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Dog Days - Der Hund und die Schlange

von Dr. S

Draco Malfoy war ein merkwürdiger Junge. Sirius erhaschte in den nächsten Tagen den ein oder anderen Blick auf ihn, und jedes Mal, wenn er ihn vom Weiten über Rons Quidditch-Künste lachen sah, hatte er den Jungen vor Augen, der im Regen betrübt auf dem Quidditch-Feld saß. In und außerhalb der Schule gab er den klischeehaften, überdurchschnittlich schlagfertigen Bastard, aber Sirius wusste aus erster Hand, dass hinter so einer Fassade oft viel Unsicherheit steckte. James hatte sich nicht immer die Haare durcheinander gebracht, weil er daran geglaubt hatte, dass Lily Evans ihn auch sonst beachten würde.

Und dann waren da die Momente, in denen er ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen bekam. Mehr als einmal machte Draco bei ihm Halt, ließ sich auch vom strömenden Regen nicht davon abhalten dem großen schwarzen Hund in Hagrids Garten durch das Fell zu wuscheln. Sirius musste Acht geben; manchmal kam der Junge nämlich zur unpassendsten Zeit einfach rein – als würde er darauf warten, dass Sirius gerade die menschlichen Beine ausstreckte. Er konnte ihn aber nicht anknurren, wenn er ihm etwas vom Mittag- oder Abendessen mitbrachte. Und während Sirius sich an Hühnerkeulen und Roastbeef satt aß, geriet Draco ins Plaudern.

Er schien sich wirklich gerne selbst reden zu hören. Sirius hoffte auf einen Informationsfetzen über Todesser, wie an ihrem ersten Abend. Stattdessen hörte er Geschichten über die Professoren, die Prüfungen und Quidditch. So viel Quidditch, dass er sich in seine eigene Schulzeit zurückversetzt fühlte.

Harry erzählte er nicht von diesen Momenten. Er wollte ihn nicht beunruhigen. Immer, wenn Malfoy an der Hütte vorbeiging, bekam er einen kleinen Panikanfall und schien am liebsten seinen Tarnumhang über Sirius‘ Schultern werfen zu wollen.

Quidditch spielte auch bei Harry eine zunehmend größere Rolle. Er fieberte dem Spiel gegen Slytherin entgegen und vergaß darüber die Artikel im Tagespropheten, die ihn einen Lügner schimpften, oder Umbridges inkompetenten Unterricht und unfaire Bestrafungen. Selbst seine entzückende kleine Widerstandsgruppe, die er nach Dumbledore benannt hatte, trat in den Hintergrund. Sirius gab ihm Anfang November keine Tipps mehr zu Flüchen und Gegenflüchen, sondern wie er Rons Nervosität bekämpfen konnte.

Sirius hätte sich beinahe verplappert, als er ihm Ohrenschützer empfohlen hatte. Vor ein paar Tagen war er Zeuge gewesen, wie Draco leise summend Verse und Strophen auf eine Rolle Pergament gekritzelt hatte. Eben diese Zeilen hörte er jetzt live im Stadion. Weasley ist unser King hatte sich schneller unter den Slytherins verbreitet, als der neue Song der Schwestern des Schicksals.

Sirius saß versteckt hinter Fahnen und Bannern in seiner Hundegestalt auf der obersten Tribüne des Stadions, um das erste Spiel der Saison zu sehen. Genau hier hatte er vor zwei Jahren Harry das erste Mal auf einem Besen gesehen. Er war ein kleines Naturtalent und tatsächlich noch besser geworden. James wäre stolz auf ihn gewesen. Ron dagegen war ein reines Nervenbündel. Nahezu jeder Torschoss ging ihm durch die Finger, als hätte er sie mit Öl eingeschmiert. Die Gesänge aus Slytherins Reihen trugen dazu offensichtlich bei, in der Hinsicht hatte Draco einen guten Job gemacht und definitiv erreicht was er wollte. Sogar Harry ließ sich davon ablenken. Sein Blick hing öfter an Ron als nach dem Schnatz zu suchen. Sicher genau, was Draco gewollt hatte.

