ließ Dracos Magen kochen. Egal, was er sagte oder tat, nichts davon schien Black ernst zu nehmen. Wahrscheinlich hatte er ihm deswegen bis jetzt sein Gedächtnis gelassen – damit er ihn weiter unfreiwillig amüsierte.

„Es wäre ziemlich bescheuert“, sagte Draco gepresst, „wenn du jetzt mein Gedächtnis löschst, nachdem du meine Wunden geheilt hast. Wie soll die Lücke gefüllt werden? Wie soll mein Kopf sich das erklären?“

„Ich dachte, das funktioniert sowieso nicht, weil du die ganze Zeit gewusst hast, wer ich bin?“, gab Black zurück.

„Ich sagte“, zischte Draco, „wenn.“

Black schmunzelte.

Draco ballte die Hände zu Fäusten, zitternd vor heißer Wut. Nicht einmal Potter hatte ihn je so schnell, so leicht wütend gemacht. „Hör auf, dich lustig über mich zu machen.“

Black nahm seinen Tee und trank ihn bis auf die letzten Teeblätter aus, ohne Draco dabei aus den Augen zu lassen. Sie waren warm und gleichzeitig kühl, provozierend berechnend, verwirrend. „Die ganzen letzten Wochen hast du also mir Essen vorbeigebracht?“

Verwundert über die Frage antwortete Draco sofort: „Hunden gibt man normalerweise keine Hühnerknochen. Oder Kuchen.“

„Eine nette Abwechslung“, gab Black zu, und erst da merkte Draco, was er gesagt hatte. „Aber wieso?“

Draco wünschte, er könnte jedes seiner Worte zurücknehmen. „Wieso hast du mich auf dem Quidditch-Feld nicht im Regen sitzen lassen?“, sagte er stattdessen in seiner herablassendsten Stimme. „Oder vorhin im Schnee?“

„Sag bloß, du wolltest dich bedanken.“

„Sag bloß, ich hab dir leidgetan.“ Draco schnaubte abfällig, als wäre das ein riesiger, dummer Fehler, und hoffte inständig, dass Black genau diesen bereute. Dabei sollte er über sich selbst abfällig schnauben. Er hatte den riesigen, dummen Fehler begangen. „Niemand erwartet von der Hand geschlagen zu werden, die einen füttert. Es ist so leicht jemanden glauben zu lassen, man würde einen Funken Sympathie für ihn hegen. Ich habe dich in Sicherheit gewogen, um auf den richtigen Moment zu warten, und du hast deinen Hundekopf in meinen Schoß gelegt, während ich von meinem Vater erzählt habe, in der Hoffnung, ich könnte Informationen fallenlassen. Nicht wahr?“

Black verzog keine Miene, während er ihn einen Moment lang nur ansah. „Ich werde dein Gedächtnis nicht anrühren.“

Dracos Wut verschwand nicht auf einen Schlag, aber pochte leiser in seinen Händen und seiner Brust. „Wieso?“

„Ich hab nicht viel dafür übrig, den Kopf von anderen Menschen durcheinander zu bringen.“

Draco ließ die Hände lockerer, während er versuchte einen Hinweis auf Blacks Motiv in dessen Gesicht zu finden. Er fragte sich, ob Black am Ende vielleicht seine Gesellschaft genossen hatte und deswegen sein Gedächtnis nicht löschen wollte. Ein dämlicher Gedanke, der nichts in seinem Kopf zu suchen hatte.

„Vielleicht bring ich dich zu Dumbledore und lasse dich schwören, dass du nichts verrätst.“

„Wenn ich dich verraten wollen würde, hätte ich es schon getan“, wiederholte Draco etwas weniger feindselig.

Black schaute ihn einen Moment lang abschätzend an. „Das kann ich nicht riskieren, Draco. Du bist ein cleverer Junge, sicher verstehst du das.“

„Du hast riskiert hierher zu kommen. Das war dumm und gefährlich. Scheint mir also, als würdest du nichts gegen ein bisschen Risiko haben“, sagte Draco.

Blacks Augen funkelten amüsiert. „Denkst du?“

„Davon abgesehen…“ Draco beugte sich ein Stückchen vor und senkte seine Stimme verschwörerisch. „…würde ich niemals schnell genug hoch zum Schloss und in Professor Snapes Büro kommen, bevor du aus dieser Hütte abhaust. Du wärst wieder in London, ehe ich das erklären kann.“

Black grinste ihn verschmitzt an. Er stand auf und ging zur Tür, gab ihr einen Stups mit seinem Zauberstab. Ein Klicken im Schloss ließ darauf schließen, dass sie wieder entriegelt war. Black deutete mit einem Nicken auf die Tür.