Draco war nicht schlecht, aber an Harry kam er nicht ran. Sirius hatte ihn schon neulich im strömenden Regen beim Training gesehen und mehr als ein respektables Manöver beobachtet, von dem er Harry hatte berichten wollen. Aber Draco schien sich nicht auf seine Fähigkeiten verlassen zu wollen, stattdessen hatte er ein ganzes Haus zum Singen gebracht, um nichts unversucht zu lassen seinen Platz in der Mannschaft zu sichern. Typisch Slytherin; nichts war ihnen zu schade um ans Ziel zu kommen.

Sirius war sich ziemlich sicher, dass es nichts bringen würde und dass das hier vermutlich Dracos letztes Spiel war. Trotzdem war Draco derjenige, der den Schnatz zuerst entdeckte und im Sturzflug nach ihm tauchte.

Aber Harry ließ nicht viel länger auf sich warten. Auf dem Feuerblitz, den Sirius ihm geschenkt hatte, holte er Draco auf der Jagd nach dem Schnatz schnell ein. Kopf an Kopf stürzten sie dem goldenen Ball nach, direkt hinter den Torstangen, und als sie wieder auftauchten, hielt Harry den Schnatz in seiner Hand. Das Stadion tobte, Weasley ist unser King erstarb und Sirius wedelte mit dem Schwanz.

Er hoffte für Harry, dass er bei der Siegesfeier noch ein bisschen länger die schlechte Presse und den drohenden Krieg vergessen konnte.

Dann krachte ein Klatscher wie aus dem Nichts in Harrys Rücken. Sirius sprang auf alle Viere. Harry wurde von seinem Besen geschleudert, fiel mindestens sechs Fuß und landete rücklings auf dem Boden. Ein schriller Pfiff durchzog das Jubeln im Stadion, das jetzt in Ärger umschlug.

Sirius wollte am liebsten sofort zu ihm, aber seine Mannschaftskameraden waren schneller. Sie halfen ihm hoch und umarmten ihn. Zwei hübsche Mädchen auf einmal in den Armen machten so einen Schmerz hoffentlich wett.

Etwas abseits von ihnen stand Draco. Er schien etwas zu sagen, jedenfalls sah Sirius die flammendroten Haarschöpfe der Weasley-Zwillinge herumschießen. Fred und George setzten zum Sprung auf Draco an. Es brauchte alle drei Mädchen um einen der Zwillinge zurückzuhalten, und Harry mühte sich mit dem anderen ab, der Rückennummer nach George. Draco lachte, und dann ging alles ganz schnell. Harry ließ George los und stürzte sich mit ihm auf den gegnerischen Sucher. Beide Gryffindors rissen ihn gemeinsam zu Boden und begruben ihn unter sich, bis nichts mehr von den grünen Roben zu sehen war.

Schreie ertönten. Die Jägerinnen, die Fred immer noch festhielten, kreischten unverständlich und darunter erklangen Schmerzensschreie aus dem Haufen aus roten und grünen Roben am Boden. Madam Hooch flog von oben herab und warf einen Fluch auf die Jungs, sprengte den Haufen auseinander. Harry und George standen schnell wieder, mussten aber zurückgehalten werden. Draco krümmte sich am Boden. Einer seiner Slytherin-Freunde lachte schallend.

Über den Lärm im Stadion konnte Sirius nicht verstehen, was gesagt wurde, und musste ahnungslos zusehen, wie Harry und George vom Feld marschierten. Sirius drehte sich zur Bande der Tribüne um und stellte sich auf die Hinterbeine, schaute den beiden Gryffindors nach, wie sie aus dem Stadion kamen und zurück zum Schloss gingen. McGonagall folgte kurz darauf, und ihr dicht auf den Fersen war Dolores Umbridge, die kleine Frau mit dem Krötengesicht, die seinem Patensohn das Leben schwer machte. Die ihn folterte. Sirius ertappte sich dabei zu knurren. Wie gerne hätte er ihr von oben einen Fluch in den Rücken geworfen.

Er drehte sich wieder um. Die Schüler im Stadion waren noch in Aufruhr. Gryffindors und Slytherins keiften sich auf den Tribünen an und auch auf dem Feld. Der Kapitän der Slytherins, den er an den haarigen Armen erkannte, stieß Gryffindors Kapitänin immer wieder von sich weg und schaute sich suchend um. Draco war verschwunden. Montague, wenn Sirius sich richtig an seinen Namen erinnerte, hatte ihn aus dem Team schmeißen wollen, wenn er den Schnatz nicht fing. Gerade war er sich nicht so sicher, ob Draco das nicht verdient hatte.

Sirius hatte keine Ahnung, was Harry so in Rage gebracht hatte. Sein Patensohn war angespannt in letzter Zeit, so viel war klar, aber sonst ließ er sich nicht so leicht provozieren. Obwohl er selbst Harrys Fäuste auch schon abbekommen hatte, als sie einander in der Heulenden Hütte gegenüber gestanden hatten. Damals war sein Grund nachvollziehbar gewesen. Seine Eltern lockten noch immer die stärksten Emotionen aus Harry hervor. Draco hatte das mit allen Mitteln herausgefordert. Weil er ein kleiner, fieser Bastard war. Arrogant und verzogen. Mehr nicht.

Das Stadion leerte sich nur langsam. Sirius musste warten, bis alle Schüler zum Schloss zurückgekehrt waren, bevor er sich aus den Rängen traute. Er hüpfte eine Abkürzung herunter, die ihn vor letzten Blicken schützte oder als merkwürdigen Schatten tarnte.

Die Ländereien waren verlassen. Auf Gras und Erde lag eine silberweiße Haube aus Frost und ein eisiger Wind wehte durch die knochigen Äste der kahlen Bäume. Der Himmel verschwand hinter einer zunehmend grauer werdenden Wolkendecke. Es roch nach Schnee.

Sirius schlich am Waldrand zurück zu Hagrids Hütte. Ein Teil von ihm wollte sich direkt ins Schloss zu Harry schleichen und herausfinden, was genau ihn aus der Haut hatte fahren lassen. Ein dummer Teil, das wusste er auch.

„Nein, ich will den kleinen Bastard jetzt finden“, hörte er eine tiefe Stimme aus einiger Entfernung schreien. Sirius zog sich in die Schatten des Waldes zurück. Zwischen zwei hohen Zedern hindurch schaute er den Hang hinunter. Am Seeufer entdeckte er zwei der Slytherin-Spieler, einer davon der Kapitän. Sie schienen etwas zu suchen. Oder jemanden. „Malfoy?!“, brüllte der eine.

Sirius zog sich weiter in die Schatten zurück und beobachtete Slytherins Kapitän dabei am Ufer herumzutrampeln, als sein geschärftes Gehör etwas anderes als grobe Schreie auffing. Ein leises Schniefen. Er fragte sich kurz, ob er einen niedergeschlagenen Ron aufgespürt hatte – nach dieser Leistung definitiv nicht sehr abwegig. Sirius drehte den Stimmen der Slytherins den Rücken zu und schlug sich tiefer in den Wald hinein. Das Blätterdach lag größtenteils auf dem Boden, zusammengefroren durch den Frost. Einen lautlosen Schritt zu machen schien schier unmöglich.

Trotzdem schaffte er es unbemerkt an die Gestalt heran, die hinter einem mannsbreiten Eichenstamm saß, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Die Quidditch-Robe und der aufgestickte Name auf dem Rücken verschleierten seine Identität allerdings nicht einmal kurz. Sirius machte einen Bogen um den Baum, bis er Draco gegenüber stand.

Er knurrte leise.

Dracos Kopf ruckte nach oben. Seine Nase blutete bis über Lippen und Kinn, und sein linkes Auge schien dabei zu sein anzuschwellen. Er wischte sich mit den Fingerknöcheln unter der Nase weg und verschmierte das Blut dabei, auch wenn es größtenteils getrocknet zu sein schien.

„Willst du noch einen drauflegen?“, fragte Draco gepresst. „Dann komm doch, du dämlicher Köter. Beiß mich.“

Sirius knurrte und zeigte dabei seine Zähne, krallte die Pfoten tief in den frostigen Boden, als würde er zum Sprung ansetzen.