„Verschwinde schon“, sagte er.

Draco zögerte einen Moment und schaute Black ungläubig an. Hinter seiner Schulter hing eine Uhr, die behauptete, dass die Ausgangssperre schon lange vorbei war. Selbst wenn er jetzt ins Schloss zurückkam, würde der Weg in den Gemeinschaftsraum schwer wie über glühende Kohlen werden.

Langsam richtete er sich auf und näherte sich skeptisch der Tür. Black hatte zwei Zauberstäbe und er keinen. Die Sache war ihm nicht geheuer. Jeden Moment würde er den Gedächtniszauber auf ihn schleudern, da war er sich sicher.

Black streckte den kürzeren der beiden Zauberstäbe aus, als Draco in seine Nähe kam. „Hier.“

Draco nahm seinen Zauberstab zurück, steckte ihn aber nicht ein. „Du lässt mich wirklich gehen?“

„Was soll ich sagen?“ Black hob lässig die Schultern. „Wenn du mich verraten wollen würdest, hättest du es bereits getan.“ Er zwinkerte Draco zu.

Draco rieb über das Weißdornholz seines Zauberstabs, wo es noch warm von den fremden Fingern war. Black öffnete die Tür und ließ eine kühle Brise herein, die Draco eine Gänsehaut bescherte. Durch den schmalen Spalt konnte er die inzwischen schneebedeckten Ländereien sehen. Die dicke Schicht weißen Schnees leuchtete selbst in der Dunkelheit der Nacht.

Draco setzte keinen Fuß hinaus in den unberührten Schnee. „Wieso machst du das?“, fragte er und erntete einen perplexen Blick von Black. „Wieso schleichst du dich nach Hogwarts? Es ist dumm und risikoreich. Und gefährlich. Das Ministerium flutet Hogwarts‘ Gänge. Umbridge ist Fudges Schoßhündchen und nimmt dich gerne fest, wenn sie dich sieht. Wieso riskierst du das?“

„Manche sagen, ich hätte ein Faible für Risiken.“

Draco musterte ihn genau. „Hat es was mit Dumbledore zu tun?“

Black musterte ihn ebenfalls. „Nein“, sagte er gemächlich. „Ich bin wegen Harry hier. Meinem Patensohn. Das Ministerium erschwert jegliche andere Korrespondenz, falls es dir aufgefallen ist.“ Auch das sagte er mit einem Zwinkern, aber Draco schaute ihn nur verwirrt an. Black klopfte ihm auf die Schulter. „Weil ihm so einige hier das Leben schwer machen.“

Draco verdrehte die Augen und stieg aus der Tür hinaus in den Schnee.

„Draco?“

Er drehte sich um und schaute hoch zu Black, der am Türrahmen lehnte, die Tür zu einem so schmalen Spalt herangezogen, dass kaum Licht herausfiel. Blacks Gesicht aber verfolgte ihn wie eine Fackel im Schnee.

„Was das Spiel angeht…“ Noch eine Predigt. Wahrscheinlich eine, die er auch als Hund die ganze Zeit hatte loswerden wollen, als Draco sich in seinem Fell verkrallt hatte. „Ich kann mir vorstellen, dass du das nicht hören willst, aber… Du hast gut gespielt. Niemand kann dir was anderes vorwerfen.“

Das Brennen schoss ohne Vorwarnung in Dracos Augen. Er kehrte Black den Rücken zu und ging zurück zum Schloss. Seine Spuren im Schnee verwischte er mit dem Zauberstab, konzentrierte sich ganz auf diese Aufgabe, und versuchte keinen Blick zurück zu der Hütte zu werfen, die jetzt wieder komplett im Dunkeln lag.

Er verstand noch immer nicht, was Black hier wollte und warum er ihm diese Dinge sagte, warum er ihn sein Fell hatte streicheln lassen. Warum er ihn hatte gehen lassen. In seiner ganzen Schullaufbahn, seinem ganzen Leben hatte ihm noch kein Gryffindor… vertraut.