Draco biss die Zähne so fest aufeinander, dass seine Kiefer sich sichtbar anspannten. Das Blitzen in seinen Augen aber kam nicht vom Zorn. Tränen brachten das Grau in ihnen zum Glitzern wie die Winterlandschaft unter ihrem Frostmantel.

Sirius dachte an den schlecht gelaunten Kapitän zurück, der dort hinten auf den Ländereien nach seinem Sucher suchte, um ihn wahrscheinlich aus dem Team zu werfen. Er schüttelte den Gedanken ab und dachte an den Jungen, der seinem Patensohn statt einer Siegesfeier Ärger eingehandelt hatte. Knurrend grub er die Pfoten in den frostigen Boden. Dracos Blick fiel deutlich auf die Spuren scharfer Krallen, die Sirius hinterlassen hatte.

„Du denkst, ich hab das verdient“, sagte Draco und auf halbem Wege durch den Satz fing seine Stimme an zu zittern. „Natürlich bist du auf Potters Seite. Alle sind sie auf seiner Seite. Wahrscheinlich kriegt er einen verdammten Orden dafür, dass er sich wie eine wilde Bestie auf mich gestürzt hat. Das hat er sicher von dir.“

Sirius fiel kaum auf, dass er wie ein Mensch angesprochen wurde. Er knurrte lauter für jedes schlechte Wort, das Draco über Harry fallenließ, und bellte ihn am Ende an.

Draco zuckte zusammen. Er wich gegen den Baumstamm zurück, lehnte sich so gegen ihn, dass seine Kapuze zurückrutschte. Sein weißblondes Haar fiel darunter hervor vor seine Stirn. Er blinzelte schnell. „Du wirst mir nichts tun.“

Natürlich würde er das nicht. Sirius fand nicht einmal mehr ein Knurren in sich, als die Tränen sich in Dracos Augen perlten. Er wusste nicht, was er noch hier machte, warum er überhaupt hierhergekommen war, aber er dachte wieder an den Jungen im Regen zurück, der nach seinem Training Angst um seinen Platz in der Mannschaft gehabt hatte. Draco hatte alles getan, um das zu verhindern. Er hatte Rons Geist zermürbt, hatte Harry provoziert und tatsächlich auch noch trainiert. Alles umsonst.

Vielleicht war es nicht die richtige, faire Art gewesen, aber nachvollziehbar. Und es änderte nichts daran, dass er Sirius in diesem Moment leidtat. Wenn jemandem etwas so wichtig war, dann war es nicht schön das zu verlieren, auch wenn es etwas scheinbar Unwichtiges wie Quidditch war.

Draco atmete scharf ein und aus. Mit jedem Zug kam die Luft in einer schwachen Wolke über seine Lippen, gerötet von Blut und den eigenen Zähnen, die er immer wieder in die Unterlippe grub. Er schien auf etwas zu warten und kämpfte dabei gegen das Zittern seiner Glieder an, das Sirius auf die Kälte schieben wollte. Schließlich senkte er den schimmernden Blick.

„Hau einfach ab, wenn du nicht zubeißen willst“, presste er hervor.

Sirius zog die Vorderpfoten zurück und richtete sich aus der gebückten Haltung auf, die sein Knurren gefährlicher wirken ließ. Er wandte sich zum Gehen.

Draco vergrub das Gesicht in seinen angezogenen Knien und verschränkte die Arme über seinem Kopf, als würde er sich verstecken wollen. Ein dumpfes Schluchzen drang aus den Schichten seiner Robe hervor. Sirius zögerte. Er hätte gehen sollen, als er noch wütend war. Tränen ließen ihn sich unwohl fühlen. Und er hätte nie gedacht, dass ausgerechnet Draco Malfoy welche in sich hatte. Er machte sich über andere lustig und schien ein glückliches, manchmal beneidenswert unbeschwertes Leben zu führen. Wie ein Teenager sollte. Mit ganz normalen Problemen. Quidditch, Prüfungen, Mädchen… Zumindest schien er eine Freundin zu haben, jedenfalls klammerte sich ein Mädchen mit Mopsgesicht oft an seinen Arm und lachte am lautesten über seine Witze.

Sirius näherte sich vorsichtig und setzte sich neben Draco ins vom Frost überzogene Laub. Er hob die Pfote, um sie auf Dracos Schulter zu legen, als er merkte, dass ein Hund so etwas nicht tat. Anstatt aufmunternder Worte entfuhr ihm ein leises Winseln. Draco schaute ihn aus dem Augenwinkel an, ohne den Kopf zu heben, das Gesicht versteckt zwischen seinen Knien und Armen.

„Was willst du noch?“, fragte er und drückte das Gesicht zurück gegen seine Knie. Seine Stimme war schwer zu verstehen. „Du solltest dich freuen… mit dem Schwanz wedeln, oder sowas. Montague schmeißt mich bei nächster Gelegenheit raus – am besten vor der ganzen Schule. Ich hör die Gryffindors schon lachen.“

Sein Mund verkrampfte sich zu einem zittrigen Grinsen, jedenfalls glaubte Sirius das im Schatten seiner Knie zu erkennen. So wenig Kontrolle, wie er über das Zittern seiner Lippen hatte, schien er auch über seine Worte zu haben.

„Und mein Vater…“ Draco schüttelte den Kopf, rieb die Stirn dabei über die Knie. „Er hat mir das eh nicht zugetraut. Noch eine Enttäuschung mehr wird ihn nicht überraschen. Wir kommen nicht in die Nähe des Pokals, seit ich dabei bin. Und in die Nähe davon Klassenbester zu werden, komm ich auch nicht.“

Sirius kannte Lucius‘ enttäuschtes Gesicht sehr genau; seiner Meinung nach war es eher herablassend. All seine Gesichtsausdrücke waren herablassend. Er hatte eigentlich nur den einen Ausdruck. Über die Jahre sollte er ihn perfektioniert haben.

Draco atmete scharf zwischen den Zähnen ein. „Er redet nicht einmal mehr wirklich mit mir. Den ganzen Sommer über ist er weg, auf irgendwelchen Treffen, und wenn ich danach frage ist es falsch, und wenn ich nicht frage, bin ich ein Blutsverräter, und…“ Draco stolperte über einen lautlosen Hickser und sparte sich den Rest der Worte. Er musste auch nicht mehr sagen.

Sirius konnte sich denken, was Lucius ihm erzählt hatte. Dass er Klassenbester gewesen sei und eine regelrechte Quidditch-Legende in seiner Schulzeit, Vertrauensschüler, Schulsprecher und Slughorns Liebling, dann Voldemorts Liebling. Schon in Hogwarts hatte er sich immer gerne selbst auf ein Podest gehoben.

Ein eiskalter Wind rauschte durch die kargen Äste und unter die dunkelgrünen Roben. Draco zitterte. Seine Hände schienen bläulich, die Fingerknöchel weiß wie Schnee, weil er sich so fest an seine Knie krallte, als würde er sonst in einen tiefen Abgrund stürzen. Als würde eine Träne, ein sichtbares Zeichen von Kummer, sein komplettes Sein zerschellen lassen.

Sirius schob seinen Kopf unter Dracos Arme und Kopf und legte ihn auf seinen Schoß. Er bekam eine heiße Träne ab, die ihm genau auf die Schnauze fiel. Draco hob blitzschnell und verunsichert den Kopf, versuchte die Feuchtigkeit in seinen Augen einfach zu ignorieren. Sirius blieb wo er war. Einem Hund gegenüber sollte auch einem hochnäsigen, arroganten Malfoy nichts peinlich sein. Hunde hatten etwas Tröstendes an sich, zumindest hatte James das immer behauptet. Man kuschelte sich gerne gegen ihn. Hatte James immer behauptet.

Draco tastete sich mit zittrigen Händen durch das schwarze Zottelfell. Ihm rann eine Träne über die Wange. Im nächsten Moment vergrub er das Gesicht in Sirius‘ Fell, gerade rechtzeitig um ein Schluchzen zu dämpfen. Vielleicht hatte er es auch erst jetzt rausgelassen, weil er sich sicherer fühlte.