Dämliche Gryffindors. Das war der Grund. Draco nickte sich selbst zustimmend zu, als er den Schlosseingang erreichte und den Schnee von seinen Schuhen klopfte. Die Eingangshalle lag bis auf ein paar Fackeln im Dunkeln. Er hörte aus der Ferne des ersten Stocks ein leises Mauzen kommen. Mrs. Norris schien seine Witterung wie ein verdammter Hund aufgenommen zu haben.

Draco bog schnell und auf leisen Sohlen in Richtung Kerker ab. Blacks Worte verfolgten ihn auch hier runter. Er wollte sich über sie aufregen und sie als Beleidigung oder zumindest Stichelei deklarieren, aber irgendwie… tat es gut das zu hören. Er wollte Sirius glauben und es fiel ihm verdammt leicht. Es war nicht seine Schuld, dass sie verloren hatten. Er hatte sich nichts vorzuwerfen.

Draco sagte der kahlen Wand das Passwort und betrat erhobenen Hauptes den Gemeinschaftsraum. Er hatte nicht erwartet dort noch jemanden anzutreffen, nicht zu dieser Stunde, aber kaum kam er in die Nähe der Sofas, entdeckte er vier Gestalten vor dem Kamin sitzen. Bletchley, Pucey und Warrington drehten sich nach ihm um; Montague stand auf.

„Kleinen Spaziergang gemacht?“, fragte Montague. Seit er Kapitän war, traute er sich einen weitaus bedrohlicheren Tonfall zu, den er wohl für autoritär hielt. Trotzdem musste er Warrington an der Kapuze seiner Robe auf die Beine ziehen, damit er nicht alleine da stand. Bletchley folgte ihm von alleine, aber zögerlich. Pucey schaute Draco stirnrunzelnd an und zog seine eigene Robe von der Brust weg, nickte ihm dann zu.

Draco schaute an sich runter und entdeckte, dass sich einige Blutflecke von der Front seiner Quidditch-Robe abhoben. Seine Nase blutete nicht mehr. So, wie Montague sich ihm näherte, würde sich das gleich ändern. Draco hob das Kinn herausfordernd.

„Wieso? Konntest du vor Sorge um mich nicht einschlafen?“, gab er zurück.

Montague zeigte ihm ein müdes Lächeln. „Crabbe und Goyle hatten keine Probleme damit.“

„Oh, soll ich sie wecken, damit sie mich festhalten, während du deine barbarische Seite rauslässt?“

„Das kriegen wir auch so hin.“ Montague gab Warrington ein Zeichen, der an Draco vorbeiging und die Tür schloss. Er kam nicht zurück, sondern blieb hinter ihm stehen und versperrte den besten Fluchtweg. Draco spürte seinen Blick im Nacken. Bletchley und Pucey tigerten an Montagues linke und rechte Seite; zusammen schnitten sie alle anderen Möglichkeiten zu entkommen ab, als sie den Kreis um ihn enger zogen. Draco tat einen Schritt nach hinten und prallte gegen Warrington. Er machte einen schnellen Schritt zur Seite, wollte an Pucey vorbei, aber der packte ihn gleichzeitig mit Bletchley am Arm. Sie hielten ihn so fest, dass er ziehen und zerren konnte, ohne weit zu kommen.

Montague beugte sich viel zu dicht an sein Gesicht heran. „Du hast keine Ahnung, was nach dem Spiel los war, hm?“, fragte er. „Harry Potter wurde aus dem Team geworfen. Er hat ein Quidditch-Verbot. Auf Lebenszeit. Deinetwegen.“ Er grinste und sah dabei aus, wie ein glücklicher Gorilla. „Jungs? Geben wir unserem Sucher, was er verdient hat.“

Im nächsten Moment wickelten sich acht Arme um ihn und quetschten ihn, wie die Umarmung eines Oktopus. Nach dem ersten Schock, hätte Draco lieber auf so eine Belohnung verzichtet.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 3. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich will mehr wie jeder andere, dass Joanne K. Rowling mit meiner Luna zufrieden ist, denn es ist ihr Charakter. Ich hatte schon einen Albtraum davon, auf der After-Show-Party zu sein, Jo zu treffen und sie schüttelt nur ihren Kopf und schaut traurig. Das ist mein Irrwicht. Aber bis jetzt hat sie sich mir gegenüber positiv verhalten, also bin ich optimistisch.
Evanna Lynch