Sirius seufzte leise. Er erinnerte sich an die Lappalien von Problemen, die er in seiner Schulzeit zu kleinen Dramen aufgebauscht hatte. Er erinnerte sich an den Moment, als James mit seiner Mannschaft eine Niederlage gegen Slytherin eingefahren hatte und für ihn eine Welt untergegangen war. Bessere, einfachere Zeiten. Bevor seine banalen Familienprobleme ihn aus dem Haus getrieben hatten. Draco hatte sowas nicht in sich, da war er sich ziemlich sicher. Jemand wie Draco wurde ein verdammter Todesser, weil sein geliebter Daddy es ihm vormachte – und weil er ihm dann vielleicht auf die Schulter klopfte. Weil in seinen Augen alles richtig war, was sein Vater tat und sagte. Sirius dachte an seinen kleinen Bruder, der auch Quidditch und Schulterklopfer gemocht hatte.

Eine Schneeflocke landete auf Sirius‘ Nase. Sie und ein paar andere hatten sich durch die Zweige der Baumkrone gekämpft und den Boden erreicht. Draco atmete noch immer abgehackt ein und aus, da lag bereits eine dünne Schneeschicht auf dem Waldboden. Er zitterte wie Espenlaub. Sirius wünschte ihm keine Erkältung, auch wenn er ein kleiner Fiesling war. Er wusste, wie es war der Bastard der Schule zu sein. Auch wenn er jemanden gehabt hatte, mit dem er sich diesen Ruf geteilt hatte. Zu zweit machte alles viel mehr Spaß.

Sirius richtete sich auf, aber Draco blieb wo er und drehte bloß sein Gesicht weg, als könnte er einem treudoofen Hund nicht in die Augen sehen. Der eisige Wind ließ ihn mit den Zähnen klappern. Sein Mund und Kiefer waren immer noch blutverschmiert. Sirius leckte ihm instinktiv über das Kinn. Er schmeckte Blut und Salz.

Draco wich so ruckartig zurück, dass er mit dem Hinterkopf gegen den Baumstamm schlug. Er wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und schaute ihn verwirrt an. Sirius stupste gegen Dracos Knie, versuchte ihn mit dem Kopf anzuschieben. Der Schnee schmolz nicht mehr in seinem Fell und blieb auch auf Dracos Roben liegen. Erst jetzt schien Draco das zu bemerken.

„Oh“, machte er. „Ich sollte… ja…“

Mit steifen Gliedern richtete er sich auf und musste sich dafür am Baumstamm hochziehen. Sein Blick ging in Richtung Schloss, das hinter den Baumwipfeln nur schwer zu erahnen war. Sirius konnte den Widerwillen hinter seinen Augen förmlich spüren, also machte er den ersten Schritt. Hechelnd und mit dem Schwanz wedelnd ging er vor, drehte sich um und sah, wie Draco ihn skeptisch beobachtete. Sirius sprang in die Luft und schnappte nach einer Schneeflocke, wie Hunde das so taten. Dracos Mundwinkel zuckten.

Als Sirius diesmal vorlief, folgte Draco ihm. Sirius führte ihn aus dem Wald heraus und hinaus auf die Ländereien, wo es nicht wesentlich heller wurde. Die letzten Sonnenstrahlen wurden vom grauen Himmel verschluckt und schafften es nicht mehr auf den Boden. Der frischgefallene Schnee leuchtete in der düsteren Dämmerung.

Draco brachte ihn bis zu Hagrids Hütte und öffnete die Hintertür für ihn. Mit dem Zauberstab verwischte er seine eigenen Fußspuren, was Sirius misstrauisch begutachtete.

„Guck mich nicht so an“, murmelte Draco. „Ich kann drauf verzichten, dass Montague mich so findet.“ Er deutete abfällig auf sein gerötetes Gesicht, und scheuchte Sirius dann in die Hütte, als wäre er schuld daran. Draco schloss die Tür hinter sich und machte sich auf die Suche nach seinem Zauberstab, zündete dann das Kaminfeuer für Sirius an. Er wärmte sich die Hände an den Flammen, während Sirius sich auf dem Teppich davor hinlegte und ausstreckte.

Auch unter seinem Fell hatte er die Wärme bitter nötig. Er streckte Vorder- und Hinterbeine weit aus, um der Hitze aus dem Kamin die größte Fläche anzubieten. Als sein Bauch wunderbar warm war, rollte er sich erst auf den Rücken, dann ganz auf die andere Seite. Seine Pfoten und Schnauze landeten auf Draco, der vor ihm gekniet hatte. Sein Körper war kalt, also blieb Sirius auf seinen Oberschenkeln liegen, um etwas von seiner absorbierten Wärme abzugeben.

Von unten konnte er sehen, wie sich das Feuer auf der glasigen Oberfläche von Dracos grauen Augen spiegelte. Er hatte ein hübsches Gesicht, irgendwo unter Blut, Tränen und Bosheit. Draco bemerkte seinen Blick und Sirius tat schnell so, als würde er von den tanzenden Flammen ganz begeistert sein, schlug wild mit dem Schwanz hin und her.

„Sollte dein Monster von Herrchen nicht eigentlich längst zurück sein?“, fragte Draco. Er machte keine Anstalten aufzustehen und zu gehen, obwohl er meistens nicht schnell genug dieses ‚Haus‘ verlassen konnte. „Vielleicht wurde er niedergetrampelt… dann versteck ich mich einfach hier, bis alle vergessen, dass es zwei Gryffindors braucht um einen Slytherin zu überwältigen.“

Er schien sein Ende in der Quidditch-Mannschaft wirklich hinauszögern zu wollen. Sirius dachte daran, wie hart es für Harry wäre nicht mehr Quidditch zu spielen. Diese Tage schien er nur auf dem Besen wirklich er selbst zu sein. Sirius schaute aus dem Fenster. Harry hatte sich Ärger dafür eingefangen, dass er seine Fäuste vor seinem Kopf benutzt hatte, und Sirius wusste nicht, wie das für ihn ausgegangen war. Nachsitzen, Punkteabzug, eine Predigt von McGonagall; er hoffte eigentlich, dass Harry vorbeikam und ihm davon berichtete. Sich vielleicht bei ihm abreagierte. Er malte sich sein Gesicht aus, wenn er Draco hier sitzen sah. Im Gegensatz zu seiner Slytherin’schen Verwandtschaft hatte er nie Angst vor Konfrontation gehabt. Irgendetwas daran war immer amüsant, wenn auch manchmal nur retrospektiv.

Draco streichelte ihm abwesend durchs Fell, immer mit dem Strich. „Ich bleib einfach hier“, sagte er und versteckte ein Gähnen hinter seiner Hand. Der Tag wurde auch nicht länger. „Niemand wird mich hier vermuten. Und wenn mich niemand findet, kann mich auch niemand rauswerfen.“

Sirius wusste, was er sagen würde um ihn aufzumuntern. Aber er hatte keine Stimme, nur Bellen, Fiepen und Knurren. Vielleicht war das besser so. Draco mochte viele Seiten an sich haben, die ihm vertraut waren – verflucht vertraut – aber er hatte Harry provoziert. Harry und seine Freunde. Immer wieder. Wenn es hart auf hart kam war Sirius auch blind auf Harrys Seite.

Draco schaute ihn von der Seite an, dann schnell zurück ins Feuer. Seine linke Hand fuhr weiter unentwegt über Sirius‘ Rippen. Rote Flecken bildeten sich auf seinen blassen Wangen. Eine Täuschung des Feuers, definitiv. Die einzige Lichtquelle im Haus war der Kamin. Sirius hatte die Vorhänge der Hütte stets geschlossen und magisch undurchschaubar gemacht, falls jemand neugierig war. Auch durch den schmalen Spalt zwischen den Vorhängen fiel längst kein Licht mehr von draußen.

Draco hing leicht schräg über Sirius. Sein Augenaufschlag ging wie in Zeitlupe. „Oder ich hau ab… Geb niemandem die Chance mich auszulachen… Ich könnte dich mitnehmen… Du könntest mir helfen, immerhin kennst du dich mit Abhauen aus, dämlicher Rumtreiber…“

Er legte den Kopf auf Sirius‘ Hals, wo sein Fell besonders dicht und weich war, schmiegte sich an ihn wie an ein kuscheliges Kissen. Sirius ließ ihn. Er wusste nicht, was er groß dagegen tun sollte. Sein ganzer Körper war merkwürdig steif.

Dracos Worte hallten durch seinen Kopf wie ein Echo. Fang musste ein Meister der Flucht sein, wenn Draco so über ihn sprach. Er musste…

Als Draco das nächste Mal die Augen schloss, öffnete er sie nicht mehr. Draco schlief, das Gesicht blut- und tränenverschmiert, und Sirius hoffte, dass Harry ihm doch keinen Besuch mehr unter seinem Tarnumhang abstattete.

Er war von zu Hause abgehauen und der erste Mensch, der aus Askaban geflohen war, aber wie er aus dieser Position kommen sollte, wusste er nicht.

~*~

Sein Kissen war perfekt. Besser als das in seinem Bett in Malfoy Manor, unvergleichbar zu dem in Hogwarts. Warm und weich, mit einer ungewöhnlichen Härte, die er nicht als ungemütlich empfand. Er wollte nie wieder aufwachen. Er wollte hier liegen, bis die Welt unterging und dann wieder auf. Das erste Blinzeln seiner Lider versuchte er in der Hälfte zu unterbrechen und drängte sich dafür dichter gegen die Wärme. Ein gleichmäßiges Pochen drang in sein Ohr. Sein Kissen hob und senkte sich leicht.

Draco schlug die Augen auf. Ein Kissen bewegte sich nicht. Seine Augen weiteten sich, als er realisierte, wo er war, und dass das kein Hundefell unter seiner Wange war.

Er war in der Hütte des Halbriesen eingenickt. Ausgerechnet… Das Feuer brannte noch im Kamin und strahlte ein warmes Licht aus. Draco wagte erst nicht seinen Blick von den Flammen zu nehmen. Ganz langsam schaute er nach rechts und folgte der Knopfleiste eines grauen Hemdes zu einem Hals. Einem menschlichen Hals. Er musste den Kopf leicht nach oben schieben, um das dazugehörige Kinn zu entdecken.

Er schlief auf Sirius Black. Draco schluckte hart. McGonagall hatte in Verwandlungen erwähnt, dass entspannende Zustände, wie Schlaf, zu unfreiwilligen Rückverwandlungen eines Animagus führen konnten. Anscheinend war genau das passiert.

Draco hatte gewusst, wessen Fell er gestreichelt hatte. Mehr oder weniger klar. Meistens tat er es, damit Black weiterhin dachte, er würde ihn für einen dämlichen Köter halten. Bis eben hatte es funktioniert, aber wenn Black jetzt die Augen öffnete, würde er sich nicht mit einem Wuscheln durch sein schwarzes Haar retten können.

Blanke Panik lief Draco eiskalt den Rücken runter. Er musste hier weg. Ganz schnell. Er hob sehr langsam den Kopf von Blacks Brust, bis er seinen Herzschlag nicht mehr hören konnte, und setzte sich dann auf.

Black regte sich, als das Gewicht auf seinem Brustkorb verschwand. Draco kroch hektisch, aber darum bemüht, keinen Ton von sich zu geben, in Richtung der Tür. Er hörte ein Rascheln hinter sich, schaute über die Schulter und direkt in Blacks wache Augen. Wie von einem Lähmzauber getroffen erstarrte Draco. Sie schauten einander das erste Mal von einem Mensch zum anderen in die Augen.

Dann ging alles ganz schnell. Draco stolperte auf die Füße und stürzte auf die Tür zu, als ihn etwas Hartes, Schweres brutal wie ein Klatscher im Rücken traf. Black packte ihn um die Hüfte, wickelte die Arme eng wie Ketten um seinen Torso und riss ihn zu Boden. Draco prallte mit einer Wucht, die den Atem aus seinen Lungen schlug, auf dem harten Holz auf. Black thronte auf allen Vieren über ihm, und jetzt – als Mensch, nicht als Hund – sah er aus, als würde er Draco die Kehle durchbeißen.


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